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Dresdner Journal : 20.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-20
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 20.02.1869
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42 Sonnabend, den 20. Febrnar. 1869 Fv«mr»n,t«,rt«st: I» lorSL ÜLoL»: ^Lkrliek: k xkl r.—Hxr «LMrlick: 1 ,. Id „ dloo»tIroN:— „ ld „ Limeloskkoouoern: I „ I-kroL—» tritt Mrllo» 2 Ulr. 8t«wv-Ie«bUkr, »u»»erli»ld a«» Aorä». SullNe» ?»»t no<i 8t«mpel»u»ckI«tkNiilrlU Inseratenpreis»: kSr ä«o n»llm «Iller ^«»p»Iisoeo Jeil«: 1 ki^r Voter „kNuxeaaoät" äi« 2«U«: 3 kixr. erschein»«: 1'Ixliek, illit ^ll«li«kiu» äer Nona onä keiort»^«, ^d«uä» kiir ä«a kolxeaä«» 1 »k Dres-nerAournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Vnseralrnannahmr auswärts: L*1x>»U: t'a LutNoLrLrrr«, Oumwiaelooti» <te» vre»<insr ^oura«!,, «k«riä»».: H. ktaor.»», Ltoen t'our; H«mdnr^->«rU»- Vi«ll-l.»ip»1»-N«»«l-rr»okcllrt ». U.: IIn„>i»r«i>, V»a^L», L«rUa. llnorive'scli« Nuckli., NrriNirr»»'» Uureaa, livvol-r» Miosen; Lremeo: L 8v«l.orr»s Nr«»!»»: x,. 8r»»<iii«'» ^iilloavoaburvLu, Nr»L L i-'nüv-io; kr»llL»urt » L : ^»LorL'ieli« NueNK.; LSI»: ^o. 8Ll>LL«il, k»ri»: H»v»8, l^Ltrir», Lvt.1.1«» LOo., (8, klae« a« l» Lourse); kr»^: t». Lo«r.i<:a', UucilN., Visu: ^il.. OrrLl.ii. Hrrausgrbrr: LLiüxl. Lrp«äitioa ä«i vr«»äo«r ^ourail», vrssäsa, dlarieuatrili»« Uo. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebs der Staatseisenbahn- strecke Freiberg-Flöha, Wiesa-Haynichen betreffend. Nachdem der Bau der Staatseisenbahnen zwischen Freiberg und Flöha, sowie zwischen Wiesa und Häh nichen soweit vollendet ist, daß diese Strecken dmi Be triebe übergeben werden können, hat daS Finanz-Mini sterium beschlossen, denselben für den Personen- und Güterverkehr zwischen Dresden und Chemnitz und zwischen Chemnitz und Haynichen am 1. Mär; laufenden Jahres eröffnen zu lassen. An der Strecke Freiberg Flöha sind die Eisenbahn verwaltung Oederan und die Haltestellen Kleinschirma, Frankenstein und Falkenau*), letztere mit beschränktem Güterverkehr, an der Linie Wiesa-Haynichen die Eisen- bahnverwaltungen Frankenberg und Haynichen und die Haltestellen Wiesa und Braunsdorf, beide mit beschränk tem Güterverkehr errichtet worden. Die Betriebsleitung auf der Staatseisenbahnlinie Dresden-Chemnitz ist der Staatseisenbahn-Direktion zu Dresden, der Zweigeisenbahn Chemnitz-Haynichen der Staatseisenbahn-Direction zu Leipzig bis auf Weiteres übertragen worden. Beide Directionen werden Fahr plan und Tarife bekannt machen. Dagegen verbleibt die Abwickelung der Bauangc- legenheiten und die Regulirung der Besitzvcrhältnisse auf den neugebauten Strecken Freiberg-Flöha und Wiesa-Haynichen dem Commissar für den Bau dersel ben, Directionsrath Opelt in Chemnitz. Dresden, den lO. Februar 1869. Finanz - Ministerium Freiherr von Friesen. Heydenreich. *) Falkenau war iu der in Nr. 3« des „Dresdn. Journ." abgedruckten Bekanntmachung weggeblieben. Nichtamtlicher Theil. Uebersicdt. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. TageSgeschichte. Ernennungen, Bersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Drovinzialnachrichten. VinaesandteS. Feuilleton. Inserate. Tagcskalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Donnerstag, 18. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten ist mit dem heutigen Nachtschnellzuge nach Berlin abgereist. (Vgl. unter „TageSgeschichte".) Darmstadt, Donnerstag, 18. Februar, Mit tags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Ab aeordnctenkammer erklärte der ReqierungScommis sar auf vorhergegangene Interpellation, daß der diesseitige Gesandte beim Norddeutschen Bunde beauftragt sei, wegen verordneter Befreiung des Militärs von Communallasten zu verhandeln. Wien, Donnerstag, 18. Februar, Abends. (Corr.-Bür.) Die officiöse „Oesterr. Correspondenz" meldet, daß der belgisch-französische ConfUct in die Bahn friedlicher Verständigung gebracht worden sei. Die belgische Negierung protestire gegen die Ver- dächtigung, daß sie sich von andern als streng wirth- schaftltchen Motiven leiten ließe. Pesth, Donnerstag, 18. Februar. (Tel.d.Deb.) Das Pesther Dreimillionen Stadtanlehen wurde nickt den concurrirenden Anstalten zugestanden. Ueber Antrag Csengery'S wurde nack längerer De batte durch die Stadtrepräsentanz beschlossen, die Stadt solle das Anlehen selbst auflegen. Pesth, Donnerstag, 18. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) In dem Proceß gegen den Fürsten Ka- rageorgiewitsch ist das vorläufige Erkenntniß er gangen. Der Gerichtshof erkannte daS vorhandene Material für genügend an, um den in Vorunter suchung befindlichen Fürsten Karageorgiewitsch, so wie die Secretäre Trifkowitsch und Stankowitsch wegen deS Verbrechens der Theilnahme an der Er mordung des Fürsten von Serbien in den Anklage- zustand zu versetzen. Sämmtliche Angeklagte haben Berufung angcmeldet. Paris, Donnerstag, 18. Februar, Nachmitt. (W. T. B.) Gegenüber den Nachrichten des „Ave- nir national" (vgl. unter „TageSgeschichte") meldet die „Agence Havaü": Hier eingetroffene Privat- Nachrichten auS Madrid stellen es als fast gewiß hin, daß König Ferdinand von Portugal zum spa- Nischen Thron verufen werden dürfte und daß man die Hoffnung nicht aufgebe, der König werde die ihm angctragene Krone annehmen. Paris, Freitag, 18 Februar. (W. T. B.) Die „Agence Havas" meldet amtlich: In der gestrigen Conferenzsitzung wurde die griechische Antwort auf die Declaration verlesen. Die Eonferenz nahm Act von der Zustimmung Griechenlands, erklärte die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechen land ip8o l»< to für wiederaufgenommen, beauftragte den Marquis de Lavalette, vciden Mächten Dank für ihre Nachgiebigkeit auszusprechen, und erklärte sich hierauf für aufgelöst. Brüssel, Freitag, 19. Februar. (W. T. B.) Die Commission dcü Senats hat mit 4 Stimmen Majorität beschlossen, die Annahme des Gesetz entwurfs betreffs der Eisenbahnconccsfionen (vgl. unter „Tagcsgcschichte") ru empfehlen. 3 Mitglie der der Commission enthielten sich der Abstimmung. Der „Jndöpendance belge" zufolge ist die Reise des Kriegsministers, GenerallieutcnantS Renard, nach Paris durch Gesundheitsrücksichten bedingt und ohne politischen Zweck. Florenz, Donnerstag, 18. Februar, Nach-». (W. T B.) Der mit dem Norddeutschen Bunde ab geschlossene Postvertrag wurde heute von der De- putirtenkammer angenommen. Darauf brachte der Finanzminister einen Gesetzentwurf ein, enthaltend daS provisorische Budget für die beiden ersten Mo nate deS laufenden JahrcS. Madrid, Donnerstag, 18. Februar. (W.T B.) In einer gestern Abend stättgebabtcn Versammlung, an welcher der größere Theil der CorteSmitgliedcr Theil nahm, erklärte Serrano, die Regierung be absichtige sofort nack definitiver Constituirung der Cortes zurückzutreten. Die Versammlung nahm darauf einen Antrag an, in welchem der Regie rung ein Dankvotum crtheilt und Serrano beauf tragt wird, ein neues Cabinet zu bilden. Die Prüfung der Wahl zu Valladolid rief in der gestrigen Sitzung der CorteS eine erregte De batte hervor. Verschiedenen Rednern der republikanischen Partei erwiderte der Minister des Innern, die Republikaner bekundeten das Streben, in allen Fragen mit ihrer Opposition hervorzutretcn, womit schlecht in Einklang zu bringen sei, daß von 200 bereits für giltig erklär ten Wahlen sie überhaupt nur 3 anzufechtcn im Stande gewesen seien. Der von dem Minister gebrauchte Aus druck, die Republikaner hätten die Verkeilung der Güter gepredigt, rief feiten der Linken lebhafte Pro teste hervor, worauf der Minister die Republikaner für die Zurückweisung dieses Grundsatzes beglückwünschte. Der Zwischenfall war damit erledigt. Es sind nur noch wenige Wahlen zu prüfen. Madrid, Freitag, 19. Februar. (W. T. B.) Die definitive Constituirung der CorteS wird mor gen stattfinden und daS gegenwärtige Büreau wie- dergewählt werden. Die Regierung wird zurück treten, worauf die CorteS derselben ein Dankvotum crtheilen und Serrano die Bildung des neuen Ca- binetö übertragen werden wird. Man hält für sicher, daß sämmtliche Minister ihre Portefeuilles bHalten. . London, Freitag, 19. Februar. (W.T. B.) DaS Gesammtparlament überreicht in kommender Woche der Königin die Adresse. Washington, Donnerstag, 18. Februar. (W. T. B.) Der auswärtige Comitö deS Senats hat beschlossen, die Verwerfung deS Alabamavertrags azz »empfehlen. - , Dreien, 19. Februar. Die englische Thronrede, mitwelcher am 16. d. das nengewählte Parlament eröffnet wurde, findet in den Organen der preußischen und östcrrcichschcn Presse eine außerordentlich günstige Bcurtheilung. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" constatirt, daß in der Thronrede in sehr erfreulicher Weise der aufrichtige Ernst hervvrtritt, mit welchem die Regierung die Auf- rcchterhaltung friedlicher Zustände nach außen und in nen befürwoitet, und fährt dann fort: „Diese Sprache des neuen englischen Cabinets, welche sich den entspre chenden Bemühungen seincs Vorgängers in so ancr- kenncnswcrther Weise anschlicßt, kayn nicht verfehlen, im Vereine mit den gleichlautenden Erklärungen ande rer Mächte, günstig auf die öffentliche Meinung Eu- rypas cinzuwirkcn nnd das Vertrauen in die Zukunft zu beleben. Hoffentlich wird sich die unmittelbare Folge davon in der wcitern Hcbung des Credits und Bele bung des Geschäftsverkehrs zeigen, woran England, als einer vorzugsweise handeltreibenden Nation, in er ster Reihe gelegen sein muß. Unter den innern An- aelcgcnhcitcn rückt die Thronrede die Lösung der iri schen Kirchenfrage in den Vordergrund, für welche das Cabinet Gladstone bekanntlich ja auch zunächst sich en- gagirt hat. Der betreffende Passiis macht inzwischen den Eindruck, als ob der Premierminister jene Frage entschieden mit größerer Behutsamkeit angreife als Glad stone, der Führer der Opposition. Die Rücksicht auf die Religion und auf die Schonung berechtigter Jnte- DWn werden iy der betreffenden Stelle in erster Reihe betont und im Ganzen die große Schwierigkeit der Er ledigung jener Frage durch den bedeutsamen Ansdruck auerkannt, daß dieselbe die erheblichsten Ansprüche an die Weisheit dcs Parlaments mache." —In Bezug auf die irische Kirchenfrage, die im Wesentlichen darauf hinausläuft, die irisch-katholische nnd irisch-presbnteri- anische Klrche an dem Neichthum nnd Besitz der (ang- licanischcn) StaatLkirche Irlands theilnehmen zu lassen, bemerkt die „Neue Preußische Zeitung", daß diese Frage schon in allernächster Zcit in leidenschaft lichem Strcit entbrennen dürfte Welchen Inhalts die von dek Negierung vorznlegendeu Gesetze sein werden, sage zwar die Thronrede nicht; aber sie lasse doch so viel durchblicken, daß man die Staatskirche, die in Irland nicht so, wie in England, mit dem Volke verwachsen ist, gründlich angreifen will. Als „Summa" dcs Actenstückcs erklärt die „N. P. Z.": „Die Thronrede stellt eine Reihe innerer Refcrmcn in Aussicht, Keren Durchführung den europäischen Conti- nent nur indirect tangirt; was dagegen die Aussichten anlangt, die nns dieselbe auf Erhaltung des Friedens macht, so können wir nur wünschen, daß je mehr und mehr alle Negierungen in gleicher Weise auflreten mögen", und fügt hinzu: „Es ist hohe Zeit, daß sich endlich das Vertrauen auf Erhaltung eines dauernden Friedens befestige." — Die „Kölnische Zeitung" bezeichnet die diesmalige Eröffnung dis englischen Par laments als einen Abschnitt von geschichtlicher Bedeu tung in dem parlamentarischen Leben Englands. Das rheinische Blatt schreibt: „Um seines Gleichen zn finden, müssen wir uns um 36 Jahre zurückversetznr. Aber gerade iu der Gleichheit liegt wiederum der große Un terschied. Der 5. Febrnar 1833 bedeutet, wie der >6. F.bruar 1869, eine Stufe freiheitlicher Entwickelung gegen die politische Engherzigkeit vergangener Jahre; doch während Lord Grcy's Negierung ein Parlament um sich fchaarte, welches auf einer zwar erweiterten, aber immer noch auf den Mittlern Bürgerstand be schränkten Grundlage gewählt worden war, sah Herr Gladstone ein Haus der Gemeinen zusammentreten, dessen Ursprung von dem donokratischen Ideale, dem allgemeinen Wahlrechte, gar nicht mehr fern abliegt. Was haben nicht im Jahre 1832, als nach heißen Kämpfen das Stimmrecht auf den Bürger, der 10 Pfd. Sterl, jährliche Hausmiethc zu zahlen vermochte, aus gedehnt und eine Neihc kleiner „verrotteter" Nester, deren Handvoll Einwohner je einen oder zwei von dem allmächtigen Gutsherrn aufgedrungene Vertreter ins Parlament schickte, dnrch Entziehung des Wahlrechtes andern Dörfern und Städtchen gleichgestellt wurde — was habeu damals nicht die conservativen Unglücks raben von bösen Prophezeiungen über das Land hcrab- gekrächzt? Jetzt — ein bemerkenswertster Fortschritt — vernimmt man nach der Einführung eines viel fret- sinnigcrn Wahlgesetzes kaum noch hier und da eine ver einzelte Torystimme, welche von den Gefahren demo kratischer Versunkenheit zn flüstern wagt; und diese Scheu eutspringt nicht aus der Furcht vor der Gewalt, sondern aus der Furcht vor der Lächerlichkeit. Hrn. Glad- stone'S Schaar, wie sie jetzt iin Westminsterpalaste um ihn versammelt ist, unterscheidet sich nur durch ihre größere Stärke, nicht aber durch gesellschaftliche Ver schiedenheit, von den liberalen Parteien früherer Par lamente. Der vermeintliche Sieg der Demokratie hat nicht einmal so viel zu Wege gebracht, daß ein einziger Arbeiter oder Handwerker auf den Bänken dcs Unter- Hanses sitzt, während die spanischen Cortes einen Weber in catalonischer Blvuse als Vertreter Barcelonas in ihrer Mitte sehen. Adel und wohlhabender, man darf sagen, reicher Bürgerstand liefert noch ausschließlich den Stoff, aus welchem das englische Parlament zusammen gesetzt ist. ... Andererseits aber besitzt die Regierung eine ungewöhnliche Streitkraft in sich selbst. Lange hat England kein Ministerium erlebt, welches in solchem Maße eine Vereinigung tüchtiger Köpfe ist, wie das heutige." Nachdem die „K. Z." das Wesen der ange- kündigtcn Gesetzentwürfe kurz angedeutet hat, äußert sie sich zuletzt in der irischen Kirchenfragr wie folgt: „Den würdigen Schluß der Rede bildet die Ankündi gung der großen Maßregel, welche als der SicgeSprcis in dem durch Disraeli's Nücktritt zu Gunsten der Li beralen entschiedenen Kampfe gelten darf, die Aufhebung der protestantischen Staatskirche in Irland. Wie es sich für eine so überaus wichtige und mit größter Vor sicht anzufasscnde Arbeit ziemt, wird sie nur in ganz allgemeinen und schattenhaften Umrissen hier angedentet; die Regierung ist vollkommen im Rechte, wenn sie ihre schwere Aufgabe nicht dnrch Vorzeichnung allzu enger Grenzen noch mehr erschweren will." — Die Wiener „Presse" hebt hervor, wie aus der Thronrede und der Adreßkebalte, die soeben in Westminsterhall gehal ten wurden, sich auss Neue die alte Wahrheit er-iebt, daß in Betreff der auswärtigen Politik zwischen Tories oder Whigs oder auch den unabhängigen Liberalen, die jetzt znm ersten Male ans Ruder gelangt sind, kein erheblicher Unterschied obwaltet. Unbedingte Enthal tung von aller Theilnabme an contincntalcn Händeln, das sei feit einem guten halben Jahrhundert die un wandelbare Richtschnur Englands. Am Schlüsse ihrer Betrachtung preist die „Pr." die englische Nation glück lich, welche in dem Momente, wo die meisten Vö ker dcs alten Contincnts ihre Budgets zu militärischen Zwecken mehr nnd mehr belasten, die Steuern ermäßigt und neue Einkünfte für productive und iutcllectuclle Zwecke eröffnet, ohne daß man gerade sagen könnte, sie habe Einbuße erlitten an ihrer Macht nach außen hin und an ihrer mecrbeherrschcnden Wellstellung. Feuilleton. Kunsthistorische Literatur. Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens, beschrieben von Wolfgang Helbig. Nebst einer Abhandlung über die antiken Wandmalereien in tech nischer Beziehung von Otto Donner. Mit 3 ein gefügten Tafeln und einem Atlas von 23 Tafeln. Leipzig, Breitkopf u. Härtel. 1868. gr. 8. 6XXV» und 500 Seiten. (Pr. 8 Thaler.) Die campanischen Wandgemälde, neben den Vasenbildern die einzig übria- arbliebenen Zeugnisse antiker Malerei und als solche für den Kunsthistoriker vom höchsten Interesse, daneben aber durch Darstellungen des Lebens und Denkens der Alten für den Archäologen von höchster Bedeutung, waren seither theils zerstreut in vielen zum Theil schwer zugänglichen Werken und nicht immer genau publicirt und beschrieben, theils in großer Zahl noch gar nicht veröffentlicht, so daß das Material zu einer erschöpfen den Behandlung der im Neapler Museum und in Pom peji befindlichen Bilder noch nickt zusammengestellt war. v». Wolfgang Helbig aus Dresden, derreit Secrrtär des kgl. preuß. archäologischen Instituts in Rom, hat sich seit 1863 während eines wiederholten längern Auf enthalts in Neapel und Pompeji mit dem dort befind lichen Material vertraut gemacht und alle bemerkens- wrrthen, auf den CultuS und auf Mythen bezügliche, ferner die Genrebilder und die daS Leben der Alten erklärenden Darstellungen in übersichtlicher Gruppirung nach gründlicher Autopsie genau und klar beschrieben, die seither erschienenen Publikationen und Erläuterun gen bei jedem Bilde citirt und, wo nithig, berichtigt und so einen kritischen Katalog gegeben, ber allen wei tern Forschungen auf diesem Gebiete zu Grunde gelegt werben muß. Man staunt über die Fülle der noch vor- handenen Reliquien der blosen Wandmalerei einiger italienischen Städte, wenn man sieht, daß der Verfasser, der alles unbedcutrude Dekorative absichtlich unberück sichtigt gelassen hat, doch gegen 2000 Darstellungen besprechen konnte. Einen sehr wertvollen Beitrag hat das Buch durch Otto Donner's (Malers in Rom) Darstellung dcr Technik der antiken Wandmalerei er halten. Die Firma Breitkopf und Härtel hat das in teressante Buch sehr schön ausgestattet und außer ei nigen Tafeln zur Erläuterung der Donner'schen Ab handlung noch einen Atlas von 23 Tafeln beigegeben, welche in Lithographien nach in Pompeji gefertigten Zeichnungen noch nicht publicirte Gemälde darstellcn. r Literatur. „Erlebtes und Erdachtes von A. Mels. Zwei Bände. Stuttgart, Verlag von Eduard Hallbcrger 1869." Wie aus dem Vorworte ersichtlich wird, sind vorliegende Erzählungen, Skizzen und Schilderungen theils anonym, theils unter ver schiedenen Pseudonymen in mehrern deutschen Zeit schriften veröffentlicht worden und haben bei ihrem Er scheinen sich eines so warmen Beifalls von Seiten dcs Publikums zu erfreuen gehabt, daß es für angemessen gehalten wurde, dieselben zu sammeln und als ein Gan- res der Leserwelt vorzulegen. Diese neue Ausgabe er scheint vollkommen gerechtfertigt, da der Inhalt des Buches mit flüchtig geschriebenen Journalaufsätzen nichts gemein hat. Der Verfasser hat sich viel in der Welt umgrsehen, bescht für Menschen und Dinge eine scharfe Beobachtungsgabe und seine Darstellung ist geistvoll, oft poetisch anregend. Unter den Erzählungen sei nur „Künstlers Leid und Freud", ein Gemälde von psycho logischer Feinheit und dichterischer Gestaltungskraft, daS die wärmste Antheilnahme erweckt, hervorgehobrn, sowie unter den biographischen Skizzen die Besuche bei den Generälen v. Moltke, Vogel v. Falckenstein, v. Goeben und von dcr Tann. Die „Dornenkronen" führen uns Heinrich Heine und Alfred de Müsset vor, und nicht minder Pikant und fesselnd sind die drei Ar tikel, welche „Das Cabinet im Elysee" überschrieben sind. Die obengenannten Erzählungen werden umso mehr Interesse erregen, als sie nach Versicherung dcs Verfassers auf scrupulös wahren Thatsachcn beruhen, und was die Besuche bei den Generälen aus dem Jahre 1866 betrifft, so wird die Bemerkung nicht überflüssig sein, daß wir das Leben dieser Männer aus ihrem eigenen Munde erfahren. * Von Max Maria v. Weber erschienen demnächst gesammelte Aufsätze, betitelt „Werke und Tage". * Wiederum hat Schweden einen seiner hervorragend sten Schriftsteller verloren, nämlich I. A. Kiellman- Göransson, welcher, geboren 1811, am 10. d. M. in Upsala verschied. * Man meldet der „K. Z." den plötzlichen Tod des verdienstvollen deutschen Gelehrten l)r. Bergenroth in Madrid. Leider sind dessen im Auftrage der eng lischen Negierung unternommene Arbeiten über die diplomatische Geschichte der Tudors nur bis zum vier ten Band gediehen (der vierte Band ist noch Hand schrift). Literarische Neuigkeiten. F. Blömer: G. E. l ejsing. Lichtstrahlen auS seinen Schriften und Brie fen. Leipzig, Brockhaus. — M. Landau: Die Quel len deS Dcramerone. Wien, Prandel. — I. Frey mann: Kritik der Schiller-, Shakespeare- und Goethe'- scheu Frauencharaktere. Gießen, Roth. — E. Opitz: Ueber die Sprache Luther's. Halle, Waisenhaus. — C. A. Hase: Sebastian Franck v. Wöid, der Schwarm geist. Leipzig, Breitkopf und Härtel. — F. H. Gcffcken: Freiherr v. Stein. Vortrag. Hamburg, Nolte. — L. Schlesinger; Geschichte Böhmens. Leipzig, Brock haus. — A. Conze: Beiträge zur Geschichte dcr grie chischen Plastik. Halle, Waisenhaus. — F. A. K. v. Specht: Geschichte dcr Wassen. Kassel, Luckhardt. — G. Graf v. Seckendorfs: Meine Erlebnisse mit dem englischen Expeditionscorps in Abessinien 1867 bis 1868. Potsdam, Cabos. — J.J. Roßbach: Ge schichte der Gesellschaft. 2. Thcil. Würzburg, Stuber. -I- H Schneiderwirth: Geschichte der Insel Rho- dus, nach den Quellen bearbeitet. Heiligenstadt, Dun- kolberg. — I. F. A. Mücke: Flavins Claudius Ju lianus. Nach den Quellen. Gotha, PertheS. — R. Westphal: Philosophisch-historische Grammatik der deutschen Sprache. Jena, Mauke. — F. A. v. Har st en: Grundlegung von Aesthetit, Moral und Erziehung vom empirischen Standpunkt. Halle, Pfeffer.—Wan gemann: Ein Reisejahr in Südafrika. Berlin, Beck. — L. R. Zimmermann: Lose Skizzen aus dem öster reichischen Soldatenleben. Graz, Pock. — I. Proschko: Historische Erzählungen und Sagen aus der Steier mark. Ebendaselbst. — H. S. Hirschfeld: Ueber die Lehren von der Unsterblichkeit dcr Seele bei den ver schiedenen Völkern. Gleiwitz, Karfunkel. — Ur. C. G. Scheibert: Ueber die Confessionalität dcr höher« Schulen. Stettin, Nahmer. — A. Em. Biedermann: Christliche Dogmatik. Zürich, Orell, Fühlt u. C. — F. A. Zürn: Anatomie und Physiologie d;r land- wirthschaftlichen Hanssäugethiere. Leipzig, Wilfferodt. — O. Beck: Der Weinbau an der Mosel und Saar nebst einer Weinkarte. Trier, Lintz. — W. F. Ex ner: Das Holz als Rohstoff für daS Kunstgewerb«. Zwei Vorträge. Weimar, Voigt.
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