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Dresdner Journal : 06.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-06
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 06.08.1869
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180. Freitag, den 6. August. 1869. AdsmmntiHtprtistr , H>Ir. 8t«llip,I^»düt>r, »u,A«rü»IV ävs ttorüü. Nuoä«» ?o8t uoä 8t«wp«I»u»cllI»xI>illro. I» lorckä Lava»! ^IKrUed: STKIr.—ks-r 1 ., rb ., ItoNTtUek!— „ iS „ Li»r«lo«^ltoull«ra: 1 „ rustraleapretle: k°ür ü-o R«Lm «i»«r <r-«p»I»«neo 2eil«: 1 K^r. VQt«r üi» 2eile. 3 It^r. Erscheinen: DN^lick, i»it 6«r 8c>on no<1 ^d«nä» kür 4eo svlxsaäe» VreMerÄnnmi. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Snsrralenmmatzme «««Irl»: L»tx-I«: r«. 6omou»»to»Sr — üsi I^r^säü«- ^vlLrn»Ine eßeoä»».: 8. L!«or.L», Lrorn konr; «»dniM-InM»» Vl«u-l.«ix,ix-L»,eI-rr»o»urt ».A.: Voornn, L»rUn. Onoi-ioi'«:!-«. Uuepp., Nur»»», Lvvol.ru Ur«w«o- L 8e»l.or»; Lls,ka:I.. 8rll«ot:ii'»^»nvm!evkure»>i, ^ü«L»,LcLt L t'uLvnv! rr»o«iu-t». L : ^Lnorn'ivk« Nuckd.; Mp»; I^onllnir^ ?»el,: L,»rrir«, Uv^i.i»» (ö, lUitC« <I« I» llonrsv); kr»^. k'». L»iu.lc!»'« LuekLl Vi«»: Xl.. Orr«l.l^ Htrousgeber: LLuizl. Lipväitloo ä«» v-eiävrr ^oon»»!», vr«,ä«o, Llnrisuite»,»« tio. 7. Nlchtalntiicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Taaetgeschichte. (Berlin. Kiel. Flensburg. Wien. Paris. Bern. Florenz. Madrid. New-Kork.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtra. Lermischtes. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- nachrichten. Telrgraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 4. August, Abends. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der ReichSrathsdelegation setzte beute die Bcrathung deS Kriegsbudgets fort. Der Ausschuß strich die Kosten für die Anschaffung zweier Donaukriegsdampfer, für neue Fcstungsgcschütze und andere erhebliche Posten. Im Laufe der Debatte äußerte der Reichskanzler Graf Beust, es sei mißlich, die Dauer des Friedens nach Jahren zu verbürgen; er habe aber die Ansicht, daß, wenn der Friede noch vier Jahre dauere, derselbe dann wahrscheinlich für längere Zeit als gesichert betrachtet werden könne. Wien, Donnerstag, 5. August. (Corr.-Bür.) Die „Wiener Ztq." sagt: Der Statthalter von Steiermark, Frciyerg v. Mecsery, wurde über sein Ansuchen in den bleibenden Ruhestand versetzt, und erhielt das Großkreuz deS StepbanSordenS zur Anerkennung langjähr,ger treuer Dienste. Eine Circularverordnung deS Kriegsministers giebt die kaiserliche Entschließung vom 30. Juli betreffs der Zurückstellung der Heirathscautioncn an Offiziere und Witwen bekannt. Paris, Mittwoch, 4. August, Nachmittags. (W. T. B.) Dem Lernehmen nach hat der heutige Ministerrath über mehrfache Veränderungen in der Besetzung der Prüfectnrcn Beschluß gefaßt. Florenz, Mittwoch, 4. August. (Tel. d. Pr.) Der Appellhof von Lucca erklärt, daß Anhalte punkte zu einem Proteste wegen des am Feldzeug meister Grafen Crenneville verübten Attentates fehlen. Madrid, Mittwoch, 4. August. (Corr.-Bür.) Die „Gaccta" signalisirt einen Zusammenstoß von Freiwilligen mit Carlistenbanden. Gestern wurden zwei Individuen erschossen, welche der Bande des Pfarrers Alcalon angehörten. Konstantinopel, Dienstag, 3. August. (W. T. B.) Die Zeitung „la Turame" meldet die Ab reise des Adjutanten des Großwcsirs, Hassan Efendi, nach Aegypten; derselbe sei der lieber bringer eines vom Sultan an den Vicckönig gc- richteten Schreibens. In diesem Schreiben, meldet die „Turquie" weiter, Htrl<Msi der Sack tau kategorisch rille Aufklärung über die Zurückziehung der ägyptischen Truppen aus Kandia und über die während der europäischen Reise des Vicc- köntgs gepflogenen Unterhandlungen. Sollten, fügt das Blatt hinzu, die Aufklärungen nicht befriedigend ausfallen, so würde der Sultan erklären, daß die Pforte bezüglich der Stellung Aegyptens zu derselben auf den Ferman von 1841 zurückzugreifcn entschlossen sei. (Eine ähnlich lautende Mitthcilung bringt der „Levant Hcrald".) Bukarest, Mittwoch, 4. August, Nachmittags. (W. T B.) Es arbeiten jetzt etwa 15,000 Menschen an den Eisenbahnen und Canälen. Sehr häufig besichtigt der Kürst in Begleitung des Ministers Gkika die Arbeiten. Ein großer Theil der Eisen bahnen wird im November dem Betriebe überge ben «erden. Tagesgtschichlt. * Berlin, 4. August. Es steht nunmehr fest, daß Sc. Majestät der König noch bis in die zweite Hälfte nächster Woche in Bad Ems verweilen und dann mehrere Tage iu Wiesbaden und Homburg residiren wird. Der Köuig wird demnächst, wie jetzt die officielle „Prov.- Corrcsp." meldet, den Hcrbstü bringen mehrer Armee corps der norddeutschen Bundcsarmcc beilsohncn. Ma növer im ganzen Corps finden beim 3. (brandcnburg- schen) Armcccvrps in den Tagen vom 27. bis 31. August in der Gegend von Müncheberg, beim 2. (pommcrschcn) Armcccvrps vom 1. bis 11. September in der Gegend von Stargard, beim 1. (preußischen) Armeccorps vom 10. bis 18. September bei Hciligcubeil und Brauns- bcrg statt. Bei den übrigen Armeccorps werden nur Manöver der einzelnen Divisionen abgehalten. Beim Gardccorps findet eine große Parade am 30. August bei Berlin, beim 2. Corps am 6. September bei Star gard, beim 1. Corps am 13. September bei Heiligen- bcil und Braunsberg vor Sr. Majestät statt. — Un mittelbar nach der Rückkehr der einzelnen Truppentheilc in ihre Garnisonen wird überall die Entlassung der Reserven stattfindcn. Nach Beendigung der Herbst übungen gedenkt der König sich noch auf einige Zeit nach Baden-Baden zu bcgcbcn, um dort vermuthlich bis Ende September mit sciucr erlauchten Gemahlin zu verweilen. — Die „Prov.-Corresp." enthält folgende (im ge strigen Btattc bereits telegraphisch erwähnte) Mit thcilung : „Der österreichische Reichskanzler Graf v. Beust hat jüngst in einem sogenannten Rothbuche eine große Anzahl von De peschen veröffentlicht, welche an und für sich ohne erheblichere politische Bedeutung sind, jedoch durch ein gewisses Hinwcg- aehen über hergebrachte politische Rücksichten aber vielfach unlieb same Erörterungen veranlaßt Haden. Da in einer dieser De peschen, welche Graf Benst nach Sachsen gerichtet hat, die Ab sicht zu Grunde zu liegen scheint, eine Kritik gegen angebliche Mittheilungen Preußens an den sächsischen Minister zu rich ten, so hat die preußische Regierung sich zn der Andeutung be wogen gesunden, daß sie die Berechtigung einer solchen Kritik schon aus allgemeinen national-politischen Gründen abweisen müsse, indem die diesseitigen Mittheilungen an deutsche Re- gierungen sich jeder Controle auswärtiger Cabincte entziehen und in noch höherm Grade vermöge der Solidarität (Einheit lichkeit) der norddeutschen Bundesdiplomatie diejenigen Mit theilungen, die von hier nach Dresden gerichtet werden." — Gleichzeitig ist die „N. Pr. Ztg." in den Stand gefetzt, eine Depesche, welche das preußische Cabinct an den königlichen Gesandten Frhrn. v. Werther in Wien erlassen hat, mitthcilen zu können. Dieselbe ist vom 18. Juli datirt und stimmt in ihrem Schluß sätze vollkommen mit der vorstehenden Auslassung der „Prov.-Corresp." überein. — Die „Prov. - Corr." weist heute nochmals die Behauptung mehrer Blätter zurück, daß die Rcgierungs- prcssc bezüglich der Finanzlage die öffentliche Mei nung irre geleitet habe; die Irreleitung der öffent lichen Meinung falle einzig und allein der liberalen Presse zur Last. Es sei kaum nöthig, hinzuzufügcn, daß die Regierung den Augenblick freudig begrüßen würde, wo sie wirklich eine durchgreifende Wiederher stellung unsrer Finanzlage zu verkünden vermöchte. Die Regierung habe zu keiner Zeit verhehlt, wie schwer sie sich dazu entschließt, eine Mehrbelastung des Volkes zumal an direkten Steuern zu beantragen. Umsomehr dürfe man vertrauen, daß sie jede sich darbietende Mög lichkeit benutzen werde, um die Anforderungen an das Land auf das möglich niedrige Maß zuruckzusühren. Die der Regierung nahe stehenden Blätter hätten des halb jede Besserung der Finanzlage, jede Aussicht auf eine Verringerung des Bedürfnisses in jüngster Zeit unverwcilt und unumwunden verkündet, aber sic hätten es unterlassen, daran unberechtigte Erwartungen auf eine gänzliche Beseitigung aller Finanzschwierigkeitcn zu knüpfen, um nicht ihrerseits spätere Enttäuschungen mit zu verschulden. — Dic„N. A. Z." schreibt: Das von der Direktion der Discoutogesellschaft angeregte Projekt einer ver zinslichen Prämienanleihe für Zwecke einzelner Privateiscnbahngcsellschaftcn im Betrage von 100 Mill. Thalern ist von den verschiedensten Blättern zum Ge genstände eingehender Erörterung gemacht worden, und finden sich mehrfach Andeutungen, welche der Auffassung Raum bieten, als sei die Angelegenheit bereits ihrem Abschlusse nahe. Nach cingczogcncn zuverlässigen Nach richten ist das Projekt indcß keineswegs schon soweit gediehen, vielmehr schweben zur Zeit noch die Ver handlungen, um die Grundlagen fiir die Zulässigkeit der gedachten Prämienanleihe zu gewinnen. Erst nach Feststellung dieser Grundlagen kann die Ertheilung eines allerhöchsten Privilegiums, dessen Entwurf dem Handelsministerium noch nicht cingercicht sein soll, in eingehende Berathung gezogen werden. Bei dieser Sachlage erscheint cs uns wahrscheinlich, daß bis zur Emission der Prämienanleihe noch längere Zeit ver gehen wird. Ucbrigcns erfahren wir, daß ein Kon sortium hiesiger angesehener Bankhäuser, an dessen Spitze die Berliner Handelsgesellschaft steht, ebenfalls die Conccssion zur Emission einer verzinslichen Prä mienanleihe für Privatcisenbahnzwecke nachgesucht hat. Der desfallsige Antrag soll indcß zur Zeit wenigstens mit Rücksicht auf die allgemeine Uebercinstmimung in der Grundidee mit dem Projekte der Discontogesell- schaft und auch um deswillen zurückgewiesen worden sein, weil in Ermangelung eines genauen Planes der Anleihe und einer Bezeichnung der cvcnt. zu betheili- gmden Eiscnbahngesellschaftcn der zur Prüfung erfor derliche Anhalt vermißt wurde. — Der Gesandte des Norddeutschen Bundes am St. Petersburger Hofe, Prinz Reuß, ist auf einer Urlaubsreife hier eingetrofsen und wird sich von hier zum Gebrauch einer Cur gegen ein Augenleiden nach Wiesbaden begeben. — Schon früher wurde mitgethcilt, daß das Reichstagsmitglicd Land- rath a. D. Ur. Friedenthal, welcher der frcicon- servativen Fraktion angchört und dessen Sachkenntniß und Erfahrung auf dem Verwaltungsgebiete ihn zu den Autoritäten in diesem Fache zählen läßt, berufen sei, um an den Vorarbeiten thetlzunchmen, welche im Ministerium dcs Innern für die Vorlagen in Betreff der Reform der Kreis- u. Landgcmcindeordnung statt finden. Derselbe ist jetzt nach Bcecndigung einer Bade- cur hier eingetrofsen und hat bereits die ihm übertra genen Arbeiten begonnen. — Die feierliche Ein weihung der in Moabit, Thurmstraße Nr. 57, neu erbauten Klosterkirche des Dominicanerordcns fand heute früh 8 Uhr in feierlicher Weise statt. Nach der Predigt wurde das Hochamt fortgesetzt und die Feier mit dem TV Oeum Isuäamus, während welchem auf dem Kirchenplatze Böllerschüsse gelöst wurden, und dem sakra- mcntalischcn Segen geschlossen. Nach beendeter Kirchcn- feier fand im Refcctorium des Klosters ein ckHeuner äinstoir« für die Gäste statt, bei welchem Trinksprüchc auf Se. Heiligkeit Papst Pius IX., Ihre Majestäten den König unv die Königin, auf den Orden und die Gäste ausgebracht wurden. — Die Rcdaction der „Börsen-Zeitung" hat heute bereits einen Aufruf zur Sammlung von Beiträgen für die hinterlassenen Witwen und Waisen der im Plauenschen Grunde verunglückten sächsischen Bergleute ergehen lassen. Kiel, 2. August. Der schleswig-holstcinsche Pro vinziallandtag hatte in feiner letzten Sitzungsperiode bekanntlich eine Commission nicdergesetzt, welche beauf tragt wurde, Vorschläge wegen Einrichtung einer pro vinzialen Selbstverwaltung auszuarbeitcn und mit der Staatsrcgierung darüber zu verhandeln. Diese Commission hat sich jetzt über bestimmte Vorschläge geeinigt. Die Commission ist dabei — nach der „Kieler Zeitung" — von dem principiclle» Gesichtspunkte auSgegangen, daß „nicht i» der Verwaltung von BeimügenSobjetten und Instituten, >vie sie jeder Privatgesellschaft zuslehen kann, sondern darin allein das Wesen der Selbstverwaltung zu finden sei, daß Zweige der öffentlich-rechtlichen Verwaltung, welche der centra- lisirte l-üreaukratische Staat ausschließlich für sich iu Anispruch Nimmt, den Localverbände« überwiesen werden, daß den Pro vinzen, Kreisen, Gemeinden die Handhabung von Regierung- rechten nach Maßgabe der Gesetze anvertraut wird." Sie ist deshalb „weit über die in dem Oberpräsidialschreiben «mge- dcutcte Grundlage hinansgega»gen" und reclamirt für die Pro vinz die Laudcommunalsachen, das Armenwesen, das Schul wesen, das Brandversichcrungswcsen, das Wegewesea und die Meliorationen- Was die Mittel für die solchergestalt cinzu- richtende Provinzialverwaltung aniangt, so nimmt die Com mission „selbstverständlich als Eigenlhüm der Provinz in An spruch den ZuwihauSfond und die Ueberschüsse aus derZettelsteuer im Betrage von S8,w't Thlr." Außerdem meint sie: „Wenn die Regierung den Grundsatz festhält, daß nur insoweit dem Provinziallandtage aus der Staatskasse zugeschossen »erden kann, als diese bisher für provinzielle Zwecke belastet gewesen ist, so muß daraus auch die Consequenz gezogen werden, daß derjenige Betrag, um welchen die künftige provinzielle Selbst verwaltung die bisherigen Berwaltungskostcn des Staates ver ringert, der Provinz zur Verwendung in ihrem Knieresse zu überweisen ist. Von diesem Gesichtspunkte aus sordärt die Commission sür Schleswig-Holstein nicht nur die Ueberweisung der bisherigen staatlichen Subventionen an die Idioten- und Blindenanstalten, an das Irrenhaus, an die Kieler Witwen, Waisen und Kindererziehungskaffe, nicht nur ein Aequivalmt für die bis jetzt vom Staate zu übernehmende Unterhaltung der bolsteiuscheu Nebeolaudstraßen, nicht nur eine gleiche Be rücksichtigung Schleswig Holsteins bei der Unterstützung von Landesmeliorationen, wie dieselbe bisher dru alten Provierzen zu Theil wurde, sondern insbesondere auch die Einrechnung derjenigen Administratiouskosten, welche dem Staate durch die Selbstverwaltung der Provinz erspart werden." — Viceadmiral Jachmann, welcher Vormittags von Berlin hicrselbst eingetrofsen, begab sich um 2 Uhr an Bord der Panzcrfregattc „Köuig Wilhelm I.", wo selbst mfter dem Admiralssalut dcs Wachtschiffes „Ge fion" und den Klängen dcr Musik der Flvttenstamm- division die Admiralsflagge am Vordermaste gehißt wurde. Nachdem der Viccadmiral die Meldungen dcs Stationschefs sowie der Commandantcn sämmtlicher in Dienst gestellten Schiffe cntgegengenommcn hatte, wur den die Fregatten „König Wilhelm I.", „Kronprinz" und „Prinz Friedrich Karl" unter den üblichen Förm lichkeiten unter Befehl deS Viceadmirals zum „ersten norddeutschen Panzergcschwader " vereinigt. Der Raddampfer „Preußischer Adler" wird dem Ge schwader als Tender dienen. Flensburg, 2. August. (H. N.) Auf den Antrag dcs hiesigen Handclsvereins, die Benutzung dänischer Banknoten, welche nach dem Gesetze vom 22. April d. I. untersagt ist, für Flensburg zu gestatten, ist ebenfalls wie sür Kiel ein abschläglicher Bescheid seiten dcs Handels- und Finanzmistcriums erfolgt. * Wien, 4. August. Se. Majestät der Kaiser hat gestern Mittag den von Wien scheidenden spanischen Gesandten und bevollmächtigten Minister Manuel Ranccs y Villanueva in Abschiedsaudienz empfan gen. — Demnächst wird die neue Organistrungsvor- schrift dcr militärärztlichen Brauche, welche die Sanction bereits erhalten haben soll, kunögemacht. Nach dicser Vorschrift erhalten, wie die „Pr." erfährt, die Militärärzte eine in jeder Beziehung befriedigende Stellung. Die bisherigen Oberwund-, sowie die Un terärzte entfallen sür die Zukunft ganz, wogegen durch eine namhafte Crcirung von Stabs- und Regiments ärzten sich sofort eine zahlreiche Vorrückung für die untern Grade eröffnet. Es sollen künftig bestehen: 2 Generalstabsärzte, 50 Oberstabsärzte mit zwei Ge bührentlassen, 100 Stabsärzte, 340 Rcgimentsärztc, ebenfalls mit zwei Gcbührcnklassen, und 560 Ober ärzte. Dcr Sanitätsdienst der Armee wird dieses mi litärärztliche Offiziercorps, die Sanitätstruppcn und die Sanitätsanstalten in sich schließen. — Die Evidenz- offiziere für die Landwehr der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder wurden bereits er nannt und begann deren Wirksamkeit mit 1. August. Die Gcneralcommandcn in Wien, Prag, Brünn, Lem berg und Graz, dann die Militärcommanden in Linz und Triest wurden angewiesen, sich nunmehr auch als Landwchrcommandcn zu constitniren. — Die vor ei- Feuilleton. Der Dorfpfarrer. Eiue Erzählung von Pauli« ächauz. (Schluß au« Nr. NN ) Endlich kam er wieder auf die Straße. Was wollte er nur eigentlich unter den hohen, fremden Häusern, unter den hastenden, rennenden, hoffenden, fremden Menschen? Was wollte er nur eigentlich in der gro ßen, geräuschvollen Stadt? Alles war zu Ende. Es tobte Etwas in seiner Brust, wie ein wildes, grollendes, höhnisches Gelächter. Ja, das war sein eigentliches Gefühl. Lachen, hrll, laut auflachen hätte er mögen. ES schüttelte ihn eine tolle, fieberhafte Lachwuth. Aber er lachte nicht. Er ging still und ruhig, wie andere Leute zu gehen pflegen, in seinem Predigcrge- wand durch die Menschenbelebte Straße, bis er zu seinem kranken Amtsbruder kam, dessen Rock er trug, und dessen Amt er verwaltet hatte. Er erzählte dem auch nichts, und dieser, mit seinem Kranksein beschäftigt, ahnte nichts davon, daß ein glückt licher Mensch von ihm gegangen und ein elender zu rückgekommen war. Ehe der junge Dorfpfarrer wieder nach seinem Dorfe zurückkchrte, ließ er sich von der Liste der Be werber um die erledigte Predtgerstelle in der Haupt stadt ausstreichen. Er brauchte nun keine bessere Pfarre mehr. Er brauchte Mchts als ein stilles Fleckchen, ein einsames Laaer irgendwo, ein menschcnferneS'Plätzchen, wo er au-bluten konnte; wir der Hirsch mit der TodeS- kugel im Fleisch in rin dunkles, bergendes Gebüsch sich versucht, wo er ungesehen seine Nagelosen, zuckenden, letzten Schmerzen durchlebt. Als der Dorfpfarrer zum ersten Male wieder sin seiner kleinen Gemeinde predigte, sahen sich seine Zu hörer einander verwundert an. Ihr Pfarrer hatte seinen alten Ton wirdergcfunden, sie konnten ihn wie der verstehen. Nein, nicht so ganz eigentlich den alten Ton; cs war jetzt noch etwas Anderes in seinen Worten enthalten, Etwas, was ihnen, den rauhen, unverweich- lichten Naturmenschen, die Thränen in die Augen trieb. Denn dcr Schmerz ist den Menschen im Allgemei nen verständlicher, als das Glück: er ist eher ein Na- turgefühl, als jenes, ein Gefühl, welches sich leichter, auch dem sprödesten Verständniß anschmicgt, als es das Glück vermag. Die Freude ist uns vielleicht als eigentliches Besitzthum sirr drübey aufgespart, wo sie heimisch sein mag und Allen sich offenbaren wird. Hier ist sie nur eiu irrer, flüchtiger Gast, der mit leichter Sohle über die Erde flieht; Viele kennen und begreifen sie niemals hieniedrn. Aber der Schmerz ist der echte, wahre Erdenbürger. Allen, Reichen und Armen, dem Höchsten und dem Niedrigsten, dem aufgeschlossenen Geiste und dem un entwickelten seelischen Verständnisse ist er begreiflich und faßbar. So begriffen oder ahnten doch wenigstens die Bauern den veränderten Sceleuzustand ihres Pfarrers. Sic weinten zuweilen bei seinen Predigten, und das Meinen that ihnen gut; sic liebten und verehrten ihn deshalb um so mehr in ihren guten, biedern, derben Herzen. Er war wieder ganz der Ihre. Sie wagten sich mit allen ihren kleinen und großen Bekümmernissen und Ruchlosigkeiten zu ihm und -fanden Trost, Hilfe, Rath bei ihm. In dem Kirchstuhlc, wo sonst die verwitwete Pfar rerin mit zwei schönen, jungen Mädchen gesessen, saß sie nun allein. Gertrud war bettlägerig geworden. Sie klagte nicht und litt keine Schmerzen. Sie siechte nur langsam, allmählich dahin. Unter den Kranken, die zu besuchen des Dorfpfarrers Pflicht erheischte, befand sich eine, die schwer, die todtkrank Ivar. Auch zu ihr mußte er Trost und Muth bringen, sie aufrichten und vorbereiten auf ihren letzten, schwersten Gang. Gertrud hatte nun Stunden, wo sie glücklich, o, so gefährlich glücklich war. Stunden, die sie für den Vor geschmack des Himmels ansah, in welchen ihre kindlich gläubige Seele bald hinüber zu gehen hoffte. Und in diesen Stunden tauchte das Gehcimniß, welches Gertrud tief und bange in ihrem Herzen barg, das Geheimniß, welches ihre Lebenskraft verzehrte, leise, ohne daß sie es ahnte und wußte, vor den Augen dcs jungen Pfarrers auf. Wie Nebel fiel cs von seinen Augen. So liebte ihn diese junge, reine, liebliche, vom Gifthauch der Welt unberührte Menschenblüthe; so hatte sie ihn immer geliebt, so hatte er sie achtlos und lieb los am Wcgc zertreten, indem er dem schönen, falschen Trugbild nacheilte, welches ihn ins Verderben lockte. So waren sie Beide elend! Aber Gertrud starb nicht, wie es der Arzt, wie es ihre Mutter, wie sie es selbst geglaubt hatte. Sie er holte sich langsam wieder; sie fing an, allmählich wie der aufzuleben. Nicht zu dem, was sie früher gewesen; nicht ganz zu jener Frische und Blüthe. Auch der junge Dorfpfarrer lebte seinen Schmerz auS und siegle über ihn. Aber Bride konnten nicht ganz wieder dieselben werden, die sie.gewesen, ehr jene Sara in ihr stilles Dörfchen kam. Es giebt eben Wunden, die niemals ganz vernarben können. Aber Beide lernten dennoch in spätern Jahren Stunden kennen, an welchen sie einsahen und begriffen, daß der Schmerz doch einstmals im Dienste dcs Herm, läuternd, klärend, wenn auch die schönsten Erdenträume und Blüthen abstreifcnd, bei ihnen eingckehrt war. Die Bauern der kleinen Gemeinde verloren ihren Pfarrer nicht wieder. Die Schwingen, die ihn einst mals in die Ferne getragen hatten, waren sür immer geknickt. Er ward nicht stumpf und trübe, nicht abge storben für die Außenwelt, er lebte und rang, kämpfte und wirkte mit dem geschriebenen Wort, und blieb ein Kettenglied im großen Verbände der wciterstrebenden Geister. Aber dabei lebte er fort als bescheidener, schlichter Dorfpfarrer. Er wurde seiner Gemeinde alter Pfarrer, wie er einst ihr junger Pfarrer gewesen war. Er taufte die Kinder seiner Bauern, und taufte ihrer Kinder Kinder, er legte die Hände der jungen Bräute in die ihrer Erwählten, und segnete ihre Tobten, gebettet in ihre letzten Kämmerlein. Und als cr die Tochter ihrcs seligen Pfarrers, der neben der Kirchmauer in dem schönen, epheuumrankten Grabe schlief, als er sie, Jahre nach jener ersten und einzigen Predigt in der Hauptstadt des Landes, in sein altcs Pfarrhaus führte und sie sein ward für immer, da gab cs kein Herz in dcr Gemeinde, daS ihnen nicht Heil und Segen gewünscht hätte. Felix hatte Gertrud lieben gelernt. Nicht so, wie er, nur einmal in seinem Leben, diese Sara geliebt hatte, nicht wild, leidenschaftlich, sondern ruhig, trcu und warm. Am Sonnenschein dieser Liebe hatte sich die geknickte Blume langsam wie der aufgcrichtet und war genesen. Sie lernte wohl nur schwer und allmählich an diese Lieb« glauben, die im Anfänge so nahe dem Mitleid
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