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Dresdner Journal : 22.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-22
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 22.04.1869
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Hiermit steht in engstem Zusammenhanges 95, der zuletzt in folgender Weise Annahme findet: Ntz »Wird eine Innung ausgeldst oder erlischt sie durch Ab- sterben ihrer Geuosscn, soLmuß ihr Bermvgen zuvörderst zur Bcnchliauug ihrer Schuldenlund:,ur Erfüllung ihrer sonstigen Beipflichtungen verwendet (werden. Der sodann verbleibende Uederschuß wird,tz sofern in dem Statut oder/in den Landes- gesehen nicht ein Anderes ausdrücklich bestimmt ist, der Ge- meinde, in welcher die ausgelöste Innung ihren Sitz halte, zur Benutzung für gewerbliche Zwecke überwiesen. Bei frei williger Auslösung der Innung kann eine Bertheilung des ver bleibenden Rciuvermögens unter die derzeitigen Mitglieder her Innung soweit beschlossen werden, als dasselbe aus Beiträgen dieser Mitglieder enisl inden ist. War^bisher das Vermögen der Innungen ganz oder theilwcise zur Fundirung von Un- terrichtSanstalten bestimmt, so darf dasselbe dieser Bestimmung nicht entzogen werden. Wird dafür nicht in anderer genügen der Weise Sorge getragen, so fallt das betreffende Vermögen der Gemeinde gegen Ucbcrnahme der darauf lastenden Ver pflichtungen zu. Entstehen aus den vorstehenden Bestimmungen Differenzen zwischen der Ortsgemeiude uud der Innung, so steht die Entscheidung darüber der höher» Vcrwaltungsbeyördt zu. Letzterer steht auch die Besugniß zu, den bisher mit der Innung verbllndeu gewesenen Hilfskassen nach der Auslösung der Innung Eorporatiousrechte zu erihellen." Hicrmtt wird die Berathung abgebrochen und auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung, Donnerstag (Mittwoch ist Bußtag), die zweite Lesung des Haus halts des Norddeutschen Bundes gestellt. Wj Flensburg, 18. April. Wie die „H. N." hören, hat die seit 1863 hier bestehende sogenannte dänische Freimaurerloge unter dem 3. d. M. vom königl. Landrathsamt zu Flensburg die Aufforderung erhalten, sich entweder einer Berliner Großloge anzuschlteßen oder auf Grund des 8 98 im Strafgesetzbuch durch Eingabe der Statuten für eine polizeiliche Durchsicht den Nachweis zu liefern, daß der Verein nichts Ver fassungswidriges betreibe. Die Loge hat nun weder die erste, noch die zweite Alternative annehmen wollen und infolge davon einstimmig beschlossen, die bis herige freimaurerische THLtigkcit einzustellen, wodurch eine polizeiliche Schließung überflüssig geworden ist. * Gera, 17. April. Der Landtag hat in seiner Schlußsitzung, gestern Nachmittag, den Hauptgegen stand, die eigentliche Veranlassung zu seiner Einberu fung, erledigt. Es betraf dies die Eisenbahnfrage Triptis-Schleiz-Hof, welche Linie bekanntlich von der bereits beschlossenen Bahn Gera-Eichicht in Triptis abzweigen sollte. In der Regierungsvorlage war die Angelegenheit nach allen Richtungen hin erörtert und als Resultat aller Erwägungen dem Landtage die Ab lehnung des Eisenbahnprojecls Triptis-Hof empfohlen. Der Präsident des Landtags, I)r. Alberti (Bürger meister in Schleiz), hatte, als Vorsitzender der Finanz commission, dagegen beim Landtage beantragt, dre Ausführung derselben zu beschließen. Das Resultat war aber dennoch die Ablehnung. ^Lübeck, 19. April. (H. N.) In ihrer heutigen Ver sammlung führte die Bürgerschaft die Berathung des Eommissionsberichtes wegen Ersparungen im Staatshaushalte nebst der Aeußerung des Senates dazu zu Ende. Das Endresultat ist, daß sämmtliche von der Commission gemachten Anregungen zu Erspa rungen eben nur Anregungen geblieben sind, von denen irgend ein reeller Erfolg in nächster Zeit, vielleicht sogar überall nicht zu erwarten steht. München, 19. April. (A. Z.) Die Kammer der Reichsräthe begann heute die Berathung über den Schulgesetzentwurf. Die allgemeine Debatte hierüber leitete Bischof v. Dinkel als Referent ein, ihm folgte der Correferent Oberconsistorialpräsident v. Harleß, welche sich Beide gegen das Gesetz, wie es aus der Abgeordnetenkammer hervorgegangen ist, aussprachen, desgleichen Erzbischof v. Scherr und Krhr. v. Zu- Rhein. Für den Entwurf in der von d.r Zweiten Kammer beschlossenen Fassung sprachen Fürst Hohenlohe, v. Faber und der Cultusminister v. Grcsser, während v. Döllinger gegen den Erlaß eines Schulgesetzes in der gegenwärtigen Zeit und unter Mitwirkung des gegenwältigen Landtags überhaupt sich äußerte. Der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe sprach sich energisch gegen die neuerlich in der Kirche herrschende Partei richtung und die im Syllabus, in oer Encyklika und ähnlichen Kundgebnngen hervorgetretenen Grundsätze aus, als im Gegensatz zum modernen Staatslebcn stehend, und bezeichnete dieselben als die Ursache, warum Staat und Kirche nicht mehr Hand in Hand gehen können. Bischof v. Dinkel schließt die allgemeine De batte. Morgen tritt die Kammer in die Berathung der einzelnen Artikel ein. Heidelberg, 19. April. Bezüglich des deutschen Juristentags erfährt die „Karlsr. Z.", daß infolge einer officiösen Anfrage eine Vorbesprechung von maß gebenden Persönlichkeiten stattgefundcn hat, worin man sich allseitig mit Freuden bereit erklä te, diese wichtige und angesehene Versammlung im kommenden August dahier zu empfangen und ihr jedwede Gastfreundschaft nach besten Kräften zu erweisen. — Wien, 19. April. Graf Taaffe hat seine Widersacher, welche ihm die Würde mißgönnen, die ihm der Kaiser nunmehr endgiltig verliehen hat. Sie möchten ihm in der öffentlichen Meinung schaden, und auf das kurze Geeächtniß der Menge vertrauend, sprechen sie die falsche Behauptung aus: Graf Taaffe sei zur Zeit der Verfassungssistirung vom Grafen Bcl- credi in das Cabinet gezogen worden. Nun wurde aber die Sistirung der Verfassung am 3. Febr. 1867 auf gehoben und Graf Taaffe trat erst am 7. März als Leiter des Ministeriums des Innern in das Cabinet, dessen Vorsitzender der damalige Baron und jetzige Graf v. Beust war, wurde am 27. Juni des genannten Jahres Stellvertreter des Ministerpräsidenten, behielt diese Würde nach der Neubitdung des cisleithanischcn Cabinets am 30. Decbr. bei, wurde zugleich Minister für Landesvertheidigung und öffentliche Sicherheit und nach dem Rücktritt des Fürsten Karl Auersperg am 25. Sept. 1868 interimistischer Ministerpräsident, bis ihm am 17. April der Kaiser diese Würde definitiv übertrug. Seine Herren College» im Cabinet haben hinreichende Gelegenheit gehabt, sich von der consti- tutionellen Gesinnung des Grafen Taaffe und der auf richtigen und festen Anhänglichkeit desselben an die Ver fassung zu überzeugen, sonst würden sie sich auf die dieserhalb an sie ergangene Anfrage Sr. k. k. Maje stät nicht einstimmig dahin ausgesprochen haben, daß dem Grafen der Vorsitz »m Ministerium verbleiben möge. Dabei sind für sie zugleich die Geschäftskennt- niß, die liebenswürdigen Manieren, die Verträglichkeit, die Gewandtheit, im Cabinet die Eintracht zu erhalten und entstehenden Differenzen die Spitze abzubrechen, mit bestimmend gewesen. Unsre Minister sind Capa- citäten und scharf ausgeprägte Charaktere, nicht geneigt, sich eiuem Präsidenten unterzuordnen. Daher ist Graf Taaffe, der sich nur als prima» in»«e parva betrachtet und keine maßgebende Stellung beansprucht, gerade der 422 geeignete Präsident für da- ciSlrtthanische Cabinet, wre es nun gerade zusammengesetzt ist. Die definitive Be setzung der Würde des Ministerpräsidenten ändert — wie Ihnen bereits von ariderer Seite berichtet Mrden ist — in dem seitherigen Regieruugssysteme durchaus nichts und hat nur die gute Wirkung, die HerdeUiehung aller möglichen Namen für den Vorsitz im Cabinet und die beständig austauchenden Gerüchte über Mintster- krisen gründlich nicderzuschlagen, dagegen die Üeber- einstimmung der Minister unter' sich, sowie mit der Krone unwidersprechlich darzuthun. * Wien, 19. April. Se.'Majestät der Kaiser ist heute Abend von hier nach Ofen abgereist. — Die heute im Abgeordnetenhause vom Finanzminister eingebrachte Regierungsvorlage, betreffend die Einführung neuer Goldmünzen, verfügt, daß statt der bisherigen Gold münzen (Kronen und halbe Kronens dergleichen zu 8 Gulden gleich 20 Francs in Gold, 4 Gulden gleich 10 Francs in Gold geprägt werden. Die Goldmünzen zu 8 Gulden werden 21 Millimeter im Durchmesser, 6,4»im Gramme im Gewichte und neun Zehntel Fein gehalt, d. t. neun Zehntel Gold und ein Zehntel Kupfer, die Goldmünzen zu 4 Gulden werden 19 Mil limeter im Durchmesser, 3,ns»» Gramme im Gewichte und neun Zehntel Feingehalt d. i. neun Zehntel G»ld und ein Zehntel Kupfer, enthalten. Es werden daher auf das Münzpfund oder halbe Kilogramm, bestehend aus neun Zehnteln Gold und einem Zehntel Kupfer, 77H Stücke zu 8 Fl. 155 Siücke zu 4 Fl. gehen. Bis zur Einführung der in Aussicht genommenen Gold währung bleibt der Annahmewerth dieser Goldmünzen dem freien Uebcreinkommen überlassen. — Dem „N. Frdbl." zufolge wird die österreichische Flotte nun um drei neue Schiffe vermehrt. Se. Majestät der Kaiser hat den Bau dreier Schraubenfrcgattcn geneh migt, welche die Namen „Erzherzog Albrecht", „Graf Radetzky" und „Custozza" führen werden. Zwei dieser Fregatten, und zwar der „Albrecht" ue.d die „Custozza", werden Panzerschiffe, während der „Radetzky", welcher als Ersatz für dos nächst Lissa verunglückte Kriegsschiff gleichen Namens zu dienen hat, wieder als Holzfregatte gebaut wird. Alle drei Schiffe werden auf den Werf ten des Herrn Tonello in Triest erbaut werden; die bezüglichen Contracte sind bereits abgeschlossen, und wird schon in den nächsten Wochen der Bau selbst be ginnen. — Der neuernannte amerikanische Gesandte am Wiener Hofe heißt nicht Hay, sondern John Jay. Er ist ein Enkel des bekannten Oberrichters Jay, wel cher 1799 als amerikanischer Gesandter nach England ging, und hat über die politischen und religiösen Streit fragen seines Landes vielleicht mehr Flugschriften in die Welt geschickt, als irg.nd ein anderer lebender Amerikaner. — Sechs Aegyptier sind dieser Tage in Wien eingetroffen, welche sich in der Staats druckerei in allen Fächern der Typographie ausbilden und Träger der neuesten Fortschritte dieser Kunstindu strie in ihrem Lande werden sollen. — Der Belgrader „Vidovdan" veröffentlicht eine, von dem Reichskanzler Grafen Beust an die k. k. Agenten im Auslande gerichtete, vom 1. April datirte Circularnote folgenden Inhalts: Seit einiger Zeit hat sich in den diplomatischen Kreisen des Auslandes das Gerücht verbreitet und ist bis zu uns ge drungen, daß die politische Correspondenz auf unsern Posten der nothwendigcn Sicherheit entbehrt, da ost Briefe polizeilich eröffnet werden. Er ergreife diese Gelegenheit, auf daS Entschiedenste zu erklären, das diesem Gerüchte nur Ver leumdung Nahrung geben konnte, da es keinen einzigen B^ weis gicbt, weicher dasselbe bekrästigcn könnte. Der Herr Mi nister erklärt auf das Entschiedenste, „daß, seit der Ausgleich mit Ungarn abgeschlossen wurde und die Verfassung zu Kraft besteht, welche durch Art. tu die Unverletzlichleit des Brief geheimnisses garantirt, bei keiner k. k. Post, also auch in Wien nicht, ein Institut bestehe, welches die Aufgabe hatte, Priese einer gewissen Kategorie vor ihrem Abgänge durchzusehen." — Darauf erinnert Gras Beust, daß neuerdings der Handels- minister allen cisleithanischcn Postbeamten empfohlen hatte, die gesetzlichen Vorschriften auf daS Genaueste zu beobachten, da jeder „Beamte, welcher unter welchem Vorwande und in wel cher Absicht immer ciuen Bries unbefugt herausgebe oder er breche, nicht nur als pflichtvergessener Staatsdiener seinen Dienst verliert, sondern auch als Verbrecher den Gerichten überlreserl werde." Der Herr Kanzler kommt dann aus seine Erklärung in der Delegation vom Jahre l8v7 zurück, daß nämlich daS Institut zur Eontrole von Briefen, welches mrt dem Ministerimn des Acußern in Verbindung stand, abgeschafft ist und bleibt. „Die öffentliche Meinung hat innerhalb des Rahmeuö der Verfassung genug Spielraum; jede politische An sicht, welche der Beachtung werth ist, hat die freie Presse und das Parlament zur Aeußerung, Privatmcinungen aber haben das Recht, Eigcnthum der einzelne» Personen zu bleiben, gleichviel wo sich diese Meinungen kundgeben, in der Privat- correspondenz oder im Privatgespräch." Nachdem der Herr Gras noch bemerkte, daß die fremden Vertreter am k. k. Hofe in fester Zuversicht der Gegenseitigkeit daS volle Recht des Briefgeheimnisses genießen, ermächtigt der Reichskanzler die k. k. Agenten, bei jeder Gelegenheit auf diese Erklärung sich zu berufen und die Sache in ihren Kreisen ins wahre Licht zu stellen. — Seit den Excessen, deren Schauplatz Jaroslaw in der Osterwoche war, erhalten Wiener Blätter fort und fort über Verfolgungen und Mißhandlungen der Juden in Galizien Mittheilungen, welche nicht nur die einzelnen Vorfälle übertrieben darstellen, son dern sie auf eine weitverbreitete systematische A italion zurückführen. Die „W. Abdp." bemerkt zu diesen Nach richten: AuS Schlägereien zwischen betrunkenen Bauern und jüdi schen Dorfschenkern, die in Galizien öfter vorkommen und denen am wenigsten eine religiöse oder politische Bedeutung beizumes sen ist, soll uun eine „galizische Iudenfrage" uud für die „Ver folgungen" der KatholiciSmuS und die katholische Geistlichkeit Galiziens verantwortlich gemacht werden, welche die zum reli giösen Fanatismus neigend« Bevölkerung seit Monaten in dieser Richtung systematisch bearbeitet und ausgeftachelt habe, und w zweiter Reihe die Regierung, welche nichts thue, um diesen sett Wochen andauernden, „an die finstersten Zeiten des Mit telalters mahnenden" Wirren zu steuern. Nu» haben die genauesten Erhebungen ergeben, daß Excesse gegen Israeliten in Jaroslaw, Radpmno uud Wiestm vorgekommen sind, nirgends sonst im Kronlande. I» de» beiden letzigenauuiell Ortschaften wurde» nämlich mehrern Israeliten bei Nacht die Fenster eingeworsen. Die Thäter, Bauernbursche, sind rrmrt und an daS Gericht abgeliefert woideu. Mit dem blutige» Raufexceß in RzeSzoff, über welchen fast alle Wiener Blät ter berichteten, hat es allerdings seine Richtigkeit: nur war es eine Rauferei von vier Juden untereinander. Christen vetbei- ligten sich an dem Excesse gar nicht, man müßte eS denn eine Betheiligung nennen, daß das Gemeindeamt die Excedenten arrrtirte und als auSweis- und beschäftigungslos iu derer» Hei- math abschob. DaS Eingrnseu der kalholstchen Geistlichkeit aber dürste sich wohl daraus beschränken, daß der Vicar Wojnar in Jaroslaw die am Nachmittage deS Ostermontags aus dem Ringplahe versammelten Leute anssordrrte, sich zu zerstreue» und bi« VeSverandocht zu besuchen, in welcher Mahnung ge wiß eher alles Andere, al- eine Aushebung gegen die Juden gelegen ist Zur Aufrechtdaltuug der Rube und Ordnung siud übrigens die umfassendsten Maßregeln getroffen und mit dem Erfolge, daß seit dem Ostermontage, einen Bubrnexreß am 4 d. M. abgerechnet, auch io Iaro«taw keinerlei Ruhestörungen »orgekommeu sind. Brüssel, 19. April. Wie wir in der „Etoile" le sen, ist außer den arstern Angegebenen auch der Srcrr- tär de» delgtschen Generalratycs dcr iuternation». lcu Aibciterassociatton, E. Hin-, verhaftet worden. Derselbe war der Hauptreduer auf elnem am vorletz ten Sonntag zu Seraing von der „Internationalen" arrangirten Meeting, sowie der einzige internationale Heilsprophet auf einer am-Hreitag in Jemappes ab gehaltenen Arbeiterversammluug. Die „Etoile" glaubt ferner zu wissen, daß bei verschiedenen Mitgliedern deS belgischen Generalrathes der „Internationalen" Haussuchungen vorgcnommen worden seien; die ge stern gemeldete Beschlagnahme von Papieren des Re dakteur- dcr „Neuen Volkstribüne" wird im „Echo du Parlement" jetzt amtlich demenlirt. Im Uedrigen nimmt die Meuterei ihren Fortgang. „Dir Sltuatton ist gespannter als je", schreibt das neueste „Organe de Mons"; „man erwartet heute Morgen eine Schwa dron Lanciers aus Tournai. Gestern Abend hatten sich in Quaregnon etwa tausend Arbeiter zusammengerot tet, und man versichert uns, sie hätten „Vivo la rs- pudlique!" gerufen. Vorher hatte eine Meeting statt gefunden, wobei es zu einer Collision zwischen Arbei tern und andern Personen gekommen war." Aus Flsnu und Framerirs werden ebenfalls Zusammenrottungen gemeldet. Das „Lütticher Journal" dringt bessere Nachrichten; mehr als die Hälfte dcr Stnkrnden hat die Arbeit rm Grand-Bac-Bassin wieder ausgenommen. In Seraing ist tue Arbeit wieder im vollen Gange. Ein von der „Internationalen" in Lrzc-Seraing auf vorgestern anberaumtes Meeting war äußerst schlecht besucht und endigte mit totalem Fiasco. Mehrere Rä delsführer, welche eine Arbeitseinstellung in jener Ge gend erzwingen wollten, sind verhaftet. Aus Ant werpen meldet der „Procurseur", daß vierzehn Zim merleute dek Cockerill'schen Etablissements feiern; auch unter den Schreinern und Cigarrenarbertern gährt es dort. Eine Depesche von heute Abend besagt, daß nach einem Telegramme der „Etvlle" aus Frameries dort die Ruhe wieder hergestellt sei; die Arbeiter verlangen die Arbeit wieder aufzuuchmen uud wünschen nnr emr geringe Lohnerhöhung. Florenz, 19. April. (Tel.) In der Deputirten- kammer wurde heute die Generaldiscmsion über den Gesetzentwurf, wonach auch die zum geistlichen Stande sich vorbereitenden Personen zum Militärdienste ver pflichtet werden, beendet. Mit 223 gegen 25 Stim men wurde der Antrag angenommen, das Princip Ms Gesetzes zu genehmigen und zur Berathung der Pa ragraphen überzugehen. Graf Usedom hat mit seiner Famile Florenz heute Morgen verlassen. Ler Ministerpräsident Graf Menabrea, die fremden Ge sandten und viele hervorragende Persönlichkeiten waren bei der Abreise gegenwärtig. Mailand, 19. April. (Tel.) Die Behörde hat eine Mazzinisli'sche Verschwörung entdeckt. Orsint- bomben und chiffrirte Schriftstücke sind mit Beschlag belegt und sechs Verhaftungen vorgenommen worden. Die Stadt ist ruhig. Rom, 16. April. Wir berichteten bereits nach der „Köln. Volksz.", daß der König Victor Emanuel dem heil. Vater einen Kelch gesendet habe. Nach einer vom heutigen Tage datirten Correspondcnz des selben Blattes verhält sich die Sache so: Der Kelch mit der Person, die ihn überreichen soll, ist angekommen; doch hat Niemand bisher be» der heitern Stimmung des heil. Vaters gewagt, diese durch Anmeldung des Ueberbringers des Geschenkes des Königs Vtcwr Ema nuel zu trüben. Jener ist ein mit Ordcnssternen ver sehener piemontcsischer Feldkaplan. Es giebt hier Manchen, der daran zwelfelt, daß Plus IX. das Ge schenk annchmen weroe. (Die Nachricht der Wiener „Pr." von einem eigenhändigen Glückwunschschreiben des Königs von Italien ist bisher von keiner Seite bestätigt worden.) — Während der Feste wurden vier Individuen verhaftet; es geschah in einem Kaffee- Hause am 12., Abends gegeu 'L8 Uhr, in der Nähe der Roionca; ihre geheimnißvollen Reden, von denen der Kaffecwirth mehrere Worte vernahm, das Factum, daß d.r heil. Vater gerade zu dieser Zeit sich in der Nähe befand, das verdächtige Aussehen der vier Kerle veranlaßten deren augenblickUche Verhaftung. Bei der an ihnen vorgenommenen Durchsuchung fand man Zwei von ihnen mit amerikaulschen geladenen Reoolvern, die beiden Andern aber mit langen Dolchen bewaffnet. Die Polizei untersucht. Alle vier sind aus Florenz zwei Tage vor den Festen hierhrrgekommcn. — Italienische Blätter thcileu den Erlaß des päpst lichen Ministers des Innern mit, betreffend die vom hell. Pater zum Vollzüge am 10. d. M. angcordneten Gnad enacle. Die politischen Gefangenen Antonio Demartino, Augusto Gulmanelli und Antonio Eerasi erhalten gegeu die schriftliche Erklärung, d^.v sie ihre Vergangenheit bereuen und nie mehr etwas gegen die päpstliche Herrschaft unternehmen wollen, ihre völlige Freiheit; unter gleicher Bedingung und der Verpflich tung, die iowischen Staaten zu verlassen, werden sechs andere politische Gefangene ebenfalls in Freiheit gesetzt; drei andere, die zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurthellt waren, sind zu zwanzigjähriger Dauer derselben Strafe begnadigt; jenen, die schon an dem päpstlichen Gnadenacte vom 2l. Juni Parti- cipirieu, wird abermals em Stra,Nachlaß von einem Jahre be willigt ullv eiucr andern Kategorie von Gefangenen der dritte Theil der Strafe nachgelassen. Dem politischen Gefangenen Annibale Lucarelli wurde durch einen besonder« Gnadrnact die Freiheit wledergegeben. Washington, 19. April. (Kabcltelegramm aus „Rcu- tcr's Office".) Es ist Befehl erlhult worden, daß acht Dampfer mit 77 Geschützen zur Verstärkung des westindischen Geschwaders abgehen sollen. Lrnrnnllttgott, 2i.'rjttzuugtli.'l. Uft öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Der seitherige Rechtscandidat Herr Or. Johann Georg Maximilian Blum in Leipzig und der seithe rige Referendar beim Bezn ksgcrichic Freiberg, Herr Karl Paul Theodor Naumann in Neustadt bei Stol- pcu sind zu Advocaten ernannt und als solche ver pflichtet worden. Der Advocat Herr Karl Hermann Oehme in Annabcrg ist nach Maßgabe der Notariais- ordnung vom 3. Juni >859 zum Notar ernannt und als solcher verpflichtet worden. Dresdner Nachrichten vom 21. April. L Gestern beehrten Ihre königl. Hoheiten dcr Kron prinz und die Krau Kronprinzessin das zweite Theater mit Höchstihrem Besuche und geruhten der zweiten Gastvorstellung des Herrn Directors Fürst mit seiner Gesellschaft von dcr mit Blumen decorirken und festlich erleuchteten Proscenium-lcae aus von Anfang dis zu Enke beizuwohncn. Zur Aufführung vor einem zahl reichen, ausgrwählten Publicum kam der emacttge Schwank von I. Doppler, Musik von Kleiber, „Dv Mord im Hotcl", dessen amüsantes und höchst tomi- sche- Sujet ohne jegliche Prätevsion feinen Effect um so sicherer erreichen mußte, als Sptel und Gesang in eiuem trefflichen Ensemble sich begegneten. Herrn Schneider'» LordStnglton war eine drastisch wirkende Figur, mit charakteristkscher Komik angelegt und durch- geführt, uud Herrn Lmbrunuer'S komisches Talent sand tu der Rolle des Bardtergesellen ergötzlichen Ausdruck, namentlich in der vermeintlichen Vergiftungsscene, wir auch die Damen, Frl. Graf als alte Baronin und Hundenärrtn und Frl. Kirchhofer als fesches Stuben mädchen rxcellirten. Darauf folgte das einaktige Wie ner Lebensbild von Baier, Musik von Kleider, „der Schellerl-Tanz", eine reizende kleine Piece voll Ge- müth und Humor, in der uns charakteristische Melodien des Südeirs anheimeln. Die einzelnen Rollen durch weg gut besetzt, gehoben durch exactes Zusammenspiel, erzielten die Herren Fürst als Schuhmacher und Lin- brunner als Hausherr durch die natürliche und ge- müthliche Komik ihres Spiels, wie durch die routinirte Originalität ihres Gesanges einen stürmischen Applaus; zwei Figuren, die wir zu einem ergötzlichen Genre- dildchrn eingerahmt wissen möchten. Den Schluß der Vorstellung bildete bas Singspiel von Karl Bayer, Musik von Kleiber, „Asrcfisuä lle Holle» und die Ca- dctten", in weichem die Metamorphosirung dcr acht jungen Mädchen u» stramme Cadetten der verschieden sten Waffengattungen selbstverständlich den intendiiten Effect nicht verfehlen konnte. Die Anspielungen auf Sieuerlast und Politik, resp. auf die ungarisch-öster reichischen Verhältnisse sind nicht ohne Witz vom Stand punkte des gcmüthlichen Oesterreichers aus, der sich nicht so leicht in feiner gcmüihlichen Laune und in sei nem voltsthümlichen Humor beirren läßt. Herr Kürst als ausgedienter Feldwebel und eingeschüchterier Vater von acht heirathsiustigen Töchtern ist eine durch und durch ergötzliche Figur, wie Mich Herrn Linbrunner's Lajos durch die charakteristische Derbheit des eingefleisch ten, nervigen Husaren zündend wirkt. Mit großem Applaus wurde selten des Pudlicums namentlich auch das Damenterzett ausgenommen. — Seit erner langern Reihe von Jahren wirkt hier in verdienstvoller Weise der Schrothlsch-diätetische Verein, gegenwärtig von dem Besitzer und Dirigenten der gleichnamigen Heilanstalt, vr. w«ll. Kies, geleitet. Durch dre Beiträge der Mitglieder, ciner Anzahl Männer und Frauen aus den verschiedensten Ständen, wird unter Anderm die sogenannte diätetische Armeu- klinik (Nordstraße Nr. 17) unterhatten. Wer sich über die Prlncipien der genannten Heilanstalt unterrichten will, den machen wir aus einen Cyklus von Vor lesungen aufmerksam, welche Herr Or. Klrs näch sten Freitag Abends in „Nagels Hotel" mit einer populär-physiologischen Abhandlung über die Säfte masse zu eröffnen gedenkt. (Vgl. im Inseratentheile.) ZtL" Die Gewinnliste der gestrigen Ziehung der k. sächs. Landrölotterie befindet sich rn dcr Beilage. ProvinMimchrichkn. Leipzig, 20. April. (L. Lgbl.) Heute fand die goldene Jubelfeier des Hauses Ferdinand Flinsch hierselbst statt, und zwar in folgender Weise: Früh nach 8 Uhr Beglückwünschung der Chefs von Seiten des gejammten Gejchäftspersonals in dem festlich ge schmückten Compivir unter Ueberrcichung einer silbernen Votivtafel und eines brillant «usgesiatleten Albums mii den Photographien der Mitarbeiter in Leipzig und Berlin und der Beamten dcr Fabriken in Pemg, Blan kenberg und Kospuden. Hierauf warme Dankeswcrte der Chefs und Kundgebung von Verleihung der Pro cura an drei der ältesten, treuen Mitarbeiter, und zwar den Herren I. C. Hentze für Berlin, F. A. Seidel für Leipzig, Louis Will für Blankenberg (Fabrik). Sodann Graiulationeu von Seiten der bebemenosten hiesigen Buchhändler, der Deputation der hiesigen Buchdruckcrei- besitzergcnossenjchaft (vertreten durch die Herren: Siavt- ältesicr R. Häilcl, A. Th. Engelhardt, I. G. Bär), sowie vieler hiesiger und auswäriigcr Geschäftsfreunde. Von den brieflichen Anerkennungs- und Beglückwün- schungsschreiben Hebei» w»r hervor die vom Rache der Stadt Leipzig, von der hiesigen Handelskammer und vom Siadtlathe und den Stadiverorbneten zu Penig. Außerdem liefen aus den verschiedensten Orten Deutsch lands zahlreiche Beglückwünschungsjchreiben und De peschen ein. Am Abend wird ein Festessen bei einem der Herren Flinsch die Chefs und Mitarbeiter vereinigen. — Mit dem 30. Juni d. I. wird die alle Wasser kunst geschlossen werden, so daß an die von der selben zeitycr gespeisten Röhrtröge voll diesem Zeit- pnntte ab Wasser nicht mehr abgegeben werden kann. Zwickau, 19. April. (Zw. Tgbl.) Heute Nachmittag kau, berm Rücken der Kvhlcnlowries vom Himmelfahrts- nach dem Alexanderschachte in Planitz der Bremser Karl Schädlich aus Planitz zwischen die Puffer zweier Wagen, und waren die von ihm hierbei erlittenen Verletzungen so schwer, daß er nach wenigen Mi nuten seinen Geist auf gab. Krimmitzschau, 19. April. (Anz.) Gestern Abend gegen '^11 tthr verunglückte der von hier gebürtige und in Zwickau stativiurte Schaffner Horn in Göß nitz bei Gelegenheit des um diese Zeit von dort nach hier abgehenden Güterzuges. Wie man vermuihet, ist Horn beim Besteigen des Wagens infolge großer, durch Regenwetier erzeugter Schlüpfrigkeit der Tritte des letztem auSgeglcitct, auf die Schienen herabgefallen und von drei Wagen überfahren worden; der Lod er folgte sofvit, und waren ihm außerdem Brust, Arme und Beine entsetzlich verstümmelt. PnlSnitz, 18. April. (Wchbl.) Heute feierte in voller Rüstigkeit einer der geachtesten Männer unserS Nachbarorts Großröhrsdorf, Herr Bandfabrikant C. G. Boden (Firma C. G. Boden und Söhne) seine goldene Hochzeit, und Alles vereinigte sich, um dies Fest zu einem der schönsten seiner Art zu machen. Gegen Mittag erschien Herr Amtshauptmann v. Salza und Lichtenau und überreichte im Auftrage Sr. Ma jestät des Königs dem Jubilar das Ehrenkreuz des Albrechtordcns, indem er den Jubilar als Beispiel da für aufstcllte, wie bei strenger Rechtlichkeit, Thätlgkeit uud Umsicht von den beschcldrnsten Anfängen aus fast für unmöglich zu haltende Ziele erreicht würben. Um 2 Uhr fand in der Behausung des Jubelpaares die kirchliche Feier, insbesondere die Einsegnung desselben durch Herrn Pastor Henrici statt. Später vereinigte ein Festmahl die zahlreichen Gäste. Statistik uud Bolkswirthschaft. " Gambia»«», 2«. April. (Tel.) Wi« an gcwöbnlichuw- »errichteter Stelle verlautet, soll der Bau der Tilsit^Re- meler Eisenbahn noch in diesem Jahre begonnen »erden. Zur Erleichterung der Verdondtuugen würde der Betrceb der Injtardarg-lllfiirr Bah» von Staars wegen übernommen werdest».
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