Suche löschen...
Dresdner Journal : 31.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-31
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 31.07.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
D 174 Sonnabend, den 3t. Jnli. §869. Io»antmrM«pretftr Iw Narüä. Liu»ä«: AldrlicN: 6 PKIr. — k^xr ^MrllcN: 1 „ lü „ «oi>»tliot>:— „ lü „ L»o»«lo«I<ulluuerL: 1 „ in kr«»»»»L tritt ^Lkrllel» z Idir, vtewpelxedüdr, > »u»»«rk»Ib är» Horää. Lomle» Lo»t- oaä Ltewpelroüclilitxdtoro. »asrrattnpreise: kör äeo L»um einer xe»p»Iteneo Leit«: I Xxr. Unter „Lioxeiooät" äi« Leil«: 3 dlxr. Erscheinen: HxUek, mit Hn»o»Iimo äer 8oou ooä keiert»^». ^vsoä» kür äeo kvlxeväeo Hx DresdnerMmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann Inserntenannatzmr nuswörtst l.«lx»ix: 1«. UutuvernrrLi,, l)ommi»»ioollr ües Oreeilner .ionrnelx; ei,en<1«».: kl I^nirn, Iwo«!« ku»r^ Lemdarx-Lerli» Viell-I-eipRix-vesol-rrsodturt » « IlLtsrnsr»!« äi Vool.«», LerUll. Uitveiee'eck« ilucdk., Uri«»«««»'» Luresu, Iivooi.ru ölo«»«; Lremco: L. Kcuvoriuz Lroslao: k, 8r»!«nv»i'» .^»iiunceiiöure.ui, .I««««, L,»^ llc I'««i»i>! Lrlmlcturt »il.: ^x»:u>:n'se>>e liueöö.; Löio! Hr>. NXi»««««, k»ri» IlLvm, I.»rrirr, Lvi.i.i>iu LOo., (8, l'I^ee üe I» L«nr»a); ?r»x: kn Loirvleu'e Uuedd,; Visu^ Xr.. Orrvvi». Herausgeber: Köuixi. klrpeäitloo <ie» I)re»än«r ^ooro»lr, Dreoüeu, ö!»iieu»lia»>is d!o. 7. Nichlanlllicher Theil. LLeiitNlÄi. Telrgr.rpbiscke Nachrichten. Tagcögcsckichte. lDrcsdcn. Berlin. Düsscldoif. Wien. Prag. Pesth. Paris. London. Kopenhagen. Stock holm. Et. Petersburg. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dre-dner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Altenberg.) Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 28. Juli, Abends. (Corr.- Bür.) DerBudgetausschuHderRcichsratbSdelegation trat heute in die Berathung dcS Budgets des KriegsministeriumS ein. Figuly als Referent beantragt die Centralleitung des Kricgsministeriunis mit 2,393,000 anstatt 3,027,414 Fl. Rechbauer hält das Budget nur für ein transi torisches, in so lange die Organisation des Militär justizwesens, Sanitätswesens, der Geistlichkeit nicht verfassungsmäßig durchgeführt ist. Sturm weist auf die bedeutende Verminderung des Militärbudgets durch daS Sislirungsministcrium hin und will zur Vermeidung des Deficits nur wenigstens 90 Millionen bewilligen. Der Kriegsminister wahrt das Organisations- recht jeder Art bei der Armee für den obersten Kriegs herrn, erklärt, er sei vom constilutioncllcn Geiste durch drungen und habe Verhandlnngen mit den beiderseiti gen Justinnmistern wegen der Militärstrafgesetzt und anderer Gesetze cingeleitet. Die Organisationen stehen unter der Controle der gesetzgebenden Factoren, in so weit diese die Geldmittel bewilligen, aber die Verfüg ung über die Organisation müsse er entschieden dem Kaiser Vorbehalten. Der Neichsfinanzminister bestreitet, daß das Militärbudget durch das Sistirungsministerium ver mindert woroen sei, der Beweis seien die später ge forderten Nachtragscredite. Der jetzige Finanzminister sei au die bewilligten Summen genau gebunden, da her das Nothwcndige bewilligt werden müsse. Auf Antrag Zicmialkowski's wird für die Cen- trallcitung 2,850,000 Fl. angenommen. Die Resolu tion Weichs, betreffs der Reducirung der Pferdepor- tioncn wird abgclchnt. Die Resolutionen Figuly's werden angenommen: Die Armeegenüsse einer Revision zu unterziehen und die Nrorganistruugen der Armee- zwcige, welche höhere, als die bewilligten Summen er heischen, seien der Delegation vorzulegen, endlich sei die Regierung aufzusordern, die Vorlage betreffs der Miltlärjustiz cinznbringen. Prag, Donnerstag, 29. Juli, Abends. (Tel. d. Dr. Journ.) Heute Nachmittag hat hier durch eine gemischte Commission eine Visitation des Klosters der Karmeliterinnen am Hradschin statt- gefunden. Die Commission begab sich auü dem Kloster sodann nach dem Jrrenhause. (Vgl. unter „Tagcsgcschichte".) Triest, Donnerstag, 29. Juli, Nachts. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Venus" ist mit der ost- indischen Ueberlandpost eingetroffen. Die gleichzeitig eingetroffene neueste Levantepost bringt Nachrichten aus Athen vom 24. Juli, wonach der Abschluß einer neuen griechischen An leihe von 19 Millionen Drachmen brvorsteht. Aus Konstantinopel vom 23. Juli wird ge meldet, daß in einer bei der Pforte einyeganacnen Note Frankreich sich entschieden gegen die Abschaf- fung der Capitulationen ausspricht. Paris, Donnerstag, 29. Juli, Nackmittags. (W. T. B.) Die vom heutigen „Constitutionnel" gebrockte Mitthcilung über bevorstehende Truppen- cntlassungcn wird von unterrichteter Seite dahin präcisirt, daß nack den jetzt erfolgenden Truppen- besichtiaungen 18,900 Mann, wie ^wohnlich jedem Jahre zu geschehen pflegt, mit Halbjahrs- urlaub entlassen werden; außerdem wird die Jah- resklasse 1863, welche ebenfalls 18,000 Mann um ¬ faßt, bereits am I.Octobcr, und somit früher als gewöhnlich, entlassen werden. Gegenüber den beruhigenden Nachrickten Ma drider Blätter über die Carlistenbcwegung bemerkt die „Spanische Corrcspondcnz", daß aus Madrid heute keinerlei telegraphische Mittheilung einge- troffen ist. Madrid, Mittwoch, 28. Juli. (W. T. B.) Dem „Jmparcial" zufolge hätten die Carlisten- banden, welche eine Erhebung vorbereiteten, diese Absicht aufgegeben und wegen der Niederlage bei Ciudad-Neal wahrscheinlich den Befehl erhalten, die Feindseligkeiten einzustellen. Nom, Donnerstag, 29. Juli. (Tel. d. Pr.> Der Papst hat die politischen Gefangenen Grafen Pagliacci, Sacchi, Castelazzo nnd Maragoni zum Eril begnadigt. Tagesgeschlchte. Dresden, 30. Juli. Vom Bundcsgesctzblatte des Norddeutschen Bundes ist eine besondere Bei lage zum 32. Stück, welche die Aichordnung für den Norddeutschen Bund, vom 16. Juli 1869, enthält, veranstaltet und der uothweudigcn Beschleunigung ihrer Verbreitung wegen schon jetzt versendet worden, wäh rend das Stück 32 des Bundesgesetzblattes erst später aus gegeben werden kann. Berlin, 29. Juli. Wie der „St.-A." meldet, er schien Ihre Majestät die Königin, welche vorgestern den König in Cms besuchte, gestern bei der Taufe des Sohnes vom Landrath Freiherr» Raitz v. Frentz als Pathin. Heute trifft der König zum Besuche der Kö nigin in Koblenz ein. — Der geh. Oberregierungs« und Vortragende Rath im Cultusministerium, l)r. Wiese, ist zur Abhaltung von Conferenzen der Bundcsschul- commisjion nach Dresden gereist. — Wie die Direktion der königlichen Sternwarte im „Staats-Anzeiger" mit- theilt, hat die vor dem Kammcrgerichte ausgestellte Nor maluhr in der Nacht vom 28. zum 29. Juli eine Störung erfahren. Die darüber angestellte Untersuchung hat mit Evidenz erwiesen, daß trotz des sorgfäligen Verschlusses des Uhrwerks von böswilliger, aber nicht unkundiger Hand ein Eingriff verübt worden ist, wel cher den Bruch der Aufhängungsfeder des Pendels hcr- beiführen mußte. Nach verstärkter Sicherung des Ver schlusses wird die Uhr sofort wieder in Gang gesetzt werden. — Die „N.-Z." berichtet, daß beim Kriegsministe rium eine besondere Commission gebildet wird, welche auS Mitgliedern der Ministerien des Krieges, der Ma- rine, des Handels, des Innern uud der Finanzen zu sammengesetzt ist und sich mit der Frage wegen Frei gabe des Pnlvcrvcrkaufs zu beschäftigen und einen Normalpreis für Pulver zu bestimmen hat. — Der Finamministcr Frhr. v. d. Heydt ist am 25. d. von Karlsbad abgereist und hat in Begleitung seiner Fami lie eine Reise nach dem Salzkammergnte und Tirol an- getreten. — Der königliche Gesandte in Nom, Baron v. Arnim, ist aus Bad Ems hier eingetroffen und vorgestern von dem Unterstaatssecrctär wirk!. Geh. Rath v. Thile empfangen worden. — Wie die „N. A. Z." schreibt, wurden gestern 7 der sinkenden Schmicdc- gesellen verhaftet, die einen Meister in seinem Hanse persönlich bedroht haben sollten, und später noch 16 andere, die in die Werkstätten gegangen und die arbei tenden Gesellen zum Verlassen der Arbeit bewegen wollten. Die Untersuchung muß das Weitere ergeben. Düsseldorf, 27. Juli. (Elbers. Ztg.) Die Aka demiker, welche neulich den Protest gegen die jetzige Leitung der Akademie unterzeichneten, haben von dem Regierungspräsidenten v. Kühlwctter Vorladungen crhallln, um in dieser Angelegenheit verncmmcn zu werden, und zwar wurde jedem Einzelnen ein beson derer Termin zum Verhör anbcranmt. Die Akademi ker folgten jedoch der Vorladung nicht, sondern sandten an den Regierungspräsidenten eine Adresse, in welcher sie jener Vorladung jede Berechtigung absprachcn, weil nur düS Lebrncclleginm in Sachen der Akademie com- pctenter Richter sei. Eine Abschrift der Vorladung und der Adresse wurde zugleich an das Ministerium eingcsch ckt. Wien, 28. Juli. Für die Eiubernfuug der Land tage ist, wie die „Corr. Schw." vernimmt, die Zeit zwischen dem 9. und 21. September in Ausstcht'gc nommcn. Die Festsetzung des Tages hängt noch von der Erledigung einiger Zwischensragcn ab. — Die „W. Ztg." meldet die kaiserliche Bestätigung der Wahl des bisherigen Vicepräsidenteu Hofraihs Dr. Karl Ro kitansky zum Präsidenten der kaiserlichen Akademie her Wissenschaften in Wien. Zum Viccpräsidcn- ten dieser Akademie wurde der Hofrath und Director dcS Haus-, Hof- und Staatsarchivs vr. Alfred Ritter v. Arnclh gewählt. — Der Ackerbauminister Graf Potozki ist, wie das „N. Frbl." erfährt, in den letz ten Tagen angenehm überrascht worden. Im Jahre 1863 wurde Graf Potozki wegen seiner in Russisch- Polen gelegenen Güter, von denen man das einzige Slavute auf sechs Millionen Gulden schätzt, eine Contribution im Belaufe von 450,000 Gulden aufcr- legt. Natürlich zahlte Graf Potozki nicht und so be hielt ihm dann die russische Negierung eine Summe von 500,000 Rubel, die er für Grundablösung cn zu empfangen hatte, vor. Dieser Tage wurde der Acker bauminister , der diesen Verlust schon längst verschmerzt hatte, mit der Mittheilung überrascht, daß die russische Regierung die Contribution, die auf seine Güter ge legt worden war, aufzuheben befunden habe und daß die 500,000 Rubel daher zu seiner Verfügung ständen. Prag, 29. Juli. Die „Prager Zeitung" meldet: In der Gegend von Weihwasser ist die Mcetings- agitation ganz besonders im Schwünge; cs vergeht kaum eine Woche, ohne daß ein Tabor abgchalten oder um die Bewilligung eines Tabors angcsucht würde. Da nun infolge dessen die Thätigkeit der öffentlichen Organe in erhöhtem Maße in Anspruch genommen wird, so ist, wie wir vernehmen, angeregt worden, daß in Weihwasser und der Umgebung einerseits zur Siche rung der Ordnung bei erlaubten Meetings und an dererseits zur Sicherung, daß die Verbote von Mee tings gehörig respcctirt werden, eine Militär ab th ei- lung für längere Dauer dislocirt werde. — Wie die „Nar. Listy" berichten, hat der Ausschuß der „Slow. Lipa" in seiner bereits erwähnten letzten Sitzung fol gende Resolution bezüglich der Landtagswahlen angenommen: „1) Als böswilliger Schädiger der tschechischen Nation soll nicht allein Jeder angesehen werden, der bei den bevorstehen- den Laudtagswahlen Dem, was der Eomit« der Vertrauens- männer der tschechischen Abgeordneten beschließt, sich nicht vollständig unterwirft, sondern auch Jeder, der es unterläßt, nach seinen Kräften zu Gunsten der heiligen Sache der Nation zu wirken, säumige Kreise zu wecken und gegen un ehrliche Agitationen zu arbeiten. 2) Es ist wichtig, daß zu diesem Ende und Ziele an demselben Tage in Prag und in allen Wahlbezirken Volksversammlungen einberufen werden, welche sämmtlich über dieselbe Frage: Wen sollen wir bei den bevorstehenden Wahlen in den Landtag wählen? zu be- rathen hätten. Ferner, daß zu dcm'elben Zwecke überall die Wählerversammlungen benutzt werden sollen." Diese Resolution soll in den öffentlichen Blättcin ver kündet und gleichzeitig soll ein Comitö ernannt wer den, welcher für die Veranstaltung der Volksversamm lungen zu sorgen hätte. Als Tag für diese Volksver sammlungen wurde der 15. August bestimmt. — Aus Neupaka war dieser Tage den tschechischen Blättern gemeldet worden, daß die dortigen Bürger beschlossen hätten, den Juden, welche bei den bevorstehenden Land- tagSwahlen gegen die nationale Partei stimmen wür den, keine Marktbuden mehr zu vcrmiethcn. Wie nun die „Nar. Listy" melden, soll gegen die an diesem Be schlusse Bctheiligten die gerichtliche Untersuchung wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätig- keit cingeleitet werden. — Die „Nar. Listy" brachten in ihrem gestrigen Blatte die Erzählung eines Falles aus jüngster Zeit nnd aus unsrer nächsten Nähe, der eine Art Scitcnstück zu der Schauergeschichte von Krakau bilden würde. Die „Nar. Listy" erzäh len nämlich, cS sei vor etwa 14 Tagen in Karoli- ncnthal eine barmherzige Schwester, die sich gegen daS Kenschheitsrelübde vergangen hatte, von ihren übri gen Milschwestcru zur Einsperrung vcrurtheilt und in cin enges Kämmerchen am Glockeuthmme gesteckt wor den, wo sie sich auS Verzweiflung erhängt habe. Dies Alles sei von den Soldaten in der gegenüberliegenden Cascrne gesehen werden, und so sei die Sache ans Tageslicht gekommen. Die Nonne, die inzwischen be reits am Wysch hrad begraben worden, sei crhnmirt worden n. s. w. Dem entgegen wird der „Boh." von compctcnter Seite versichert, daß diese ganze Erzählung eine Fabel sei uird daß sich nichts Aehnlichcs in Ka- rolincnthal zugctrag n habe. Prag, 30. Juli. Die „Boh." schreibt: Im hohen Auftrage bcgab sich gestern gegen 5 Uhr Nachmittags eine gemischte Commission, bestehend auS dem Dclc- girtcu des Erzbischofs, Kanonikus Hron, drei Beamten des Landes- als Strafgerichts, dem Leiter des Klein- scitner Polizcicommissariats, Obercommissar Prcßl, und zweier Assistenten vor das Kloster der Karmeli terinnen am Hradschin und forderten daselbst Einlaß. Nachdem sich die Commission legitimirt hatte, wurde ihr der Einlaß gewährt. Dieselbe ließ sich vor Allem die im Kloster befindlichen Nonnen, 30 an der Zahl verstellen, besichtigte dann das ganze Haus aufs Ge naueste, Zelle für Zelle, vom Thurmknauf bis in die Keller und sand nicht die geringste Ordnungswidrig- kcit. Die Oberin gab der Commission bekannt, daß die Nonne Theresie M. vor acht Jahren irrsinnig wurde uud aus dem Kloster entfloh, denselben Tag je doch in einem Nachbarhause (dem fürstl. Schwarzen- berg'schcn Palais) entdeckt und nach ärztlicher Unter suchung in daS hiesige Irrenhaus gebracht wurde. Eine zweite Nonne, Maric R., wurde einige Jahre später ebenfalls von Irrsinn befallen und kam auch zur Heilung in das Irrenhaus. Die Commission verweilte gegen 2 Stunden im Klostergcbäude, während welcher Zeit fort während die Pfortcnglccke geläutet wurde, zum Zeichen, daß sich cin Besuch im Kloster befindet. Als die Com mission daS Kloster verließ, waren bereits Hunderte von Menschen vor derselben versammelt, welche durch den außerordentlichen Fall, daß Männer, wiewohl in Uniform als kaiserliche Beamte, Einlaß erhielten, her beigelockt worden waren. Die Commission bcgab sich vom Kloster dircct in die Irrenanstalt und pflog dort in Beisein der beiden irrsinnigen Nonnen die Erhebun gen, wobei die Irrsinnige Theresia M. crklärt haben soll, daß man sie „zu gut" pflege, indem sic au die strengen Regeln des Klosters gewöhnt sei. Dem Ver nehmen nach sollen in sämmtlichcn Klöstern Oesterreichs derartige Visitationen vorgcnommcn werden. * Pesth, 27. Juli. Finanzminister Lonvay erließ ein Circular an die Municipicn, in welchem er con- statirt, daß trotz der guten Ernte und der günstigen Erwcrbsvcrhältnissc die Steuern schlecht eingehcn. Die Schuld liege am bösen Willen der Steuerzahler und an der Nachlässigkeit der Behörden; letztere wer den zu strengstem Einschreiten gegen säumige Zahler aufgcfordcrt. Fernere Nachlässigkeit will der Finauz- ministcr nicht dulden. Paris, 28. Jnli. (K.Z.) Der Gerant deS „Rappel" ist zu 1000 Frcs. Geldstrafe und 4 Monaten Gefäng nis; wegen uneilaubtcr Veröffentlichung eines seiner Prcßproccssr vcrurtheilt worden. Die Geldstrafen, mit welchen dieses Journal seit seinem Erscheinen be legt wurde, betragen bis jetzt 13 000 Frcs. — Gegen den Advocaten Lafcrriöre, ebenfalls Mitarbeiter an diesem Blatte, ist jetzt ein neuer Proccß cingeleitet worden. Bekanntlich verlangte derselbe vom Polizct- präfcctcn Pictri cine Entschädigung von 10,000 Frcs, weil cr ihn wegen des angeblichen Complots ungesetz- lichcrweisc habe verhaften lassen. Dieser hat ihn nun unter der Anklage, ihn beschimpft zu haben, für näch sten Freitag vor die 6. Kammer des Zuchtpolizeig, richts laden lassen. — Heute kam der Proccß gegen Tail le fcr und Pic vor den Assiscnhof. Der Erstere war seit 1832 Cassirer der Assecuranzgcsellschaft „Union" Feuilleton. Der Dorfpfarrer. Eine Erzählung von Pauline Ichaiz. (Fortsetzung aus Nr. 173.) Wieder brachte Gertrud die kleine, grüne Stube in Ordnung, in welcher ihre Cousine gewohnt hatte. Sic stellte Alles an seinen Ort, putzte, fegte, und draußen wehte der Hcrbststurm um das einsame Häuschen und die Fluren nnd Hügel waren kahl und öde geworden. Wie die Natur ihr buntes Sommerkleid abgcstreift hatte, seit jenem Tage, da dasselbe Stübchen zu Sara's Empfang eingerichtet wurde, so hatte sich fiitdem auch Etwas von Gertrud'L Wesen abgestreift, etwas Helles, Frisches, was damals ihr ganzes Thun und Sein so lieblich umkleidete. Der Schmelz ihrer süßen, gläubi gen Kindlichkeit, jener Dufthauch, zarter als der Gold staub auf der Schwinge des Falters, war unter dem ersten rauhen Griff des Schmerzes, unter dem Eishauch der ersten Täuschung von Gertrud's Seele hinwcgge- weht. Am nächsten Sonntage fehlte Sara auf dem ge wohnten Platze in der Kirche, zwischen ihrer Tante und Gertrud. Der Pfarrer sah den leeren Platz und ein banges Gefühl überkam ihn. Er hatte von ihr gehört, daß sie gegen den Winter hin abzureiscn gedachte, aber sie konnte doch kaum so schnell, so unerwartet, so ohne Abschied abgereist sein. Was war ihm nun die Kirche mit all' den auf ihn gerichteten Augen ohne Sara's Augen unter ihnen? WaS war ihm nun sein Amt, seine Pflicht, sein Dorf, was war ihm die- Alles nun ohne Sara? Beim Ausgange aus der Kirche traf er mit Ger trud und deren Mutter zusammen. Im Gespräch mit ihnen erfuhr er, daß Sara schnell, durch einen Brief ihres Vaters gerufen, abgereist sei. So war sie fort, und die Welt rings her, die sie durch ihre Anwesenheit in ein Eden verwandelt hatte, war eine Wildniß geworden. Gertrud sah den Schreck über seine Züge gleiten, als ihre Mutter ihm Sara's Abreise crzählte und ihm einen Gruß von ihr brachte. Sein Auge war aber geblendet und verwirrt von der Leidenschaft, die ihn erfüllte; er sah Gertrud's Kummer nicht; er hatte keine Ahnung von dem Leid, welches sie in ihrem jungen Herzen barg. Der Winter kam und Gertrud kränkelte fort. Alle ihre frühern Beschäftigungen und Zerstreuungen, die sonst genügt hatten, ihr Leben auszufüllcn, hatten ihren Reiz für sie verloren. Eine Leere war in ihr und um sie her. Sie war aus ihrem Traumleben aufgewacht, aus ihrem engen Kreise hinausgedrängt worden, und nichts konnte ihr jene harmlose Ruhe, jenes süße, unbefangene Glück wicdergebcn, welches ihrem Herzen entglitten war. Nichts konnte auch ihr Gefühl für jenen Mann wieder in die wunschlose, anbctende Verehrung ver wandeln, die sic einstmals für ihn gefühlt, nun sie ihn mit irdischer Liebe zu lieben gelernt hatte. Felix vergrub sich mit leidenschaftlichem Eifer in seine Studien und suchte mit ihnen die öde, langsam schleichende Zeit auszufüllcn. Er hatte nicht aufgehört zu hoffen, seine Hoffnung war eher wilder und verlangender denn früher geworden. Er bereitete sich auf rine Stellung vor, in welcher er der schönen Sara Hand begehren durfte. Golden, sonnenhell laa ein Bild in der Zukunft vor ihm, wie rine selige Insel vor den Augen dcs reisemüden Schiffers. Dorthin strebte er mit allen Kräften, allen Gedan ken, mit jedem Schlage seines fiebernden Herzens; dies eine Ziel unverwandt vor seinen Blicken, glitt cr hin über die öden Wegen einer schalen, einförmigen Ge genwart, trug cr das graue Einerlei seiner jetzigen Stellung, wie die Natur ihr farbloses Wintcrgcwand trug, mit der seligen Erwartung, daß sic einst an einem goldenen Lcnzmorgcn es von sich werfen werde. Der Winter brachte mancherlei Krankheiten im Dorfe, und wenn es früher nur Gertrud's Herzens- güte war, die sic zu den Mühseligen und Belavcncn zog, so war cs jetzt noch ein anderes Gefühl, welches sie antrirb, mitzmheilcn und wohlzuthun, zu helfen und zu trösten. Die Leidtragenden und bekümmerten waren mit ihr verschwistert und verwandt, nur mit dem Unterschiede, daß cs für die meisten ihrer Uebel Heilung gab und sie für ihr eignes Leid keine Hilfe wußte. Sie fürchtete jetzt beinahe, den jungen Pfarrer an einem dieser Krankenbetten zu treffen. Und doch, wenn sie ihn sah und seine Stimme hörte, so konnte sic ihrem Herzen nicht gebieten, daß es nicht aufjauchzte und jubelte. Er sprach dann wohl einige sanfte, freundliche Worte zu ihr, er prieS und lobte ihre Barmherzigkeit und Mildthätigkeit, aber Gertrud hörte an diesen Wor ten, daß er zerstreut und im Geiste abwesend war, daß sein Herz und seine Seele nicht aus seiner Stimme tönten, daß er so ganz anders war, als einst. „Wie er sie liebt!" dachte Gertrud; „immer und überall steht sie vor seinem Geiste. Mit unsehenden, abwesenden Augen blickt er alle Dinge an, die ihn um geben." Sara, die ihre Mutter frühzeitig verloren hatte, lebte mit ihrem Vater in der Hauptstadt, wo dieser eine angesehene Stellung einnahm. Sie hatte oft mit dem Dvrfpfarrer von den dortigen berühmten Kanzcl- redncrn gesprochen und ihm versichert, daß cr in hohem Grade begabt und berufen dazu sei, unter diesen einen hervorragenden Platz einzunehmen. Er hatte durch seine Schriften sich, wie früher er wähnt, schon cinigcrmaßen in der theologischen Welt bekannt gemacht, war anch nicht ohne einflußreiche Be kanntschaften und Beziehungen aus früherer Zeit her, hatte indeß, scit cr sich wohl und zufrieden in seinem bescheidenen Wirkungskreise, als Hirt seiner kleinen Gemeinde fühlte, beinahe allen nähern Verkehr mit der Außenwelt abgebrochen. Seit Monaten aber hatte cr alle abgerissenen Fäden von Neuem anzuknüpfen versucht, um sich womöglich daraus cin Rcttungsseil daraus zu drehen, an welchem cr sich zu jener Höhe emporarbeiten konnte, wo Sara für ihn erreichbar war. Er hatte eine Anzahl Briefe geschrieben und Alles hatte sich ganz wunderbar leicht und günstig für ihn gestaltet. Er hatte freundliche und verheißungsvolle Antworten bekommen und wartete nun auf eine Vacanz, um dann als Bewerber um eine Predigerstelle in der Hauptstadt aufzutrcten. (Fortsetzung folgt.) * K. I. F. Janssen, Conservator dcs königl. Mu seums für Altcrthümer in Leyden, welcher sich durch verschiedene Schriften über germanische Archäologie, von denen die meisten in die deutsche, französische und englische Sprache übersetzt wurden, auch in weitern Kreisen bekannt machte, ist dem Tod erlegen. * H. A. Schauffcrt's vielgenannte- Preislustspiel „Schach dem König" ist nunmehr im Buchhandel erschienen. Sin.ncncS Schauspiel, das derselbe Autor beim Hofburgtheater ringereicht, betitelt sich: „Der Becker-Toni in Wien".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite