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Dresdner Journal : 15.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-10
- Tag 1869-10-15
-
Monat
1869-10
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 15.10.1869
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P 24«. Freitag, de» 15 Oktober. 18«» I«,i»rmrn1,prttst. 1» »«röa. «UirUcki «rklr. —Hxr ^Mrlick.- 1 „ 1k „ > >1<,o»tliel>r— „ 1S „ Li»r«Iv« ktlmuncro: 1 „ . tritt jüd-Uvk 2 1'klr. 8t«wv«lx«ditür, »u»«rk»ik av- Xorüü. 8uo6«» kost- uo<i 8t«n>p«I-u»cdl»xL>ll»». rnseratniprtise: kür äs» K»»i» «io«r ^«»p»Itell«o 2«il«: 1 ki^r. votor „Lioxe,»oät" üi« Leit«: 8 kixr. Erscheinen: lAxUek, mit Xo,o»kii>« ck«r Soos- »oü kel«rt»x», ücd«o<i, Nir ä«» kolxeltäeo Dl-eMerÄmmai. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »nseratknnmieiiine an,w«r1,. ! k». ö»-»o,r»rr»». Ovi»ioi»,io»>tr -r <i«i vr«»6o«r ^ouro»!»; 8. Ltloi.»», Lvoii« Loir; 8»wdnr^«,rU»- Vr,a-I.«ixitx-8»»»I-kr»-lIrfurl » »I ök Vo»i.»», L«rUoi Oiorivi'icU« UiicLIi., ItiriiLri»'» 8»r«»», Kvool.r» Lios»»! Lr-meo L. Soui-orr»; 8r»»I»it I». 8r-i«ori«'» Xnooncvo'^uruitu, liixr t kuvxo; knmicturt » N.: Nuvlili.; Nöl»: Xo.ksvim, ?»ri»t H-r-s, Lirrire, ül.i.l.iL« L<)o_, (S, klio« ä« I» Louri«); krix: k». Luil-iou'» NuLÜü.- Vi«»t Xl.. Orrir.1» ' Herausgeber: Lkuigl. Lipeätliuu ä«, 0re»äa»r ^ouruil», Or«»ä«o, L1»ri«u«tr»»ss Lio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 9.Octobcr. Se. Majestät der König haben dem Ktrchschullehrer Christian August Erdmann zu Dobra die qoldene Medaille des Verdienstordens zu ver leihen geruht. Verordnung, das Ausschreiben der katholischen Kirchenanlage betreffend, vom 23. September 1869. Zu Dcctuug des Bedarfs für die römisch-katholischen Kirchen zu Dresden (mit Neustadt, Friedrichstadt, Frei berg und Meißen), zu Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Hubertusburg ist auch in dem laufenden Jahre eine Anlage zu machen. Es ist dieselbe von den in gedachte Kirchen Eingepfarrtcn nach den durch die Verordnung vom 12. October 1841 (Gesetz: und Verordnungsblatt vom Jahre 1841 S. 232) §8 7. 8. 10. und 11. be stimmten Sätzen, von denen jedoch die in 8 7. unter d. c. und ä. bestimmten Sätze auch für diesmal auf drei Viertheilc, mithin auf resp. M, und '/,« das von den betreffenden Parochianen zu entrichtenden Ge werbe- und Personalsteuersatzes herabgesetzt werden, zu bezahlen. Jeder Beitragspflichtige hat den auf ihn fallenden Beitrag bis zum 15. November dieses JahrrS an die 8 18 genannte Recrpturbehörde unerinuert ab zuführen. Das Auöschreibcn einer Schulanlage bleibt auch für das Jahr 1869 ausgesetzt. Dresden, am 23. September 1869. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, von Falkenstein. Fdlr. Nichtamtlicher Theil. 'N-bersiÄL. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Ber lin: Der König. Die Aufnahme des Kronprinzen in Wien. Hessischer Antrag beim Bundesrathe. Das Herrenhaus und die Krcisordnung. Landtagsange- legcnheiten. — Eschweiler. Arbeitseinstellung. — Kiel: Gesuche um Anerkennung der schleswig-hol- steinschen Ankeben. Dänische» Predtgerscmwar. — Hamburg: Exccsse. — München: Bundesliqui dationscommission. — Darmstadt: Kronprinzessin von Preußen. — Wien: Zur Orientrcise des Kai sers. Die Landtage und die Frage der indirekten Reichsrathswahleu. Die Unruhen in Dalmatien. — Lemberg: Vermischtes. — Florenz: Proceß Lobbia. — Venedig: Kroi Prinz von Preußen. — War schau: Nene Tcrritorialeinthcilung. Gekäste po lizeilich geschlossen — Konstantinopel: Eisenbahn- concession. Differenzen zwischen der österreichischen und englischen Gesandtschaft. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Lotteriegewinnliste vom 13. October. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Glauchau, Donnerstag, 14. Oktober, Vormit tags Äst Uhr. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Vergan gene Nacht A1 Uhr ist in dem nahen Städtchen Lich tenstein auf der Schießgasse Feuer auSgebrochen und hat circa 30 Wohnhäuser nebst den zu diesen gehörigen Hintergebäuden eingeäschert. Dw öffent lichen Gebäude sind verschont geblieben. Die Gefahr Tagesgtschichlt. Dresden, 14. Octvbcr. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer begründete zunächst Rittner eine Interpellation, Gewährung eines genügenden Rechts schutzes bei Eiscnbahnunfällcn betreffend, auf welche Staatsminister v. Nostitz Wallwitz die Erklärung der Staatsregicrung vorbchielt. Hofrath v. Bose begründete alsdann einen Antrag auf Adoption der in der Sitzung der Zweiten Kammer am 9. d. M. beschlossenen Ab weichungen von der Landtagsorenung als provisorische Normativbcstimmungcn auch für den Geschäftsgang der Ersten Kammer Nach kurzer Debatte wurde dieser Antrag an die dritte Deputation verwiesen. Hauptgegknstand der Tagesordnung war der Bericht der ersten Deputation über den Gesetzentwurf, die Verminderung der Instanzen im Administrativ - Justiz- verfahren betreffend. Die Minorität der Depu tation (v. Zchmen und Oberappellationsgerichtspräsi- dcnt vr. Sickel) beantragt die Ablehnung, die Majo rität (geh. Hofrath Prof. vr. Albrecht, Bürgermeister Müller und Bürgermeister Hennig) die Annahme des Entwurfs. Nach einer längern Debatte, an welcher Staatsminister v. Nostitz Wallwitz Bürgermeister Koch, v. König, vr. Heinze und dcr Referent für den An trag der Majorität, sowie v. Zchmen und vr. Sickel für den Antrag dcr Minorität sich bcthciligtcn, wurde bei der Abstimmung der Gesetzentwurf nach dem An träge der Dcputationsmajorität gegen 9 Stimmen von der Kammer angenommen. Der ausführliche Bericht folgt morgen.*) * Berlin, 13. October. Der Aufenthalt Sr. Ma jestät des Königs in Baden-Baden dürfte etwa noch 14 Tage dauern. — Lie „Prov.-Corr." berichtet über den herzlichen Empfang, welchen Se. k. Hoheit dcr Kronprinz am kaiserlichen Hofe zu Wien gefunden. Das osficielle Organ bemerkt dabei, die Kaiserin habe gegen den Kronprinzen den Wunsch ausgesprochen, ihn bald an dcr Seite der Kronprinzessin wiederzuschcn, und dcr Kaiser dem freundlichen Abschiede hinzugesügt, er hoffe den Prinzen bald tm Orient wiederzusehen. „Die herzliche Ausnahme, welche unser Thronerbe in Wien gefunden hat — sagt die „Pr.-C." — bestätigt vcllauf die Erwartung, daß dcr kaiserliche Hof ebenso wie die Regierung unsers Königs Werth darauf legt, die alten freundschaftlichen Bande zwischen den beiden Höfen und Staaten wieder inniger und fester zu knüpfen." — Wie die „N. A. Z." berichtet, ist an den Vundesrath des Norddeutschen Bundes von Seiten der großhcrzoglich hessischen Regierung der Antrag gestellt worden, der Bundesrath wolle nachträglich auch das Grvßherzogthum Hessen als einen derjenigen Staa ten bezeichnen, deren Centralbehördcn befugt sind, für das ganze Bundesgebiet giltigc thierärztliche Ap probationen zu crtheilen. Motivirt wird der An trag durch den Hinweis darauf, daß die Veterinäran stalt in Gießen in Verbindung mit der Universität alle Mittel zur theoretischen sowohl als praknichen Ausbil dung der Thierärzie vollkommen gewähren. Für den Antrag spreche das Bcdürfniß, weil, wenn die Vete- pinäranstalt in Gießen ausgeschlossen bleiben sollte, den Angehörigen der Provinz Oberhcssen in dem be- »achbattcn Theile des Norddeutschen Bundesgebiets die Erlangung einer thicrLrztuchcn Approbation für daS ganze Bundesgebiet allzusehr erschwert sein würde. — Die „Pr.-C." enthält heute einen Artikel über die Stellung des Herrenhauses zum Entwurf der Kreis ordnung, in welchem es u. A. heißt: „Die Regierung ist sich bewusst, bah die Einrichtungen, welche sie zu schaffen versucht, zwar in vieler Beziehung dem großen Grundbesitze, welcher im Herrenhause vornehmlich ver treten ist, bedeutende Opser auserlesen, in andern wichtigen Beziehungen dagegen durchaus den Anforderungen entsprechen, welche von conservativeu Staatsmännern nicht minder entschie den als von den Vertretern des Liberalismus für die Ent wickelung unsers Staatswesens von jeher gestellt worden sind. Umsomehr darf die Regierung darauf rechnen, daß der Ent wurf, den sie unter gewissenhafter Rücksichtnahme auch nach dieser Seite hin vorbereitet hat, auch im Herrenhause bereit willige und entaegenkommendc Würdigung finden werde. Die Hoffnung der Regierung kann jedoch uur in Erfüllung gehen, wenn das Abgeordnetenhaus an seinem Theile die Möglichkeit der Vereinbarung mit dem Herrenhause mit derselben politi schen Umsicht und Gewissenhaftigkeit im Auge behält und durch *) Berichtigung. In der im „Dresdu. Journ." (und gleich lautend auch im „Dresdn. Anzeiger") adgedruckten Tagesord nung der ll. Kammer kür die Sitzung vom l l. Octover ist die in dieser Sitzung zur Beschlußfassung gelangte Petition des Schriftstellers Badewitz als: „die Verlegung deS Festes „„Allerseelen"" aus den 2. November betreffend" bezeichnet, welche Bezeichnung sodann auch in die officielleu „Landtags- mitthcilungen" (S. 6», Sp. I) u. in das Referat des „Dresdn. Jonrn." übergeaangen ist. Herr Badewitz macht uns aufmerk sam, daß diese Bezeichnung eine unrichtige üt, indem seine Pe- titiou, wie auch der Referent, Herr Abg Ludwig, in der Kam mer berichtet hat, dahin geht, daß die Todtenseier, wie sie in der protestantischen Kirche ist, auf den 2. November jeden Jahres verlegt werden möge, an n elwem Tage die katholische Kirche das Allerseelensest feiert. D. Red. ist vorüber. EntstehungSursache unbekannt. (Nach einem andern, aus Chemnitz uns zugegangencn Tele gramm ist das Feuer im Hause des Webermeisters Stcgmann ausgebrochcn und die eingcäscherten Häuser bildeten die Schulqassc und den Buttermarkr; auch am Hauptmarkte sind einige Häuser nicdergcbrannt und ist dem Feuer beim Kaufmann Webendörfer Einhalt gcthan worden. Die Kirche soll beschädigt sein. Die abge brannten Häuser haben durchgehends harte Bedachung gehabt. Gerettet wurde nur sehr wenig. D. Red.) Agram, Mittwoch, 13. October, Nachmittags. (Corr.-Bür.) Nach einer zweistündigen stürmischen geheimen Sitzung, in welcher über den Landtag-- beschluß wegen Abschaffung der cyrillischen Schrift und daü LandeSbudget berathen worden war, ver ließen in öffentlicher Sitzung die Syrmirr Depu- tirten den LandtagSsaal. Paris, Mittwoch, 13. October, Abends. (W. T. B ) Der Senator Sainte-Beuve lvcrdicnstvoller Schriftsteller, geb. 1804) und der Bischof von Ajaccio find gestorben. Madrid, Mittwoch, 13. October, Abends. (W. T. B.) Die Insurgenten haben sich mit einem großen Tdeilc der Landbewohner in Valencia fest gesetzt; 18 Bataillone NegierungStruppen halten den größten Theil Valencias besetzt. Der Aufstand ist augenblicklich auf Valencia und kleine, die Pro- vinzen Katalonien und Aragon durchziehende Jn- surgentenbandcn beschränkt; von letzter« haben täg- lich welche sich unterworfen. Die amtliche Zeitung sagt: Der Gouverneur von Katalonien habe die Unterwerfung von 1800 Insurgenten in Tarragonien angezeigt; ebenso hat ten sich 2000 Insurgenten in Gerona, KOO in Lerida und KOO in Barcelona unterworfen. Eine 1000 Mann starke Jnsurgentenbande in Alcira wurde geschlagen und verlor 61 Todte und 30 Gefangene. Konstantinopel, Mittwoch, 13. October, Abends. (W. T. B.) Die Kaiserin der Franzosen ist heute Nachmittag 3 Uhr hier eingetroffen und vom Sultan im Palaste Beglerbeg glänzend em- vfangen worden. Am Ufer deS Bosporus war fast die ganze Bevölkerung anwesend. Heute Abend ist Galatafel beim Sultan, worauf eine Illumination stattfindet. DaS Journal ,^Turquie" bestreitet, daß di^ Reise der Kaiserin Eugenie einen politischen ZweF habe, sei eS betreffs der Christen in Palästina, sei eS bezüglich der ägyptischen Krage. New-Uork, Mittwoch, 13. October. (W. T. B, Kabeltelegramm.) General Belknap auS Iowa ist zum KriegSministcr ernannt worden. Die in Ohio, Iowa und Pennsylvanien gestern stattqehabten Gouverneurwahlen sind mit starken Majoritäten im republikanischen Sinne ausgefal len. In Pennsylvanien siegten die Republikaner mit einer Majorität von 5000 Stimmen. Dies Resultat ist vornehmlich der lebhaften Bethciligung der schwarzen Bevölkerung an den Wahlen zuzu schreiben. seine Beschlüsse nicht de» Boden, ans welchem eine Verstän digung erreichbar ist, aufgieLt." In der gestrigen Sitzung des Abgeordneten hauses ist außer andern Gesetzentwürfen auch der Entwurf eines Gesetzes über den Eigeutkumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke, sowie dcr Entwurf einer Grundbuchvrdnung cingcbracht worden. Wie dcr Telegraph meldete (vgl. Nr. 238), sollte dcr Herr Justizminister bei dcr Motivirung dieser Vorlage sich dahin geäußert haben: „Die Regierung traue sich den Muth zu, den Gedanken einer weitern Ausdehnung auf den Norddeutschen Bund und selbst jensiils des Mains zu realisircn. Daß der Zeitpunkt der Neali- sirung für den Norddeutschen Bund nicht fern liege, beweise die Einführung des Oberhandelsgerichls. Die Regierung werse die Bundesverfassung überall nach dem Geiste derselben, nicht nach dem Buchstaben a»s- sühren." — In den Referaten der gcstngcn hiesigen Zeitungen war zwar über die betreffende Sitzung des Abgeordnetenhauses ziemlich ausführlich berichtet, allein jener Rede des Herrn Justizministers nicht näher ge dacht, ja auch nicht einmal eine Andeutung über den Inhalt derselben gegeben, welche die vorgcstrigc, oben gedachte telegraphische Meldung hätte erläutern können. Heute nun veröffentlicht dcr officielle „St.-A." die be- tnffcnde Ministrrrede, und cs wird nicht ohne Interesse sein, die hier cinschlagende Stelle ihrem Wvrttaute nach kennen zu lernen. Hiernach äußerte sich Herr Jusliz- ministcr vr. Leonhardt wie folgt: „Meine Herren, ich habe bereits in der letzten Sitzungs periode die Ebre gehübt, Ihnen Gesctzcniwürse gleichen Inhalts vorznlegen, den letzter» freilich unter anderm Titel. Die kö nigliche Regierung hat uun die Zwischenzeit dazu benutzt, die Entwürfe mit den Motiven zu veröffentlichen, um auf oiese Weise Gelegenheit zu geben, dieselben einer kritischen BeurtheUuug zu unterziehen. Infolge dieser Veröffentlichung Kat die königliche Regierung auch mehrere und zwar sehr werthvolle gutachtliche Berichte uud Schriften eulgeaengenommen, deren Inhalt bei der Revision der Entwürfe auf das Sorgfältigste benutzt war- den ist. Sie werden fast durchweg Verbesserungen «utrcffeu auch nach der Richtung hin, um den Entwurf noch mehr das particulare Gewand zu entziehen. Aus das Einzelne, meine Herren, will ich nicht eiugehen, doch muß ich mir erlauben, ei nen Punkt hervorzuhebcil. „Soweit ich mich erinnere, ist in den Plenarsitzungen die ses HauseS der Wunsch nicht zur Geltung gekommen. daß Lie Entwürfe sofort aus das ganze Gebiet der Monarchie ausge dehnt würden Wohl aber ist dieser Wunsch in der Commission ausgesprochen und lebhaft befürwortet worden. Die königliche Regierung ist ans diesen Wunsch nicht eingegangen. Meme Herren, ich habe, als ich >m vorigen Jahre die Gesetzentwürfe hier einführte, jedenfalls offen uud unumwunden, und daneben, soweit eS mir möglich war. klar und scharf den Gedanken ent wickelt. welchen die königliche Regierung bei der Justizgetly. gebung verfolgt. Demgemäß ist es auch der königliche» Regie rung durchaus erwünscht, wenn die Gesetze, insofern sie mcht eineo provinziellen oder localen Charakter an sich tragen, Ge meingut werden der ganzen Monarchie, wie der norddeutschen Staaten, ich habe meinen Blick selbst über den Mam kwauS- schweifen lassen. Dieser Gedanke wird von der königliche» Re gierung festgehalten, er ist nicht abgeschwächt, vielmehr verüarkt worden und die königliche Regierung traut sich de» Muth zu, den Gedanken zur Ausführung zu dringen. „Man könnte nun dem Wunsche, daß der Entwurf aus die ganze Monarchie ausgedehnt werde, zuvörderst enlgegeuhalten, Laß es doch wüuschenswerth sei. den Entwurf gleich auSzuded- neu über das ganze norddeutsche Gebiet, und zur Unlernüsuug Vorbringen, der Zeitpunkt, wo diese Möglichkeit gegeben sei, sei kein sernliegender. Allerdings glaube ich uun auch, da» die ser Zeitpunkt kein ferner ist, nachdem in letzter Zeit die gesetz gederischeu Factoren rm Norddeutschen Bunde durch mehrere gesetzgeberische Acte, insbesondere aber durch den hochpolitischen Act der Schöpfung eines BllndeSoberhandelsgerichlS klar an den Tag gelegt haben, daß sie die Bundesverfassung auSgelegt wissen wollen, nicht nach dem tobten Buchstaben, sondern in dem Geiste, welcher zur Schöpfung des Norddeutschen Bundes führte, und der in dem Berfaffunasleben des Norddeutschen Bundes lebendig sein muß, wenn die Baodesinffitulioneo einen gedeihlichen Fortgang haben sollen „Dennoch, meine Herren, hat die königliche R gierung sich auf diesen Standpunkt nicht gestellt, weil, wie nabe die Zeit auch immer sein möge, derselbe doch immer als emc unbestimmte, ungewiße sich darsiellt, und es sich legislativ nicht rechtfertigt bei ungewisser oder unbestimmter Zeit — ich lege aus daS „un bestimmte, ungewiße" grobes Gewicht — die Landesgesetzgedung in Stillstand zu setzen, insofern nämlich für die Reform von Rechtsinstitutioven eines bestimmten Landes ein dringendes praktisches Bedürsniß hervortritt .ES fragt sich sodann, meine Herren, war es thunlich, die Gesetzentwürfe auf das ganze Gebiet der Monarchie auSzudeh- ueo? Ich habe im vorigen Jahre erklärt: der Gesetzeniwuif Feuilleton. Bemerkungen zur Vorlesekunst. Vor achtzehn Jahren hörte ich Emil Palleske zum ersten Mal; zwölf Jahre vergingen, bis mir wieder dazu die Gelegenheit wurde. Auch dieses zweite Mal, ich gestehe es, erschien mir noch Vieles in der Technik und Auffassung mittelmäßig, schwankend, Manches sogar entschieden schwach. Aber daneben gab cs denn doch schon für den strengsten Richter mit absolutestem Maß stab des Vortrefflichen genug. Der Fortschritt, die Ent wicklung, die ick hier wahrzunehmen vermochte, war mir noch bei kemem andern Künstler in dem Grade sichtbar geworden, sie erfüllte mich mit eincr uneinge schränkten Hochachtung, und die Ueberzeugung stand seitdem in mir unerschütterlich fest, daß allen Vorur- theilen der meisten Schauspieler zum Trotz, doch auch in ihrer Kunst nicht Alles eine Mitgift des Himmels, sondern Viele-, sehr Vieles in ihr durch Studium und Fleiß zu erlernen. Und was ist jetzt, nachdem wiederum sechs Jahre ver gangen, aus dem Künstler geworden? Als ich vor eini gen Tagen in der Ankündigung eine- hiesigen Blattes Herm Palle-ke mit Ludwig Tieck verglichen fand, konnte ich doch bet aller Hochachtung vor ihm, ein spöttisches Achselzucken nicht zurückhalten. Heute, nachdem ich der Vorlesung am 8. d. bcigewohnt, muß ich mich dessel ben schämen. DaS war eine Vorlesung, die allerdings der Tteck'sche Geist durchwehte. Obgleich Herr PalleSke der TieLschen Persönlichkeit weder in Ton, noch in Physiognomie und Gestalt auch nur im Entferntesten ähnelt, fo war er doch Tieck wie er leibt und lebt. Vielleicht ist die Ansicht deS Schreiber- dieser Zeilen nicht gan» ohne Interesse, da e- außer ihm unter dm Leuten, die noch kein halbe- Jahrhundert durchlebt, nur noch einen Menschen gicbt, dcr Gelegenheit hatte, Ticck so vielfach zu hören. Ein tieferes Studium der deut schen Schauspielkunst wird uns stets zu nicht mehr als vier unumstößlichen Autoritäten derselben gelangen las sen: Shakespeare, Lessing, Ludwig Schröder und Lud wig Tieck. In Palleske's Vortragskunst, die unzwei deutig und rücksichtslos zu den von diesen aufgestellten Grundsätzen zurückkehrt, indem sie jeder verallgemei nernden Dcclamation entsagt, erkennen wir in diesem Augenblick den besten Wegweiser für alle jene Schau spieler, die in so erfreulicher Weise die Elemente zur Wiederbelebung jener echten alten Schule vertreten, jener Schule, die an der Grenzscheide unsers Jahrhun derts zu erlöschen begann und von der nur einzelne Schauspieler, wie Marr, Anschütz und einige Andere, vor Allen aber Tieck's Vorlesungen zu uns ein Abbild herüber zu retten vermochten. Was mich mit großer Hoffnung für die moderne Schauspielkunst erfüllt, ist, daß sie in ihrem ersten Grundsatz mit jener alten Schau spielkunst auf einem Gebiete wenigstens wieder Ueber einstimmung zu gewinnen anfängt. Sie beginnt im Lustspiel bereits fast allgemein wieder leicht von der Zunge weg zu sprechen. Shakespeare, der größte dra matische Dichter und größte Lehrer der Schauspielkunst hat diesen Grundsatz allen Regeln für die Schauspiel kunst vorangestellt, und die Worte, die er Hamlet den Schauspielern sagen läßt: „Ich bitte Euch, haltet die Rede leicht von der Zunge weg, denn wenn Ihr den Mund so voll nehmt, wie viele unsrer Schauspieler, möchte ich meine Vrrse eben so gern vom Aus rufer hören", sind für ewige Zeiten der feste FrlS geworden, auf den sie gegründet. Läßt sie sich von demselben verdrängen, bleibt sie, trotz alle- Glänzen den in einzelnen Details, doch nur eine Afterkunst. Ludwig Tieck entfernte sich von diesem Grundsätze nie, und dadurch allein war eS ihm möglich, in dcm ganzen weiten Gebiete des modernen Dramas, im Trauerspiel wie im Lustspiel, im Verse wie in der Prosa, im Les sing wie im Goethe und Schiller, im „Nathan" wie in der „Emilie", im „Tasso" wie im„Clavigo", im „Wallen stein" wie in „Cabale und Liebe", ja selbst in dcr „Braut von Messina", bei den feierlichsten Stcllen dcn Zusam menhang mit dem convcrsationellen Gesprächstone zu er halten. Der Pulsschlag lebendig fließenden Blutes er tönte selbst aus den erhabensten Tendenzen, und nie vernahm man von ihm jenen gedehnten, die Propor tion der Silben zerstörenden Declamationston, dcr vielleicht Gespenstern, aber nie und nimmermehr uns gleich gebildeten Geschöpfen in den Mund gelegt wer den darf. Herr Palleske entfaltete nun in den Reuter'schen Bruchstücken und der Rrcrutenscene aus „Heinrich IV." eine Leichtigkeit, Geschmeidigkeit und Abwechselung der Rede, verband mit diesen kostbaren Vorzügen eine nie getrübte logische Durchsichtigkeit und lieg doch die- AlleS nur in einem charakteristischen Totalbild als un lösbares Ingredienz erscheinen, daß für diese lebens wahre Vortragsweise wohl keine schönere Bezeichnung als „wahrhaft Tieckisch" aufzufindcn wäre. Wie man als köchsteS Lob für ein schön empfundenes Gedicht den Ausdruck „wahrhaft Goethtsch" braucht, so sollte auch für die Vollendung des künstlerischen VortragS jene Bezeichnung populär werden, denn wahrlich, der Name Tieck's verdient in dieser Beziehung unsterblich zu wer den, und nur dcr tiefe Verfall der Redekunst und die allgemeine Gleichgiltigkeit dafür erklärt eS, daß schon heute so selten daran erinnert wird. In dieser so leicht fließenden Sprache PalleSke'S ist eS denn auch allein möglich, einzelne Worte, ohne Forciren und Pressen der Stimme, wieder zu der Bedeutung zu erheben, von der uns die Geschichte der alten Schauspiclcrjchulc fo viel zu erzählen weiß und worüber die Meisten heute nur ungläubig die Achseln zucken. Jln anch wie derum ist jene unnachahmliche, graziöse Parenthese zn verdanken, die mitunter nur hingchaucht wurde und die mich von den vielen trefflichen Details ganz besonders entzückte. Der Künstler wendete sie an, wenn er uns bei schwer verständlichen Ausdrücken des Platten mitten im feurigsten, lebendigsten Vortrage die hochdeutsche Bedeutung zuwarf. Er erinnerte dabei an einen tscher kessischen Reiter, der sich mitten im tollsten Carrere leicht aus dem Sattel niederbeugt, um ein Taschentuch vom Boden aufzuheben. Die feste, sichere Auseinanderhaltung dcr Charaktere gelang ohne daS taschenspielerischcHilfsmittel der Stimm- verstcllung in Scrnen, wo ein halbes Dutzend drastisch gezeichneter Originale vereinigt, so vollständig und zwanglos, daß auch der ungeübteste Zuhörer keinen Augenblick in Verwirrung gerathen konnte. Ein Gc- heimniß der VortragSkunst, das durch das gegenseitige Ueber- und Jnrinandergreifen der beiden Schwcstcr- künste, Rede- und GesangSkunst, fast vollständig ver loren gegangen ist. Wie oft wird von einem Redner gesagt, er singt, von einem Sänger, er spricht. Letzterer gerade gie«t heute, durch die Wagner'schen Produktionen verführt, zu der Klage, seinen Vortrag in zwitterhaftem Zu stände zwischen Gesang und Rede unentschieden schwe ben zu lassen, häufig Veranlassung. So viele Be rührungspunkte auch beide Künste haben, so unterschei den sie sich aber z. B. wesentlich tm Gebrauche der Höhe und Tiefe. Dieselben liegen in der Rede viel näher beieinander, als im Gesänge und der Redner ver mag schon mit zwei ganzen Tönen einen auch nach Höhe und Tiefe vielfach nüancirteu Vortrag zu liefern, denn
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