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Dresdner Journal : 24.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-24
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1869
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O 45. 186S. Mittwoch, de» 24. Februar. ^bmnlnntut,preist: Iw R,eää /Lkrliok: 6'lülr.— Kxr ^Melioü: > „ lS „ Lloo»tlied:— „ IS „ Lioxln« Kummer»: 1 „ lokreL»»«» tritt ^»örllvü 2 l dir. Stewix-IpebUür, »u»«rü»!8 NVA Koräck. vuuii«, Koit- uoä 8tvmp«l»u»cdl»^kiu»tt. Snseratraprets«: kür ä«i> K»uu> einer 2«il«: 1 K^r. Unter „Linxeennat" äi« Leil«: S Kxr. Erscheine«: I-Upliolt, mit Xuenekin« ä-r Sonn nnä peiertex«, ^denäe kür äen kolxenäeo 1°»^. DW-nerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Lnseralrnannahm» auswSrt«: k». S»^»v,r»rr»e. CumiQiiLiooile <ie» Oreeäner ^ournel, z «deoä»».: II. kxai.«», I^voex kv«r; N»wdurpL«rU»- Vieo-I.«ip,i^-«»»«>-preolrkurt ». U.: UxLeenerri« Vooi-en, »srUo: Onoriveecllv Luckk., lierenere»'» 8ure»u, livvoi.?« Llo»,e; Lremen: L. 8cnr.orr»t 8r«,I»a: l,. SrL«oii«'i ^nuoaeeuvurvuu, Friinn, L kurv»»; knulllknrt ». H.: ^eo»»'»el>e Suoiiü.; Ikölnt Xv. Vtn»»««, k»ri,: I.^ri'ire, 8vl.ii,« L6o., (8, ki»c» ä« I» üour»«); kr«p: kn. Lusl-lcu'» 8uuüü,t Vien: Lv. Oerüi.1». Heraurgeder: KLuipI. Lipsäitioa äe, Vreeüoer ^ouronll, Dr„ä«o, Llnrienitrnie« Ko. 7. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Darmstadt, Montag, 22. Kebuar, Mittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeord netenkammer wurde die Regierungsvorlage, vetref- send die Befreiung der Acnengesellschaften und ju ridischen Personen von der Einkommensteuer, ver worfen. Wien, Montag, 22. Februar, AbendS. (Tel.d. Boh.) Die ReichSrathSsesfion wird vor Pfingsten geschloffen werden. Der Handelsminister v. Plener ist an einer heftigen Grippe erkrankt. Das Penfionsgesuch deS AeldreugmeisterS Har- tuna, Landes-General Eommandlrenden in Wien, wurde zurückgewiesen. Derselbe erhielt den Orden der eisernen Krone erster Klaffe nebst einem belo benden allerhöchsten Handschreiben. Die ärztliche Enquetecommisfion wurde heute eröffnet. An der Sitzung nahmen 42 Mitglieder Theil, dar unter die Reichsrathsabgeordneten Graf Coronini (wel cher vr. meck. ist), vr. Haffner (aus Steiermark), Or. Pauer und vr. Roser (aus Böhmen). Der Minister GiSkra hielt eine herzliche, gehaltvolle Ansprache, in welcher er betonte, daß bei der Organisation der Sa- nitätsorgane auch Sparsamkeitsrücksichten vorwalten. Prof. Sigmund erwiderte warm und geistreich. Die Versammlung constituirte dann einen Comit« von drei Mitgliedern. Wien, DienStaa, 23. Februar. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" meldet, daß die Re- girrungen von Oesterreich und Italien ein Ueber- einkommen getroffen haben, wonach die Aktienge sellschaften Italiens und der in dem ReichSratbe vertretenen Länder Oesterreichs zum Geschäftsbe triebe in den respectiven Gebieten zuzulassen sind. Die heutige „Presse" vernimmt, daß jedes der bei der letzten Pariser Conferen; vertreten gcwc- senen Cabmete eine über die Thätigkeit und den Erfolg der Conferenz sich aussprechende Circular- note erlassen werde, was zn bezwecken scheine, dem Gedanken eine praktische Grundlage zu geben, auch künftighin auftauchende Differenzen durch gemein- same Berathungen zu schlichten. Rom, Montag, 22. Februar. (Corr.-Bür.) Au- grbliche Symptome eines Bruches zwischen Oester- reich und Rom sind unrichtig. Graf TrauttmannS- dorff wird nach Ostern sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Madrid, Montag, 22. Februar, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der CorteS er klärte der Präsident Rivero die Versammlung für definitiv ronstituirt. Figueras sprach sich gegen die Annahme der Geschäftsordnung vom Jahre 1854 aus, ea die damaligen und die jetzigen Staatsverhältnisse durchaus verschieden seien. Redner erinnert an den heutigen Geburtstag Washington's, welcher die Monarchie und die Freiheit für unverträglich erklärt. Dir Versamm lung genehmigte schließlich die Giltigkeit der Geschäfts ordnung von 1854, bis durch eine besondere Commis sion eine neue Geschäftsordnung ausgearbeitet ist. Ferner wurde ein Antrag, betreffend die Abschaf fung der Vereidigung der Cortesmitglieder, an genommen. Die provisorische Regierung erklärte darauf, daß sie ihre Befugnisse in die Hände der Cortes niederlege. Sämmtlichc Mitglieder der Regierung hielten Anspra chen an die Vcrsammlnng. Serrano mahnte zur Versöhnlichkeit und forderte die Versammlung auf, ihre Arbeiten zu beschleunigen, indem er auf dir Gefahren hinwies, welche aus einer Verzögerung hervorgehen könnten. Die Rede Serrano's wurde mit großem Bei fall ausgenommen. Prim hob hervor, daß er stets mit Serrano cm Einvernehmen gewesen sei, sowie daß sie Beide in Gemeinschaft die Revolution vorbereitet und die hundertjährige Dynastie, welche nimmermehr zurückkchren werde, gestürzt hätten. Diejenigen irrten oder kennten ihn nicht, welche glaubten, daß er geneigt sti, die Wiederherstellung der Dynastie zu begünstigen, geleitet von dem Ehrgeize, während der Minderjährig keit des Prinzen von Asturien Regent des Landes zu werden. Er wünsche für sich Nichts und werde wie bisher seine Interessen und sein Leben dem Triumphe der Freiheit weihen. Redner schloß, indem er die D«- putirten mit warmen Worten aufforderte, auf dein Wege der Revolution muthig vorwärts zu schreiten. Topete erläuterte die Beweggründe seines Verfah rens am 17. September v. I., an dem Tage, wo die Revolution ausgebrochen ist. Seine Rede wurde eben falls beifällig ausgenommen. Hierauf stellten die Deputaten Rosas, Becerra, Martas und andere den Antrag, der Regierung ein Dankvotum zu ertheilen und Serrano mit der Bildung eines neuen Cabinets zu betrauen. Castellar stellte einen Gegenantrag, indem er erklärte, es sei jetzt nicht an der Zeit, über diesen Antrag -u verhandeln. Besuche ab, nahmen sodann da- städtische Waisenhaus mit Zubehör in Augenschein und begaben Sich von da nach dem in jüngster Zeit erst im Bau vollendeten chemischen Laboratorium, welches unter Führung und Erklärung deS Prof. vr. Kolbe der eingehendsten Be sichtigung in allen seinen Theilen unterzogen ward. Den Schluß dieser Besichtigung akademischer Lehran stalten bildete ein Besuch des noch im Bau begriffenen physiologischen Laboratoriums unter Führung des Di rectors des physiologischen Instituts, Prof. Vr. Ludwig. Sowohl bei diesen Besichtigungen als beim Besuche der akademischen Vorlesungen und Collegien waren Seine Majestät von dem Staatsminister Frhrn. v. Falken stein und dem Rector Magnificus Consistorialrath Prof, vr. Brückner begleitet. Um 5 Uhr findet im Palais königliche Tafel statt, zu welcher der Kreisdircctor, der Stadtcommandant, der Rector Magnificus und die Decane der vier Facultäten, sowie die Vorstände der hiesigen Behörden befohlen sind. Abends werden Se. Majestät die Vorstellung im neuen Theater mit Ihrem Besuche beehren. * Berlin, 22. Februar. Sc. Durchl. der regie rende Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt ist hier eingetroffen und im „Grand Hotel de Rome" ab- gestiegen. — Der Bundesrath des Norddeutschen Bundes hielt heute eine Plenarsitzung unter dem Prä sidium des k. sächsischen Staatsministers Frhrn. v. Frie sen ab. Folgende Präsidialvorlagen gingen an die betreffenden Ausschüsse: 1) Uebernahme des preußischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten an den Bundeshaushaltsetat; 2) Entwurs eines Wahlgesetzes für den norddeutschen Reichstag; 31 Gesetzentwurf über die Zulässigkeit des Lohnarrestcs; 4) Ucbereinkunft der norddeutschen und der rumänischen Postverwaltung we gen Herstellung eines directcn Postverkehrs zwischen den beiderseitigen Gebieten; 5) Vorlage, betreffend die ärztliche Untersuchung der in Rußland lebenden nord deutschen Militärpflichtigen. Ein besonderer Ausschuß wurde für die Präsidialvorlage, betreffend den Unter- stützungswohnsitz, gewählt. (Der Gesetzentwurf schließt sich nach der „C. St." dem alten preußischen Recht auf diesem Gebiete eng an mit dem Unterschiede, daß der Uuterstützungswohnsitz nach dem preußischen Gesetze mit einjährigem, resp. dreijährigem Aufenthalt erworben wird, während der Entwurf für den Bund einen zwei jährigen Aufenthalt festsetzt. In den besonder« Aus schuß wurden Preußen, Sachsen, Anhalt und Mecklen burg gewählt.) Ueber die Präsidialvorlagcn, betreffend die Errichtung eines besoldeten Generalkonsulats in Mexico und Entwurf eines Postvertrags mit Schweden, wurde mündlich Bericht erstattet. An die betreffenden Ausschüsse gingen ferner: ein Antrag Anhalts aus Ab führung der Rübenzuckersteuer und ein Antrag Ol denburgs auf Errichtung cines Organs (neben dem Bundesgesetzblatt) sür Veröffentlichung allgemeiner interessanter Mittheilungen und Erlasse. — Der „N. Pr. Z." zufolg: heißt cs jetzt, daß der Landtag am 4. oder 5. Marz geschlossen werden soll. — Die erste Conferenz, welche über die Kreisordnung mit den aus dem Abgeordnetenhaus zu diesen vertraulichen Besprechungen ringeladenen Mitgliedern am Freitag unter dem Vorsitz des Ministers des Innern abgehal ten worden ist, hat von Abends ^8 bis 11 Uhr ge dauert. Wie die „N-Allg. Ztg." hört, hat in derselben zunächst eine allgemeine Erörterung des Gegenstandes stattgefunden. Heute Abend treten die Vertrauens männer des Abgeordnetenhauses zur vertraulichen Be- rathung der Kreisorvnung im Ministerium des Innern zusammen. Morgen Abend kommen wieder die Ver trauensmänner des Herrenhauscs zusammen. Nach der „C. S." haben über die Besprechungen der Ver trauensmänner für die Krcisordnung selbst sich die Mitglieder Stillschweigen gelobt. Zu den schon mit- getheilten Notizen aus dem Entwürfe sei noch ergän zend hinzugefügt, daß der Schulze von dem Amts hauptmann und dieser von der Regierung ernannt wird. Der Grundbesitzer ist erst wahlberechtigt, wenn er seit 5 Jahren im Besitze des Areals ist; erwirbt eine Gesellschaft, ein Consortinm von Bauern Grunk Tagesgtschichte. Leipzig, 22. Februar. (L. Z.) Se. Majestät der König find gestern Abend mittelst Extrazugs der Leip zig-Dresdner Eisenbahn zu mehrtägigem Besuche in hiesiger Stadt angelangt. In der Begleitung Seiner Majestät befanden sich der Generaladjutant General- lieutenant v. Witzleben und der Oberstallmeister Ge neralmajor a. D. v. Thielau-Rüssing, während der Staats- minister, Vorsitzende des Gesammtministeriums und Minister des Cultus und öffentlichen Unterrichts, Frei herr v. Falkenstein und der Oberhofmarschall Freiherr v. Friesen bereits mit dem gestrigen Mittagszuge hier- selbst eingetroffen sind. Seine Majestät, Allerhöchst- welche im kgl. Palais abgrstiegen sind, wurden bet Ihrer Ankunft von dem Kreisdirector v. Burgsdorff, dem Rector der Universität, Consistorialrath Domherr Prof. Vr. Brückner, und dem Stadtcommandanten Ober sten v. Schulz, sowie von den Vorständen der Behör den und dem Osfiziercorps feierlich empfangen. Am k. Palais war eine Compagnie der Garnison als Eh renwache ausgestellt, welcher Se. Majestät die Parade abzunehmen geruhten. Heute Vormittag wohnten Se. Majestät, nachdem Allerhöchstdicselben in der katholi schen Kirche die Messe gehört, von 8 bis 9 Uhr der Vorlesung des Superinteudeuten Prof. vr. Lechler bei, welche den Abschluß der letzten Periode der Geschichte der evangelischen Kirche in dem gegenwärtigen Jahr hundert (Schleiermacher, Claus Harms, Union) zum Gegenstände hatte und sodann aus die Geschichte der katholischen Kirche im vorigen Jahrhundert überging, wobei den Einfluß der französischen Revolution anzu deuten und die Beziehungen Voltaire's, Rousseau's und Mvntesquieu's zu berühren sich Anlaß bot. Die nächste Stunde widmeten Se. Majestät dem Besuche der Vor lesung des Mathematikers Prof. vr. Scheibner, welche einer Erörterung über die Eigenschaften der Zahlen gewidmet war. Von 10 bis 11 Uhr besuchten Seine Majestät die Vorlesung des Professors der deutschen Sprache und Literatur, vr. Zarncke, welcher eine Ver gleichung der nordischen und der deutschen Sage in Beziehung auf das Nibelungenlied, an welche sich die Uebersetzung und Erklärung des sechsten Abschnittes des Nibelungenliedes schloß, zum Gegenstände hatte. Von hier aus verfügten Se. Majestät Sich in das Collegium des Professors der Chirurgie und Directors der chirurgischen Klinik am k. klinischen Institut, vr. Thiersch, welches der Erklärung eines besonder» merk würdigen Falles von Aneurysma an einer durch «ine Kugel verletzten Person gewidmet war. Eine Opera tion, Herausnahme eines tobten Knochensplitters, durch Professor Vr. Thiersch selbst vollzogen, bildete den Schluß des Collegiums. Nachdem Se. Majestät zu Einnahme des Frühstücks auf kurze Zeit Sich in das kgl. Palais zurückbeaeben, statteten Allerhöchstdicselben von 1 Uhr ab der Kinderklinik des Prof. Or. Hennig und der chirurgischen Poliklinik des Prof. vr. Schmidt Feuilleton. Literatur. „Hermann Stark. Deutsches Leben von Oskar v. Redwitz. Drei Bände. Stuttgart, Verlag der I. G. Cvtta'schen Buchhandlung. 1869." Ein gehaltreiches, werthvolles Buch, das nicht nur dem Titel nach an I. I. Engel's „Lorenz Stark" erinnert. Der Verfasser, der bekanntlich schon in seinen Dramen „der Zunftmeister von Nürnberg" und „Philippine Welser" ein gesunderes Leben anstrrbte, als in „Ama- ranth", leitet das vorliegende Gemälde deutschen Lebens mit folgenden poetischen Worten ein: Bon deutschem Leben und vom dentschen Haus Kling' du mein Lied und wag' den Flua mnausl „Ein Lied?" — hör' ich Dich sraaea. Ha, ein Lied, Ob ich mein Wort auch nicht in Verse schied. Rach LiedeS Art mir's au- der Seele klang, Bon Menschenglück ein wechselreicher Song. So kitt' ich: halt' Dein eignes Herz gestimmt, Wie sonst, wenn Sängerweisen es vernimmt! Zur rechten Sammlung gönn' Dir Zeit und Rast! Schlecht, taugt mein Wort für bloser Neugier Hast. Wie - d'rum dem Ohr der lauten Welt behagt, Nicht weiß ich es. Doch hoff' ich unverzagt: Im stillen deutschen HauS, kehrt dort eS ein, Da wird'S verstanden und willkommen sein. Dorstthcnde Zeilen deuten auf Gesichtspunkte hin, die bei Beurtheilung des Buche- von Belang erscheinen. Das deutsche Haus ist seit malten Zeiten der heilige Boden, darin unser» Volke» beste» Leben wurzelt, Blu th«» treibt und Früchte trägt. Redwitz' Erzählung un terscheidet sich wesentlich von jener Sorte gangbarer Romane, die nur ein oberflächliche» Unterhaltungsbe- dürfntß befriedigen: dieselbe ist weder eine bequem hin- geschriebene Geschichte für gedankenlose Leser, noch will sie etwa gelesen sein, um sich durch dir Hast der Er eignisse gegen Langrwrtlr zu stacheln; vielmehr führt uns dcr Dichter mit ruhiger, epischer Klarheit den Ent wickelungsgang seines Heldcn Hermann von den Kind- hcitstagen bis zur vollen Mannesreife vor, wo die hohen Vorsätze, den Realismus unsrer Zeit mit höherer Weltanschauung zu verklären, im praktischen Lebe» als nützlicher Bürger thätig mitzuwirken und doch den ewigen Idealen nicht den Rücken zu kehren, zur Aus führung gelangen. So ist das Ganze eine Wanderung zu reinem, echtem Menschenglück. Zu den Vorzügen des neuen Werkes gehört nicht minder die hohe sittliche Reinheit, die wahrhaft christliche Lebensanschauung (fern von allem süßlichen und extravaganten Wesen), welche das Ganze durchweht, sodaß der Roman auch von der erwachsenen Jugend mit Gewinn gelesen wer den kann. Wie schon angrdeutet, besitzt die Erzählung im Grunde nicht Das, waS man heutigen Tages kunst reiche Verwickelung nennt; aber Leser, die Sinn haben für dichterische Vertiefung innerer Serlenprocesse, die sich an edler Gedankcnnahrung erquicken wollen, die frisch und fest gezeichnete Gestalten und sinnige Natur- malcrei zu schätzen wissen, werden sich durch Redwitz' deutsches'Leben nicht nur gefesselt, sondern auch erbaut fühlen. Sehr bezeichnend heißt das Werk „Deutsches Leben", denn eS stellt daS Familienleben, den unge trübten HauS- und Herzensfriedcn, in seinen edelsten und ergreifendsten Seiten dar, und selten ist wohl Aeltrrnglück und Sohnesliebe schöner beschrieben wor den, als in „He,mann Stark". Uebrrhaupt führt der Dichter mit besonderer Bvrlicbr gute und edle Eharak- tere vor, so groß auch dcr Kreis von Mrnschc» ist, dem wir in dem Buche vom Fürsten bis zum Schäser- knaben herab kennen lernen. DaS Werk umfaßt nahe 1300 Seiten, und so sei au» dem reichen und wechseln den Inhalte nur auf einige Höhepunkte der Schilderung hivgcwiesrn. Wir rcchnen hierher zunächst da» Still ¬ leben in der Kleinstadt, das wohl manchen gefühlvollen Leser wie ein verlorenes Eden anheimeln dürfte; das akademische Lebe», das so glänzend und fesselnd geschrie bene Partien hat, wie selten ein heutiger Roman; der juristischen Praxis, in die Hermann Stark später ein tritt, folgen bräutliche Tage voll Glück und Seligkeit, und endlich finden wir den großen Helden in dcr gro ßen Welt und als Sohn seiner Zeit, die ihn empor- trägt und niederwirft, bis seine sittliche Läuterung sich vollzogen hat, die große Lehre vom Opfer ihm klar, und er selbst aus einem Thoren cin Weiser wird. In einem Sinnspruche heißt es daher: O meine Mutter Zeit, daß ich, dein Sohn, Doch meinen Frieden könnte mit Dir theilen, Den ich errang als schwerster Kämpfe Lohn! Daß ich die Schmerzen all' Dir könnte heilen Mit süß'rer Arzenei, als ich sie trank, Da sich das Unglück mir als Arzt erwiesen, Nachdem zu großes Glück gemacht mich krank! Ich bin genesen. Gott sei darum gepriesen! Unter den übrigen Romanfiguren, die dem Leser besonder- im Gedächtniß bleiben werken, sind vornehm lich zu nennen: Vater Stark und Mutter Rosalie, die Magd Dorothea, Helene, Theodor, Frau Prof. Moser, der alte Schäfer, Schäferfritz, das Ehepaar Goldhelm, Salomo, der Berggirgl, der Herzog. Wa» den Stil anlangt, so könnte man allerdings wünschen, daß der selbe hier und da conciser sein möchte. Im Uebrigen aber sei zur Empfehlung des auSgereisten Werkes nur wiederholt, daß dasselbe nicht nur innerlich erquickt, sondern auch ins Gewissen greift, und gehaltvolle Cha raktere eines DichterwerkcS sstrd — nach A. Jung — Acquisitionen für'» Leben, sind Besitznahmen von un endlicher Tauer. p. * Die „systematische Uebersicht der literari schen Er-tugnisse de» deutschen Buchhandel besitz, so ruht das Wahlrecht ganz. — Der Ausschuß des Kongresses norddeutscher Landwirthc hat bereits die Commission ernannt, welche die Frage in Berathung ziehen soll, in welcher Weisc eine Vertretung dcr landwirthschaftlichcn Interessen herbeigesührt werden könne. Die Commission besteht aus fünf Mit gliedern: dem Antragsteller Gutsbesitzer v. Wedell aus Pommern, welcher den Vorsitz in der Commission zu führen hat, ferner dem Vorsitzenden des sächsischen Eul- turrathc-, Herrn Seiler, dem Gutsbesitzer Flügge aus Pommern, dem Grneralsecretär Bertelsmann aus Brom berg und dein Stadtgcrichtsrath Willmanns. Letzterer ist mit dem Referat, Herr Bertelsmann mit dem Cor- referat beauftragt. — Sonnabend früh starb hierselbst ein um unser Vaterland hochverdienter Mann und, seitdem er von dem Minister v. Altenstein aus Weimar hierher berufen worden, der vieljährige Träger des preußischen Höheriz Unterrichtswesens, wirk!, geheime Oberregierungsrath a. D. vr. Johannes Schulze, in seinem 84. Lebensjabre. — Eine Anzahl von Nach drucken der französischen „Laterne" von Rochefort wurde am Freitag in den hiesigen Buchhandlungen mit Be schlag belegt. Zugleich wurden, wie der „Pbl." mel det, dieser Tage die letzten 8 Hefte dcr „Laterne" durch polizeiliche Verfügung den Berliner Buchhändlern als confiscirt und für den Verkauf verboten bezeichnet.—Wir meldeten schon, daß zur Förderung der Verhandlungen über den Abschluß eines Postvertrags mit dem Kir chenstaate sich cin Commissar der norddeutschen Post verwaltung nach Rom begeben werde. Dies Commisso- rium ist dem geh. Oberpostrothc Stephan übetragen worden. Derselbe hat bereits seine Reise angetretcn. Zunächst wendet er sich nach Florenz, um mit dcr dor tigen Gencralpostdirection über die Ausführung des zwischen dem norddeutschen Bunde und Italien abge- schlossinen Postvertragcs noch Rücksprache zu nehmen. — Ueber die neue Panzerfrcgatte der norddeut schen Bundesmarine „König Wilhelm" wird aus London berichtet: Das Schiff ist nunmehr völlig fer tig gestellt und hat seine Probefahrt bereits zurückge legt. Dieselbe ergab etwa 14^ Knoten die Stunde. Der „König Wilhelm", bekanntlich ursprünglich für die türkische Negierung gebaut, hat eine umfassendere und schwerere Panzerung als irgend ein anderes Schiff, mit Ausnahme des englischen „Herkules", und selbst dieser ist nur an der Wasserlinie dicker gepanzert, wäh rend jener mehr achtzöllige Panzerplatten an den Sei ten hat. so daß der „Herkules" den „König Wilhelm" an Stärke an und unter der Wasserlinie übertrifft, von diesem aber wieder an Stärke und Schwere über dem Wasser übertroffen wird. * Berlin, 22. Februar. Beide Häuser des Land tags hielten heute Sitzungen ab. Im Herreuhanse wurde zunächst das Gesetz, betreffend die Vereinigung der Vorstädte von Celle mit der Stadtgemeinde Celle, genehmigt, worauf die Berathung dcr Städte ord- nung für Schleswig-Holstein folgte. Die Com mission, welche das Gesetz vorberathen hat, schlägt an 7 Paragraphen Aenderungen vor. Referent Hr. Hassel bach empfiehlt die Commisstonsvorschläge. Hr. v. Thaden wirft einige Streiflichter auf die schleswigcholsteinschen Verhältnisse und bedauert die radicalen Umgestaltungen, die man in der Justiz und Verwaltung dort vorge nommen. Er bittet schließlich in eindringlichen Worten um Annahme des Gesetzes im Interesse des Landes, denn durch dasselbe soll der Ausbau dcr umgeworfcncn Verhältnisse wieder begonnen werden. Hr. v. Meding empfiehlt die Commissionsanträge. Graf zur Lippe glaubt, daß die Bewohner Schleswig Holsteins cs ihm noch einst danken werden, daß er die Justizreform dort an einem Tage vorgenommen habe. §K l—32 wer den angenommen; im 8 33 wird Alinea 2, wonach im Falle der Versagung dcr Bestätigung der Wahlen von Communalbcamten die Gründe der Versagung mitge- theilt werden sollen, gestrichen. Bei tz 38 bekämpft Hr. Rasch den Vorschlag der Commission, wonach die Richter von der Theilnahme an den Stadtverordneten versammlungen ausgeschlossen werden sollen, während Graf Rittberg nnd Hr. Hasselbach für de» Ausschluß im Jahre 1868", eine Zusammenstellung auf Grund der Hinrichs'schen Kataloge und von der I. C. Hinrichs'- schen Buchhandlung in Leipzig ausgeführt, liegt im „Börsenblatt" (Nr. 33) vor. Die systematische Uebcr- sicht zerfällt in 24 Abtheilungcn oder Rubriken, deren Gesammtsumme pro l868 die Zahl 10,563 ergicbt, ein Mehr von 708 Werken gegen die Production von 1867, wo man nur 9855 Bücher und Karten verzeichnete. I» fast allen Fächern macht sich diese Zunahme be merklich, nur vier Abteilungen zeigen eine kleine Ab nahme, die der altclassischcn und orientalischen Sprachen und der Mythologie, sodann die der Forst- und Jagd wissenschast, der Bergbau- und Hüttenkunde, ferner die der vermischten Schriften, endlich die für slawische und ungarische Literatur; daS Minus beträgt beziehentlich 30, 5, 41 und 9 Nummern, zusammen also 85 Werke. Ein Plus macht sich am stärksten geltend bet dcr Ab- thrilung „Schöne Literatur", Romane, Gedichte, Thea ter rc.; dieselbe weist 106 Werke mehr auf als 1867 (958 gegen 852); nächstdem kommt die Handelswissen schaft und Gewerbekunde mit 425 gegen 330 Werke, also mehr 95; dann die Theologie 1440 gegen 1^65, also meyr 75 rc. -s Die Biographie Lord Byrons von der Gräfin Guiccioli ist nunmehr auch in englischer Uebersetzung erschienen und wird von der Kritik als ein unbedeu tendes Machwerk, das nichts Neues über den berühm ten Dichter enthält, scharf mitgenommen. Entrüstung erregt besonder» die in dem Buche enthaltene Behaup tung, Byron hab« noch fünf unaedruckte Gesänge de» „Don Juan" nebst seinem Tagebuch? und den vielge nannten Memoiren hinterlassen, und Moore, sein lite rarischer Testamentsvollstrecker, habe diese Schriftstücke sämmtlich unterdrückt.
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