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Dresdner Journal : 06.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-05
- Tag 1869-05-06
-
Monat
1869-05
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 06.05.1869
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W 101 de» 6. Mai. ^d»ll«rmtut„rtkse: l» loretL LlloL«: Diü-tt-k: 61t>Ir. —läxr ^jitkrlivl»: 1 „ 1b „ Uo»»Uicü:— „ IS „ Ll»r«Io«Kui»merQ: 1 ,, !»?-»«»«» tritt jükrUod S "N»tr. 8t»wv«Ik«bUt>r, »u»»«rü»td a«> ^or^ä vuoüe» kost »il<i Snseralrnpreise: kiir äen N«»w einer xeepultenev Teil«: 1 Unter „Lillxvsnnat" üi« 2«N«: 3 kixr. Srschetnra: ^I^Iied, nlit ^u»n»Iiin« ä«r 8onn noä IHertn^e, ^devii» kür üen kvlxeoüen DlesdntrIomnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. «869. -nseratenannahmr auswärt»: l,»ix»l^: k'» iienaveirerrl!«, 6omi»i»»iooiir ües Dreeniner innrnele; ebenü»».: II kinniee, Ul nxi Ixurj H»mdnris-IerU» Vien l.«il>»>8-8»«el -krei>I<kurt »H K Vooi ei«, LerUn. lFNurive elele,- lineüli , liderleuerei»'» Nur«»», iivoo^rii ^lo^»»ü ürsmvu' I!. Hcni.nrre; Lr«,l»u: l». 8rt«0l:i«'» ^nnonoeul'uruitli, .»»„><«, liiti, Sl Pli»:!.«» ; krllnllknrt ». bl.: u'6elie Nuulili. i Ui>u>: ^n. litnrnli«. keri»: ll^vts, » LCo., (8, i'Iitee äe In Lonroe); krn^i I » i:u»l.lt.u'u Nuvüü.i Vien: >>.. Oi-r»l.l«. Herausgeber: Wuigl. klipeüition üe» Lreeünsr ^ournnl», Lrssüeo, blnrisoetrneee Ko 7. Amtlicher Theil. Dresden, 5. Mai. Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin haben Sich gestern Nachmit tag '42 Uhr von Jahnishausen nach Leipzig begeben, sind um 3 Uhr zum Besuch der ini dortigen König lichen Palais wohnenden Frau Großfürstin Alexandra von Rußland, Kaiserliche Hoheit, daselbst eingetroffen und um 6 Uhr Abends nach Jahnishausen zurück gereist. Dresden, 1. Mai. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der Theologie Geheime Hofrath De. Tischendorf in Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem König von Württemberg verliehene Comthurkrcuz des Ordens der Württembergischen Krone annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 5. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Der Reichstags berieth in seiner heutigen Sitzung den Waldeck'schen Antrag auf Gewährung von Diäten für die Mitglieder deS Reichstags. Die Abgg. Försterling und Fries sprechen für den Walvect'schen Antrag im Interesse der Klein staaten. Der Präsident des Bundeskanzleramtes Delbrück erklärt: Die Bundesregierungen hal ten an ihrem früheren Standpunkt gegen Diäten fest, den sie als den Hauptpunkt des Compromisses für das Zustandekommen der Verfassung ansehen und nicht aufgebcn werden. Aba. Kaiser (Sondershausen) spricht für den Waldeck'schen Antrag. Die Diäten- losigkeit schließe gerade den soliden conseivativcn Mittel stand aus. Graf Bassewitz und Graf Schulenburg sind dagegen; Abg. Oehmichen dafür (vergl. weiter unten unser Beiliner Origtnaltclegramm). Abg. v. Blauckenburg spricht gegen den Waldeck'schen An trag, weil der Bundeskanzler Graf v. Bismarck den selben für unannehmbar erklärte. Das Entgegenkom men des Bunkesrathes sei in dieser Frage abzuwarten. Nachdem der Abg. Künzer gleichfalls gegen Diäten- gcwährung gesprochen, wird die Debatte geschlossen, und Abg. Waldeck verthcidigt seinen Antrag. Bei der Abstimmung wird der Waldeck'sche Antrag bei Namensaufruf mit 109 gegen 94 Stim men angenommen. Berlin, Mittwoch, 5. Mai, Nachmittags. (Tel. des Dresdn. Journ.) In der heutige» Sitz ung des ReickStagS ergriff bei Beratung deS Waldeck'schen Antrags auf Gewährung von Diäten unter Anderen der Abg. Oehmichen (Sachsen) daS Wort. Abg. Okhmich.n wies darauf hin, daß die Diäten- losigkcit dcn Kleinstaaten die Auswahl unter den Reichs- tagscaudidatcn ei schwere; die Anwesenheit klcinstaat- l.chcr Abgeordneter sei aber schon bei den Stcucrsragen unentbchU ch. Die Diätcnlosigkcit verwehre nur die Anzahl der A'b iteivcrtrktcr, wie die neuesten Wahl- vvrgänge im Königreiche Sachsen bewiesen, und wirke nicht in conservativem Sinne. Berlin, Mittwoch, 5. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die soeben erschienene „Prov.-borresp." schreibt über die Gewerbeordnung Folgendes: Die Aufgabe der dritten Bcralhung des Gcwerbe- gcsctzcs wird sein, zwischen dem Vundesrathe und dem Reichstage einen Ausgleich über die ernsten Meinungs verschiedenheiten hcrbcizusühren. Der Reichstag wird die Verantwortung empfinden, gegenüber dem sehr weitgehenden Entgegenkommen des Bundcsrathcs nicht durch unbedingtes Festhalten an einzelnen, für die Re gierung unannehmbaren Forderungen den Erfolg der erreichten Verständigung in letzter Stunde aufs Spiel zu setzen. Die ,,Prov.-Gorresp." führt ferner ans, wenn der Reichstag die Steuervorlagen nicht bewillige, so werde das preußische Deficit durch einen 50pro centigen Zuschlag zur Klassen- und Einkommen steuer gedeckt werden müssen. Natzeburg, Dienstag, 4. Mai, Mittags. (W. TB) Der Landtag hat eine auS drei Mitglie dern bestehende Eommisfion gewählt, welche mit der preußischen Regierung wegen Einverleibung deS HerzogtbumS Lauenburg in Preußen in Un terhandlung treten soll. Wien, Dienstag, 4. Mai, Abends. (Tel. d. Bob) DaS Abgeordnetenhaus erledigte beute daS Gesetz über den Wirkungskreis der Militärgerichte in dritter Lesung, genehmigte die Aenderungcn deS Herrenhauses an mebrern Gesetzen, erledigte Pe titionen und nahm die Wahl deS Ausschusses für die Notariatsordnung vor. Eine amtliche Erklärung wird die Meldung von einer Verfügung deS StaatrS über die Offi- zierSheirathScautionen widerlegen und die vollstän dig ordnungsmäßige GeschüftSgebahr ung constatiren. (Mehrere Blätter hatten das Gerücht verbreitet, daß die Heirathscautioncn der Offiziere zu Staatszwecken verwendet worden seien.) Paris, Mittwoch, 5. Mai. (W. T. D.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht einen Bericht deS Untcrrichtöministers Duruy an den Kaiser, in wel chem constatirt wird, daß ein Eredit von 300,000 KrcS. nothwendig ist zur Unterstützung ehemaliger Lehrer und Lehrerinnen, deren Pensionen unzurei chend sind. Der Minister hofft, diese Summe durch Ersparnisse bei den für den Volksschulunter. richt bewilligten Mitteln erzielen zu können. Brüssel, DienStag, 4. Mai, Nachmittags. (W T. B) In der heutigen Sitzung der Repräsen- tantenkammer zog de Theux die von ihm angekün- digte Interpellation über die belgisch-französischen Verhandlungen zurück und behielt sich vor, dieselbe zu erneuern, sobald die bezüglichen Documente vor liegen würden. Der Minister Frdre-Orban bil ligte dieses Verfahren nnd fügte hinzu: Wir Hof- fen zu einer Lösung zu gelangen, welche den staatS- wirthschaftlichen Interessen beider Länder in glei- chem Maße genügen wird. Madrid, DienStag, 4. Mai. (W. T. B.) Der „Jmparcial" bezeichnet die Gerüchte über eine mi- nisterielle Krisis alS für jetzt grundlos. Erst nach erfolgter Entscheidung über die künftige StaatS- form werde die Frage der Person deS künftigen Staatsoberhauptes von Serrano gestellt werden. Dann werde allerdings eine Neubildung deS Ea- binetS notbwendig sein, gleichviel ob in Betreff der Personenfrage eine Einigung zu Stande kommt, oder ob die Cortes die Errichtung eines aus drei oder fünf Mitgliedern bestehenden Direktoriums beschließen. London, Dienstag, 4. Mai, Abends. (W. T. B.) In ter heutigen Sitzung deS Unterhauses wurden zunächst einige Interpellationen von Sei ten der Regierung beantwortet. Auf cinc Interpellation Hay's erwiderte der Unter- staatssecretär des Auswärtigen, Otway: Spanien be streite die feiten der Regierung vcn Havana erfolgte Wegnahme eines amerikanischen Schiffes („Lowell") in den britischen Gewässern. Weiteres mitzutbeilcn, sei vorerst nicht statthaft. — Der Staatssecrctär für Ir land, Fortescue, erklärte: Die Regierung werde die Absetzung O'Sulltvan's, des Mayors von Cork (wel cher jüngst auf einem Fcnierbanket eine aufreizende Rede gehalten hat), verlangen. Londonderry (vergl. unter „Tagesgeschichte") sei in den Ausnahmezustand erklärt worden. — Der Schatzkanzler Lowe bezifferte die Gesammtkosten des abessinischen Kriegs auf 8,775,000 Pfd. St. Das Haus setzte hierauf die Debatte über die irische Kirchenbiü fort. Libau (Kurland), Mittwoch, 5. Mai. (W. T. B.) Das dänisch-russische Kabel ist heute Morgen 5 Uhr glücklich gelandet. Tagesgeschichte. Dresden, 5. Mai. Das H ute hier ciugetroffenc l3. Stück dcs Bundesgesetzblattes des Nord deutschen Bundes enthält: Nr. 273) Consularvcr- trag zwischen dem Norddeutschen Bunde und Italien, vom 21. December 1868; Nr. 274) Ernennung dcs bisherigen Lübeck'schen Consuls Schabbel zn Port Eli zabeth (Cap der guten Hoffnung) zum Consnl des Norddeutschen Bundes daselbst. Dresden, 5. Mai. Se. Ercellenz Herr S'aatS- ministcr Oe. Schneider hat heute einen Urlaub von mehrcrn Wochen angetreten und sich zum Gebrauche der Cur nach Karlsbad begeben. * Berlin, 4. Mai. Gestern Mittag fand in Gc genwart einer zahlreichen Versammlung auf dem Ter ritorium des „Westcud" bei Charlottenburg die feier liche Enthüllung eines Denkmals Sr. Majestät des Königs Wilhelm statt, dessin Grundsteinlegung im Herbste des vergangenen Jahres erfolgt war. Das Denkmal, eine Kolossalbüste aus bräunlichem Cemeut auf einem hohen Piedestal, ist von dem Bildhauer Bcierhaus ausgeführt. DaS Ganze ist 27 Fuß hoch, wovon die Büste 9 Fuß Höhe iu Anspruch nimmt; die Ballustrade, gleichfalls aus Cemeut, ebenso wie die Pflasterung des umschlossenen Raumes, hat >32 Fuß Umfang und liegt etwa 4 Fuß hoch aus Stufen, die hinaufsühren. — In der Nacht zum Montag ist der Vicepräsident des k. Obertribunals, l>r. v. Schlieck- mann, hierselbst plötzlich am Hcrzkrampf verstorben. Der Heimgegangene war als Kronsyndikus Mitglied dcs Herrenhauses. Früher war er Vicepräsideut dcs Oberland.sgerichts zu Naumburg, dann Chefpräsivent des Appellationsgcrich's iu Breslau unv seit einer Reihe von Jahren führte er das Präsidium in der Criminalabthcilung des Obertribunals. — Wie die „Nat.-Ztg." meldet, ist der Abg. Twcstcn au einer Bronchitis schwer erkrankt. — Ucber cinc seltsame Scene auf dem hiesigen Pvlizeigerichte, welche damit endigte, daß der StadtriLter den Polizcianwalt mit Entfernung aus dem Sitzungssaale bedrohte, war von, Stadtgerichtspräsidcutcu an das Kammcrgericht berichtet worden, unter dem Anheimslellcn, das Weitere zu veranlassen. Wie die „Trib." berichtet, hat jedoch das Kammcrgericht die Einleitung der Disciplinar- Untersuchung gegen den Richter abgelchnt und dadurch die Cache zu dessen Gunsten entschieden. — Heute sand bei Engelhardt in der Liudenslraße eine weitere Ver sammlung der Zimmergeselleu statt, in der sich die unverheirathetlu Gesellen, die bis beute keine Arbeit gefunden hatten, von ihren Kameraden vcrabschickctcn, um Berlin zu verlasse,'. Man bemerkte unter den für ihre Wanderschaft schon gerüsteten Zimmerleuten eine große Anzahl von Männern rcifern Alters. Gestern wurde, wie die „N. A. Z." schreibt, ein Zimmergeselle verhaftet, weil er seine arbeitenden College« auf den Bauplätzen zu überreden suchte, dic Arbeit zu verlassen. k. Berlin, 4. Mai. In einem über st tüun be setzten Hause wurde beute im Reichstage dic zweite Berathung des Gcsctzcntwurss, dic Errichtung eines obersten Bundesgerichtshofs sürHandelssachen, zu Ende geführt. Eröffnet wurke dic Debatte durch die Reden vcn drei Mitgliedern oberster deutscher Ge richtshöfe, vcn denen zwei preußische sehr erhebliche juristische Bedenken gegen den Entwurf geltend wach ten, während das dritte, ein Mitglied des Lbcrappel- laticnsgerichts zu Jena, den Entnurf als den Anfang eines nationalen Rcchtslebcrs rühmte. Der Bundcs- commissar, Geh. Rath Vr. Pape enthielt sich jeder Theilnahmc an diesem Theile der Berathung und er griff nur bei den Details das Wort. Am Schluß der Berathung, gegcn '4.5 Uhr, lebte die Generaldebatte wieder auf, indem Or. Waldeck dic indircctc Ablehnung der ganzen Vorlage dadurch zu erreichen suchte, daß er beantragte, die Errichtung dcs in Frage sichenden Ge richtshofs erst nach dem Erlaß d-r Civilprrceßordnurg ins Leben treten zu lassen. Dieser indircele Ablch- uurrgsantrag fiel zwar, drch war die Minderheit, dic sich dafür arissprach, erheblich größer, als die, welche gegen den 1 des Gesetzes und damit direct gegen das Gesetz selbst stimmte. Die heutige Sitzung wurde mit der Beantwortung zweier Interpellationen eröffnet. Präsident Delbrück beschcidct den Abg.Wiggers dahin, daß der Bundcs- rath in nächster Zeit über die Frage der Gleichstel lung der Conscss tonen hinsichtlich der bürgerltchen und staatsbürgerlichen Rechte in Beralhnng treten weide. Sodann crw'dert Generalpostdircctor v. Phitipsborn dem Abg. Grnmbrccht auf dessen Anfrage wegen dcs Standls der Untcrhandlungcn mit England übcr den Abschluß cines Poslvcrtrags: Die Differenz zwischen der norddeutschen und cnglsichcn Pvstvcrwal- tung betrifft nicht die Höhe des Portos für die zwischen England und Norddeutschland gewechselten Bries, son der» dic Höhe der Vergütung, welche an dic norddeutsche Post sür den Durchgang dcs PostfcUciscnS von Eng land nach andern Staaten zu entrichten ist. Mit Ei- senbahnvcrwaltnngen und den süddeutschen Staaten stehen wir in Unterhandlungen. Die süddeutschen Staaten stellen keine unbilligen Forderungen. Sind diele Vorfragen beendigr, so werden wir dic Unter handlungen mit England sor.sctze '. — Svoann nimmt der Reichstag den Gesetzentwurf, die Anfertigung von Te- lcgrapheufreimarkcn ohne Debatte in zweiter Le sung an und geht weiter zur Specialdcbatte übcr die Errichtung eines obersten Gerichtshofs für Handelssachen. Abg. Reichensperger (preußischer Sbertribunatralh) fin det, daß das betreffende Gesetz keine Einheit des Rechts her- stelle und alleRechlSinteressen gefährde. Ein oberster Gerichts hof könne nur dann wirk,am nnd rusriedeustellend ei kennen, wenn er ein allgemeiner sei und nicht berufen wäre, für eine einseitige particulare Materie Recht zu sprechen. Rue ein all gemeiner CassationShof könne Helsen, dieser aber sei unmö chch. Durch den vorgeschlagenen Gerichtshof würden nur die Gegen satze der Rechtspflege verallgemeinert zu den viele» höchsten Gerichtshöfen käme nur ei« neuer. Redner kritisiri nun die verschiedenen Reibungen im Geschäftsgänge eines solchen Ge richtshofs. Mil demselben winde nur ein privüegirlcr Gerichts stand geschaffen. Seine Mitglieder würden sich für verpflichtet halten, die Interessen des Handelsrechts gegenüber den allge- meinen Interessen les EivilrechtS vorzugsweise zu tractiren. Viel bester fei cS, lieber gleich daS pieugrlche Obern ibunal als oberste» Gerichtshof in Handelssachen zu eiklären; da seien wenigstens nicht die Interessen von 2b Millionen Preußen ge fährdet, da den 5 Millionen Bundesgenossen doch so nicht durch diesen obersten Gerichtshof gchelsen würde. Abg. >>r Waldecksprichl austeiner ErfahrungalsObenri- bunalräth, und gerade in Handelssachen seit 20 Jahren ße- fchästigt, gegen den Entwurf Er bedauert von seinem unila- rüchen Standpunkt aus, daß nicht eine Schroffere und starlere Centralgewalt vorhanden sei. Jetzt müsse man, ohne ferner auf Südd-nlschlond Rücksicht zn nehmen, sich an Das halten, waS man habe, aber nur n cht mit solchen Experimeulen, wie die Schaffung eines obersten HandelSgciichtshotS. Dieser habe gar keine Tendenz. Erst, wenn ein einheitliches Recht vor handen, könne man an oberlten Gerichtshof denken. Jetzt würde nur daS RcchiSgebiet zerrissen; die Scheidung des MoinUar- rechtS vom Handelsrecht beklage er lebhaft. Die jetzt projec- tirte Schöpfung könne k ine Zukunft baden, daS Ch.wS dcs Rechts sei unausbleiblich. Ein oberster Gerichtshof könne über haupt nur in Beilin etablirt werden, eine Verlegung eines solchen sür Hundclssochin nach Leipzig sei geradezu eine Eata- miiät sür die preußische Rechtspflege. In solchen Dingen solle man nicht cvqneitircn; etwas nachveipzig zn verlegen, das na turgemäß nach Berlin gehöie, sei ganr unrichtig. Möge man den andern Staaten in allerhand unschädlichen Lmgcn gefällig sein, aber in Fragen deS Plein und Dein der Bürger Preu ßens sehe nau zu, daß man nicht verliert, was man hat. Wa rum solle sich der Gerichtshof quälen mit den verschiedenen Gerichtsordnungen der verschiedenen Länder? Redner entwickelt ncch mehrere juristische Bedenken und kommt wiederholt aus die Unmöglichkeit der Trennung von Handels- und Civiliechts- sachen zurück. Warum tolle eiu Berliner Advocat nach Leip zig re fen, das würde nur sehr kostspielig sein. Die Eonipe- tenz des Buudcs für den gemachten Vorschlag ließe sich aus ter Competenz des Bundes über daS gerichtliche Verfahren nachweisen. Er sei ein cmschiedencr Gegner des EniwnrsS und würde, wenn ihm n.cht die direcle Ablehnung desselben ge linge. bei 8 28 einen Antrag stellen, der dasselbe Ziel verfolge. Abg. Iw. Endemann (Lberappellationsrath in Jena): Ehe er dieses Amendement Wnldcck's annühme, würde er lieber daS Gesetz ublehncn, denn man mache keine Gesetze im Borans. Die beiden Vorredner sprächen deshalb gegen den Entwurf, weil er das preußische Obertribunnl schmälere. Die ideale Einheit, die ans dem Handelsgesetzbuch hervorgehcn sollte, sei in der Verschiedenheit der Rechtssprechung geschwunden: sie wiederherzustelün, sei ein oberstes Organ nölhig. Ein solcher »»'» —— Feuilleton. j-j- Koburg, 3. Mai. Heute Nachmittafl 3 Uhr hat die Enthüllung der ehernen Gedenktafel am Kaufmann Bischoff'schen Hause in der Schloßgasse dahier, in welchem Friedrich Rückert in dcn Jahren 1820 bis 1826 gewohnt hat, in Gegenwart von vom hiesigen Magistrate dazu cingcladenen Festgenoffcn und unter zahlreicher Bctheiligung dcs Publicums, in feier licher Wcisc stattgefundcn. Das Haus war mit grün- weißen Fahnen geschmückt, und die Gedenktafel, welche das wohlaetroffene, in Erz gegossene Porträt Rückert's mit den Jahreszahlen 1820—1826 enthält, mit Krän zen und Guirlanden umgeben. Die Weihcrede hielt Bürgermeister Mntser hier, und die Festgcsänge wur den von dem hiesigen „Sängerkranz" vorgetragcn. Die Straße, in welcher das Bischoff'sche Haus steht, ver liert von heute ihren bisherigen Namen Schloßgasse nnd wird Rückertstraße genannt, indem zwei vom Ma gistrat an den beiden Enden derselben angebrachte neue Tafeln dic Bezeichnung „Rückcristraße" erhalten haben. 1 Kunst. Kunstfreunde, insbesondere Kupferstich- sammler machen wir auf ein gegenwärtig in Druck er- chtencnes „Verzei chntß von Kupferstichen neuerer Meister in vorzüglichen Abdrücken vor der Schrift und mit der Schrift aus dem Lager von Ernst Arnold in Dresden" aufmerksam. Der mit Sorgfalt ausgear beitete Katalog giebt Zeugntß von dem Reichthum des Lagers, wie namentlich anch von dem eigenen werth- vollen Verlag der genannten Firma. Neben einer be deutenden Anzahl Remarque- und I» lettre- Drücken sind auch solche Abdrücke mit der Schrift in dem Verzeichntß ausgenommen, welche sich durch be- sondrre Schönheit auSzeichncn und hervorragende Kunst- wcvke wicdergebcn. Von großem Interesse dürften einige Suiten von Probedrücken aus dem Asnold'ichcn Verlage sein, welche in fünf und selbst bis acht Plat- tcnzustänßcn ein sihr instructives Bild von der ersten Anlage cines Kupferstiches bis zu seiner Vollendung geben. Im Anfänge befindet sich ein nach den Ma lern geordnetes Verzeichnis!, welches eine bequeme Uebersicht über einen Theil der durch dic Kupserstich- kunst vervielfältigten Werke alter und neuer Meister darbittet. Periodische Nachträge zu diesem Kataloge, welche über die neuesten Acquisitioncn dcs Arnold'schen Lagers Mittheilung machen sollen, werden in Aus sicht gestellt. "Literatur. „Werke und Tage. Gesammelte Aufsätze von Max Maria v. Weber. Weimar, 1869, Bernhard Friedrich Voigt." — Max Maria v. Weber ist als geist - und geschmackvoller Schriftsteller bekannt, und auch in dem vorliegenden Buche wird man alle die ihm schon öfters und auch in diesem Blatte nach gerühmten Eigenschaften wiederfinden: eine warme poe tische Empfindung, welche den sterilsten Themen Schön heiten abzugewinnen versteht, wie eine vielseitige, welt männische Bildung, die ohne steifleinene Prätension ihre Schätze im Gewände einer anmuthigcn Causcrte vor uns ausbreitet. Besonders ist das Gebiet der Technik die Domäne seiner Feder, ein Stoff, welchem der Autor nach allen Seiten hin unterhaltende und belehrende Seiten abzugcwinnen und dcn er mit der Leich tigkeit einer französischen Feder zn behandeln versteht. Manche Monstreleistung der Technik findet durch ihn Verherrlichung, von welcher da- große Publicum kaum eine Ahnung hat, denn klingt es nicht fast unglaub lich, daß in Europa eine in acht Monaten gebaute Eisenbrücke rxistirt, welche 2000 Fuß lang ist und au- 26 Spannungen besteht, von denen 15 im Jnunda- tionsprofile stehen; daß ferner ein completer Eiscn- bahngüterwagen von 16 Fuß Länge aus Roheisen und Holzbköcken in 11 Stunden 20 Minuten, vom Beginn der Arbeit bis zum Fortfahrcn auf dic Schienen fer tig, hergcstellt werden kann und auch schon hcrgcslellt worden ist; daß wir in Deutschland eine Majchincn- fabrik besitzen, welche im Stande ist wöchentlich zwei bis drei vollkommen gut uud sorgsam ausgcführtc Lo- comotiven zu liefern, so daß diese Fabrik, dic außer dem noch eiserne Brücken, Leuchtthürmc, Räder rc. producirt, allein in ihrem Locomotivcndcpartcmcnt jähr lich 2 bis 3 Millionen Thaler vereinnahmt re. Neben den Werken der Technik unsrer Tage wird der Mei ster nicht vergessen. Mit wohlthncndcr Begeisterung, in lcbensfrischen Farben wird der große Ingenieur Ro bert Stephenson, „The Nengist ok liaileva^»," wie ihn die Engländer wohl nennen, vorgesührt. Anch dessen „Was eine schöne Frau für das Eisenbahnwesen that" wird in einem pikanten Aufsatze gedacht. Unter den Natur- und Rcisebildern, welche das Buch noch bringt, ist besonders „da- Secbild aus dem Norden" hervorzuheben, welches die ernste, große Scenerie des Polarkreises poetisch auffaßt, lebendig und fesselnd schildert. f Nach dem „Pr. St.-A." hat Professor Bläser in Berlin aus New-Hoik den Auftrag erhalten, für dcn dor tigen Eentralpark eine Kolossalbüste Alexander v. Hum boldt's von 31t Fuß Höhe in Bronze ausznführen, welche im September d. I. unter großen Feierlichkei ten enthüllt werden soll. Professor Bläser erhielt den Auftrag durch Kadcltelegramm, da die Büste schon im Juli vollendet sein und abgescndct werden muß. * Der Senior der Botaniker, Professor vr. Ber- toloni in Bologna, hochverdient um die Flora Ita liens, ist am 17. April im 94. Jahre gestorben. Literarische Neuigkeiten. Fr. Spiel Hagen: Hammer und Amboß. Roman. Schwerin, Hildebrand. — Ad. Glascr: Was ist Wahrheit? Roman. Braun schweig, Wesirrmanu. — Julius Grosse: Eine alte Liebe. Erzählung. Ebendaselbst. — Hofrath Louis Schneider: Militärische Lebensbeschreibung Sr. Ma jestät des Königs Wilhelm. Berlin, Mittler. - Adam Wolf: Fürst Wenzel Lobkowitz, erster Geh. Rath Kai ser Lcvpold's 1. Sein Leben und Wirken. Wien, Braumüller. — H. Kleinsteuber: Das Schloß am Meere. Historischer Roman. Leipzig, Dürr. — Gu stav vom Lee: Valerie. Roman. Brcslan, Trewendt. — K. Detlef: Unlösliche Bande. Novelle. Stutt gart, Hallbergcr. — I. I. Honncggcr: Grundsteine einer allgemeinen Culturgeschichb der ncucstcn Zeit. 2. Band. Leipzig, Weber. — O. Henne-Am Rhyn: Die Cultnrgcschichtc im Lichte des Fortschritts. Leip zig, O. Wigand. — B. Spieß: VolsthüinlicheS aus dem Fränkisch-Hcnncbcrgischcn. Wien. Braumüller. — Professor Fr. Nipp old: Ein Blick von Wonns auf Jerusalem. Mannheim, Bender. — O. Heer: Ucber dic neuesten Entdeckungen im hoben Norden. Vortrag. Zürich, Schultheß. — C.C. Mahr: Der Seeschrccken auf den Auswandcrungsschiffen. Olden burg, Fränkel. — G. Studer: Ucber Eis und Schnee. Die höchsten Gipfel der Schweiz und dic Gesch'chte ihrer Besteigung. 1. Abtheilung. Bern, Dalp. — F. Baur: Der Wald und seine Bodcndccke im Haus halte der Natur und Völker. Stuttgart, Schweizer- hart. — O. Teichert: Die VeredclungSkunst mit be sonderer Berücksichtigung der Obstbaumzucht. Berlin, Wiegandt und Hempel.
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