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Dresdner Journal : 05.03.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186903058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-03
- Tag 1869-03-05
-
Monat
1869-03
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 05.03.1869
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V SS. Ad,mlrmnu,prrist: l» NorSL IXKrliod: «rkir. — ^jükrlivk: 1 „ IS „ Üon»U»ck:— „ >5 „ Liürelilskiuiiuuerll: 1 „ tritt Mkrllok 2 "rklr. 8t«wv«ix«bUkr, »u»«orS»IS a«> tzior66. Lu»6«i kost- t>»6 8t«mp«I»u»>!kii»^ kiom. Lllseralellpretsr: kkr 6«o R»um einer ss«»pi»Itenell 2eil«: 1 kt^r. Unter „tüll^eeenät" 6i« 2eil«: 8 ^r. Lrschrinnn lAxliek, wit ^oenekw« 6er 8vnn noä keiertess«, Ldeuä, kür 6eo kolxenäeo 18«8. Freitag, de» 5. März. DrtMerIounial. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rnserattnannahme auswärtt: Leixelb: k» 8^»v»r»rrie, OownüiitooSr - 6«» vreeüuer 6ourn«l,- edenäe».: lk knoi-m, Lvoxx b'oer; S»mdar^ Vi,» -l.«ipii8-L»»«i -?r»oükitrt ». H.: Uneilier»»» t Voal.»«, Lerün. O»vriv»'»cks liuckk., ItLrinxr«»'» kureeu, üvooi.ei« Lremvu: L. 8oui.orv»; Lr«,I»u: k, 8rtxn»:x» ^naoneeobure»u, 8n» L knuiilknrt »H : 6xeox«'ecke üucüü.; LSIar ^o. llüoe»i!i<, keriit HxvLS, k-irrire, Lvr-i-lüe L6o., (8, klee, 6s I» Lourse); ?r»x- tu. Luui-lon', Lseüü.i Visa: Xl.. Orrul.ru. Herausgeber: Iküoixl. Lup«6itioo 6e» Ore«6o«r ^ouroal«, vrseäso, Llerieuitreee« tio. 7. .Amtlicher Theil. "X Dresden, 1. März. Seine Majestät der König haben den Rittergutsbesitzer Premicrlieutcnant v. d. A. Hans Georg Christoph Freiherrn von Reitzenstein auf Schönberg zum Kammcrherrn zu ernennen geruht. Dresden, 2. März. Seine Königliche Majestät haben dem derzeitigen Vorstande der Advokatenkammer zu Zwickau, Advokat Karl Rudolph Weickert daselbst, das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen huld reichst geruht. Bekanntmachung. Die dießjährigen Aufnahmeprüfungen der an- gemeldcten oder noch anzumeldenden Aspiranten für das König!. Sächs. Cadetten-Corps sollen den 31. März beginnen. Für die Anmeldung der Aspiranten, für deren An sprüche auf Kadetten- oder Pensionärstellcn und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadettcncorps zn leistenden Erziehungsbeiträgc rc. ist das von Sr. Ma jestät dem König unter dem 22. Koj. bestätigte Regu lativ für das König!. Sächs. Kadetten - Corps nebst Urbergangsbcstimmungen maaßgebend. Der gedruckte Auszug aus dem nur erwähnten Re gulativ, sowie gedruckte Schemata zur Anfertigung der nothwendigen Nationale sind durch die hiesige Buch handlung von C. Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, am 28. Januar 1869. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichtc. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Feuilleton. Inserate. Tageökalender. Börsen- anchrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 4. März, Nachmittags 1 Uhr. (W. T. B.) Der Reichstag des Norddeut schen Bundes ist soeben von Sr. Majestät dem Könige im weißen Saale des königlichen Schlosses eröffnet worden. Die Thronrede lautet wie folgt: „Geehrte Herren vom Reichstage des Norddeutschen Bundes! „Als Ich Sie zum letzten Male um Mich versam melt sah, sprach Ich die Zuversicht aus, daß die Früchte Ihrer Arbeiten in unserm Vaterlande unter dem Segen des Friedens gedeihen werden. Ich freue Mich, daß diese Zuversicht nicht getäuscht worden ist, und indem Ich Sie heute im Namen der verbündeten Regierungen begrüße, blicke Ich mit Genugtuung aus einen Zeit raum zurück, in dessen Verlauf die Einrichtungen des Bundes in friedlicher Entwickelung erstarkt und be festigt sind. „Im Innern des Bundes haben die Freiheit der Niederlassung, der Eheschließung und des Gewerbebe triebes den, dem Bunde zum Grunde liegenden natio nalen Gedanken in das Leben des Volkes eingeführt. Eine Gewerbeordnung, welche Ihnen vorgelegt werden wird, und ein Gesetz, über den Unterstützungswohnsitz, welches der Berathung des Bundesrathcs unterliegt, sollen diesem Gedanken eine weitere Entwickelung sichern. In gleicher Richtung wird Ihre Mitwirkung für ge meinsame Nechtslnstitutc in Anspruch genommen werden. „Ihrem Wunsche entsprechend, wird Ihnen ein Ge setz über die Beschränkung des Lohnarrestes und ein Gesetz über die Einführung des Handelsgesetzbuchs und der Wechselordnung als Bundesgesetze vorgelegt werden. In Verbindung mit dem letztcrn steht ein von der königlich sächsischen Regierung dem Bundes, albe vor- gclegtcr Gesetzentwurf wegen Errichtung eines obersten Gerichtshofes in Handelssachen. Ein Gesetz über gegen seitige Rechtshilfe soll, soweit dies vor Erlaß einer ge meinsamen Civil- und Strasproceßordnung möglich ist, eine in der Bundesverfassung ausgesprochene Ver heißung erfüllen. „Ein Wahlgesetz für den Reichstag des 'Norddeut schen Bundes ist dazu bestimmt, dem Artikel 20 der Bundesverfassung gemäß, die einzelnen Wahlgesetze durch ein gemeinschaftliches zu ersetzen und ein über einstimmendes Wahlvcrfahreu in, ganzen Gebiete des Bundes zn sichern. Die Rechtsverhältnisse der Bun desbeamten, deren Regelung bereits in Ihrer letzten Session in Aussicht genommen war, werden den Gegen stand einer Vorlage bilden. „Die Ausführung von Gesetzen, welche im Laufe der letzten Scssiolr zu Stande gekommen sind, und einige seit Aufstellung des Bundeshaushaltsetats für 1869 hcrvorgctretcne Bedürfnisse haben einen Nachtrag zu diesem Etat nothwcndig gemacht, welcher Ihnen zur Genehmigung vorgelcgt werden wird. Der Bundes haushaltsetat für 1870, welcher einen hervorragenden Gegenstand Ihrer Bcrathungcn bilden wird, fordert dazu auf, eine Erhöhung der eigenen Einnahmen des Bundes ins Auge zu fassen. Die Erleichterungen, welche der Verkehr durch Aufhebung und Ermäßigung- von Zöllen und durch Herabsetzung des Briesportos erfahren hat, haben Ausfälle an den Einnahmen zur Folge gehabt, deren Ersatz nothwendig ist, wenn die Schwierigkeiten überwunden werden sollen, welche dem Haushalt der einzelnen Bundesstaaten durch die un gleichmäßige Wirkung des Maßstabes für die Matri- cularbeiträge bereitet werden. Ich rechne auf Ihre Mitwirkung bei den Vorlagen, welche Ihnen zur Ab wendung dieser Gefährdung werden gemacht werden. „In den Beziehungen des Bundes zum Auslande hat die Regelung des internationalen Postverkcbrs wei tere Fortschritte gemacht. Postverträgc mit den Nieder landen, Italien, Schweden und den vereinigten Do- nausürstenthümcrn werden Ihnen vorgelcgt werden. Die Organisation der Bundesconsulate ans Grundlage des in Ihrer ersten Session bcrathenen Bundesgesetzes naht ihrer Vollendung. Eine Consularconvcntion mit Italien soll im Anschlusse an dieses Gesetz die Befug nisse der beiderseitigen Konsuln vertragsmäßig sicher stellen. Um der Consularvcrwaltung des Bundes den geschäftlichen Zusammenhang mit der Führung der aus wärtigen Angelegenheiten zu erhalten, und um die po litische Einheit Norddeutschlands in der seiner Berfas- sung und seiner internationalen. Bedeutung entsprechen den Form zum Ausdruck zu bringen, sind in den Etat für 1870, Ihren Anträgen entsprechend, die 'Ausgaben ausgenommen worden, welche durch die Leitung der auswärtigen Politik des Bundes und durch deren Ver tretung im Auslande bedingt sind. Die erste Auf gabe dieser Vertretung wird auch in Zukunft die Er haltung des Friedens mit allen Völkern bilden, welche gleich uns die Wohlthaten desselben zu schätzen wissen. Die Erfüllung dieser Aufgabe wird erleichtert werden durch die freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen dem Norddeutschen Bunde und allen auswärtigen Mäch ten bestehen und welche sich vor Kurzem durch die fried liche Lösung der die Ruhe des Orients bedrohenden Spannung von Neuem bewährt haben. Die Ver handlungen und der Erfolg der Pariser Konferenz haben Zcuyniß abgelegt von dem aufrichtigen Streben der europäischen Mächte, die Segnungen des Friedens als ein wcrthvollcs Gemeingut unter gemeinsame Ob hut zu nehmen. Angesichts dieser Wahrnehmung ist eine Nation, welche sich des Willens und der Kraft be- Tngesgeschichte. Dresden, 4. März. Bei den soeben vorgenomme- ncn Ersatzwahlen für den Reichstag des Nord deutschen Bundes im 6., 8. und 23. Wahlkreise an Stelle der Abgeordneten Adv. vr. Schaffrath, Adv. Schreck und Fabrikant Mammen, welche ihre Mandate nicdcrgelegt haben, sind im erstgenannten Wahlkreise (Tharand) 4799 giltige Stimmen abgegeben worden, von welchen Hofrath Ackermann hier 1644, Advocat Siegel hier 1579 und Rittergutsbesitzer Otto auf Naun dorf 1141 erhielten, so daß, da keine absolute Majo rität erzielt worden, eine engere Wahl nothwendig ist; im 8.Wahlkreise lPirna) wurde Adv. Eisold inPirna, im 23. Wahlkreise (Plauen) der Gutsbesitzer Fahnauer in Boblitz gewählt. * Berlin, 3. März. Der Ausschuß dcs Bund es- rathes des deutschen Zollvereins für Zoll- u. Stcuer- wcsen versammelte sich heute zu einer Sitzung. — Der Buudcsrath des Norddeutschen Bundes hielt heute eine Plenarsitzung ab. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathcs des Norddeutschen Bundes für Rechnungs wesen und für Justizwesen sind gestern zu einer Sitzung zusammengctreten. — Der Ausschuß des Bundesrathcs des Norddeutschen Bundes für den Gesetzentwurf über wußt ist, fremde Unabhängigkeit zu achten und die ei gene zu schützen, zum Vertrauen auf die Dauer eines Friedens berechtigt, den zu stören den auswärtigen Regierungen die Absicht, den Feinden der Ordnung die Macht fehlt. „Mit diesem Vertrauen, geehrte Hcrrcu, wollen See an Ihre Arbeiten gehen in dem Sinne, welcher Ihre Berathungen bisher geleitet hat, in dem Bewußt sein der großen nationalen Aufgabe des Bundes und in der Zuversicht, daß die verbündeten Negierungen an der Lösung dieser Aufgabe freudig Mitwirken." Wien, Mittwoch, 3. Mürz, Nachmittags. (W. T. B.) In dem von dem Ausschüsse deS RcichS- ratbeS angenommenen Finanzacsetze find die Aus gaben pro 1d<69 auf 299 Millionen, die Einnah men auf 296/, Millionen beziffert. Das Deficit von 2Vz Millionen soll durch Aufnahme einer schwebenden Schuld gedeckt werden. Der Ausschuß- bericht stellt eine Steigerung einiger Einnahme posten in Aussicht. Paris, Mittwoch, 3. Mar^ Nachmittags. (W. T. B.) Der heute auSgrgebene Nachtrag zum Gelb- buche enthält zahlreiche, die türkisch griechische An gelegenheit betreffende Depeschen, sowie das amt liche Protokoll der Eonferenz und das letzte Rund schreiben Lavalette'S. Neue Documente sind nicht mitgetheilt. Bukarest, Mittwoch, 3. März, Morgens. (W. L. B.) Der ehemalige Telegraphendirectör Falko- janu ist wegen Amtsmissbrauch und Mißhandlung zu zweijährigem Gcfüngniß, Verlust der Bürger rechte und einem Schadenersatz von 2090 Ducaten verurtheilt worden. Washington, Mittwoch, 3. März. (W.T B., Kabeltelegramm.) Das Repräsentantenhaus hat das Amendement deS Senats zu der Schenk'schen Fi- nanzbill (durch wclchcs dcr Artikel entfernt wird, der die Einlösung der Bonds »I pari vor ihrem Fälligkeits termine untersagt) verworfen und den Senat um Erörterung dieser Angelegenheit auf dem Wege einer Eonferenz ersucht. Dcr Senat verweigerte den Widerruf deS AmtS- daucrgesctzeS. DirS Repräsentantenhaus drückte einstimmig seine Snmpathie aus für die spanischen FreideitS- bestredunaen, aber auch für das Ringen nach Un abhängigkeit feiten EubaS und ermächtigte den Präsidenten zur Anerkennung deS kubanischen Frei staatcs, obald sich eine faktische Regierung gebil det habe. den Unterstützungswohnsitz versammelte sich heute zur Berathung desselben. — Laut einem Telegramm der „Hamburger Nachrichten" ist die Vorlage wegen Auf hebung des Patentschutzes für diesmal zurückgezogen worden. — Bundcsgesandte sollen, wie die „Neue Preuß. Zeitung" meldet, nach dem, dem Bnndesrathe vorgclegten Budget künftighin beglaubigt sein in Athen, Bucnos-Aircs, Brüssel, Karlsruhe, Konstantinopel, Ko penhagen, Darmstadt, Florenz (25,OM Tblr.), Haag, Lissabon, London (43,000Thlr.), Madrid (18,000Thlr.), München, Paris (32,000 Thlr.), Peking (20,OM Thlr.), St. Petersburg (40,000 Thlr.), Rio-de-Janeiro, Rom, Schweiz, Stockholm, Stuttgart, Washington (18,OM Thjr.), Wien (30,000 Thlr.). Nur an einigen Höfen norddeutscher Bundesstaaten (Sachsen, Oldenburg rc.) sollen danach künftig preußische Gesandtschaften beglaubigt bleiben. — Das Staatsmini st ertum trat gestern, unter Vorsitz des Finanzministcrs Frhrn. v. d. Heydt, zu ciuer Sitzung zusammen. — Der „Staats anzeiger" enthält das Gesetz, betreffend die Aufhe bung der 88 30 bis 33 Titel l. Theil U. des allge meinen Landrechts (Eheverbot wegen Ungleichheit des Standes), welches unter dem 22. Februar die köuigl. Sanktion erhalten hat. — Der „St.-A." ent hält ferner eine Bekanntmachung der Generaldircction dcr Telegraphen vom 2. März, betreffend die Be dingungen für die Anlegung und den Betrieb von Telcgraphenstationen durch die Kommunen (vgl. vorige Nummer unter „Statistik u. Volkswirthschaft"). Graf v. Bismarck ist gestern bereits wieder von Sr. Maj. dem Könige empfangen worden. — Nachdem Graf Usedom zur Disposition gestellt worocn ist, fungirt dcr Legationsrath Graf v. Wesdehleu bei der Gesandt schaft in Florenz einstweilen als Geschäftsträger — Der Reichstag des 'Norddeutschen Bundes, so schreibt die „Prov.-Corr.", wird vom Könige morgen (Donners tag) im Schlosse zu Berlin vou Neuem eröffnet. Derselbe wird in dcr bevorstehenden (dritten) Sitzung den innern Ausbau der Einrichtungen und dcr Gesetz gebung des Bundes nach allen Richtungen fortzufüh- rcn haben. Durch die bisherige Entwickelung des nord deutschen Staatswesens ist die Lebensfähigkeit der neuen Bundcseinrichtungcn vollauf bewährt und bestätigt, und cs kann nnr die Aufgabe sein, auf den Wegen der Entwickelung, welche bereits gebahnt sind, kräftig und entschieden vorwärts zu gehen, um in politischer, bür gerlicher und volkswirthschaftlicher Beziehung die natio nale Einigung immer segensreicher zu gestalten. Die Vorlagen, welche feiten des Bundespräsidiums vorbe reitet und im Bundcsrathe großentheils schon berathen sind, werden bekunden, daß die Bundesregierung ent schlossen ist, in der selbstständigen Organisation des Bundes ebenso wie in den Arbeiten der Gesetzgebung sichern Schrittes vorzuschreiten. Die Bundeseinrich- tungen werden zunächst durch den Uebergang des Mi nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten auf die Bundesverwaltung, sowie auf andern Gebieten eine naturgemäße Fortbildung und Erweiterung erfahren. Die Fürsorge des Reichstages wird sich aber vornehm lich auch dahin zu richten haben, den Bund in Bezug aus seine nothwendigen und regelmäßigen Ausgaben auch mit selbstständigen Einnahmen auszustatten. Die gesetzgeberische Thätigkeit des Reichstages wird sich auf wichtige Gebiete des öffentlichen Rechts und auf da- gesammte gewerbliche Leben erstrecken. Auch für die Verbindung des Norddeutschen Bundes mit den Staa ten Süddeutschlands werden mannichfache neue An knüpfungen in Erwägung zu ziehen sein. Der Reichs tag nimmt seine Arbeiten unter dem Walten einer fest begründeten friedlichen Zuversicht wieder auf. Seine frühere Thätigkeit bürgt dafür, daß er im Verein mit dcr Bundesregierung sein eifriges Bemühen dahin rich ten werde, unserm Volke die Segnungen und Früchte dcs Friedens durch eine hoffnungsvolle Entwickelung dcr Bundcsvcrhältnissc immer mehr zu sichern. — Nach dcr „Prov.-Corresp." wird dcr Schluß des Landtags am nächsten Sonnabend (6.) Nachmittags vcrmuthlich durch Sc. Majestät deu König erfolgen. — FeuMeton. Pariser Briefe. Paris, I. März 1869. Die Pariser leben gegenwärtig ganz und gar der Politik oder richtiger gesagt: den Interessen ihrer Stadt. Die Debatten im gesetzgebenden Körper bilden daS große Ereigniß des Tages. Die Vertreter der Nation verhandeln über das Budget der Stadt Paris; eine wichtige Frage, die das allgewcine Jn- trrcsse im höchsten Maße auf sich zieht. Der Andrang zum gesetzgebenden Körper ist denn auch enorm; man sollte meinen, daß es sich um die Vorstellung irgend eines neuen Theaterstückes handle, und diese Illusion wird um so täuschender, als sich die Spekulation der Sache bereits bemächtigt hat: wie an den Theaterthüren, findet man jetzt an den Thoren des Ovep» Irgielstit Billetvcrkäufer, die Eintrittskarten zu den Tribünen feil halten. Diese Waare ist sehr gesucht uud verkauft sich zu den höchsten Preisen; ich habe mit meinen eignen Augen gesehen, wir diese Billets mit 150 und 200 Frcs. bezahlt wurden. Alle rhetorischen und politischen Ca- pacitäten, die zum größern Theile der Opposition an- gehören, bethetltgrn sich an der parlamentarischen Schlacht, die gegenwärtig im korp» legiilmik geschlagen wird und die man deS Gegenstandes wegen, um den eS sich handelt, bawill« <je kaeia" genannt hat. Man geht dem Srinepräfrcten Baron Haußmann hart zu Leibe, und die zwei Milliarden, die er für den theil weisen Umbau und die Verschönerungen der Stadt Paris au-gegeben hat, werden ihm jetzt wie ein drohen de» Gespenst unbarmherzig entgegen gehalten. Lassen wir hier den politischen Theil gan» bei Seite und fragen wir einfach, waS ist durch diese zwei Milliarden hrrvorgebracht und ins Leben gerufen worden, so muß die Antwort, wenn man sich aus einen ganz unpartei ischen Standpunkt stellt, entschieden zu Gunsten dcs Herrn Haußmann ausfallcn. Man braucht hierzu ein fach, ohne alle Kritiken oder Kommentare, nur ein historisches und statistisches Ncsümö dcs neuen Paris im Vergleich mit dem ehemaligen Paris zu ziehen. Gedenken wir zunächst der Wohlthätigkeitsanstalten. Die namentliche Aufführung dcr neu errichteten Hospi täler, Vcrpflcgungshäuscr für Greise, Kinder, unheil bare Kranke u. s. w. würde zu weit führen; die nach- stchendr Notiz mag in dieser Beziehung genügen: im Jahre 1852 hatte Paris 6743 Hospitalbcttcn; diese Zahl ist im Jahrc 1869 aus 7820 gesticgcn. Für die öffentliche Frömmigkeit und für den kirchlichen Sinn der Pariser ist in dieser Zcit unendlich viel gethan worden: cs sind 8 neue katholische, 4 neue protestan tische Kirchen erbaut, 6 Kirchen vollendet und cine große Menge von Kirchen theils umgcbant, thcils ver größert wordrn; diese Umbaue oder Vollendungen, wie z. B. die von Notre-Dame, St. Germain-l'Auxerrois u. s. w., waren zum Theil mit ganz bedeutenden Kosten verknüpft. Zu den Zeiten der Gallier war Paris ein Wald; man jagte Hrrsche, Hasen und Rehe da, wo heute die Börse steht, wo Millionen gewonnen und verloren werden, wo aber nichts mehr gejagt wird, als etwa Enten. Trotzdem ist Paris nicht arm an Bäumen; im Jahre 1852 zählte es deren 32,OM, heute besitzt es 55,824 Bäume; die kleinen Vögel sind über diesen Zu wachs außerordentlich erfreut und stimmen in die all gemeine Klage über die Theuerung der Quartiere durchaus nicht mit ein. ES sind 21 Squares angelegt worden, die in allen Stadtvierteln vertheilt sind, so daß die Annehmlichkeiten dieser freundlichen Anlagen der gesammten Einwohnerschaft zu Statten kommen. Es sind 4 neue Brücken erbaut und 14 nmgebaut wor den; cs sind 10 neue Boulevards, 14 neue Avcnücn angelegt worden, die Zahl der neuen Straßen geht beinahe ins Unendliche; cs ist für neue Wasserleitungen gesorgt, allenthalben sind neue Gasometer errichtet — kurz, das moderne Paris ist eine großartige, schöne Schöpfung, rin unvergängliches Dcnkmal für die Rc- gicrung dcs Kaisers Napoleon III Herr Haußmann sollte seine Widersacher auf die Thürme von Notre- Dame führen und ihnen zurufcn: „Da seht! Hier zu nnsenr Füßen liegt mein Werk — das verjüngte Paris! Wie Prächtig strahlt die schöne Stadt in neuem Glanze! Seht die stolzen Avcnüen, die breiten Boulevards, die herrlichen Paläste, und allcnthalbcn Licht, Lust und Leben, geschäftiger Verkehr, rauschende Bewegung! Gcsteht, daß das neue Werk scincn Meister lobt. Freut Euch dcs Gcthanen, genießt, was Euch geboten wird; die Opfer, die cs gekostet, werden Euch und Euern Kindern und Enkeln tausendfach zu Gute kommen!" — Mich dünkt, dies wäre ein Argument, das sich allen falls vertheidigen ließe. Die Liebe ist eine Offenbarung. Novellette von Marte v. Lindeman. i Fortsetzung an» Nr. 5l )s Einige Tage nach jenem, mit seiner Mutter geführ ten Morgcngcspräch wanderte Konrad nach Eckerndorf. ES war heute Gcsanasabcnd, und er war, obgleich seine schöne frische Tenorstimmc dort sehr willkommen, doch lange nicht dabei gcwcscn, da seine Wirthschaft ihn in lctztcr Zeit sehr in Anspruch genommen hatte. Heute aber hatte ihn rin besonderes Billet Amaliens dazu ein- gcladrn und ilm darin mitgetheilt, daß sie zum bevor stehenden Gcburlstagc des Vaters die Aufführung eines Festspieles (jetensolls von ihr selbst gedichtet) beabsich tige. „Da Sie", schloß dcr Brief, „jede handelnde Nolle für immer abgewiesen haben, so dürfen Sic mir für diesmal die leidende und leitende des SousflcurS nicht abschlagcn, sowie ich Ihre Tenorstimmc in dem vorangehenden Festgesange nicht entbehren kann!" Kon rad konnte und mochte sich dieser Einladung um so weniger entziehen, da auch er Amalie von Herzen ver ehrte. Er ging deshalb etwas früher, als zur gewöhn lichen Stundr, um sich noch vorher mit Amalie zu be sprechen. Doch schien er nickt dcr Erste zu sein; denn als er um die Ecke seines Obstgartens in die Kirsch- allce kinbog, welche, in schlängelndem Wege sich durch grünes Hügelland hinziehcnd, hinter dem Dorfe hinlief und von seinem Standpunkte aus einen freien Blick über dasselbe gewährte, sah er eben cine leichte Gestalt in Hellem, sommerlichem Gewände durch die Wiesen vor dem Pfarrgarten wandeln und den Weg nach Eckcrn- dorf rinschlagen. Maric war es, cr erkannte sie von Weitem; aber sic sah ihn nicht und ging eilig ihres WcgeS. „Daß die jungen Mädchen doch immer die Eifrig sten sind, wenn es ein Vergnügen giebt!" sagte er lächelnd zu sich. Er folgte ihr mit den Augen. Wie er so ihre jugendliche Gestalt überblickte und den leich ten, schwebenden Gang, da fiel ihm wieder rin, was die Mutier von Baron Evers erzählt. „Ja, ja!" dachte er bei sich, „sie scheint sich anmuthig zu entwickeln, das licbe Kind — und so ein Mensch hält selbst das Zar teste und Unschuldigste nicht heilig. Himmel! Es wird doch nicht wahr sein? Er wird doch nicht in ihrer Seele eine Neigung entzündet haben, die sie unglücklich ma chen könnte — sie geht so eilig..." Buch er ging unwillkürlich schneller, und seine Hand ballte sich. Dann aber ward sein Schritt wieder ruhiger, denn Marie bückte sich, um Feldblumen zu pflücken.
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