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Dresdner Journal : 17.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-17
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 17.07.1869
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163. ^dinnemtMsprelse Ivkrev»»»» tritt jlikrlied 2 IHr. 8teii>pel^ediil»r, »ux-erliLlk <1e« ^or>l<l. ynoilv» ?o,t- uoä 3teMpeIru!»ekIllxbiortt. Iw >»rä6. Lavck«: /ItkrlioN: 6'kiilr.—Hxr ^Mdriied: » „ 1» „ kloo»t>icd:— „ 1k „ LiarelovKunuvero: 1 „ Inseratenpreise: kür ckea U-IIM einer xespnltenen 2eU«: 1 Kxr. Unter „Linxesnoät" äie Leile: L erscheinen: T^Nod, wit Lu»o»kn>« ä,r Sonn- nnä k'eiertex«, ^denä» tAr 6en koixenäen 1'»U. Sonnabend, de« 17. Juli. L86N. Dres-nerÄmmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratrnannayme auswärts : l-elxri^: k-» Ii»^«ii>»r»rr,e 6oinmi»»iooüe >ies Vresliner ^vurneis; edevde».: H küoi.ün, Lvor» I-'oer; Semdnr^-NerUn- Vien-l.eixeix-LLisi-k'renIcfurt e H Ilnsixerni» t Voom», LsrUn Oitoritil>'««:I>o liucUI, , ÜLrnnkirnn'» Nnrenu, 1ivnol.i u >los«L; Lromon L. Scni.orr»; Lro»I»n: l. S ixxocü'» ^niivncenbureeu, L t'«r.vi«n; krnulcsurt » ül.: ^^r.oi «'seNv Nu^ki».; Läl»! >v. IZtonnl:». kirri»? Nvi-iir.« Ll)o., (8, l'Ieee Ns In Loureo); kre^ l « I!nul.iou'» Nucöii,; Vien: ^tl.. OrrLi.i«. yerausgeber: üölnxl Lrpeüition lies Oresäoer ^ourn»!», Dresiien, klnrienstresss Ho. 7. Amtlicher Theil. Ansage. Seine Majestät der König und Ihre Maje- stät die Königin wollen geruhen, wegen der am 10. Juli 1869 glücklich erfolgten Entbindung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Maric, Gemahlin Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, Her zogs zu Sachsen, von einem Prinzen, Sonntag, den 18. Juli, nach dem in den Hof- und Stadtkirchen während des Vormittags-Gottesdienstes abgesungenen le veum, in dem Eck-Parade-Saale der zweiten Etage des König lichen Schlosses die Glückwünschungs - Couren anzu- nchmen. Die Fran Oberhosmeistcrin, die Zutritts-Damen und die Hof-Damen Ihrer Majestät der Königin, so wie die Cavaliere des großen Dienstes Seiner Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin, versam meln sich ^1 Uhr in den Vorzimmern Ihrer Majestät der Königin. Cour-8tun äen: die der Herren Staats-Minister AI Uhr. Das Corps äiplomstigue, die Damen desselben und die am Königlichen Hofe vorgcstclltcn fremden Damen und Herren: l Uhr. Cour ßeoörsle der am Königlichen Hofe vorgestcll- ten einheimischen Damen, der Herren vom Civil und der Herren Militairs a. D. ^2 Uhr. Versammlung in dem Ball- und Ban quet-Saale der zweiten Etage des Königlichen Schlosses. Cour der Generalität und der Officiercorps: Ä2 Uhr. Versammlung in den Bildcrzimmern der ersten Etage des Königlichen Schlosses. Die Damen erscheinen eu maniesu, die Herren in Uniform (6sls). Jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 15. Juli 1869. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 13. Juli. Seine Majestät der König haben dem Hofmarschall, Kammerhcrrn von Tschirschky- Bögendorff, das Comthurkrcnz II. Classe des Albrecht ordens zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. ' UebersiÄt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Berlin: Die Commission zur Be- rathung des Strafgesetzbuchs. Ausfall in den Zoll- e innahmen. Strike der Zimmermeister. — Ratze - bürg: Landtag. — Hamburg und Lübeck: Bür- gcrschaftssitzung. — München. Kunstausstellung.— Karlsruhe: Hofnachricht. — Darmstadt: Kam- mervcrhandlungen. — Wien: Von den Delegationen. Bischof Rudigicr. Aus dem Rothbnche. — Linz: Die Angelegenheit des Bischofs. — Brünn: Exccssc. — Triest: Demonstrationen. — Lemberg: Verbot. Feuer. — Paris: ZurMinistcrkrisis. Kabellegung. — Haag: Verurtheilung. — London: Parlamen tarisches. — Stockholm: Vom Hofe. Das Feuer in Geste. — Washington: Conflict. — Rio-de- Janeiro: Vom Kriegsschauplätze. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Posen, Freitag, 16. Juli. (W. T. B.) Eine unterrichtete Meldung aus Warschau besagt, der Reichskanzler Fürst Gortschakoff habe daS Ansin nen der Curie, den Bischöfen Rußlands die Be theiligung am Concile zu gestatten, entschieden ab gelehnt. Linz, Donnerstag, 15. Juli, Abends. (W.T.B.) Wie es heißt, soll der Bischof Rudigier sich wei gern, die dnrch kaiserlichen Erlaß verfugte Be- gnadigung anzunehmen. (Vgl. unter„Tagcsgeschichtc".) Brünn, Donnerstag, 15. Juli. (Tel. d. Pr.) Der LandeScommandirrndc, Feldmarschalllieutenaut Ramming, hat an den Bürgermeister gestern ge schrieben, daß der Gebrauch der Feuerwaffen stricte dem Reglement entsprochen hat. Er drückt sein tiefes Bedauern über die unschuldigen Opfer bös- williger Ruhestörer und seine aufrichtige Theilnahme aus. Schließlich ersucht er, die Bevölkerung auf- zufvrdern zur Vermeidung tbätlicher Provocatio- nen. Heute kerrscht hier volle Rube. Es heißt, Minister Giskra wolle Herkommen. (Vgl. unter „Tagcsgeschichte".) Pesth, Donnerstag, 15. Juli, Nachmittags. (Corr. Bür.) In der heutigen Sitzung des Unter hauses erfolgte nach der Verlesung der vom Ober- Hause angenommenen Gesetze über die galizisch- ungarische Bahn, über die Richtcrgcwalt und die Westbahn die Vertagung des Reichstages. Paris, Donnerstag, 15. Juli, Abends. (W. T B.) Der „France" zufolge würden zwei Mit- glieder der Majorität deS gesetzgebenden Körpers, nämlich Buffon und Nogent St. LaurenS, und drei Mitglieder des linken Centrums in daS Ca° binet treten. Rouber soll die Präsidentschaft deS Senats annehmen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte*.) London, Donnerstag, 15. Juli, NachtS. (W. T. B.) Im Unterbaust wurde heute die Berathung der aus dem Oberhause zurückgekommcnen irischen Kirchenbill wieder ausgenommen. Auf Antrag des Premiers Gladstone wurde eine Reihe der vom Oberhause angenommenen Amendements mit star ken liberalen Majoritäten im Sinne des ursprüng lichen Entwurfes Gladstone s erledigt. Morgen findet Fortsetzung der Debatten statt. (Vgl. unter „Tagcsgeschichte".) London,Freitag, 16.Juli. (W.T.B.) 47PeerS, darunter die Earls Derby und Malmesbury und der Lord Ellenborough, protestirrn in den heutigen Morgenzeitungen gegen die irische Kirchenbill. New Pork, Donnerstag, 15. Juli. (W.T.B., Kabcltclegramm.) Der Präsident Grant hat dem Staatsanwalt erweiterte Vollmachten bekufS Ver- kinderung von Freibeuterzügen nach Cuba ertheilt. Es heißt, neue Lüge würden vorbereitet. Tagesgeschichte. D Berlin, 15. Juli. Wie wir ans sicherer Quelle vernehmen, sind in die Commission für Berathung des Strafgesetzbuchs für Norddeutschland außer de^l Ihnen schon bekannten Mitgliedern (Justizminister vr. Lconhardt und Geh. Nath vr. Friedberg zu Ber lin, sowie Gcneralstaatsanwalt vr. Schwarze zu Dresden) auch noch Senator vr. Douandt zu Bremen, Appcl- lationsrath Or. Bürgers zu Köln, Justizrath vr. Dorn zu Berlin und Oberappcllationsrath vr. Budde zu Ro stock berufen; auch ist der Herr Justizminister vr. Lcon hardt zum Vorsitzenden der Commission berufen wor den. — Der eben ausgegebcnc „St.-A." enthält das vom 1. Juli datirte neue Vcrcinszollgcsctz. — Das amtliche Blatt meldet, daß die Vorlage des Prä sidiums des Norddeutschen Bundes vom 6. Juli d.J., betreffend die zu erlassenden Reglements über die Staatsprüfung der Aerztc und Pharmaceuten dem Ausschüsse des Bundcsraths für die Gewerbeord nung in diesen Tagen vorgelcgt worden ist. — Nach der vom Centralbürcau des deutschen Zollvereins kürz lich ausgestellten Vergleichung der Zollcinn ahmen des 1. Quartals d. I. mit denjenigen des Vorjahres hat sich, wie die „Voss. Ztg." mitthcilt, im laufenden Jahre, dessen Gesammtcrtrag an Ein- und Ausgangs zöllen 5,442,684 Thlr. betrug, eine Mindereinnahme von 632,772 Thlr. oder 10,i Procent hcrausgcstellt. Den bedeutendsten Ausfall zeigen die preußischen Zollstcllcn, deren Einnahmen gegen das Vorjahr um 655,696 Thlr. zurückgegangen sind. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: Die Strike der Zimmergescllen hat jetzt, wie schon kurz erwähnt, eine Arbeitseinstellung einzelner Zimmcrmeistcr herbcigeführt, der zn höchst verwickelten Processen führen wird. Es haben nämlich einzelne Meister vor Beginn des Strikes ihrer Leute Verträge abgeschlossen, in welchen sic großartige, auf Jahre hinaus berechnete Bauten für die alten herge brachten Preise übernommen haben. Da sie jetzt für jeden Gesellen 7'^ Ngr. täglich mehr bezahlen müssen, als sie beim Voranschlag berechnet haben, so sind die Summen, welche sic nun zusetzcn müff n, wenn die Verträge zu den darin festgesetzten Preisen zur Aus führung gelangen sollen, so enorme, daß sic beschlossen haben, die Arbeit cinzustcllen, die Arbeiter zu entlassen und es auf die Klagen der Bauherren, auf Erfüllung der Verträge, jetzt ankommcn zu lassen. Sic werden der Klage die Behauptung entgegensetzen, daß ihnen die Erfüllung der Verträge durch eine außer aller mensch lichen Berechnung liegende und ohne ihre Schuld eiu- gctrctene höhere Macht, die Arbeitseinstellung der Ge sellen, unmöglich gemacht worden sei, so daß diese Er füllung von ihnen gesetzlich nicht verlangt werden könne. In einem solchen bekannt gewordenen Falle würde der Zimmcrmeistcr, wenn er den Vertrag ausführcn müßte, jährlich 3000 Tblr. für GescUcnlohn zusetzcn. Ratzcburg, 12. Juli. (Lbg. Ztg.) In heutiger Sitz ung von Ritterschaft und Landschaft des Hcr- zogthums Lauenburg stand außer der Wahl der außer ordentlichen Civilmitglieder der Kreisersatzcommission u. A. aus der Tagesordnung der Antrag der Negie rung zur Wahl einer Commission wegen Vorlagen in Betreff der neuen Justizorganisation. Mau beschloß, dem Landrathscollegium diese Arbeit zu überweisen. * Hamburg, 15. Juli. In der gestrigen Sitzung der Bürgerschaft erfolgte die zweite Berathung des Berichts der von Senat und Bürgerschaft niedcrgesctz- ten Commission (zur Constatirung der Giltigkeit oder Nichtgiltigkeit der Wahl des vr. Schröder zum Sena tor). Nach Ablehnung zweier Amendements wurde der Antrag von Hoffmann auf Annahme der Vermittelungs- Vorschläge der gemischten Commission angenommen. Lübeck, 14. Juli. (H. N.) Ein jüngst cingcbrachter Antrag, welcher auf Verschmelzung verschiedener Be hörden gerichtet ist, kam in h'utigcr Versammlung des Bürgerausschusses zur Berathung. Nach eingehen der Debatte gelaugte derselbe in folgender Formulirung an den Senat: „Der Bürgerausschuß wolle an den Senat das Ersuchen richten, in Erwägung zu ziehen, ob und in welcher Weise das Steuer- und Stewpeldepartement, das Zoll und Accisedeparte- mcnt und das Departement der Brandafsecnranzkassc in eine Steuerbehörde mit einem Bureau und mit einem Beamtenetat vereinigt werden könne." Die Ucbcrwcisung dieses Antrags an den Senat erfolgte mit großer Majorität, obwohl von den Sumts- commissarcn als Mctiv gegen den Antrag geltend ge macht war, daß im Schooße dieser Behörden gerade jetzt über die Umgestaltung derselben bcrathen werde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch von den Scuatscommis- sareu mitgctheilt, daß eine Scnatsvorlage, betreffend Einführung einer auf dem Principe der Sclbsischätzung beruhenden Einkommensteuer, nach Maßgabe der Vor schläge der gemeinsamen Commission schon in der näch sten Versammlung des Bürgcrausschusses zur Vorlage gelangen werde. München, 14. Juli. (Corr. H.) Im Auftrage Sr. Majestät des Königs wird die Eröffnung der inter nationalen Kunstausstellung, welche am 20. d. stattfindet, durch Se. königl. Hoheit den Prinzen Adal bert vorgcnommcn werden. Der Eintrittspreis in die internationale Knnstausstcllung ist für jeden Sonntag und Mittwoch auf 30 Kreuzer, für jeden andern Tag der Woche auf 1 Fl. festgesetzt. Außerdem können auch Monatskarten für einzelne Personen gelöst werden, deren Preis für die ganze Dauer der Ausstellung 9 Fl., für zwei Monate 7 Fl. und für einen Monat 4 Fl. beträgt. Die Zett vom 20. Juli bis 31. August wird für einen Monat gerechnet. — Die verwitwete Kö nigin von Schweden ist gestern Abend unter dem Namen einer Gräfin v. Rosenthal hier eingctroffcn und im Hotel zum „Baycrschcn Hofe" abgcsticgen. Dieselbe begab sich heute Vormittag zum Besuche des Prinzen Karl nach Tegernsee. Karlsruhe, 14. Juli. (K. Z) Die Ankunft der großhcrzoglichcn Familie aus Soden erfolgte ge stern Abend. Der Großhcrzog ist von dem erfolgten Gebrauche der Cur sehr befriedigt und erfreut sich deS besten Wohlbefindens. Darmstadt, 13.Juli. (Fr.J.) DcrZweitcnKam- mcr lag gestern der Entwurf des Fmauzgesctzes für 1869—18« I vor. Die Bestimmungen desselben sind ziemlich die gleichen wie seither, von dem Gulden Grund-, Gewerbe- und Eiukommcnstcuercapital soll ein Steucr- ausschlag von 10Ä Kreuzer erfolgen, die indirekten Auflagen verbleiben ebenfalls dieselben, mit Ausnahme der Bcstcuerung des Branntweins und der Tranksteuer vom Bier, welche nach den dcsfallsigen norddeutschen Bestimmungen erhoben werden. Volhard glaubt, daß ein Uebcrschuß der Staatseinnahmen bleibe, und be antragt deshalb den Steueransschlag für die dircctcn Abgaben auf 10 Kreuzer per Gulden hcrabzusctzen. Der Finanzminister erklärt sich entschieden hiergegen, da schon den Staatseinnahmen ein Ausfall durch die Herabsetzung des Brückengeldes und die Einführung der norddeutschen Bierstcuer bcvorstche, rind außerdem durch die Bahnen, für welche der Staat die Zins garantie übernommen hätte, nnd welche zum Theil noch in diesem Jahre eröffnet würden, der Staatskasse eine weitere Ausgabe drohe. Bei der Abstimmung wird die Vorlage mit 30 gegen 6 Stimmen angenommen. O Wien, 15. Juli. Erst übermorgen findet der feierliche Empfang der Delegationen von Seiten des Kaisers statt. Ursprünglich war er für heute an gesagt, wurde aber verschoben, weil die ungarischen Dclegationsmitglicdcr sich zur Schlußsitzung des ungari schen Landtags nach Pesth begaben. Die Annahme, daß die Ansprache des Kaisers an die Delegationen eine Art Thronrede sein werde, darf wohl als eine irrige bezeichnet werden und wird schon durch die Form wider legt, welche bei dieser Gelegenheit beobachtet werden wird. Die Delegationen werden nämlich dem Kaiser und zwar zuerst die ungarische und dann die deutsche durch die beiderseitigen Ministerpräsidenten vorgcstellt werden, und der Kaiser wird sie begrüßen. Diese Be grüßung hatte auch der Reichskanzler im Auge, als er den Dclegationrn diesen Empfang ankündigte und, hin- zusügend, daß er der Ansprache Lr. Majestät nicht vor- greifcn wolle — auch bei der letzten Session hatte er sich eines ähnlichen Ausdrucks bedient —, cs unterließ, selber die Delcgirten mit einer Ansprache zu begrüßen. Wenn aber auch keine Thronrede, so wird die Ansprache des Kaisers cs doch wohl kaum an bedeutungsvollen Hinweisen auf die Aufgaben der Delegationen fehlen lassen. Den Stempel der Erfindung trägt übrigens die hier colportipte Nachricht au der Stirn, daß sich in der An sprache des Kaisers der peinliche Eindruck abspicgeln werde, welchen die Eröffnungsrede des Fürsten Auersperg angeblich gemacht. Die Rede dieses Staatsmannes hat diesmal gar keinen Eindruck gemacht nnd wurde, viel leicht weil man derselben eine gewisse tendenziöse Fär bung ansah, mehr als kühl ausgenommen. Da cs aber dem Präsidenten der Dclegnten unbenommen bleibt, ganz nach seinem Gutdünken zn reden, so hat er, was er sprach, nur mit sich selber auszumachen. Heute sand die Wahl des Finanzausschusses der Delegation statt, nachdem man sich gestern über eine Liste einigte. Es wurden gewählt die Herren Arncth, Mertens, Wül- lerstorf, Dietrichstein, Jablonowski, Winterstein, Pipitz, Wrbna, Banhans, Chrzanowski, Demcl, Figuly, Hopfen, Kaiser, Klier, Leonardi, Rcchbauer, Steffens, Stieger, van der Straß, Sturm, Vidulich, Weichs, Ziemialkowski. Nach der Sitzung der Ncichsrathsdele- gation constituirte sich der Finanzausschuß, wählte Hopfen zum Obmann und Wrbna zum Stellvertreter. — Der VertheidigerAdes von den Geschworncn schuldig gespro- FeuMeton. 1 Unterhaltungsliteratur. Zur Bibliothek von Eisenbahnnovellen gehörend sind von Friedrich Ger stäcker zwei Erzählungen (Berlin, Verlag von Albert Goldschmidt) erschienen. Die erste betitelt sich „Irr fahrten" und behandelt die drolligen Abenteuer eines jungen Malers, der von seinem vermögenden Vater auf Reisen geschickt wird, damit er sich zugleich eine Frau suchen soll. Herr Fritz Wessel hat das Miß geschick, daß er infolge seines Normalgesichtcs häufig mit andern jungen Männern verwechselt wird und dem nach nicht selten in allerhand komische Fatalitäten ge- räth. Nachdem er infolge unrichtiger Adresse in eine Privatirrenanstalt gekommen, wo er von einem Kran ken unversehens einen heftigen Backenstreich empfängt, erregt er in einer Spielhölle am Rhein infolge eines Steckbriefes Verdacht, so daß die Polizei aus ihn fahn det ; nachdem ferner beim Visitemachen lächerliche Miß verständnisse entstanden sind, wird der arme Vergnü gungsreisende gar noch uiit einem frechen Diebe, der recht eigentlich als sein Doppelgänger erscheint, ver wechselt. Wie in einem gut angelegten Lustspiele löst sich indeß Alles zur Zufriedenheit auf, wobei Fritz Wessel selbstverständlich auch noch ein braves Mädchen »um Weibe gewinnt, daS er früher aus großer Ver legenheit gerettet hat. Alles dies ist frisch, munter und kurzweilig erzählt. — Einen gleich großen SpannungS- reiz wird „das sonderbare Duell" auf die Leser ausüben, welche Novelle bereits in zweiter Auflage vorliegt. Hier ist der Held ein junger, reicher Eng länder nameuS Tom Ralfson, der den fernen Westen Amerika-, die Mississippisümpfe, aufsucht, um den Staub der Eiviltsation abzuschütteln. Wenn schon die Ent führung der Tochter eines Backwoodsmann's sehr fes ¬ selt, so kann das darauf folgende Duell in der That als ein „sonderbares" bezeichnet werden, und der Ver fasser hat es recht wohl verstanden, den Leser durch eine Ueberraschung nach der andern in Athem zu hal ten. Somit empfehlen sich beide Schriftchcn als zweck entsprechende Reiselectürc. — Edmund Gates' dreibändigen Roman „End lich doch Land!" hat Helene Lobedan aus dem Eng lischen (Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke) über setzt und damit der deutschen Lescrwelt ein recht gutes Buch vermittelt. Der Titel will keineswegs einen Rciscroman bezeichnen, sondern ist nur figürlich zu ver stehen. Gottfried Ludlow, cin kindguter, ehrlicher Mensch nnd talentvoller Maler, findet an einem feuchtkaltcn Januarabcnd auf einer Straße Londons eine junge Frauengestalt, fast erstarrt vor Kälte und dem Hun- gertodc nahe. Er erbarmt sich ihrer, läßt sic warten und pflegen, und ohne die wichtigste Thatsache ihres Lebens zu kennen, gewinnt er sic so lieb, daß er sie zu seiner Gattin wählt. Ans diesem übereilten Schritte erwächst ihm in der Folge großes Leid nnd schwerer Kampf, denn die herzlose Margarethe ist seiner unwür dig und verläßt ihn heimlich, um einem elenden Men schen (den der Vater bereits verstoßen) nachzulaufen, der sie jetzt nun zum zweiten Male zurückwcist. Der Tod trennt endlich das unglückselige Bündniß, und Gottfried, nachdem er sich längere Zeit zu seiner Er holung in Aegypten aufgehalten, kehrt gesund heim und findet „endlich doch Land", indem er der schönen und wahrhaft liebenswürdigen Miß Maurice, die er von Jugend an kannte und die ihn immer aufrichtig ge liebt, seine Hand reicht. An diese Hauptbegrbenheiten schließen sich noch Nebenhandlungen, die aber zum Gan zen gehören. Edmund PateS' Roman erhebt sich er freulich über die alltägliche Lesekost, sowohl waS dir spannende Verwickelung, als die psychologische Durchfüh rung und gefällige Darstellung betrifft, und neben rühren den und ergreifenden Sccnen hat nicht minder der Humor seine Stelle gefunden, in welcher Hinsicht nur auf den Titianverein, aus welchem Charles Potts und Wil helm Bowker als höchst gelungene Figuren hervorragen, hingewiesen sei. Uebrigens besitzt der Verfasser ein bedeutendes Darstellungsvcrmögen für das Einzelne und Charakteristische, wie z. B. auch die Gestalten des Lords Catcrham, eines von Kindheit an siechen und gebrechlichen jungen Mannes von fast verklärtem We sen, und des originellen Bilderhändlcrs Stomps hin länglich bekunden. Die Ucbersctzung darf als eine treffliche bezeichnet werden. — „Tolle Geschichten" nennt sich cin norddeutscher zweibändiger Roman, der von E. v. Dincklage hcrrührt und ebenfalls im Ver lage von Bernhard Schlicke erschienen ist. Die Ver fasserin hat sich crst jüngst durch „Hochgeboren" wei tern Kreisen empfohlen, einen Roman, der nicht nur von Geist, Witz und seltener Belcscnhcitsbildung, son dern auch von cincm Talente zeugte, das Personen und Zustände mit scharfem Blicke zu schildern versteht. Mehr oder minder spiegeln auch die „tollen Geschichten", welche eine Art Culturbild von einer gewissen Gegend Deutsch lands bieten, die genannten Vorzüge wieder. Nur will uns Manches in der Darstellung übertrieben erscheinen, wie denn auch der Stil in dem Bestreben, originell zu sein, hier und da an das Gesuchte streift. — Unter dem Titel „Robert Hamerling, seine Dichtungen und deren Beurtheilung" hat F. W. (Fedor Wehl?) einen Beitrag zur Literaturgeschichte der Gegenwart (Berlin, internationale Buchhandlung, R. Lester) geboten. DaS Heftchen, 55 Seiten stark, giebt zunächst eine kurze Darstellung deS LebenSganaes und der Entwickelung des Dichter- (geboren am 24. März 1832 zu Kirchberg am Walde, einem romanti schen Flecken an der böhmisch-mährischen Grenze) und sodann eine Zusammenstellung verschiedener Urtheile, welche von competentcn Richtern namentlich über„Ahas- vcrus in Rom" und den „König von Sion" gefällt worden sind. Ist die Würdigung des so schnell be rühmt gewordenen Dichters auch eine warme und an erkennende, so hält sie sich doch fern von übertriebener Lobrednerci, und so wird das Schriftchcn Robert Ha merling gewiß nur nützen. Sehr richtig hat ein Kritiker des „Königs von Sion" gesagt, daß man end lich einmal den Muth zeigen müsse, die lebendigen Dichter anzucrkcnnen, ohne ängstlich seitwärts zu schie len, ob die todten Poeten auch nichts dagegen haben. — Zur Lebcn-geschichte des Dichters sei noch Folgen des erwähnt. Das im Jahre 1865 erschienene Epos „Ahasvcrus in Rom" halte einen so durchschlagenden Erfolg, daß binnen Jahresfrist eine zweite Auflage davon nöthig wurde. Diesem Erfolge dankt der Dich ter auch die günstige Wendung, die endlich in seiner äußern Lebensstellung cintrat. Die krankheitshalber erbetene Enthebung von seiner Profesfvrstelle in Triest wurde ihm gewährt und der systemmäßige Ruhegehalt durch kaiserlichen Gnadcnact erhöht. Gleichzeitig hat eine edle, dem Dichter ganz fern stehende Dame in Wien, durch die Lectüre des „AhasveruS" angeregt, mit wahrhaft seltener Großmuth einen weitern Schritt gethan, dem Dichter die volle Hingabe zur Poesie zu ermöglichen. -s Die deutschen Philologen und Schulmänner wer den ihre 27. Versammlung in den Tagen vom 27. bis 30. September in Kiel abhalten. Das Präsidium bil den die dasigen Professoren ve. Forchhammer und vr. Ribbeck.
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