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Dresdner Journal : 11.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186909112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-09
- Tag 1869-09-11
-
Monat
1869-09
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 11.09.1869
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211. Sonnabend, de» 11. September. IdmmrmtntsprEt: I» lo-LL. La»a«: x I»kr«o««» tritt jSkrllok AlkrUek: S^KIr. —kixr L Hilr. 8t«ii>peIx«dUkr, ^j)itkrliekr I ,, 15 „ > »u»erk»Id ä«> Korää. kloo»tlick:— „ 15 „ I Luoä«» koit -uo<i Kunuvero: 1 „ 1 8t«mp«I»>t»ckI»xkillrL. raseratniprrtse: kür 6«» N»vm einer xei^>»Iteneo 2eil«: 1 N^r. Vater „Liaxeiaackt" äi« Leile: S kixr. Lrschtinen: United, wit La»a»km» äer 8oao- aack keiertag», ^deaüe kür äea kolxeaäeo LeU. Dres-nerÄnrnal. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann. 1869. Zlnstraltnannaymt auswärts: Leixrl^! k». IjeLXvirarre», OvMliueeloalr - äee vreeüaer ^onrael,, ekeaii»».: Il.kxoi.eil, kvoex koer; S»wdnrA-L«rU»- Vi»a-I.«ix»i^-N»»«l kreilktltrt ».kl.: N Vool.»», Lerlla. Onoeive'scke Nuekk., Nerel«,»»»'» iiilreau, kovoi.i>u Klopse; Lromoll: k. 8cul.orr»; Lr«,I»u:l< SrLxoex'e ^iinonceo ^urean, .lexe», kiLL L k>»»:vxl>i kriloükart » kl.: aLir^ea'eelle liuekk.; Nöl»! -1v. li^vuill it, k»lri,: llivt», l.»» r>re, Uvl.l.»i» Lt)o., (8, l'Ittc« <i« I» I1»»r»o); kr»^: ka Luiil.it.ui Uuckk,t Visa: Xi.. Oreel-ia. Hcrausgeber: Nöaixl. krpeäitioa äe» vreeüaer ^oaraall, vreeüeo, ölurivuitru»»» H«. 7. ... Amtlicher Theil. Dresden, 9. September. Seine Majestät der König, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Frau Kronprinzessin, sind heute Abend 8 Uhr von Leipzig in Dresden angelangt und haben Sich mit Ihrer Majestät der Königin, welche von Pillnitz hier eingetroffxn, nach Bautzen begeben. Dresden, 10. September. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg hat Sich heute früh 6 Uhr nach Bautzen begeben. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. Dresden: Hofnachrichten. Justiz- angelegenheiten. — Berlin: Zur Anwesenheit des Königs in Stettin. Rinderpest. Die Zahlungsein stellung des „Albert". — Neustadt: Bürgermeister entsetzung. — Düsseldorf: Versammlung der ka tholischen Vereine. — Hannover: Kirchliches. — Frankfurt a. M.: Ministerielle Entscheidung in der AuSweisungsangclegenheit. — Aus Thürin gen: Entwurf einer Kirchenverfassung. — Ham burg: Arbeiterexccsse.— Stuttgart: Hofnachricht. — Wien: Die Ergebnisse derDelegationssitzungen.— Lemberg: Civiltrauung. — Agram: Baron Rauch. — London: Petition um Freilassung verhafteter Fe nier. — St. Petersburg: Preßangelegenheiten. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Plauen. Meißen.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin» Freitag, 10. September, Mittags. (W.T. B.) AuS Schloß Pansin bei Staraard (in Pommern) wird gemeldet, daß gestern Abend lv Uhr Graf BiSmarck von Barzin daselbst angekom- men ist und heute früh 8 Uhr eine Audienz bei Sr. Majestät dem Könige hatte. Graf BiSmarck macht im Gefolge dcS Königs zu Pferde daS heutige Manöver bei Treptow mit und wird heute Mittag bei dem Festmahle sein, welches die Stände deS Saatziger Kreises geben. Hamburg, Freitag, 10. September. (W.T.B.) In voriger Nacht um 11 Uhr sanden wiederum Arbeiterünruhen vor dem Lauensteinschen Fabrik gebäude statt, an welchen sich circa 800 Arbeiter betheiligten. Erst durch das Einschreiten der Po lizei wurde die Ruhe wieder hergestellt. ES er folgten zahlreiche Verwundungen und Verhaftungen. (Vgl. unter „Tagcsgeschichte".) Paris, Donnerstag, 0. September, Abends. (W. T. B.) Die aus St. Cloud vorliegenden Nach richten bestätigen, daß der Kaiser gestern einen laugen Spaziergang im dortigen Park gemacht habe, daß derselbe eine sehr gute Nacht gehabt uud daß das Allgemeinbefinden, ganz abgesehen davon, daß eS zu Beunruhigungen keinerlei Anlaß gebo- ten, sich entschieden verbessert habe. Die „Aaence HavaS" meldet: Der Kaiser machte heute eine Aus- fahrt im Parke von Villeneuve, welche ihm gut be kommen ist. Dem „GauloiS" zufolge wird der Finanzmini, ster Magne sich heute Abend nach Perigord bege ben und der Minister deS Ackerbaues, Leroux, seine vorläufige Vertretung übernehmen. Paris, Freitag, 10. September. (W.T.B.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht ein kaiser liches Decret, auS St. Cloud vom 8. d. datirt, welches den SenatSconsult vom 6. d. promulgirt. Dem Senatsconsult ist eine Nomenclatur der Ar tikel deS Auögabeblldgets angehängt. St. Petersburg, Donnerstag, 9. September. (W. T. B.) AuS Llvadia vorliegende Berichte melden, daß der Kaiser Alcrander einige Tage un wohl gewesen, daß aber daS Unwohlsein gehoben. Die Kaiserin war ebenfalls infolge einer Erkäl tung leicht unpäßlich. Belgrad, Donnerstag, 9. September. (W. T. B.) Der Kriegsminister bat sich in Begleitung zweier Adjutanten nach Basiasch begeben, um den Kürsten Karl von Rumänien, welcher heute daselbst eingetroffen ist, namens der Regentschaft zu be grüßen. New-Nork, Donnerstag, 9. September. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der Genrrallieutenant Sherman erhielt provisorisch die Leitung des (durch de» Tod dtsKricgsministcrsNawlins erledigten) Kriegs- Ministeriums. Sämmtliche 202 bei der Grubenerplosion in der Nähe von Plymouth (im Staate Pennsylvanien) verunglückten Arbeiter sind als Leichen aus der Kohlengrube herausgebracht worden. (Vgl. unter „Vermischte Nachrichten".) Tagesgeschichte. Dresden, 10. September. Se. Majestät der König und Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin sind gestern Abend nach 8 Uhr mittelst Extrazugs mit Ihrem Gefolge von Leipzig hier eingetroffen und haben Sich mit Ihrer Majestät der Königin, Allerhöchstwelche, begleitet von dem Oberfthofmcister v. Minckwitz und der Hof dame Fräulein v. Miltitz, gegen '/r8 Uhr von Pillnitz hier «»gekommen waren, ohne weitern Aufenthalt hier- selbst auf der sächsisch-schlesischen Staatsbahn nach Bautzen begeben, um den unter dem Kommando Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Georg stattfindendcn Manöver» der ersten Division Nr. 23 beizuwohnen. — Ihre königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg ist heute Morgen nach Bautzen gereist. Aus Leipzig wird über die Anwesenheit Sr. Königs daselbst unterm 9. Septem ber berichtet: Se. Majestät der König machten gestern (Mittwoch) Mittag gegen 1 Uhr in Begleitung von zwei Gcneraladjutanten und des Stellvertreters des Kreis directors, geh. Reg.-Naths v. Haugk, in Civilkleidung einen Spazierritt über die Blücherbrücke, an den Brücken- und Uferbautcn der Parihe vorüber nach Pfaffendorf und in das Rosenthal und kehrten um 2 Uhr in das königl. Palais zurück. Ihre königl. Hoh. die Frau Kronprinzessin beehrte gestern Mittag 1 Uhr das hiesige Asyl des Albertvereins bei der Frau Pro fessor Winter mit einem Besuche, wo sich die Mitglieds damen desselben versammelt batten, und zollte der gan zen Einrichtung Ihre volle Anerkennung. Nach Ver lauf einer Stunde kehrte die hohe Frau wieder in das Palais zurück. Nachmittags 3 Uhr begann bei Sr. Majestät dem Könige das Galadiner, woran außer der königl. Familie Sc. Excellenz der Kricgsministcr v. Fa brice und Se. Exccllenz der königl. preußische General lieutenant v. Fransecky, der Hofstaat Sr. Majestät und Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen, die Generäle, eine Anzahl Stabs- und Oberoffiziere und die Vorstände der königl. und städtischen Behörden Theil nahmen. Abends '/v7 Uhr begaben Sich Se. Majestät der König, Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Fran Kronprinzessin, Kricgsminister v. Fabrice, Generallieu tenant v. Fransecky und das ganze hohe Gefolge in das Theater. Se. Majestät hörten das einactige Stück „Onkel Moses" und einen Act des Stückes „Der Hund des Aubry" an und begaben Sich dann in das Palais zurück, während Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz »nd die Frau Kronprinzessin erst nach dem 2. Nctc das Theater verließen. Abends '^9 Uhr war wieder große Assemblee im königl. Palais, wozu abermals außer der Umgebung Sr. Maj. des Königs und Ihrer königl. Hoheiten des kronprinzlichen Paares, die Generäle, eine Anzahl Stabs- und Obcrosfizierc und eine große An zahl distinguirtcr Civilpcrsoncn befohlen waren. — Heute (Donnerstag) Morgen (4-8 Uhr hörten Se. Maj. die Messe in der katholischen Kirche, kehrten gleich nach 8 Uhr in daS Palais zurück und fuhren '/i-9 Uhr mit Ihren königl. Hoheiten dem Kronprinzen, der Frau Kronprinzessin und dem ganzen hohen Gefolge nach Konnewitz zu, zu dem Manöver. Nachmittags H4 Uhr war im königl. Palais wieder Tafel, wozu au ßer der Umgebung Sr. Majestät und Ihrer königl. Hoheiten, der Gcnerallieutenant v. Fransecky, General major Nehrhoss v. Holderberg, Oberst Freih. v. Hau sen, geh. Reg.-Rath v. Haugk, Amtshauptmann vr. Platzmann befohlen waren. Drcöden, 10. September. Herr Staatsminister vr. Schneider Exe. hat sich am 8. d. M. nach Bran dis zur Besichtigung der dortigen Gerichtslocalitätcn begeben und am 9. d. die Gerichtsämtcr Lausigk und Grimma besucht. * Berlin, 9. September. Aus Stettin wird dein „St. A." über die Fcstfahrt, welche die Stadt Stet tin Sr. Majestät dem Könige gestern veranstaltete Fol gendes berichtet: Dieselbe begann Nachmittags 5 Uhr. Es waren fünf Dampfschiffe vom Magistrat gemicthet. Das erste, der „Regenbogen", führte die Musik. Das zweite, die „Misdroy", bestiegen Se. Majestät der König und die Prinzen des königlichen Hauses, die Generäle, Würdenträger und vornehmsten Beamten der Provinz. Drei andere, „Neptun", „Küstrin" und „Haff", nahmen die frcmdherrlichcn Offiziere, das übrige königl. Gefolge und die städtischen Behörden an Bord. Gefolgt wurden diese fünf Schiffe von 32 an dern Dampfern und einer zahllosen Menge von Boo ten und kleinen Fahrzeugen aller Art. Bei der Ab fahrt feuerten die Festüngsgcschütze. Die Ufer bis Frauendorf waren dicht von Zuschauern besetzt, das Wetter überaus günstig, der Jubel ununterbrochen. In Frauendorf durften nur die 5 ersten Dampfer lan den, und begab sich die ganze Gesellschaft, zu welcher auch die Stände, die Consuln und Honorativnen der Stadt eingeladen waren, auf die Eliscnhöhc, wo auf pem schönsten Aussichtspunkte eine Festhalte gebaut war, die man mit den Fahnen aller Stettiner Jnnrm- gen und Vereine geschmückt hatte und wo eine Kolla tion servirt war. Als cs dunkel geworden war, wurde die Rückfahrt zu Schiffe ««getreten. Tie Ufer waren bis Stettin illuminirt, mit Transparenten, bengali schem Feuer, elektrischem Lichte, Thcertonnen, Fackeln und Ballons dauernd oder blickend erleuchtet. Feuer werk, Raketen, Girandolen, Kanonenschlägc, wechsel ten ab; auch das kleinste Boot war mit Ballons ge schmückt, und eine Nudcrflottille von mehrer« hundert Booten begleitete den „Misdroy". Gegen 10 Uhr kehrte Sc. Majestät in das Schloß zurück. Mit dem heutige» Tage endete der Aufenthalt Sr. Majestät in Stettin. Mittags ist der König bereits in Pansin (bei Star gard) eingetroffen und hat auf dem Puttkammcr'schen Schlosse daselbst Quartier genommen. Morgen wer den die Fcldmanöver fortgesetzt. — Der Professor Hertwig, welcher im Auftrage der Staatsregicrung als außerordentlicher Kommissar nach den Regierungsbezirken Danzig und Marienwer der gereist war, um sich dort über den Stand der Rin derpest zu informiren und den Behörden bei ihren Vorkehrungen gegen die Seuche mit sachkundigem Nath zur Seite zu stehen, ist nach Berlin zurückgckchrt. Der „N. Pr. Ztg." nach lauten seine Berichte dahin, daß in den genannten Landcstheilen die Rinderpest als er loschen zu betrachten sei und daß die zu ihrer Be kämpfung ergriffenen Maßnahmen sich in jeder Be ziehung als zweckmäßig und wirksam erwiesen haben. — Der „St.-Anz." schreibt: Bei dem berechtigten Aufsehen, welches die Zahlungseinstellung der Lcbensvcrsichcrungsgcscllschast „Albert" in London erregt hat, und bei der großen Anzahl der bei der gc- dachten Gesellschaft versicherten diesseitigen Staats angehörigen wird cs von Interesse sein, von einer amt lichen Mitthcilung Kcuntmß zu erhalten, welche selten der Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern an einen hier unter dem Vorsitze des geh. Finauzraths Kühnemann znsammengctretenen Comitö von Betheiligten erlassen worden ist. Dieselbe gicbt ein vollständiges Bild der Sachlage, soweit solche sich nach den bis jetzt vorliegenden Materialien darstellt, und lautet wie folgt: „Schon vor dem Eingänge des gefälligen Schreibens, wel ches Euer Hochwohlgeboren ün Vereine nm mehrcrn andern Interessenten der Londoner Lebcnsversicherungsgcscllschast „Al bert" unter dem 2. d. M. an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten gerichtet haben, war der Gencralcousul des Norddeutschen Bundes in London angewiesen worden, über das der Zahlungseinstellung der Gesellschaft zu Grunde liegende Sachverhültnib zuverlässige Erkundigungen cinzuziehen, sich der Wahrung der Rechte der diesseitigen Versicherten in jeder thun- liehen Weise anzunehmen und sich über die denselben anzura- thcndcn Schlitte gutachtlich zu äußern. Aus Grund der inzwischen aus London eingegangenen Be richte «heilen wir Eurer Hochwohlgeboren Nachstehendes erge» beult mit: Von den interimistischen Verwaltern der in der Liquida tion begriffenen „Albert, Lilo ^.-»-urunet, S-Lowell Price (von der Firma Price, Hol »land u. Waierhouse) und A. R. Kirby (welcher seit Mai 180-c Geschäftsführer der Gesell schaft gewesen), ist unter dem 25. v. M. eine inzwischen bereits durch die Presse bekannt gewordene Aufforderung an die Actio- närc, Versicherten und sonstigen Gläubiger der Gesellschaft ge richtet worden, in welcher dieselben nach Darlegung des Sach verhältnisses ersuch! werden, dem vorgcschlagcnen Plane einer Neubildung der Gesellschaft unter Genehmigung eines Abzuges von 50 Procent von den bereits fälligen, und voa circa 25 Prccent der erst später fällig werdenden Versicherungssummen ihre vorläufige Zustimmung zu erthe len- Diesem in einem Abdrucke angcschlossenen Encularschreib n ist bei der Ueberseu- dung an die einzelnen Versicherten ein Formular beigesügt wor den, worin dieselben durch ihre Unterschrist dem vorgejchlage- neu Plane im Allgemeinen ihre Zustimmung geben, vorbehält lich ihres definitiven Konsenses, nachdem sie die Höhe des Ab zugs, welchen ihre Versicherungssummen erleiden sollen, erfah ren haben werden. — Eine Abschrift dieses Formulars liegt hier gleichfalls bei Die Punkte, aus welche es nach dem Dafürhalten desGc- neralconsuls in London zur Beurtheilung deS SachverhäUnisseS vor Allem ankommt, sind die folgenden: I) Ist die Angabe io dem Circulare richtig, daß die Actio- näre nur bis zum Belaufe ihrer Aclien hasten muffen? Neber diese Frage hat der Berichterstatter bisher eine zu verlässige Auskunft zu erlangen nicht vermocht. Nach den For mularen der Policen, welche angeblich übereinstimmend und nur tn fremden Ländern in die betreffende Sprache übersetzt ausge stellt worden sind, ist allerdings am Schluffe ausdrücklich die Verbindlichkeit der Gesellschaft aus das Actiencapital beschränkt. Der Generalconsul ist beaustragt, die Aufklärung dieser Frage sich besonders angelegen sein zu lassen und darüber wei terhin zu berichten. Sollte die Haftbarkeit der Actionäre eine beschränkte sein, so würlc — nach dein Berichte des Generalconsuls — in der Thal auf erhebliche größere Äctiva, als in dem Plane angege ben sind, d. h. auf mehr als 3«o,OM Pfd. Sterl., nicht gerech net werden können, und da diesem Betrage eine in dem Plane vielleicht etwas zu hoch berechnete Schuldenlast von 3,200,000 Psd. Sterl, gegenüberfteht, so würden kaum >0 Procent an Dividende sich ergeben, falls es zu einer gerichtlichen Liquida tion käme. Aber selbst dieser Betrag würde nicht erzielt wer den, weil noch die bekanntlich sehr beträchtlichen Gerichtskosten von der Masse iu Abzug zu bringen sein würden. Ob unter diesen Umständen der projeclirte Plan einer außergerichtlichen Liquidation und Bildung einer neuen Gesell- schast, wonach die fälligen Förderungen nur 50 Procent und die erst später fällig werdenden sogar nur 25 Procent verlieren sollen, anzunehmen, muß zunächst der weitern Erwägung der Betheiligten überlassen bleiben Im Falle der Annahme würde zur Ausführung desselben zuvörderst die nachträglich: Registri- rung der Gesellschaft nach Maßgabe des -l»i»t Oomp»»/ erforderlich sein; eine Maßregel, zu welcher daS Gericht voraussichtlich seine Genehmigung ertheilen würde: ferner wür den zur Controle der Liquidation und Reorganisation aus der Mitte der Betheiligten, Actionäre und Versicherten, ComitsS und Directoren zu erwählen sein. Sollten die in Norddcutschland wohnhaften Versicherten be absichtigen, auf den Plan cinzugehen, so würde eS genügen, wenn sie das ihnen zugeschickte Formular unterzeichneten und an die interimistischen Verwalter in London gelangen ließen. Der Generalconsul würde eintrctenden Falls diese Uebermittluog veranlaßen können Feuilleton. Reisest riefe. IV. Auf dem „Vulcan", cinem der Dampsboote, welche wöchentlich dreimal die Linie Stralsund-Malmö be fahren, setzten wir unsre Reise nach Kopenhagen fort. Wir waren Abends an Bord gegangen. Doch machte der Lärm der vielen Passagiere, welche im Laufe der Nacht auf daS Schiff kamen, den Schlaf unmöglich und ich war froh, als ich endlich gegen Morgen die Anker- kette rasseln hörte und die enge Koje mit dem Verdeck vertauschen konnte. Der Wind blies ziemlich scharf aus Nordwest; verdrießlich arbeitete sich über Rügen in einem trüben Noth der junge Tag herauf. Stralsund, das mit seinen mächtigen Thürmen in phantastischer Silhouette noch traumhaft still sich vom Morgenhimmel ab hob, lag bald hinter uns, und in einem schmalen, seichten Fahrwasser ging es zwischen Rügen und der lang gestreckten Insel Hiddensöe dahin: „Wir werden heute etwas schaukeln" hatte mir der Kapitän gesagt, als ich aus'S Deck kam. Und so war es. Wir fuhren dem Sturme entgegen. Die Reisegesellschaft suchte vorsor gend durch Speise oder Trank, durch culinarische Ascetik oder Körperlage auf die peristaltischen Bewegungen ihrer Magen einzuwirkcn, ihnen zu schmeicheln oder sie zu reizm. Vergebliche Mühe! Die erste Welle, die, über das Deck hinwegspülend, wir auf offener See be kamen, fegte auch die ganze Gcjrllschaft hinab, wenn auch nicht in dir See, so doch in die Kabinen. S e war da jene Krankheit, gegen die noch kein Mittel auf gefunden worden ist. Der Wind wehte immer hef tiger, die Wasser zu Beraen aufwühlend, daß unser Dampfer sich neigte und beugte und tn allen Fugen knarrte. Wohl blieb, wie immer bi» jetzt, das See ¬ gespenst der Seekrankheit mir fremd, aber der Anblick der erregten See wurde mir verdorben durch den hohen Wellengang und den peitschenden Regen. Zudem waren ziemlich eine Stunde lang die Bewegungen des Schiffes so heftig, daß ich mich kaum von der Stelle wagte. Doch sobald wir hinter die Insel Möcn gelangten, die sich wie rin Wellenbrecher vorlegt, wurde die See ruhiger. Auch ließ das Wetter nach und die Sonne kam endlich hinter den Wolken hervor und beleuchtete hell die schwedische Küste, die vor uns austauchte. Ebenso kam auf der andern Seite Seeland mit der Insel Amager herauf und wir befanden uns inmitten des hier noch meerartig breiten Sundes, dessen blaue Fluth Hunderte von Schiffen belebten. Gegen 2 Uhr Nachmittags landeten wir in Malmö, der Hauptstadt der schwedischen Provinz Schonen. Malmö, obgleich von wachsender commcrzieller Bedeutung, hat für den Touristen wenig Interesse. Die Umgebung ist eine von Dünen eingefaßte flache Küstcnlandschaft. Von der Nolle, welche die Stadt einst gespielt, zeugt nur noch das alte Schloß auf der Landscite, in welchem der aus Schottland geflohene Gemahl der Marie Stuart, Gras Bothwell, im Wahnsinn und Elend verkommen sein soll. Ueber den hier etwa zwei Stunden breiten Sund winkt da? dänische Seeland mit den Thürmen Kopenhagens herüber, und nach kurzer Rast trug uns der kleine Dampfer „Hamlet" diesem, unserm Ziele zu. Hoch und spitz ragen die fünf Thürme Kopenha gens aus dem Ufergrün hervor. Die beiden Fort-, die sich am Eingänge in den Hafen unmittelbar aus dem Wasser erheben, tragen, wenn auch nicht durch ihre Bauart, doch durch ihre Lage da- Ihrige zur malerischen Schönheit der dänischen Hauptstadt bei. Der Hafen dehnt sich weithin aus. Er ist in zwei Theile geschieden; tn dem einen drängen sich voll Leben und Bewegung die Handelsschiffe aller Nationen, in dem andern schlafen die Kriegsschiffe einen traumlosen Schlaf. Diese gewaltigen Orlcgsschifse, abgetakelt und unter Dach gebracht, erinnerten mich an die Pensio näre der türkischen Flotte, die ich ebenso im goldnen Horne hatte liegen sehcn. Was den Türken Navarin, war den Dänen das englische Bombardement, wenn man überhaupt einem einzelnen Ercigniß dm Tod einer Flotte zuschreiben kann. Wir legten an der Zollbude an und fuhren nach schonendstcr Durchsicht unscrs Ge päcks durch breite Straßen mit stattlichen Häusern und gelangten auf einen, von vier gleichen Palästen: der Amalienbura, gebildeten Platz, den eine crzne Nciter- statue, König Friedrich V., schmückt. Man empfängt einen großstädtischen Eindruck. Durch ein drcigethcil- tes Thor fuhren wir weiter und sahen seitwärts auf einem Platze, auf granitncm Sockel, die Gestalt Oeh- lenschlägcr's, sitzend, aus Erz gegossen. Nasch waren wir auf Kongens-Nytorv, Königs Neumarkt gelangt, der, mit dem Reitcrbilde Christian's V. j» der Mitte, ein kolossales Viereck bildet. Dreizehn Straßen mün den auf diesen Platz mit den vollen Wogen einer bun ten, vergnügungslustigen Bevölkerung. Die belebteste Straße, mit eleganten Kaufläden auSgestattet, ist die Ocstergade. Dem Menschenstromc uns überlassend, der an schönen Nachmittagen diese Straße zu Fuß und zu Wagen durchzieht, gelangen wir, durch die Vimmelskaftct, an dem saulengetcagencn Rathhause auf dem Nytorv vorüber, vor dem Vester pott, nach dem Tivoli und der Alhambra, zwei Ver- gnügungSorte, die einzig in ihrer Art sind. Sie über treffen alle derartigen Etablissements, die wir kennen; wenn auch nicht durch ihren Umfang, so doch durch den Geschmack ihrer Anlagen, durch die Gemüthlichkeit ihrer Atmosphäre und durch den Reichthum der Genüsse, die sie bieten. In Tivoli nimmt uns ein großer, mit präch- tigm Bäumen, Bosquettcn, Alleen, Blumen geschmück ter Naum auf. Theater, Conccrte, Menagerien, Be reiter, Polichinclle, Tanzsäle, Rutschbahnen, Kaffee häuser, Tombolas locken uns an. AUcs dies, wie die von Gondeln belebten zahlreichen Wasserarme, welche mit ihren zierlichen Brücken das Terrain durchschneiden, strahlen in einem bunten Lichtermeer, wenn die Nacht hcreinbricht. Die einzelnen Räume sind so ausgedehnt, daß die einzelnen Schaugenüsse sich durchaus nicht stö ren, und da auch sonst alles Anstößige verbannt ist, so ist das Tivoli von allen Ständen besucht. Hier, wie überall, zeichnet sich das Kopenhagener Publicum, so vergnügungssüchtig es sein mag, durch Anstand und maßvolles Benehmen aus. Auch in der Alhambra fin det inan jegliche Art von Unterhaltung, von der kin dischen angefangen, bis hinauf zur künstlerischen. Hier gewährt schon der blose Anblick der ganzen Anlage im maurischen Stile einen künstlerischen Genuß; reizend ist daselbst das kleine Theater, und die Leistungen der Tänzerinnen, die sich hier produciren, stchen in keinem zu argen Mißverhältnisse zu der schönen Schale. Ein rclcgtrter, lustiger Student, Karstensen hieß er, ist der Gründer aller dieser nicht blos sprichwörtlich feenhaften Herrlichkeit. Er machte durch ganz Europa Reisen und Studien, verpflanzte cncyklopävisch daS Schönste in seine geliebte Vaterstadt und ging, wie die meisten Er finder und Gründer, zu Grunde. Jetzt sollen diese Vergnügungsorte 30 bis 40 Procent Gewinn tragen, trotzdem das Eintrittsgeld zu allen diesen Belustigungen für die Person nicht mehr als eine Mark, also gegen vier Neugroschen beträgt. E. C. ä Literatur. Der Verfasser der inhaltreichen Aphorismen „Ein Buch der Weisheit und Wahrheit",
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