Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-10
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
7Z6 Paris, 8. Juli. (Ttl.) Da- Journal „Peuple* schreibt: Dir Unterzeichner der Interpellation du Miral fordern keiner Wegs, wie behauptet worden ist, daß der Kaiser auf seine Initiative verzichte, sondern nur, daß er die Kammer zur Thcilnahme an der Ini tiative zulasse. Der Kaiser sei vollkommen geneigt, vernünftigen Wünschen Gehör zu geben, und es sei vorauszusehen, daß eine Verständigung mit der Re gierung cintreten werde. — In der gestrigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers kamen Picard und Pelletan bei Gelegenheit des Protokolls auf die Nothwendigkeit zurück, daß sich die Kammer unverzüglich constitutrc, da eine hinrei chende Anzahl Wahlen bestätigt sei und das Reglement die Constituirung erheische. Der Pi äsident erwidert, daß die Kammer souveräne Machtvollkommenheit habe, über ihre Tagesordnung zu bestimmen, und die dies malige vorgestern fixirt worden sei; es könne daher im Augenblicke nicht auf diese Frage zurückgegrifsen wer den. Hr. Hacnljcns bemerkt, daß, wenn einerseits in der That das Reglement die Constituirung der Kam mer jetzt erheische, andererseits eine Frage der Billig keit sei, die Wahlen, deren Prüfung nur verspätet sei, nicht mit den beanstandeten auf gleiche Linie zu stellen. Die Tagesordnung wird verlangt und ausgesprochen. Tie Kammer fährt hieraus mit der Prüfung der Wah len fort. Florenz, 6. Juli. Die parlamentarische Unter suchungscommission hat heute das Zeugcnverhür in der Tabaksregicangelegenheit beendet. Die Angaben der zuletzt vernommenen Zeugen waren in sofern für die Angeber entlastend, als deren Motiv nicht eine auf Verleumdung gerichtete böse Absicht, sondern eine allerdings bedenkliche Fahrlässigkeit bei der Anschuldigung so gravirender Thatumstände ge wesen zu sein scheint. — In Bezug auf den Kammer bericht über die Mahl steuertum ulte berichtet eine vom vorgestrigen Tage dalirte Korrespondenz der „Pr." Folgendes: Bekanntlich hatte die italienische Kammer gelegentlich der hitz'gcn Jnterpellationsdebatte über die bekannten Mahlsteuercxccsse eine Tagesordnung votirt, womit die Einsetzung einer parlamentarischen Unter- suchungscommission über die Ursachen der stattgefunde-- ncn Exccssc beschlossen wurde. Die betreffende Com mission hat nun den Bericht vollendet und der Kammer vorgelcgt, und cs war derselbe bereits auf die Tages ordnung für eine der nächsten Sitzungen der Kammer gesetzt worden. Eben die bevorstehende Discussion des betreffenden Eommissionsberichts war nun cincdcrHaupt- ursachcn, welche die Regierung zur plötzlichen Ver tagung der Kammer bewog, weil sie allen Grund zur Besorgniß hatte, daß bei der aufgeregten Stimmung der Kammer ein der Negierung ungünstiges Votum derselbe» das Resultat der Discussion sein werde. Der betreffende Bericht der Commission tritt nämlich der während der Jnterpellationsdebatte aufgeworfenen Be hauptung der Negierung, daß politische Motive und revolutionäre Hetz reim die Ursache der stattgefundcncn Excesse gewesen seien, mit Entschiedenheit entgegen und behauptet, auf positive Daten gestützt, daß blos die materielle Mßlagc der Bevölkerung in der Emilia und Romagna und die Uncrschwingbarkeit der neuen Steuer die einzige Ursache der statlgcfundcncn Excesse gewesen seien. Nach einer erschütternden Darstellung der Noth laste in den erwähnten Provinzen stiebt der Commijsions- bericht auch ein vernichtendes Urtheil über die Finanz politik der Regierung und hauptsächlich über die Mahl- steucr ab, und gelangt nach einer strengen und genauen Prüfung der Finanzlage zu Schlüssen und Vorschlägen, welche, wenn dieselben von der Kammer adoptirt wür den, geradezu ein Mißtrauensvotum gegen die Negie rung rnvolviren und eine neue Krise zur unausweich lichen Folge haben würden, daher die begreifliche Re nitenz der Negierung gegen die Discussion des Com- missionsbcrichts. Da aber nun angesichts der nahen Beendigung der Arbeiten der parlamentarischen Untcr- suchungscemmission über die Tabaksregicasfaire die Ein berufung der Kammer in der nächsten Zeit bevorsteht, so tritt an die Negierung die Nothwenvigkeit heran, einen entscheidenden Beschluß zu fassen, ob sie die Discussion über die Mahlsteuer annchmen oder der selben durch die Auflösung der Kammer zuvorkommen solle. In zahlreichen Ministerberathungen wurde die Frage ventilirt, ohne jedoch die Fassung eines ent scheidenden Beschlusses zur Folge gehabt zu haben, da beide Alternativen nicht zu unterschätzende Gefahren für die Regierung und den Gang der Staatsgeschäfte überhaupt mit sich bringen. Nimmt die Negierung die Discussion an und wird geschlagen, so wird ihr ganzer Finanzplan über den Haufen geworfen und ein Appcll an das Land von um so zweifelhafter«: Erfolge, als, wenn auch die äußere und innere Politik des gegen wärtigen Cabincts immer mehr Freunde findet, doch die Finanzgcbahrung der Negierung vom Lande nichts weniger als sympathisch beurthcilt wird, und eine Nie derlage der Negierung in der Finanzlage, abgesehen dürfte das Breslauer Blatt mit der Empfehlung der artiger „Auskunftsmittel" ziemlich isolirt stehen. — Fräulein Marie Wieck, welche für den nächsten Monat ein Conccrtcngagcmcnt in Baden-Baden angenommen hat, stab am 1. d. im Cursaalc zu Homburg ein Concert, bei welchem die geschätzte Pianistin von einer Schülerin ibrcs Vaters, des Altmeisters Wieck, Fräul. Theodora Schmid durch Gcsangsvorträge unterstützt wurde und großen Beifall erntete. -f Prof. Sars h'elt in der letzten Sitzung der nor- wegrschcn wissenschaftlichen Gesellschaft einen interessan ten Vortrag über die Resultate, welche durch die an den Küsten Norwegens von ihm in Gemeinschaft mit seinem Sohne hinsichtlich der Ttcfwasscrfauna an- gcstcUten Fälschungen erzielt wurden. Sie ermittelten im Laufe des letzten Jahres auf einer Tiefe von 200 bis 300 Faden etwa 500 neue lebende Thiergattungen, deren Existenz bei einer solchen Tiefe früher angczwei- felt worden war, und sie hatten sich in neuerer Zeit mit den Gelehrten Nordamerikas und Englands, welche ebenfalls entsprechende Tiefwasscrforschnngen einleitcten, in Corrcspondcnz gesetzt. A's sehr bcmcrkcnswerthen Punkt hob Prof. Sars hervor, daß er aus einer Tiefe von 300 Faden lebende Individuen von Thirrarten fand, die man sonst nur in fossilem Zustande aus der sekun dären Erdperiode kannte, und der Redner suchte hier durch die sehr allmähliche, durch keine zerstörenden Re volutionen vollzogcne Bildung der Erde nachzuweijen. Am Schlüsse trat Herr Sars für die Annahme ein, daß der Entwickclunasproceß der Seesterne rin der artiger sei, daß die Seesterne auS eb n so vielen be- sondern Individuen beständen, wie sie Strahlen zählen. von den materiellen Nachtbeilen, welche ein solche- Ereigniß dem Credite des Staates bringen würde, von dem größern Theile der Bevölkerung keineswegs so aus genommen werden würde, daß rin Appell an dieselbe günstige Chancen sür die Negierung haben könnte. Andererseits wäre eine Auflösung der Kammer und Appell an das Land vor der erwähnten Discussion, angesichts der doch noch immer erregten Stimmung des Landes, ein gefährliches Experiment für die Regierung. — (Loh.) In Livorno ist Burct, der ehemalige Kammerdiener Fambri's, verhaftet worden, weil auf ihm der Verdacht ruht, daß er die bekannten Documrnte und darunter auch den Brief Brenna's an Fambri ent wendet habe. Ferner ist in Livorno rin Individuum aus Cescna verhaftet worden, welches das Attentat auf Lobbia begangen haben soll. Der betreffende Mensch wollte sich eben einschiffen und soll im Besitze reich licher Geldmittel betroffen worden sein. Madrid, 8. Juli. (Tel.) Der Antrag auf Erlaß eines Tadelsvotums gegen den Justizminister Herrera wurde heute von den Cortes mit 142 gegen 94 Stim men abgclehnt. London, 6. Juli. (E. C.) Aus Cork wird ge meldet, daß der dortige Gemcindcrath in seiner letz ten Sitzung, welcher vierzig Mitglieder beiwohnten, einstimmig den Beschluß faßte, die Negierung nm Frei lassung der noch in Haft befindlichen Fenier zu ersuchen. In derselben Stadt ist cs wieder einmal zu einem Crawalle zwischen Pöbel und Polizei gekom men. Der Vorgang war dem in Portadown durchaus ähnlich. Die Polizei, welche eincm Straßcnunfugr ein Ende machen wollte, wurde mit Steinen angegrif fen und sah sich veranlaßt, ihre Bayonncte aufzustcckcn, um gegen den Pöbcl vorzugehcn. Dies geschah 'in dessen erst, nachdem eine Anzahl Polizisten schwere Ver letzungen davon getragen hatte. Drei der Rädelsfüh rer wurden vom Polizigericht zu zwei Monaten Ge- fängniß verurthcilt. Stockholm, 4. Juli. (H. N.) Dem Hauptorgane der zügellosen Presse, welche man hier Skandal- zcitung nennt, „Fädcrneslandet", ist es in diesen Tagen recht übel ergangen, indem cs sich erstlich mehrere Pro- cesse auf den Hals gezogen und zweitens durch die einstimmig und unverblümt ausgesprochene Verdammung der eigenen College» bei der Versammlung der Publi- cistcn in Göteborg in der Meinung seiner Leser sehr viel Terrain verloren hat. Der erste der Processe ist nunmehr in der ersten Instanz dahin entschieden, daß der verantwortliche Redacteur des Blattes „Dalham- mar", nachdem die Jury den beanspruchten Artikel „schuldig" befunden hat, wegen Majcstätsverbrechens zu zweijähriger Zuchthausstrafe verurthcilt worden ist. Zwar ist dieser unschuldig an dem Verbrechen, denn er ist ein ganz ungebildeter Arbeiter, welcher zuerst als Knecht gedient und nach 1842, da er nach Stock holm kam, das Maurerhandwerk erlernt, sich auch bis nach 1860 als Maurer ernährt, es dann aber beque mer gefunden hat, nicht länger zu arbeiten, sondern sich sür die Verantwortlichkeit bezahlen zu lassen lind von den dafür cinflicßenden Einkünften zu leben; aber Mitleidcn findet cr bei seinem Schicksale nirgends; im Gegcnthcil wünscht Jeder, daß cs allen „Vcran'wort- lichcn" so crgkhen möge, damit die Skandalpresse da durch gebändigt werde. Da die Bürgschaft des Ver legers von dem Gerichte nicht angenommen wurde, so erfolgte sofort nach der Verkündigung des Urtheils die Verhaftung dcs Redacteurs. St. Petersburg, 8. Juli. (Tel ) Die „Senatszei tung" veröffentlicht einen kaiserlichen Ukas, durch wel chen die Gründung einer kaiserlichen Universität in Warschau genehmigt wird. Dieselbe soll aus vier Facutiäten bestehen und an die Stelle der Warschauer Hochschule treten. Konstantinopel, 6. Juli. (W.Bl.) Hussein, Neffe Mustapha Fazil Paschas, wurde zum Adjutanten dcs Grvßwesirs ernannt. Kragujcwatsch, 7. Juli. (Tel.) Die Commission der Skuptschina hat den Verfassungscntwurf dem Ple num vorgelcgt. Die Skuptschina bcräth denselben para graphenweise und hält zu diesem Behufe täglich zwei Sitzungen ab. Washington, 8. Juli. (Kabcltelcgramm aus „Reu- ter's Office.") Nachrichten aus Cuba zufolge hat Ca ballero de Nodas eine Proclamation erlassen, worin er sagt, daß die Insurgenten nur noch einen Guerrilla- krieg führen. Dresdner Nachrichten vom 9. Juli. — Im Monat Juni ist 62 Personen das Bür gerrecht der Stadt Dresden ertheilt worden. Hier von waren 45 Inländer und 17 den übrigen nord deutschen Bundesstaaten Angehörige; 12 Personen, dar unter 5 Frauen, erhielten das Bürgerrecht wegen Er werbs von Grundbesitz, und 50 Personen, darunter 3 Frauen, wegen Errichtung bez. Erwerbung von Geschäf ten. Den Berufskreiscn nach gehören Diejenigen, welche nicht wegen Grunocrwcrbs das Bürgerrecht er- langten, folgenden Erwerbsklassen an: Kaufleute und Händler 10 (darunter 1 Frau), gewerbliche Künstler und Handwerker 22, Gast- unv Schenkwirthe 9 (dar unter 1 Frau) und sodann je 1 Nähmaschincnfabnkant, Ingenieur und Maschincnfabrikant, Strohhutfabrikant, Fabrikant von Oelgasapparatcn, Buchhändler, Agent und Trödelhallcnbesitzcr. — Die Dircction der sächsisch-böhmischen Dampsschifsahrtsgesellschaft wird morgen und übermorgen aus Anlaß dcs Sängerfcstes in Riesa sowohl stromauf-, als stromabwärts Extrafahrtcn veranstalten. (Vgl. die Inserate.) provilyilünachnchttn. Leipzig, 8. Juli. (L.Tgbl.) Heute feiert Ihre kais. Hoheit die hier weilende Fran Großfürstin Kon stantin von Rußland ihr Geburtsfcst, aus dessen An laß der hohcn Frau zuerst von der Regimentsmusik unsrer Schützcngarnison, sowie später auch von dem aus Altenburg hier etngctroffenen Musikchor dcs dor tigen Contingcnts im küntgl. PalaiS rin Mustkständchcn gebracht wurde.— Großfürst Nikolaus von Ruß land, welcher zu Ende vorigen MonatS zum Besuche seines in Wiesbaden weilenden VatcrS, sowie zu eincm weitern Ausfluge an den herrlichen Nheinufern Leipzig verlassen hatte, ist gestern, am Vorabende dcs Geburtslage- seiner erlauchten Mutter, begleitet von dem Adjutanten Obersten v. Kierveff wieder hier ein- getroffen. — Erbprinz Karl und Erbprinzessin Marie von Schwarzburg-Sonder-Hausen, das Neuvermählte fürstliche Paar, trafen heute Nachmittag hier ein, stiegen im „Hotel Hauffe* ab und verfügten sich sodann in das königl. Palais, um die Frau Groß- sürstin von Rußland, ihre hohe Verwandte, zu deren Geburtstage zu beglückwünschen und bei derselben zu dtniren. — Bezüglich des Gerüchts, daß in der Nacht vom Dienstag zur Mittwoch abermals an der großen Eiche ein Pistolendurll zwischen zwei hiesig n Studenten stattgefunden habe, war bi- heute Nachmittag an amt licher Stelle hierselbst nichts von solch einer traurigen Fortsetzung des unseligen ersten Zweikampfes bekannt. — In einem Keller des am Thomaskirchhofe gelegenen Ahtemann'schen Hauscs, welcher dem benachbarten Destillateur Schumann zur Aufbewahrung leerer Spiri- tussässer etngeräumt worden ist, gerieth heute Nach mittag gegen 4 Uhr, während Schumann'sche Markt- Helfer mit einem brennenden Lichte in dem Keller an wesend waren, ein großes Faß, dessen Dauben sich ent weder sehr stark mit Spiritus vollgesogen hatten, oder in welchem doch noch ein Rest seines früher» Inhalts verblieben war, plötzlich in Brand und erzeugte eine so bedeutende Flamme und Hltze, daß nicht nur einer der anwesenden Schumann'schen Markthelfer, sondern auch noch noch ein h.nzukommender Maikchelter dcs Hrn. Ahlemann, namens Naumann, an den Händen und im Gesicht nicht unerheblich verbrannt wurden. Naumann wurde dem Jakobshojpitale übergeben. / Zittau, 6. Juli. Gestern Abend fand im Gar ten der hiesigen Brauhausreslauralivn das vom Direk torium des hiesigen Albert-Zweigvereins veran staltete Concert, welches infolge der Ungunst der Wutcrungrvcrhällnisje bereits zwei Neal hatte verscho ben werden müssen, zum Besten dcs Albertvereins un ter zahlreicher BelheMgung aus Stadt und Umgegend statt. Die Concertmusik hatte das Militärmusilchor des hier garnisonirendc» k. s. 3. Infanterieregiments „Kronprinz" unter Leitung seines Dirigenten, Musik directors Spohr, in bereitwilligster Weise übernommen, und das Ganze durch das getroffene Arrangement, durch den gut gewählten Platz, durch ein vorzügliches Con- certprogramm, durch den überraschenden JUummations- apparat und durch eine sichtlich gehobene Stimmung der Versammelten einen festlichen Charakter gewonnen. Dem Kassengeschäft halten sich die Damen des Direk toriums selbst unterzogen, und ist die erfreuliche Brutto einnahme von circa 110 Thlr. erzielt worden. Es er scheint hier am Platze, überhaupt der dankenswerthen Tätigkeit des hiesigen Zwelgvereins, dem nach der ge genwärtigen Präsenzliste ungefähr 60 Mitglieder an- grhören, zu gedenken. So sind von demselben in jüng ster Zeit Schritte gcthan worden, die eine nicht gering zu schätzende Fricdcnsthätigkeit zum Ziele haben. Dieselbe richtet ihr Augenmerk auf dle Unterstützung hilfsbedürftiger, unbemittelter Kranken, Anfertigung von Wäsche und Errichtung eines Depots von Sachen, um in unvorgcsehenen Fällen sofort helfend eintreten zu können. Ein darauf gerichteter Aufruf des Direc- toriums macht die Bewohner der Stadt und Umgegend mit Dem bekannt, was Noth lhut, und empfiehlt sich seines Zweckes halber der Berücksichtigung aller Klassen der Bevölkerung. 0 Löbau, 4. Juli. Ein im Laufe des vorigen Winters vom Herrn Cantor und Oberlehrer Klose all- hicr in einer Versammlung des hiesigen Gcwcrbever- eins gehaltener Vortrag über„Fortbrldungsschulen für Mädchen" fand so allgemeinen AnUang, daß man durch die Ernennung eines Gründungscomites sosort dazu vcrschritt, auch in unsrer Stadt eine solche Anstalt ins Leben rusen zu juchen. Lie hieraus ge richteten Bestrebungen dcs Connies sind nun insoweit von Erfolg gewesen, daß gestern die Eröffnung einer Foribiloungsanstall für Mädchen im ^aale der hiesigen Bürgerschule statlfinden konnte, wobei Herr Cantor Klose, ais Vorstand der Anstalt, die Eröff nungsrede hielt und Herr Pastor prim. Würkert Worte der Weihe über das junge Institut sprach. Das letz tere, in welchem gegenwärtig drei Lehrer und eine Lehrerin Unterricht erlheilen, hat sich zur Aufgabe ge stellt, bei aus der Schule entlassene» Mädchen nicht nur das dort Erlernte weiter fvrtzubilsen, sondern auch möglichst dahin zu streben, daß dieselben rm Stande sind, den Forderungen, die man an die Tochter im häuslichen Kreise, an die alleinstehende Jungfrau und an die künftige Hausfrau und Mutter stellt, zu ge nügen. Der Unterricht findet gegenwärtig an zwei Nachmittagen der Woche in einem hierzu überlassenen Zimmer der Bürgerschule statt und nehmen daran zur Zeit l3 Mädchen Theil. Oelsnitz i. L., 7. Juli. (CH. Tgbl.) Nachdem in der letztvergangencn Zell mehrere Male schon die Be wohner unfrer Altstadt durch Feuerlärm, dessen Ver anlassung man aber bis jetzt glücklicherweise immer schnell beseitigt hat, beunruhigt worden sind, nahm gestern, den 6. Juli, ein in der untern Plauenfchen Straße vorgckommener Unglücksfall die Thcilnahme dcs Pu- blicums in Anspruch. Ein dort wohnender, erst vor Kurzem etablirter Handelsmann R. begiebt sich Nach mittags gegen 4 Uhr in den Keller, um etwas zu holen. Er stellt die brennende Lampe auf em Bret, das über zwei Fässer gelegt ist, von denen das eine mit Spi ritus gefüllt und offen war. Der Spiritus geräth in Brand, das Faß zerspringt, die Flamme verbreitet sich schnell, und der junge Mann verbrennt sich bei seinen Bemühungen, das Fener zu löschen, Hände und Füße, rettet sich aber noch aus dem Keller und überschüttet die brennenden Kleider mit Wasser. Er ist jedoch, wie wir hören, nicht nur an den genannten Theilen, son dern auch am Gesicht und an der Brust so schwer ver letzt worven, daß sein gegenwärtiger Zustand nicht ohne Gefahr sein soll. — Am 29. Juni wurde in Wurzen das Hartenstein'- sche Wohnhaus durch Feuer zerstört. — An diesem Lage erlitt in Kaditz bei Dresden der Gutsbesitzer Günther be m Einfahren seines mit Ziegelsteinen bcla- dcnen Wagens in die Hausflur einen Schcnkelbruch. — An demselben Tage stürzte in Pirna ein Unter wachtmeister so unglücklich vom Pferoe, daß er sich schwere Verletzungen zuzog. Gerichtsverhandlungen. Chemnitz, 7. Juli. In gestriger Sitzung des hiesigen Geschwornrngerichts, welcher Herr Ge neralstaatsanwalt vr. Schwarze auS Dresden beiwohnte, gelangte eine wider den Hausbesitzer und Schuhmacher- meister Ludewig in Mittweida wegen Meineids er hobene Anklage zur Verhandlung. Der Angeklagte hatte am 27. März 1869 in einem zwischen ihm, al- Beklagten, und dem Hausbesitzer August Gilbrich in Mittweida, als Klägern, vor dem Gcnchtsamte im kä sigen Bezirksgerichte anhängigen, auf Herausgabe einer vom 17. Juli 1865 dattrleu Schuldurkunde — besage deren Kläger Gilbrich und dessen Vater David Gilbrich dem AngeNagtrn eine Summe von 200 Thlr. auS einem Darlehn schuldeten — gerichteten Rechtsstreite das An führen des Klägers Gilbrich, daß die Forderung der 200 Thlr. bei einem am 26. März 1867 zum Abschlusse gelangten, zwischen dem Angeklagten als Käufer und David Gilbrich als Verkäufer abgeschlossenen Kaufe über ein Gartengrundstück auf den Kaufpreis in theil- weise Anrechnung gebracht worden, ingleichen daß Lu dewig am 22. Januar 1868 dem Sachwalter des Klä gers Gilbrich, Adv. Schneider in Mittweida, gegen über die Tilgung der Forderung durch Anrechnung auf den Kaufpreis anerkannt und die Rückgabe der Schuld urkunde zugesagt habe, — abgeschworen, nach cinge- leitetcr Untersuchung aber sich darauf berufen, daß zwar ursprünglich bei den Kauksverhandlungen über das Gartengrundstück eine Anrechnung der Forderung der 200 Thlr. beabsichtigt, bei dem endlichen Kaufs abschlusse jedoch vom Verkäufer David Gilbrich aus Liberalität gegen ihn, Ludewig, über einen Betrag von 200 Thlr. von der Kaussumme als baar bezahlt quittirt und die erwähnte Schuldurkunde in Ludewig's Händen belassen worden sei, um solche dereinst gegen den Sohn Gilbrich's, als eigentlichen Darlehnsschuldner geltend zu machen. Die Beweisaufnahme in dcr Hauptver handlung craab nun aber, daß bcim Kaussabschlusse am 26. März 1867 beide Kaufsinteresscnten dem zurKauss- aussctzung bcigezogenen Ralhsrrgistrator K. übcrcin- stimmcnd erklärt hatten, daß 200 Thlr. vom Kaufpretsc durch Aufrechnung mit der Forderung Ludewig's vom 17. Juli 1865 gedeckt sein und als baare Anzahlung erachtet werden sollten, und stellte sich wcitcr heraus, daß dcr Angeklagte selbst wie nicht minder der nach mals im October 1867 verstorbene Verkäufer Gilbrich nach Abschluß und nach gerichtlicher Anerkennung des Kaufsvcrtragcs gegen verschiedene, ihnen näher gestan dene Personen wiederholt sich dabin ausgesprochen hat ten, daß Gilbrich's, Vater und Sohn, durch den Kauf ihre Schuld an Ludewig von 200 Thlr. losgcwordcn seien. Auch in dcr zweiten Beziehung traten dem An geklagten die bestimmten und spectellcn Aussagen des Adv. Schneider und seines Expcditionspcrjonals ent gegen. Im Ucbrigen wurde ermittelt, daß dcr Ange klagte neuerdings bereits versucht hatte, auf Grund der Schuldurkunde vom 17. Juli 1865 die darin vermerk ten 200 Thlr. von Gilbrich's Sohne im Klagewege einzuziehen. Auf Grund der Ergebnisse der Verhand lung richtete dcr Vertreter der Anklage, Herr Staats anwalt L»r. Noack, an die Gcschwornen den Antrag, den Angeklagten des Mcineibs, geleistet in der Ab sicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvortheil zu verschaffen, für schuldig zu erklären, wogegen sich dcr Vertheldiger, Herr Adv. Häntzschel aus Mittweida, entschieden für die Nichtschuldigerklärung verwendete. Die Geschwornen sprachen nach kurzer Berathung allent halben das Schuldig über den Angeklagten aus, welcher vom Schwurgerichtshofe hierauf zu dreijähriger Ar beitshausstrafe verurthcilt wurde. Als Gefchworne fungirten bei der Verhandlung die Herren Vr. mes. Krug aus Chemnitz (Obmann), Stadtr. Naumann aus Rochlitz, Erbrichter Ahnert aus Noßwitz, Rathmann Reichelt aus Geier, Particulirr Vollmer aus Chemnitz, Rentier Bohge aus Olbernhau, Gemeindevorstand Auer bach aus Gablenz, Fabrikant Berger aus Oederan, Kaufmann Schwarze aus Frankenberg, Gutsbesitzer Voigtländer aus Ottendorf, Gcmeindcvorstand Eng hardt aus Langenleuba-Oberhain, Kaufmann Harten stein aus Chemnitz. Die Verhandlung dauerte von früh 9 Uhr bis Abcnds '-i-9 Uhr mit nur cinslündiger Mittagspause. vermischtes. * Aus Berlin werden über einen Mord durch einen Tobsüchtigen folgende nähere Details berichtet: Der frühere Besitzer dcs „Alcazar", Herr Schnorfeil, hatte, wie die Blätter mitthcilen, eine Extrapost bestellt, ohne dieselbe nachher zu benutzen. Bei der Unterhaltung mit dem Postillon stieß Schnorfeil verschiedene Redens arten aus, welche seine Umgebung zu der Annahme veranlaßten, daß der Sprechende plötzlich gemüthskrank geworden wäre. Als er nun endlich davon zu erzäh len anfing, daß er große Bauten für 1H Million Thlr. gekauft habe und der größte Mann seiner Zeit sei, da zog man einen Arzt zu Rathe, welcher den Transport nach dem städtischen Jrrcnhause veranlaßte. Hier bil dete sich der Wahnsinn weiter aus und verwandelte sich in der Nacht zum Dienstag in Tobsucht. Diese ver lieh dem in einer Zelle befindlichen Kranken solche un geheuere Kräfte, daß er mit den Händen eine äußerst starke Glasscheibe zertrümmerte, dann ein Bret losbrach, mehrere eiserne Lraillen aus der Ummauerung riß und schließlich in eine Ncbenzelle drang, wo ein zweiter Kranker, dcr Schlosjergeselle Lorenz, sich befand. Hier ergriff cr de» schweren Deckel eines eisernen, für die Nothdurft des Kranken bestimmten Gefäßes und zer schmetterte damit dem armen Gescllen mit einem Schlage den Hirnschädel, so daß der Tod augenblicklich erfolgte. * Ein Telegramm aus Hamburg, vom 8. Juli, Nachmittags, berichtet: In dem Seebade Wyck (Insel Föhr) hat, laut telegraphischer Meldung, in verstosse ner Nacht eine Feuersbrunst stattgefunden, durchweiche 20 Häuscr zerstört wurden. Menschenleben sind nicht zu beklagen. * Am 2. Juli begann vor dem Wiener Landesge richt der Dcfraudationsproccß gegen die beiden Nord bahnbeamten Heinrich Schaschctzy und Eduard Zach. Die „Boh." bemerkt zu diesem Processe Folgende-: Was bei der Anklage zunächst auffällt, ist der Um stand, daß diese beiden Beamten, durch deren Hände so hohe Werthbeträge liefen, von einer so reichen Ge sellschaft, wie die der Ferdinands-Nordbahn, schmäler besoldet waren, als es in den einfachsten Gschäfts- häusern der Fall ist. Ferner fällt die Leichtigkeit auf, mit der es Schaschctzy möglich war, durch eine ganze Reihe von Jahren Defraudationen zu verüben, ohne daß man auf die Spur hiervon kam. Wäre nicht am 1. Januar 1869 bet der Nordbahn ein neues Fahr- kartensystem eingeführt worden, so wäre der Betrug vielleicht noch heute nicht entdeckt. Die Einführung dieses neuen Systems brachte es mit sich, daß die Cas sirer alle in ihrem Besitze befindlichen alten Fahrbillet-, welche nicht zur Verwendung gekommen waren, abzu- liefern hatten, waS Schaschetzy nicht vermochte. Er ergriff die Flucht, kam aber nicht weiter als bi- Hom burg, wo er alle- Geld, das er von Wien mitgenom men hatte, verspielte und verhaftet wurde, nachdem Eduard Zach, an den er sich von Homburg au- um Geld gewendet, den Brief an die Polizei übergeben
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)