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Dresdner Journal : 27.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-27
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1869
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171 Dienstag, den 27. Inti. Ivsnoemenlspretse: Im llorück. Nnock»: HiiirlivN: 6'elilr. — klxr ^)»I>rIiek: I „ IS „ I^oii»tlicli:— „ lS ,, LiurelusIiuiiuiivrQ: 1 „ l» ?-«»»»»» tritt )3i>rIIeI» 2 I'KIr. 8teiol>-Iirekül>r, > »u»»erli»id ae» Xorää. 8»n<ie» Post - noä 8ten>p«lru»ciil»xkil>r«. Snsnalrnpretfe: kür <ien Naum einer gespaltenen 2eil«: 1 Itxr vuter „Linxeeaoat" üi« Leile: 3 Kxr. erscheint«: ?iiglici>, mit /tusnakm« <1er 8oou- unä peiert»^», ^deuä« kür äeo kolgeuäeo Hx. DresdnerAottriig-. Veranlwörtlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. -869. Snseratenannatzme aurwSrts: Lslprig: p». IZ«ti,o»r»rr,», 6ommi«io»Ut üo, vresüoer aourn»I,z ei>e»a»».: N. Laor.r», Lvoaa koar; Sawdurg-IerU»- Vi,u-l,«iprix-L»»eI-rrallIckurt » t Vnor.L», Lerlin. O«oi-ri,«'»cke ltucülu, Nur,nur»»'» linrean, kivvoi.ru ölossu; Lremeu: p. 8cui.orr»j Lr«,I»u: l, 8rxaovu's ^»noneeudureau, pu»:v«v; pranüturt » H.; Nueük.; «eia: NXne»vn, pari»: Ilxvt«, I,»rrir>-, 8vvi.i>ia L6o., (8, I'Iaee <Ie la Lonrse); Prag: Pa puavicu's 8ueüd.r Vieu: ^v. Orravi«. Herausgeber: Lönigl. prpeäitivo ä«, vresZner ^onrn-Ia, Ore-äen, Slarleostrasss bio. 7. Imtlicher Theil. Dresden, 25. Juli. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nicolaus von Rußland ist gestern Abend '-i-6 Uhr von Leipzig nach Pelcrsbnrg abgercist. Nichtamtlicher Theil. Ueber, icht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Berlin: Rundschreiben bezüglich des Concils. Einstellung der Recrutcn. Centralcadcttcnhaus. Con- solidationen. Kohlenfcldcrvcrkauf. Neue landwirth- schaftlichc Lehranstalt. Zum Strikc der Maurergesel len.— Düsseldorf: Appellation in der Gladbacher Affairc. — Frankfurt a. M.: Beschlagnahme. — Kiel: Altcrthümcrsammlung. — Altona: Zur In dustrieausstellung. — Lübeck: Verhandlungen be züglich des Obcrappcllationsgerichts. — Freiburg: Zur Bischofswahl. — Wie«: Convcrtirnng der Staats schuld. Journalistcntag. — Prag: Wahlmcetings. — Krakau: Ruhestörungen vor dem Kloster.— Pola: Torpedos. — Pesth: Ungarischer Civilcodcx. — Agram: Nccrutirung suspendirt.— Paris: Vom Hofe. Quellenstudium der Arbeiterkriscn. Verurtheilung. — Bern: Nativnalrath. — Florenz: Falsche Zei tungsnachricht. Die Akademie von Savoyen. — Madrid: Sicherheitsgesetz. — London: Parlament vertagt. Zur Kirchcnbillfragc. — Kopenhagen: Goldmünzen. — Konstantinopel: Kaiserin Eugenie erwartet. Rüstungen in Aegyten. — Bukarest: Ansprache an die Truppen. — New-Aork: Das neue Kabel. Bierter deutscher Journalisteutag I. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Wurzen. Reichen bach. Meerane. Waldheim. Falkenstein. Pirna.) Vermischtes. Statistik und Volköwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalenber. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 26. Juli, Morgens. (Tel. des Drcsdn. Journ.) Am Sonnabend gab der Schrift- stellervrrein „Concordia" den Mitgliedern des deutschen JournalistcntaqcS in den Blumenlälen der Gartcnbaugcscllschast einen brillanten Gast- abend, bei welchem auch der Reichskanzler Graf Beust und die cisleithanischen Minister anwesend waren. Gestern fand die erste Sitzung des Journalisten tages im Universitätspalastc statt. Die Frage wegen Acndcrung der Statuten wurde vertagt. Angenommen wurde eine Resolution gegen den Nachdruck von Zeitungsartikeln ohne Quellenan gabe und der nächste Vorort beauftragt, die Nachdrucks- gcsetzc in Bezug auf das Bedürfniß der Zeitungen zu prüfen. Die Bicdcrmann'schen Thesen darüber wurden beseitigt. Gleichzeitig fand in Fünfhaus eine große Volks Versammlung statt. Liebknecht sprach unter ungeheuerm Beifall über die Untrcnnbarkcit des socialistischcn Kampfes vom freiheitlichen, ermahnte die Arbeiter, die errungene Freiheit der Bewegung zu schätzen und nicht gegen den BestaVs de§ d.rmaligen Muust ri.ms an «kämpfen, in dem cr Letzteres tu.'.lcick davor warnte, dunb Nnt r- drückung des Aibe'tnstaud.ö seine ci.-cnc Stütz: zu vernichten. Heute findet die Schlußsitzung des Journalisten- tage« statt. Derselben folgt das städtische Fest- diner und Abends Kcstvorstellung im Carlthcatcr. Morgen Scmmeringfabrt (vcrgl. unter „Lagclgc- schichle"). Wien, Montag, 26. Juli. (W. T. B.) Gestern fand die erste Hauptversammlung des Journalisten tages statt. Zum Vorsitzenden wurde unter allge meinem Beifall I>r. Klette ans Berlin (Voisische Z i'ung), zum ersten Vicrpräsidentcn Itr. Fried länder aus Wien (Neue freie Presse), zum zweiten Vicepräsidenten IN -Hameran aus Frankfurt (Frank furter Journal) gewählt. Ein Antrag Friedländer s, daß beim Nachdruck von Zeitungsartikeln genaue Quellenangabe stattfinde, wurde angenommen. Krakau, Sonntag, 25. Juli. (W. T. B.) Vor dem Kloster der Karmeliterinnen fanden gestern Abend neue Ruhestörungen statt, indem eine zahl reiche Volksmenge in das Kloster cinzudringen ver suchte; von dort zurückgedrängt, zog dieselbe gegen das Jcsuitenkloster und einige andere Klöster und zertrümmerte die Fenster derselben; der Rector der Jesuiten wurde insultirt; 41 Ercedcntrn sind ver haftet; eine Untersuchung ist eingclcitet. (Vgl. unter „Tagcsgcschichlc".) Paris, Sonntag, 25. Juli, Morgens. (W.T D.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht ein auf einen Bericht drS Kriegsministers erlassenes kai serliches Decket vom 19. d., durch welches die Ver mehrung der Eleven für den Gcneralstab ange- ordnet wird. Die Gencralräthc sind bis zum 23. August ein berufen. Paris, Sonntag, 25. Juli, Abends. (W.T.B.) Der „Public" erfährt, daß der diesseitige Bot- sckafter in Berlin, Graf Benedetti, sich in gleicher Eigenschaft nach St. Petersburg begeben werde, und daß der bisherige französische Botschafter bei der niederländischen Regierung, Baudin, für den Berliner Botschaftsposten defignirt sei. Brüssel, Sonntag, 25. Juli, Morgens. (W. T. B.) Die „Jndöpendance bclge" meldet, daß die Convention bezüglich des gemischten Eisenbahn- dienstes in gemeinsamer Uebcreinstimmung zwischen der belgischen Regierung und der französischen Ost- bahngesellschaft unter Beitritt der holländischen Bahnen vergangenen Donnerstag redigirt worden ist. Eine zweite Convention, welche die gleichmäßig festzustellenden Taren betrifft, ist von der franzö sisch belgischen Commission zum Abschluß gebracht. Madrid, Sonntag, 25. Juli. (W. T. B.) Zweiundzwanzig Dcputirtc der republikanischen Partei haben einen Protest gegen daS feiten des Regenten verfügte Wiedcrinkrafttrrten drS Sicker heitsgcsetzes vom Jahre 1821 vcröffentlickt. (Vgl. unter „Tagcsacschichte".) Der „Jmparcial" meldet, daß die Carliftisckcn Banden, welche sich in der Landschaft La Mancka gezeigt haben, vollständig überwältigt und zerstreut siud. Bei Cindad Real hatten Carlisten gestern Morgen einen Eiscnbahnzug angchalten. Der „Correspondencia" zufolge herrscht in Burgos und Navarra starke Aufregung, dock deutet nichts auf einen bevorstehenden Aufstand hin. Tllgesgtschichte. Dresden, 26. Juli. Ihre Majcstätcn dcr König und die Königin wcrdcn Sich heute Abend '^7 Uhr mittelst Extrazugs nach Leipzig begeben, daselbst die im königlichen Palais weilenden kaiserlich russischen Herrsel^ssin begrüßen und sodann von dort mit dem Ne.chicil^kge der thüringisch.'» Bahn nach Bad Schwal bach wcitcrrcisiu, woselbst gegenwärtig Ihre königliche Hoheit die Fran Herzogin von Genua sick befindet. Die Abwesenbcit Ihrer königlichen Majestäten dürfte etwa zwei Wochen dauern. Berlin, 25. Juli. Den „Hamb- Nachr." wird von hier telegraphisch gemeldet: Die Nachricht mehrer Zei tungen, das Berliner Cabinct habe an seine auswär tigen Vertreter ein Rundschreiben über die zwischen Graf Bismarck und Fürst Hohenlohe in Sachen des Eoncils gepflogenen Besprechungen versandt, ist theils ungenau, IheilS veraltet. Das Sachverhältniß ist, daß Preußen vor acht Wochen ein Rundschreiben versandte, in welchem cs sich für eine ernste Erwägung dcr baycrschen Eröffnungen in Betreff des Concils aussprach. — Zwischen dem Bundcskanzsiramte, dem Handels ministerium, dem des Innern und den, deS Kultus finden zur Zeit commissarische Berathungcn wegen des Erlasses einer allgemeinen Instruction zur Aus führung der Gewerbeordnung statt. — Es ist nunmehr Bestimmung getroffen worden, zu welchen Terminen die Re ernten für das Jahr 1869/70 bei den einzelnen Truppcnthcilcn eingestellt wcrdcn sollen. Das „Militär. Wechcnbl." ist in den Stand gesetzt, in dieser Beziehung Nachstehendes mitzutheilcn. Die Nc- crutcncinsteUung ist bei der Cavalcric nnd reitenden Artillerie für die Mitte Oetobcr, bei den Gardctruppcn zu Fuß sür den 3. November, für die Linientruppcn zu Fuß Mitte December in Aussicht genommen. — Mehrere Zeitungen bringen die Nachricht, daß dcr am Hippodrom auf d.r Charlottenburger Feldmark belegene, für den Bau des Centralcadcttcnhauscs bestimmte Platz zu diesem Zwecke Benutzung nicht finden werde, weil er als zu klein sich hcrausgcstcllt habe. Diese Nachricht ist, wie daS „Militär. Wochcnbl." von maß gebender Stelle erfährt, vollkommen unbegründet. Die Absicht, daS Berliner Cadettcnhans nach jenem Platze zu verlegen, wird nach wie vor fcstgchaltcn. Daraus schon crgiebt sich, daß die Baustelle allen an dieselbe zu machenden Anforderungen entspricht. — Die Con- solidationcn im Nassauschcn sind in erfreulichem Fortgange begriffen, und mehrt sich die Zahl dcr Ge meinden, welckc den Nutzen derselben ciuschcn und demgemäß die Ausführung beschließen. Die Vortheile her Consolidationcn werden übrigens nicht blos in der Zusammenlegung der Felder erkannt, welche nach den dortigen Verhältnissen und Gewohnheiten doch nur in beschränkterm Maße erfolgen kann, sondern vor Allem auch in den landwirthschaftlichen Meliorationen, na mentlich Ent- und Bcwässcrungsanlangcn, welche gleich zeitig vorbereitet, bez. ausgesührt werden. — Dcr Verkauf dcr Kohlcnscldcr im Ncchling- banscncr Bruch an eine französische Gesellschaft ist, dcr „Z. C." zufolge, definitiv abgeschlossen, und behufs Anlegung einer Kohlenzeche ist am 28. Juni dcr erste Spatenstich geschehen. — Nachdem feiten dcr städtischen Behörden zu Lüdinghausen die Verpflichtung übernommen worden, die Gründung und Unterhaltung einer sür den Regierungsbezirk Münster zu errichtenden Mittlern theoretischen landwirthschaftlichen Lehr anstalt zu übernehmen nnd aus eigene« Mitteln die nöthigen Schulräumc, eine Directorialwohnung und ein Versuchsfeld herzugebcn, sind die erforderlichen Vorkehrungen getroffen, daß die Anstalt anfangs Oc- tobcr d. I. eröffnet werden kann. — Ucber den Ver lauf des Strikc dcr Maurergesellen hört die „N. Pr. Z." riech Folgendes. An verschiedenen Neu bauten hatten von außerhalb hicrhergekommcne Gesellen die liegen gebliebenen Arbeiten wieder ausgenommen, stellten sie aber schon am selben Tage wieder ein. Dies geschah u. A. bei den Pfcilerbautcn dcr Viaduct- brücke dcr Potsdamer Bahn über den Canal, wozn gestern Morgen von Magdeburg gegen freie Fahrt und einen Tagclohn von 1 Thlr. 5 Sgr. verschriebene Ge sellen cingctroffcn waren. Sic zogen mit hiesigen Ge sellen schon um Mittag vom Bau und kehrten Abends nach Magdeburg zurück. Auch heute traf neuer Zuzug von fremden Gesellen ein, die aber erst den Montag abwartcn wollen, an dem, wie cs heißt, die Arbeit zum Theil wicdcr aufgcnonuncn wcrdcn soll. Düsseldorf, 23. Juli. (K Volksztg.) Gegen daS Erkenntniß erster Instanz in Betreff dcr bekannten Gladbacher Affairc hat das öffentliche Ministerium appellirt. Die Verhafteten, gegen welche Strafanträge genommen waren, sind nicht entlassen worden. Stettin, 23. Juli. (N. St. Z.) Die Arbeitseinstel lung dcr Zuckersiederciarbeiter hat dcn beabsich tigten Zweck vollständig verfehlt. Die durch den plötz lichen Austritt in dem Personal dcr Fabrik verursachte Lücke ist cbcu so schnell wieder ausgcfüllt worden, da ein Theil der Arbeiter andern Tags schon die Arbeit wicdcr aufnahm, andernthcilS aber auch cme so reich liche Anzahl Bewerber nm die vacantcn Stellen sich cinfand, daß eine durchaus befriedigende Auswahl nicht schwer hielt. Wie wir hören, ist an die Arbeiter, als sic mit Arbeitseinstellung drohten, von Seiten des Di rectors eine wohlmeinende Warnung dahin ergangen, sich den beabsichtigten Schritt wvhl zu überlegen, na mentlich aber eingedenk zu scin, daß Niemand von ihnen jemals wieder eingestellt werden würde. Dessenunge achtet befinden sich unter dcn ausgcschicdenen Arbeitern solche, welche 20 Jahre und mehr im Dienste dcr Sie derei gestanden und^ ihre Kräfte abgenutzt haben; sie sind um so übler daran, insofern sie ein sicheres, lebens längliches Brod aufgegcbcn haben und nun einem un gewissen Erwerbe nachgchcu müssen, da selbstverständ lich wohl auf die ihnen vorgespiegclte Unterstützung aus Vcrcinmitteln dauernd nicht zu rechnen ist. Diese dürften cs daher am meisten zu beklagen haben, daß sie zu dem sür sic verhängnißvollcn Schritt sich über reden ließen. Frankfurt a. M., 24. Juli. Soeben wurde die „Frankfurter Zeitung" (Nr. 204, Sonntag, 25. Juli) polizeilich mit Beschlag belegt. Dcr Grund dieser Confiscation soll in dem Leitartikel „Ein Gruß über die Eidcr" (Rückblicke auf die Schlacht von Idstedt) und in einem Artikel, cl. 6. Frankfurt, bezüglich de- erwarteten Besuchs des Königs von Preußen und der damit in Verbindung stehenden Einladungen und Fest lichkeiten zu suchen sein. Kiel, 24. Juli. Vor einiger Zeit beschlossen die hiesigen städtischen Collcgicu, bei.dem Oberpräsidium das Anerbieten zu machen, sür Aufstellung der bis jetzt in Kisten verpackten sogenannten Flensburger Sammlung vaterländischer Altcrthümer ein gemielhctes Local auf 5 Jahre zur Disposition zu stellen. Der gestrigen Versammlung dcr städtischen Collcgien wird, laut den „Hamb. Nachrichten", ein Schreiben des Oberpräsidiums mitgcthcilt, welches das Anerbieten an nimmt, so daß also die Sammlung hier zur Aufstellung kommen wird. Dcr Stadtkasse erwächst aus obigem Anerbieten eine Ausgabe von 1500 Thlr. Altona, 23. Juli. Der Commission der Landcs- industrieausstellung hiersclbst ist ein vom 21. d. M. datirtcs Schreiben des Haudelsministcrs zugegangen, demzufolge Sc. Majestät der König „in Bethätigung seines Interesses für daS Gedeihen dcr Stadt Altona und in Anerkennung dcr Energie, mit welcher die Be wohner dcr Stadt die Ausstellung unternommen haben", dem Unternehmen ein Gnadengeschenk von 2000 Thlr. zugcwendet hat. Zugleich hat der Handclsminister be schlossen, denjenigen beiden Gewerbtreibendcn, deren Leistungen auf der Ausstellung als die vorzüglichsten erkannt werden sollten, seiner Zeit auf Grund der zu machenden Vorschläge die von des vorigen König- Majestät gestiftete Medaille für gewerbliche Leistungen in Gold zu verleihen. Lübeck, 23. Juli. Es fand dieser Tage, wie bereits gemeldet, hicrselbst eine Versammlung der Bevoll mächtigten dcr drei Hansestädte statt, um über die Zu kunft des hiesigen Obcrappcllationsgerichts eine Entscheidung zu treffen. Das Dircctorium über das selbe geht am Mittwoch von Lübeck auf Bremen über. Die „N. Pr. Ztg." vernimmt über die Angelegenheit Folgendes: Die drei Senate sind darüber einverstan. Feuilleton. Der Dorfpfarrer. Eine Erzählung von Pantine Zchavz. (Fortsetzung ans Nr. Nv.) Jung, wie cr noch war, und trotz der stillen Zu rückgezogenheit seiner Stellung, die ihn in ein einsames, weltvergessenes Gebirgsdörflein bannte, war scin Name nicht ganz unbekannt in dcr theologischen Welt. Ver schiedene Schriften von ihm hatten ein gewisses Auf sehen erregt und vielleicht manchen seiner höherstehen den Amtsbrüdcr zu der Vermuthung gebracht, daß irgendwo in einem stillen Dörflein ein starkes Licht des Glaubens unter einen Scheffel gestellt sei. Felix hatte dies Licht indcß ganz ruhig unter dem Scheffel fortbrcnncn lassen. In dcr Ausübung seines Berufes, in treuer, geräuschloser Pflichterfüllung hatte er Befriedigung und Glück gefunden, seine beschränkte Stellung hatte ihm genügt, cr hatte sie lieb gewonnen. Sie hatte ihm ein Leben frei von äußern Sorgen, mit denen cr früher zu ringen gehabt, geboten, ihm Gele genheit gewährt, Gutes zu thun, Segen zu verbreiten, und auch Muße ihm geschenkt und stille, beschauliche Stunden genug, wo er schriftstellerisch thätig sein konnte und sich, forschend, ringend, strebend dem großen Ver band dcr Geister angehörend fühlte. Roch hatte er nicht seine reiche, ungewöhnliche Be gabung als Kanzelredner zu hoch erachtet für seine kleine, unbedeutende Gemeinde, noch hatte er nicht da ran gedacht, ein weiteres Feld aufzusuchcn, wo er außer der stillen Genugthuung und Befriedigung, die ihm sein jetziges Amt gewährte, außer der biedern, treu herzigen Liebe, die ihn hier umgab, Ehre und Ruhm der Welt erringen könne. Aber heutc, hcute zum ersten Mal, waren neue, seltsame Gedanken durch sein Herz gezogen. Aus den Worten des fremden, schönen Mädchens hatte ihn Et was angeklungen, das seine Genügsamkeit und Beschei denheit wankend gemacht, und eine Hand hatte plötzlich vor ihm in die Ferne hinausgcdcutct, in eine Zukunft, die weitab lag von dem kleinen Dorfe und den, alten Pfarrhausc mit seinem sorglosen, traumhaften Stillleben. Oesters, täglich fast gingen die beiden Cousinen nun in dcr Umgegend des Dörfchens spazieren, und zuweilen geschah cs, daß sic den jungen Prediger auf diesen Gängen trafen und dann in seiner Gesellschaft ihre Spaziergänge fortsetztcn. Sara und Felix sprachen nicht immer über ernste Dinge. Sie hatten Beide in der Welt gelcbt, in ge bildeten Kreisen verkehrt und Mancherlei kam zwischen ihnen zum Gespräch, Sara wußte und kannte Vieles, wovon Gertrud in ihrem Dörfchen und aus ihres Va ters alten Büchern nichts erfahren hatte. Alles aber, Ernst und Scherz, bedeutende und ge wöhnliche Dinge, fügten sich auf Sara's Lippen zu anmuthigen Worten. Anfangs beglückte cs Gertrud, wenn sic diesen Gesprächen zuhören konnte, wenn sic seinen Worten lauschen durfte. Immer heißer klopfte und wogte ihr Herz, wenn sie die hohe Gestalt des jungen Mannes von fern er blickte und ein Gefühl von namenloser Seligkeit durch- schauerte sie bei seinem Gruß. Aber allmählich zog leise, leise ein Weh neben die ser Wonne in ihre Brust ein. Seine Worte waren für Sara, sein Blick, sein Gruß, sein Lächeln waren allein für Sara. So oft sich auch ein Gespräch zu Dritt anfing, bald wurde cS nur noch von Zweien allein fortgcführt, und sie blieb manchmal am Wege zurück, brach wilde Blumen, die sie dann im Gehen langsam zerpflückte und deren Blättcrchen sic im Winde fortfliegcn ließ. Und doch war sie glücklich, daß Sara heiter und fröhlich war, daß sich in ihrem Herzen jenes schwester liche Gefühl für sie zu regen schien, welches sie einst so innig ersehnt und nun doch noch errungen hatte. Sara war ost zärtlich und herzlich mit Gertrud und stieß sie nicht mehr durch Härte und Kälte von sich zu rück. Aber Gertrud konnte nun doch dcn Ton jenes kindlich frohen Geplauders, welches sie vor Sara's Kommen in Bereitschaft gehabt, nicht mehr finden. Lie hatte alle die kleinen Geheimnisse nnd lustigen Ge danken vergessen. Der junge Pfarrer besuchte auch einige Mal die verwitwete Pfarrerin. Dies war früher auch zuweilen geschehen, aber selten und nur bei besonder» Veran lassungen. Jetzt brachte cr Schriften für Sara, Bücher, welche er ihr zum Lesen lieh. Und sic spielte dann auf Gcrtrnd's altcm Clavier und sang Lieder dazu mit ihrer süßen schmelzenden Stimme, nnd die scharfen, spitzen Töne, die sic beglei- tctcn, verwandelten sich in Wohllaut, indem sich ihre Stimme mit ihnen mischte. Die Sommcrluft färbte Sara's Wangen immer lieblicher mit jener feinen, milden Röthe, welche die Blätter der Haiderose schmückt, während Gertrud's Wangen jetzt kaum jemals mehr einen Schein zu rosig waren, wie an jenem Tage, da sie die grüne Stube für Sara eingerichtet. „Wie wahr sprach sie einstmals", dachte Gertrud, „als sie sagte, daß seine Worte die schlafenden, guten Triebe in ihr erweckten und ans Licht brächten!* Freundlich und willig begleitete Sara sie jetzt auf ihren Wegen »u den Armen und Kranken. Wie eine Lichterscheinung trat sie in ihrem schönen, feinen Sommerkleid in die niedcrn Hütten und an die ärmlichen Betten. Zuweilen trafen die Cousinen den jungen Dorf pfarrer bei diesen Besuchen an. Sara glättete mit ihren weißen Händen die groben Kissen und Tücher, sprach den Leidenden freundlich Trost ein nnd küßte die kleinen Kinder. Die Kranken seg neten sie und waren ihres Lobes voll. Gertrud stand dabei nnd packte die kleinen Labsale und Erquickungen aus ihrem Körbchen, die sie für die Kranken mitgebracht hatte. Sic sah die Beiden an und hörte ihre flüsternd gewechselten Worte und be merkte, wie Felix unverwandt den sanften, geräusch losen Bewegungen Sara's mit den Augen folgte, und sic sah ein Meer, eine Welt von Liebe aus seinen Blicken leuchten und über die holde Mädchengcstalt sluthen. Sie erschrack und erbebte vor diesen Blicken aus seinen Augen, die sie bisher nur in Andacht er glühen gesehen. „Ach, nur ein Atom dieser Gluth, ein Brosamen dieser Liebe für mich! " dachte sie, und ließ ihre Auaen still und traurig auf diesen beiden schönen Menschen ruhen, die ihr so theuer waren und an deren Glück stc sich still, klagelos, langsam zu Tode blutete. Einst trafen die Cousinen einen Fremden auf ihren Spaziergängen. „Sieh", rief Gertrud scherzend, „ich glaube, unser Dörfchen wird noch berühmt um seiner Lage willen, so einsam und verborgen es auch liegt. Der Fremde saß auf einem Stein und zeichnete da- Dorf hier von dem Hügel au-, der eS überblicken ließ, in ein Skizzenbuch. Er schien offenbar ein feiner, weltgewandter Mann zu sein. Als sich die jungen Mädchen ihm näherten, stand er auf und grüßte mit vornehmem Anstande. Sara kounte sich nicht enthalten,
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