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Dresdner Journal : 17.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-17
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1869
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M87. Sonnabend, den 17. April. 1868. XdiantmeMixrelst: Iw RorLS. Nanä»: liikrlivk: 8 I'UIr. — Kxr ^^Lkrtiol»; 1 „ 18 „ 81ov»tlick:— „ 1b „ LillrelQsKuwmeru: 1 „ Io kr«oi»«» tritt jilkrlidl 2 I'blr. 8t«wpelxebül>r, > »u»»eri>old 6«» Morrill. Nu»6«» kost «u6 Steiopclouscdloxkion». Inseratenpreise: kür 6«u konm einer xe»p»Iteoei> Teil«: I Kxr. Voter „Lioxesooät" 6>« Leil«: 3 Kxr. erscheinen: l'üxiieü, mit Xninokm« 6er 8ooo- on6 keierto^o, Xkev6» kür 6eo kolxeoüei» Hx Dres-nerIoinnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratenannahme auswärts: Leixiix: k». vonio-rorroi», Oowinisstootlr - 6e» Oreeüaer 6ouro»I,; eUenä»».: kl. Lvori« koor^ »«mdurx-LerUa- V>»o-I<»ip»ix-L»5«l-k'r»o>ikllrt » H ll^iüixsrn» ch Vuor.ro, Lertia. Ooorrve'sclre liuclili., lirrrurrro'o Itureou, Uvool-eu bluser; üreineo L. 8cur.urro; Lreiloo: k, 8 roorrrki'» Xnoonceuüiiruitli, .Iroor, Itror, korriii»; kroolrklirt » H : ^ororir'suüe Itnuliü. - Lülo! ^r>. »toror». k»ri»: kk^vt«, I.xrrir«, livr-i irn LOo., (8, kl»u« 6s l» 1jour»s)i krox: k« Luar-lcuii NucUU.; Vien: Xl.. Oerol.ro. Herausgeber: Hünrxl. Lrp«6lt>oo 6e» Oresäaer ^aarool^ Or«»6so, Liarisastr»»»« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 15. April. Seine Majest.it der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Concertmeister Lauterbach das von Seiner Hoheit dem Herzog Georg zu Sachsen-Meiningen ihm verliehene, dem Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordcn affiliirte, Vrrdienst- kreuz annchme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 16. April, Nachmittags. (W.T.B.).Jn der heutigen Sitzung des Reichsta ges bildete den ersten Gegenstand der Tagesord nung die Bcrathung des Antraas der Abgg. Twesten, Graf zu Münster und Genossen wegen Einsetzung verantwortlicher Bundesministerien, namentlich für auswärtige Angelegenheiten, Fi nanzen, Krieg, Marine, Handel und Verkehrs wesen. Abg. Twestcn motivirt den Antrag unter Hin weis auf die Unfertigkeit der Bundesverfassung und betont, daß der Antrag bezwecke, Ordnung und Ste tigkeit in die Bundesverwaltung zu bringen, welche jetzt chaotisch sei. Die Ressorts des Krieges und des Auswärtigen seien schon auf den Bund übernommen; Ressvrtchefs für Handel und Finanzen seien unentbehr lich. Das Hauptmotiv des Antrags sei das von der nationalen Entwickelung untrennbare konstitutionelle Recht. Graf zu Münster erklärt, ihm wäre ein weiter gehender Antrag auf Revision der Bundesverfassung lieber gewesen. Er hoffe, diese durch den vorliegenden Antrag zu erreichen. Der Antrag motivire sich als ein Vertrauensvotum für den Bundeskanzler Grafen v. Bismarck (Heiterkeit) und beabsichtige eine geordnete Verwaltung. Berlin, Freitag, 16. April, Nachmittags*). (Tel. des Dresdu. Jonrn.) In der heutigen Sitzung des Reichstags dielt bei Berathung des Antrages auf Errichtung von verantwortlichen Bundesmini sterien der kgl. sächsische Staatsminister Freiherr v. Friesen eine wiederholt vom lebhaftesten Beifall unterbrochene Rede. Staatsminiser v. Friesen sagte: Dankbar sei er dem Grafen zu Münster, daß dieser unverblümt als Ziel des Antrages die Beseitigung des Bundesstaates hmgcstcllt habe; hiergegen offen zu sprech», sei seine vom Amtende befehlene heilige Pflicht. Wenn der Abg. Twestcn Unsicherheit in den Bundes- organisationcn finde, so käme dies einzig daher, weil jeden Augenblick die Verfassung durch An träge in Frage gcstcllt wurde, die Ccmpctcnzübcrschrei- tungcn involvirten. Nicht als Feind des Bundes, sondern als Freund desselben warne er den Reichstag vor dem Anträge. Diese seine Stellung sei ein verfassungsmäßig berechtigter Partieularismus, dem Redner stets huldigen werde. Dringend wünschcuswerth sei es, daß in Deutsch land endlich das Gesühl der Sicherheit cintrcte, auch nach innen. Endlich müsse dieses Drängen auf den Einheitsstaat ein Ende haben; bis hierher und nicht weiter. Mit selchen Anträgen nehme man den lüsten Frcundcn des Bundes die Waffen aus der Hand. Solche Anträge, die an den Fundamenten des Hauses rüttelten, machten das Wohnen darin Nie mandem angenehm; sie lockten Niemanden einzuzichcn und seien am allerwenigsten ein Ausbau zu nennen. Redner schließt mit lebhafter Warnung vor wiederhol tem Rütteln on der Vcrsassnng des Buntes. *) In Berlin ausgeyebcn I Uhr 27 Minnien; an uns ab- geliesert 4 Uhr -tu Minuten Die Redaktion. Wien, Freitag, 16. April. (W. T. B.) Wie die „Presse" erfährt, empfing der Papst anläßlich seiner Secundizseier ein eigenhändiges Glückwunsch schreiben auch vom Könige von Italien. Pesth, Donnerstag, 15. April. (Corr.-Bür.) Die Steuerreform Enquötecommission wurde heute eröffnet. Der Finanzminister trug ein Erpos6 vor, in welchem er die Grundsteuerreform als die vor Allem dringendste bezeichnete. Paris, Donnerstag, 15. April, Abends. (W. T. B.) Der gesetzgebende Körper setzte heute die Budgetdebatten fort und berieth den Etat des Ma rineministeriums. Der Regierungscommisfar, welcher ein Amendement Bcthmont's bekämpfte, constatirte, daß die ReorHant- sation der Flotte bereits sehr vorgeschritten sei, und betonte, daß der gegenwärtige Stand der Flotte und die Ausrüstungen der Arsenale einen Werth und eine Stärke darstellen, wie sic Frankreich in keiner Epoche seiner Geschichte besessen habe. Das Amendement Beth- mont's wurde verworfen. Die „France" hält das vom belgischen Finanz minister Frdre-Orban eingereichte Projekt für un annehmbar und meldet, ein Ministerrath prüfe beute dasselbe und werde wahrscheinlich ein Contre- project entwerfen. Der „Public" dementirt die Nachricht, daß Frankreich sich verpflichtet habe, seine Truppen aus Rom nach den Wahlen-zurückzuziehen. Brüssel, Donnerstag, 15. April, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte in heutiger Sitzung das Budget des KriegSministe- riums mit 55 gegen 25 Stimmen. Die Nachrichten aus Seraing lauten durch aus befriedigend; die Arbeiten werden allmälich wieder ausgenommen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Bei MonS haben Arbeitseinstellungen stattge- fundcn. Die Arbeiter verlangen Lohnerhöhung. Ruhestörungen sind noch nicht vorgckommen, doch ist Militär dorthin abgegangcn. Florenz, Donnerstag, 15. April. (Tcl.d.Pr.) Ein königliche« Decrct wurde veröffentlicht, laut welchem die Douanen von Descnzano, Limone, San Giovanni, Malccsine und Salo aufgehoben und internationale Douanen errichtet werden, und zwar in Riva und Torbole. Die Douane von Eaprile im Belunesischen wird in eine internationale ver wandelt. Madrid, Donnerstag, 15. April, Abends. (W.T.B ) In der heutigen Sitzung der Eortes ver- theidigtc der Bischof von Jaen ultramontane Doc- trincn und verlangte hinreichende Mittel für eine religiöse VolkSerziehung. ES heißt, General Eordova solle den General Dulce als Generalcapitän von Cuba ersetzen. Lissabon, Donnerstag, 15. April, Abends. (W. T. B.) Auf das Gerücht von einer vorbereite ten Militärrevolte traf die Regierung die streng sten Vorsichtsmaßregeln. Die Kammern sollen zum 26. d. M. einberu fen werden. London, Donnerstag, 15. April, Nachts. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte auf eine Interpellation Sheridan s der Untcrstaatssccretär des Auswärtigen, Otwan, Eng land müsse den Mcricanern die Wiederanknüpfung der diplomatischen Beziehungen überlassen. Ncwde- aatc beantragte eine scchsmonatlicbe Vertagung der Berathung der irischen Kirchcnbill, doch wurde dieser Antrag nach langer Debatte mit 355 gegen 229 Stimmen verworfen. (Vgl. unter „Tagesge- schichte".) Washington, Donnerstag, 15. April. (W.T. B., Kabcltclegramm.) Der Senat genehmigte den NaturalisattonSvertrag mit England, verwarf da gegen den Vertrag mit Columbia behufs Durch stechung des Isthmus von Panama. Tngtsgeschichte. Dresden, 16. April. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatte für das Königreich Sachsen ist mit der Ausgabe des 5. Stücks vom Jahre 1869 begonnen worden. Dasselbe enthält: Nr. 24) Bekannt machung vom 31. März 1869, eine Aenderung in dem Notcnprivilcgulm der Lcipzigcr Bank betreffend; Nr. 25) Bckanntmachnng vom 2. April 1869, die Auf hebung der Stempelpapicrvcrwcndung betreffend (abge druckt in Nr. 77 des „Dresdn. Journ."); Nr. 26) Verordnung vom 8. April 1869, die Richtungslinie der Chcmmtz Leipziger Staatseisenbahn betreffend; Nr. 27) Bekanntmachung vom 8. April 1869, die Nichtungs- linie der Kottbus - Großenhainer Eisenbahn innerhalb des königl. sächsischen Landesgebietcs betreffend; Nr. 28) Beiordnung vom 8. April 1869, die von Seiten der Civilbehördcn an die Militärbehörden über Todesfälle von beurlaubten Soldaten und überhaupt Mannschaften des Beurlaubtcnstandcs zn machenden Mitteilungen betreffend; Nr. 29) Verordnung vom 8. April 1869, die Canalordnung für den Gröde! Elsterwerdaer Canal betreffend. ll Berlin, 15. April. Den heutigen freien Tag benutzten alle Parteien des Reichstags, um sich für die morgende Debatte über den Tw esten-Graf Mün ster'sch en Antrag, die Errichtung von Bundesmi nisterien betreffend, zu rüsten. Die abwesenden Mit glieder sind zur morgenden Sitzung besonders eingcla- den worden, zwischen den Führern der Parteien findet ein lebhafter Austausch von Vorschlägen statt und für den Abend sind in allen Fraktionen Versammlungen angesagt. In den Vormittagsstunden tagte, zusammen berufen vom Abg. v. Bernnlh (dem früher» Justizmi- nistcr im Ministerium Auerswald-Schwerin), die soge nannte freie Vereinigung, ein Kreis meist altliberaler Abgeordneter, denen sich viele sogenannte „Wilde" an- gcschlosscn haben. Diese Fraktion, die man in einem ein- heitsstaatlichcn Parlamente vielleicht das rechte Ccntrum nennen würde, hat schon oft in Fragen, wo sich die ver schiedenen Parteien in ziemlich gleicher Stimmenzahl cntgegenstauden, den Ausschlag gegeben, und sic dürste auch morgen berufen sein, das entscheidende Wort zn sprechen. Der ganze Gang der Debatte wird morgen wesentlich davon abhängen, in welchem Stadium der Verhandlung der Herr Bundeskanzler das Wort er greifen und was er für Erklärungen abgebcn wird. Je nach dem Inhalt der buudcskanzlerischcn Erklärun gen wird die oben erwähnte freie Vereinigung Vorschlä gen, den Antrag Twesten-Graf Münster entweder an eine Commission in verweisen, was einer indirekten Befürwortung desselben glcichkäme, oder über diesen Antrag, als zur Zeit inopportun, zur motivirten Ta gesordnung, oder endlich, was seiner schroffsten Ver werfung glcichkäme, über ihn zur einfachen Tagesord nung überzugehc». Düse Politik der „freien Vereini gung" hat im Augenblick um so mehr Chancen auf Erfolg, als der energische Widerstand, den der Herr Bundeskanzler dem Anträge bisher entgegengesetzt hat, die Sprache der „Prov.-Corresp." und die Haltung der Conservativen und ihres Organs (der „N. Pr. Z.") mehrere Mitglieder der freiconservativen Fraktion in ihren Entschlüssen wankend gemacht hat. Man spricht cs offen aus, daß, wenn man ein solches Resultat an dieser Stelle vorausgesehcn hätte, man seine Unter schrift dem Anträge Twcsten-Münster nicht gegeben haben würde. Gern würde daher namentlich die freiconser- vativc Partei die ganze Erörterung, die morgen erfol gen wird, vermieden sehen. Von anderer Seite aber hält man es für erwünscht, daß sich der Reichstag aus- sprcchc, daß die Parteien offen Farbe bekennen und auf Grund der Debatten eine Sonderung der Parteien er folge. So steht die Sache heute, wo die großen Par teien noch keine bindenden Beschlüsse gefaßt haben, wo aber alle Welt auf den Inhalt der erwarteten Rede des Herrn Bundeskanzlers aufs Aeußcrste gespannt ist. Als Curiosum, welches aber die Wichtigkeit der mor genden Debatte charaktcrisirt, mag noch erwähnt wer den, daß für einen rcservirten Sitz auf den Tribünen dcs Reichstags mehrere Thaler geboten werden — Ein dieser Tage im Bundcsrathc cingcbrachtcr An trag Hamburgs auf Errichtung eines gemeinsamen obersten Bundesgerichtshofs für alle Criminal- nud Civilrcchtsstrcitigkeitcn ist, wie man hier an nimvlt, die Antwort auf den Antrag Sachsens auf Errichtung eines obersten Bundesgerichtshofs für Handels- und Wcchselsachcn. Hamburg scheint zu be fürchten, daß der Bestand dcs Oberappellationsgcrichts in Lübeck, wenn demselben die Handels- und Wechsel fachen entzogen sind, auf die Dauer nicht zn erhalten ist. Und es ist vielleicht vom Standpunkte des Ham burgischen Interesses erwünschter, statt sich einem an dern der bestehenden OberappcUationsgcrichtshösc an- zuschlicßcn, lieber gleich einen obersten Bundesgerichts hof zu construiren und diesem bcizutrcten. Vor der Hand dürften sich aber einem solchen erhebliche Schwie rigkeiten in den Weg stellen, derselbe sogar unmöglich sein. Denn der Grund, der von Sachsen für einen obersten Handclsgerichtshof mit Recht angeführt wnrdc, daß ein einheitliches Handels- und Wcchsclrccht vor handen ist, trifft hier nicht zn, da es kein gemeinsames Civil- und Strafrecht zur Zeit giebt. — Die Peti- tiouscommission hat sich neuerdings mit der Frage der Doppelbesteuerung befaßt und wird beantragen, die Frage im Wcgc der Bundesgesetzgebung zn lösen. Ueber die ganze Angelegenheit schwebten bis jetzt be kanntlich Unterhandlungen zwischen Preußen nnd Sach sen. Es wird Sie intcressiren, zu erfahren, daß diese Unterhandlungen in diesen Tagen zum Abschluß ge diehen sind und daß somit die Basis gewonnen wor den ist, auf welcher sich ein Bundesgesetz aufbaucn kann. — Endlich hat man im Bundcsrathc auch be schlossen, das im letzten preußischen Landtage bcrathene Gesetz über die Entschädigungspflicht der Eisen bahnen dem Reichstage vorzulcgen und so eine gleich mäßige Behandlung dieser für das ganze rciscndc Publi cum hochwichtigen Angelegenheit zu sichern. * Königsberg, 15. April. (Tel.) Vor dem Nath hause fand heute eine starke Ansammlung von Arbei tern statt. Eine Deputation derselben begab sich zum Oberbürgermeister und forderte von demselben Arbeit, Steuererlaß und Ausweisung der fremden Ar beiter. Der Oberbürgermeister vcrhieß der Deputation morgen Bescheid zu ertheilen. Die Haltung der Menge war eine durchaus ruhige. * Frauenburg, 15. April. (Tel.) Der Bischof von Ermeland hat die durch den Tod des Domdcchauten Ur. Eichhorn erledigte Stelle eines Domdcchanciprä- latcn dcs Domkapitels zu Frauenburg dem Domkapi tular Blockenhagcn verliehen. * Frankfurt a. M„ 15. April. (Tel.) Hiesigen Blät tern zufolge hat die Negierung die Genehmigung zu den Vorarbeiten für das Projekt eines Rhein-Main- Canals ertheilt. Bückeburg, 13. April. (N. Pr. Z.) Am gestrigen Tage ist unser Fürstenhaus und un,er Land durch die Nachricht vom Ableben Ihrer Durchlaucht der ver witweten Fürstin Ida zn Schaumburg-Lippe, gebornen Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, welche seit Beginn des Winters in Mentonc verweilte, in tiefe Trauer versetzt. Se. Durchlaucht der Erbpriuz ist alsbald «ach Eintreffen der telegraphischen Trauer botschaft mit Begleitung nach Mentonc abgcrcist. Die entschlafene Fürstin, Mutter unsers regierenden Fürsten, war am 26. September 1796 geboren. Zur Ucber- führung der Leiche der hohen Entschlafenen in die Fürstcngruft zu Stadthagen ist der Kammcrbcrr v. Me ding nach Mentone gesandt worden. * Hamburg, 13. April. Das Hamburger Nicder- gericht hat in diesen Tagen die „Reform" wegen Ehren kränkung des Pastors Behrens, begangen in einem Artikel: „Ein Pastor im Fegefeuer", zu einer Ent schädigung von 6000 Mark Banco (— 3<X)0 Thlr.) an den Beklagten vcrurt heilt, die dieser nach seinem Ermessen zu öffentlichen und milden Zwecken verwen den soll. * München, 15. pril. Die Rcichsrathskam- mer hat heute den außerordentlichen Militärcredit von 1,100,000 Gulden für die Anschaffung vonWcrdcrgcweh- ren genehmigt und die Gcnvsscnschaftsgesctze angenom men.— Die Abgeordnetenkammer stimmte gestern nach lebhafter Diskussion dem Reichsrathsbcschlusse we- FeuiUeton. K. Hofthcater. Donnerstag, 15. April, gastirte Herr Hanstein als Reinbold in Benedir' Lustspiel „Die relegirten Studenten*. Das Stück wird fast in allen Partim — bis auf einige etwas stockende und schleppende Rollen — sehr gut gegebm. Seine sceniich unterhaltenden, wenn auch ins Triviale ab- schweifendrn Genrebilder awüsirtcn ungemein. Die lebenswahre Schilderung dir Spießbürger- u. Krämer naturen, dieser Männer „bei der Stadt", die Treue und Redlichkeit auf der Zunge und Niedertracht im Herzen haben, sammt ihren Frauen, kann ihre Wirkung nicht verfehlen. Viele unter dcn Zuschauern werden dadurch an liebe Bekannte erinnert und freuen sich, dicse im getreuen Conterfei auf der Bühne in ihrem gemeinen Egoismus bloßgcstrllt und getäuscht zu sehm. Und diese „zärtlichen Verwandten" werden von dcn Herren Jaffs, Heese, Marchion, Fräulein Berg und Allram mit realer Wahrheit ergötzlich dargcstellt. Der Gast, Herr Hanstein, verfiel m der Rolle des Reinhold nicht in eine zu contrastirrndc Tongebung; in den ersten Acten war sie etwas zu laut, aber Ge wohnheit an unsern Theaterraum würde bald das rich tige Maß ergeben. Er spielte mit trefflicher Tournüre, führte den Dialog belebt, feurig und verständig. Toch ist sein Redevortrag breit, etwas schwerfällig und gleich mäßig im Ton: es fehlen die ausdrucksberedten feiner» Tonnüancen, Behendigkeit in der Pointirung, in der begeistigendcn Acccntuation und damit auch die Leich tigkeit und volle Natürlichkeit der Behandlung; Herr Hanstein trägt seine Partie noch zu sehr dem Publi cum vor. Zudem besitzt cr nicht die glückliche Gabe deS Humors, der Reinhold'- Ueberlegenheit über seine lieben Verwandten um so entschiedener und heiterer herouestküt. Die kritische Berücksichtigung strcngcrcr künstlerischer Anforderungen kann indcß nicht zu einer Unterschätzung der gcgcbcncn Leistung führen- Diese bekundcte des Gastes Talent, gute Mittel und eine Ausbildung dcrsclbc», die sich durch Gcwandtheit und Geschmack bereits vvrthcilhaft auszcichmt. Tic deutsche Bühne ist sehr in dcm Falle, auf dic Strebsamkeit und geistige Fähigkeit junger Kräfte, die durch ihr Natu rell so wohl begünstigt scheinen, wie Herr Hanstein, hoffnungsvolles Vertrauen zu setzen. Als Musiklrhrcr Lindcncck dcbütirtc Herr Galstcr nnd gab die kleine Partie angcmcssm. Von dcn übrigen Mitwirkendcn scicn noch dic Fräulein Ulrich, Wolff, auch Gui- nand genannt. C. Banck. Literatur. „Ur. Jul. Fürst. Der Kanon dcs alten Testaments nach dcn Ucbcrlicfcrungcn in Talmud und Midrasch. Leipzig, 1868. in 8°. (Vlll u. 150 S.) — Geschichte der biblischen Literatur und des jüdisch-hellenistischen Schriftthums. Leipzig, 1867." Band 1, in 8". (XXI und 490 S.) Unter dcn israelitischcn Philologen dcr Jetztzeit nimmt unser gelehrter Landsmann Hr. Vr I. Fürst zu Leipzig unzweifelhaft cincn dcr rrstcn Plätze ein. Derselbe hat sich seit mehr als 30 Jahren außer seiner akademischen Thätiakcit fast nur mit linguistischen, geschichtlichen und historischen Untersuchungen beschäftigt. Sein „Lehr gebäude der Aramäischen Idiome" (1835), seine „He bräisch-chaldäische Conccrdanz der Schriften deS alten Testaments" (1837—1840), worin er die Vergleichung des hebräischen Idioms mit dem indogermanischen durch führt, und sein jetzt in einer völlig neuen Bearbeitung erschienenes „Hcbräisch-chaldäischcs Handwörterbuch über das alte Tcstomcnt", welches auch inS Englische (1866) übersetzt ward, haben für alle Zeiten seinen Ruf alS vorzüglicher Hcbraist fcstgcstcllt. Was er durch seine Zeitschrift „Der Orient" (1840 — 1851) für die Ver breitung dcr jüdischen Literatur überhaupt leistete, wissen seine Glaubcnsgcncsscn am besten zn bcurthcilen, die ihn ncbc» ihren berühmten Zunz stellen; was aber seine bei Engelmann zu Leipzig 1849—1851 in 3 Bän den erschienene „Viblivltieca .luäsics" zu bedeuten hat, ein Wcrk, in welchem er gegen 18,0(>0 Bücher und Monographien nicht blcs nach andern Katalogen ver zeichnete, sondern selbst ansah, das kann nur Dcr be messen, dcr selbst ähnliche Arbeiten gemacht hat und dcr da weiß, wie schwierig cs ist, hebräische, von Israeliten verfaßte Bücher aus dcn viclcn jüdischen Druckereien in Polen rc., die aber in keincm Verkehr mit dcm christlichen Buchhandel zu stehen pflegen, zu bekommen. Wer ferner weiß, wie arm im Allgcmcinen die öffentlichen Bibliotheken an hebräischen Büchern zu sein pflegen (ich nehme natürlich die Bibliotheken zu Paris, Wien und Berlin, sowie die Oxforder und das britische Museum aus), der kann Herrn Fürst cs nur Dank wissen, daß er die mit Wolf's „kibliulk. ttebr." offen gelassene Lücke ergänzt nnd ausgefüllt hat. Sind jedoch die ebcngenanntcn Werke nur eigent lich für Fachgelehrte von bcsonderm Interesse, so hat cr die zwei oben angeführten, die er durch seine „bultur- und Literaturgeschichte dcr Juden in Asien" (1849) und durch seine bekannte „Geschichte des Ka- räcrthums* (Bd. 1, 2 (1862—1865), enthaltend die Zeit von Anfang dieser Seele bis 1575; der letzte Band ist unter der Presse) eingeleitet hatte, für einen größern Kreis von Lesern brstimmt, ich glaube wenig- stcns, daß kein wissenschaftlich gcbildeter christlichcr Thcolcg dieselben entbehren kann. Die Aufgabe näm lich, dir sich der Herr Verfasser in seiner „Geschichte der biblischen Literatur* stellte, bestand darin, daß er dcm gcbildctcn Publicum Belehrung und Aufklärung über die alte israelitische Nationalliteratur, welche man gewöhnlich die biblische nnmt, nach seinen uubcfange- ncn, rein historischen und weder von dogmatischcn noch religiösen Vorürthcilcn berührten Forschungen geben wellte. Ilm dies zu körnen, führt cr die biblische Li teratur aus dcm Dominium dcr Theologie in das dcr Geschichte, hat sie also nach denselben Grundsätzen be trachtet, wie wir dies bei allen andern Literaturen zu thun gewohnt sind, die Theologen aber aus einer gewissen falschen Pietät meist zu unterlassen pflegen. Der uns vorliegende erste Band beschäftigt sich nach einer Ein leitung über die Geschichte des hebräischen Schriftthums und der hebräischen Sprache mit der Vormosaischen und Mosaischen Zeit, und dcr unter der Presse befind liche zweite Band wird in kürzerer Fassung das übrige alt- und neutestamcntliche Cchriftthum geschichtlich und kri tisch zur Anschauung bringen. Das zweite obengenannte Wcrk desselben Gelehrten hängt nothwendig mit dcm erster» zusammen und soll ebenfalls eine Lücke in der hebräischen Theologie aussüllcn, denn bisher hat man durchaus bei allen Untersuchungen über Ursprung und Redaction dcr einzelnen Bücher des alten Testaments in Bezug auf den Kanon sich um die ältesten Quellen, namentlich aber um die Traditionen, welche in dcn ältesten Uebcrlicferungsschriften der Juden, im Talmud und Midrasch nicdergclcgt sind, so gut wie gar nicht bekümmert, und diese Lücke soll in dcm vorliegenden sehr klar Aefchriebenen Werke ausgefüllt werden. Ich habe es für meine Schuldigkeit gehalten, auf diese hoch wichtigen Erscheinungen dcr neuern jüdischen Literatur aufmerksam zu machen. Vr. Gräße.
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