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Dresdner Journal : 08.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-05
- Tag 1869-05-08
-
Monat
1869-05
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1869
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fahrt der Kirche, aber auch auf daS theure Vaterland gerichtet. Der Friede zwischen Staat und Kirche war sein Werk. Nicht allzulange und leider nicht ohne Trübung durfte er denselben genießen; die letzten Mo nate seines Lebens haben ihm bittere Erfahrungen und tiefen Kummer drrgebracht, wo er solches nicht erwartet hatte." Wie man dem „Fr- Z." schreibt, verwaltet der Generalvicar v. Oehler das Amt vorerst interimistisch, und er sowohl als Professor v. Hefele und Domcapi- tular v. Dannecker werden als die Candidaten für den Bischofssitz genannt. Karlsruhe, 5.Mai. Ihre Majestät die Königin Augusta von Preußen ist auf der Reise von Koblenz nach Baden-Baden heute Abend 6 Uhr mit der Prin zessin Victoria von Baden hier eingetroffen. Die Kö nigin wurde von brr Großherzogin auf dem Bahnhofe empfangen und von ihr in das grobherzogliche Schloß geleitet. Um 7 Uhr verließ Ihre Majestät die Resi denz, um die Reise nach Baden-Baden fortzusetzen. — Das „Fr. I." ist im Stande, folgende ziemlich genaue Analyse der Entscheidungsgründe des Ob^rHof gerichts in Mannheim in der Kübel-Stroh meyer'schcn Angelegenheit zu geben: l) Die Beschwerde der beiden Angeklagten (Bischof Kübel und Stadtpfarrer Burger) ist rechtzeitig erhoben worden; 2) das Bergehen des Mißbrauchs der geistlichen Amtsgewalt ist nach badenschem Strafrecht dem Verbrechen der öffentlichen Ge- waltthatigkeit gleich zu achten, so daß Zwecke, welche durch Ge walt oder Drohung mit Gewalt zu erreiche, gesucht werden, wegen des gleichen Einflusses auf die WillenSbestinimuug ebenso strasbar sind, wenn sie durch Androhung und Vollzug kirch licher Strafen erreicht werden sollen; 3) die im Gesetze ange drohte Strafe findet Anwendung gegen die Diener der Kirche, welche zu den in der einschlägigen Gesetzesstelle (8 6l«) ange gebenen Zwecken kirchliche Strafen androhen, oder deren An drohung eröffnen, solche Strafen aussprechen oder vollziehen; 4) hiernach ist bei dem einen oder andern dieser Vergehen nur das Mittel verschieden, die Zwecke dagegen die gleichen. Das Verbrechen der Gewaltthatigkelt wird aber dadurch begangen, daß obrigkeitliche Personen zu der Erlassung oder Zurücknahme einer Verfügung oder Anordnung oder zu einer andern Amts handlung genöthigt oder wider ihren Willen davon abzuhalteu gesucht werden; b) dem zufolge wird der Thatbestand dieses Vergehens darin charakterlsirt, daß hierbei die Obrchkcit nicht als exeeulive, sondern als anordnendc Behörde den Staatsbür gern gegenüber tritt, und daß dieselbe zu einer positiven Amts handlung g nölhigt, oder daß der Existenz einer Vorschrift in den Weg getreten wird; 6) hiernach gehört zum Thatbestand dieses, wie des Vergehens deS AmlSmißbrauchs, daß dasselbe gerichtet sei gegen die Amtshandlung einer obrigkeitlichen Per son, welche im Bereiche des betreffenden Gegenstands den Staatsbürgern gegenüber eine diese zur Nachachlung verpflich tende Anordnung zu treffen oder bindende Vorschrift zu er lassen befugt ist. Folgt nun eine Zusamm nstellung des histo rischen Hergangs der Excommunication. Hieraus ergebe sich 7) daß daS Benehmen Strohmeyer'S in der Schul- und Stif- tungssachc zwar den ersten Anlaß zum Einschreiten des Bischofs gegeben, Letztercrsich hierbei jedoch auf eineErmahnuug beschrankt uad eine Kirchenstrafe nicht angedrohl habe, weswegen der Er laß vom 2». November v. I. nicht strafbar sei. «) Die wei tern Erlasse vom 9. und 24. Deeembcr (wiederholte Ermah nungen und Bezeichnung der kirchlichen Folgen seines kirchen- feindlichen Benehmens) berühren die öffentliche Stellung Strob- meyer's nicht, sondern gelten lediglich dem Katholiken Stroh meyer, insbesondere dessen beharrlicher Weigerung, die Kirche zu hören, v) In der Hinweisung des die Excommuniration endlich aussprcchenden Erlasses vom l4. Januar darauf, daß Strohmeyer dabei milgewirkt habe, katholische Stiftungen und Schulen Ler katholischen Verwendung zu entziehen, sei die Thatsache, welche den Bischof zuerst zum Einschreiten veranlaßt habe, angegeben, nicht aber der Grund der Excommunication; als solcher sei vielmehr wiederholt Stromeyer'S beharrliche Weigerung und die hierin liegende Verletzung der kathvlischeu Pflichten bezeichnet, tv) Hierfür sei der Ausgang des Verfah rens gegen Professor Frühe (der bekanntlich erklärte, daß er sich der kirchliche» Autorität in kirchlichen Dingen füge, woraus die Eurie von Weiterm gegen ihn abstand) Beleg, l l) Wollte je auf die erste Veranlassung zum Einschreiten gegen Strohmeyer Werth gelegt werden, so genüge dies jedenfalls nicht, um den Thatbestand des AmlSmißbrauchs herzuslellen, weil in dem Verweisungsbeschluß keine bestimmten Amtshandlungen, die von der Eurie bedroht wären, bezeichnet worden sind, noch nach Lage und Voruntersuchung bezeichnet werden konnten. 12) und 13) Dein Bürgermeister Stohmeyer stehe weder für seine Per son noch namens der von ihm präsidirten Eollegcn zu, über die Frage der Volksschule oder die Verwaltung der Stiftungen eine entscheidende Verfügung zu treffen, dieselbe gehöre vielmehr in erster Beziehung den bciheiligten Schulgemeinden, in zweiter den StaatS- und Kirchenbehörden, bcz. den Gerichten. Stroh meyer habe dalur weder zu einer Amtshandlung genöthigt, noch von einer solchen abgehalteu werden können. 14) Was hin sichtlich des Hauptangeklagten Kübel betreffs des Mangels we sentlicher Erfordernisse des Thalbcstandes des in Frage stehen den Vergehens auSgesührt ist, bezieht sich auch im Allgemeinen aus den Ler Theilnahme angeklagten Pfarrverweser Burger in Konstanz. 15) Somit erscheint die Beschwerde der beiden An geklagten gegen daS Vcrwnsungserkenutnlß wegen deS fehlen den Thatbestandes als begründet und erfolgte aus diesen Grün den das jreisprechende Erkcnnlniß. * Wien, 5. Mai. Die „Wiener Abendp." bricht heute endlich das Schweigen auf die Angriffe der preu ßischen Presse wegen Veröffentlichung der vielgenann ten Ehiffredepesche des Grafen v. Bismarck in dem 4. Bande des Werkes des österreichischen General- stades über den Krieg von 1866. Das osficielle Blatt schreibt: „Wir haben bis jetzt den lebhaften und fortgesetzten Angrif fen der preußischen Presse — insbesondere der osficiösen — in der vielbeiprochenen Angelegenheit der Depeschenveröffentlichang beharrliches Stillschweigen entgegengesetzt. Zu dieser Haltung sanden wir uns um so mehr bewogen, als wir die Aufwallung zener B alter zu verstehen nicht vermochten und die Betrachtung nahe lag, daß, wie im Privatleben ungerechtfertigte Erregungen durch Argumente und RaisounementS in der Regel am wenig sten zu beseitigen sind, so es auch in dieser Sache nur der Zelt gelingen werde, die Hochgestaltten Fluchen einer, wie uns scheint, etwas erkünstelten Erbitterung ihrem natürlichen Abflüsse ent- gegeuzulciten. Wenn wir nichtsdestoweniger heute unser Schwei gen brechen, so geschieht es, weil sich die osficiösen preußischen Federn nicht nur nicht beruhigen, sondern auch an den wieder holt ausgcbeuteteo Vorwurf bezüglich der Depeschenveroffent- lichung an sich, eine Reihe ganz allgemeiner Vermulhungen, Verdächtigungen und Beschuldigungen anschlicßcn. Es gehört dazu die Behauptung von der Entwendung eines Chiffrelexi- Ions, von der Bestechung einzelner Organe oder ihrer Verlei tung zur Pflichtverletzung, endlich von dem Mißbrauch des Ver trauens, welches preußischerseitS in Oesterreich gesetzt worden sei. Wie wenig von letzterm Umstande die Rede sein kann, geht schon daraus hervor, daß, wie wir bestimmt wissen, die österreichische Regierung mit der Expedition der fraglichen Depesche nicht betraut worden war, also auch Nicht in der Lage sein konnte, ein Vertrauen zu mißbrau chen, dessen sie sich gar nicht zu erfreuen hatte. Und ganz eben so bestimmt können wir die Versicherung aussprechen, daß we der die Entwendung eines Ehifsrelexikons, noch die Bestechung oder sonstige Verleitung zur Pflichtver letzung irgend eines Beamten oder eiuer zur Sache in Beziehung stehenden Persönlichkeit stattgefnnden hat. Alle betreffenden Andeutungen der preußischen Blätter müssen einfach als Unwahrheiten bezeichnet werden. Damit wäre der Streit nach der Seite jener allgemeinen Verdächtigungen hin erledigt. Da wir aber gerade dabei sind, wollen wir auch unsre eigene Ansicht über den vielbesprochenen Vorgang in einigen wenigen Worten entwickeln und können nur wünschen, daß dieselbe ruhiger Prüfung und Würdigung und zwar nicht bloS in Berlin begegnen möge. Mao hat sich einfach zu vergegenwärtigen, was wirklich geschehen ist. Bon Seite deS österreichischen GeoeralstabeS wurde eine Person de- austragt, den politischen Theil der Kriegsgeschichte d«S JahreS 1866 za schreiben. Unter dem Materiale, das dem betreffenden Schriftsteller za Gebote stand, fand sich die melberusene Depesche des Grafen». Bismarck an den Grasen v.d Goltz. Sie qaali- sicirte sich ihm einfach alS ein Archivbestandthril, den er benutzen oder nicht benutzen konnte; di« Frage, wir sie in da» Archiv kam, halt« er so wenig auszuwerfro, al» irgend Jemand sie auf- zawerfea berechtigt ist, vnd wir wollen überdies noch beiläufig daran erinnern, daß ihr Besitz auS einer Zeit stammt, in wel cher voller Kriegszustand zwischen Preußen und Oesterreich herrschte. Dem Bersafler lag lediglich ob, den Inhalt des ihm zu Gebote stehenden MaterraleS, speciell den Inhalt der in Rede flehenden Depesche vom Standpunkte der historischen Kri tik und der Schicklichkeit zu prüfen, und da sand er denn, daß in diesem Schriftstück etwas als Eventualität hmgcjlellt war, was wenige Wochen später wirklich geschehen ist. Wie also in der Benutzung eine- durch die nachfolgende» Er eignisse vollständig beglaubigten Materials bei dem Verfasser oder den ihm zur Controle übergeordue- ten Personen eine Absichtlichkeit, die Tendenz einer Kränkung Preußens gesehen werden kann, rft onS völlig unerfindlich. Ein Anderes wäre es gewesen, wenn die Depesche etwas Neues und zwar Derartiges enthalten hätte, was für drc preußische Regierung als compromittireod hätte angesehen werden mögen, beispielsweise also Anerbietungen Preußens an Frankreich gegen die Zustimmung zum Länder- erwerbe oder AehnlicheS. So aber fand sich nichts in ihr alS allseitig Bekanntes, da» seither noch überdies durch die Frie densschlüsse definitiv sirirt worden und thatsächluh ins vebeo getreten ist, vor Allem Nichts, dessen Veröffentlichung zu irgend einer Beschwerde Anlaß geben könnte. Jo der That trägt deoo auch nicht die Veröffentlichung selbst, soudero die Art, in welcher sie von den öffentlichen Blät tern commentirt worden, an der Erregung der öffentlichen Mei nung die Schuld Auf der einen Seite sah man in ihr eine Compromiitiruog Preußens, auf der andern Seite suchte man aus der Publicauoo die Tendenz einer Kränkung und Verdäch tigung Preußens folgern zu dü sen, beides in «>nec der kaiser lichen u. königlichen Regierung sehr uuerwünichten und unwill kommenen Weise. In welch' herbem Tone die letztere Auffas sung gerade in der mimsteriellen p eußischen Presse sormulirt wurde, ist bekannt. Letztere hätte sich eben einiach darauf be- schräukeo können, den Inhalt der Depesche, der Wirklichkeit entsprechend, als einen keineswegs bedeutenden, keineswegs neue Tbaisachen enthüllenden binzustellen. Nicht die Sache selbst, sondern die preußische Behandlung der Sache hat die Gege»- sätze hervorgeruseo, die in den öffentlichen Blättern ihren Aus druck finden. Im Uebrigeo erklären wir, daß dies unser erstes und letz tes Wort in der Angelegenheit ist. Sollte die preußische osfi- ciöse Presse fortfahren, sich mit derselben za beschäftigen, statt sich näherliegendeo, wenn auch vielleicht weniger dankbaren Stoffen zuzuwendeu, so werden wir sic darin nicht stören. Es muß dann getrost ter Zeit überlassen werden, ihre Wirkungen zu Gunsten einer ruhigern und vorurtheilsfreiern Betrachtung der Verhältnisse geltend zu machen und auch in Preußen der Ueberzeugung Eingang zu verschaffen, daß sehr viel überflüssige Worte um einer sehr unbedeutenden Sache willen geredet wor den sind " — Se. Majestät der Kaiser wird am 7. oder 8. d. in Gödöllö erwartet, und soll am 11. d. Hofball in der Ofner Burg stattfindcn. — Gestern Vormittag ist in seinem Palais in der Türkenstraße der Chef des hiesigen Bankhauses S. G. Sina, Herr Johann Frei herr v. Sina, infolge eines Schlagflusses im 65. Lebens jahre verschieden. Der Baron unterhielt sich kaum 10 Minuten vorher heiter und scherzend mit seinem Hausarzte vr. Löwy am Frühstückstische, und befand sich verhältnißmäßig wohl. Der Verblichene hinterläßt außer der Witwe, welche infolge des Schreckens über die so plötzlich cingetretene Katastrophe ernstlich erkrankt ist, keine Familie. Lemberg, 5. Mai. Laut Telegramm der „Gazeta Lwowska" ist heute früh in der Kaluszer Salzsiederei Feuer ausgebrochen. Beim heftigen Winde wurde dieselbe sammt Magazin und bedeutenden Salzvorräthen zerstört. Der Schaden ist bedeutend. Es ist der Ver dacht vorhanden, daß das Feuer angelegt wnrde. Prsth, 5. Mai. (Tel) Sitzung des Unterhauses. Der frühere Quästor Kowats wird mit großer Majo rität wieder gewählt. Hierauf erfolgte die Abgabe der Stimmzettel für die neue Vcriftcatienscommiffion, so wie für die Pctitions-, Wirthschafis- und Diariums- commissionen. — Der Ministerpräsident befragt das Haus, ob dasselbe geneigt sei, die von dem frühern Reichstage behufs Regelung der Fiumaner Angelegen heiten entsendete Commission auch weiter zu belassen, obgleich zwei Mitglieder derselben (Anton Cscngery und Ludwig Hoiwath) nicht wieder in den Reichstag gewählt wurden, oder ob eine neue Commission gewählt werden soll — Uebcr Antrag Ghyczy's wird diese Frage auf die nächste Tagesordnung gesetzt. — (Pr.) Die betreffs Urgirung der Autonomie der Katholiken ausgesendctc Deputation wurde vom Primas empfangen, welcher derselben mittheiltc, daß die Wahl zur Vorconfercnz iu allernächster Zeit statt finden werde. Die katholischen Mitglieder beider Häu ser werden in derselben Angelegenheit künftigen Sonn tag neuerdings conferiren. — Die Delegirtcn Fiumes sind hier angelangt. Außer ihnen sind noch einige Vertrauensmänner berufen worden. Agram, 4. Mai. (Pr.) Dem Cardinal Haulisk wurden in feierlicher Procession die Sterbesacramentc gereicht; derselbe nahm von dem anwesenden Clerus und den sonstigen Verehrern rührenden Abschied. * Haag, 5. Mai. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erwiderte der Minister der Colo nien auf eine Anfrage betreffs der Gerüchte über in Java ausgebrochene Unruhen: Die Regierung habe ein Telegramm erhalten, in welchem unter Anderm Fol gendes stände: Unruhen sind in Bekassi ausgebrochen; es wurden Truppen dorthin gesandt; die Ruhestörung ist beseitigt. ' Brüssel,5.Mai. Wie das „Journalde Bruxelles" mittheilt, ist der französische Gesandte. Vicomte deLa- gueronniöre, heute nach Paris abgereist. — Die Deputirtenkammerhat gestern, wie bereits erwähnt, auf die Diskussion der Verhandlungen mit Frankreich verzichtet und hierauf das Justtzbudget für 1870 mit 52 gegen 22 Stimmen genehmigt. Auf eine unmit telbar vorhergehende Interpellation des Abg. Coomans über die von den osficiösen Blättern gemeldete Ent lassung des Justizminifters Bara antwortete Letzterer, er könne der Kammer über die Richtigkeit oder Falsch heit dieser Nachricht gegenwärtig keine Mitteilung machen. (Inzwischen bringt das „Echo du Parl." fol gende Notiz: Die „Meuse" kündigte vor zwei Tagen an, daß Herr Bara infolge der Senatsabftimmung über die Schuldhaft den Entschluß gefaßt habe, vom Mini sterium zurückzntretcn. Seitdem hat Herr Bara sein EntlassungsgOuch in die Hände des Königs gelegt.) — Man schreibt der Pariser „Patrie" aus Brusiel, daß die belgische Regierung sich mit der Wahl der drei Männer beschäftigt, die an der gemischten Com mission Theil nehmen sollen. Es wären dies Fas- sianx, Generaldirektor der Staatseisenbahncn, und Gendebien, Generalinspector derselben Bahnen; das dritte Mitglied sei noch nicht designtrt worden. — Zur Arbeiterfrage meldet ein Telegramm vom gestrigen Tage aus Mons: „ Die Berichte aus dem Borinage lauten befriedigend; die Arbeit ist überall im Gange, und die Anzahl der Strikcr ist ganz Un bedeutend. Eine Menge Strikcr, welche Arbeit in den Gruben desPas-de-Calais-GebieteS gesucht hatte, ist von den französischen Besitzern abgewiesen worden, indem diese die aegrnseitige Verpflichtung eingegangen sind, die belgischen Striker nicht zu beschäftigen. Dagegen haben wir heute einer» Strike der Torfarbriter von Beets (Friesland) zu melden. Die Torfstecher haben Lohnerhöhung beantragt, dir ihnen nicht gewährt ward; sie sind daher nach Hause gegangen; ihre An zahl in Beets beläuft sich auf 600 und auf 1000 in der Gemeinde Terwissel." — Wie der Antwerpner „Procurseur" meldet, haben Gewaltthätigkeiten, welche die holländischen Erdarbeiter auf der JnselWal- cheren gegen die belgischen verübt hatten, aus bel gischem Gebiete Repressalien hervorgerufen. Die bel gischen Deicharbeiter zu Beirendrecht und Sandvliet haben sich zusammcngerottet und die holländischen Ar beiter vertrieben; doch ist die Ordnung ohne ernstere Unruhen wieder hergestellt worden. Florenz, 5. Mat. (Tel.) In der Deputirtcn- kammer erklärten gestern Graf Mcnabrea und Graf Cambray-Digny auf eine Interpellation, daß die Ein kommensteuer von den Coupons der ehemals päpstlichen Schuld genau in derselben Weise erhoben würde, wie von den Coupons der andern italienischen Staats schulden. Von dem Budget der Einnahmen wurden 38 Capitel angenommen, darunter das über die Mahl steuer, welche deren Ertrag nach der Schätzung des Ministers auf 35 Millionen veranschlagt. — Heute erklärte in Beantwortung einer Interpellation Rossi's der Finanzminisler, die Negierung werde dokumenta risch nachweisen, daß sie nicht daran denke, eine Re duktion der Rente vvrzunchmen. — Wie in parlamen tarischen Kreisen versichert wird, so hofft man, am Frei tag die Berathung des Einnahmcbudgcts zu beendlgen, und dürften alsdann die Sitzungen fo lange suspcndirt werden, bis die bereits angekündigtc Neubildung des Cabinets erfolgt ist. — Die „Corrcsp. Jtalicnne" dementirt, daß der spanische Gesandte Montemar mit einer besonder» Mission an den hiesigen Hof betraut sei. Das genannte Blatt setzt hinzu, die öffentliche Meinung Italiens schreibe dem Prinzen Amadeus keineswegs ein ehrgeiziges Streben nach einer fremden Krone zu. — (A. Z.) Der ehemalige Ministerpräsident Ri casoli ist nach Berlin abgereist, wo er einige Zeit zu verweilen gedenkt. Madrid, 5. Mai. (Tel.) In der gestrigen Cor tessitzung erfolgte die Fortsetzung der Debatte über die Artikel, betreffend die kirchliche Verfassung in Spanien. Ein Deputirtcr, Capdevila, hielt eine Rede gegen die Lehren des Christenthums im Allge meinen , worauf der Marineminister Topete erklärte, er habe nicht zum Stege der Revolution mitgewirkt, da mit es frcfftche, die Grundsätze der christlichen Reli gion in Zweifel zu ziehen, und werde Angriffe auf das Christenthum nicht dulden, von wem dieselben auch ausgehen mögen. — Heute wurde ein Antrag, nach welchem die gegen den Kathvlicismus gerichtete Rede Capdcvila's für verwerflich erklärt werden sollte, mit 118 gegen 20 Stimmen abgelehnt. Die Reden der Deputirten Echagaray und Castelar zu Gunsten religiöser Freiheit und der Trennung von Staat und Kirche wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Art. 20 des Verfassungsentwurfs wurde mit 178 ge gen 75, Art. 21 mit 164 gegen 20 Stimmen angenom men. Diese Artikel bestimmen die Erhaltung des ka tholischen Cuttus und Clerus aus Staatsmitteln und freie Ausübung anderer Culte. Lissabon, 5. Mai. (Tel.) Das Gerücht von einer Ernennung dis Herzogs v. Saldanha zum Minister präsidenten und Minister dks Auswärtigen ist grundlos. Da das Ministerium cine bedeutende parlamenta rische Majorität hat, so ist von einer Modifikation desselben keine Rede. * London, 5. Mai. In der heutigen Sitzung des Unterhauses passirte die Bill weg n Absetzung des Mayors von Cork, O'Sullivan, die erste Lesung. — Nach Berichten aus Cork ist daselbst ein abermaliger Waffenraub verübt worden. * Kopenhagen, 3. Mai. Während der Kron prinz sich vor einigen Tagen zum Besuche der schwe dischen Königsfamilie nach Stockholm begeben hat, ist vorgestern der Herzog Karl von Glücksburg, der älteste Bruder des Königs, mit seiner Gemahlin, der Tochter Friedrich's V«., Wilhelmine, zum Besuche des hiesigen Hofes eingctrofsen. Bukarest, 6. Mai. (Tel.) Fürst Karl wird von seiner Rundreise, auf welcher er überall eine sehr enthusiastische Aufnahme gefunden hat, am 9. d. hier- selbst wieder eintreffen. In der Begleitung des Für sten wird sich der Bruder desselben, Prinz Leopold, befinden. Dresdner Nachrichten vom 7. Mai. N—. Unter den Eingängen zur Negistrande der vorgestrigen öffentlichen Sitzung des Stadtver ordnetencollegiums befand sich ein stadträthlichcs Communicat, in welchem 3399 Thlr. zur Unterhaltung der übernommenen fiscalischcn Straßen in Neu- und Antonstadt postulirt werden; ein anderes verbreitete sich über den Stand der Ausichlußarbeiten im Prieß- nitzgebiete und über die zeitweilige Beschränkung dieser Arbeiten, sowie über die Entsendung des Stadtraths ttr. Stübcl, d's Ingenieurs Mank und eines Stadt verordneten nach Danzig zur Besichtigung der dortigen Wasserlcitungsarbciten. Weiterer Mittheilung zufolge wird die Aufstellung eines monumentalen Brunnens mit dem Standbilde der Kurfürstiu „Mutter Anna" für Rechnung der vr. Günz'schen Stiftung auf dem Platze der Annenstraße, ingleichcn die Uebernahme des selben in städtische Unterhaltung beabsichtigt. Die Ge genstände der Tagesordnung wurden mit geringer Ausnahme schnell erledigt. Dem Anträge des Stadtv. Schüttel entsprechend, entschied sich das Collegium für Entfernung rcsp. weitere Hinausrückung dcs Einnch- merhäuschcns am Pillnitzer Schlage, wählte hierauf den Stadtv. Schillung zum Stellvertreter des Prof. Vr. Wigard für die Krankenhausdeputation, genehmigte weiter den mit dem StaatsfiscuS über unentgeltliche Arealabtretung zur Correction der Lößnitzstraße ab geschlossenen Vertrag (Referent Stadtv. Adv. Heubner), nahm sodann bezüglich deS vom Adv. Gerlach gegen seine Einberufung als ständiger Ersatzmann und gegen die deSfallsige abfällige Bescheidung deS Stadtraths er hobenen RecurscS zur Zeit Anstand, behufs der Ein berufung weitere Schritte zu thun, und sprach sich für theilweisen Erlaß von Strafgeldern (je 3 Thlr.) aus, welche von. hiesigen Kaufleuten und Gewerblrcibenden, wie bereits mitgetheill worden ist, wegen der ungehörigen Lagerung von Mmeralölcn eingezogrn worden waren (Referent Stadtv. Adv. Damm). Ebenso fand dir ftadt- räthlicherfeits vorgeschlazene Wahl dcs Ftnanzprocura- tor» Beschorner zum Actvr der Stadtgemei nde zu B«r- folgung von Ersatzansprüchen gegen die Gemeinde Ko schütz Annahme (Referent Stadtv. Adv. Hänel); nur gab man nach dem Anträge des Stadtv. Adv. E. Leh mann dem Stadtrathe dabet die Behandlung dieser Sache im Wege des sogenannten BagatellproccsseS zur Er wägung anheim. Daran schloß sich die Bewilligung von 125 Thlr. zur Herstellung einer steinernen Mauer an der Neustädter Gasfabrik (Referent Stadtv. Waller) und nach längerer Debatte auch die Genehmigung der in Position 17 des Voranschlags der Ausgabe des dies jährigen Haushaltplans (Referent Stadtv. Advocat E. Lehmann) vom Stadtrathe postulirten Gehaltserhöhun gen verschiedener Subalternbeamten und der Creirung vier neuer Stellen unter den von der Finanzdeputation ausgesprochenen Voraussetzungen und Modifikationen, wonach beispielsweise die Etatisirung der postulirten Stellen zur Zeit abgelchnt wurden. Infolge der Er klärung dcs Stadtraths, den diesseitigen Ausstellungen gegen den seiner Zeit von ihm vorgelegten Entwurf dcs Regulativs über Benutzung öffentlichen Stadtraums zu Privatzrmcken auf Grund entgegen stehender gesetz licher Bestimmungen nicht Rechnung tragen zu können« ließ man die früher beschlossene Abänderung wieder fallcn und sah von der Mitvollziehung dcs Regulativ- seilen des diesseitigen Collegiums ab, ohne damit jedoch (Antrag des Stadtv. Adv. E. Lehmann) die extensive Interpretation des Necesses vom Jahre 1853 billigen zu wollen (Referent Adv. Kayser). Nicht minder wil ligte das Collegium in die Genehmigung zur Mitvvll- zrehung der bi Huss Bildung des Prager Platzes ab geschlossenen ArcalabtretungS - und Kaufverträge (Re ferent Stadtv. Adv. Zwicker). Nach der ^8 Uhr Abends beendigten öffentlichen Sitzung blieb das Collegium noch zu einer geheimen Sitzung versammelt. — Nach 8 16 des Gesetzes vom 3. December 1868, die Wahlen für den Landtag betreffend, sind von derStadtDresden 5 Abgeordnete zur Zweiten Kam mer zu ernennen und zu diesem Zwecke in ihr fünf Wahlkreise zu bilden, von denen jeder einen Ab geordneten zu wählen hat. Der Rath veröffentlicht heute eine die Bildung dieser Wahlkreise betreffende Bekanntmachung. — Am heutigen Tage sind die Zinsen des Ritt- ner'schen Legates im Betrage von 100 Thlr. durch die Armenversorgungsbehörde zur Vertheilung gelangt. Genannte Stiftung wurde vor etwa 30 Jahren von dem hiesigen Kunsthändler Heinrich Rittner gegründet und auS lhr erhalten alljährlich am Todestage des Te stators (7. Mai) die zehn ältesten Armen je 10 Thlr. Unterstützung. Die diesmaligen Empfänger stehen in dem Alter zwischen 85 bis 89 Jahren. — Der „Dr. Anz." schreibt: Vorgestern Abend in der 8. Stunde verkündete die Sturmglocke ein Feuer in der Pirnaischen Vorstadt. In dem Grundstück dcS Holzhändlers Hübner,, Blasewitzer Straße Nr. 11, brannte in dem Hintern Raume das kleine hölzerne, der Bogenschützengescllschast gehörige Häuschen nieder, in welchem der Oberfcuerwerker Paul von der Festungs artillerie ein interimistisches Feuerwerkslaboratonum zur Anfertigung des Lustfeuerwerks für die nächste Vogelwiese eingerichtet hatte. Ursache zu diesem Scha denfeuer, welches jedoch sehr bald durch die schnell her- beigceilte Feuerwehr wieder gelöscht wurde, war die Explosion von Pulver, das verarbeitet werden sollte. Hierbei sind zwei Arbeiter, der Oberkanonier Schrei ber und oer Kanonier Salomo, nicht unerheblich ver letzt worden, und machte sich deren Transport in das Garnisouhojpual uöthig. Dem Oberfcuerwerker ist durch die,en Brand allerdings ein pecuniärer Verlust entstanden, doch soll sich derselbe außer einigem Ge- rälh auf 4 Dutzend Raketen, eine größere Zahl Schwär mer und etwa 7 Pfund Pulver beschränken. — Auf beiden Linien der Leipziger-Dresdner Eisenbahn finden auch in diesem Jahre die gewöhn lichen Pflug st cxtrafahrten zum einfachen Preise für Hin- und Rückfahrt statt (vgl. die Inserate). provinMnachrichten. Leipzig, 5. Mai. (Lgbl.) Sitzung der Stadt verordneten. Ein hiesiger Bürger, welcher nicht genannt sein will, hat der Stadt eine Schen kung von 20,000 Thlr. behufs Erbauung von Arbei- terwohnungen gemacht. Der Rath hat diese Schenkung dankbar angenommen und vorläufig einen Bauplatz au der Auenstraße unentgeltlich hierzu überlassen. Die Sache wird an den Stistungsausjchuß verwiesen. Einem Antragr des Dr. Georgi gemäß beschließt man, den Rath um Mittheilung der Gründe zu ersuchen, aus welchen bisher die Wahlen zu den Gewerbcgerichten unterblieben seien. Zu dem zwischen dem Nath« und Or. Friederici über streitiges Areal an Reichel's Gar ten abgeschlossenen und von einer Petition von Be wohnern der Westvorstadt befürworteten Vergleich wird Zustimmung crtheilt, bezüglich der im Vergleiche vor gesehenen Straßcnanlegung aber eine längere Frist, als verabredet worden, anempfohlen. Der Rath will neuerdings die zu erbauende Realschule vom Floßplatze nach der Ecke der Dresdner und Salomonsstraße ver legen und den ungefähr 14,765 Quadratcllen umfas senden Platz tauschweise vom Jvhannishospitalc er werben. Das Collegium beschliesst, dem Ausschußgut- achten gemäß, der Nachsvorlagc nicht beizustimmen, viel mehr bei dem frühern Beschlusse auf Errichtung des Neubaues auf dem Floßplatze zu beharren (mtt 39 gegen l3 Stimmen). In gleicher Weife wird der Areal tausch mit dem Johannishospitale wegen des Nikolai- schulneubaues verworfen und der frühere Collegial- bcschluß, an das Johannishospital für die Quadratelle nur 1 Thlr. zu bezahlen, aufrecht erhallen (gegen drei Stimmen). Der Verkauf einer an der 'Nürnberger und Brüderstraßc belegrncn Parccllc an Herrn Bauer (die Quadratelle zu 2 Thlr. 20 Ngr.) wird geuchmigt. Für die Tagfeuerwache im neuen Theater sollen 2 Keuev- männer mit einem Kostenaufwande von jährlich 528 Thlr. angestellt werden. Statistik und volkswirthschast. * Dresden, 7. Mai. In Bezug auf das Referat i« voriger Nummer über die constituirend« Generalversamm lung der Acttonäre der „Kcttenschleppschiffsahrt der Ob er el de zu Dresden" macht ua» der Referent de» Verwal- iuug»ra>bS, Herr Vellingralh, daraus aufmerksam, da- der vo» ihm der Generalversammlung erstattete Bericht eine leiten der küniglich sächsische« Rrgierung ei io late Zusage unbeschränkter (LoncessionSLauer, sowie einer bei Control« d«r Taris« z»- lKsigeu >2>tz DUndrude nicht behauptete sondern nur al» bestimmt zu erwarten in Aussicht' gefleüt hab«. Aernrr ist in dem betreffende» Rrfrrate zu brrichtigen, daß die in der Ver sammlung anw«se«den V7 Uctiouäre iLlSAclit» mit 283 (»nd nicht 1265) Stimm«» verträte» (F»r«s«tz»,g i» b«r >«Aaga^
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