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Dresdner Journal : 27.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-27
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1869
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1868. ^95. Dienstag, de» 27. April. Id»lln»«»nl, preis»: I» lorLL /»krUsk: «rklr. — «xr ^Mrlivk: 1 „ 15 ,. Hoo»tl!ok:— „ 15 „ Li»r«Io«Kiuiui><>rQ: I „ Io?»«»»» tritt jitkrUck i rkl». titsiopelisvdUK», »uooerkold a«« !>ur88 8ullä«o?o»t uoä 8t«mp«l»u»ckI»x5illH». Lnsrratniprtisr: küss a«o koum einer ^«»polteiien 2eil«: 1 K^r. I7»t«r „Dinxesollät" äi« 2eil«: S Kx». Srschesnea: DUxliek, wit Xusnokm« äer 8ouo voä keiert»^», ^d«uä» für ckei» folxeoüeo 1'ox DrksdM'Immml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inskratenannahm» auswürla: 1.«lx»lb: k» L»^>,I>,I,rro«, 6omini,,too»r — äs» Dresäner ävurn»!»; si»soä»».: H. I^KSt»», I'oor; Nsmditr^-Rsrlüt- Vi,ll-I.»il>,ix-L»»«>-rr»oIrturt » u : t Vual.00, Leriio. O«ueiv»'»ci>« UusUI,., tioroxo»»»'» liureou, itvoul-eu 51nü»»: Lremeo: L. 8cul.ore»z Lr«,I»u^ I,. 8 rtxaiii«'» ^»uunnenburv^u, L t u» r«o: kruoilfurt » H : ^xusuu'ueUe NuvUU.; Lölot ^v. ULo««««. kuri,: HovL», I-Leeiru, Vvi.1.1»» L6o., (8, ?Iue« äs I» Nours«): kr»^: t'» Nuui-icu » Uuckit.; Visu: ^r.. Oeeol.1«. q»rau»g»b»r: KLuixl. Krpsäitiou 6«» Or«»äo«r .lonrnul», Orvsäso, 5I»risostr»»ss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 26. April. Seine Durchlaucht der Fürst Reuß, älterer Linie, Heinrich XXII., ist heute Vormittag 10 Uhr nach Greiz abgereist. Nichtamtlicher Theil. Ueberfjcht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Ge setz- und Verordnungsblattes. — Berlin: Reichs- tagssitzung. Von der internationalen Conferenz des Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und er krankter Krieger. — Köln: Proceß zwischen der Stadt und dem Fiscus. — Koburg: Neues Gna dengesuch Strcit's. — München: Landtagsange- legenheiten. — Darmstadt: Kammerverhandlungen. Wien: Herrenhanssitzung. Annahme des Volksschul gesetzes im Abgeordnetenhausc. Tagesbericht. — Reichenberg: Stadtverordnetenbeschluß. — Pesth: Eröffnung des ungarischen Reichstags. — Florenz: Mazzinistischer Centralcomitö. Coalition der Par teien. Finanzielles. — Venedig: Graf Usedom. — Mailand: Desertionen von Soldaten. — Madrid: Von den CorteS. — Lissabon: Hofnachricht. — Kopenhagen: Die westindischen Inseln. — Wilna und Von der polnischen Grenze: Kirchliche An gelegenheiten. — Konstantinopel: In Sachen Montenegros. Die bulgarische Küche. — Bom bay: Häuptlinge in Turkestan unterworfen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Keuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- nachrichten. Beilage. Neichötagsfitzunb vom 24. April. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik. EingesandteS. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 26. April, Nachmittags. (Tel. d Dresdn.Jomn.) In der heutigen Sitzung des Reichstags stand zunächst auf der Tagesord nung die Berathung des BranntweinsteuergesetzrS. Die Debatte über Lie Vorlage leitete cin Vortrag des BundcScvmmissars Scheele ein. Außer der Brauntweinsteuer sollen vvrgclegt werden eine Zuckcr- steuer, eine Petrclcumsteuer, eine Leuchtgassteuer und, weil auch diese nicht genug Ertrag lieferten, eine Ouit- tungsstcuer und eine Bier steuer. (Allgemeine Sen sation.) Die Branntweinsteuer sei bisher alle fünf zehn Jabre erhöht worden; jetzt sei wieder ein solcher Zeitpunkt cingetrcten. Das preußische Deficit würde so am besten gedeckt. Abg. v. Kardo rff greift die Branntweinsteuer an. Bundeskanzler Graf v. Bismarck übernimmt die Verantwortlichkeit für diese Steucrvvrlage persön lich, da er als Branntweinbrenner auch Sachkenner sei. Zwar würden alle Steuern zusammen mehr Geld lie fern, als der Bund augenblicklich brauche, aber der Buudcsrath habe an alle Thüren klopfen müssen. Der Reichstag möge diejenigen Steuern aussuchen, welche die gerechtesten wären. Abg. Freiherr v. Patow spricht für die Vorlage. Abg. Günther (Sachsen) bekämpft die Brannt weinsteuer als den Ruin der Landwirlhschaft und als eine Schädigung sowohl der Producenten, als auch der Consumenten, namentlich der hart dadurch bedrückt n Arbcitcrbcvölkcrung. Brüssel, Sonntag, 25. April, Morgens. (W. T B.) jJn Betreff der Verhandlungen zwischen Frankreich und Belgien meldet das „Eäw du par- lement" anscheinend officiöö, daß das gegenwärtige Stadium der Verhandlungen in Paris abge schlossen sei. Neapel, Sonntag, 25. April. (Corr.-Bür.) Der König von Italien ist abgereist; der Prinz Napoleon ist angekommen. St. Petersburg, Montag, 26. April. (W. T. B.) Die Mittheilung auswärtiger Blätter über eine beabsichtigte Reise des kaiserlichen Paares im Laufe deS Sommers, namentlich die Nachricht der Pariser „Patrie" über eine während deS Som mers stattfindende Zusammenkunft der Monarchen von Oesterreich und Rußland ist vollständig unbe gründet, da der Kaiser in diesem Jahre die russi sche Grenze nicht überschreiten wird. Nach der Niederkunst der Prinzessin Dagmar (der Gemahlin des Großfürstcu-Tbronsolgers) in ZarSkoje-Selo be- giebt sich die Kaiserin nack JlinSka bei Moskau, wohin ihr der Kaiser später folgen wird. Im spä ter« Verlaufe des Sommers reist das kaiserliche Paar nach der Krim. Tagesgeschichlt. Dresden, 26. April. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatte für das Königreich Sachsen ist das 6. Stück vom Jahre 1869 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 30) Verordnung vom 27. Februar 1869, die Baupvlizeiordnung für Städte und Dörfer und die Abänderung einiger Bestimmungen der Verordnung vom 6. Juli 1863 betreffend; Nr. 31) Verordnung vom 10. April 1869 behufs weiterer Aus führung des Bundesgesetzes, die Quarticrleistung für die bewaffnet« Macht während des Friedenszustandcs betreffend, vom 25. Juni 1868, und der in Bezug auf dasselbe mittelst Erlasses des Bundespräsidiums vom 31. Deccmber 1868 publicirten Instruction für das Königreich Sachsen; Nr. 32) Bekanntmachung vom 12. April 1869, die Bewilligung einer von der Pen- sions- und Unterstützungskassc für das bei der sächsisch böhmischen Dampfschifffahrtsgcscllschaft angestellte Per sonal erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend. k. Berlin, 24. April. Nachdem in heutiger Reichs tag ssitzung zunächst das Gesetz über die Aufhebung der Portobefreiungen in erster Lesung berathen worden war, wobei sich nur über die Aufhebung der Gebühreu- sreihcit für Telegramme eine kleine Debatte entspan nen hatte, wurde der Nest des Bundcshaushaltsgesetzes in zweiter Lesung und ungemein rasch erledigt. Bei der Generaldebatte sprachen sich Mitglieder der Fort schritts- und der Volkepartci in sehr scharfer Weise gegen die Höhe des Militärttats aus, ohne daß jedoch von Seiten des Bundesraths oder der konservativen irgend eine Entgegnung erfolgte. Bei der Spccial- berathung des Militäretats gab der sächsische Militär- bevollmächtigte eine Erklärung über die Verfassungs mäßigkeit und Nothwendigkeit des königlich sächsischen Kriegsministeriums ab, ohne Widerspruch im Hause zu finden.*) Bei der Berathung des Marinectats beschloß man ohne alle Debatte die Erhöhung der Bundes anleihe von 10 Millionen auf 17 Millionen. Dieser Umstand machte im Reichstage eine gewisse Sensation. Nachdem schließlich das Etatsgesetz in zweiter Lesung angenommen war, ergab sich bei Feststellung der Tages ordnung für die nächste Sitzung aus der Debatte hier über, daß außer der erhöhten Branntweinsteuer und der Wechselstcuer noch zwei andere Steuern zu er warten sind, deren Namen jedoch seiten des Bundes kanzleramtspräsidenten vor der Hand noch nicht bekannt *) Wir verweisen auf den Inhalt dieser (in der Beilage enthaltenen) Rede des Herrn Obersten v. Brandenstein um so mehr, als dadurch zugleich ein Telegramm des „Wolff'schen Bureau" über dieselbe berichtigt wird. D. Red. grgebcn wurden. (Vergl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) -n Berlin, 23. April. In der zweiten Sitzung der internationalen Conferenz, welcher wiederum Ihre Majestät die Königin und Ihre k. Hoheit die Kron prinzessin beiwohnten, wurde mit den Vorträgen über die Thätigkeit der Vereine in den verschiedenen Ländern begonnen, und erstatteten Bericht: 1) Finanzrath Vier- ordt über den badenschen Fraueuverein; 2) General lieutenant v. Baumgarten namens des russischen Ccn- trascomitss, und 3) Bergrath Visschcrs über den bel gischen Verein. Da diese Vorträge viel Zeit in An spruch nahmen, und dieselben außerdem schriftlich ciu- zurcichen sind, um durch den Druck veröffentlicht zu werden, stellte Dclegtrter v. Criegcrn (Sachsen) den zahlreich unterstützten Antrag, diese mündlichen Vor träge abzubrcchen und die dadurch verfügbar werdende Zeit auf die Berathungsgegenstände des Programms zu verwenden. Dieser Antrag fand beinahe einstimmige Annahme, und erstattete daher Generalarzt Dr. Stein berg von der königl. preußischen Marine Bericht über die die freiwillige Hilfe im Seekriege betreffenden Vor schläge des preußischen Ccntralcomitös. Eine eigent liche, tief eingehende Debatte sand nicht statt, da die anwesenden Seeoffiziere sich nicht an derselben bcthei- ligten, den übrigen Mitgliedern der Conferenz aber die nöthtige Sachkcnntniß abging. Nur Geh. Rath v. Haurowitz, Chefarzt der russischen Marine, machte auf Grund seiner in Amerika gemachten Erfahrungen mehr fache Bedenken gegen die Anträge geltend. Dem fügte noch Viceadmiral v. Karnebeck aus Holland einige Be merkungen bei, worauf die einzelnen Vorschläge des preußischen Comites Annahme fanden. Allein eine Anzahl von Confercnzmitglicdern konnten sich der Wahr nehmung nicht verschließen, daß man hiermit Beschlüsse gefaßt habe, deren Ausführung möglicher, ja wahr scheinlicher Weise die finanziellen Kräfte der Hilssvcreine übersteigen werde. Es wurde daher von den Dclcgir- tcn Dr. v. Arneth (Wien), Hofrath v. Held (Bayern), v. Cricgern (Sachsenl und mehrern Genossen ein An trag eingebracht, dah gehend, daß die angenommenen Vorschläge für die Hilfsvcrcine keine bindende Kraft haben sollten, sondern lediglich als Wünsche anzuschen seien, deren Verwirklichung nach Maßgabe der vor handenen Kräfte anzustrcben sei. Der Antrag ist auf die Tagesordnung der Dienstagssitzung gestellt. --a. Berlin, 24. April. Die heutige Sitzung der internationalen Conferenz der Vereine zur Pflege im Kriege verwundeter und erkrankter Krieger begann Vormittag 10 Uhr, und stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung ein Antrag des Dr. rc. v. Lan- genbeck und 17 Genossen, dahin gehend: „Die hoben, der Genfer Convention beigetretenen Regierun gen zu ersuchen, nachstebende Vereinbarung zu ireffen und den AdditionalarUkeln der Genfer Convention bmzuzusügcn: „Hm Falle eines Krieges stellen die am Kriege nicht bethcitrgten oder neutralen Mache eine der Größe ihrer Armee entsprechende Anzahl von Militärärzten zur Verfügung der kriegführenden Parteien, um dieselben zu dem Dienste der Verwundeten in den Kriegslazarcthen zu verwenden. Die Entsendung der für diesen Zweck commandirten Aerzte erfolgt unmittelbar nach erfolgter Kriegserklärung. „Die für diesen Zweck commandirten Militärärzte treten unter den Befehl des Armcearztes derjenigen kriegführenden Macht, welcher sie zugetheilt worden sind." Derselbe wurde von Ur. v. Langcnbcck in eingehend ster Weise, besonders unter Hinweis darauf begründet, daß es sich durch die Erfahrung in den letzten Krie gen als nothwendig herausgesteUt habe, in Zukunft den Transport von Schwerverwundetcn unbedingt zu un- tcrlass'N, und daß daher die Zahl der in der Nähe des Schlachtfeldes erforderlichen Aerzte eine so große werde sein müssen, daß zn deren Herbeischaffung die Kräfte der freiwilligen Hilfe nicht ausreichend erscheinen könn ten. Die ärztliche Hilfe im Kriege müsse daher wirk lich zu einer internationalen gemacht werden, was jetzt, nachdem die Convention die Neutralität des ärztlichen Personals ausgesprochen habe, wohl möglich erscheine. Wirkl. Staatsrath v. Dübbcnctt spricht sich für den An trag aus, wünscht aber im Interesse dessen Durchführ barkeit eine andere Fassung, so vor Allem zu sagen: „Die ihren Armeen entbehrlichen Aerzte*, Einschaltung der Worte: „nach Maßgabe des Bedürfnisses" und Aus dehnung auf die im Felde „erkrankten Soldaten". Die weitere Debatte war eine sehr lebhafte, und betheiligten sich an derselben: Ba'vn Mundy (Oesterreich), Geh. Rath v. Haurowitz (Rußland), v. Cazenove (Frank reich), Oberstlieutenant Staaf (Schweden), General- lieutcnant v. Baumgarten (Rußland), Visscher (Belgien), Graf Scrrurier, Admiral v. Karnebeck und Prof. Dr. Virchow. Der Streitpunkt war vorzüglich der, ob jetzt cin Antrag ans Revision der Genfer Convention opportun erscheinen oder ob derselbe nicht vielmehr durch weitere Verschiebung der Ratification der neuesten Additionalartikel das ganze Werk gefährden könne. We gen vorgerückter Zeit wurde hier die Fortsetzung der Debatte auf die Montagssitzung vertagt, für welche außerdem die Vorschläge rücksichtlich der Fricdcnsthätig- keit der Vereine auf der Tagesordnung stehen. Hier auf begaben sich die Mitglieder der Conferenz zu Wa gen nach der Charite, um die daselbst befindlichen Baraken nnd Zeltlazarethe verschiedener Construction zu besichtigen, sodann nach den Jnvalidenpark zur Be sichtigung des im Bau begriffenen neuen Lazarcths des Berliner Fraucnlazarethvcreins, und endlich nach dem Artillcriecxcrcirplatzc, um einer Hebung der Kran- kcnträgercompagnie bcizuwvhnen und die Wagen neue ster Construction zum Transporte der Schwcrverwun- deten zu besichtigen. Die Hebungen wurden unter Specialleitung des Oberstabsarztes Dr. Roth in wahr haft ausgezeichneter Weise ausgeführt. Schließlich be gab man sich auf den Stettiner Bahnhof zur Besich tigung von Eiscnbahntransportwagen für Schwcrver- wundcte. Zur bessern Anschanlichmachung wurden scheinbar Verwundete in die Wagen verladen, und schloß sich daran eine Probefahrt nach der Station Bernau, wo die Ausladung erfolgte. Von da begab man sich nach Berlin zurück. — Bei der Festvorstellung im Opernhause, bei welcher den auswärtigen Delegir- ten Plätze im I. Range angewiesen worden waren, während die preußischen Confercnzmitglieder im Par ket Platz genommen hatten, wurvcn aufgeführt: 1) der 2. Act aus Joseph und seine Brüder; 2) der 3. Act auS Margarethe von Gounod; 3) der 2. Act aus Tannhäuser, und 4) ein Ballet. Die Vorstellung, wel cher Se. Majestät der König beiwohnte, dauerte von '^7 bis '411 Uhr. Nach dem Theater fand zu Ehren der Confercnzmitglieder eine Alarmirung und ein Exer- citium der Feuerwehr statt. Das Alarmsignal wurde durch den Fcuertclegraph des Opernhauses gege ben, und bereits nach 4 Minuten jagte die erste Spritze herbei. Nach Schluß der ausgeführtcn Hebungen de- filirte die ganze Fcuerwchr im Galop bet Fackelscheine. — Zu der gegenwärtig hier tagenden interna tionalen Konferenz von Vertretern der der Gen fer Convention bcigetrctcnen Regierungen und der Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrank ter Krieger haben folgende Regierungen amtliche De- legirte beauftragt: Die ottomanischePforte (Aristarchi Bey, Gesandten in Berlin), Italien (Baroffic, Me dicinaldirector, und Fregattenkapitän Cottrau), Ruß land (Grnerallieutenant v. Baumgarten, Dr. v. Hauro witz, Chefarzt der Marine, Geb. Nath Nittcr, Contre- admiral Likhatschoff und Professor Duvenctt), Olden burg (Staatsrath Buchholz), Großherzogthum Mecklen burg-Schwerin (Staatsminister v. Bülow), die Schweiz (Obersten Hammer und Oberfeldarzt Dr. Lehmann), Bayern (Oberstabsarzt Dr. Dompicrre), Württemberg (Stabsarzt Dr. Fichte), Bremen, Hamburg und Lübeck (Ministerresidcnt Dr. Krüger), Belgien (Dr. Mcrchie und Bergrath Visschcrs), England (Professor Long- more), Oesterreich (Oberstabsarzt Baron v. Mundy und Corvettcncapitän Graf Wimpfsen), Sachsen (Ge neralmajor v. Reitzenstein), Schweden (Obcrstlieutcnant Staas), Niederlande (Major v. d. Staar), Großher« zogthum Hessen (Hofgcrichtsassessor Weber), Baden (Jntendanturrath Zehr), Preußen (geh. Mcdicinalrath Dr. Bardeleben, Corvettcncapitän Batsch, die geh. Ober hat der Anblick dieser schönen Thiere etwas Erfreu liches. Ich wurde vom Zufall noch sonderlich begün stigt, denn einer meiner Freunde, cin französischer Offizier, der ein großer Pferdckcnncr ist, weihte mich in die Geheimnisse dieser Ausstellung cin; cr diente längere Zeit in Algier und ist namentlich mit den arabischen Pferden sehr vertraut geworden; er machte mich natürlich auf deren unübertroffenen Schönheiten aufmerksam und thcilte mir verschiedene Anschauungen der Araber über ihre Pferde mit. Ueber die Farbe der Pferde z. B. gelten bei den Arabern folgende Grundsätze: die Schimmel — Farbe der Fürsten — können aber die Hitze nicht wohl vertragen; die Rap pen — bringen Gluck — sind aber auf steinigtcm Bo den nicht brauchbar; die Füchse, namentlich die Brand füchse, sind die schnellsten Pferde; wenn man Dir er zählt, Laß man in den Lüftcn ein Pferd habe fliegen sehen, so frage, welche Farbe cs hatte? Antwortet man: es war ein Fuchs — so glaube cs; die Brau nen sind die zuverlässigsten und genügsamsten Pferde; sagt man Dir: cin Pferd sei in einen Abgrund ge sprungen, ohne sich zu verletzen, so frage: welche Farbe es hatte? erwidert man: es war braun — so glaube cs. die Räume zu cincr PfndcauLsülluug lunutzt. T-m Jndustrüpalcste selbst, jchciut dics Albs vcUkcmmen glcichgiltig zu sein, cr nträgt alle Ausstellungen in d birgt olle Pretucte mit der gleichen Gewissenhaftigkeit. Wenn nur der kingargLzoll psnkNich bezahlt wird— das ist Alles, was las alte Haus begehn. Nirgends in ganz Paris wird man so riet philosophische Sorg lcsigkcit finden, als hier; ollcu Menschcn, die gegen die Fluctnalionen der Existenz nnd gegen unerwartete Echicksolrschläge Ten u h und Geduld bedürfen, rathc ich, sich in dieses stille Asyl der Resignation zu flüch ten. Gegenwärtig allerdings geht es hier nicht allzu still zu, denn die Pferde wachen gewaltigen Lärm. Gleich beim Eintritt wird man durch ihr lustiges Wie hern und durch einen angenehmen Heugeruch empfan gen. Man findet hier eine große Menge scköncr und eleganter Dan en und reicher, betiüllcr > nd besternter Herren, die von des Mrrgens früh bis des Abends spät, nicht müde werden, die edlen Thiere zu bewun dern, die sich in ihren sorgfältig gehaltenen Ständen glänzend gestriegelt brüsten. Es herrscht ein äußerst rcges Leben und die ganze Sache ist recht amüsant und interessant — namentlich für Pferdckcnncr und Pferde besitzet. Tic Ausstellung, die sich nun schon zum vierten Male wiederholt, ist von der Societe Kip- pigue in'S Lcbcn gerufen worden; sie umfaßt in die sem Jahre über fünfhundert Pferde, die in sechs Klas sen gelheilt sind; die hervorragendsten Pferdezüchter erhalten Preise; hierzu Ist eine Summe von 60,000 Frcs. ausgeworfen. Drr Kaiser, bekanntlich ein gro ßer Pferdekenner, intcrrssirt sich sehr für diese Aus stellung, deren günstiger Einfluß auf die französische Pferdezucht von Jahr zu Jahr mehr hervortritt. Aber auch für Leute, denen die tiefere Psrrdckenntniß abgrht, — leider muß ich mich unter diese Zahl rechnen — Feuilleton. Pariser Briefe. Pari», 2V. April 1800. Ist cs ein Glück oder ist cs cin Uebel? aber die englischen Moden und Sitten bemächtigen sich immer mehr und mehr der guten Stadt Paris. Meiner Mei nung nach ist dies cin Ucbcl, denn mir gilt die Originalität über Alles. Ich constatirc also mit Be dauern diese englische Ueberfiuthung, die dem alten Paris den Stempel seiner heitern Eigenthümlichkcit nach und nach gänzlich zu rauben droht. Leute, die rrich genug sind, um einen Theil drs Jahres auf dem Lande zubringen zu können, verlassen Paris anfangs Juli, um Ende Dccember wieder dahin zurückzukcbrcn. Anstatt das frische Grün und den jungen Blüthcnduft zwischen Himmel und Erde u begrüßen, genießen sie die ersten Sonnenstrahlen auf den Kais und Boule vards und längs dcr endlosen und staubigen Avenuen und Straßen der eitS lDussmsna — dics ist dcr für Paris neu angenommene Name. Die „Season" von London — die Stadt der Nebel — also April, Mai und Juni — ist nun auch die Saison für Paris ge worden. Die Mode will es so; sie scheint zu ver gessen, daß Paris die Stadt der Sonne ist — zuwei len einer etwas bleichen Sonne, die sich aber nie lange verbirgt. Kommt nun rin Sonnenstrahl, so bedeckt sich von den blauen Dächern der Tuilerien an, bis in die entlegensten Gänge deS Bois-de-Boulogne, Alle- was Straße, Gaffe, Weg, Trottoir oder Fuß pfad heißt, mit einer dichten, beweglichen Menge von Wagen, Pferden und Menschen; die Xvenuv <i« I lmpd r»tric« und alle die Alleen deS Bois-de-Boulogne gleichen einem Ameisenhaufen von Equipagen, Reitern und Fußgängern; das glänzt und blstst, lärmt und ft Am 23. April fand in Weimar die General- - Versammlung der „deutschen Shakespeare-Ge sellschaft" statt, nachdem Tags vorher die Herren Professor Dr. Ulrici, Oberhofmarschall v. Friesen (Dres den), Eommerztenrath Oechelhäuser, Professor Elze, Professor DeliuS, zu einer Vorstandssitzung zusammen getreten waren. Den einleitenden Vortrag in der Ge neralversammlung hielt die-mal Herr Oechelhäuser. Sein Thema war: „Die Würdigung Shakespeare s in England und Deutschland". Nach dem Jahresbericht, den Herr Professor Ulrici der Versammlung mitthetlte, lacht, regt und bcwcgt sich bunt durcheinander; mit jcdcr ncucn Frühlingssonne crncut sich täglich dics glänzende Schauspiel; cs ist das Tefile des Pariscr Neichthums — ja, des koSmcpoliüschcn Rcichthums, drr sich in Paris llencker-vou« zu geben Pflegt. Ge genwärtig hält diese glänzende Lawine, die sich un unterbrochen Tag für Tag aus dcm schon heißcn und staubigen Pans in die blühenden und duftenden Ge filde des Bois-de-Boulogne crgießt, einen Augenblick vor dcm Jndustricpalaste in den Champs Elysecs still. Hier findet jetzt eine großartige Pfcrdeausstellung statt. Diese Pserdcpassion, die sich der Franzosen plötzlich bemächtigt hat, ist eine englische Jmportation, die aber mit großer Vorliebe gehegt und gepflegt wird. Tic Ausstellung ist sehr schön und schenswcrth. Dcr Jn- dustricpalast glcicht cimm ungchcnern Gestüt. Dieser Jndustriepalast, dcr so ost angegriffen und lächerlich gemacht worden ist, verdient dennoch seiner stummen Resignation wegen alle Anerkennung — welch ein nützlicher Palast! Er erträgt Alles ohne sich zu bekla gen, und nimmt alle Gäste mit glcichcr Heiterkeit auf. Heute schmückt ihn eine GemüseauSstrllung, morgen wird er mit seltenen Blumen gefüllt; bald werden in seinen Räumen Möpse, Windspiele und alle crdcnk- liche Hundcracen grzeigt, bald brüsten sich unter glän zenden Glocken: verführerisch rundliche, zart gerippte Melonen. Kaum haben die letzten Aussteller ihre Preise empfangen, so öffnen sich die Pforten dirscs gastlichen Palastrs schon wieder einer Ausstellung von Hühnern, Gänsen, Eiern, Käsen und aller Produkte äe I» rsqe pnrcine — der französische Ausdruck schien mir etwas sanfter als der deutsche: Schwcinerace. — Und jetzt wo der Tag ganz nahe ist, an welchem in eben diesem Jndustriepalaste die alljährliche große KunstauSstcllung stattfindrn soll, hat man schnell noch
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