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Dresdner Journal : 08.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-08
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1869
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^dsnnemrnlrpretst: lw Nsrää. Lauck«: i»Lr«»««a tritt jlltirllod Iiikriicl»: S?dlr. — Hxr ^Mrilck: 1 „ lS ,, Iloautlicli: — „ lü „ LiurelovKomwera: 1 „ z 1'KIr. 8t«wpelxebükr, > «a«»erk»Id a«« Korüü. Lanck«» kost aaü 8tewp«Isa»ciii»x Kim«. . »nsrratniprrise: kür üeu Ksuio «ilier ^«spsltonea Teile: i K^r. Vatsr „t!illxe»»llät" äi« Teile: 3 Xxr. erscheint«: Vlixliok, lliit Xllenekm« öer 8oou- oaä k«iert»^«, Ldeoä, kür äell kolxeoäeo kess DresdnerIournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Nastraltnannalimt auswärts: Lsix»!?: K». Lasuosrurrs«, 6omilli»»1o»>tr — äe» vreeäoer ^ourasl,; «iieoä»,.: H. Luoi.»», Lvoea koer, N»mdar^-L«rU» Vi»»-l.»ip,i^-L»««l-rr»lltturt »H.: Lr Vool-aa, Lerlla: Osorles'scko ijuciik., itsrsuavs»'» Narosu, itvool.ru ^lossu; Lrsmsa: L. Scui.orr»; Lr„I»ll: I-. krLuaru'e Xnaonceuburvau, 3csss, Nisi, L taavno; krsalltarl »H.: ^vuvu'eelis liueüli.; «ölu! ^v.lisoaU«», keri»: Nxvts, l,srrirs, Lvri-lri, L6o., (8, klac« ü« la öouree); kr»^: ks Luul-ivu e Uucliü.; Visa: Orruvia. Herausgkbrr: Kooixl. Lrpsäitioll üv» vresckasr ^ooroela, vrexlell, Llarisastrasss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 30. Juni. Seine Majestät der König haben auf Ansuchen allergnädigst zu genehmigen ge ruht, daß der Königl. Bayrische Konsul Gottwalt Lud wig Hesse hier den ihm verliehenen Kaiserlich Russischen St. Stanislaus Orden dritter Classe annchme und trage. Dresden, 7. Jult. Se. Königliche Majestät haben die beiden vr. med. Johannes Clemens Steinbrück und Friedrich Paul Käppler zu Assistenzärzten mit Secondelieutenantsrang im Sanitäts-Corps allergnä digst zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Berlin: Hofnachrichten. Dom Bun- dcsrathe. Tagesbericht. — Dessau: Vergleichsver ^Handlungen. — München: Die österreichischen Ma- - jestäten. Sitzung der Bundesliquidationscommisston. — Darmstadt: Kammerverhandlungen. — Karls ruhe: Antwort des Bischofs Kübel an seine Geist lichkeit. — Wien: Zum Proceß gegen Bischof Rü diger. — Prag: Hubfeier. Meeting aufgelöst. Ein neuer Protest des Kurfürsten von Hessen. — Brünn: Volksversammlung. — Linz: Hetzereien gegen daS neue Schulgesetz. — Pesth: Parlamentarisches. — Paris: Vermischtes. — Haag: Statistischer Congreß. Abschaffung d. Todesstrafe. Unfall a. d. Küste v. Gumea. — Bern: Eröffnung der Bundesversammlung.—Fl o- rcnz: Die Untersuchung in der Tabaksangelegen heit. — Madrid: Tagesbericht. — London: An kauf der Telegraphen. — Kopenhagen: Bischof Monrad. Nordische Telegraphengesellschaft. — St. Petersburg: Der Skopzenproceß beendet. — Bu karest: Der Fürst ins Lager. — New-Pork: Versöhnliche Politik auf Cuba. Crnennunaen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Hoheneck. Bautzen. Kamenz.) Gerichtsverhandlungen. (Bautzen) Vermischtes. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 7. Juli, Nachm. ^3 Uhr. (W.T.B.) Die „Prov.-Corr." schreibt: Die Ab wesenheit deS Grafen v. Bismarck dürfte sich je denfalls bis in den Spätherbst und über den Be ginn der nächsten LandtagSsesfion ausdchnen. Pesth, Dienstag, 6. Juli, Abends. (W.T.B.) Das Unterhaus nahm heute den Gesetzentwurf über die Ausübung der richterlichen Gewalt mit 203 gegen 156 Stimmen an. Ein Theil der Rechten stimmte mit der Opposition. (Vgl. unter „Tagcs- geschichte") Bei der Spccialdebatte wurde § 1 unverändert an genommen. Zu den Paragraphen 2 und 3 (Richter- crnennung) brachte Tisza ein Amendement bezüglich der Wahl derselben ein. Morgen Fortsetzung. Paris, Dienstag, 6. Juli. (Corr.-Bür.) Die „France" dementirt, daß die Regierung die Ab sicht habe, demnächst die französischen Truppen aus Rom abzuberufen. Florenz, Dienstag, 6. Juli, Abends. (W. T. B.) Die Verhandlungen der parlamentarischen Un tersuchungscommission werden voraussichtlich noch in dieser Woche zu Ende geführt werden. Heute wurde das Zeugcnvcrhör beendigt. (Vgl. untcr „Tagcsgcschichtc".) Madrid, Dienstag, 6. Juli. (W.B. T.) Dem „Jmparcial" zufolge hätte die Partei der Proares- sisten einen Einigungöversucb mit der republikani schen Partei gemacht nnd derselben, falls beide Parteien durch ihre Vereinigung die Majorität in den EortcS erlangen würden, für den Fall der Neubildung deS CabinctS mehrere Ministerporte- feuilleS zur Verfügung gestellt. DaS Blatt führt namentlich an, daß Castelar daS Portefeuille deS Auswärtigen, Figueras das der Justiz und Pi v. Margall daS der Finanzen angeboten worden sei. Die Republikaner haben das Anerbieten abgelehnt. London, Dienstag, 6. Juli, Abends. (W. T. B.) Das Oberhaus hat heute die Comit^beratbung über die irische Kirchenbill beendet. Ein Amende ment des Lords CairnS (auf die Hinausschiebung der Bestimmungen über die Verwendung der Ueber- schüssc gerichtet) wurde mit 160 gegen 90 Stimmen angenommen. Alle übrigen Paragraphen wurden unverändert genehmigt. Die Berichterstattung ist auf künftigen Montag anberaumt. Kragujcwatsch, Dienstag, 6.Juli. (W.T.B.) Die Commlssion der Skuptschma Kat den Berfas- sungscntwurf vollendet. Der VeifasfungScntwurf proclamirt die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, den Grundsatz der M- nisterverantwortlichkeit, Preßfreiheit, Unabhängigkeit der Richter nnd Autonomie der Gemeinden. Der Fürst und die Skuptschma bilden zusammen die gesetzgebende Gewalt. Die Deputirten werden auf drei Jabre ge wählt. Der Senat bleibt eine consultative Körper schaft. Der Thron ist in der männlichen Linie der Dynastie Obrcnowitsch erblich. Tagesgeschichte. * Berlin, 6. Juli. Soviel bis jetzt bestimmt ist, wird Se. Majestät der König die Reise nach Ems nicht vor der Abreise der Königin Marie von Bayern, die wahr scheinlich am 11. Juli erfolge» wird, antrcten. — Die Königin-Witwe ist »ach längerer Abwesenheit heute Abend, zunächst von Pillnitz kommend (Ihre Majestät hat bekanntlich auf der Rückreise aus Italien auch ihren hohen Schwestern, den Königinnen Amalie und Biaric voll Sachsen, einen Besuch abgcstattet), wieder in Sans- souri cingetroffen. — Der „St.-A." bring! heute eine besondere Meldung darüber, daß der Vorsitz des Staatsministeriums nach allerhöchster Bestimmung wie üblich dem ältesten anwesenden Staatsminister über tragen ist.—Nach der „N.Pr. Z." isUdcr Kriegsministcr v. Roon gegen Ende voriger Woche aus Teplitz zurück gekehrt und hat sich am Sonnabend nach seinem Land gute Gütergotz begeben. — Die „N. A. Z." schreibt: An die Mittheilung hiesiger Blätter, daß der wirkt, geh. Obcrregicrungsrath Wehrmann in den Geschäften des Staatsministeriums von dem geh. Oberregierungs- rathe Wagener vertreten werde, knüpfen demokratische Blätter thatsächlich unrichtige Angabe« und tendenziöse Auslegungen. Mit Bezug hierauf bemerke« wir, daß es sich bei der erwähnten Vertretung um die laufenden Geschäfte im Staatsministerium handelt, weiche der geh. OberregierungSrath Wagener bekanntlich auch schon vor der Ernennung des wirkt, geh. Oberregierungs raths Wehrmann lange Zeit versehen hatte, daß aber die Vertretung des Letzter« im Vorträge bei Sr. Maj. dem Könige jetzt, wie in frühem Fällen, von dem geh. Cabinetsrath v. Mühler wahrgmommen wird. — Zum Viccpräsidentm des k. Obcrtribunals ist der Ge neralstaatsanwalt wirkt, geh. Oberjustizrath v. Ingers leben und zum Generalltaatsanwalt beim k. Obertri bunal der Vortragende Rath im Justizministerium, geh. Oberjustizrath Wcvcr, ernannt worden. — Der fran zösische Botschafter Graf Benedetti begiebt sich heute auf zweimonatlichen Urlaub mit seiner Gemahlin zu nächst nach Wiesbaden. Der russische Gesandte Baron v. Ubril wird sich in den nächsten Tagen nach dem französischen Secbade Trouville begeben. — In dem Proccssc der Stadt Berlin gegen den Fiscus auf Erstattung von 29,5« >2 Thlr. Detcntionskostcn für die im Arbeitshansc verpflegten Polizeigcfangencn hat das k. Obertribunal die Nichtigkeitsbeschwerde zurück- gewicscn, welche von dem Fiscus gegen das Erkenntniß des k. Kammcrgcrichts eingelegt worden. Dem Fiscus sind die Kosten des Nichtigkeitsverfahrcns aufcrlcgt, und der Magistrat benachrichtigt jetzt die Stadtvcrord netcnversammlung von diesem für die Stadt günstigen Ausgang des Proccsses. - Die Polizei hat eine Bande von Fälschern entdeckt, welche seit Jahren ein förm liches Gewerbe machte, die Gewerkskasscn durch ge fälschte Atteste um die den wanderndem Hand werksgesellen verabreichten Geschenke zu betrügen. — Auch der Bevollmächtigte des allgemeinen deutschen Ci- garrcnarbeitervereins, Herr F. W. Fritzsche, hat sich nunmehr von Schweitzer auf das Entschiedenste losgcsagt. — Vom Bundesrathe des Norddeutschen Bun des sind in der letzten Sitzung, wie die „N.-Z." mel det, auch die Präsidialvorlagen, betreffend 1) die Er mächtigung der Consulu zur Eheschließung und 2) die Ucberctnkunst mit der Schweiz (Nachtrag zum Zoll- und Haudclsvertrage) wegen gegenseitiger Fähigkcits- erklärung der beiderseitigen Aktiengesellschaften zur Rechtnehmung vor Gericht — also sowohl der schwei zerischen Aktiengesellschaften im Bundesgebiete, als auch der Aktiengesellschaften des Bundesgebiets in der Schweiz — genehmigt worden. Der Beitritt der süddeutschen Staaten zu der letztem Uebereinkunft ist Vorbehalten. — Uebcr die Vorlage des Präsidiums, betreffend Nor mativbestimmungen für die Aktiengesellschaften im Bun desgebiete ist zwar eine Berichterstattung des Ausschus ses für das Justizwesen erfolgt, doch bezog sich die selbe erst auf gewisse Vorfragen. Ueber verschiedene Paragraphen des Gesetzentwurfs soll cs noch einer vor herigen Aufklärung bedurft haben, ehe man in die Berathung der Sache selbst eingehen konnte, und in diesem Sinne sollen denn auch die vorläufigen An träge des Justizausschusses gelautet haben. Ein nä heres Eingehen in die Sache selbst ist feiten des Aus schusses für das Justizwesen daher erst nach den Fe rien zu erwarten, bis wohin die Angelegenheit auf sich beruhe» bleibt. Dessau, 4. Juli. (N. Pr. Z.) Nachdem uunmehr die Auseinandersetzung des Herzog!. Hauses bezüglich des Domaniums erfolgt ist, ist noch Aussicht vorhan den, daß die zwischen den bernburgcr AVodialerben und dem Staatsfiscus schwebenden Proccssc, welche bis jetzt die Zahl von 60 betragen, durch Vergleich beseitigt wer den. Daß zur Zeit Vergleichsverhandlungen schweben, dürfte aus der von unserm Staatsministcr vr. v. Larisch nach Berlin unternommenen Reise zu folgern fein. München, 6. Juli. Sc. Majcslät der Kaiser von Oesterreich wird vor Ende dieser Woche nach Wien zurückkchren, in einigen Wochen aber wieder hier resp. in Garatshausen cintrcffen, um die Kaiserin ab zuholen und nach Ischl zu begleiten. Die kaiserlichen Majestäten beabsichtigen dann, wie man dcr „Allg. Z." schreibt, vor der Rückreise die internationale Kunstaus stellung, deren feierliche Eröffnung auf den 20. d. fest gesetzt bleibt, mit einem Besuche zu beehren. — Die officiöse „Korrespondenz Hoffmann" meldet: In der heutigen Sitzung der Bundesliquidationscom mission haben sich sämmtliche Bevollmächtigte, indem sie den Standpunkt ihrer Regierungen über die Be handlung des Eigcnthums der vormaligen Bundes- festungcn darlegten, gegen die Theilung des Materials in »sturg oder durch Verkauf und Repartition des Er löses ausgesprochen, weil dieses weder im Interesse der süddeutschen Staaten liege, noch ohne große Opfer durchzuführen sei. Darmstadt, 6. Juli. (Tel.) In der heutigen Sitz ung der Zweiten Kammer gelangte die Angelegen heit der Mainzer Convention zur Verhandlung. Der Berichterstatter der Commission macht Mittheilung, daß die Aktenstücke der Convention dem Ausschüsse zu gegaugen wäreu und beantragt, den Antrag Hoffmann abzulchncn, die Regierung jedoch zu ersuchen, eine Ge setzvorlage behufs Regelung der Kirchcnverfassung ein- znbriugcn. (Der Antrag Hoffmann verlangt Vorlage der neue« Convention von 1856, sowie der Antwort auf den Brief des Bischofs von Mainz vom 20. Sep tember 1866 resp. der Verfügung vom 6. Octbr. 1866, angeblich die Aufhebung der Convention betreffend). Die Minister wohnten Ler Verhandlung an, welche nach fünfstündiger erregter Debatte mit der Annahme des Commissionsantrags schloß. Karlsruhe, 4. Juli. W>e man dem „Fr.J." schreibt, heißt cs in dcr eben bekannt werdende« Antwort, welche Bischof Kübel unterm 10. Juni d. I. einer Anzahl von Geistlichen auf ihre Bitte gab, der Bischof möge ein Einschreiten der Staatsbehörde gegen die sogenann ten Amtsverkündiguugsblättcr veranlassen, welche die Lehren, Einrichtungen, Diener und treuen Anhän ger der katholischen Religion fortwährend angreifen: „Unter den vorliegenden Verhältnissen können wir unS von einer diesseitigen Intervention bei der großherzogl. Staats regierung keinen Erfolg versprechen. Die Vertreter veS Klerus haben in der Versammlung vom l». December!8ü7 beschlossen: wir werden in dem offenkundigen Nothstande der katholische» Religion den uns als Staatsbürgern gebübreuden Antheil an de» öffentlichen Geschäften nehmen, insbesondere durch Bethei ligung an den Wahlen in den Psarrbezirkeu, für die Kreisver- sammlungeu und die Ständekammern. Wenu so der ehrwür dige Clerus die Katholiken bei Wahlen unterstützt und sie aus ihre Pflicht bei vorkommender Gelegenheit stets ausmerksam macht, Vertreter ihrer katholischen Uederzeugung zu wählen, werden die Rechte und die Stellung der Kirche, ihrer Diener und Angehörigen wieder geachtet werden, (gez.) ck Lothar Kübel." Wien, 6. Juli. Nach einer Wiener Depesche der „Corr, du N.-E." hat Graf Beust de« österreichischen Gesandten in Rom, Grafen Trauttmansdorff, be auftragt, der Curie das Bedauern dcr österreichischen Regierung über den Proceß gegen den Bischof Rü diger auszudrücke», doch liege der Grund zu diesem Schritt in der Haltung des Clerus und der römischen Curie selbst. Prag, 6.Juli. (Boh.) Die Huß feier in Pankratsch fand gestern Abend untcr massenhafter Betheiligung der Bevölkerung (die Anzahl des erschienenen Publi kums war zuletzt auf etwa 6000 Personen gestiegen) im Garten des Wirthshauses zum Pechar statt. Be vor der Zug abging, gelangte ein Schreiben an dcn Festcomite, welches mit den Worten: „Einigkeit, Brü derlichkeit und Freiheit, das ist der Kelch des Huß, das ist der reine Kelch dcr Wahrheit" schließt. Um '^9 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Voraus die Banderisten mit farbigen Lampions, dann die Co- mitömitglieder mit dcr Fahne, sämmtlich Lampions tragend. Hinter der Fahne trug einer dcr Theilneh mer ein schwarzes Lampion, auf welchem die Abzeichen der Hussiten: Kelch, Dreschflegel und Morgenstern in rothen Transparentfarben ersichtlich waren. Im Gar ten beim Pechar augekommen, gruppirte sich ein Sän gerchor vor dcr Hußstatue die untcr einem rothen Zelte aufgestellt war, im Halbkreise und sang ein hussitisches Kirchenlied ab, wahrend dessen Dauer sämmtliche An wesende das Haupt entblößten. Hierauf bestieg ein Herr Chotous eine nächst dem Zelte errichtete Kanzel und erklärte mit erregter Stimme die Bedeutung der Feier. Der Redner wurde oftmals durch Slawa- und Zustimmungsrufe unterbrochen. Nachdem der Redner die Kanzel verlassen hatte, sang der Chor wieder ein hussitisches Kirchenlied ab. Dann bestieg ein Mädchen in alttschechischer Tracht den Sockel der Statue und bekränzte diese mit dem Ausrufe: „Slawa Tschechum" (Hoch Böhmen!), einen zweiten Kranz auf die Statue legend, rief sie die Worte: „Seinen Körper habt Ihr verbrannt, sein Geist aber ist unsterblich". Nun mach ten sich verschiedene Ausrufe Luft, einer aus der Menge rief Slawa den verurtheiltcn Redakteuren. Der Rufer wurde aber von vielen Anwesenden zurechtgewiesen, und da sich ähnliche Rufe wiederholten, forderte Herr Chotous die Anwesenden auf, da die Feier nun been det sei, ruhig nach Hause zu gehen, welcher Auffor derung die Menge Folge leistete. Während des Ab- FeuiUeton. Die Correspondenz deS Herzogs Bernhard von Weimar im Dresdner Archiv. Die Photographie ist bekanntlich neuerdings viel fach zum Abdruck von Inschriften und Urkunden nutz bar gemacht worden. Dieser Anwendung dcr Kunst verdankt, auf Anregung des preußischen Gesandten in Stockholm, neben den Archiven von Berlin und Wei mar auch das Dresdner Hauptstaatsarchiv durch die Liberalität unsrer Regierung die photographische Nach bildung einer in Stockholm befindlichen Sammlung von Briefen von dem und an den Herzog Bernhard von Weimar vom 11. October 1632 bis 18. Mai 1634 auf ungefähr 500 Blättern, die namentlich für die Geschichte der Kriegsoperationen des genialen Bernhard theilweise von Interesse sind. Allerdings sind die wichtigsten Briefe bereits fast durchweg theils von Chemnitz, dem berühmten Verfasser des in Deutschland geführten schwedischen Kriegs, theils von Röse, dem Biographen Bernhard'-, einige auch von Dudik in seinen „Forschun gen in schwedischen Archiven" benutzt oder erwähnt worden, so daß in den meisten Fällen Dem, welcher )pec elle Studien machen will, eben nur die allerdings oft sehr wünscheuswerthe Illustration der schon bekann ten Verhältnisse durch den Wortlaut der Briefe geboten wird. Am interessantesten find in dieser Beziehung die für die Geschichte Wallenstein s wichtigen Briefe des Reichskanzlers Orensttern an Bernhard über feine Ver handlungen mit Arnim in Gelnhausen im September 1633, welche den einzigen darüber vorhandenen Bericht des Chemnitz bestätigen und erläutern. Für Wallen- stein'S Geschichte sind noch bemerkenswerth die Briefe Bernhard'-, als er gegen Ende des Jahre- 1633 den Angriff deS Herzogs von Friedland au- Böhmen er ¬ wartete. Man sicht daraus, daß ein Feldzug der Wallcnsteincr, wie ihn dcr Kaiser im Winter 1633 wünschte, allerdings mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden war, aber von einem kühnen General ver sucht werden konnte. Endlich ganz unbekannt ist ein Brief dcs Grafen Kinsky an Bernhard, gerade zwei Tage nach dem Pilsener Schluffe von Pilsen aus ge schrieben. Kinsky schreibt, daß er mit Urlaub dcs Kur fürsten von Sachsen, seines <Lchutzherrn, in Privat angelegenheiten nach Teplitz gekommen und von dort mit seinem Schwager Trcka ins Hauptquartier des Herzogs von Friedland nach Pilsen gegangen sei. Er wünsche, da er in der Nähe sei, dem Herzoge Bernhard aufzuwarten und ihm „vertraulich ein wichtiges nexo- lium zu communiciren". Jedenfalls wollte er ihn, wie Trcka und Jlow durch den Herzog von Lauenburg den Kurfürsten von Sachsen, vom Pilsener Schluffe ver ständigen, und da dies schwerlich ohne Wallenstein's Genehmigung geschehen konnte, so erscheint jener be rühmte Act doch wohl in einem andern Lichte, als ihn Ranke, der scharfsinnige Sachwalter dcs Herzogs, in seinem neuesten geistvollen Buche über Wallenstein be trachtet hat, in welchem übrigens der berühmte Geschicht schreiber den interessantesten Theil des dreißigjährigen Krieges im großen Stile meisterhaft beschrieben hat. «6- ** Die Angelegenheiten des Schulturnunter richtswesens sind in Deutschland neuerdings in stetem Fortschreiten begriffen. Oesterreich, Bayern und Baden schicken sich an, das in dieser Beziehung Versäumte nachzuholen. Baden namentlich hat gleich den übrigen deutschen Staaten (Preußen, Sachsen und Württemberg) mit nicht geringen Kosten am 1. Juli zu Karlsruhe eine TurnlehrerÄldungSanstalt eröffnet, zu deren Leitung ein Schüler dcs bekannten A.Spieß berufen wurde, der als Turnautorität gel tende Professor A. Maul vom Realgymnasium in Ba sel. Die Erbauung neuer Schulturnhallcn erfolgt fast in allen Städten von einiger Bedeutung, womit auch die allgemeine Einführung des Turnunterrichts im Zu sammenhänge steht. Nach einer Bekanntmachung des vr. Lion (Leipzig), als Vorsitzenden dcs Ausschusses für die 5. Versammlung der deutschen Turn lehrer, ist dieselbe für dcn 16. und 17. Juli nach Görlitz ausgeschrieben. Für dieselbe sind folgende Vor träge angemeldct: 1) Seminarlehrer Mönch (Gotha): Ueber das Turnen an Schullchrerseminaren; 2) vr. Th. Back (Breslau): Das Turnen an den deutschen Universitäten; 3) Turnanstaltsdirector kluge (Ber lin): Mitthcilungcn über Auf-, Weg- und Verstellung einiger Turngeräthe, zur Anregung einer Besprechung über Herstellung guter und billiger Schulturngeräthe und Schulturneinrichtungen; 4) Or. M. Kloß (Dres den): Die turnerische Ausbildung in ihrem Verhältnisse zu den Anforderungen an die Qualifikation für den einjährigen Freiwilligendtenst in den Heeresabtheilun- gcn dcs Norddeutschen Bundes; 5) C. v. Oppell (Berlin): Die Vernachlässigung dcr Gesundhetts und Sittenpflege schadet den heilsamen Wirkungen des Tur nens; 6) vr. Waßmannsdorfs (Heidelberg): Ueber den ersten deutschen Schulturnplatz von Basedow. Außer dem sind praktische Vorführungen bei dieser 5. Turn- lehrervrrsammlung angekündigt. * Adolph Wtlbrandt's neues dreiactiges Lust spiel: „Madelaine, oder: Die Lebensmüden" hat Mo- liere zum Helden und erinnert in einzelnen Figuren an Gutzkow's „Urbild des Tartüffe". * Für Sbakrspearclefer wird E. A. Abolt, Direktor (Head Master) der City-of-London-School, demnächst eine Shakespearegrammatik herausgebcn, welche vornehmlich auf die Verschiedenheit im Idiom der heu tigen und damaligen englischen Sprache Bezug nimmt. Literarische Neuigkeiten. A. F. C. Vilmar: Uebcr Gocthe's „Tasso". Frankfurt a. M., Heyder u. Zimmer. — K. Stumpf: Verhältniß des Platonischen Gottes zur Idee des Guten. Halle, Pfeffer. — O. Fraas: Die Nördlinger Schlacht am 27. August 1634. Nördlingen, Beck. — I. Klein: Novellen. Prag, Mercy. — E. v. Dincklage: Tolle Geschichten. Ein norddeutscher Roman. Leipzig, Schlicke. — Karl Buch ner: Novellen. Reudnitz, Förster. — G. Karpeles: Heinrich Heine. Biographische Skizze. Berlin, Haus freund. — H. Klencke: Alexander v. Humboldt. Leben, Reisen und Wissen. 1. Lieferung. Leipzig, Spamer. O. Sutermeister: Die schweizerischen Sprichwörter der Gegenwart in ausgewählter Sammlung. Aarau, Christen. — Th. Griesinger: Das Damenregiment an den verschiedenen Höfen Europas. 2. Reihe. Stutt gart, Vogler u. Beinhaucr. — W. Zenker: Der Suez canal und seine kommerzielle Bedeutung besonders für Deutschland. Bremen, Schünemann. — W. Th. Renz: Die Cur zu Wildbad im Königreich Württemberg. Stuttgart, Weise. — W. Mangold: Bilder auS Frank reich. Kirchengeschichtliche Vorlesungen. Marburg, Elwert. — B. Urban: Der Staat und das Ver brechen. Eine freie Forschung. Königsberg, Braun u. Weber. — H. Zwick: Die Ziele der modernen Lehrerbildung. Berlin, Guttentag. — J.C.N. Back haus: Die Schulgcsetzgcbung der Gegenwart. Osna brück, Rackhorst. — S. L. Th. Henke: Zur Einleitung in das theologische Studium. Marburg, Elwert. — Ad. Bode: Die Bergpredigt ausgelegt für die Gemeinde. Gießen, Ricker.
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