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Dresdner Journal : 12.03.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186903123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-03
- Tag 1869-03-12
-
Monat
1869-03
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 12.03.1869
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58. Freitag, de« 12. März. 1869. Idmmrwrul, »reise: l» »«E. MkrUck: Sl'Ulr.— «LMeliov: » .. lb „ HoiUtrU-k:— „ »S „ Lia»«l»«LiaiQw«ro: 1 „ lLkr«L»—o tritt jvkrUoU v rdlr. 8t«i»p«I««bllUr, »u»»«rd»ld a«» Ltora-t. Lnv<io» k»»t «o<i 8t«»ip«i»it»eUl»^dia»«. Ivseratenpretsrr k^le S«a 8»«m eio«r e»»p»It«n«o Leit«: 1 Ll^e. vQt«r „Lu»x«i«oat" äi« LeU«: > LkEr. Lrschetue»: INUllok, mit Xu,a»kll>« 6«r Soll» noä kelertAU», ad«u<Ii für 6«» solx»ll6«o H« Dres-nerIMnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »aseratenannahme aurwSrl»: L«lx»iF! k^» L»t«o»r»rr«>,, Ou«>mil»io»-e - äe» vre»6ll«r 7o»ro«I,z «d«n<>»».: N. k«ol.«», k!vo»>« t'oir; S»»d«eg->«rU»- Vl»»-L»txii^-I»H»i -rr»ottiir« ».U.- t Vuol.»», L«rU«! O»ueiv»'scbs Uuekk., liur«»u, iivool.r« Liorn; Nrom»»: L 8c«i.oer»t Nr»,I»u; I, 8rt«a«»'» Xnoonc«i>bur«»u, 8it» L kr««Il1Urt «. w.: ^x«o>!»'»<:i>e linokk.; NöU>: Xv. U^vitilüii, k«ri«: Lvui-ir» tOo., (8, ?I«e« ck« l» Üour,«); kr»^; I?» L»ui.le»', vo«UU.r Visu: ^i.. Orrn.nr. Herausgeber: Löllixl. Lipsäitivll ä«, 0re»6o«r .ioar»«!«, vr«»>i«o, Ll»ri«oitr»»»« Li«. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 6. März. Seine Königliche Majestät haben allergnädiast gernht, dem königlich bayrischen Rc- gierungSrathe Karl Herrmann Müller, zeither in Bayreuth, dermalen zu München, das Ritterkreuz des Albrechtordens zu verleihen. Dresden, 10. März. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, die Portepeefähnriche Geb ler des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102, Stas- zewSki des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103, von Kriegern des Schützen-(Füsilier-)Regiments Nr. 108, von Haugk-Schindel deS Garde-Reiter-Regiments, Blohm und Freiherr von Streit des Schützen-(Fü silier-) Regiments Nr. 108 und Hennig des 1.(Leiv ) Grenadier-Regiments Nr. 100 zu SecondrlteutenantS zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 11. März, Nachmittags. (W.T.B.) Der Reichstag genehmigte in seiner Heu- tigen Sitzung nach kurzer Debatte zunächst den Nachtrag zum Bundeshaushalt pro 1869 und er ledigte hierauf daS Gesetz, die Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, in erster Lesung. Für die zweite Lesung find zahlreiche Anträge ange- meldet. Der Antrag des Abg. v. Hagke auf Per- beiführung einer einheitlichen Bestimmung über den Eintritt der Volljährigkeit wurde mit großer Majorität angenommen. Der Schluß der Sitzung erfolate *1 Uhr. Ein Antrag deS Abg. LaSker, betreffend den Schutz der Redefreiheit der Abgeordneten für die Territoriallandtage, mit 106 Unterschriften aller Parteien, ausgenommen die Conservativen und Polen, bedeckt, wird umgehend eingebracht werden. Gotha, Mittwoch, 10. März. (W.T.B.) In unterrichteten Kreisen wird die Nachricht von einem beabsichtigten AccesfionSvertrag mit Preußen für unbegi ludet erklärt. Darmstadt, Mittwoch, 10. März, Nachmit tags. (W.T.B.) Bei der heute begonnenen Bera- thung der Zweiten Kammer über daS Militärbud get erklärte der Ministerpräsident Frhr. v.Dalwigk: Die Kammer dürfe überzeugt sein, daß es ihm keine Freude mache, dem Lande eine neue Last aufzubürden. Allein es handle sich um die gewissenhafte Erfüllung eines Vertrages. Er habe die volle Ueberzeugung, daß der Artikel 5 der Eonvention auch die preußischen Ga gen in sich begreife. Man habe bei Abfassung der Con vention in Berlin die Absicht gehabt, diese so zu fas sen, daß alle für den Norddeutschen Bund giltigen Be stimmungen auch in dem gesammten Großderzogthum eingeführt würden. Die hierdurch veranlaßten Opfer seien groß; allein es handle sich darum, die Vertrags treue zu bewahren. Wenn man einen Vertrag mit einem mächtigen Staat abgeschlossen habe, der nicht allein in seinem Rechte zu sein glaube, sondern, wie man die Ueberzeugung babe, auch in seinem Rechte sei, so sei es sehr bedenklich, sich bezüglich der Auslegungen des Vertrages in Streitigkeiten zu verwickeln. Als Freund des Landes rathe er der Kammer, die Erhöhung der Gagen zu bewilligen. Pesth, Mittwoch, 10. März. ^Tel.d.Deb.) Mit Rücksicht auf den Beschluß der Particularcongre- gation deS ComitatS bezüglich der Ministerverord nung wegen öffentlicher Wahlfreiheit (vergl unter „Tage-aeschichte") hat das Ministerium beschlossen, den ersten Licegespan aufzufordern, unter strenger Verantwortung die Verordnung binnen 24 Stun den zu publiciren. Agram, Mittwoch, 10. März. (Corr.-Bür.) Graf Andrassy empfing heute eine LandtagSdepu- tation. In seiner in kroatischer Spracht gehalte- nen Antwort wie» er auf die AuSgleichSgesetzc hin und sagte: DaS Vorgehen deS kroatischen Landtags werde durch die Zukunft glänzend gerechtfertigt werden. Die Deputation begab sich auch zu den Ministern Bedekowitsch und Festetitsch. Preßbura, Mittwoch, 10. März. (Corr. Bür.) Bei den hiesigen Wahlen siegten Lonyay und Szlavy gegen die Eandidaten der Linken Ivanka und Horn. Paris, Mittwoch, 10. März, AbeudS. (W. T. B ) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers wurde der Bericht über daS Budget vor- gelegt. Auf eine Interpellation bezüglich der Kirch- Höfe von Paris erklärte StaatSminister Rouher, daß die Frage betreffs deü Supplementarkirchhofü in Mery-sur-Oise dem gesetzgebenden Körper un terbreitet werden solle. Urber den ersten Theil der Interpellation, den Kirchhof Montmartre betref fend, wird die Tagesordnung angenommen. Der zweite Theil, bezüglich des in Mery anzulegenden Kirchhofs, wird, nachdem das Ministerium zuge- stimmt, mit großer Majorität der Regierung über- wiesen. Die „Agence Havaü" meldet: Die in Umlauf gesetzten Gerüchte über bevorstehende Ministerver- änderungrn entbehren jeder Begründung. Der „Public" sagt: Die Abreise Lagu-ron- niöreS nach Brüssel sei verschoben, er werde nicht abreisen, ohne ein vollständiges Erposs über die wirthschaftlichen Fragen mitzunehmen, die durch das neue Eisenbahngesetz hervorgerufen wurden. DaS Erposs ist noch nicht vollendet. — Der „Eten- dard" sagt, dre belgische Frage sei in eine beruht- gende Badn getreten und gestaltete sich zu einer einfachen Tarrffrage. Brüssel, Mittwoch, 10. März, Nachmittags. (W. T. B.) Der Senat hat in heutiger Sitzung den Zustizetat nach unerheblicher Debatte mit 32 gegen 28 Stimmen genehmigt. Haag, Mittwoch, 10. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer genehmigte den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der ZinS- aarantie für die Eisenbahngesellschaft Samarang- Vorstenlanden. Demzufolge wird die projectirte und bereits concesfionirte Bahn (auf Java) zu Stande kommen. Florenz, Mittwoch, 10. März. (Tel. d. Pr.) Der Herzog von Aosta wird sich auf der Fregatte „Gaöta" einschiffen und ein Panzergeschwader, be stehend aus den Fregatten „Messina", „Principe Earignano" und „Castelfidardo", den Panzerbatte rien „Terribile" und „Formidabile", befehligen.' Die Commission deS Marinebudgets verlangt um drei Millionen mehr alS der Minister. Madrid, Mittwoch, 10. März. (Corr.-Bür.) Die Regierung suspendirte die Vollstreckung der gegen die Insurgenten auf Cuba verhängten Todes urthcile. London, Donnerstag, 11. März. (W.T.B.) Die „Morning-Post" meldet: Gestern ist zwischen Frankreich und Belgien ein Uebereinkommen dahin abgeschlossen worden, die Entscheidung in der Eisen- baynfrage einer gemischten Commission zu unter stellen. St. Petersburg, Mittwoch, 10. März, Vor- mittags. (W. T. B.) Ein kaiserlicher Befehl er- theilt dem Botschafter in Konstantinopel, Gene ral Jgnatieff, einen dreimonatlichen Urlaub nach Rußland. Tagesgeschichte. k. Berlin, 10. März. Der heutigen Reichstags- sttzung wohnte neben dem Bundeskanzler auch der Ver treter des Königreichs Sachsen, Staatsminister Frhr. v. Friesen bet. Außerdem hatten sich noch der Prä sident des Bundeskanzleramtes, Delbrück, der General postdirector v. Philipsborn, der geheime Legationsrath König, sowie der Staatsminister von Sachsen-Weimar, v. Watzdorf, eingefunden. Die Sitzung währte nur kurze Zeit; es wurden in ihr drei Postverträge in erster und zweiter Lesung und die mit Italien ab geschlossene Consularconvention in erster Lesung nach unerheblicher Debatte angenommen. Unter den ge schäftlichen Mitthcilungrn, mit denen der Präsident vr. Simson die Sitzung eröffnet, ist hervorzuhebcn, daß der hannöversche Abg. v. Münchhausen sein Man dat nicdergelegt bat, daß die Abgg. Evelt, v. Putt- kammrr - Sorau, Cornely, Forkel, v. Seydewitz-Biiten- feld, Stumm, v. Unruh-Bomst, v. Schöning zu Schrift führern gewählt worden und eine Anzahl Abgeordnete neu in das Haus eingetreten sind (darunter die säch sischen Abgg. Mosig v. Aehrenfeld und Vr. Leistner). Die Geschäftsordnunas- und Petitionscommisstonen sind gewählt worden. Ihre Vorsitzenden sind die Abgg. Graf, zu Münster und v. Bernuth einerseits und die Abgg. Graf Schwerin und v. Brauchitsch - Elbing an dererseits. Eingegangen sind feiten des Bundesraths der Entwurf eines Wahlgesetzes und die Uebereinkunft zwischen der Postverwaltung des Norddeutschen Bun des und der Postverwaltung der vereinigten rumäni schen Fürstenthümer, betreffend Herstellung eines directen Postverkehrs zwischen den beiderseitigen Gebieten. Außer dem liegt nunmehr der Entwurf eines Gewerbegesetzcs im Druck vor; die 172 Paragraphen, aus denen es besteht, nehmen 36 Druckseiten ein, die Motive und anderes gesetzgeberisches Material 91 Seiten. Der Reichstag spricht den Dank aus für mehrere ihm über sendete Werke, als eine Ueberstcht über die Civil- und Strafrechtspflege im Königreiche Sachsen, über Bodeu- und lanlrwirthschaftliche Verhältnisse des preußischen Staates u. s. w. — Das Haus tritt in die Tages ordnung ein und genehmigt, nach kurzer Erledigung mehrer Anfragen des Abg. v. Hagke durch den Ge- neralpostdirector, den zwischen dem Norddeutschen Bunde, Bayern, Württemberg und Baden einerseits und Ita lien andererseits abgeschlossenen Postvcrtrag. Ich hebe die für das correspvudirende Publicum zunächst Inter esse habenden Bestimmungen heraus, daß die Briefe v>» Oesterreich, Schweiz oder Frankreich gehen, daß jedesmal der schnellste Weg der Beförderung gewählt wird, daß das Porto eines einfachen, fraukirten Briefs nach Italien und vice verss 3 Ngr., das eines unfran- kirten 5 Ngr., das Porto für Zeitungen und Druck sachen, bei denen Francatur obligatorisch ist, für eine ein fache Kreuzbandsendung Ngr. beträgt. Als einfacher Brief wird ein solcher von 15 Grammen Gewicht, als eine einfache Kreuzbandsendung eine solche von 40 Grammen angesehen. Es folgt die Genehmigung des Postvertrags uiit Schweden. Derselbe enthält Bcstim- mungtn wegen Unterhaltung einer regelmäßigen Post dampfschifffahrt auf der Linie Stralsund-Malmö (hier über gab der Generalpostdirector dem Abg. Vr. Becker eine erläuternde Erklärung), Festsetzungen über die verschiedenen Postrouten, Bestimmungen über Tarife u. s. w., eine Vereinbarung wegen Aufhebung des schwedischen Postamtes in Hamburg. Ein einfacher (15 Gramme schwerer) Brief nach und von Schwe den kostet 3 Ngr. frankirt, uufrankirt 5 Ngr., eine einfache (40 Gramme schwere) Sendung von Druck sachen unter Kreuzband 1 Ngr. Letztere Sendungen müssen frankirt werden. Ebenso wird ohne Debatte der Postvertrag mit den Niederlanden angenommen. Das Porto für frankirte einfache (15 Gramme schwere) Briefe nach.den Niederlanden beträgt 2, für unfran- kirte Briefe 4 Ngr., für Kreuzbandsendungen (40 Gramme die einfache) 9 Pfennige. Außerdem enthält der Ver trag noch mehrere Erleichterungen. Mit der mit Ita lien abgeschlossenen Consularconvention betritt der Nord deutsche Bund den von Frankreich und Oesterreich be reits ringeschlagenen Weg, durch besondere Staatsvcr- träge die bisher durch Herkommen geregelten Rechte und Prärogative der Cvnsuln sicher zu stellen. Der Reichstag genehmigte die mit Italien abgeschlossene Consularconvention, nachdem die Abgg. Schleiden, Kanngießer und Twestrn hierzu mehrere Bemerkungen gemacht und insbesondere den Umstand bemängelt hat ten, daß der deutsche und der italienische Text dieser Convention nicht allenthalben übereinzustimmen scheine, worüber der Bundescommissar König Aufschluß gab- — Die nächste Sitzung wird auf morgm festgesetzt. Tagesordnung: erste Lesung über den Nachtrag zum Bundeshaushalt pro 1869, desgl. über das Gesetz, die Maßregeln gegen die Rinderpest betr., deSgl. über den gestern mitgetheilten,v. Hagke'schen Antrag. — Der Abg. Graf Renard hat einen Antrag gestellt, wonach der Reichstag auf die ihm zustehende Portofreiheit ver zichten soll unter der Voraussetzung, daß das Bundes kanzleramt sich bereit erklärt, diejenigen Schritte zu thun, welche geeignet sind, im Gebiete des Norddeut schen Bundes die gesammte Portofreiheit aufzuheben. * Berlin, lO. März. Der Ausschuß des Bun- desrathcs des Norddeutschen Bundes für den Gesetz entwurf über den Unterstützungswohnsitz trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Der Ausschuß des Bun- desrathes des Norddeutschen Bundes für Zoll- und Steuerwesen hielt gestern eine Sitzung ab. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathes des Nord deutschen Bundes für das Landhcer und die Festungen, sowie für Justizwesen versammelten sich heute zu einer Sitzung. — Der Bundcsrathsausschuß für Rechnungs wesen hat über den Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Bericht erstattet. Wie nach der „N. Pr. Z." verlautet, ist in dem Be richte namentlich ausgeführt: bei d.m anerkannten Fort bestände des Gesandtschaftsrechtes der einzelnen Bun desstaaten könnten die eigenen diplomatischen Vertreter derselben eine Reihe von Geschäften wahrnehmen, die sonst den zur gemeinsamen politischen Vertretung be rufenen Bundcsgesandtschaften mit obliegen würden. Hätten aber damit die Bundcsgesandtschaften weniger Arbeit, so empfehle sich auch eine Verminderung der Kosten für den Bund. Demgemäß beantragt der Aus schuß: etwa die Hälfte der auf dem Etat für Besol dungen der Bundesgesandten ausgesetzten Summe als Aufwand für die Wahrnehmung der Specialgeschäfte der Eiuzelstaatcn abzurcchnen und die andere Hälfte als Aufwand für die gemeinsame politische Vertretung im Wege der Matricularbeiträge auf die einzelnen Staaten zu vertheilen. In gleichem Sinne wird auch eine Verminderung des auf den Etat gebrachten Per sonals der Bundrszesandtschaften wie des auswärtigen Ministeriums selbst beantragt. — Die Cartelcon- vention zwischen Preußen und Rußland läuft am 4. October d. I. ab. Die „N. A. Z " sagt darüber: „Von russischer Seite ist bis jetzt die Erneuerung der Convention nicht beantragt worden, und, selbst wenn dies der Fall wäre, steht wegen der umfangreichen Ver handlungen ein Ergebniß derselben zur Zeit des Ab laufs der Convention nicht zu erwarten. Die Gesammt- heit der Bestimmungen der Cartelconvention wird also am 4. October d. I. erlöschen, und die Gegner der selben werden Gelegenheit haben, über da- Resultat des Aufhörens dieser Convention Erfahrungen zu machen." Das genannte Blatt tritt ferner der An nahme entgegen, als habe Graf Bismarck sich unter leeren Vorwänden der Verhandlung der Sache im Ab geordnetenhaus entzogen. „Der Herr Ministerpräsi dent hat sich über diese Convention bereits mehrfach den Abgeordneten gegenüber auszusprechen Gelegenheit gehabt. Mehr war darüber nicht zu sagen, oder er hätte in ein und derselben Angelegenheit Erklärungen wiederholen müssen, welche bereits gedruckt Vorlagen." — Eine im amtlichen Theile des „St. A." enthaltene Bekanntmachung des Oberprästdenten der Provinz Posen betrifft das für Posen zu errichtende Staats archiv. Dasselbe steht unter der Aufsicht des Oberpräst- deuten der Provinz, in höherer Instanz unter derDi- rection der Staatsarchive in Berlin. Mit der Einrichtung und Verwaltung des Archivs ist bis auf Weiteres der vr. pbil. Schuchard beauftragt. — Die mennonitt- schen Gemeinden aus Preußen haben sich abermals in einer Petition wegen ihrer Militärverhältnisse au den norddeutschen Reichstag gewandt und dieser Peti tion zur Aufklärung der vielen Mißverständnisse zu gleich die authentische Formulirung ihres Glaubens bekenntnisses beigefügt. — Von mehrern Seiten wird FeuMetsn. Die Liebe ist eine Offenbarung. Rovellette voo Marte ,. Kinde««». (Schluß aus Nr. b7.) Dit Amtsräthin hatte ihr Mittagsschläfchen gehal ten; sie öffnete die Fenster und Läden der obern Zim mer, die sie, wegen deS Gewitters, am Vormittag ge schlossen hatte. Sie hatte allein zu Mittag gegessen, denn ein Junge aus dem Dorfe hatte ihr einen mit Bleistift geschriebenen Zettel gebracht, auf welchem der Sohn ihr anzeigte, daß er unterwegs Veranlassung ge funden, in die Stadt zu gehen, um ein Geschäft zu besorgen, was ihn leicht bis Nachmittag aufhalten könne. ES kam manchmal vor, daß Konrad einen raschen Ent schluß faßte, den er dann der Mutter gewöhnlich in ähnlicher Weise mittheilte, es lag also nichts Auffallen de- darin, und die AmtSräthtn hatte sich völlig über ihre am Morgen gehabte Sorge beruhigt. Dennoch hatte sie Sehnsucht nach dem Sohne, den sie ja heute noch gar nicht gesehen. Sie hätte ihn so gern gefragt, warum er heute Nacht so wenig geschlafen, und ob sie nicht, wir sie sich überlegt, auch ein Fest geben sollte, um die Nachbarschaft einmal bei sich zu sehen, und viele andere Fragen noch kamen ihr in den Sinn, die sie gern von Konrad beantwortet gehabt hätte. Des halb schaute sie ungeduldig zum Fenster hinaus und nahm sogar daS GlaS zur Hand, um auf der Land straße nach ihm zu spähen; aber sie erblickte nur den Postboten, der, wie gewöhnlich zu dieser Stunde, die Zeitung brachte. Eie stieg hinab, um sie ihm abzu- nehmen, und ging in den Garten, wo sie auf gewohn tem, schattigem Platz den Kaffer zu trinkrn pflegte. Dir AmtSräthtn war so in daS Lrsen drr Zeitung ver- tirst, daß sie nicht ehrr uahrud« Schritte bemerkte, bis Konrad und Marie dicht vor ihr standcn, und deren Schatten das Blatt, in welchem sie las, verdunkelte. „Liebe Mutter", begann Konrad, und der Amts- räthtn Gesicht, über welches bei seinem Anblick eine sonnige Heiterkeit geflogen war, ward wieder länger und ernster, „liebe Mutter, du wünschtest Dir einen Beistand im Hauswesen, die Dir wie eine Tochter sein sollte, Dich mit Kindesliebe umfangend, von Dir mit treuer Mutterliebe belohnt — noch mehr, die mir ein treues Weib sein sollte in Freud' und Leid! Hier ist sie — Marie ist meine Braut I" Und Marie beugte das liebrstrahlende, thränenfeuchte Antlitz auf der Mutter Hand, aber daS zitternde Wort verhallte im jauchzenden Freudenruf des entzückten Mutterherzens, und alle Drei umschloß die innigste, die seligste Umarmung. Die Mutter mußte mit ins Pfarrhaus und hier feier en die vereinigten Familien einen Abend, wie sie selbst das glücklichste Menschenleben nur wenige bietet, Stunden reinen Glücke-, um die allein cS sich ver lohnte, auf Erden zu sein. Die Geburtstagsfeier in Eckerndorf ward, trotz der Abwesenheit deS jungen BaronS, glänzend und fröhlich begangen. Namentlich war der alte Herr, den drr Entschluß seine- Sohne- hocherfreut hatte, in der hei tersten Laune. Nur die alte Baronin sah mit feuchten Augen drein, al- bei den Toasten auL deS abwesenden Sohnes gedacht wurde. Amalie aber schien den Beltern den fehlenden Sohn ersetzen zu wollen, sie war ganz Liebe und Zärtlichkeit für sie. Das Lustspiel ward von allen Darstellern vortrefflich au-geführt. Konrad und Marie spielten ausgezeichnet, sie schienen in der glücklichsten Stimmung zu sein, und ebaleich Marie auS Schonung, Konrad noch um längeres Geheimhalten ihrer Verlobung gebeten, erschim doch Bielen Konrad als ein sehr feuriger Bruder, und man prophezeite, still lächelnd, Marien ein großes Glück. Am andern Morgen aber, als Marie in süßen Träumen in drr Jclängerjrlieberlaube saß, und sich jedes Wort des Geliebten zurückricf, um sich noch ein mal daran zu freuen, hielt eine Equipage vor dem Pfarrhause. Es war Amalie, die aussticg und zu Marie in die Laube trat, ehe diese ausspringen und ihr entaegeneilen konnte. „Laß uns hier rin traulich Stündchen allein zu sammen plaudern", bat sie, als Marie die Aeltern ru fen wollte, um die Freude über diesen seltenen Besuch mit ihnen zu theilen. „Ich komme, um Dir zu danken, Marie!" fuhr Amalie fort, herzlich der jungen Freundin die Hand drückend, „Du gabst mir einen Bruder, der Welt einen guten Menschen wieder." Marie erröthete tief, aber Amalie zog einen Brief brrvor. Er war von ihrem Bruder, und sie bat, ihn Marien verlesen zu dürfen. Baron Eduard schrieb: „Mariens Worte machten einen liefern Eindruck auf mich, als sie vielleicht vermutbrte. Es verletzte mein Ehrgefühl, von diesem jungen Mädchen neben Dir ge ring geachtet zu werden — aber diese Kränkung reifte meinen Entschluß, dcr wohl schon in mir ausgetaucht war. zu dessen Ausführung es mir aber an Kraft gefehlt hatte. Jetzt aber ist mit einem Male meine Energie er wacht. Ich will mir ein ernstes, würdiges Lebensziel suchen. Schwester, Du kennst vielleicht den bessern Kern in mir genug, um mir zu glauben. Du weißt r-: wozu mich der eigne, bestimmte Wille trieb, daS habe ich bisher immer durchgesetzt, ich werde e- auch jetzt, wo eS gilt, mein ganzes Leben umzugestaltrn. Vielleicht brauchte meine Natur einige Jahre deS Urber- muth», der Zügellosigkeit — ich gestehe Dir tndrß, .aß ich meine Art zu l den satt hatte und Dich oft im Stillen um Deinen, Dir selbst gebildeten Wirkungskreis beneidete. Jetzt bin ich durch das Wort eines Mädchen- zum kräftigen Manne gereift, ich fühle es. — Du wirst nun denken, es sei die Leidenschaft, die edle Leidenschaft der Liebe, die mich geheilt — aber dem ist nicht fo. Marie, das unschuldige, natürliche Mädcheu hatte mich richtig erkannt. Es war keine tiefere Neigung. Ihre Schönheit hatte mich gefesselt — aber ihre Nichtachtung tödtete die tändelnde Neigung, die ich für sie empfand. Jetzt ist mein einziges Streben, mich selbst umzuschaffen, mir meinen Lebensweg zu bahnen. Wenn es mir spä ter gelingt, mein Herz zu einem würdigen Altar für eine tiefe, ernste Liebe zu gestalten, so hoffe ich ein Mädchen zu finden, die mich nur al- einen Würdigen gekannt hat. Marie aber, so hoffe ich, wird mir dann ihre Achtung nicht versagen und mir Freundin bleiben, der ich ihre Aufrichtigkeit ewig danken werde! Jetzt aber sei Du es mir, liebe Amalie u. s. w." Amalie hatte den Brief wieder zusammengesaltrt. „Ich danke Dir also, liebe Marte", sprach sie, ihre Hand in die Mariens legend, „aber Du stehst, Du hast keinen Grund, mir länger zu verschweigen, was Dein Herz, ich weiß es, mir mitzuthcilen begehrt. Du bist verlobt, Marie?" fragte sie, und ihr seelenvolleSAuge blickte forschend in Marten- rrröthendes Gesicht. „Ama lie!" rief diese, „woher weißt Du?" Amalie gestand lächelnd, daß sie auf dem Soussleursitze, den sie nun selbst eingenommen gehabt, manchen Blick beobachtet habe, der ihr genug verrathen. Marie war glücklich, sich gegen die Freundin au-sprechen zu können und so mit die einzige Wolke verschwinden zu sehen, die noch zuweilen den Himmel ihre- Glücke- verdunkelt hatte. Sie erzählte Amalien Alle-, nur Da- verschwieg sie natürlich, wa- Konrad ihr gebetchtet, daß er vom
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