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Dresdner Journal : 29.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-29
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1869
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147 Dienstag, den 2d. Juni. 1869. Id«mr»e«t,»rrtstr I» I«E Lu»«,: Nkrlick: « rklr. -klxr ^MrUck: 1 ,. 15 „ Ltov»tlicl»:— „ 15 „ Lisrelue Kuwowro: 1 „ I»kr»»»««» tritt Mtttek 8 ^kir. 8l«i»pel^«bitkr, »u»»«rd»Id a«, kkor66 LuoU«,?»»t an6 8tewxel,u»«kl»xi>iora. Inseratenpreis«: k'Sr 6«« K»um einer ^«»peltenso 2sil«: 1 voter „Lioxe»»»6t" 6i« 2eil«: S kt^r. erscheinen: ' lAxtted, mit ^»«»»tiw« 6er 8ooo- «06 kelertnI«, ^d»»6i tiir 6eo tolxeväen tex. Dres-nerImmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nseratrnannainnt aurwSrt«: Leip-lU! i^». LeL»l>ir»rr», Lommieeionl» 6»» vreeckner 6our»»I,; »tzeoä»».: 8. Luol.«», kvoe» ko»r; llewdar^-IerU»- Vi,o -l,«Ip,i^->»»«I-jer»»Le»rl ». U.: äk Vool.»», LerUn. O»ori»»'»cl>s üuciik., Lar«»u, Uvvol.ei« 5los»r; Lrewe»: L. 8vni<orr«; >r»,I»»: I,. 8^»»o>i»', Xnooneeilbur«»», 6»«,»«, 8i»« L t-'««»«»: kreoktart » N.: ^xeore'eeke Naekii.; LSI»: -tv.SLome«, keri»: L,»rrire, Lvr.i.i»» L6a., (8, kl»e« 6« I» Lvur»«); kr»x: l». Uitvkt»,-, Vi»»: ^i.. Oeeiii-r». qeraurgeber: LLoixl. L»p«6it>oo 6e, vre»6ll«r ^oaro»I», vreeäeu, ULrieuslr»,sv Uo. 7. Imllicher Theil. Bekanntmachung. Den ,. SO. Juni kiese« Jahres Vormittags 11 Uhr sollen auf dem hiesigen Garnison- Hospitalplatze 20 Stück überzählige Zugpferde des Train-Bataillons öffentlich versteigert werden. Der ErstehungSpreis sowie ein Zaumgeld von 20 Ngr. pro Pferd ist sofort zu erlegen. Die Bekanntgabe der übrigen gewöhnlichen Be dingungen erfolgt unmittelbar vor Beginn der Ver steigerung. Dresden, den 19. Juni 1869. Kriegs-Ministerium. von Aabrice. Zumpe. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Tagesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Bundesgesetzblattes. — Berlin: Die Königin er wartet. Beisetzung der Leiche des Grafen v. d. Goltz. Die parlamentarischen Sessionen. Das Gesetz be treffs Verleihung juristischer Personcnrechte an Ver eine. Ministcrialrescript betreffs der Beschränkung der Staatsausgaben. Die Rechtsverhältnisse der Stromschifffahrt. Communalsteucrangelegenhcit. Op position gegen die Vereinigung der Lassalle'schen Arbeitervereine. Noth in Ostpreußen. Evange lische Nciscprcdigcr für Böhmen und Mähren. — Düsseldorf: Die akademische Jubelfeier. — München: Dementis. — Wien: Einberufung der Delegationen. Die Offizicrsheirathscautionen. An klage gegen ?. Greutter. — Brünn: Fabrikarbeiter- strike bcigelegt.—Innsbruck: Beisetzung der Leiche des Erzherzogs Johann. — Pesth: Vom Unterhause und vom Katholikencongreß. Statuten sanctionirt. —Paris: Affaire David-Schneider. Verurtheilungen. Dementi. Spanische Emigranten internirt.— Brüs sel: Hofnachrichten. Kammerschluß. Zur Eisenbahn frage. — Florenz: Hofnachrichten. — Genua: Verhaftungen.— Mailand: Subskriptionen untersagt. Gesellschaft aufgelöst. Epistel Mazzini's. — Rom: Allocution des Papstes. — Madrid: Hochrufe auf die Republik verboten. Dementi.—Christiania: Schluß des norwegischen Storthing. — Bukarest: Mini- terielleS. Priester verhaftet. — Athen: Marine- pital. — Bombay, Alexandrien und Hong ong: Aus der neuesten Ueberlandpost. —Washing- :on: Conservative Partei. Die Indianer. Aus )aiti. Vertagung des kanadischen Parlaments. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 28. Juni, Nachmittags. (W- T. B.) Dep russische Reichskanzler für die auS- wartigrn Angelegenheiten, Fürst Gortschakoff, wird morgen auf der Durchreise ins Bad hier eintreffen. Pari«, Sonntag, 27. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser unternahm heute einen Ausflug nach Beauvai« (im Oisedepartement), um der dor tigen landwirthschaftlichen Ausstellung einen Be- such abzustattev. Etwa 100,000 Fremde hatten sich in Beauvais cin- gcfundcn, und der Empfang des Kaisers war ein leb hafter. Se. Majestät sprach dem Maire seinen Dank aus und sagte, der ihm in Beauvais bereitete Empfang erinnere ihn an den vor 20 Jahren. Weiter sprach der Kaiser seine Sympathien für den Ackerbau aus, dessen weitere Entwickelung er erhofft, und schloß mit den Worten: „Habet Vertrauen! Die Ruhe wird nicht ernstlich gestört werden". Stockholm, Montag, 28. Juni. (W. T. B.) Der schwedische Gesandte am preußischen Hofe, v. Sandstroemer, ist vorige Nacht infolge eines BlutsturzeS gestorben. Tagesgeschichte. Dresden, 28.Juni. Das 25. Stück des Bundes gesetzblattes des Norddeutschen Bundes, vom Jahre 1869, enthält: Str. 310) Verordnung vom 5. Juni 1869, betreffend die Einführung deS Gesetzes wegen Besteuerung des Braumalzes.yom 4. Juli 1868 (Bun desgesetzblatt S. 375) und - des Gesetzes über die-, Besteuerung des Branntweins vom 8. Juli 1868 (Bun desgesetzbl. S. 384) in der Hamburgschm Voigtei Moor- wärdrr und in einem Theile der preußischen Insel Wilhelmsburg; Nr. 311) Gesetz vom 21. Juni 1869, die Beschlagnahme des Arbeits- oder Dirnstlvhncs be treffend. * Berlin, 26. Juni. Ihre Majestät die Königin gedenkt am 1. Juli auf Schloß Babelsberg rinzntreffen. — Die einstweilige Beisetzung der Leiche des bis herigen Botschafters am Pariser Hofe, Grafen v. d. Goltz, ist heute früh H9 Uhr in möglichster Stille auf dem Kirchhofe zu Charlottenburg erfolgt. Anwesend waren Se. Majestät der König und S. königl. Hoheit der Prinz Albrecht; dann wurden noch bemerkt der Minister des königl. Hauses Frhr. v. Schleiden, der französische Botschafter Graf Benedetti mit dm übrigen Mitgliedern der Botschaft, der Unterstaatssecrctär wirkt. Geh. Rath v. Thile, mehrere Generäle und andere Offiziere. — Ueber den Termin der künftigen parla mentarischen Sessionen werden bereits viele sehr bestimmte Mittheilungen gemacht, die jedoch vor der Hand zum großen Theile mehr auf Wünschen, als auf Beschlüssen beruhen. Die „N. A. Z." bemerkt hierzu: Das einzig Feststehende ist, daß die Regierung den Landtag Anfang Oktober eröffnen will. Bis dahin werden auch innerhalb der Regierung nicht blos das Budget und die damit zusammenhängenden Vorlagen, sondern auch sonstige Entwürfe vorbereitet sein, um einen Verzug der Berathung zu vermeiden. Es ist fer ner der ausgesprochene Wunsch der Regierung, schon im Januar den Reichstag zu berufen. Die Erfüllung dieser Absicht hängt aber selbstverständlich davon ab, inwieweit der Landtag die nothwcnd.gen Geschäfte bis dahin erledigt haben wird. Erfreulich ist, daß jetzt gerade von liberaler Seite die Nothwendigkeit einer Beschleunigung der Sessionen fast einstimmig aner kannt wird. Es ist zu hoffen, daß diese Stimmung und Ueberzeugung auch im rechten Augenblicke bei den parlamentarischen Verhandlungen zu Geltung gelange. — Wie die „Z. C." hört, hat der seiten des Abg. Schulze vorgelcgte Gesetzentwurf, betreffend die Ver leihung der juristischen Personenrechte an die Vereine, keine Aussicht, die Zustimmung der ver bündeten Regierungen des Norddeutschen Bundes zu finden. Außer einer Reihe kleinerer Monita sollen cs wesentlich drei Bedenken sein, welche der Ertheilung der Genehmigung cntgcgenstehen, und zwar 1) daß alle Vereine darin, wie man zu sagen pflegt, über einen Kamm geschoren sind; 2) daß die gewöhnlichen Gerichte mit den betreffenden Geschäften betraut werden sollen, und 3) daß der Entwurf nicht die erforderlichen Ga rantien bietet in Betreff der religiösen und politischen Vereine. — Die „Posener Zeitung" ist in den Stand gesetzt, das an sämmtliche Oberpräsidenten, Regierungs präsidenten und an alle übrigen Provinzialbchörden er gangene Reskript der Minister der Finanzen und des Innern hinsichtlich der Beschränkung der Staatsausgabcn seinem Wortlaute nach mitzuthci- len. Dasselbe lautet: „Bei einzelnen Provivziatbehörden bat im Jahre eine erhebliche Ueberschreitun« der etatsmäßigen Fonds zu Diäten, Fuhrkoften und Ge'chästsbedürfnissen rc. staltgcfnndeu. Es wird daraus Veranlassung genommen, im Allgemeinen dringend die thuolichfte Beschränkung der dessallsigen Ausgaben zu em pfehlen. Ein besonderes Augenmerk wird darauf zu richten sein, daß die Dienstreisen der Beamten nicht über das durch das Interesse des Dienstes bedingte Mab ausgedebnt und die selben namentlich zum Zwecke der Geschäfts- und Kaffenrevisio- neu nach einem entsprechenden Plane ausgesübrt werden, so wie. daß bei den Anschaffungen für Rechnung der Geschäsis- bedürfnibfonds die nach den gemachten Wahrnehmungen bisher nicht immer genügend befolgten Grundsätze haushälterischer Sparsamkeit überall zur Anwendung kommen. Es ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen die äußerste Sparsamkeit in der Staatsverwaltung geboten, und wird vertrant, daß die ser Hinweis genügenden Anlaß bieten wird, nicht nur bei den vorbezeichneten, sondern auch bei den sonstigen Dispositions. fouds der Provinzialbtbdrden jede zulässige Beschränkung der Ausgaben eintreten zu lassen und eine Ueberschreitung der etats mäßigen Fouds unter allen Umstände« zu vermeiden. WaS die durch Bauten bedingten Ausgaben betrifft, so sollen nach dem Beschlusse des königl. Staatsmiuifteriums noch nicht begonnene Bauten nicht angesangen. sondern bis aus Weitere- ausgesetzt und kontraktliche Verpflichtungen nur insoweit übernommen werden, als es unumgänglich nothwevdig ist. Ebenso sollen die angefangeoen Bauten langsam betrieben werden und nur in einem solchen Umfange, daß dadurch der Staatskaffe möglichst wenig Mittel entzogen werden. , Endlich ist noch zu bemerken, daß für das nächste Jahr keinerlei Zusagen wegen Geldbewilligungen gemacht werden sollen, zu denen eine rechtliche Verpflichtung des StaatS nicht besteht, und auch sonst keine Einleitungen zu außerordentlichen Verwendungen getroffen werden sollen, weshalb in den bezeich neten Richtungen etwa zu stellende Anträge keine Berücksichtig ung werden finden können." — Der letzte deutsche Handelstag hat eine Com mission ernannt, welche den Auftrag erhalten hat, die Frage wegen der Rechtsverhältnisse derStrom- schtfffahrt einer eingehenden Erwägung zu unter werfen und auf Grund vorgenommener Ermittelungen eine Denkschrift über diese Verhältnisse an das Bun deskanzleramt zu richten. Um der Commission ein ge nügendes Material zur Verfügung stellen zu können, hat der bleibende Ausschuß des deutschen Handelstages eine Anzahl von Handelsvorständen ersucht, ihm ihre Erfahrungen und Ansichten zu übermitteln, welcher Aufforderung jetzt ziemlich allseitig nachgckommen ist. — Bei Gelegenheit der Einschätzung zu der in Berlin neu ringeführten städtischcn Einkommenstcucr hat sich ergeben, daß viele Personen ein Einkommen von 1000 Thlr. und darüber jährlich haben und doch nicht zur classtficirten Staatseinkommensteuer cingeschätzt sind, so daß deren nachträgliche Heranziehung, allerdings nur von dem laufenden Jahre an, erfolgt ist. Man glaubt nun, der „Köln. Ztg." zufolge, daß eine andere Ein schätzungsweise, wie die 1851 instructionsmäßig cinge- führte, in dem übrigen Staatsgebiete zu bessern Er gebnissen führen werde, weshalb, wie man hört, die Berichte der Behörden darüber cingezogen werden sollen. Auch will man die Selbsteinschätzung, wie bei der hie sigen städtischen Einkommensteuer, zulassen und die Strafbestimmungen nach Art der englischen und Ham burger dazu fügen. — Die Vereinigung der beiden Lassalle'schen Arbeitervereine scheint doch nicht ohne lebhafte Opposition von Statten gehen zu sollen. Als ein Zeichen dieser Opposition veröffentlicht die hiestg« „Zukunft" einen an die Mitglieder des Arbei tervereins gerichteten Aufruf, der u. A. von den Herren Nork in Hamburg (unlängst noch Reichstagscandidat der Socialdemokraten), Bracke in Braunschweig und v- Bonhorst in Wiesbaden (unlängst Agitator der Partei in Baden) unterzeichnet ist. Wir entnehmen dem Auf rufe Folgendes: „Parteigenossen! Unter einer Menge von heuchlerischen Redensarten hat der Präsident miserS Vereins eine Maßregel getroffen, welche jedes denkende Mitglied mit Entrüstung er füllen muß. Während noch vor Kurzem die Herren Schweitzer und Mende, die sich in der heftigsten Weise gegenseitig beschul digten, Söldlinge der Reaktion zu sein, von einer Verschmel zung der verschiedenen Fractionen der Arbeiterpartei nichts wissen wollten, treten sie plötzlich heute (im Einverständniß mit der Gräfin Hatzfeldt) mit rührenden Worten vor die Mitglie der ihrer Vereine, um dieselben auszufordern, eine Einheit lediglich dieser beiden Fraktionell der Partei herbeizusührcn — wobei denn von der Einigung der gesammten social-demokrati schen Partei keine Rede ist — und dies Alles unter Bedingun gen, welche ein Hohn sind auf die Rechte des sogenantcn „sou veränen Volkes"... Nie ist über amerikanische Sklaven in will kürlicherer Weise versügt worden, als hier über die Mitglieder des allgemeinen deutschen Arbeitervereins. Das Vorgehen des Präsidenten in diesem Falle — ein Staatsstreich im Kleinen — erhebt den schon seit langer Zeit von vielen Mitgliedern des Vereins ßchegten Argwohn zur Gewißheit, daß Hr. Schweitzer den Verein lediglich zur Befriedigung seines Ehrgeizes benutzt und ibn zum Weikzeug einer arveiterfeindlichen reactionäreu Politik herabwürdigen will; sonst würde derselbe jetzt die Eini gung der gksammten social-demokratischen Arbeiter Deutschlands suchen... Wir habe» eingeschen, daß eine Organisation, in welcher der Wille eines Einzelnen sich hinwegsetzen kann über alle Errungenschaften des Vereins, ja den Verein selber in jedem Augenblicke in Frage stellen, denselben jeden Augenblick auf ¬ lösen und in anderer, ihm passenderer Form wieder ios Leben rusen kann, iu welcher dieser Einzelne die Pfennige der Ar beiter gebraucht, am elende Lumpe zu bestechen, daß eine solche Organisation keine Faser von demokratischem Geiste in sich hat." Die Unterzeichner erklären schließlich ihre Absicht, in kürzester Zeit einen allgemeinen Kongreß der ge sammten social-demokratischen Arbeiter Deutschlands zu- sammenbcrufen zu wollen, auf welchem der Grund einer wirklich demokratischen Organisation der Partei im An schluß an die internationale Bewegung gelegt werden soll. — Wie die „N. Pr. Z." vernimmt, soll die Lage der Grundbesitzer in der Provinz Ostpreußen nach wie vor eine mehr als bedrängte sein, so daß massen hafte Subhastationen bisher nur dadurch ausgeschlossen sind, daß beim Mangel jeglicher Kauflust die Gläubi ger selbst dies letzte Mittel nicht anzuwenden wagen. — Der Centralausschuß für die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche hat im vorigen und in diesem Jahre mit Rücksicht darauf, daß in Böhmen und in Mähren die zahlreichen evangelischen Deutschen, welche in römisch-katholischen und dazu böhmisch reden den Districtcn vereinzelt und zerstreut sehr häufig außer aller Berührung und Verbindung mit ihrer evangeli schen Mutterkirche leben, dort evangelische Reise - prediger thätig sein lassen, deren Berichte darthun, daß ihre Wirksamkeit von den dastgen Evangelischen mit Freuden begrüßt worden ist. Es wird die Aus sendung von Reisepredigcrn nach diesen Gegenden perio disch wiederholt werden. Düsseldorf, 24. Juni. Nach dem bereits gemel deten Begrüßungsacte fand gestern, als am zweiten Tage unsrer akademischen Jubelfeier, der Haupt- fcstact in der Tonhalle statt. Demselben wohnten der Fürst zu Hohenzollern und dessen Sohn, der Erb prinz, nebst Gemahlin bei. Nach einer Festouveriüre be grüßte der Vorsitzende des Curatoriums der Akademie, Regierungspräsident v. Kühlwetter, die Ehrengäste und Festgenossen. Hierauf folgte eine Hymne von Händel für Chor, Orchester und Orgel, vorgetragen, von einer großen Anzahl von Musikern und Mitgliedern des Ge sangmusikvereins. Demnächst bestieg der Professor I)r. Ernst Curtius aus Berlin die Tribüne und hielt die Festrede, welche mit Wünschen für das fernere Ge deihen der Akademie schloß. Ein Chor aus Mcndels- sohn's „PauluS" und die Vorlesung und Unterzeichnung der von dem Staatsarchivar vr. Harleß vorgetrage nen Festurkunde beendeten den Act. Mittags waren die Festgenossen zu einem solennen Diner in der Ton halle vereinigt. Abends war von dem Comit« und der Stadt eine Reunion auf dem mit Hunderten von bunten Lampions festlich beleuchteten Ananasberge ver anstaltet. — Heute, als am dritten Festtage, erfolgte, nachdem am Vormittage sich in einer Versammlung auf dem Galcriesaale ein Comitö zur Errichtung eines Denkmals für Cornelius unter allgemeinster Theilnahme (namentlich auch seiten der Kunstakademie zu Wien) constituirt hatte, die feierliche Enthüllung des Denk mals für den verewigten Director der Akademie, Wil helm v. Schadow (j- 1862). In langem Fcstzuge, tu dem die Schüler der Akademie und die Düsseldorfer Künstlcrgescllschast in ihren Vertretern als Banner träger in historischen Costümen einhcrschritten, beweg ten sich die Festgenossen Mittags zum Fcstplatze. Da selbst hielt Professor Dr. Hübner aus Dresden — nach dem Vortrage von Felix Mendelsohn-Bartholdy's Com- posttion zu Schiller's „Ode an die Künstler* — die Festrede. Das enthüllte Denkmal besteht aus der Erz büste Schadow's auf granitnem Postamente, modellirt von Prof. Wittig. Um 3 Uhr fand bei dem Fürsten zu Hohenzollern im Jägerhause ein Diner statt, wozu die Chefs der Behörden, die Ehrengäste, der Festcomit^rc. Einladungen erhalten hatten. Se. königl. Hoheit brachte hier den Toast auf Se. Majestät den König aus, wor auf mit Erlaubniß des durchlauchtigsten Gastgebers im Namen der Anwesenden Professor vr. Hübner aus Dresden ein Hoch auf das Haus Hohenzollern aus- brachte. Die Reihe der Festlichkeiten schloß Abends ein sehr zahlreich besuchtes Gartenfest im Garten der Gesellschaft „Malkasten"' Feuilleton. K. Hoftheater. Sonnabend, den 26. Juni, gab der Gast Herr Günther den Doctor Weller in dem heitern Lustspiel von G. zu Putlitz „Spielt nicht mit dem Feuer". Abgesehen von seiner bereits er wähnten stumpfen und undeutlichen Aussprache führte er die Partie recht wirksam individualistrt und mit Hu mor aus und erwies sich als routintrter, verständiger Schauspieler, der sich von Uebertreibungen fern hält, mit lebhafter, sprechender Mimik zu agiren und im Vortrage auch an rechter Stelle daS Fallenlafsen der Worte versteht. Aber dieser Weller, der in seiner Fa- milirnpraxiS so sehr den Humbug liebt, ist nun einmal ein „Arzt", waS eine richtige Charakteristik nicht un beachtet lassen darf; für einen Arzt fehlte eS der Dar stellung des Gastes zu sehr an angemessener Haltung und an dem feinern Schliff der Manieren. Herr Jauner spielte den Gottfried Huber; es gelang ihm aber nicht, den Seemann, den Schiffscapitän mit seinem eigen artig unbeholfenen Wesen und seiner gewinnenden treu herzigen Simpltcität glaubwürdig zur Anschauung zu bringen. Dieser Gottfried Huber erschien in manchen Momenten mehr al- Oommi, voingeur. Auch vergaß der Darsteller wieder, seine Neigung, zu übertreiben und ins nicht schickliche Possenhafte übrrzuschwetfen, zu be kämpfen, waS dann seiner Leistung für den guten Ge schmack immer zum Nachthril aereicht. So in der Schluß- scene; die Vortragsart der Liebeserklärung im dritten Acte könnte unmöglich Alice'- Vertrauen gewinnen, und rin so lärmende- Durchetnanderrrden mit dem Doctor ebenda gehört nicht in- Lustspiel. Sritm der Damen ist die Au-sührung de- Stücke- eine vortreffliche; an der Spitze Tante Nettchen, die virtuose Vertreterin einer redseligen Familie — Fräul. Allram — mit ihrem vielversprechenden vorwitzigen Töchterchen — Fräul. Wolff, —, Therese — Fräul. Langenhaun — und Alice — Fräul. Guinand. Den Schluß der Vorstellung machte L. Schneider's preußisches Genrebild „Der Kurmärker und die Ptcarde", das nach langjähriger Dienstzeit an zwei ten Bühnen wohl endlich vom Repertoire des Hofthea ters entfernt bleiben sollte. Recht hübsch frisch und zierlich spielte Fräul. Wolff die französische Bäuerin und Herr Günther (Wehrmann Schulze) zeigte sich sehr vertraut mit der Berliner Sprechweise. Die Wahl dieser Rolle für den Gast, sowie der andern, die doch beide nicht eigentlich dem feinkomischen Charakterfache zugehören, ist nicht recht erklärlich, da unser Personal für alle drei Partien eine durchaus befriedigende Be setzung bietet. Sonntag, den 27. Juni, gastirte in Mryerbeer's „Hugenotten" als Valentine Frau Soltans vom königl. Hoftheatcr in Kassel, welche dem Vernehmen nach während der UrlaubSzett der Frau Kainz-Prause deren Rollen zum Theil auSsühren wird. Ihre Stimme ist von angenehmem Wohlklang und auch von genü gender Stärke in der obern Octave; und Frau Sol- tanS hat sich eine so trefflich geschulte Durchbildung derselben angrcignet, daß ihre solide Technik, ihre musikalisch gediegene und intelligente Behandlung nur aufrichtige Schätzung gewinnen kann. Auch ihre Auf fassung und Gestaltung der Partie im GesangSauSdruck wie im Spiel erwies eingehendes Verständntß, innere Wärme und sorgfältig bedachte Ausarbeitung der De- tailS. Aber Frau SoltanS' Stimme fehlt eS an inten sivem, kernigem Klanggehalt, an dramatischem Colorit de- Tons, um für tiefe GemüthSbewcgung und Leiden schaft den rechten Ausdruck unmittelbar, brgetsttgt und entschieden zu geben; nicht minder widerstrebt auch ihre Persönlichkeit der wirksamen Gestaltung des Spiels, was dann beim Drange, eindrucksvoll zu agiren, bis weilen (Act 4) zu einem Zuviel verleitet. Die Stimme verträgt zudem keine übermäßige Anstrrngung, ohne an reiner Intonation und Noblesse zu verlieren. Blieb so die erreichte dramatische Ausführung der Partie hinter den Intentionen der Sängerin zurück, so bleibt doch das im mäßiger« Grade, aber mit voller Hin gabe Geleistete sehr lobcnSwerth. Partien mehr lyri scher Gattung werden ihrem Talent wahrscheinlich mehr zusagen. Die Ausführung der Oper hat durch die Besetzung der sonst immer als unbedeutend behandelten Rolle des St. Bris mit Herrn Köhler wesentlich gewonnen. Herr Schaffganz gab den NeverS löblich maßvoll im Gesänge; im Ausdruck fehlte noch geistige Vornehmheit. Die übrigen Leistungen sind wohlbekannt. Am 29. d. wird Herr Kammersänger Tichatscheck wieder zur Freude der Musikfreunde auf einige Zeit thätig in die Oper eintreten und mit „Lohengrin" beginnen. C. Banck. Weimar, 26. Juni. Morgen findet die Eröffnung deS neuen Museums statt, welches hier in den Jahren 1863—1868 erbaut worden ist. Das durchaus stilvoll gehaltene Bauwerk selbst, sowie der an bedeutenden Kunstschätzen reiche Inhalt legen ein beredte- Zeugniß ab von der freigebigen Kunstliebe des Großherzogs und dem Gentu- deS großen MalerS, den Weimar mit Stolz seinen Sohn nennt und dessen Werke der Galerie ihre Be deutung geben und für alle Zeiten sichern. DaS Museum, auS rothem und weißem Sandsteine in italienischem Renaissancestil ausgcsührt, baut sich in zwei Haupt- geschossen auf, deren Fayaden an den Lang- und Schmal seiten deS ersten Geschosse- sich in wetten Rundbogen arcaden, an den Schmalseiten des zweiten Geschosses in Rundbogenfenstern öffnen, während ein hohes Kup peldach mit der Oberlichiöffnung des Treppenhauses die Krönung des Gebäudes bildet. Eine breite Gra- nitfrrttreppe, für deren Wanacnpiedrstale Löwen be stimmt sind, führt in die nach Süden sich öffnende Vor halle; an diese stoßen die zur Aufnahme der Skulp turen, sowie zur Vorbildersammlung für Architektur und Kunstgewerbe bestimmten Säle, von denen die erstern in dem umlaufenden Fries der Hermannschlacht von Härtel (einem Weimaraner, der bet Ihnen in Dresden lebt) einen prachtvollen Schmuck erhalten hat. Die aus der Vorhalle in das zweite Geschoß führende Treppe erhebt sich in einfacher Stiege zu dem ersten Podest, von welchem aus zwei Treppenarme rückwärts zu einer Loggia emporsteigen, welche von drei auf schwarzen Marmorsäulen ruhenden Kuppelgewölben bedcckt ist. Im Mittlern Bogen der Loggia erblickt der Beschauer die kolossale Marmorgruppe Steinhäuser's, „Goethe und Psyche". Dieses Treppenhaus ist infolge seiner schönen Dimensionen von wahrhast großartiger Wir kung und darf die Aufstellung der Kolossalstatue Goethe'S an dieser Stelle als ein sehr glücklicher Gedanke be zeichnet werden. Die Stellung de- großen DtchterS zu der ganzen Kunstgeschichte Weimar- ist durch die Aufstellung an dieser Stelle im Mittelpunkte des Mu seum- in bezeichnender Weise ausgedrückt worden. AuS der Galerie deS Treppenhauses führen drei Thüren in die tnnrrn Räume deS zweiten Geschosse-, von denen eine südlich gelegene Galerie die Kunstblättersammlung enthält, während in den westlich und östlich gelegenen Oberltchtsälen die Gemälde, sowie die eingerahmten Zeichnungen und Carton- untcrgrbracht sind. Dir nörd liche Galerie enthält Preller'- Odysseelandschaften. Ma die Bedeutung de- Museum- al- Sammrlstätte von
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