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Dresdner Journal : 17.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-10
- Tag 1869-10-17
-
Monat
1869-10
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1869
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Moldova und eventuell bri günstigem Wasserstande bi- Drenkova fortgesetzt; von einem der soeben genannten Punkte aber beabsichtigt der Kaiser bi- Turn-Severin zu Land die der Donau entlang laufende Straße zu« benutzen. In Turn-Severin werden zur Verfügung Sr. Majestät die Dampfbooote »Friedrich* und „So phie* bereit stehen, auf denen die Reise bi- nach Rust- schuk fortgesetzt werden soll, von wo aus dann der Kaiser die Eisenbahn bi- Varna benutzen wird, um in dem letzterwähnten Hafen eines der dorthin beorderten Schiffe der k. k. Marine zu besteigen. Viceadmiral Te- getthoff, welcher heute Morgen in Begleitung seines Chefs der Crntralkanzlet der Marinrsrction, Fregattcn- capitäns Funk, nach Pola abgegangrn ist, begiebt sich von dort mit den Kriegsdampfern „Kaiserin Elisabeth* und „Gargnano* nach Varna. Daselbst schifft er sich an Bord der kaiserlichen Facht „Greif* ein, welche soeben die Königin von Neapel von Nizza nach Eivi- tavecchia gebracht hat und sich nun direct nach Varna verfügt. Zur Aufnahme Sr. Majestät des Kaisers während der ganzen Reise ist die Dampfyacht „Greif* bestimmt, auf welcher sich nur noch das unmittelbare Gefolge Sr. Majestät, ferner Viceadmiral v. Tegetthoff, Freaattencapitän Funk, der Vorstand der Mtlitärkanz- lei Oberst Beck und der Eabinetsdirector Staatsrath Braun einschiffen werden, während Dampfer „Elisa beth* die Minister Beust, Andrassy und Plenrr, sowie den Sectionschef Hofmann, endlich Dampfer „Garg nano* die übrigen Hof- und Ministerialbeamten auf nehmen wird. Zara, 14. October. Das Volksschulgesetz wurde, laut einem Telegramm der „N. Fr. Pr.", vom dalma tinischen Landtage trotz des heftigen Widerstandes der Nationalen mit unwesentlichen Aenderungen an genommen. Lapenna beantragte die Wahl eines Aus schusses zur Prüfung der Frage der directen Reichs- rathswahlen, die Vermehrung der Abgeordnetenzahl und die Beschränkung der Dauer des Mandats. Bei der Verificirung des Wahlactes von Sebenico wurde der Antrag der Nationalen auf Tadel der Regierung mit großer Majorität zurückgewiesen. Madrid, 11. October. (A. Z.) Einer den Cor tes gemachten Mittheilung zufolge haben nicht weni ger als 17 Abgeordnete, nämlich Paul y Angulo, P. Castejon, N. Castcjvn, Serraclara, Suner y Capdevila, Joarizti, Alsina, Noguero, Blanc, Agapedo, Ferrer y Garces, Pierrad, Fantoni, Benavent, Llorens, Ca bello y Carrasis uvd Manuel, die Waffen gegen die constituircnden Cortes ergriffen. In den Letzter« ist nun ein Ausschuß crnant wvrd.n, welcher über das Verhalten dieser College« gegenüber dem Aufstande Bericht erstatten und ermitteln soll, in wie weit sie ihr Charakter als Volksvertreter vor gerichtlicher Ver folgung schütze. Die meisten hatten sich in einer nächt lichen Zusammenkunft zu Lerida dahin verabredet, mit allen Kräften auf den Sturz der Regierung hinzu- wirkcn. Einer der eifrigsten unter ihnen, Suner, erließ auch in seinem Bezirk, in der catalonischen Landschaft Ampurdan, ein vortrefflich stilistrtes Ma nifest und hatte sogleich großen Zulauf, allein die von ihm geforderte strenge Mannszucht mißfiel seinen Anhängern, deren Auffassung des Republikanismus wohl weniger ideal war, so daß er sich ebenso schnell wieder verlassen und genöthigt sah, über die franzö sische Grenze zu flüchten. London, 13. October. (E. C.) Die irische Kirche ist in voller Arbeit, sich aus dem Verhältniß als Staatskirche zum unabhängigen Körper heraus zu entwickeln. Im Laufe des gestrigen Tages trat in Dublin die Conferenz von Laienabgeordneten aus allen Theilen Irlands zusammen, um zu berathen, inwieweit das Laienelement in der zukünftigen Kirchen- vcrtretung zur Geltung kommen soll. Der Primas führte den Vorsitz, und auf Antrag des Herzogs von Abercorn wurde der von Mr. Brooke unterstützte An trag, daß in der allgemeinen Kirchenvertretung die Abstimmungen gesondert in dem Geistlichen- und dem Laienstande vorgenommcn werden sollen, zum Beschluß erhoben. Bedeutend lebhaftere Erörterung als diese Resolution fand eine zweite: daß die Laien in dem Verhältniß von 2 zu 1 den Geistlichen hinsichtlich der Zahl in der Versammlung gegenüberstchcn sollten. Die Mehrzahl der Redner war entschieden für diesen An trag und stützte sich dabei auf die Behauptung, man müsse sich gegen ein zu großes Uebergewicht der Geist lichkeit wahren. Der Primas ließ nicht undeutlich merken, es sei möglich, daß der Clerus sich nicht zu diesem Vorschläge bequemen werde. Tt. Petersburg, 13. Octobcr. Der „Reg.-Anz * meldet aus Livadia, 28. September: Die Gesundheit der Kaiserin bessert sich, wenn auch langsam, so doch stetig. — Nach dem „Od. Boten* war die Krankheit der Kaiserin nicht das Krimfiebcr, das überhaupt in letzter Zeit wenig in der Krim bemerkt worden ist, sonder« eine Folge deS Unwohlsein-, da-Ihre Maje stät bereits in Jljinskoje verspürt hatte und da- noch durch eine leichte Erkältung verstärkt wurde, welche Ihre Majestät sich durch da- Verweilen im Freien an einem etwas frischen Abende in Alupka zugezogen hatte. PreiSvertheilung bei der königl. Akademie der bildenden Künste im Jahre I8«S. An Zöglinge und Schüler der königl. Kunstakade mie zu Dre-den sind für Arbeiten, welche dieselben zu der nunmehr geschloffenen akademischen Kunstausstel lung geliefert haben, folgende Auszeichnungen verlie hen worden: 1) Der große Preis deS akademischen Reise st tp end tums von 600 Thlr. jährlich, um welchen sich diesmal die Bildhauer bewerben konnten, wurde dem Bildhauer Gustav Kuntz auS Wildenfels, zeither Schüler im akademischen Atelier des Herrn Professor- Schilling, auf die nächsten zwei Jahre für eine in Gyp- ausgeführte Statue Johannes deS Täufers, un ter Berücksichtigung eines überlebensgroßen ModellS zu einer solchen des Propheten Daniel, zuerkannt, welche letztere Arbeit jedoch bereits zum Zwecke ihrer Ausführung versendet worden war und deshalb nicht mit zur Ausstellung gelangen konnte. 2) Die große goldne Medaille erhielt der als Bewerber um das akademische Retsestipendium mit aufgetretene Bildhauer Adolf Breymann aus Watzum im Herzogthume Braunschweig, statt des, Ausländern regulativmäßig vorenthaltenen, Stipendiums für ein überlebensgroßes Gypsmodcll zu einem Brunnenstand bilde Heinrich's des Löwen. 3) Lhrelfteugnisse mit der Bedeutung der großen goldne« Medaille wurden bewilligt dem Schüler im Atelier des Herrn Professors vr. Hähnel Johannes Benk aus Wien und dem Schüler im Atelier des Herrn Professors Schilling Robert Diez aus Pösneck. 4) Andere Ehrenauszeichnungen empfingen: s) die kleine goldne Medaille Franz Diet rich aus Meißen, Schüler im Atelier des Herrn Pro fessors Galeriedirector vr. Schnorr v. Carvlsfild; d) die große silberne Medaille Richard Brandner aus Lauenstein, Schüler im Atelier des Herrn Professors vr. Hübner; Heinrich Bürk aus Dresden, Schüler im Atelier de» Herrn Professors Grosse; c) die kleine silberne Medaille Rudolph Schuster aus Markneukirchen, Schüler im Atelier des Herrn Professors l)r. Richter; Bruno Ptglhein aus Hamburg, Schüler im Atelier des Herrn Pro fessors Schilling; Ernst Sommerschuh aus Rippien, Schüler der Bauschule 1. Abtheilung; 6) cin Ehrenzeugniß Karl Schlüter aus Pinneberg in Holstein, Schüler im Atelier des Herrn Professors Schilling; Ludwig Rudow aus Merse burg, Ernst Schurth aus Neustadt im badenschen Schwarzwalde und Hermann Zabel aus Cölln bei Meißen, sämmtlich Schüler der Oberklasse; Gustav Kadner aus Dresden und Friedrich Naake aus Schönfeld bet Pillnitz, Schüler der Mittelklasse; Ed mund Waldow aus Stolp in Pommer«, Schüler der Bauschule 1. Abtheilung; Hermann Rudolph aus Oelsnitz und Herman Seydel aus Zwickau, Schüler der Bauschule 2. Abtheilung; e) mündliche Belobungen Paul Linke aus Breslau, Albert Raudnitz aus Dresden und Her mann Stützer aus Leipzig, Schüler der Oberklasse; Bruno Urban aus Pulsnitz, Schüler der Mittel klasse; Hans Enger und Gustav Schumann I., beide aus Altenburg und Schüler der Bauschule 2. Abtheilung. Die am 11. dieses Monats durch Se. Excellenz den Herrn Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz, als königl. Commissar bei der Kunstakademie, in feier licher Versammlung der letzter« und ihrer Zöglinge erfolgte Verkündigung, bez. Aushändigung der vor- bemcrkten Ehrenauszeichnungen wurde durch einen Vortrag des Herr Professors vr. Hettner über den vaticanschen Apoll, sowie über Zei! und Anlaß seiner Entstehung, verbunden mit einer Erklärung des Mo tivs, sowie nächstdem durch eiuige, an die Zöglinge der Kunstakademie gerichtete Worte des Herrn Pro- feffors vr. Hübner eingeleitet. Dresdner Nachrichten vom 16. October. — I. Eins der edelsten Herzen hat ausgrhört zu schlagen. Am 15. Oktober verschied Herr General major a. D. Friedrich Ernst Aster, des königl. sächs. St. Hcinrichsordens Ritter und Comthur des Verdienst ordens, cin Mann von seltner Biederkeit deS Charakters, unvergleichlicher HerzenSgüte und wahrhaft rührender Selbstverläugnung und Opferfreudlgteet für da- Wohl seiner Mitmenschen. Gleichwie der Verstorbene in srü» herer Zett dem König und dem Vaterlande mit hoher Auszeichnung diente, so waren seine spätem Lebens jahre der unablässigsten treuesten Fürsorge für Arme und Hilfsbedürftige gewidmet. Eine ebenso umfängliche wie segensreiche Wirksamkeit entfaltete er besonder- im Ver ein zu Rath und That, sowie im Augenkrankeuhrilver- etn hierjelbst. Dir Schüler und Schülerinnen der vou dem erstem unterhaltenen Freischulc, deren fortschrei tende- Gedeihen zum nicht geringen Theile der uner müdlichen Thätigkeit und liebevollen Obhut de- Ver- torbenen zu danken ist, liebten und verehrten ihn wie hrm zweiten Vater. Gleich unvergeßlich wird er Den- enigrn sein und bleiben, welche von nah und fern be- »ufs Erlangung von freier Cur und Verpflegung in ihren Augenleiden an ihn, den jederzeit hilfsbereiten und leutseligen Vorstand des Augenkrankenheilverrins sich wendeten. Sein lebhaftes Interesse an diesen und andern ihm lieb gewordenen hiesigen Wohlthätigkeits- anstalten hat er noch durch entsprechende Vermächtnisse bethätigt. Von seiner großen Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit hat er auch noch letztwillig Zeugniß ab gelegt, indem er sich em möglichst einfaches Begräbniß erbeten, jede Begleitung, jede Grabrede und jeden Schmuck seines Sarges abgelehut und nur ein Gebet an seinem Grabe angeordnet hat, wobei etwa seine Verwandten und Freunde sich betheiligen könnten. Dieser ausdrücklichen Vorschrift gemäß wird der in allen Krei sen der Dresdner Einwohnerschaft gleich hoch verehrte, von seinen Freunden wahrhaft geliebte Mann Monlag, den 18. d. Mts., um 8 Uhr Morgens an der Seile seiner ihm vor 22 Jahren im Tode vvrangegangenen Gattin auf dem alten Neustädter Friedhöfe zur Erde bestattet werden. — Fräulein Juliane Friederike Mechau, am 6. August d. I. hier verstorben, hat auch dem sächsi schen Pestalozzivereine und dem Frauenver eine Legate von je 100 Thlr. ausgesetzt, welche be reits zur Auszahlung gelangt sind. — Die von der „Liedertafel" unter Mitwirkung mehrer Mitglieder des k. Hoflhcaters zum Besten der abgebrannten erzgebirgischen Stävte (Zschopau, Frauen stein und Lichtenstein) für den 21. Oktober veranstal tete dramatisch-musikalische Abendunterhal tung hat erfreulicher Weise so lebhaften Anklang ge funden, daß sämmtliche Billets heute bereits vergriffen sind. Wie wir vernehmen, beabsichtigen die Veranstal ter dieser Abendunterhaltuug dieselbe zu gleichem Zwecke am folgenden Tage (Freitag) zu wiederholen. L Im Zweiten Theater ging gestern zum ersten Male über die Bühne „Die Probirmamsell", Lebens bild mit Gesang in 3 Abthcilungcn und in 8 Bildern von Berg, bearbeitet von Jacobson, Musik von Lehn hardt. Mitten aus den alltäglich sich wiederholenden Ereignissen tritt das Stück an uns heran. Voll tiefer Moral, geißelt es streng die Thorheiten, Verblen dungen und Verirrungen der verschiedensten Stände und zeigt, wie ein ursprünglich reines und unverdor benes Herz durch Putzsucht und Eitelkeit in die tiefste Verworfenheit sinken kann. Geschickt sind die einzel nen Fäden, die verschiedenen Scencn und Ereignisse ineinander verwebt, bis das Ganze einen wohlthucn- den, Herz und Gemüth befriedigenden Abschluß findet. Besonders ergreifend treten einzelne Momente an unS heran, wie wir beispielsweise nur an die letzte Scene im 6. Bilde „im englischen Viertel* erinnern. Die Besetzung der einzelnen Rollen war eine durchweg gute, und mögen wir sämmtlichcn Mitwirkenden unsre An erkennung nicht versagen. Die Probirmamsell des Frl. Hänsel, der Baron v. Schmerling des Herrn Elcho, der Souffleur Müller des Herrn v. Sabatzky und der Friseur Fcderweiß des Herrn Stephan waren vorzügliche Leistungen. Zufrieden mit der äußern Ausstattung des Stückes, gebührt noch ein Wort des Lobes dem Herrn Dekorationsmaler Planitz vorzugs weise für das schöne Bild unsers lieben Dresden, bei dessen Anblick das versammelte Publicum in lauten Applaus ausbrach. Auf der großen Frohngasje ist ein Mädchen, welches die Unvorsichtigkeit beging, von der ersten Etage auf rin im Hofe befindliches Glasdach herabzuspringen, durch letzteres durchgebrochen, wobei es einen Arm bruch erlitt. * Am 14. d. M. Abends ist auf der Königsbrücker straße die Bespannung zwei aneinander gehängter Wa gen durchgegangen, als der Führer derselben sich kurze Zeit von ihr entfernt hatte, um einen von den Wagen herabgefallenen Gegenstand wieder herbeizuholen. Bei dieser Gelegenheit ist ein Arbeiter, welcher sich auf einem der Wagen befand, zum Fallen gekommen und durch Ueberfahren dermalen beschädigt worden, daß gestern Abend sein Tod erfolgte. ProvinMnachrichlrn. AuS Lichtenstein schreibt man dem „CH. Tgbl.* vom 14. Oct., daß die Unterbringung sämmllicher Obdach- losen, dir sich auf ca. 80 Familien belaufen, wcgen Mangel au Logis noch nicht ganz bewerkftrlligt war. Es be finden sich unter den Calamitosrn Miethstrute, dir w kurzer Zeit zweimal durch Braudunglück betroffen wurden und lewer umsoweniger Aussichten au, nachhalngr Unterstützung von auswärts Haden, weil ja dw Opfer- Willigkeit in letzter Zett so vietsach in Anspruch genom men worden ist. Dw Mehrzahl der Hausbesitzer halte versichert, während die- der vielen der Mtelhsdcwohuer nicht der Fall war. Diese Letztem drfindrn sich in schlimmer Lage, denn es ist von ihrem Elgenlhumr wenig gerettet worden; manche davon habe« augen blicklich weiter Nichts, als was sie auf dem Leibe tra gen. Alles ist behilflich mit der Unterbringung der Abgebrannten, und hoffentlich wird sich im Verlaute von ewigen Tagen Vieles besser gestaltet Habelt. (Fortsetzung m der Beilage.) Gerichtsverhandlungen. * Dre-den, 16. Oktober. Gestern hat die am 4. d. M. begvnncue 3. Schwurgerichtsperiode hier ihr Ende erreicht. Ueber deren Ergedntsse ist in Kürze Folgendes zu berichten: Die Geschwornen erklärten für nichtschulvtg: 1) den früher« herrfchaftlichen Jäger Wilh. Limpert aus Wülknitz, welcher beschult, gl war, in trunkenem Zustande aus einer mtt Hasenschrot ge ladenen Doppelflinte auf seine Ehefrau einen Schug abgefeuert zu haben in oer Absicht, dieselbe zu lödten (L. läugnrt, daß der Schuß seiner Frau gegolten habe, und es dltebin hierüber nach den von Letzterer w der Hauptverhandlung gemachten Angaben Zweifel übrig); 2) der Bretschneider Tränkner aus Heidersdorf, an geklagt, in Bodenkammem des Mchnert'schen Wohn hauses in Heidersdorf 2 Mal Feuer (vessen alsbaldige Bewältigung in beiden Fällen geglückt war), angelegt zu haben. (Verdachtsgründe: Anwesenhell aus demMcy- nert'sche« Bode« uno H^rumkrame« in allem Papier seilen Tränkner'- kurz vor Ausbruch des zweiten Bran des, verdächtige Reden, Wunsch nachiAuflvsung desLohn- verhältnisses zu seinem Arbettgeber Mehnert re.); 3) oer Gartennayrungsbesitzer Schneider in Gvhlrs, bezüch- tigt, in der von Joh. Christ. Grille in Zryjchewlg wegen Rückzahlung eines Darlehns anhängig gemachten Pro- ceßsache einen Meineid w gewinnsüchtiger Absicht ge leistet zu haben. (Die Hauptverhandtuug gestaltete sich dadurch, daß gegen die Glaubwürvigkett der Zeugen erhebliche Zweifel sich ergaben, zu Gunsten Schneroer's). Schuldig sprachen die Geschwornen: 4) ven schon wie derholt wegen Diebstahls bestraften Mühidurschen Frie demann aus Leisnig, wegen eines w der Nacht zum 7. April d. I. in der Fetvmühle zu Gröda (m Ge meinschaft Mil ewer zweiten nicht ermittelten Person) verübten Einbruchsdiedstahls, (Objekt: baares Geld, Uhr, goldne Kette rc., Gesammtdetrag 240 Thlr.); Friedemann läugnetc beharrlich, jedoch wurden durch die Aussagen von 11 Zeugen eine Reihe sehr bedeu tender Vcrdachtsgründe gegen ihn erbracht, das Erkenul- niß lautete aus 5 Jahre Zuchthaus; 5) aus Grund ge heimer Verhandlung wurden laut öffentlich bekannt ge machten Erkenntnisses die Dlenslknechle Rost aus Wein böhla und Naumann aus Brvckwltz wegen Gewalt zu Zwecken der in Art. 181 des rev. -Strafgesetzbuchs ge dachten Art zu je 6 Monaten Gefängnis; verurthelit; 6) Joh. Christ, verchl. Ebert hier sansen die Gejchwor- nen schuldig, im Mai d. I. aus der Wohnung eines Finanzcalculators hier mittelst 'Nachschlüssels Kleidungs stücke im Werthe von 70 Thlr. gestohlen, auch in eine andere Wohnung sich in diebischer Absicht ewgejchlichcu zu haben. (Verdachtsgründe: Besitz mitgestohlener Sachen, Unglaubwürdigkeit der Angaben über den Erwerb, bez. Anwesenheit am Orte der That); der Schwurgenchts- hof verurtheilte die Ebert zu 2 Jahren 1 Woche Zucht haus; 7)der gewerbmäßigen Parltrerei waren oer Han delsmann A.A.Beilich und der Strumpfwirker Gr uv er aus Großenhain angeklagt. Beilich hatte zu sehr häufigen Malen von zwei Fabrikarbeitern in Großeirham Gar« (zusammen 63 Pfo. — circa 50 Thlr.) und Ausputz wolle (200 Pfd — circa 16 Thlr ) m kleinen Quan titäten nach und nach unter dem Werthe angekauft (das Garn in Quantitäten bis zu 5 Strähnen), die in- mittelst verstorbenen Fabrikarbeiter hatten Garn und Wolle aus einer Grogenhaincr Fabrik, in der sie ge arbeitet, sich angeeignet. Beilich hatte Garn und einen Theil der Wolle an Gruber, einem Verwandten von ihm, Wetter verkauft. Beide Angeklagte läugneten, den unredlichen Erwerb gekannt oder vermuthet zu haben, gegen Beilich wurden jedoch eine Mehrzahl gravirlicher Umstände ermittelt (so hatte, wie Beilich selbst Nicht abredig, der eine Fabrikarbeitcr, als er das erste Mal Mitlcidcns zu geben, man kann sich in ersinn, Falle Grobheiten, im andern Verhöhnungen zuziehen, ä. u. j- Dresden, 16. October. Am gestrigen Abend eröffnete Rudolph Gener im Saale des „Hotel de Pologne * seine angckündtgten Vorträge mit Shakespeare's „Hamlet*. Die so oft anerkannten glänzenden Vor züge des Herrn Genöe, seine geschickte Behandlung wie meisterliche Vortrag-weise hatte wie in früher« Jahren rin zahlreiches Auditorium versammelt, das mit warmer, am Schluffe zu lautem Beifall sich steigernder Theil- nahme der Vorlesung folgte. Der Vortragende gab zunächst eine Einleitung, welche eine auf eigene Be trachtung und sorgfältiges Studium begründete, geist volle und künstlerisch durchdachte Anschauung der Shake» spearedichtung bekundete. Er motivirte das Abweichende seiner Methode der Hamlettragödie gegenüber, die er nicht bloS in ihren Höhenpunkten mit verbindenden Erklärungen, sondern in ihrer Totalität vorführte; und ging sodann auf ihre Bedeutung und Wirkung ein. Hieran schloß sich die dramatische Necitation des ersten und zweiten ActeS der Tragödie, welche das schon so oft Gehörte mit neuem fesselndem Reiz zu beleben wußte. Nächsten Dienstag wird Herr Genöe den „Ham let* zu Ende führen. Historische Literatur. Archiv für die sächsische Geschichte. Hcrausgegcben von vr. K. v. Weber, Ministerialrath, Direcior des Haupistaatsarchivs in Dresden. Achten Bande- zweite- Heft. Verlag von Bernhard Tauchnitz. Leipzig 1869. Das Archiv für sächsische Geschichte, diese-Magazin für Einrelforschun^en »u einer noch sehr der gründlichsten Vorstudien bedür fenden künftigen, einigermaßen den Anforderungen der Gegenwart genügenden Geschichte unsers Landes, dessen Publication wir der Anregung und Liberalität unsers Cultusministeriums verdanken, ist bereit- bis zum zwei ten Hefte des achten Bandes gediehen. Das neueste Heft enthält zwei größere Abhandlungen, die eine von Max v. Erlking über das Herzogthum Meiningen und die Thätigkeit des damals in Frankfurt weilenden Herzogs Anton Ulrich während des 7jährigen Krieges, und die Hälfte einer zweiten des Professors vr. Wenck über die Albcrtincr und Ernestincr nach der Witten berger Capitulation, über die vom Kaiser Karl klug ausgcbeutcten Differenzen und Unterhandlungen wcgen einer in jener Capitulation noch unentschieden gelasse nen definitiven Ausgleichung der einander bitter ver feindeten Vettern mit einem Detail, welches für die culturhistorische Charakteristik damaligen polnischen, staatsrechtlichen und volkswirthschaftlichcn Denkers und Treibens ganz interessant ist. Unter de« Miscellen sind einige Notizen über den gegen die Generalin von Neitzschütz 1696 angestellten Crtminalproceß beachtens- werth. Ug. f Periodische UnterhaltuugSliteratur. Seit einer Reihe von Jahren erscheint in Berlin in der Expedition des Sonntagsblattes (Duncker u. Simion) ein bereits vielfach verbreitetes, von Otto Ruppius gegründete- UnterhaltungSblatt, da- „Sonntagsblatt für Je dermann aus dem Volke*. Dasselbe bringt Original- arbeiten beliebter Autoren, wie Spielhagen, Edm. Hö fer, W. Jensen, Fr. Friedrich, Äerstäcker, A. Meißner, zur Veröffentlichung und zeichnet sich durch die volks- thümliche Art und Weise, in der alle die Zett bewe genden Erscheinungen, wir die Resultate der Wissen» ick-,st, behandelt werden, vor vielen Blättern vortheil- haft auS. Dabet ist zu bemerken, daß da- Blatt mit trefflichen Holzschnitten illuslrirt wird, und daß auch der Prces sehr billig gestellt ist. Die erste October nummer, die uns vorliegt, bringt u. A. zwei Novellen von A. Kurs und von Th Justus, ferner einen in teressanten Aufsatz über Wilhelsnshavcn mit großer Illustration, einen Bericht über die Gartenbauausstel lung und unter der Rubrik „Lose Blätter* eine Reihe unterhaltender Miscellen. — Auch die illustrirte Zeitung „Ueber Land und Meer", welche von F. W. Hackländer im Ver lage von Ed. Hallbcrger in Stuttgart herausgegeben wird, enthält in den uns vorliegenden Nummern (34 bi- 48) wiederum reichen Lesestoff. Unter den Novel len befinden sich ansprechende Arbeiten von Fr. Bo- deustcdt, O. Noqucttc, G. Reisewitz, R. Schweichcl u. A. Ferner bietet K. v. Holtet Bilder aus Graz, während Kossak und Silberstein über das Berliner und Weener Leben berichten. R. Waldmüller veröffentlicht seine Erinnerungen an Bettina und eine Skizze von A. Mels behandelt Bogumil Dawison. vr. H. Schramm setzt seine volkswirthschaftlichcn Briefe fort; W. Heine schil dert einen Ausflug nach den Felsenbergen u. s. w. Die zahlreichen Illustrationen sind meistens, wie immer, recht gut ausgesührt. s Wie aus Kassel gemeldet wird, sind in Betreff der Katlenburg nun endgiltige Beschlüsse gefaßt; die beiden Flügel werden abgerissen und die rochen Sand- steinquaoern in dem Hofe deS Hauptgebäude-, welches vorerst noch stehen bleibt, untergrbracht, um demnächst zu einem Gebäude für die Bildergalerie Verwen dung zu finden; die übrigen Mauersteine kommen zum Verkaufe. j- Der „A. Z.* wird auS Bonn geschrieben: Dir von O. Jahn hinterlassene Bibliothek, bekanntlich in der gejammten Philologie und Archäologie, sowie namentlich auch in der Musik beispiellos reichhaltig, ist bei einer auf heute früh anberaumten Blococrstei- gcrung in den gemeinschaftlichen Besitz der Herren Cohen, Lempertz (von hier) und Joseph Bär (aus Frankfurt a. M.) übergegangen. * Der französische Akademiker Charles Augustin Sainte-Beuve, gleich bekannt als Kritiker, Literar historiker, Dichter und Politiker, ist — wie wir schon tn einem Telegramm aus Parrs meldeten — seinem schmerzhaften Leiden, das ihn mehrere Monate hindurch quälte, erlegen. Er hat ein Alter von nicht ganz 65 Jahren erreicht. Seine Kritik der Oden uno Balladen Victor Hugo's erregte Sensation; auch sein „historisches und kritisches Gemälde der französischen Poesie* lenkte die Aufmerksamkeit in hohem Grade auf ihn. Nach der Julircvolution näherte sich Sainte-Beuve den Saint- Simonisten. 1837 erschien, nach einem Aufenthalte in der Schweiz, seine „llietoir« «le kort koxal"; einige Jahre später publicirte er die „kortraits littörsire, 1857 seine Studie über^Zirgil, 1860 sem Werk über Chateaubriand. Sein Stil war im höchsten Grade anziehend, pikant, manchmal etwas bizarr. Balzac er fand für diese Schreibart das Wort: die Sainte-Beuve- Sprache. * Bogumil Goltz' „Buch der Lindheit* ist soeben in dritter Auflage (Berlin, Duncker) erschienen. Diese in ihr^r Art einzigen Schilderungen sind zwar vielfach nachgcahmt worben, aber keiner der Kindheitsbiogra- phen kann mit dem genialen Goltz auf gleiche Linie gestellt werde«. * Paul Heyse hat ein neues Schauspiel geschrieben, das sich „Ehre um Ehre* betitelt und zunächst tn Ber lin zur Aufführung kommen soll.
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