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Dresdner Journal : 16.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-16
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1869
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^-8«. Freitag, de» 16. April. Idml,r«rvl,prkst-. I» IvräL lasä«: ^likrUod: öl'dir.—lk^r «^Mrliok: 1 „ 15 „ HovTtlick:— „ 15 „ Lin»«l«>tiuwiveri>: 1 „ I» kriL»»» tritt jitkrliol» 2 1'ülr. 8t«w»-I««bükr, »u»»erü»Id a«» Xonia Niioäs» ?o»t ur>6 8tsmp«I»u»>:Ul»L Änseralenpreise: kür äen 8»um eioer xs»p»It«nen 1 V»wr ,,t:iuxe»»l>ät" äi« 2«il« 3 K^r. Erscheinen: VTxlied, mit Xo»»»kw« ä«r 8oo» nnck k«i»rt»T*, wd«uck» kür ä«o kvlxsockeo Dres-nerIglirnnl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1869. Insrratenannatzme auswäns; r.«Ix»!^: Ln^KvoriirrLu, 6ommi,slooLr - äei vr<-»cko«r övnri»»Ix; «»?nck»i.: N kxoiüii. kl«»» koxr; «»mdLr^-IsrU» Vi,ii-I.«ip»jx-L»»sI-k'r»iiIrkllrt » II k Vo<rl.r>«, LsrUri. OxorrvA -jcliir Und»,., «nrc»u, kvooi.i-» Lrvu>«»: k. 8eui.>>rr»; Lr«-I»a: k, 8rxxat:x'» XnnoncvoünrrLn, k«» ,»i>; kr»okturt » H »ciie Ituvüü. Löl»' ^i>. ittl»:iltiit. ?Lri»: ^vn», k-ri^ir»!, INl.ii»!» LOo., (8, kluc« ä« I» Nour»«); kru^: k» kil»i.i».u'» Uu«:üü.r Vi«»: Xl.. Oi-rri-r». cherausgrder: küuixl. kipsckltio» ck«3 vre«än«r Fouro»!,, Orsiäsn, 5I»rieo»tr»i»s Ko. 7. ÄmMchcr Theil. Dresden, 8. April. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Gendarmen Leonhardt II in Schneeberg die silberne Medaille des Verdienst ordens zu verleihen. Dresden, 12. April. Seine Majestät der König haben den zeitherigen Assessor bei der Polizeidirection allhier, Friedrich August Freiherrn üByrn, zum Kam- merjnnker zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Provinzial-Corresp. — Neue Preu ssische Zeitung. — National Zeitung. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) Tagesgeschichte. Dresden: Jnbalt des neuesten Bun desgesetzblattes. — Berlin: Tagesbericht. Reichs tagsverhandlungen. — Tilsit: Waffen aufgefun den. — Schwerin: Keine Diätengelder mehr. — München: Jubiläum der Leibgarde der Hartschicrc. — Wien: Zur Katastrophe des „Radetzky". Lom Reichsrathe. Aus Wieliczka. — Paris: Kaiser!. Schreiben wegen des lOOj. Geburtstags Napoleon s 1. Spanische Anleihe. Zur Bewaffnungsfrage. Die belgische Angelegenheit. Dementi. — Brüssel: Von der Kammer. Aus Seraing. — Florenz: Ordensverleihungen. — Kopenhagen: Die islän dische Lerfassungssache. — ^sokuhama: Insurrek tion. Erdbeben. — Washington: Diplomatische Ernennungen. Vom Senate. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Bautzen.) Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 15. April. (W. T B.) Die Sitzungen der Bundesliquidationscommission werden nach der Rückkehr mehrer Bevollmächtigter, welche ihren Regierungen mündlich Rapport erstat ten wollten, demnächst wieder ausgenommen werden. Florenz, Mittwoch, 14. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer meldeten die Abgg. Micrlli und Laporta Interpellationen über die römische Frage und die auswärtige Politik an. Der Ministerpräsident Menabrca wünscht Vertagung der Interpellationen bis nach Erledigung des Budgets und anderer wichtiger Gesetze, damit die Finanzverwaltung des Landes gesichert ist, falls die Interpellationen eine Krisis herbeiführen sollten.— Die Interpellationen werden bis zur Berathung des Bud gets des Ministeriums des Auswärtigen vertagt. Krhr. v. Hübeck, der österreichische Gesandte, wird noch im Laufe dieser Woche aus Wien zurück- erwartet. — An Stelle Barbolani's, der als Ge sandter nach Konstantinopel gebt, ist Albert Blanc (bisher Legationsraih bet der Gesandschatt in Wien) zum Generalsecretär im Ministerium der auswär tigen Angelegenheiten ernannt worden. Florenz, Donnerstag, 15. April. (W.T. B.) Die „Gazetta d'Jtalia" meldet den bevorstehenden Abschluß der Kirchengüteroperation mit der Gruppe Fould, dem Grödit soncier und der Nationalbank. Die Direktion der letzter« schlug dem Verwaltungs- rathe vor, daS Bankcapital von 100 aus 200 Mil lionen FrcS. zu erhöhen und der Regierung 100 Millionen zu 5^ zur Aufhebung des Zwangscour- seS vorzustrecken. Die „Italic militaire" veröffentlicht den Ne« gierungsentwurf der Armeereform. Die Armee wird nach demselben cingetheilt in daS active Heer (400,000Mann) und in die Reserve (200,000Mann); letztere wird provinzweise gebildet. Madrid, Mittwoch, 14. April, Morgens. (W. T B.) Die „borrespondencia" ist ermächtigt, for mell zn erklären, daß die Mittheilungen des Pa riser „Etendard" über eine von dem Herzoge v. Montpensier beabsichtigte Anleihe vollständig un begründet sind. London, Donnerstag, 15. April. (W. T. B.) Die Königin hat ihre Reise nach OSbornc bis kom mende Woche verschoben. Bukarest, Mittwoch, 14. April. (W. T. B.) Der Kürst ist nach Jassy gereist. — Die Kammern werden am 11. Mai eröffnet. — ES circuliren aufs Neue Gerüchte von einer bevorstehenden Mi-' nisterkrisiS. Washington, Mittwoch, 14. April. (W.T.B., Kabeltelegramm.) Der Senat hat die Ernennung Motley'ü zum Gesandten der Union in London und diejenige Hay'S zum Gesandten in Wien be stätigt. Dresden, 15. April. Unter der Aufschrift „Eine Friede nsredc" be spricht die neueste „Provinzialcorrespondenz" die Erklärungen, welche jüngst der französische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Marquis v. La val ctte, innerhalb der französischen Landcsvertretung über die kaiserliche Politik abgegeben hat und die mit den Worten schlossen: „Man hat die kaiserliche Regie rung beschuldigt, keine Politik zu haben. Sie hat eine Politik: cs ist die Politik des Friedens;-sie wird ihn verthcidigen, sie wird ihn auferlegen, nxnn sie es vermag. Der Friede ist der Zweck, auf welchen alle unsere gemeinsamen Bemühungen gerichtet sind. Wir werden ihn aufrecht erhalten mit der Hilfe des Landes," unterstützt von den großen öffentlichen Gewalten und namentlich mit dem Beistände Gottes, der uns für einen solchen Zweck nicht fehlen wird." — Das ossicicUe preußische Organ sagt, diese Erklärungen seien „ver möge ihres unumwnndcn friedlichen Eharaklers als ein Ereigniß von hoher und erfreulicher Bedeutung zu be grüßen" und fährt sodann fort: „Diese Worte des französischen Ministers haben nach allen Seilcn hin einen tiefen und sehr günstigen Eindruck gemacht und werden nicht verfehlen, einen bedeutenden und segens reichen Einfluß auf die europäischen Stimmungen zu üben. Die würdige Sprache des Ministers läßt die hohe politische Ausfasjung wieder erkennen, mit welcher derselbe Staatsmann kurz nach den großen Ereignissen des Jahres 1866 in einem denkwürdigen Rundschreiben die Stellung der französischen Regierung zu der neuen Gestaltung der Dinge bezeichnete. Die rückhaltlose, ja feierliche Kundgebung, mit welcher die Regierung des Kaisers sich jetzt wie damals zur Politik des Friedens bekennt, erhält dadurch eine noch höhere Bedeutung, daß sie kurz vor den Neuwahlen zur französischen Lan dcsvertretung erfolgt: cs ist darin ein Beweis mehr zu finden, daß die kaiserliche Regierung die Wahlen unter den Stimmungen dcs Friedens vollzogen wissen will, und daß sie cs verschmäht, für dcn Erfolg ihrer innern Politik etwa eine patriotische Erregung nach außen zu Hilfe zu rufen. Man darf deshalb in dcn friedlichen Acußerungcn dcs Ministers zugleich eine neue Bewährung der selbstbewußten innern Kraft der kaiserlichen Regierung erkennen. Diese Auffassung findet eine erfreuliche Bestätigung in der allseitigen entschiedenen Zustimmung, welche die Kundgebung der Regierung sowohl in der französischen Landcsvertretung, wie in der öffentlichen 'Meinung Frankreichs erfahren hat: aus allen Aeußcrnngcn geht hervor, daß die Friedenspolitik der Regierung durchaus deui Geiste und den Wünschen des französischen Volks entspricht. Um so zuversichtlicher darf man in jener Kundgebung eine wirkliche Friedensbürgschaft erkennen." Die „Nene Preußische Zeitung" sagt in Bezug auf die eben erwähnte Rede dcs französischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten: Herr v. Lavalette habe sich das Verdienst erworben, „Frankreich auf eine ehrliche Friedenspolitik zu verpflichten und die Zwei deutigkeit abzustreifen, welche den französisch-deutschen Beziehungen bisher noch inncwohnte", und schließt ihren Artikel mit folgenden Worten: „Wir erblicken, soweit der Frieden von den guten Beziehungen Preu ßens zu Frankreich abhängig ist, in dem durch Herrn v. Lavalette bezeichneten Programme nur eine volle Friedcnsbürgschaft. Und wir freuen uns dessen, weil es der Ehre zweier großer Nationen am meisten ent spricht, wenn sie, statt in der Rivalität des Ehrgeizes, sich in gegenseitiger Achtung dcs Rechtes begegnen." Die „National-Zeitung " ist mit diesen Aus lassungen der „Prov. Corresp." und der „N. Pr. Z." übcr die Rede des französischen Ministers, „welche doch immer die Mainlinie stark genug durchscheinen läßt", vom Standpunkte der Nationallibcralen aus natürlich nicht zufrieden; sic bezeichnet dieselben als „so über schwänglich, daß es wohl für Jedermann sichtbar ist, wie die Regierung nicht entfernt an eine Abschwächung dieser Mainlinie denkt." Die nationalliberale „Magdeburger Zeitung" hatte jüngst in einem Artikel geradezu ausgesprochen, daß die Verfassung des Norddeutschen Bundes nur das Ucbcrgangsstadium zum Einheitsstaate bilde, und dabei auch gesagt: „Die süddeutschen Staaten kommen nicht ohne Zwang, folglich müssen sie bei gelegener Zeit gezwungen werden." — Dem gegenüber bemerkt heute die ministerielle „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" Folgendes: „Das ist allerdings eine An schauung, welche sich im schreienden Gegensätze zu der Stellung dcs Bundeskanzlers befindet, der bekanntlich unzweideutig ausgesprochen hat, daß der Eintritt des Südens in den Nordbund nur durch freien Willensact der Südstaaten geschehen könne. Und wenn die „M. Ztg." sich im Voraus gegen dcn Vorwurf glaubt ver wahren zu solle«, daß sie durch „Ausplaudern ihrer Geheimnisse eine Unvorsichtigkeit" begangen habe, so wollen wir zwar diesen Vorwurf nicht erheben, weil wir wissen, kaß der Gedanke, aus dein Bundesstaate einen Einheitsstaat zu machcn und die Südstaaten zum Eintritt in diesen Staat zu zwing'», der preußischen Regierung völlig fern liegt. Die Versicherung aber können wir der „M. Ztg." geben, daß sie durch ihre irrige Anschauung von dem Wesen der norddeutschen Bundesverfassung dcn parücularistffchcn Elementen in Deutschland ein schr willkemmcncs Angrisssmitwl ge gen dcn Nordbund geliefert hat." TlMsgtschichte. Dresden, 15. April. Das hier cingctroffinc 11. Stück des Bundesgesetzblattes dcs Norddeut schen Bundes enthält Nr. 263) Gesetz vom 7. April 186!), Maßregeln gcgcn die Rinderpest betreffend; Nr. 264) Ernennung des königl. preußischen Lrgatirnsraths v. Grabow zum Gnuralconsul des Norddeutschen Bun des für die Republik Venezuela und zugleich Beglau bigung desselben als Geschäftsträger dcs Norddeutschen Bundes bei der Regierung der gcnonutcn Republik; Nr. 265) bis 268) Ernennungen: des Geschäftsträ gers dcs Norddeutschen Bundes bei der Negierung der Republik Ehili, Levenhagen, zugleich zum Gcneralcon- sul dcs Norddeutschen Bundes für genannte Republik, der Kaufleute Schultz zu Zanzibar, Seinccke zu Ein- cinnati und Eckelmann zu Ponce (Portorico), der ersten Beiden zu Eonsuln, dcs Letzterer zum Viecconsul des Norddeutschen Bundes an den bezeichneten Orten. * Berlin, 14. April. Die „Pr. Corr." schreibe: Ihre Majestät die Königin Augusta hat iu der vorigen Woche zunächst dem verwandten großherzoglich wcimarschen Hofe und von da dem königlich sächfiicheu Hofe einen Besuch gemacht und dort die herzliche Auf nahme gefunden, wie sie den engen Beziehungen der beiden Regierungen entspricht. — Zur Beglückwün schung des Papstes, welcher am Sonnabend unter allgemeiner lebhafter Lhcilnahme der katholischen Chri stenheit sein 50jährigcs Priesterjubiläum gefeiert hat, ist von unserm Könige der Herzog v. Ratibor eigeuds nach Rom entsandt worden. Derselbe Hal dem Papste ein eigenhändiges, herzliches Glückwunschschreiben Sr. Majestät überreicht, in welchem die hohe Verehrung unsers Monarchen sür den würdigen Kirchensürstcn erneuten Ausdruck gefunden hat. — Wie die „N. A. Ztg." meldet, werden Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Karl, welche die Rück reise von Nizza über Paris angctreten haben, in der ersten Hälfte der nächsten Woche hier erwartet. — Die diesjährige Beschaffung der Pferde für das preußische Heer wird durch 4 Remonteankaufscommissionen erfolgen. Die erste wird sich nach der Provinz Preussin und vorzugsweise nach Ostpreußen begcbcn und dort 51 Märkte abhalten; die zweite wird in Posen, einem Theile von Schlesien, Brandenburg, Preußen und Pommern, 74Märkte ausschreiben; die 3. wird in andern Theilen von Schlesien, Brandenburg und Pommern, sowie in Schles wigs Holstein ebenfalls auf 74 Märkten ihre Einkäufe machen; die vierte ist für Hannover, Hessen-Nassau, die Provinz Sachsen, die Rheinprovinz und den übrigen Theil von Brandenburg bestimmt und wird 80 Märkte besuchen. Die Märkte werden mit dem 18. Akai be ginnen und am 16. September geschlossen werden. Ii Berlin, 14. April. Auch heute wurden in der Reichstagssitzung nur zwei Paragraphen der Ge werbeordnung erledigt, und cs ist nicht abzuschen, wic lange die gegenwärtige Session des Reichstags aus gedehnt werden soll, wenn in ähnlicher Weise weiter in der Berathung fortgefahren wird. An Fleiß lassen es die Abgeordneten durchaus nicht fehlen; viele Mit glieder, welche Commissionen angchören, befinden sich seit Morgens 9 Uhr im Reichstage, nehmen an der Sitzung, die gemeinhin von 11—4 Uhr währt, Theil und finden sich Abends wiederum zu Commissions- sitzungcn, die sich oft bis tief in die Nacht erstrecken, ein. — Der heutigen Reichstagssitzung wohnten Präs. Delbrück, Geh. Rath Weinlig, geh. Regiernngsrath Vr. Michaelis und andere Mitglieder dcs Bundesrathcs bei. Zunächst zeigt der Präsident Or. Simson an, daß die Äblheilung gegen die Wahl des Abg. Mende im säch sischen Wahlkreise Freiberg-Oederan nichts rinzuwen- den habe und ihre Giltigkeit beantrage. — Sodann fährt man in der Berathung dcs Gewerbegesetzes fort. § 33 handelt, wie gestern erwähnt, von den Schankconcessionen. Abg. Gias Schulenburg siebt dem Mißvergnügen der konservativen Partei über die liberale Amendirung des Ge» Werbegesetzes einen sehr scharsen Ausdruck und spricht den Wunsch aus, daß man lieber seilen des Bundesrathes die ganze Vorlage zurückziehen möge. BnndeScomnussar I>r. Michaelis warnt den Reichstag in beredten Worten vor allen Amendements, die den Klein handel mit Branntwein oder Spiritus völlig freigeben wollen. Im Lause der weitern Debatte erklärt derselbe noch, sich auf das Beispiel der sächsischen llSewerbegesetzgebung beziehend, daß man auch in Sachsen erst dcn Kleinhandel mit Spirituosen völlig frei gegeben, nachträglich aber eine beschränkende Bestim mung hierüber erlassen habe. Die Redner der Rattonalliberalen, Fortschrittspar tei und Socialisten beantragen, den Kleinhandel mit Spirituosen freizugeben, und sie bekämpfen namentlich das Verfahren, bct Eoncessioncn hierzu die Bcdürfniß- frage entscheiden zu lassen, als ein völlig verkehrtes und seinen Zweck verfehlendes. Die Redner der an dern Parteien, namentlich die konservativen, sprechen in gerade entgegengesetztem Sinne und schildern lcb- FeuiUeton. K. Hofthcater. Mittwoch, 14. April, wurden zum ersten Male zwei cinactige Piecen gegeben: „ EinAuto - graphrnjammler", Charakterbild von W. v. H., und „Die Ballschuhe", Lustspiel von O. Gastineau, deutsch von A. Winter. Dem crstcrn hat künstlerischer Werth nicht zur Darstellung geholfen. Es ist die Arbeit eines Dilettanten oder wahrscheinlicher einer Dilet tantin, die, ersreut über eine unbedeutende Erfin dung, in der Behandlung derselben für die Bühnen wirkung wenig wählerisch in den Mitteln ist, und auch die Geschmacklosigkeit dabei zu Gevatter bittet. Eine schwedische Sängerin hat durch die Schuld ihrer Mut ter daS Unglück, Namen und Existenz ihres Vaters nicht zu kennen; sie ist bereit, einem ungarischen Gra sen Herz und Hand zu geben, mit der Bedingung je doch, zuvor diesen Vater zu finden, von dem sie nichts weiter weiß, als daß er ein Deutscher ist. Kaum ist der kühne Vorsatz ausgesprochen, so stellt sich ein armer alter Mann, seines Gewerbes „Pfefferküchler", ein Enthusiast für Künstler, für Musik und Theater und ein leidenschaftlicher Autographensammlcr, bei ihr rin. In ihm wird der gesuchte Vater entdeckt. Die mög liche Rührung dieser Scene wird durch einige ver letzende Züge sehr abgeschwächt, z. B. dadurch, daß die Sängerin sich anfänglich deS Vaters schämt, und daß dieser, ohne zu schwanken, dem Glücke, bet seinem nun wieder yefundenrn Kinde zu leben, sein Verbleiben in der Residenz vorzieht, um lieber in gewohnter Weise daS Theater besuchen zu können. Um dir Wirkung nicht völlig ermatten zu lasten, ist als Geliebter der Sängerin ein ungarischer Graf gewählt, der durch sein Ungarisch-Deutsch belebend eingretst. Die Darstellung durch Fräulein Langrnhaun uud die Herren JassS und Jauner war eine gute; Letzterer — der unga rische Graf — fand am meisten Gelegenheit, durch trcu- hcrzig-männlichcn Ton und Sprachvortrag sich auszu- zeichncn. Herr Jafss nimmt dcn Pfefferküchler wohl etwas zu weichmüthig und schwächt dadurch dessen Charaktcristik. Das Gastineau'schc Lustspiel ist cin allerliebst er fundener, mit Esprit und Geschmack durchgesührtcr Scherz. Tie excrntrische Frau v. Marcilly führt sich als Kammerfrau bei der ihr unbekannten Marguerite v. Chatenay, der Braut ihres Bruders, ein, um deren Eigenschaften — nach Maßgabe Pariser Tamengr- schmacks — zu prüfen. Sie vergißt sich vielfach in der ungewohnten Stellung, und Marguerite v. Chatc- nay, bald von der Jntrigue unterrichtet, rächt sich schließlich durch unangenehme Dienstforderungen und durch erregte Eifersucht. Dos crgiebt cin durch Witz, heitere Laune und anmuthigc Leichtigkeit angenehm un terhaltendes Ensemble, von Fräulein Langenhaun und Fräulein Ulrich in Dialog und Spiel voll künst lerischem Wetteifer mit Feinheit, Tact und Natürlich keit vorzüglich ausgesührt. Möge Fräulein Lanykn- haun nur ihre Behandlung noch etwas beschleunigen und Fräulein Ulrich jede Undeutlichkeit im Vortrage vermeiden. Die kleine Piece und deren reizende Dar stellung sei der Beachtung des Publicums empfohlen. Den Schluß machte Benedix' Lustspiel „Die Hoch- zeitreise". C. Banck. Neue Photographie. Es ist schon öfters daraus hingcwiesen worden, wic die Photegrephie nicht als Eoncurrentin der Porträt- molerei, nicht in der unmittelbaren Nachbildung der Natur ihren Echwcrpunkt Hot, sondern wie sie in der Nechbiltnug und Vervielfältigung vorhandener Kunst ¬ werke, künstlerischen und kunsiwisscnfchaftlichcn Zwecken düncnd, ihr eigcntlichcs Tcrrain, ihre künfilcrischc Be rechtigung und Zukunft hat. Ncucrdings ist ein Ver- fahnn aufgeiunden worden, welches die Photographie nach dieser Richtung hin cin gutts Stück ihr cur Zicle näher bringt. Dieses Verfahren ist die Carbonatypie oder Kohlknphotographik. Bekanntlich verblassen die gewöhnlichen Photographien schon nach einigen Jahnn; ob selbst die besten Blätter einige Jahrzehnte zu über dauern im Stande sind, ist ncch nicht ersahrungrmäßig erhärtet und wird vielfach bezweifelt. Die Ursache die ser Kurzlebigkeit ist in dcn Silber apparatcn zu suchen, die man zur Färbung der Bilder anwcndet. Nach einem dauerhaften Surrogate sür diese flüchtigen Prä parate suchend, gelangte man zur Kohlniphotographic, einer Technik, welche das positive photographische Bild mit einem der Druckerschwärze ähnlichen Farbpräparate herstellt. Schon seit einigen Jahren kennt man der artige Bilder, aber erst Adolph Braun in Dörnach (Elsaß) hat die Bedeutung dieser Technik sür Wieder gabe von Handzeichnuugen erkannt und sie in einer für die Reproduction von Kunstwerken epochemachenden Weise ausgebildet. Technische mit künstlerischer Ein sicht verbindend und, wie cs scheint, über bedeutende materielle Mittel gebietend, hat Braun sein Verfahren, das noch sein Gcheimniß ist, zu einem großartigen Unternehmen verwendet: zu der Publication eines Theils der bedeutendsten Sammlungen vonHandzeichnungen Europa-. Tie Blätter dieses Werkes übertreffen Alles, was die Photographie bisher geleistet hat, und sind, wenigstens sür den Künstler, von der überraschendsten Wirkung; sie sind in jeder Beziehung die treuesten Fac- similes der Originale, und höchstens noch durch einen giwisien flemdarttgen Glanz von letzter» unterschieden. Selbst die Farbe des Originals, wo diese aus zwei verschiedenen Tönen besteht, die mit weiß aufgesetzten Lichter sind reproducirt, ebenso ist dic Farbe dcs Pa piers täuschend imitirt. Es geht also jener eigenthüm- jiche Reiz, welcher in der technisch vollendeten Behand lung des Materials liegt und so wesentlich zu der eigenthümlichen Stimmung eines Blattes beiträgt, hier nicht, wic das bei der gewöhnlichen schwarzen Photo graphie häufig der Fall ist, verloren. Eine Bleisttft- oder Federzeichnung erscheint genau als Bleistift- oder Federzeichnung, ein mit Kohle oder Kreide ausgeführ- tes Blatt wie mit Kohle oder Kreide gefertigt; die Mitteltöne sind kar und schön wiedergcgeben, Alles ist individualisirt und kaum eine Spur von jener Härte, die dcn besten Silberphotographien stets eigen ist. Das Braun'sche Werk umfaßt bereits allc bedeutendcrn Blät ter der Albertina von Wien, der großhcrzoglichen Sammlung zu Weimar, dcs Museums von Basel, des Louvre zu Paris, der Ambrosianna und der Akavemie der schönen Künste von Mailand, der Akademie von Venedig, der Uffizien von Florenz, sowie eine Anzahl der hervorragendsten Statuen, Reliefs, Fresken rc. aus Florenz, Mailand und Venedig. Die Auswahl zeugt durchgehends von Sachverständniß und kritischem Urtheil; es war keine Kleinigkeit, u. A. aus den 20,000 Handzeichnuugen des Louvre eine zweckentsprechende Auswahl zu treffen. Unter den 920 Blättern, welche aus dieser Sammlung geboten werden, sind hauptsäch lich und mit Recht die Italiener, und zwar die der florentintschen und römischen Schule berücksichtigt. Von Raphael sind gegen 48 Blätter ausgenommen, welche für sich allein eine köstliche Sammlung ausmachen. Ebenso begegnen wir Michelangelo, Leonardo da Vinci u. s. w. hier, wie in höchst interessanten und be lehrenden Blättern aus den Uffizien, der Ambrosianna und Albertina. Besonders reich ist die letztgenannte
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