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Dresdner Journal : 13.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690613
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-13
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1869
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1868 W 134 Sonntag, den IS. Juni Admn>r»ruts»rrts»-. DreMerHoumal Nl-L Lerantw örtlicher Redacteur: Z. G. Hartmann — m 4. a- !o r. S l» l > ev l. l. e» v; »r >r. rn ck. ik- er VouuL», L«rlia. O-ui'ic'x't-rü« Norv-u, Kvaoui-u (Uoxs,:; Lrvmüo: L Nr«,I»n^ l, 8e--o-x'e ^»uunt vuliurvi,», nc «s u- 7S »- ^7 l- Ilv d. e» t. b. >; ü< :t. füllt; der Kaiser, die Kaiserin, der kaiserliche Prinz, die Königin der Niederlande, die Großfürstin Marie von Rußland, der Sohn des Vicekönigs von Aegypten haben darin Platz genommen. Da schlägt cs 4 Uhr — der große Augenblick ist da, das Hauptrenncn be ginnt — das Signal ist gegeben. Zwölf Pferde sausen dahin, sie scheinen den Naum zu durchfliegen, die M'Nge folgt ihren Bewegungen mit der höchsten Span nung — bald entscheidet sich der Sieg: „Glancur", der edle „Glaueur" ist unbestreitbar der Erste, „Gla- neur" gewinnt—Frankreich siegt, England ist geschlagen I Vive Oisneur! Ein ungeheurer Enthusiasmus wird laut, Hüte fliegen in die Luft, man klatscht, man schreit, man brüllt: Vive 6I»neur! vive l Lmpereur! vivo I'Impe- rslrice! Die Engländer werden diesen Abend keinen Champagner trinken. Wären nur die Wahlen um acht Tage später ausgeschrieben gewesen, so würde dieser Steg den Radikalen gewiß geschadet haben! (Historisch. Ich habe diesen Ausruf mit eignen Ohren gehört.) Vive Klausur! Vivs I'kmpereur! So dauerte das Geschrei mindestens zehn Minuten ununterbrochen fort; der Kaiser ließ den glücklichen Besitzer deS siegreichen Pfer des in seine Tribüne rufen, um ihn zu beglückwünschen; „Glaneur" selbst, daS edle Thier, ließ sich indessen be scheiden in seinen Stall zurückführen; der Enthusias mus, den es erregt hatte, schien ihm wenig Eindruck zu machen; Isabella, das coqnette Blumenmädchen des Jockeyclubs, streute Blumen unter die Tritte seiner Hufe — aber auch hiervon nahm der Steger wenig Notiz; er »ar müde und angegriffen, sein siegreiches Haupt sehnte sich nach Ruhe. — Als der große Wett- kampf zu allgemeiner Befriedigung entschieden war, be gann die Rückfahrt — le retour <te, Courier die un geheure, endlose Wagenenfilade setzte sich langsam in Bewegung. Ich habe diese Rückfahrt auf der großen n- ta- c« r. L »t; k b- »3 Duseratenannaßme auswärts: r.«1x»lU: L». Li-xosi-vr--, Oommisiiooil- Oeesilner 3ourn,U«; «K«a6»».: U L-or-- lern«» L-or, Uxmdurt--l>«rU»- Amtlicher Theil. Dresden, 12. Juni. Ihre Majestät die verw. Königin Marte von Bayern sind heute Vormit tag A1O Uhr nach Schlesien abgereist. Dresden, 7. Juni. Sc. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Finanzrath Freiherr von Weber daS ihm von Sr. Majestät dem König von Schweden verliehene Comthurkreuz des Wasa-Ordens annehme und trage. die Wagen können sich durch das Menschengewühl kaum Platz machen; am Eingang zur Rennbahn beeilt, drängt und stößt man sich; die letzten Eintrittskarten sind soeben ausgegcben worden, man improvisirt deren sofort neue; die Einnahme hat bereits 100,000 Francs über- fchritten. Das Innere der Rennbahn bietet einen bunten Anblick: die Rennpferde werden langsam auf- und niedergeführt, die edeln „Sportsmen" lagern im Grase, die bunten Grooms scherzen untereinander; die Tribünen sind dicht gefüllt, Kops an Kopf: hier drängt sich die officielle Welt, Alles, was einen großen Namen oder einen großen Geldbeutel trägt, ganz Paris ist da l Die elegantesten Toiletten, die reizendsten Gestalten und Gesichter — ein verführerischer Anblick I Die zum Beginn des Rennens festgesetzte Stunde naht heran. Vier starke Abtheilungen von Serycnts de - Ville ver einigen ihre Anstrengungen, um die Rennbahn frei zu machen, auf der sich das Publicum ganz ungenirt ge lagert hatte; die Männer der Polizei können dies schwierige Werk nur langsam vollenden, — endlich ist die Bahn frei, das Signal zum ersten Rennen wird gegeben, es folgt ein zweites und drittes Rennen, aber Niemand achtet darauf, alle Welt hat nur den großen Preis im Kopfe. Die Zwischenacte zwischen den ein zelnen Rennen sind amüsant: alle Welt will trinken; dieser allgemeine Wunsch macht sich stürmisch geltend; die großen und kleinen Büffets, die allenthalben im provisirt worden sind, und das riesige Hauptbüsfet, daS sich im Innern des Rennplatzes selbst befindet, werden mit Sturm genommen: Champagner, Bier, Wein, Ge frornes — Alles, waS naß ist, verschwindet in Massen; man Nimmt sich gar nicht mehr die Mühe, die Flaschen zu entkorken, sie werden ganz einfach geköpft; welcher Lärm, welches Gedränge und — welcher Durst I Inzwischen hat sich auch die kaiserliche Tribüne ge- n. o n« i.r c. r.. l- rnseralenpreise: ktie 6«o U-um «iosr gespaltenen Leit«; 1 Kgr. Unter „Linges»n3t" Li« Leit«: S Kge. Lrjqetarn: Mitglied, mit Xnen»l>in» 6er 8vno nnä Lei«rt»g», ^denä, kür äen kolgenäeo l^ng r. r. I. k- »8 34 Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Großenhain.) Vermischtes. - Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Frequenz sächsischer Bäder. Inserate. tritt jiibrUob U rülr. 8t»mp«Ig«büür, »nxerünld ae» Korckck. 8nv6«s po»t unä 8tewp«l»u»eül»g bia-a. -0 1b j-r »- i i K. c. i- S t >- lt I- Tagesgeschichte. Dresden, 12. Juni. Ihre Majestät die verw. Königin Marie von Bayern, welche bei Ihrer gestern Mittag erfolgten Ankunft von Ihrer königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin empfangen wurden, begaben Sich am gestrigen Nachmittage nach Pillnitz, woselbst bei Ihren königl. Majestäten Familiendincr stattfand, und statt'ttu hierauf Ihrer Majestät der Kö nigin Marie auf Höchstdcroj Weinberg einen B.such ab. Die Abreite Ihrer Majestät der verw. Königin von Bayern nach Fischbach in Schlesien erfolgte heute Vormittag !410 Uhr. Ihre Majestät die Königin Amalie geruhten heute Mittag in Begleitung Ihrer königl. Hoheit der Erzherzogin Antoinette den Geh. Nath i>r. Carus mit einem Besuche zu beehren. — Ihre königl. Hoheit die gleichfalls feit Anfang dieses Monats am königl. Sommerhoflager zu Pillnitz verweilende Prinzessin Therese von Bayern besuchte im Laufe dieser Woche wiederholt die Residenz, um die hiesigen Kunstsamm lungen in Augenschein zu uchmen. Dresden, 12. Juni. Das heute hier cingetroffcne 17. Stück des Bundesgesetzblattes des Nord deutschen Bundes vom Jahre 1860 enthält unter Nr. 297) das Wahlgesetz für den Reichstag des Nord deutschen Bundes, vom 31. Mai 1869. v. Berlin, 11. Juni. Beim letzten Zollparla ment hatte sich zwischen der süddeutschen Frac- tion und den Strengconservativen des Reichs tags ein ziemlich intimes Freundschaftsverhältniß her- ausgestellt. Die Coalition beider Parteien beseitigte eine Adreßbcrathung, und wenn man auch in einzel nen Fragen auseinanderging, so stimmte man in der Mehrzahl der vorkommenden Fälle doch in gleicher Richtung ab. Trotz dieses Verkehrs erließ bekanntlich eine große Anzahl Süddeutscher bei ihrer Rückkehr in die Hcimath einen „Rechenschaftsbericht", der auf Seite der Strengconscrvativ n großes Aufsehen und lebhafte Mißstimmung erregte. Der Abg. Graf Kleist gab der Mißstimmung über ein solches Verhalten neulich im Reichstage unverhohlenen Ausdruck. Nun scheinen die Süddeutschen bei dem Wiedereintritt rn die zollparla- mentarische Thätigkcit das Bedürfniß gefühlt zu haben, mit den Strengconservativen wieder Anknüpfungspunkte zu suchen. Sie sandten an diese Fraktion ibre Führer, v. Neurath und v. Schrcnck, um, ausgehend von den Bemerkungen des Grafen Kleist, die Gesammtmeinung der Strengconfcrvativen zu erforschen, resp. cin dem vorigen ähnliches Verhältnis anzubahnen. Inwiefern dies gelungen, was namentlich seiten der angegange nen Fraktion erwidert worden ist, darüber haben hie sige Zeitungen mehr oder weniger ungenaue Mitthei- lungcn gebracht. Ich beschränke mich, gegenüber dieser zwar etwas verwickelten, jedoch für eine Verständigung zwischen Nord und Süd äußerst wichtigen Frage, vor läufig auf die Mittheilung, daß in den nächsten Ta gen durch die Augsburger „Allgemeine Zeitung" eine derselben überlcndcte Erklärung der süddeutschen Frak tion veröffentlicht werden wird, auf die ich die Auf merksamkeit schon jetzt zu richten bitte. — Die Jour- na listen tri bünc des Zollparlaments weist diesmal eine größere Anzahl nichtprcußischer Cvrrespondenten auf. Es sind diesmal, abgesehen von dem „ Dresdner Journal", der „Korrespondent von und für Deutfch- land" in Nürnberg, die Münchner „Neuesten Nach richten" durch Redaetionsmitgliedcr und sieben baycrschc Nichtamtlicher Theil, lleberstcht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichtc. Dresden: Vom königl. Hofe. In halt deS neuesten Bundesgesetzblattes. — Berlin: Aus dem Zollparlament. Abreise d;s Vicckönigs von Aegypten. Vom Bundesrathe. In Sachen der Provinzialsynode. Oberprästdent v. DüeSberg. — Bremen: Die Nordpolcxpedition. — Wien: Der Reichsgerichtshof. Ministerialerlaß bezüglich der Freiheitsstrafen katholischer Geistlichen. — Prag: Cxccß in Großborowitz. Petarde. — Pcsth: Von der Congegration des Pcsthcr Comitats. Die Justizvorlage. — Paris: Die Kundgebungen der letzten Tage. — Bern: Ehrenbürgerrecht an Maz zini. Ernennung. — Florenz: Kammeroerhand lungen. — Madrid: Ministerielles Circular. Von den Cortes. Der Herzog von Montpcnsier. Aus der Havana. — Warschau: Verbannung des Bi schofs von Augustowo. In Sachen der Warschau- Wiener Eisenbahn. Cchulangelegenheit. — Kon stantinopel: Ernennungen. — Bukarest: Die Judenverfolgungen. — Athen: Kammerwahlen. — New-Jork: Präsident Grant. Jrländcrbund. — Mexico: Der neue Vertreter des Norddeutschen Bundes. Verkauf aller Krongüter um 660 Millionen Nea- len behufs Deckung deS DeficitS in Erwägung. Belgrad, Freitag, 11. Juni, Morgens. (W. T. BZ Die Wahlen zur großen Skuptschina sind beendigt. Die 8 Deputieren der Hauptstadt ge hören sämmtlicb der gemäßigt liberalen Partei an. Unter den Gewählten befindet sich Karabiberovick, Präsident der vorigen Skuptschina. Auf dem Lande find die Wahlen in größter Ordnung vollzogen worden. nationalliberalc Zeitungen, woran die Kemptcncr, durch einen Originalcorrespondenttn vertreten. Die heutige Sitzung des Zvllparlamcnts, die zum großen Theile durch den Viccpräsidcnten Fürsten Hohenlohe wegen einer Heiserkeit deS Präsidenten Sim son geleitet wurde, beriech das ZoUgcsctz. Dasselbe wurde, wie ich gestern in Aussicht stellte, fast en blnc, mit nur 5 unwescutlichm Amendements angenommen; felbst das Capitcl der Stlafbestimmungen, gegen wel ches sich anfangs eine Opposition zu crhcbn schien, fand ziemlich unveränderte Annahme. Durch diese schnelle Erledigung cincs so umfangreichen Gesetzes sind die Geschäfte des Zollparlaments wesentlich abge kürzt worden. Ueber die Vortheile, welche dieses Ge setz dem Handcisstande gewähren wird, geben die Reden der beiden Redner zur Generaldebatte gebührenden Ausschluß. An den Mtnistertischcn befinden sich eine große Anzahl Mitglieder dcs Zollbundesraths, darun ter der königl. sächsische Staatsminister Frhr. v Frie sen, Präsident Delbrück, der königl. sächsische Finanz- rath Wahl. Die Handelskammer von L-ipzia hat 50 Exemplare einer von ihr an das sächsisch Ministerium des Innern gerichteten Eingabe betrcffs Abkürzung der Zollcrcdite übersendet. Nachdem einige Wahlen, dre kein allgemeines Interesse erregen, genehmigt worden sind, geht man über znr Berathung des Vcrcins- zollgesctzes. Der Zollbundescommiffar Hassel back bemerkt cinleitungs- weisc: Das Bedürfniß einer durckareisende» Revision der Zoll- gesetzgebung durste nickt länger unbefriedigt bleiben. Atan war genöihigt, von den strengen Farmen der alten Zollordnnng abzuwelchen, da der Verkehr dieselben zu durchlnechen droht. Die Bestimmunacn über Begleitscheine, Abrechnungen, den N>e- derlagevcrkehr Postverkehr u- a. waren bisher in vielen Ein zelgesetzen zerstreut; sie werden in dem vorliegenden Entwürfe tusammeugesaßi. Außerdem enthält der Eniivuls gemeinsame Zollstrasbefummungen, wählend jede Vercinsregierung bisher ein besonderes Zollstrasgesey hatte. Diese Zusammenfassung aller auf das Zollwesen sich beziehenden Bestimmungen in ein Gesetz ist der Gewinn, den das Gesetz in formeller Beziehung darbietet. Seine materiellen Vorzüge sind Vereinfachung der Zollcontrolen und Erleichterung des Absertigungsversalrens, namentlich >st die Ucberschreitung der Grenze erheblich erleich tert, die Declarationspfl cht sehr gemindert, das Bcglcitschein- wesen, der Niederlagcverkehr hat große Erleichterungen erfahren, der Kreis der zur Niederlage berechtigten Personen ist erwei tert worden u. s. w. Endlich sind in den Strafbestimmungen wesentliche Milderungen cingelreten. Mehrere Organe deS Han- dclsstandes haben zwar erklärt, daß der Entwurf namentlich in den Strafbestimmungen nicht allen Wünschen entspreche; aber es bedarf auch st> enger Strafen bei Zuwiderhandlungen im Zollwelen. Auch die Befürchtung, daß durch die Hand habung des Gesetzes die durch das Gesetz gewährten Erleichte rungen illusorisch werden, ist unbegründet. Wenn auch Man ches in daS E> messen der Verwaltung gestellt ist, was man viel leicht andererseits gesetzlich fixirt haben möchte, so wird doch das Gesetz in demselben Geiste gehandhabt werden, wie es cr- lafsen ist. Der einzige Redner der Generaldebatte ist der Abg. MüllerlStettin), der das Gesetz als einMuster in zweckmäßiger systematischer Anordnung, Uebersichtlichkeit, Klarheit und Voll ständigkeit rühmt, es in den einzelnen Gruppen seiner Bestim mungen durchgeht und mit kurzen Erläuterungen versieht uud schließlich zu dem Resultate kommt, daß man das Gescß vor behältlich der Strafbestimmungen en blo« annehmen könne, selbst ohne jede Amendirung. Stellten sich bis zum nächsten Jahre Üebelstände aus dem Gesetze heraus, so würde gewiß von dem Zollbundesrathe in demselben Geiste, in dem das Ge setz heute vorgelegt sei, be m nächsten Zollparlamcnte die Ab stellung derselben beantragt werdeu. Die Strafbestimmungen müßten aber gemildert werden, denn Das, was von ihnen im Entwürfe noch stehe, sei viel zu bart. In der Specialberathung erregen die vier ersten Ca- pilel, „Verkehr mit dem Vereinsausland, Verkehr im Innern deS Vereinsgebietes, Erhebung des Zolls, Einrichtungen zur Beaufsichtigung und Erhebung des Zolls" keine erhebliche De batte Eap. V, allgemeine Bestimmungen für die Waaren- einsuhr, Ausfuhr und Durchfuhr enthaltend, giebt dem Abg. Nr. Mobl Veranlassung, mebreie Anträge im Interesse einer vollständigen Ein und Ausfuhrstatistik des Z Uvereins zu stellen. Er verlangt, daß alle Ein- und Austührenden an- geballen werden sollen, zu declanren. Der Zollbundcscom- missar Hasselbach reolieirt, daß der freie Verkedr n ckt im Julercfse ber Statistik einaeengt werden dürfe. Abg. Nr. Engel (Vorstand des königl preußischen statistischen Bureaus) weist auf die schon jetzt vorhandene Statistik der Eisenbahnen über die durch sie beförderten Güter hin; er wünscht jedoch, daß dem nächsten Zollparlament cin Gesetz vorgelegt werde, wonack alle Eisenbahren und Dampsickisse angehalten werden sollen, über ihren Waarenvcrkebr genaue Aufzeichnungen vor- Iro ZUKrlioU: S Lklr. — Kxr ^Mrliedr 1 .. lS „ »koo«tlicb:— „ lb „ Li»»«lll«Kuauaero: l „ Telegraphische Nachrichten. ' Berlin, Sonnabend, 12. Jnni, Vormittags (Tcl. d. Dresv. Journ.) Wie verlautet, beabsichtigen einige , badensche Abgeordnete zum Zollparlament einen Antrag rinzubringen, der dahin gehen soll, das norddeutsche ConsulatSwesen auf die süddeutschen Staaten auSzudehnen. Gumbinnen, Freitag, 11.Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Der amtliche Nachweis über den Stand der Typhusepidemie im hiesigen Regierungsbezirk zeigt eine fortschreitende Besserung. In dcr ersten Hälfte Mai wurden 263, in der letz ten 218 reue Erkrankungssälle angcmcldct; noch in dcr Behandlung begriffen sind 216 Personen. Die Zahl der bisbcr am Typhus Erkrankten beträgt 3700, davon sind 342 gestorben, 3142 genescn. Dcr Krankcnbestand ist im Zeitraum cincs Monats von 22 auf 5 Proccnt zurückgegangcn, die Zahl der Genesungen von 68 auf 85 Proccnt gestiegen. Wien, Freitag, 11. Juni, Nachmittags. (Tel. d. Boh.) Die Crebitanstalt erhielt heute die for melle Zustimmung dcs Finanzministeriums zur Re duktion ihres CapitalS mittelst baarer Rückzahlung von 40 Gulden per Actie. Heute Vormittag 11 Uhr erplodirte in der Westbahnstation Penzing bei einem gemischten Zuge der Kessel der Maschine. Die Passagiere blieben unverletzt, vom Zugspersonale wurden 3 leicht ver wundet. Feuilleton. Pariser Briefe. Paris, 9. Juni t8«ü. T>as waren wieder aufregende Tage. Die Pariser hatten gewaltig viel zu thun, sie mußten zwei Schlach ten schlagen; zwei Schlachten auf einmal — eine wahre HerkuleSarbett. Die Pariser haben sich aber tapfer gehalten, sie sind in beiden Schlachten Sieger geblieben. DaS Resultat der einen dieser Schlachten — der ernsten und wichtigen Wahlschlacht — ist der Welt bereits durch den Telegraphen und durch das tausendstimmige Echo der Presse bekannt geworden; ich brauche mich dabet nicht weiter aufzuhatten und kann mich um so ungestörter der Beschreibung der andern Schlacht hin- aeben, die friedlicher war und durchaus keinen politi schen Charakter an sich trug. Es handelte sich zwar um die Bekämpfung der Engländer, aber in der Be- zirkung eines Rennplatzes; der große Preis der Stadt Paris — 100,000 Francs — war der Einsatz dieses Kampfes, dem die große Rennbahn von Long- champs im Bois-de-Boulogne zum Schauplatz diente. Es handelte sich darum, drn kostbaren Preis nicht in die Hände der Engländer fallen zu lassen — der fran zösische Chauvinismus war im höchsten Maße aufge regt; der Wunsch des Sieges alühte in tausend Herzen. Es war ein heißer Tag in jedem Sinne - verklärt durch die strahlende Junisonne; rS war aber auch rin schöner Tag im Sinne des französischen NationalstolzeS — gekrönt durch den unbestreitbaren Triumph de- edeln „Glaneur"; dies ist der Name des siegreichen franzö sischen Pferdes. Bei Allem, was Feste, BolkSschau- sptele, daS öffentliche Leben überhaupt betrifft, ist der Eindruck, der hervoraebracht wird, die Hauptfache; die Beschreibung muß eine möglichst getreue Wiedergabe Pesth, Freitag, 11. Juni, Nachmittags. (Corr.- Bür.) Der Ministerpräsident Graf Andrassy be antwortete in der heutigen Sitzung deS Unterhau ses die Interpellation TrszaS wegen der Auslegung der Gesetze. Graf Andrassy sagte, seine Aeußcrung, welche zu der Interpellation Anlaß gegeben, sei dahin zu deuten, daß die Negierung über die Executive im richtigen Sinne des Gesetzes zu wachen habe und über Zweifel entscheiden müsse. Tisza behält sich die Antwort für die nächste Sitzung vor. Das Haus beschließt bei namentlicher Abstimmung, die Antwort des Minister präsidenten nicht weiter zum Gegenstände einer Dis- cussion zu machen. Paris, Freitag, 11. Juni, Abends. (W.T.B.) Der Kaiser und die Kaiserin fuhren beute Nach mittag gegen 4 Uhr im offnen Wagen und ohne Escorte über die Boulevards. Die Ausfahrt um- faßte die Rue-Rivoli, die Boulevards Sebastopol, St. Denis, Poissonnidre, Montmartre, Italien und die Rue-Paix. Die Zurufe deS PublicumS waren lebhaft und zahlreich. Mehrmals mußte der kaiserliche Wagen deS Gedränges wegen Hal- ten. Man rief: ES lebe der Kaiser! ES lebe die Kaiserin! Wir wollen Ordnung und Ruhe! Die Anzahl der gestern vorgcnommencn Ver haftungen beträgt über 500. Sämmtliche Zeitun gen mißbilligen die Ruhestörungen und fordern die Bevölkerung auf, eine ruhige Haltung zu bewahren. Paris, Sonnabend, 12. Juni. (W. T B.) Ge stern Abend 10 Uhr fanden wiederum Zusammen- rottungen statt auf den Boulevards Italien, Mont- martre, Bonne-Nouvellc und in den angrenzenden Straßen. Die öffentliche Macht ging energisch vor. Cavale- ric säuberte das ganze Quartier Montmartre, die Nue- Vivienne und den Börsenplatz. H12 Uhr war die Ord nung hergcstellt und die Circulation wieder freigcge- ben. Heute Morgen 1 Uhr zogen die Truppen ab. Etwa 200 Verhaftungen wurden vorgenommcn. Die Bevölkerung verhielt sich vortrefflich und unterstützte wirksam die Polizei. Die Cavalcric (12 Schwadronen) wurde vielfach mu Jubel empfangen, und die Cavale- riepatrouillcn fanden auf den äußern Boulevards, so wie in den Vorstäotcn Billette, Mcnilmontant und Bel- leville nirgends Widerstand. Das Quartier Bastille und der Temple verblieben vollkommen ruhig. Brüssel, Freitag, 11. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats gelangte da« Gesetz über die Aufhebung der Schuld haft zur Berathung. Mehrere Mitglieder dcr liberalen Partei stellten den Antrag, den Entwurf in der bereits früher vom Se nate genehmigten Fassung anzunchmen, jedoch mit dcr Bestimmung, daß die Schuldhaft auch bei Klagen auf Schadenersatz vom 1. Januar 1871 an abzuschaffen sei, wenn sie nicht ausdrücklich erneuert werde. Die Re gierung erklärte sich mit dem Anträge einverstanden. Der Antrag wurde an die Justizcommission verwiesen, welche morgen darüber Bericht erstatten wird. Haag, Freitag, 11. Juni, Nachmittags. (W- T. B.) Von 38 Wahlen zur Zweiten Kammer sind 25 auf die liberale, 13 auf die conservativc und clericale Partei gefallen. In fünf Wahlbezirken ist engere Wahl erforderlich. Bern, Freitag, 11. Juni. (W.T.B.) Dem Vernehmen nach hat die italienische Regierung ihre Zustimmung zu dem Vorschläge einer Eonrerenz in Angelegenheiten der projcctrrten Gotthardbahn hierselbst bekannt gegeben und ist dcr baldigen Ein berufung der Konferenz gewärtig. Die vereinigten schweizer Bahnen verlangen von der Bundesregie rung die Concession für eine Bahn über den Splügen. Madrid, Freitag, 11. Juni. (W.T.B.) Die EorteS nahmen den Antrag eines Deputirten auf des empfangenen Eindrucks erstreben. Man stelle sich also den vierten Theil der Einwohner von Paris, also etwa 500,000 Menschen, vor, die sämmtlich dem gleichen Ziele entgegensteuern: auf der Seine rauchen und pfei fen die Dampfschiffe, auf den Boulevards rollen die Fiaker, die Asil Oosotie» u. s. w., schwere, vierspännige Omnibusse erschüttern die Kais. Die große Avenue der Champs EliseeS bietet ein Gewimmel von Reitern, Wagen und Fußgängern; vom Arc-de-Triomphe an verwandelt sich dies Gewimmel in eine scheinbar un durchdringliche Masse von Menschen und Pferden; man unterscheidet beinahe nichts mehr; ein dichter, goldiger Staub steigt zum Himmel, dessen dunkles Blau von Sonnenstrahlen gebleicht zu sein scheint; eine glühende Hitze senkt sich auf die Häupter der lechzenden Staub- gcbornen nieder; aber die Neugier, die Eitelkeit und die Hoffnung des Gewinnes — also der dreifache Wunsch: zu sehen, gesehen zu werden und bei den organisirten Wetten zu gewinnen — treibt diese unab sehbare Menschenmenge vorwärts und immer vorwärts, dem gleichen Ziele zu; dieses Ziel ist die Rennbahn von Longchamps. Am Eingänge zu dieser Bahn rauscht rin Wasserfall, sein gefälliges Plätschern klingt bei dieser Hitze dem Ohre wie Musik; auf den schattigen Höhen und längs dcr zahlreichen Alleen stehen, sitzen und lagern bereits Tausende von Zuschauern, welche die neu hcranziehcnden Massen gemächlich betrachten; Gamins in Blousen haben rings umher die Bäume erklettert, sie bilden große blaue und wriße Flecke in dem grünen Blätterwerk; es ist noch nicht 2 Uhr und schon ist die unermeßliche Rennwiese mit Menschcnmassen bedeckt, die nach allen Richtungen ziehen; ein unübersetz bares Geräusch, da- durch tausendarttg verschiedenen Lärm gebildet wird, läuft von einem Ende der gewal tigen Fläche zum andern; die Pferde gehen im Schritt, l-r»olle»rc ». Kl .-7>L<>> N»<ckk.; Xölar NLorLLN. 77»vxx. 1.^»» rn, Uc i»:n KLo., (8, PI«o« 6« I» UoursoU kr»ß' L>» L.u r,.,< u » Nu<!dck.t Vi«»: O--p-i.il- Herausgeber: tköllizl. Lipeäitwn cko» Oec-»6n«e Dre»6«a, Ko 7.
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