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Dresdner Journal : 11.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-11
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1869
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W 158 Sonntag, den 11. Jnli. 1869. ZdmmrmeiNm»re«se: Ltritt jitkrUod 2 T'KIr. 8tvwpel^«düdr, »u,,erk»Ib 6«» Kor66. Lnn6«i ?o»t- vn6 3t«wpelru»ckl»xdill»a. Iw Horäck. Luoä«: ^ilkrliok: 6 ?klr. — Kxr ^^krlirl.: I .. Ib „ I1oo»tliel>:— „ Ib „ LisreiQsKowwsro: 1 „ Insrralniprrtsr: kilr äs» 8»ow einer ee»p»Iteoen /eil«: 1 Kxr. Unter „Lioxeeenät" äie 2eUe: 3 Xxr. Erscheinen: Vllxliek, mit Xn«a»Nm« 6er 8or>» onä keiert»^«, ^benä» für 6eo folxen6«o 1'»x DiesdnerÄomnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Jaseraienannahntt auswSrt«: I-«Ix»t^: t ». 8»L»o»r»rre», Oomwieelonür - 6e» vresünsr 6ourv»Is; «K«n6»».: 8 Lüoi.«», kvosi k'our; S»wd»r>k-L»rU». Vi»ll -l.»ix>l1x -L»»eI -kr»iiIltlu-t ». H : IItL»»»»r»i« t Voal.»», LerUn: iiuoüi,., Rir»»»»»»'» Lnrena, Nvvoi.i>u 3los»ü; Sreweo: L. 8cni.on«; Lreeleu: L>. Li^ükiriki'» Xnnoneeobur«»!», 8in, äc t'eüvxo; rrelllctnrt »H.: 3L«o>^»'«olle üuekü.; Löw: 8tvü»«ir, keri,: HtVL», l.tppir», 8vr.i.i>!» LOo., (8, 8I»e« 6e I» öourss); kr»x: I', I'unuivu', Luckü.; Vien: Orrrni«. Herausgeber: ÜLnigi. kirpeäitivo «le» Oro»6ner ^»uruot«, Lresäea, Ll«trieu»tru»»v Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 5. Jnli. Seine Königliche Majestät haben drm Hülfsarbeiter bei dem Kollegium des Ap- pellationSgerichts zu Leipzig Gerichtsrath Konrad Robert Rüger, unter Belassung in seiner zeitherigcn Funktion, den Charakter eines Appellationsrathes beizulegcn aller- gnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. Dresden: Namensfest der Königin. Inhalt des Bundesgesetzblattes. — Berlin: Gesetz- publication. Budget- und Steuerfragc. Vom Zoll bund csrathc. Die Frage wegen der bernburgschen Allodiengüter. — Posen: Trauerandacht verboten. — Frankfurt: Vom Vorstande des deutschen Schützcnbundes. — Oldenburg: Confirmation des Erbgroßherzogs. — Bremen: Kronprinz von Preu ßen. — München: Kaiser von Oesterreich. Gen darmerie. Excesse. — Wien: Besuch des Königs von Italien in Aussicht. Eiscnbahncongreß. Dele gationen. Militärisches. Ovation für die Königin von Portugal. — Innsbruck: Zeitungsconfisca- tion. — Lemberg u. Krakau: Leichcnbestattungs- scirr König Kasimir's. — Pesth: Delegation. — Paris: Vom gesetzgebenden Körper. Ministcr- berathung. — Bern: Vom Nationalrathc.—Mai land: Proceß wegen der Demonstrationen. — Ko penhagen: Hofnachricht. — Konstantinopel: Fazyl Pascha. — New-Nork: Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Annabcrg. Pirna.) Vermischtes. EingesandteS. Statistik und VolkSwirthschaft. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- nachrichten. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Zwickau.) EingesandteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 9. Juli. (Tel. d. Boh.) Die französische Regierung hat Oesterreich, Italien, Belgien und die Schweiz für den 29. Juli zn einer Münzconfcrenz geladen. Pesth, Freitag, 9. Juli. (Corr.-Bür.) Das Un terhaus nahm den Justizgesetzentwurf in der Spe- cialdebatte unwesentlich modificirt an: der Ent wurf für die Raab Gratzcr Bahnlinie wurde an genommen. Triest, Sonnabend, 10. Juli. (W. T. BI Die soeben eingetroffene Levantepost meldet auS Athen vom 3. d>, daß, Gerüchten zufolge, eine Minister- krifiS bevorstehe. AuS Konstantinopel vom 3. d. meldet die Levantepost: ES verlautet, daß in der auswärtigen Vertretung der Pforte Veränderungen bevorstehen. Der Generalgouverneur von Syrien, Raschid Pascha, solle den Botschafterpostrn in Paris, Halil Bey denjenigen in Wien erhalten. Raschid Pascha wird auch genannt für daS Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Munif Efendi oder KonemenoS Bey (gegenwärtig Geschäftsträger in St. Peters burg) soll für die Gesandtschaft in St. PeterS bürg bestimmt sein. AuS Bombay, 15. Juni, wird gemeldet: Ma homcd Azym Khan und Abdul Rahman Khan sollen Persien verlassen und sich in daü Lager des russischen Generals in Turkestan begeben haben. Paris, Freitag, 9. Juli, Abends. (W. T. B. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Kör pers standen abermals Waklprüfungen auf der Tagesordnung. Bei Verlesung des Protokolls griff Montpayroux in heftiger Wcifc die in der gestrigen Sitzung vom Staaisminister Nouhcr gesprochenen Worte an, gegen die Revolution sei ein Damm zu errichten. Nouhcr erhält seine Aeußcrung aufrecht. Ler Präsident schlägt der Kammer vor, sich am künftigen Montag durch de finitive Wahl der Schriftführer zn constituircn. Hier auf werden die Wahlen Gouillvntct's, Genton's und Noubcl's für giltig erklärt. Bei Prüfung der erster» Wahl greift Jules Ferry heftig die Einrichtung amt licher Candidaten an, worauf eine lebhafte Debatte stattfindct, in welcher Pellctan den 2. Dccember als ein Verbrechen bezeichnet. Diese Bemerkung zieht Pel letan einen Ordnungsruf des Präsidenten zu. Mehrere Abendzeitungen erwähnen auch heute daS Gerücht, alle Minister hätten ihre Entlassung eingereicht und Rouher sei beauftragt mit der Neu bildung des Ministeriums, in welches vier Mit glieder des linken CentrumS (Tiers-parti) eintre ten würden. Alle diese Gerüchte find bis jetzt, laut Meldung der Agentur Havaü, unbestätigt. Der „Constitutionncl" schreibt: Die Rätbe der Krone beratkschlagen gegenwärtig, ob die Regie rung durch Darlegung ihrer Absichten und ihres Programms sofort auf die Interpellation im ge setzgebenden Körper antworten soll. Noch ist kein Beschluß gefaßt, und es sind demnach alle gestern verbreiteten, anders lautenden Nachrichten verfrüht. Florenz, Freitag, 9. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Menabrea Kat sich zum Könige nach Val- dieri begeben. — Am 15. d. wird ein Marine geschwader nach den levantinischen Gewässern ab gehen. — Wie von unterrichteter Seite verlautet, würde die Kammer in kürzester Frist wieder ein berufen werden. Mailand, Freitag, 9. Juli, Mittags. (W T. B.) DaS Zucktpolizcigericht hat 20 der Betdei ligung an den Unruhen vom 16., >7. und 18. Juni Angeschuldigten freigesprochcn. (Vergl. unter „Ta- gesgeschichte".) Madrid, Freitag, 9. Juli, Morgens. (W. T. B.) Die Nachricht einiger Blätter, nach welcher in Barcelona Ruhestörungen stattgefunden hätten, ist, wie „Jmparcial" versichert, unrichtig. London, Freitag, 9. Juli, NacktS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses regte Easturck die centralasiatische Frage an, worauf Dulff versicherte, daS bisherige Vorgehen der Rus sen berechtige nickt zu Beunruhigungen. Die Be richte der indischen Zeitungen seien übertrieben. Kraguicwatsch, Freitag, 9. Juli. (W.T.B.) Die Tküptschina hat den ihr von der Eommisfion vorgelegten Verfaffungscntwurf durchberathen und unverändert angenommen. Die Sanctionirung der Verfassung durch die Regentschaft ist bevorstehend und nimmt man an, daß die Tküptschina dem nächst geschlossen werden wird. Tagesgeschichte. Dresden, 10. Juli. Zu Ehren dcs Namenstages Ihrer Majestät der Königin sand heute Morgen in der Residenz große Reveille der Militärmustk statt. Dresden, 10. Juli. Das heute hier eingetroffenc 28. Stück dcs Bundesgesetzblattes dcs Nord deutschen Bundes, vom Jahre 1869, enthält: Nr. 318) Gesetz vom 29. Juni 1869, die Feststellung eines Nach trags zum Hanshaltsetat des Norddeutschen Bundes für das Jahr 1870 betreffend (die Ausgaben sür den obersten Gerichtshof für Handelssachen in Leipzig umfassend); Nr. 319) Gesetz vom 3. Jnli 1869, die Gleichberech tigung der Confcssioncn in bürgerlicher und staatsbür gerlicher Beziehung betreffend (vergl. unter Berlin); Nr. 320) Uebcrcinkunft zwischen dem Norddeutschen Bunde und Italien wegen gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst, vvm 12. Mai 1869; Nr. 321 und 322) Er- thcilung des Exequatur namens dcs Norddeutschen Bun des den Consuln der Vereinigten Staaten von Amerika, Hanson sür Bremen und die zunächst gelegenen Gcbicts- thcilc der zum Norddeutschen Bunde gehörigen Staa ten, Jareckc für Aliona und die zunächst gelegenen Gc- bietsiheile der zum Norddeutschen Bunde gehörigen Staaten. 'Berlin, 9. Juli. Der „St.-A." veröffentlicht heute das aus den Verhandlungen dcs Reichstags be kannte Gesetz, betreffend die Gleichberechtigung der Conkessionen in bürgerlicher und staatsbürger licher Beziehung. Es ist vom 3. Juli datirt und vom Bundeskanzler gcgengezeichnet. Durch dasselbe werden im Norddeutschen Bunde alle noch bestehenden, anS der Verschiedenheit dcs religiösen Bekenntnisses hergclcite- ten Beschränkungen der bürgerlichen und staatsbürger lichen Rechte aufgehoben; insbesondere soll die Be fähigung zur Thetlnahme an der Gemeinde- und Lan- dcsvertretung und zur Bekleidung öffentlicher Acmter vom religiösen Bekenntnisse unabhängig sein. Auch die Uebcreiuknnft zwischen dem Norddeutschen Bunde und Italien wegen gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst ist heute im „St.-A." publicirt. — Die „N. A. Z." schreibt: Man wird wohl daran thun, alle Nach richten, welche über die Absicht dcr Negierung in Be treff der Budget- u. Steuerfragc durch die Presse laufen, durchweg mit der größten Vorsicht und mit rntschiedenem Zweifel aufzunehmcn, da innerhalb dcs Staatsministerrums alle Entschließungen darüber aus drücklich bis zur Rückkehr des Finanzministcrs, welche Mitte August stattfindet, suspendirt sind. Hierbei liegt u. A. auch die Tbatsachc zu Grunde, daß cs zu jcncm Zeitpunkte schon eher möglich sein wird, sich ein klares Bild von dem voraussichtlichen finanziellen Verlaufe dcs Jahres zu machen. Sowohl die Ernteergebnisse, wie auch die Bewegung in Handel und Verkehr werden sich bis dahin bestimmter hciausgestcUt haben und eine festere Grundlage für die Berechnung der diesjährigen Einnahmen gewähren. Einstweilen sind in gewohnter Weise in allcn Ministerien die Bedürfnisse pro 1870 ausgestellt und dem Finanzministerium vvrgelegt, und in diesem finden die Vorarbeiten für die Ausstellung des Gcsammtbudgcts statt. Die Erörterungen im Staats ministerium Aber sowohl über das Budget wie über die Mittel zur Deckung des Einnahmeausfalls werden erst in dcr zweiten Hälfte dcs August cintretcn. — Wie die „Magdeb. Z." meldet, hat dcr Zollbundcsrath in Betreff dcs Stauffcnbcrg-Feustcl'schcn Antrags, welcher den Wunsch ausspricht, daß die dem Zollparlament zu machenden Vorlagen, so weit möglich, den Mitgliedern desselben mindestens 14 Tage vor dcr Einberufung mit- gethcilt werden, auf den Antrag dcs Vorsitzenden be schlossen, bei Vorbereitung dcr einzelnen Vorlagen sür die nächste Session in Erwägung zu ziehen, ob und in welcher Form mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der einzelnen Vorlagen dem vomZollparlamentausgcdrückten Wunsche zu entsprechen sein werde. — Bei dem Tode des crblosen Herzogs Alexander von Anhalt-Bern burg entstand außer dcr Successtonsfrage auch noch die Frage wegen Erbes der Allodiengüter. Es waren und sind hierbei betheiligt: 1) die Witwe des genannten Herzogs, Schwester des gegenwärtigen Königs von Dänemark, Prinzessin von Holstein-Glücksburg; 2) die preußische Prinzessin Louise, eine Schwester dcs obengenannten Herzogs und Gemahlin des verstorbenen Prinzen Friedrich von Preußen. Die Interessen der Prinzessin Friedrich von Preußen werden durch Seine Majestät den König von Preußen vertreten. Die ver schiedenen Ansichien über den Umfang dcs Allodial- vcrmögens dcs Herzogs Alexander variiren von fünf Millionen bis auf cine halbe Million. Ein Vergleichs- Vorschlag, den die preußische Regierung vor längerer Zeit erhoben hatte, wurde von dem anhaltischcn Land- lagc nicht angenommen. Infolge dessen wnrde ein neuer Vorschlag in einer Confcrcnz, die hier statlfand, erhoben, bci welcher auch die anhalrischen Bevollmäch tigten, der chemaligc unhalt - dernburgsche Minister v. Schätzet! und dcr gegenwärtige anhaltische Minister v. Larisch anwesend waren. Es ist, wie die „Z. C." sagt, aller Grund zn dcr Annahme vorhanden, daß der jetzt von den Bevollmächtigten der beiden Staaten er hobene Vorschlag endlich auch die Genehmigung des anhaltischcn Landtags erhalten werde. Posen, 8. Juli. (Ostd. P.) Die Beisetzung Ka simir's des Großen, die beute in der Kathedrale zu Krakau, wo seine Gebeine durch Zufall gefunden wur den, stattfindet, sollte auch in den katholischen Kirchen Posens durch einen Trauergottcsdienst, der bereits für die St. Martinskirche angckündigt war, begangen wer den. Diese Trauerandacht ist durch Erlaß des Erz bischofs an jämmtliche Pfarrverweser der hiesigen Kir chen vorgestern, wie der „Dzienn. pozn." schreibt, ver boten worden. Trotzdem hatten sich heute Morgen be sonders in der Pfarrkirche und St. Martinskirche zu de« gewöhnlichen Morgenandachten zahlreiche Andächtige ver sammelt. Die polnischen Läden, etwa 62 an der Zahl, waren in den Morgenstunden zu Ehren des Tages ge schloffen. Zu der Krakauer Feier sind, wie der „Dzienn." mittheilt, der Vorsitzende dcr polnischen Deputirten- vereinigung, vr. Liebelt, der Graf Cieszkowski, sowie mehrere Bewohner der Stadt und Provinz dorthin ab gereist. Frankfurt a. M., 8. Juli. (Fr. I.) Der Vorstand und engere Ausschuß des deutschen Schützenbun des bat bezüglich dcr Wahl des nächstjährigen Festortes noch keinen definitiven Beschluß gefaßt. Leipzig, wo vor einiger Zeit privatim dicserhalb angefragt worden, hat, wie man als zuverlässig hört, ablehnend geant wortet. Der Bundesvorstand beschloß, demnächst mit mehrer« in Vorschlag gebrachten Städten (Stuttgart, München, Augsburg, Nürnberg, Düsseldorf, Hamburg) sich ins Vernehmen zu setzen. Außerdem wurde noch über verschiedene interne Fragen dcbattirt und theil weise Beschlüsse gefaßt. Schließlich sei noch der in teressanten Mittheilung dcs Präsidcntcn des Bundes vorstandes, vr. Kopp aus Wien, Erwähnung gethan, daß seit dem Wiener Feste etwa 12,000 neue Mitglie der allein aus Oesterreich dem deutschen Schützenbunde beigctreten sind. Oldenburg, 8. Juli. (Wcs.-Z ) Heute, am Geburts tage Sr. königl. Hoheit des Großherzogs, fand in der Kirche zu Rastede die Confirmation des Erb- großherzogs Friedrich August, der im nächsten No vember sein 17. Jahr vollendet, statt. Den kirchlichen Act vollzog der Oberhosprcdigcr geh. Oberkirchenrath vr. Nielsen. Tic gcsammte Staatsdienerschaft aller acht Rangklassen und das Offizicrcorps hiesiger Stadt waren anwesend. Bremen, 9. Juli. (Wes.-Z.) Der Kronprinz von Preußen und Familie passirten heute Nacht 1 Uhr in einem aus fünf Wagen bestehenden Extra zuge, ohne anzuhalten, unsre Stadt. Die k. Dampf jacht „Grille" lag in Geestemünde bereit, nahm die erwarteten hohen Gäste auf und verließ um 4 Uhr Morgens den Hafen. 'München, 8. Juli. Dcr Kaiser von Oester reich ist heute Abend von hier abgereist, um sich über Salzburg nach Ischl zu begeben. Der Prinz Luitpold war auf dem Bahnhofe bci der Abfahrt zugegen. — Wie dem „Nbg. Corr." von München geschrieben wiro, besteht zuständigen Orts die Absicht, wenn dcr Landtag die nöthigen Geldmittel bewilligt, die Gendarmerie allmählich in ein Civilinstitut umzuschaffen und die ersten Versuche hierzu in der Hauptstadt selbst vorzu nehmen. Man hofft, dis 1. Juli nächsten Jahres die Münchner Gendarmeriestadtcompagnie in „Schutzmann schaft" umgestalten und mit der Leitung derselben einen der Polizeicommissarc betrauen zu können. — In Forchheim haben am Sonntag den 28. Juni Nachts Excesse stattgefunden, und die Ruhe scheint auch in den folgenden Tagen nicht vollständig wiedergekehrt zu sein. Die Veranlassung dazu hatte cine in Karlsruhe erschienene, auch in andern baycrschen Städten (z. B. Feuilleton. K. Hoftheater. Freitag, den 9. Juli, trat Frl. Clara Ziegler in der Rolle der Goethe'schen „Jphigenia" auf und zwar vor überfülltem Hause bet ausgeräumtem Orchester. Diese rege Thetlnahme des Publicums zu einer Zeit, in der unser Theater keine erträgliche Atmosphäre dar bietet, ist hochcrfreulich. Sic zeigt ein warmes, mit drm elastischen Geschmack eng verknüpftes Kunstintercsse überhaupt und noch speciell die richtige Auffassung für das ausnahmsweise seltene Erscheinen einer so reich ausgestatteten Künstlerin wie Frl. Ziegler. Dieselbe kann ihre Bevorzugung wunderbarer Mit tel in antiken Eostümpartien, wie Medca oder Jphi- genia am meisten geltend machen, da hier die Einfach heit, Ruhe und Harmonie ihrer plastischen Bewegungen die schönste Gelegenheit hat, sich wirkungsvoll zu ent falten. Eine nach den Sculpturgesetzen der Antike glücklich und regelrecht geformte Hals- und Armbil dung, allgemeines Ebenmaß dcs Körpers, welches die elastische Leichtigkeit der Grazie mit Größe der Dimen sionen verbindet und den breitesten Aplomb erlaubt, dazu eine unberührte, sich der Aufgabe mit Freudigkeit hingebende Jugendfrische und eine allen Anstrengungen trotzende Gesundheit und Dauerhaftigkeit der physischen Kraft, — alle diese unvergleichlichen Gaben werden noch durch eine Fähigkeit gehoben, welche wohl durch Studium unterstützt, aber während einer so kurzen Ent wickelungslaufbahn nicht angelernt werden kann: Es ist das manchem Individuum eigene, natürliche Ver mögen, in allen Stellungen und Geberdrn abgerundet und bis zu einem aewissen Grade schon von Hause aus anmuthvoll und gefällig zu sein. Diese natürliche Grundlage kommt der ästhetischen Theorie auf halbem Wege entgegen, und ihr angcborncs Schönheitsgefühl empfängt sehr willig jenen letzten Schliff dcr Eurhythmie, welchen die junge Künstlerin bereits in einem überraschenden Grade besitzt und auf dem Wege ist, denselben zu einer seltenen Vollendung zu steigern. Sic vermag ihre Mimik wie ihre Pan tomime in seelisch richtigen, von edler Simplicität ge adelten Uebcrgängen nicht blos mit entzückender Pla stik zu finden, sondern sie ist auch im Stande, diese Momente ebenso wahrhaft poetisch, als echt malerisch festzuhalten, und cin solches Halten dcr Geberde ist fast noch schwieriger, als das Halten des Redetons. Diese herrlichen Eindrücke dcs Spiels kamen denn auch gestern in der Darstellung dcr „Jphtgcnia", ohne Störung durch Uebertreibuug oder Manierirtheit, zum vollsten, von reichem Beifall und Hervorruf belohnten Effect. Nicht minder wirkten daneben die schon genugsam besprochenen und in der That zauberhaften Reize des Organs, das in heroischer, aber dabei echt weiblicher Kraft, sonorer und doch weicher dehnbarer Fülle und Modulationsfähigkeit gegenwärtig ohne Rivalen in Deutschland ist. Wenn es ein erklärliches und schönrs Gefühl ist, sich von Setten des Publicums dem verführerischen Dämon dieser Stimme oft auf Kosten des künstlerischen UrtheilS hinzugrben, so muß für die noch so junge Schauspielerin eine solche Hingabe nicht minder natür lich erscheinen. Sic verleitet dieselbe zu einem musika lischen Schwelgen in ihren Ungeheuern Klangmitteln und zu einer im Verhältniß zum Spiel und zum In halt der Rolle noch oft sehr äußerlichen Deklamation. ES trat darin nicht selten eine Pathetik hervor, welche die Erhabenheit der Tragik, die innerliche Ergriffen heit deS Herzens durch sprachlich zu volle, an rheto rischen Phrasenion, ja an Bombast grenzende Mittel auszudrücken strebte und somit die Wahrheit dcr Cha rakteristik, die schmucklose Treue der Seelenmalerci verfehlte. Es ist bei der Jphigenia nothwendig, das klare Halbdunkel, die feinen Schattirungen dcr jung fräulichen Psyche nicht mit dcr Bravour einer markigen, pastosen Farbengebung zu verwechseln. Temperament und Leidenschaft, so herrliche Gaben sie am richtigen Orte sind, verwandeln gar leicht die zarte GefühlS- reflexion in einen zu elementaren, hier nicht angebrach ten Naturalismus. Im Ucbrigen wurde die Vorstellung sehr gehaltvoll durch Herrn Winger als Thoas unterstützt. Pyladcs und Orestes spielten die Herren Kober stein und Dettmer und cs wird, wenn kein Gast spiel die plötzliche Veranlassung zur Aufführung dieses Werkes ist, passendere Gelegenheit sein, über die Auf fassung der Orestcsrolle cin Urtheil auszusprechen. Otto Banck. Theater und Musik. Das „Fr. I." meldet, daß Herr Mannsfeld, bisher städtischer Musikdirek tor in Chemnitz, im nächsten Winter nach Frank furt a. M. übersiedeln werde. Derselbe soll beab sichtigen, dort Volksconcerte einzurichtcn, und dcr Unterstützung der Saalbaugesellschaft bereits sicher sein. — Ueber die bevorstehende Aufführung von Richard Wagner'S „Rhrtngold" an der Hofbühne zu München entnehmen wir einem Berichte der „N. A. Z." Folgendes. Das „Rheingold", eine einaktige Oper von etwa zweistündiger Dauer, bildet die Ein leitung des für drei Tage und einen Vorabend be stimmten großen musikalischen Festspiels „Der Ring der Nibelungen". Behufs Aufführung dieser Operntrilogie sollte an drei aufeinander folgenden Abenden da- ganze zu lösen gegeben. Gerade aber in dieser Bei ehung fehlt cs in München nicht an den rechten Mannern, Tyeatermetster Penkmaycr und der eigens für diese Auf gcsellschaft N. H. Schilling. Während in musikalischer Beziehung das „Rheingold" durchaus nicht jene großen Schwierigkeiten bietet, als die letzten Opern Wagner'S („Tristan", „Meistersinger"), werden dem Maschinisten und dem Dekorateur allerdings großartige Aufgaben zu lösen gegeben. Gerade aber in dieser Bez ehung Werk in einem eigens hierzu erbauten Theater aufge- sührt werden, wozu man beabsichtigte, die ersten Kräfte aller deutschen Bühnen zu gewinnen. Die Idee war großartig, aber, wie sich leider bald herausstellte, trotz aller Begeisterung für die Sache und trotz der könig lichen Munificenz kaum ausführbar. Endlich trug das praktische Interesse den Sieg davon und das „Rhein gold" ward zunächst allein in Angriff genommen. Die Idee, das „neueThcatcr" im Innern dcs GlaspalastcS zu errichten, wurde „vertagt" und der Umbau des Podiums im alten Hoftheater, sowie die Verbesserung der Maschi nerien und andere unbedingt nothwendige bauliche Ver änderungen anbefohlen. Daß diese Bauten auch ohne die Aufführung des „Rheingold" hätten durchgeführt werden müssen, hierüber kann bci Sachverständigen kein Zweifel walten. Es werden die Gasbeleuchtung und die Maschi nerieder Bühne, welche einem veralteten Systeme angehört und die Ausführung großartiger Effecte nicht zuläßt, wie sie von neuern Bühnen allenthalben geboten wer den, einer durchgreifenden Veränderung und Vorbes serung unterzogen. Auch im Zuschauerraume werden einige Verbesserungen angebracht. Die desfallsigen Ar beiten werden ausgeführt unter der Leitung des Ma schinisten der Münchner Hofbühne, I. Penkmayr, des technischen Directors derselben, F. Seitz, dcs Maschini sten Brandt ans Darmstadt, des Kreisbaubeamten Lam bach und des Directors der Münchner GaSbrlcuchtungs-
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