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Dresdner Journal : 28.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-28
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1869
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Idsmltmnttspreist: I» >»»»«: Täkrliob: «Tblr-H-r ^j»krli-k! 1 „ Iß „ ö1oo»tlick: — „ 1k „ Liarelo« Lf umw< ro: 1 „ tritt zädrUob z "xblr. 8t«iop«Ix«bübr, »u»»«rb»Ib a«» kcorää. Luiiäe» kost- ooä 8temp«l»u»cbl»ß;billru. rnstrateapreise: kür ä«o ki»um eioer ee»p»Itenen 2eil«: 1 v»t«r „Liox«»»oät" äi« 2eil«: S Hxr. Lrschrtnru: V>ixll«b, mit Xu,o»b«>« ärr 8ol>o ooä kei«rt»x», ^b«uä» kür äeo tolxsuäell Dres-nkrImmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »asrratrnannahmt auswärt-: k» vommlaalooRr — äoa Drvsävvr ckvuraRlsz »beuä»,.: H kicov», Lvo»x ko»r; ».wdarx-NarUa- Vi,i>-I.«jp»ix-L»««I-kr»i>ükllrt ». Umntnsr»,» L Vooc.»», Lorlla: Oaurcvo'oeb« knebb., lixrixirn»'» Ullreau, Iivvol.i>« Lrvu»«»: 8oai.orr»; Uro,I»n: l,. 8rLXoex'» ^»onncoabitrvxu, älrxaa, 8>^L L t'siivKv; kr^ollkirrt » U.: cktxiüil'sek« Uuebb.; Lila: ^v. vLoxxü«, kari»: r-LKrirr, Uvi-via» L6»., (8, klae, ä« I» Louroe); kra>x: ba. La»i.lc»', Uavteb.t Visa: ^i.. Orr»l.r«. Herau-grdtr: Löoixl. Lrpsckitioo ä«i vr«»äo«r ckoaraat», vrsiäsa, läariaaitr»»»« Li«. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 21. April. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Fabrikant C. G. Bo den zu Großröhrsdorf das Ehrenkreuz des Albrccht- ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- uachrichten. Beilage. Urberficht über die Brtriebsergebnisse der Staats eisenbahnen pro 1868. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStaa, 27. April, Mittags. (Tel. desDrcsdn.Journ.) Gestern Abend hat eine Sitzung der Reichstagscommisfion zur Berathung deS Ha- gen'schen Antrags wegen Heranziehung deS Mili tärs zu den Communalabgabcn stattgefunden. In derselben wurde beschlossen! unter Anerkennung der verfassungsmäßigen Bedenken gegen die betreffende Präsidialverordnung, dem Reichstage ein, diese An gelegenheit einheitlich regelndes Besetz vorzuschla- gen. Der Inhalt des Gesetzentwurfs ist noch un bekannt. Die Bundeöcommiffarc bestritten die be hauptete Verfassungswidrigkeit der betreffenden Präfidialverordnung und waren wegen gesetzlicher Regulirung dieser Angelegenheit und etwaiger Vorschläge hierzu ohne Instruction. Freiburg i. Br., Dienstag, 27. April. (W. T. B.) Die Ürtheilspublication gegen den Bis- thumsverweser vr. Kübel und den Pfarrverweser Berger bestätigt die Freisprechung Beider von der Anklage des Mißbrauchs der geistlichen Gewalt, resp. der Theilnahme daran. Wien, Montag, 26. April. (Tel. d. Boh.) Her renhauSfitzung. Gras Hartig überreicht die Pe tition der Budweiser Bezirksvertretung wegen des Eisenbahnbaues Jglau Budweis. Kürst Fürsten berg wurde in den Grundsteuerausschuß gewählt. Die Schulcommission des Herrenhauses unter dem Obmann Grafen Anton Auersperg, nimmt morgen ihre Sitzungen auf. Der Verfassungsausschuß des Abgeordnetenhau ses bat die Regierungsvorlage wegen Kundmachung der Gesetze durch das RcjchSgesetzblatt unverändert angenommen, nachdem Amendements von Toman und Grocholski bezüglich der Sprache des Gesetz- textes abgelehnt worden waren. — Im volkSwirth- schaftlichen Ausschüsse referirte der Subcomit^ über das Eisenbahnnetz. ES fand eine Debatte statt, ob Bahnlinien namhaft zu macken seien oder nickt. Skene kündigte eine Resolution wegen der Steuer befreiung neuer Bahnen an. Prag, Montag, 26. April. (Tel.d. Deb.) DaS gestrige Horitzer Meeting fand 6660 Theilnchmer, darunter viele Weiber und Kinder. Außer zwei maligem Ordnungsruf wegen Programmöüberschrei- tung erfolgte keine Störung. Eine Resolution politischen Charakters wurde beschlossen. Pesth, Montag, 26. April. (Corr.-Bür.) Heute fand bei Seiner Majestät der Empfang der Mit glieder der beiden Hauser des Landtags statt. In seiner Antwort auf die Ansprache deS Unterhauses wies der Kaiser auf die vielen Arbeiten hin, die einer schnellen Erledigung harren, und sprach die sichere Hoffnung aus, daß der Reichstag reich an praktischen Resultaten sein werde. Auf die An sprache der Magnatentafel sprach der Kaiser die Ueberzeugung aüs, daß er auf deren eifrige Un terstützung jederzeit zählen könne. Paris, Montag, 26. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS gesetzgebenden Körpers wurden daS außerordentliche Budget mit 226 gegen 14 Stimmen, sowie die Erhöhung der Pensionen für die Veteranen der Republik und deS ersten Kaiserreichs mit 218 gegen 6 Stimmen ge nehmigt. Alsdann folgte die Schlußrede des Prä sidenten. Präsident Schneider dankte zunächst für die freudige Mitwirkung der Kammer. Die abgelausene Legislatur periode werde einen bcmerkenswerthen Zeitabschnitt bil den. Sichern Schrittes, sagte der Präsident, sind wir auf der liberalen Bahn fortgeschritten, unsre Eontrole befcstizend, ehne den Geschäftsgang zu erschweren, in dem wir gleichzeitig die Initiative des Souveräns unterstützen in der Entwickelung der öffentlichen Frei- < heitcn unter einer Negierung, welche die Ordnung und die Sicherheit wirksam schützt. Hierdurch seien auch für das Wohlergehen Frankreichs bedeutende Fortschritte erzielt worden. Die neue Kämmer werde sicherlich gleich falls ihre Pflichten gegen das Land und ihre Ehrer- dictunq gegen den Kalter bestätigen. Darauf wurde das kaiserliche Schließungsdecrrt verlesen. Die Deputirten trennten sich unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser?" Wie „France" meldet, haben der Staatsmini ster Rouher, der Minister deS Auswärtigen Mar quis de Lavalette, und der Handelsminister Gres- sicr eine Antwort vereinbart, welche der Marquis de Lavalette gestern dem belgischen Minifterpräfi- deuten Fröre-Orban übergeben hat. Eine neue Konferenz mit Letzterm fand heute statt. Alles deute auf eine befriedigende Lösung. AuS Florenz enthält die „Patrie" eine De pesche, wonach die piemontefischen Deputirten be schlossen haben, die politischen und finanziellen Pläne des Ministeriums zu unterstützen. Eine bedeutende Majorität für dieselben werde erwartet. Brüssel, Montag, 26. April, Nachmittags. (W. T B.) An unterrichteter Stelle erfährt man, daß die Verhandlungen mit Frankreich in der Eisenbahnangelegenhrit auf Grundlage der letzten belgischen Vorschläge fortgesetzt werden, und die Rückkehr Fröre-Orban'S zunächst nicht zu erwar ten steht. London, Montag, 26. April, Abends. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses er widerte auf eine Interpellation Hardcastles der Gcncralpostdirector Hartington, die Poftverhand- lungrn mit der Regierung des Norddeutschen Bun des seien abgebrochen worden, weil dieselbe zu hohe Portosätze verlange. Konstantinopel, Montag, 26. April. (W. T. B.) Der neuernannte griechische Gesandte Ran gabe hat dem Großwcsir einen Besuch abgestattet und ist aufs Freundlichste ausgenommen worden. Tagesgeschichte. * Berlin, 26. April. In der heutigen (17.) Ple narsitzung des Bundesrathcs des Norddeutschen Bundes führte der Bundeskanzler Graf v. Bismarck den Vorsitz. Die vom Präsidium vorgclegten Gesetz entwürfe, betreffend die Besteuerung der Schlußschcine u. s. w., und die Besteuerung des Leuchtgases, sowie der zwischen dem Norddeutschen Bunde und dem Kirchenstaate abgeschlossene Postvcrtrag wurden den betreffenden Ausschüssen überwiesen, desgleichen ver schiedene an den Bundcsrath gerichtete Eingaben. Endlich fand eine Besprechung mehrer zur Be rathung des Reichstags sichender Anträge von Reichs- tagsmitglicdern statt. — Am Sonnabend Abend hat beim Grafen v. Bismarck die erste Reunion (in den Räumen seines Ministerhotels) stattgefunden. Außer Feuilleton. Dresden. Aerztlichcr Zweigverein. Monats- versammlung am 6. April. Untcr den eingcgangcncn Schreiben und Broschüren, welche feiten des Vorsitzen den der Versammlung vorgelegt wurden, befanden sich Beitrittserklärungen der Zwcigvereine Chemnitz, Löbau und Grimma zu der Petition des Dresdner Zweigver- eins an den norddeutschen Reichstag bez. gewisser Pa ragraphen der Gewerbeordnung, ferner eine Sendung des Dresdner Bvchdruckervereins, eine Beleuchtung des Lchrliugswescns der Buchdrucker enthaltend, endlich zwei vom ärztlichen Zweigverein zu Leipzig abgefaßte Schrif ten, nämlich 1) „Canalisaticn und Abfuhr mit beson derer Beziehung auf Leipzig. Ein im Auftrage des ärztlichen Zweigvereins zu Leipzig von dessen Sanitäts- ausschuß bearbeitetes und dem Rathe der Stadt Leipzig vorgrlegteSExpoft." Leipzig,O.Wigand. 1869. 8. 31S. und 2) .Der Neubau einer Casernc und die Caserni- rung einer größern Truppenzahl im Schlosse Pleißen- burg zu Leipzig vom hygieinischen Standpunkte aus beleuchtet. Eine vom ärztlichen Zweigverein zu Leipzig dem königl. sächsischen Gesammlministerium übergebene Denkschrift." Leipzig, O. Wigand. 1869. 8. 22 S. Zur Berathung der vom Landesmedicinalcollcgium übersendeten „Gcbührentaxe für ärztliche, wundärztliche und geburtshilfliche Privatpraxis" wurde eine Commis sion von 5 Mitgliedern gewählt; die Bestreitung der Druckkostrn für die vom Medicinalrathe vr. Küchen meister entworfenen Tabellen, die Nomenklatur für Mortalität-statistik betreffend, wurde unter Genehmi gung der Versammlung der Vereinskasse überwiesen. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des vr. Hübler über dir neuerdings projec- ttrte Erweiterung de- Anneukirchhofs, eine Frage, in welcher der Verein von dem juristischen Ver treter der Gemeinde Plauen um ein die hier cinschla- gindcn bygieinischen Vcihältnissc beleuchtendes Gut achten ersucht worden war. Ter Berichterstatter gab zunächst eine kurze Erläuterung des heutigen Stand punktes der Knchhcfssrage im Allgemeinen unter Vor legung der ihm zugänglich gewesenen Literatur. Von maßgebender Bedeutung sind namentlich die au den Londoner und Pariser Bcgräbnißstätten gemachten Be obachtungen. Ta dos Verbrennen der Leichen, obschon das rationellste Verfahren, nach den gegenwärtig gel tenden Anschauungen sich wohl nie im Volke Eingang verschaffen wird, so bleibt die Beerdigung immer noch das Richtigste. Tritt nach der Lrichenblstaltung wegen unzureichendem Durchtritt von Luft und Wasser nur Fäulnißprcceß ein, so entwickeln sich eigenihümlickc schädliche, stinkende Zcrsitzungsprcducte, während beim Dtrwcsungsprcceß die Zersetzung der zusammengesetzten organischen Verbindungen des menschlichen Körpers ohne Entwickelung solcher schädlicher Gase vor sich geht. Ob die Leichen in der Erde verfaulen oder verwesen, hängt von verschiedenen Verhältnissen, hauptsächlich jedoch von der Beschaffenheit des betreffenden Bodens ab. Gesundheitsschädlich werden die Kirchhöfe durch die ihnen entsteigende Luft und das aus ihnen abflie- ßende Wasser; doch muß das Grundwaffer nicht unter allen Verhältnissen immer die Schädlichkeiten weiter führen (gutes Trinkwasser in einzelnen Kirchhofsbrun nen). Eine weitere indirrcte Schädigung der Gesund heit durch die Kirchhöfe liegt auch noch darin, daß die in der Nähe wohnenden Leute aus einer tzewissen be gründeten oder unbegründeten Scheu ihre Hensler nur möglichst selten zu öffnen pflegen. DaS von der Com mission auSgrarbeitete Gutachten, welche- übrigens mit demjenigen de- StadtbezirkSarztes im Wesentlichen über- von den Mitgliedern des Bundcsraths, den Mini stern rc. war dieselbe auch sehr zahlreich von Mitglie dern aller Fraktionen des Reichstags besucht; nur die Socialdcmokraten hatten sich fern gehalten. — Der Herzog v. Natibor und der Graf Franckenberg, welche von ihrer officiellen Mission zur Beglückwünschung des Papstes, aus Anlaß der Secundizfestr, hierher zurück- gekehrt sind, haben ein eigenhändiges Dankschreiben des Papstes an Se. Majestät den König überbracht. Die genannten beiden Abgesandten sind durch Ordens verleihungen (dem Herzoge v. Ratibor ist das Groß- kreuz des Piusordcns, dem Grafen Franckenberg das Cvmmandeurkreuz des Gregoriusordens verliehen) und überhaupt in ostensibler Weise ausgezeichnet worden. — Der Magistrat veröffentlicht jetzt den von der Stadt verordnetenversammlung unterm 18. März d. I. defi nitiv genehmigten Etat für die Stadlhauptkasse für 1869, welcher mit einer Gesammteinnahme von 4,015,110 Thlr. (500,745 Thlr. mehr wie 1868) und einer GcsammtauSgabe von 5,046,520 Thlr. (462,679 Thlr. mehr wie 1868), also mit einem Deficit von 1,031,410 Tblr. abschließt, das durch die neue Gc- mcindeeinkommcnsteucr zu decken ist. k Berlin, 26. April. Laß die Erhöhung der Branntweinsteuer nur geringe Aussicht auf Ge nehmigung durch den Reichstag hat, zeigte der ganze Gang der heutigen Debatte über die cinschlagende Vor lage. Mit Ausnahme eines einzigen Redners erklär ten sich sämmtliche Abgeordnete, welche daS Wort er griffen, gegen die Steuer aus verschiedenen Motiven; die Redner der Conservativen, Frciconservativcn und Bundesstaatlichen, um die Jutercsseu der durch die Steuererhö mng bedrohten Landwirthjchaft zu schützen, der Redner der National Liberalen aus conftituüonel- len Gründen, um e,ne Contingcntirung der Steuern und ein besseres Budgetrccht des preußischen Landtags zu erlange«. Allgemein wurde gleichfalls anerkannt, daß das Deficit im preußischen Staatshaushalt die Veranlassung zu der vorgeschlagencn Steuererhöhung sei. Hingegen wurde die namentlich auch im Interesse der sächsffchen Brennerei jo wichtige, vom sächsischen Landtag wiederholt beantragte Frage der Umwandlung der jetzigen Maischraum- in eine Fabrikatsteuer, von der Mehrzahl Derer, die zu Worte kamen, als eine sehr er freuliche Seite der Vorlage bezeichnet, und die Verthei- diger der Maischraumsteuer führten nur Weniges da gegen an. Von allgemeinen Staunen begleitet war ybcr die Rede, mit welcher der Vertreter des Bundes- ?aths die Debatte einleitete, und in der er das ganze Vcrzcichniß aller der Steuerprojccte entrollte, die thcils dem Reichstag, theils dem Zvllparlamente zur Deckung des Dcficits vorgelegt werden sollten. Der Eindruck, den diese Ankündigung machte, war ein tie fer. Uebrigeus erkannte der Bundeskanzler an, daß der Reichstag zwischen diesen Steucrprojcctcn, die zu sammen mehr Geld ergeben würden, a's man augen blicklich brauch', zu wählen habe. Anwesend waren in der heutigen Neichstags- sitzuug außer dem Bundesk nzlcr Slaatsministcr Frhr. v. Friesen, Präsident Delbrück und mehrere Commissare. Dir Berathung des Gesetzes, die Besteuerung des Branntweins betreffend, leitete ein Bundescommissar geh. Obcrfinanzrath Scheele: Diese Steuer, bemerkt er im Anschluß an die Worte der Thronrede, soll da;» dienen, die eigenen Einnahmen des B> ndes zu ver mehren. In dieser Beziehung soll außer der Wcchselstem- velsteuer und der Branntweinsteuer auch eine Resorm der Zuckersteuer vorgelegt werden, während eine Reform der Besteuerung des Kartoffelzuckers und Kartoffelsyrups vor der Hand zurückgelegt worden ist. Ferner soll eine Steuer aus Petroleum, H Thlr. pro Centner, eingesührt werden und, um einen Ausgleich zu gewähren, wird eine Vorlage eingehen, welche eine sehr mäßige Besteuerung des Leuchtgases bean tragt. (Hört! Hört! Zeichen der Verwunderung.) Leuchtgas kommt nur in bester situirten Städten zum Verbrauch, und in den Städten benutzen es mehr die wohlhabenden Klaffen als die minder reichen. (Widerspruch.) Man mußte also durch Be steuerung des Leuchtgases eine Ausgleichung zu finden suchen für die, durch die Branntwcinsteuererhöhung vermeintlich ver letzten Interessen der Landwirthschast. Alle diese Projekte sind national-wirthschastlicher Natur und werden höchstens 2 Millio nen ergeben. Man wird daher als weitere neue Steuer eine einstimmt und, abgcschcn vrn einigen klcincn redactio- ncUrn Acndenmgcn, vrn dcm Verein en blov ange- ncwmcn wurde, spricht sich entschieden gegen die pro- jectirte Eiweitcrung des Annenkirchhcss in der Rich tung nach Planen zu aus und zwar aus Grund fol gender Mltiven: ») Tae Erdreich des sogen. Hahnen- bcrgcs, auf welchem der Arnenkirchhof angelegt ist, entspricht nur sehr wenig drn Anso deiungen, welche van an eine zur Beerdigung vrn Leichen taugliche Stätte stellen wuh; denn der Boden ist fester Lehm, unter welchem grobes Geröll mit vielfach eingestreuten compacten Steinen l egt. Tie Frlge hiervon ist eine anhaltende Ucberfeuchtung des Bodens, unter deren Einfluß die Leichen nicht verwesen, sondern faulen. Tmch eine Erweiterung des Kirchhofs würde man den bei der ersten Anlage (im I. 1849) begangenen Fehler nur verschlimmern, d) Tic Loge des Anyenkirchhoss inmitten des mit Wohnhäusern bebauten oder doch mit Sicherheit in den näckslen Jahren zu bebauenden Rayons der Stadt Dresden und der Gemeinde Plauen läßt seine Erweiterung wegen der zu befürchtenden Verderb niß der Lust, sowie des Nutz- und Trinkwassers sür die Umwohnenden bedenklich erscheinen. In letzterer Beziehung ist noch hervorzuheben, daß in der Gegend des Anneukirchhofs das Grundwaffer, der Bildung des Elbthals entsprechend, von dem Kirchhofe nach der Stadt zu absällt, so daß die Brunnen der benachbarten Straßen Tresdens, desgleichen die dem Kirchhossabhange sihr genäherte Plaucnsche Rchrenleitung schon jetzt der Verunreinigung vorzugsweise ausgesetzt sind. Da- kgl. sächsische Ministerium hat als Minimalgrenze deS erlaubten Abstandes der KirchhofSmaurrn von dem nächsten Wohngebäude 600 Fuß festgesetzt. Bei dem Annenktrchhofe in seiner jetzigen Ausdehnung steht aber die Grrnzumfafsung von dem ersten Hause Plauen- um Besteuerung gewisser Acte des kaufmännischen Verkehrs andahncn. (Hört! hört!) Da aber auch der Betrag dieser Steuer ein sehr geringer sein wird, so ist beschlossen worden, auch das Bcer zu besteuern. (Allgemeine Sensation. Der Redner ist einige Zeit nicht im Stande foitzufahren.) Es ist notorisch, daß alle diese Anträge zunächst hervorgegangen sind durch die Lage des preußischen Budgets. Die Lage ist nicht eine solche, daß sie gerade zu Besorgnissen Anlaß giebt, aber es ist die traditionelle Politik der preußischen Finanzverwaltung, ein De ficit, das offenbar nicht vorübergehender Natur ist. durch Ver mehrung der Einnahmequellen zu beseitigen. Man mußte gerade eine Erhöhung der indirecten Steuern ins Auge saffen, um namentlich der ungleichmäßigen Wirkung der Matricutar- beilräge entgegenzntreten. Diese sind nicht ungerecht >m Ver- hältnitz der einzelnen SlaatsbürAer unter sich, aber m dem der einzelnen Staaten unter sich. Steuern, die sich nach dem Ver- brauche richten, werden eine gerechtere Vertheilung vermitteln. Dieselben Gründe, welche das preußische Deficit bewirkt haben, haben es nicht auch in andern Staaten bewirkt. Endlich haben ganz positive Gründe gerade den Branntwein als em paffendes Steuerobjecl erscheinen lasten. Die Branntweinsteuer nimmt heutzutage nicht mehr die Stellung ein, die ihr von den ge nialen Finanzmännern in dem preußischen indirekten Steuer system angewiesen ist. Man sagt zwar: dem Reichstag ginge als solchen die Deckung des preußischen Deficits nichts an. Als aber >8o3 gerade wieder, um ein preußisches Deficit zu decken, von Preußen eine Erhöhung der Branntweinsteuer vor- geschlagen wurde, so haben Sachien und die thürmgenschen wtaaten nicht ihr Veto dagegen eingelegt und nicht gesagt: Das Deficit Preußens geht unS nichts an. Diese Staaten nahmen damals billige Rücksicht aus die Finanzlage deS größ ten Staates, der mit ihnen einen Zoll- und Sleuervercin bil dete. Wiewohl sür sie ein speeietteö Bedürsmß nicht vorhan den war, willigte» sie >n die Steucrhbhung. Soll, nach Grün dung des Norödeutschen Bundes :ie Sachlage eliie schlimmere ge worden sein? Die verschiedenen Sieuervorlagen sind deshalb o zahl reich vorgelegt worden, um die verichie.enen Stcuciqucllen so gleichmäßig als möglich zu tr.ffcn. Es ist, meine Herren, gar nicht zu verwundern, wenn, um V bis 7 Millionen Einnah men zu schassen, eine so grove Reihe von 2teuerpro>e.leu hat ausgestellt werden müssen, daß Sie Ihre Verwunderung nicht haben unterdiücken können (Schauende Heiterkeit.) Hätten wir nur eine so einträgliche Steuer wie Frankreich und England, so würde eine mäßige Erhöhung dieser einen Steuer genügen. Die Getiänkestener bringt in Frankreich 2« c Mlllonen Franes, der Sprit in England über Millionen Thaler. Daneben hat Frankreich von der Tabakssteuer eine Nettoeinnahme von 184 Millionen. Unsere indirecten Steuern sind so ber»chnel, daß sie die Verbivdung mit der Landwirthschast nicht zerreißen, und wir sind deshalb gezwungen gewesen, heute nur eine sehr mäßige Steuererhöhung des Bi anntweins vorzuschlagen. (Murren unter den Eonseivalivrn.i Sie beträgt noch nicht den Theil der entsprechenden englischen Steuer. Jcb komme auf die recht Uche Seite der Frage. Dec Bundesrath steht mit seinem Vor schläge, die Branntweinsteuer zu erhöhen, aus dem Boden des Gesetzes, Ler Verträge und des Bundes. Redner sucht dies aus der Geschichte der Branntweinsteuer zu beweisen. Er be hauptet, daß die 2 ranntweinsteuer damals, als sie überhaupt eingesührt worden sei, so hoch gegriffen wäre, wie nach dem damaligen Stande der Fabrikation im Verhältoiß zu dem Ge- wivue aus der Branutweinbereitung nothwendig gewesen sei, daß aber im Laufe der Zeit durch die bessere Gahrung der Maische und durch die Anwendung neuerer Apparate der Ge winn ans der SpirituSsabrikalion stets verhältnißmäßig viel höher geworden sei, als die Branntweinsteuer zuließe. Diese sei vielmehr entschieden gegen diese bessere Ausbeute zurück geblieben. Um Gewinn und Steuer in Harmonie zu bringen, habe man zweimal im Laufe von 45 Fahren, seitdem die Branntweinsteuer überhaupt bestehe, dieselbe erhöbt, allemal nach lb Jahr,n. (Heiterkeit.) Abermals seien seit der letzten Erhöhung der Branntweinsteuer 15 Jahre verstossen. (Schal lendes Gelächter.) Es fragt sich daher, ob jetzt nicht der Zeit punkt gekommen ist, durch eine höhere Steuer nachzukommeu dem erfolgreichen Streben Ler Brennerei, die Steuer durch größere Ausbeute zum Nachtheile der Finanzen des Staates herabzudrücken. (Staunen.) Früher erkannte man stets an, daß eigentlich die Steuer eine zu kleine war. Immer aber prophe zeite man aus der höhern Steuer in den übertriebensten Be fürchtungen den Ruin der Brennerei. So ist's auch heute. Zweifeln Sie nicht, daß auch heule die leitenden Staatsmänner die Vorlage auf das Sorgfältigste geprüft haben, ehe sie sie einbrachtcn! Abg. v. Kardorfs (Freiconservativer): Man hat die Fa brikatsteuer nur deshalb diesem Gesetze, welches die Brannt weinsteuer überhaupt erhöht, angehängt, um einige Stimmen, die sonst gegen die Vorlage wären, zu gewinnen. Das Brannt weintrinken hat abgenommen infolge der erfreulichen Eoncurrenz des bayerschen Biers; der Reichstag wird am allerwenigsten geneigt sein, die angesündigte Äiersleuer anzunehmen. Eine Schädigung aller national-ökonomischen Interessen aber läge in der Branniweinsteuererhöhung. Die Brennereien haben sich infolge der steten Erhöhung der Steuer stets vermindert, sie sind von 12,060 aus 6000 gesunken. Erhöht man jetzt wieder die Steuer, so gehen vielleicht wieder :D0O—3-00 Brennereien ein. Damit monopolisirt man nor die großen Brennereien. Schon jetzt können Lie Brennereien nicht Mit directem Nutzen arbeiten, sie finden ihren Vortheil in der Fullerproduction. etwa 600 Fuß ab, und dieses Vcrhältuiß würde sich durch die projectirtc Erweiterung des Kirchhofs auf die ganz unzulässige Distanz von etwa nur 50 Fuß ver ringern. c) Die jetzt prcjectirte Erweiterung des Anneukirchhofs erscheint nur als ein Palliativmittel, da bei der außergewöhnlich hohen Zal l der jährlichen Begräbnisse in der in raschem Wach. thum begriffenen Annenparochie die neu requirirten 3^ Acker den Be darf nach Begräbnißstellen voraussichtlich auf höchsten- 6—7 Jahre decken würden. Nach dieser Zeit ist die Anlage eines weiter von der Stadt abliegenden Kirch hofs gar nicht mehr zu umgehen. vr. ». Literatur. An dieser Stelle ist bereits auf die untcr dcm Titel „ Die baltischen Provinzen Ruß lands" erschienenen politischen und culturgeschichtlichen Aufsätze von Julius Eckardt hingewiesen worden, und wollen wir daraus nur noch zum Belege ihres reichen Inhalts als besonders interessant folgende Abhand lungen hervorheben: „Land und Leute an der Ostsee", eine geistvolle Darstellung der äußern und innern Ent wickelung Liv-, Esth- und Kurlands und anschauliche Schilderung ihres vtelbewcgten und vielbedrängten Le bens und Treibens; „Moritz von Sachsen in Mitau"; „Anno 1765", Schilderung des Rigaer Lebens zur Zeit, als Herder und Hamann den geistigen Mittel punkt der alten tüchtigen Hansestadt bildeten; „Erinne rungen an GarliebMerkel"; „Polnisch-Livland", dessen trübselige innere Zustände einen charakteristischen Werth- Messer sür polnisches und deutsches Culturelement ab geben; „Die Universität Dorpat" und ein äußerst an ziehendes baltisches Lebensbild „LivländischesEtillleben". Seitdem ist nun von dem fleißigen Mitredactrur der „Grenzboten", welcher in seiner frühern Eigen schaft al- Rrdacteur der „Rigaschen Zeitung" und durch
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