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Dresdner Journal : 14.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186909141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-09
- Tag 1869-09-14
-
Monat
1869-09
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 14.09.1869
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WO 60— 70 Offictanten und Polizriwächtern empfangen und zurückgetrirben, wobei viele Verhaftungen und mehrere Verwundungen erfolgten. Acht von den Polizeiwäch- lern verwundete Personen mußten nach dem allgemeinen Krankenhause gebracht werden. Die Verhafteten wur den in dem Schuppen der Lauenstein'schen Fabrik unter gebracht. Nachdem eine Anzahl Unschuldiger wieder entlassen worden, verblieben noch an »0 Personen in Haft. Aus dem Hammerbrook vertrieben, warfen die Tumultuanten am Klosterthore die Fenster der Post- expedition und mehrere Laternen ein. Schallmryer, der Bevollmächtigte der strikenden Arbeiter, obgleich selbst nicht Arbeiter der Lauenstein'schen Fabrik, wurde ge stern, als er von einer Reise nach Bremen zurückkehrte, hier verhaftet. Der Arbeiter, welcher von dem tech nischen Director der Fabrik durch einen Schuß ver wundet wurde, ist gestern gestorben. — Gestern Abend lief es, bis auf eine kleine Zusammenrottung beim Klo sterthore, ruhig ab. 40—50 Personen, welche sich da selbst ausgestellt hatten und gutwillig nicht weichen woll ten, wurden etwa um 12 Uhr durch Polizeiofficianten auseinander getrieben. — Heute Mittag standen 27 Per sonen, Arbeiter, Hausknechte rc., welche vorgestern Abend, also bei dem zweiten nächtlichen Tumulte, ver haftet worden waren, vor dem Polizeirichter unter der Anklage der Theilnahme an der tumultuarischen Zu sammenrottung. Die Angeklagten läugneten bei der Vernehmung jede directe Theilnahme an der Zusam menrottung ab, sondern wollten nur neugierige Zu schauer gewesen sein, zum Theil auch nur einen un schuldigen Spaziergang gemacht haben. Als Belastungs zeugen wurden der Obercommandeur der Polizeiwache und mehrere Polizeiofficianten vernommen, nach deren Aussage die Arrestaten aus der Mitte der Tumultuan ten heraus verhaftet waren. Der Staatsanwalt vr. Mittelstädt nahm zwar an, daß die Angeklagten dem Tumulte nur als Zuschauer beigewohnt hätten — mit den Schuldigen werde er wahrscheinlich an anderer Stelle ein ernstes Wort reden — beantragte aber schließ lich gegen 5 der Angeklagten, von denen 3 frühere Arbeiter der Lauenstein'schen Fabrik waren, einer auf die Polizeiwächter geschimpft hatte und einer schon früher wegen Straßentumults bestraft war, 5 Tage Gefängniß und gegen die übrigen Angeklagten 3 Tage Gefängniß. Nachdem 2 der Angeklagten zu ihrer Ver teidigung gesprochen hatten, setzte der Polizeirichter die Publication des Erkenntnisses bis Montag aus, worauf die Angeklagten wieder ins Gefängniß zurück- gesührt wurden. — Der „H. C." berichtet über die Vorgänge vom 10. September Abends: Nachdem die strikenden Arbeiter vor der Raboisen- und Hüttenwache getobt und mit Steinen geworfen hatten, zogen sie gegen 10 Uhr unter Pfeifen und Singen nach der Lauenstein'schen Fabrik in der Spaldingstrabe. Eine Aufforderung der dort stationirtcn, unter persönlicher Leitung des Senators vr. Petersen stehenden Polizeimannschaft, sich ruhig zu verhalten, wurde von ihnen mit Stetnwürfen beant wortet. Als auf die wiederholten Ermahnungen, sich zu zerstreuen, die Polizeiofficianten verhöhnt wurden und die Tumultuanten sich anschickten, in das Fabrik gebäude cinzudringcn, machte der Obercommandeur der Polizeiwache, Hauptmann Matthäus, mit circa 80 Po itzeiwächtern einen Ausfall. Ebenfalls mit Steinwür fen begrüßt, gab er nach einer abermaligen v rgeb- lichen Aufforderung, das Terrain zu räumen, Befehl zum Einhauen. Erst nachdem 8 von den Ruhestörern mehr oder minder erheblich verwundet worden, retirir- ten die Uebrigen unter Fortsetzung verschiedener Fre- veleien (Einwerfen von Gaslaternen und Fenstern in der Weinwirthschaft von Ritscher) auf die in der Nähe des Klosterthores belegene Anhöhe, von wo aus sie die heranrückende Polizeimannschaft mit einem Hagel von Steinen begrüßten. Nach einem wiederholten Angriffe, wobei es zu einem starken Handgemenge zwischen den Tumultuanten und der Polizei kam, gelang es endlich der letzter«, den Platz zu säubern und circa 27 Arbeiter, die sich bei dem Widerstande am meisten hervorthaten, zu verhaften. Erst gegen 2 Uhr war die Ruhe voll ständig hergestellt. Um der Erneuerung ähnlicher Ex- cesse vorzubeugen, waren für gestern Abend geeignete Vorkehrungen getrosten. Im Ganzen sind bis jetzt circa 80 Arbeiter verhaftet und 15 — 18 verwundet, von denen derLSchlossergeselle L. H. Wunzel infolge der erhaltenen Schußwunde im Krankenhause gestorben ist. Braunschweig, 9. September. Wie das „Tgbl." aus gutunterrichteter Quelle erfährt, sind die Verhand lungen wegen Verkaufs der braunschweigschen Staats - etsenbahnen mit dem durch die Darmstädter Bank vertretenen Konsortium in den letzten Tagen so weit gediehen, daß voraussichtlich heute der definitive Ab schluß erfolgen wird. Stuttgart, 11. September. Der „Staatsanzeigcr für Württemberg" sagt, an den Mittheilungen des „Bulletin international" und der „Franks. Ztg." über angebliche Verhandlungen wegen des Eintritts Würt tembergs in den Nordbund, der Militärconvention und der Fortdauer der diplomatischen Vertretung Würt tembergs sei kein wahres Wort. — Nach dem „St.-A. f. W." ist es die Absicht der Regierung, über eine Reform des israelitischen Kirchenwesens die gutachtliche Einvernahme von Vertrauensmännern aus der Mitte der israelitischen Kirchengenossenschaft einzu leiten und zu diesem Zwecke eine Commission cinzube- rufen, in welcher jeder der 12 Rabbinatsbczirke des Landes durch einen von den Kirchenvorsteherämtern des Bezirkes gewählten Delegirtrn vertreten ist. Sämmt- liche Wahlen sind vollzogen. Karlsruhe, 10. September. Dem in Freiburg er- scheinenden „Bad. Bevb." schreibt man ans Konstanz: Am 7. d. Nachmittags kam Oberamtmann Lang mit seinem Actuar, einem Polizeicommissar und 2 Dienst männern in die Pfarrhäuser von Münster und St. Stephan und eröffnete den Pfarrverwesern, Gruber und Burger, daß er vom großherzogl. Ministerium des Innern zum landesherrlichen Commissar der hiesigen kirchlichen Stiftungscommissionen ernannt sei. In dieser Eigenschaft ließ er die Depositenktsten des Münster- und St. Stephanskirchenfonds durch die Po lizei aus den betreffenden Pfarrhöfen auf sein Amts- büreau bringen. Diese Maßregel, gegen welche die betreffenden Geistlichen als gegen einen ungesetzlichen Gewaltact protestieren, wurde vollzogen, weil Bürger meister Stromeyer seit seiner Exkommunikation nicht mehr zu den Stiftungscommisstonssitzungen eingeladen wurde. Das Postamt wurde angewiesen, die Einläufe der Stiftungscommissionen an das Bezirksamt abzulie- sern, und die Rechnungsführer und StistungSactuare wurden unter eigner Haftbarkeit angewiesen, sich künf tighin allen direkten Verkehrs mit den geistlichen Stif tung-Vorständen zu enthalten. Sine Sitzung unter Zuziehung des Bürgermeisters Stromeyer wurde anbe raumt und die bisherigen geistlichen Vorstände hierzu eingrladrn. Darmstadt, 10. September. Dir Landstände wer den, bestem Vernehmen nach, ihre Berathungen im An fänge de- nächsten Monat- wieder aufnehmen. — Nach der „Darmst. Ztg." haben die Arbeiter der hiesigen Maschinenfabrik und Eisengießerei heute Vormittag die Arbeit eingestellt. * Wien, 11. September. Se. Majestät der Kai ser ist heute Abend nach Ischl abgereist. — Der Fürst Karl von Rumänien, welcher gestern Nachmittag hier eintraf und im Hotel zum „Erzherzog Karl" Ab- steigequartier nahm, erschien Abend- mit seinem Gefolgt, geleitet von dem preußischen Gesandten Freiherr« v. Werther, im Volksgatten, wo er mit den Gesandten Frankreichs und Italiens, sowie mit dem Grafen Beust conversirte. Heute Mittag wurde Fürst Karl, der mit seinem Gefolge und dem ihm zugcthetlten Major Graf Uexküll von Hofequipagen in die Burg adgcholt wurde, vom Kaiser empfangen. Zur kaiserlichen Tafel heute Nachmittag waren geladen: der Fürst Karl von Rumä nien mit dem Justizminister BoercSko, dem Kriegs minister Obersten Manu, dem Hofmarschall Phillipesko, den Adjutanten Major Greciano und Major Schena, dem rumänischen Agenten Hrn. Steege und Major Graf Uexküll, ferner u. A. Graf Beust, Graf Taaffe, Frhr. v. Kuhn, Frhr. v. Werther, Conte Pepoli u. s. w. — Der Reichskanzler Graf Beust wird morgen eine zchn- bis zwölftägige Erholungsreise antrcten, welche ihn zunächst nach Rcichcnhall führt. Graf Beust reist diesmal ohne jede Begleitung und hat sich auch für diese Zeit jeder Betheiligung an der Leitung der Ge schäfte entschlagen. Es geschieht dies zum ersten Male, seitdem Herr v. Beust an der Spitze unsers auswärti gen Amtes steht, denn auf allen frühem Badereisen war der Minister immer von einem kleinen Beamten stabe geleitet und durch tägliche Couriersendungen in ständigem Rapport mit seinen Bureaux. Man geht wohl nicht zu weit, wenn man in diesem an sich ge ringfügigen Umstande ein gutes Zeichen für die all gemein befriedigende Weltlage erblickt. Lemberg, 11. September. (Deb.) Nach Bestimmung der Wahlordnung beträgt die Anzahl der wahlberech tigten Steuerträger 335, während die Regierung über l800 Beamtcnsttmmcn verfügt. Der Wahlcomitö be schloß wegen ungünstigen Ausfalles der Wählerlisten einverständlich mit den hiesigen politischen Vereinen den unabhängigen Wählern gänckiche Abstinenz zu empfeh len und sich aufzulösen. Pesth, 11. September. Der „Ungarische Aktionär" meldet, Finanzminister Lonyay sei für Bankfreiheit, billige daher die Idee einer ungarischen National bank nicht; wenn die österreichische Nationalbank die ungarischen Forderungen nicht berücksichtige, wolle er freie Notenbanken ronccssioniren. Agram, 9. September. (W. Bl.) Gestern Morgen 5 Uhr verkündeten Böllerschüsse den Beginn der Feierlichkeiten zurJnstallation des ersten kroatischen Civilbanus, Barons Levin Rauch. Um 10 Uhr wurde der zum Spieß braten bestimmte Ochse, aufgeputzt mit Bändern in aller lei Farbm, von 6 Fleischhauern unter Vortritt der Agramer städtischen Musik, durch die Straßen Agrams geführt; natürlich durfte das unvermeidliche Wetntrin- ken dabei nicht vermißt werden. Ein Fleischergesclle trug eine Taffe mit Wein und Gläsern; in jeder Gasse wurde Halt gemacht und auf die Gesundheit des Ba- nus ein Toast ausgcbracht, den die Musik begleitete. Mittags wurde der Ochse am Zrinyskiplatze geschlachtet und auf einem 6 Klaftern langen Spieße von 6 Män nern gedreht. Um Mittag begaben sich die Magnaten, Würdenträger, Deputationen aus Ungarn und allen Landcsthcilen in Galawagen auf die Herrschaft Luznika, Eigenthum des Barons Rauch, um denselben nach Agram zu begleiten. Nachmittags 4 Uhr traf Baron Rauch im Orte Czernomerez nächst Agram, an der Westseite, ein. Dort wurde derselbe vom Agramer Obergespan Bogowitsch mit einer herzlichen Ansprache begrüßt, in welcher er das Wohl des Landes dem Banus empfahl und zugleich den Gefühlen Ausdruck gab, welche gegen wärtig das ganze Land mit ihm thcilt. Unter Ztvio- rufen der Versammelten bestieg Baron Rauch seinen offenen Galawagen, welcher mit vier Eisenschimmeln bespannt war. Jedes der prächtigen Pferde wurde von einem Diener und einem in Landcsfarben geklei deten Pagen geführt. Den Zug eröffnete eine Ab- theilung Landwehrulanen, diesen folgte der Herold Graf Vojkffy im mittelalterlichen Prachtcostüm mit einem Strettkolben zn Pferde, hierauf kam das Banderium des Agramer Bezirks zu Pferde mit gezogenen Säbeln, Costüm: blauer Ueberwurf, rotheS Leibel, weißes Bein kleid. Sodann folgten die Equipagen der Deputatio nen, Würdenträger und Magnaten, darunter Bischof Soitsch in einer vierspännigen Prachtequipage, die Mi nister Festetitsch, Lonyay und Bedekowttsch. Unmittel bar nach dem kroatischen Minister fuhr Baron Rauch, allerorts freudig begrüßt und überallhin freundlich grü ßend. Alle Straßen, durch welche der Einzug statt fand, waren festlich mit Landesfahnen und Reisig ge schmückt, das dichtgedrängte Publicum ließ ununter brochen Zivioruse ertönen. Punkt Uhr fuhr Baron Rauch unter dem enthusiastischen Jubel der Bevölke rung in seine Wohnung; die Truppen präsentirtcn, die Musiken spielten die österreichische Volkshymne. Um 7 Uhr wurde die Stadt festlich beleuchtet. Vom Stadt- Hause begab sich um 8 Uhr ein Fackelzug von mchrern Hundert Trägern vor die Banalrcsidenz. Nachdem das versammelte Volk wiederholt Zivios gerufen hatte, dankte der Ban, worauf der Zug sich auf den Zttnyskiplatz begab und dort die Fackeln auslöschtc. — Die Feier des heutigen Tages wurde durch Kanonendonner und Tagesreveillr eingeleitct. Die Galerien deS Landtagssaalcs waren schon um halb 9 Uhr überfüllt. Um 9 Uhr erschienen die Mini ster Bedekowitsch, Festetitsch und Lonyay im Land tagssaale und wurden mit wiederholten lebhaften Zivio- rufen begrüßt. Die Herren nehmen Separatsitze dem Präsidentenstuhle gegenüber ein. Der k. Commissar wird bet seiner Ankunft in dem Landtagssaale mit leb haftem Zivio begrüßt. Die auf dem Marku-platze mit den ausgerückten Truppen ausgestellten Musikban den intontrten die Volkshymne. Der k. Commissar nimmt den für ihn bestimmten Sitz ein und macht dem Landtage die Mtttheilung über die ihm von Sr. Maje stät ertheilte Mission und legt dem Landtage das aller höchste Rrscript vor, womit er zum königlichen Com- missar ernannt wurde. Da- Rescript wird verlesen; beim Lesen de» Namen- Gr. Majestät erschallte im LandtagSsaale allgemeine- Zivio. Gegen halb 11 Uhr nähert sich der BanuS dem Comitat-gebäude: die Volk- Hymne wird gespielt. Um halb 11 Uhr trifft der Ba nus im LandtagSsaale rin; stürmische, nicht endenwol lende Zivioruse I Nachdem der BanuS den Sitz einge nommen, hält der königliche Commissar eine längere Ansprache, in welcher die Verdienste deS Banus um die Verfassung hervorgehoben werden. Gegen diesen gewendet zählte der künigl. Commissar alle die Tugen den auf, die sich in der Person des BanuS in hohem Grade vereinigen, und weist später hin, daß nun unsre Nation auf dem Wege de- Ruhmes und der Würde in Vereinigung mit Ungarn einherschreite. Er hebt so dann die erhabene Ausgabe des Bans hervor und spricht die Ueberzeugung aus, daß Se. Exccllcnz die Rechte der Nation jederzeit wahren und beschützen werde. Die Rede wird oft durch stürmische Zivioruse unterbrochen. Hierauf legt der Ban den Eid in' die Hände deS königl. Commissars unter feierlicher Stille ab. (Während der Eidesablegung werden Ehrensalven gegeben und die Volkshymne ge'piclt.) Nach erfolgter Eidesablegung erklärt dec königl. Commissar Hen Banus im Namen Sr. Majestät für installirt. Donnerndes Zivio I Dir Begeisterung steigert sich zum höchsten Enthusiasmus, während der Ban drei Mal mit seinem Sitze in die Höhe gehoben wird. Der Ban läßt sich dann auf sei nen Sitz nieder und liest eine Begrüßungsrede, die von lebhaften Zivioruse« begleitet wurde. Die Erklärung des Bans, die er mit gehobener Stimme abgab, daß er bereit sei, die Politik der Versöhnung zu der seinigen zu machen, rief begeisterte Zivioruse hervor. Auch den Passus über den glücklich zu Stande gebrachten Aus gleich mit Ungarn begrüßten die Anwesenden mit Zi vio- und Eljenrufen, und nicht weniger den Passus über die theilweise Prorinzialistrung der Militärgrenze. Zum Schluß sagte Baron Rauch, gegen die Landtags mitglieder gewendet, er hoffe, daß der Landtag gewiß wie die Verfassung, das Gesetz und die Freiheit schützen werde. Nachdem Se. Exccllenz ein Lebehoch dem Kö nige dargcbracht, übergab der Landtagspräsident mit einer kurzen Ansprache Sr. Excellenz die Banaltnsig- nien, worauf sich die ganze Versammlung in die Dvm- kirchc verfügte, wo ein Tedeum abgehalten wurde. Semlin, 10. September. (W. Z.) Nächstens findet hier eine internationale Telegraphenconfcrenz statt, welche Oesterreich-Ungarn, Serbien, Rumänien nnd die Türkei beschicken werden- Der Zweck derselben ist, den diese Länder betreffenden telegraphischen Ver kehr zu erleichtern. * Pari-, 11. September. Ueber den Gesundheits zustand des Kaisers verlautet, daß derselbe nach der gestrigen Spazierfahrt keine Ermüdung verspürt, die Nacht gut geschlafen und heute gegen Mittag einem Ministerrathc präsidirt habe. Wie die „Liberte" sagt, ist der Kaiser heute nach Paris gekommen, um durch seine persönliche Anwesenheit die Wiederherstellung sei ner Gesundheit zu bezeugen. Heute Nachmittag zwi schen 3 und 5 Uhr hat er wieder einen Spaziergang im Park von Villeneuve gemacht. — Die Journale bringen die Nachricht, daß Prinz Napoleon gestern abgereist ist, nm eine Sec-Excurston an die französischen und italienischen Küsten zu machen. Seine Abwesen heit wird ungefähr 14 Tage dauern. D St. Petersburg, 9. September. Der heutige „Reg.-Anz." veröffentlicht ein telegraphisches Bülletm aus Livadia vom gestrigen Tage, wonach der Kaiser von seinem mehrtägigen Unwohlsein vollkommen wieder hergestellt ist, die Kaiserin aber noch an den Folgen einer Erkältung leidet, welche indeß „keinerlei gefahr drohende Anzeichen" aufwiese. Das Thronfolgerpaar wird nach einem Besuche Sebastopols die Krim in den nächsten Tagen wieder verlassen und über Odessa hier her zurückkchren. — Auf der Pcterhof'schcn Bahn ent gleiste vor einer Woche ein Personenzug, in wel chem sich unter beinahe 3M Passagieren auch der Gro ß- fürst Nikolai, Bruder des Kaisers, befand. Glück licherweise verunglückte nur ein einziger Bahnbcamter, und wie es scheint durch eigene Schuld, indem er nach dem Leichenbefund aus dem Gepäckwagen herabgcsprun- gen zu sein und sich beim Falle an der Schläfe tödt- lich verletzt zu haben scheint. Der Witwe und den Kindern hat die Eisenbabndirection den Fortbezug des vollen Gehalts des Verunglückten als Pension zuge sichert; auch unter den auf dem Zuge befindlichen Pas sagieren wurde gleich eine bedeutende Summe für die selben gesammelt. Die Ursache der Entgleisung der aus der Borsig'schcn Maschinenfabrik stammenden Lo- comotivc ist noch nicht ermittelt, kurz vorher war ein anderer Zug ohne alle Fährniß an der Unglücksstelle vorbeipasiirt. Kopenhagen, 11. September. (H. N.) Die Kö nigin von Schweden kam heute Vormittag um 11 Uhr hier an und fuhr mit dem kronprinzlichen Paare sofort nach Charlottenlund. Kalkutta, 13. August. (Ucberlandpost.) Der Sohn des Königs Theodor von Abessinien, Alamäyo, ist in Kalkuta angckommen. Alexandrien, 5. September. Valoot Pascha wird nach vollendeter Mission aus Konstantinopel zurück erwartet. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Kinauzen. Forst Verwaltung. Der zeitherige Verwalter des Golkcr Reviers im Forstbezirke Moritzburg, prädic. Oberförster Karl Gustav Matthäi, ist zum wirkli chen Oberförster für das Frauensteincr Revier im Forst bezirke Bärenfcls ernannt worden. Bet der Po st Verwaltung sind ernannt worden: Gustav Julius König, zeitbcr Oberpostsecretär, als Postmeister, Ernst Moritz Kind, zeithcr Postexpeditions- gchtlfe, als Pcstexpediteur. Bundes - Telegraphen - Verwaltung. LeltstraphendlrectiaiLbrsirk Dresden. Versetzt ist der Obertelegraphist Ehrentraut, von Waldenburg in Schlesien nach Görlitz; der Telegraphist Schmiegel in Leipzig ist ans der Verwaltung auS- geschieden. Dresdner Nachrichten vom 13. September. — Die hiesige „Constitulionclle Zeitung" bringt in ihrer Nummer 212 vom 12. September unter der Rubrik „Königreich Sachsen " folgende Mtttheilung: „Stolberg, ». September. (Tgl.) Da» bedauerliche Ertlgniß, welche- den einer hiesige» Gesellschaft zugehörigen Biens selb Hammer betroffen, bildet da» Tagesgespräch. Am Freitag waren 7 Ardener unter Leitung eine» ObrrousseherS beschäftigt, Bleierze nach tiuem neuen, »cdoch schon wiederholt ohne nachtheilige Folge» erprobten Verfahren z» eutsilber». Leider waren, ohne daß solche» vorher zu bemerken war, die Erze arsrnikhaltig, nnd wahrend der Lösung verflog diese« und vergiftete sämmtliche Arbeiter. Zwei derselben starben n^ch qual vollen Leiden bereit» innerhalb r» Stunde», die auderu, daran- ter der Beamte, Haden ebenfalls so viel de» Gifte» eing«athmet, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Der tragische Un fall findet die allgemeinste Theilnahme." Wir bemerken hierzu, daß die Stadt Stolberg und der „Biensfeldhammer" nicht im Königreiche Sachse«, sondern in der preußischen Rhrtnprv- vtnz, Regierungsbezirk Aachen, liegen. (Vergl. Nr. 209 unser- BlattcS unter „Vermischtes".) — Es liegt uns heute die Ueberstcht de- com- munliche« Haushaltes der Stadt Dresden auf daS Jahr 1868 vor. Der Rechnungsabschluß, welcher in seinen einzelnen Positionen an Klarheit und Durchsich tigkeit nichts zu wünschen übrig läßt, weist für das ver gangene Jahr eine Gesammteinnabme von 626,076 Thlr. und eine GcsammtauSgabe von 613,214 Thlr. nach, so daß sich ein Ueberschuß von 12,862 Thlr. herausstcllt. Ge gen den Voranschlag haben die wirklichen Einnahmen ein Mehr von 48,645 Thlr., die Ausgaben rin Mehr von 35,826 Thlr. ergeben. Bei den Einnahmen haben hauptsächlich nachfolgende Positionen zu dem er zielten Mehr beigetragen: Gebühren für Ertheilung und Aufbehaltung des Bürgerrechts 24,156 Thlr. (4156 Thlr. mehr als veranschlagt waren): Bürgersteuer 14,196 Thlr. (1078 Thlr. mehr); Schutzverwandten steuer 7908 Thlr. (1894 Thlr. mehr); indirekte Ab gaben 115,664Thlr. (5779 Thlr. mehr); Abgaben vom Grundwerthe 106,489 Thlr. (6489 Thlr. mehr); Abgabe von Miethzinsen 143,351 Thlr. (18,351 Thlr. mehr). — Bei den Ausgaben haben u. A. den Voranschlag überstiegen: die mit 98,589 Thlr. veranschlagte Posi tion für das Straßenwcscn um 11,737 Thlr. (haupt sächlich durch den nachträglich von den Gemeindevertre tern genehmigten Gangschteusenbau von der verlänger ten Mathildenstraße nach der Elbe, welcher im Rech nungsabschlusse mit 10,373 Thlr. erscheint); der Zu- schutz an die Kreuzschule (in Summe 6252 Thlr.) mit einem Mehr von 3025 Thlr.; der Zuschuß an die Bür ger-, Bezirks- und Gcmeindeschulen (79,420 Thlr.) mit 5577 Thlr.; der Beitrag an die katholischen Schulen (4182 Thlr.) mit 1182 Thlr.; ferner hat bei den Ar men-, Kranken- und Arbeitsanstalten der Zuschuß an die Armenversorgungsbehörde die postulirte Höhe von 14,457 Thlr. in der Wirklichkeit um 11,131 Thlr. über stiegen, während das Vcrsorghaus (Zuschuß 16,333 Thlr.) ein Mehr von 866 Thlr., das Waisenhaus (7402 Thlr.) ein Mehr von 2159 Thlr., das Krankenhaus (12,6M Thlr.) ein solches von 2469 Thlr. und dir Arbeitsanstalt (9708 Thlr.) 1609 Thlr. mehr als Zu schuß erfordert haben, als veranschlagt war. Eine sehr erhebliche Ersparniß weisen die Ausgaben in der Position für öffentliche Beleuchtung nach, welche 65,886 Thlr. veranschlagt war, jedoch nur 60,108 Thlr. er fordert hat; voft den beiden Realschulen hat die erste 650 Thlr. (470 Thlr. weniger als veranschlagt war), die zweite gar keinen Zuschuß gebraucht. — Der Ueber stcht über den Haushattplan ist zugleich ein Vermö gensabschluß der Stadt Dresden angefügt. Hiernach beträgt die Summe der Activen 4,722,845 Thlr., die Summe der Passiven 1,924,189 Thlr., woraus sich ein vorhandener Vcrmögensbestand von 2,798,656 Thlr. rr- giebt, von welcher Summe 1,603,793 Thlr. als Sub- stantialvermögcn, 474,670 Thlr. als Betriebsvermögen und 706,252 Thlr. als Vermögen der Gasbeleuchtungs- anstalt ausgewiesen sind. Ejne interessante Beigabe ist ferner die Ueberstcht der Vcrwaltungsergeb- nisse bei der hiesigen Sparkasse und dem Leihhausc im Jahre 1868. Aus derselben heben wir Folgendes hervor: Bei der Sparkasse hatte sich das Guthaben der Interessenten im Jahre 1868 um 175,871 Tblr. vermehrt und betrug am Schluffe des Jahres 2, -90,567 Thlr.; die Betriebseinnahmen haben 108,698 Thlr., die Betriebsausgaben 82,114 Thlr. be tragen, so daß das Jahr 1868 einen Ueberschuß von 26,584 Thlr. ergiebt, welcher zu dem Reservefond ge schlagen, denselben auf 192,344 Thlr. erhöht. Das oben erwähnte Einlagccapital ist in seiner großen Hälfte in Werthpapicren vorhanden, welche einen Nominal betrag von 1,567,350 Thlr., nach dem Börsencourse vom 30. Dccember 1868 berechnet aber einen Geld- werth von 1,417,338 Thlr. repräsentier«, so daß eine Coursdifferenz von 150,012 Thlr. sich ergiebt. Wird letztere von den« Reservefond in Abzug gebracht, so ver bleibt eine Summe von 42,333 Thlr. als Reservefond. — Beim Leihhausc betrug der Bestand am Schluffe des Jahres 1868 35,523 Pfänder im Werthe von 166,012 Thlr. und hatten sich im gedachten Jahre hier nach die Pfanddarlehen nm 22,360 Thlr., die Zahl der Pfänder um 7053 Stück vermehrt. Das Vermögen des Leihhauses betrug Ende 1868 in Summa 179,007 Thlr. Die Betriebseinnahmen haben 17,625 Thlr., die Betriebsausgaben 15,559 Thlr. betragen, so daß das Leihhaus im Jahre 1868 einen Ueberschuß von 2066 Thlr. ergeben hat. — Für den „Centralhilfscomite imPlauenschen Grunde" sind uns heute wieder 500 Thlr. von dem kgl. sächs. Gcnczalconsul Ritter Gerson in Frankfurt a. M., als zwölfte Einzahlung aus dessen Sammlung (bis jetzt bereits 12,150 Thlr.), zugegangen. Bei Herrn Bankdirector Koehne gingen gestern und heute ein: weitere 3960 Thlr. aus der Sammlung des Hilfs- comitss in Wien, an dessen Spitze der Reichskanzler Graf Beust steht (jetzt in Summa 12,900 Thlr. von dott), 920 Thlr. ans den in dem Gotteskastrn der Hildburghausener „Dorfzeitung" cingezaufcnen Beiträ gen (darunter viele Gaben von sehr armen Kindern), 253 Frcs. als Ertrag einer von Herrn De. Berthold Auerbach auf Rigi-Kaltbad gehaltenen Vorlesung, 200 Thlr. aus Itzehoe (3. Rate), 128 Thlr. aus Finster walde (3. Rate), 100 Thlr. aus Danzig (3. Rate) rc. O Ueber die hiesige SonntagSschule liegt der 26. Jahresbericht vor und wir ersehen aus dem selben, daß diese heilsame Anstalt nunmehr daS 52. Jahr ihre- Bestehens zurückgelegt hat. Zu den Schwie rigkeiten, mit welchen die Direktion zu kämpfen gehabt, gehört das nicht immer regelmäßige Erscheinen der Schüler. Es wird deshalb an die Lehrherren, Arltern und Vormünder die Bitte wiederholt, mit der Erlaub- niß zum Besuch der SonntagSschule auch zugleich die Verpflichtung des regelmäßigen Besuches und deS pünktlichen Erscheinen- ihrer Lehrlinge auf sich zu nehmen und sie nur in den dringendsten Fällen abzu halten. Indem der Bericht allen den Edel« dankt, welche für die geistige Hebung deS Gewerbstandes mit thätig waren, nennt er unter den vielen Beförderern namentlich unser allvrrehtte- Königshaus, da- Mini sterium deS CultuS, Rath und Gemeindevertretung hiesiger Stadt, zwei Logen derselben, den Gewerbe- verein, sowie verschieden« Innungen. Von den 136
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