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Dresdner Journal : 12.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-12
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 12.02.1869
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W SS. Frcitng. de» 12. Februar. 18«ü. Ibmultarinsprclsc: larrvo«»«» tritt iuürlloü 2 I'KIr. Lteioix-llkvbübr, »ur»«rü»ld «1«» Morrill, vuoäe, kost »vä Stein p«I»ast:KI»x kivra. l» N«rää. Nauä«: AtUrUvü: 6kt>lr.—Kxr ^Mrlieb: 1 „ 1b „ HonAtUck:— „ Ib „ Liurelneliununerll: I ,, rsseratenpreise: kür äen K»um einer xeepnlteoen 2eile: 1 K^r. Unter „Linxesnnät" rii« Leile: 3 ölxr. Srschttnrn: lArlick, mit Xuevnkm« äer Sonn »oä keiertnx», ^bevck» Nir äen fvlxenäen DreMerÄMMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseralrnamialimt allsioärtsr n»»»»»,», rr», Ooroiuieelootr ä«» Dr-»üuvr 3ourn»I»t «deoä»».: H. L«oi.i!», kv»,„ ko»t ; S»n>dnr^-I«rUn- Vien-Leip-il? L»»«I-kr»llk5urt » U äl V»ai.»n, L»rU»i O«»i-Iv»'»el>« ttueiilr., lisrn»»»«»'» linrenn, ttvoot.ro blosso; Lrsmen: tt. Sool-ovro, vr»»I»n: 1,. S r^oaeo', Xnuoncenburenu, kitt, L knnvnv; krnnlcknrt » H.: ^xsob n'seko Ituvdd.; Nöl»! llx»>ix>!n, knri«: IltVrt», l»trr>r>e, tivti-in» LOo., (ö, kluo« <tv I» öoures); kr»F- k» Lonvicn's Nucüü.t Vien: Xv. Orpüt-i». ^erausgtvrr: Ilöni^I. Lrpeäition ä«» vresöoer .tonrnnl», vreeäen, blnrienetr»,«« Un. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der König haben dem Kirchvater und Gedinaebauer Johann Nut nit schansky zu Eiscrode die silberne Medaille des Albrechtordens zu verleihen geruht. Bekanntmachung der Königlichen KreiSprüfungs-Commission für einjährig Freiwillige zu Dresden. Vorschriftgemäß wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die erforderlich werdenden Prü fungen der bet der unterzeichneten Commission angemel- deten und dahin aehöriqen Adspiranten zum einjährig freiwilligen Dienste nächsten 1. März d. I. und an den darauf folgenden Tagen abgehalten, und haß den Betheiligten diesfalls noch besondere Vorladungen zu gehen werden. Dresden, am 8. Februar 1869. Königliche Kreisprüfungs-Commission für einjährig Freiwillige. Stelzner, von Schimpfs, Geh. Neg.-Rath. Major. Hübler. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Donnerstag, 11. Februar. (W. T. KJ Die Strafkammer hat den Redakteur deS „Frankfurter Journals" wegen Verleumdung deS kgl. sächsischen Gesandten in Paris, Grafen v. Seebach, zn 166 Fl. Geldstrafe, eventuell 26tä- gigem Gefänaniß Iverurtheilt. Die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer gestrigen Sitzung nach vierstün diger heftiger Debatte mit einer Majorität von 1l Stimmen beschlossen, dem Vorschläge der Com mission gemäß behufs Aufnahme neuer Verhand lungen mit der Regierung in der Receßfrage eine Deputation nach Berlin zu entsenden. Die Depu tation wird aus 2 Mitgliedern des Magistrats und 2 Mitgliedern des Stadtverordnetcncoüegiums be stehen. Pesth, Montag, 16. Februar, Nachmittags. (Corr.-Bür.) Der „Pesther Lloyd" meldet: In Bu karest wurde das ungarische Banner insultirt. Eine Schaar Leute pflanzte eine ungarische Fahne aus dem Felde auf. brachte PereatS aus und zer riß die Fahne- in Stücke. Paris, Mittwoch, 16. Februar, Abends. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" sagt : DaS Cabinet Zaimis scheint entschlossen, die Erklärung der Con- ferenz anzunehmen. Graf Walewski, welcher sich in Syra zur Weiterreise eines Postschiffes bedienen mußte, wird ohne Zweifel der Ueberbringer der Antwort deS griechischen Cabinets sein. DaS Journal „Public" schreibt: Die Confe- ferenz wird wahrscheinlich morgen oder über morgen Sitzung halten. Die auS Athen ein- aetroffenen Depeschen sind klar genug, um sofort die durch die Zustimmung Griechen- landS veranlaßten Beschlüsse herbeizuführen, in sofern die Conferenz nunmehr die Pforte aufzu fordern bat, ihr Ultimatum zurückzuziehen und da für die Eonferenzerklärung zu substituiren. Die Zustimmung der Türkei hierzu ist gesichert. Die „Agence HavaS" veröffentlicht folgende De- pesche: Athen, 6. Februar, Abends. (Amtlich.) Das neue Cabinet ist folgendermaßen zusammen- aesetzt: ZaimiS, Präsidium und Inneres; General ^outzoS, Krieg: Avierino, Finanzen: Petzali, Ju- stiz; Sarabas, CultuS; Trinketta, Marine; Theo- dor Delyannis, auswärtige Angelegenheiten. Pro- aramm deü Ministeriums ist Annahme der Con- ferenzerklärung. Dieselbe wird demnächst unter zeichnet werden. Madrid, Mittwoch, 16. Februar, Mittags. (W. T. B.) Ucber die Besetzung des spanischen Thro nes haben Besprechungen der Majorität der Cor- teü stattgefunden. Sichern, Vernehmen nach war das Ergebniß jener Besprechungen, daß die Krone zunächst dem Könige von Portugal, und falls der König ablehnen sollte, dem Herzog von Montpen- sier angetragen werden solle. Laut eingegangener Meldung sind von den we gen der Ermordung des Gouverneurs von Bur gos Angeklagten einer zum Tode, zwei zu lebens länglicher, zwei zu zwanzigjähriger und zwei zu zwölfjähriger Zwangsarbeit vcrurthcilt. Man glaubt, daß die Todesstrafe anläßlich der Cortes eröffnung von der Regierung in eine Freiheits strafe umqewandelt werden wird. Aus San Sebastian wird vom gestrigen Tage gemeldet: 28 Carlisten, welche Vorbereitungen tra fen, die spanische Grenze zu überschreiten, sind in Bayonne internirt worden. Madrid, Donnerstag, 11. Febrnar. (W. T. B.) Die „Correspondencia" meldet unter Reserve, in Lissabon würde eine militärische Manifestation zu Gunsten der iberischen Union vorbereitet. Ein Gerückt behauptet, Becerra werde Bür germeister von Madrid werden, falls Rivero zum Kammerpräsidenten erwählt würde. Bukarest, Mittwoch, 16. Februar, Abends. (W. T B.) Nachdem der Fürst Karl die Demission des Ministeriums Ghika nicht angenommen hat, sind beide Kammern durch ein fürstliches Decret aufgelöst worden. Nach Mittheilung des Auf- lösüngsdeerets acceptirte die Kammer den Vorschlag der Regierung, vor dem Auscinandcrgehcn die Bud- getbcräthung zu beendigen. Hierauf nahm die Kam mer das Budget sn oloe nach den Anträgen der Budgetcommission an. Die neue Kammer wird zum gesetzlichen Termin cinbcrufen werden. Athen, 6. Februar. (W. T. B.) DaS consti- tuirte Cabinet Zaimis, dessen Vereidigung heute erfolgt ist, hat die Declaration der Conferenz in formellster Weise angenommen. Es wird die Er- klärung über die Annahme des Conferenzbeschlusses mit einem Circular begleitet werden. Tagesgeschichte. * Berlin, 10. Februar. Der Fürst von Mon tenegro wurde gestern auch noch von Ihrer Majestät der Königin empfangen. Heute findet tm königlichen Palais ein Dinrr statt, zu welchem der Fürst mit dem Gesandten der hohen Pforte, dem Ministerpräsidenten und mchrern Fremden geladen ist. — Der „St.-Anz." schreibt: „Nach den Bestimmungen der Militärersatz instruction für den Norddeutschen Bund vom 26. März 1867 ist behufs Erlangung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienst entweder die Ab legung einer besondern Prüfung vor der für den Be zirk einer jeden Jnfanteriebrigade gebildeten Dcparte- mentsprüsungscvmmijsion, oder die Beibringung des wissenschaftlichen Qualificationszeugnisses einer höher,, Lehranstalt erforderlich. 8 154 der Melitärersatzinstruc- tion schreibt vor, daß die Anerkennung und Classtfici- rung der höher» Lehranstalten, zu welchen ausnahms weise auch Privatschulcn gezählt werden können, in Bezug aut ihre Berechtigung zur Ausstellung derartiger Befähigungsnachweise durch den Bundeskanzler erfolge und im Bundesgesetzblatt bekannt gemacht werde. Nach dem bereits durch die zu Anfang des vorigen Jahres in Berlin zusammengetretene Conferenz höherer Schul- beamten aus allen Bundesstaaten eine vorläufige Grund lage zur Aufstellung gleichmäßiger Normen für das ganze Bundesgebiet gewonnen und 412 höhern Lehr anstalten die Berechtigung zur Ausstellung giltiger Qualificationszeustuisse zuerkannt worden, erschien es geboten, die definitiven Grundsätze für die künftige Behandlung dieser Frage festzustellen. Auf die des- fallsige Vorlage des Bundeskanzlers und den Bericht des Ausschusses für das Laudheer und die Festungen hat daher der Bundcsrath des Norddeutschen Bundes in der Sitzung vom 21. Deccmbcr vor. I. beschlossen: 1) Die baldthunlichste Bildung einer aus drei Fach männern bestehenden Commission zur entsprechenden Classificirung und zur Controle der zur Aus stellung der Qualificationszeugnisse berechtigten höher n Lehranstalten, sowie die vorgeschlagenen Grundzüge für deren Instruction und die Uebernahme der Kosten aus Bundcsmitteln zu genehmigen. 2) Die k. preußische und die k. sächsische Regierung um Er nennung eines ersten und eines zweiten Mitgliedes dieser Commission zu ersuchen, die Ernennung des dritten Mitgliedes aber in der Weise herbeizuführen, daß dieselbe einer der übrigen von, Bundesrathe jedes dritte Jahr zu wählenden Regierung alternirend über tragen werde. Es wurde ferner beschlossen, die Er nennung des dritten Mitgliedes für die nächsten drei Jahre der großherzogl. hessischen Negierung zu über tragen. Die Commission ist am 8. d. M. hier zusam- mengetreten." Der „N. A. Z." zufolge führt der wirk!, geb. Oberrcgierungsrath Wiese den Vorsitz in dieser Commission. — Die „Prov.-Corresp." meldet: Die Sitzungen des Landtags werden, wie schon früher in Aussicht genommen, bis in die letzte Woche dieses Mo nats fortgesetzt werden. — Die Session des Bundes raths des Norddeutschen Bundes wird am nächsten Montag, den 15. Febrnar, beginnen. — Die Session des Reichstages dürfte vor Ablauf der ersten Woche des März eröffnet werden. — Die Beratungen über die Acndcrung der Kreisverfassung sind im Staats ministerium so weit gediehen, daß nunmehr behufs vor läufiger Verständigung über die Grundlagen des Ent wurfs Vertrauensmänner aus beiden Häusern des Land tages berufen werden sollen. Die vertraulichen Be sprechungen werden in wenigen Tagen unter Leitung des Ministers des Innern beginnen. * Berlin, 10. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde vom Abg. Har kort ein Antrag eingebracht, zur Hebung der Fischerei auf hoher See kleine Nothhäfen für Fahrzeuge von ge ringem Tiefgang anzulegen; der Antrag wird an die Commission für Handel und Gewerbe überwiesen. Das Haus tritt alsdann in die Tagesordnung ein, welche d»r Fortsetzung der Generaldebatte über den Gesetzent wurf, betreffend die theilweise Aufhebung des Art. 25 (Princip der Unentgeltlichkeit des Volks schulunterrichts) führt. Zunächst erhält das Wort Abg. vr. Waldeck: Ich bin mit dem Herrn Kultusmini ster und dem Abg. Bieck der Ansicht, daß nur der Staalsrcgie- rung direct antworten müssen. Man hat gesagt, diese Frage sei keine politische; ich behaupte, sie ist eine eminent sociale, welche über alle Parteiungen hinauSgeht. Man hat gesagt, der 8 25 sei in jener politisch bewegten Zeit unbewußt in die Verfassung ausgenommen, und nun stänve der Artikel da, ohne eine praktische Bedeutung zu haben. Meine Herren, der Herr Minister muß aber doch wohl ein Interesse an der Fortschas sung dieses Artikels haben, sonst wurde er ihn jetzt nicht aus heben wollen. Meine Herren! Man will den gemeinen Mann zwingen, seine Kinder in die Schule zu schicken, uud will noch Schulgeld von ihm fordern, und wenn er zur Zahlung außer Stande ist, dasselbe durch den Executor beilreiben taffen. Ich halte dies für unwürdig; wir müssen den Armen den Reichen gleichstellen. Diese Uniformität können wir aber nur erreichen durch die Unentgeltlichkeit des Bolksunterrichts. Wenn der Herr Minister von den drei Millionen spricht, die dadurch den Gemeinden aufcrlegt werden müssen, so stehen diese in keinem Vergleich mit den großen Ausgaben, welche seit i85>.» das Mi- lilärwesen versucht hat. Und besteht nicht zwischen dem Unler- richtSwesen und der allgemeinen Wehrpflicht in Preußen ge wissermaßen ein Zusammenhang? Die Schlacht von König- grätz ist wesentlich gewonnen durch die Jntellegenz unsers Hee res. Wenn man den Schulzwang einsührt, so ist die Unent geltlichkeit ein logisches Korrelat desselben. Wenn der Herr Minister uns ein Unterrichtsgesetz vorlegt, das unsern Wün schen nicht entspricht, so lassen wir wenigstens den Art. 25 in der Versüssung stehen. Zu einer Aenderung werde ich wenig stens niemals d,e Hand bieten. Abg. vr. Forchhammer erklärt sich mit dem Amendement v. Hennig einverstünden, da über einen solchen wichtigen Ge geuftand, wie der vorliegende, nicht isolirt entschieden werden könne. Abg. vr. Benda (sür den Commissionsantrag): Für ihn sei von allen Gründen, die hier gegen das Gesetz vorgebracht werden, der eine bestimmend, das se, der Schulzwang. Wenn dieser bestehe, so müsse auch dem Unbemittelten die Möglichkeit gegeben werden, seine Knder die Schule besuchen zu lassen. Er spreche nicht gern vom Nolhstande, aber doch sei dieser überall vorhanden. Denn es gäbe viele Leute, die nur mit der größ ten Noth das tägliche Brod zu beschaffen vermögen, und von diesen verlange man noch, daß sie das Schulgeld sür ihre Kin der aufbringen. Es werde darüber geklagt, daß die Kinder häufig nicht die Schule besuchen; das liege einfach darin, daß die Aeltern dieselben zur Arbeit heranziehen müßten. Er bitte den Gesetzentwurf einfach abzulehnen. Regicrungscommissar Scholz: In dem Commifsionsberichte sei von mehrern Rednern die Sache io dargestellt worden, ass handle es sich um einen bedenklichen Eingriff in die Verfassung s- mäßigen Rechte. Er wolle dagegen nur bemerken, daß es im Gegenthcile eine Frage der Freiheit der Selbstverwaltung sei, um die es sich handle, nämlich um die Frage! ob es den Ge meinden künftig verboten sein soll, sür den Unterricht der Schule eiuen Beitrag zu geben oder nicht. Allerdings sei dabei das Medium, die Beseitigung des Art. 25 ans der Verfassung. Das ändere aber nichts daran, daß Derjenige, der diesen Ar tikel beseitigen will, die Präsumtive für sich hat, daß dem Geg ner die Beweislast bleibt für die Beibehaltung deS Verbots. Er empfehle dem Hause nochmals die Annahme des Gesetz- entwurss. Abg. Richter (Sangerhausen): Ich hoffe, daß der Herr Minister aus der gestrigen und heutigen Debatte die Ueberzeu- gung gewonnen haben wird, daß sich auf den von ihm eingc- schlageoen Wege nichts erreichen läßt. Wie Sie auch stimmen werden, ich sehe in keiner Abstimmung ein Resultat, auch für den Herrn Minister nicht. Der Herr Minister hat uns darauf aufmerksam gemacht, daß infolge der heutigen Verhandlungen einelebhaste Agitation in den Gemeinden eintretcn werde, welche die Beibehaltung des Schulgeldes verlangten und er hat erklärt, er wolleAutononneder Gemeinden in dieser Angelegenheit Herstellen. Die Abneigung der Gemeinden zur Uebernahme der Schullast bestehe allerdings, sie werde schwinden mit der Einführung einer vernünftigen Gemeindeordnung. Er verkenne die Schwie rigkeiten nicht, welche bei dem gegenwärtigen Zustande die pri- vilegirlen Klassen den guten Absichten des Herrn Cuftusmini- sters bereiteten. Der Autonomie der Gemeinden dürfe die Regelung der Frage nicht überlassen bleiben; sie würde dort nur zu einem Klaffenkampse führen; die Regelung müsse im Gesetze selber erfolgen. Die einzige Analogie des Schulgeldes seien die Stolgebühreu, wie Redner geschichtlich nachwcist; das Schulgeld sei nicht mehr das Stundengeld von früher, sondern eine gleichmäßige Abgabe aller Schulkinder. Bei den Stowe- bühren werde viel niedergeschlagen; der Geistliche scheue sich, Execution zu beantragen; diese Scheu bestehe bei den Schul- geldresten nicht. Den Executor als Schulhelser zu beseitigeo, wäre eine Wohlthat. Der Schulbesuch sei ein Spiegel -des Familienlebens; die Erhebung des Schulgeldes sei gleichgiltig. Der Schulbesuch werde wachsen mit der Ordnung der Ge- meindeverhällnisse und der Hebung des Lehrerstandes. Er könnte mit dem Minister verhandeln, wenn er dessen positives System kennte; in einer Präjudicialfragc könne er principali- ter nur für den Antrag Hennig votiren, eventuell werde cr gegen die Vorlage stimmen. Regierungscommissar Scholz bedauert, daß der zweite Ge setzentwurf nicht gleichzeitig io Berathung gezogen worden sei; der Vorschlag in Art. 5 dieses Gesetzes fei nicht die letzte Mei nung der Regierung. Abg. vr. Künzer (Kanonikus zu Breslau) bedauert, sich in dieser Frage von seinen katholischen Freunden trennen zu müssen; seine Stellung zur Sache lege ihm aber die Verpflich tung aus, sich offen auszusprechen. Die Unentgeltlichkeit des Unterrichts datire nicht von 18»8 her; sie sei althergebracht in der katholischen Kirche. Das Schulgeld habe früher einen an dern Charakter gehabt als heute: in vielen Landgemeinden falle seine Ausbringung tunt; der Gemeindevorsteher könnte diese Abgabe dem armen Manne durch Humanität sehr erleichtern. Redner charaklerisirt eine Reihe von Fällen aus den ärmern Schichten der Gesellschaft, wo baar Geld eine seltene Sache sei; in den großen Städten erfordere das höhere Schulwesen mehr Zuschuß als die Volksschule, so daß der Aermere sür den Reichern zahle, nicht umgekehrt. Das Gespenst der consessions- losen Schulen fürchte er von der Aushebung des Schulgeldes nicht; die confessionelle Schule wurzele in dem Glauben der Familie. Er werde gegen die Vorlage stimmen, denn er wolle, nachdem cr so viele Millionen bewilligt habe, dem Volke we nigstens die Verheißung lassen, daß künftig der Unterricht un entgeltlich sein werde. (Lebhaftes Bravo links.) Die Generaldiscussion wird geschloffen. Der Be richterstatter Abg. Or. Paur verzichtet auf das Wort. Der Antrag des Abg. v. Hennig auf Aussetzung der Beschlußfassung wird abgelehnt. Es wird darauf die Specialberathnng über den einzigen Artikel des Gesetz entwurfs fortgesetzt. Als Abg. Vr. Wantrup das Wort erhält, erhebt sich große Unruhe auf der Linken. Präsident: Meine Herren! Diese Unruhe ist wahrhaftig dem Ansehen des Hauses nicht sörderlich. Feuilleton. KI K. Hoftheater. Das -rcße Concert am Ascher mittwoch, den 10. Februar, begann mit Rosstni's „8w- d-n mater" zur Erinnerung an den verewigten Com- ponisten, der uns als ein beglückter Genius erscheint, in der Blüthezeit seiner, die Welt erfreuenden ton- scböpferischtn Thättgkeit, sowie in der langen Nachzeit seines Schweigens, als er ruhmgrkrönt und rhrgeizlos mit heiterer, geistreich witziger Beschaulichkeit sein Le ben genoß, allgemein verehrt in seiner hohen Liebens würdigkeit und echt künstlerischen Bescheidenheit. Im 18. Jahre hatte er die dramatische Laufbahn begonnen, im 21. war er der Liebling seiner Nation. Er nament lich gab der damals noch in erstarrten Formen sich be wegenden italienischen opor» ieri« neues Leben durch die schon nur in der »per» dusss bisher üblichen Duet ten, Terzetten, Ensembles und Finales; denn in der opers herrschten noch die endlosen Monologe, der Nacheinandergesang, wie jetzt die neueste Opernform ihn wieder, wenn auch mit dramatischem Gehalt, geltend macht. Rossini'- Reform führte zwar wieder nur zum Conventionellrn, rasch Vergänglichen, da die Wahrheit de» Inhalts fehlte, aber die Bereicherung der Formen blieb doch gewonnen. Für die national-italienische Ge- sangsbühne wurde er der bildende Meister. Und in späterer neuen Umwandlung half er selbst alle seine Opern bi» auf sein Meistriwerk, den „Barbier von Sevilla", von der Bühne verdrängen, als er 1829 sein »weites Meisterwerk dramatischer Musik, den „Wilhelm Dell", schrieb, mit wrlchem eine neue Epoche der gro ßen Oper begann. Nach diesem Werke, erst 37 Jahre alt und im Vollgrnuß seiner Triumphe, verzichtete er auf jede» wettere Schaffen sür die Bühne; rin emzi- ge» Beispiel in der Kunstgeschichte, psychologisch un erklärt: denn die wenigen Kompositionen, die noch aus der 40jährigen Zeit seines Schweigens gelegentlich hervorgingen, zeigen keine Abnahme seiner Phantasie. Zu diesen gehört das Stsbsl mster. Er schrieb das selbe 1832 aus den Wunsch des Don Varelo, eines vornehmen Spaniers, und hatte zuerst nur die eisten sechs Nummern vollendet; ein musikalischer Freund fügte die übrigen hinzu, und eine erste Ausgabe brachte es mit solcher Ergänzung. Dieser bedenkliche Freun desdienst veranlaßte indetz Rossini, die übrigen Sätze noch selbst hinzuzusügen, wohl auch eine Ueberarbei- ung vorzunehmen, und so erhielt es seine jetzige Ge- talt. Das Werk bewegt sich nach strengen Kunstan- ordcrungen nicht durchweg im kirchlichen Stil, geht n den weltlichen Ton über und entspricht — was mehr ins Gewicht fällt — großcnthcils nicht dem wah ren Ausdruck des Textes. Was indeß den Kirchcnstil betrifft, so dürfen wir diesen überaus schwankenden Be griff doch nicht ausschließlich mit protestantischem Maß stab betrachten. Auch dem in freudiger Grsühlsbewr- aung gestimmten Ausdruck der mcdernen katholischen Kirchenmusik müssen wir volle Berechtigung zuerkenncu, und unsre größten deutschen Meister sind Rossini in diesem weltlich gemischten Ton vorangcgangen. Und ihm war es innerster Ernst mit dieser Musik. Denn als der Adbs Gallay ihn auf seinem Sterbebette in üblicher Weise fragte, ob er an die katholische Reli gion glaube und an Tas, was sie lehre, awwvrtete Rossini: „Olvi qui s ecrit le «wbst » le koi." Eine bestrickende Fülle des Wohlklangs, der schön sten GesangSsprache, der reizendsten schwungvcllsten Melodik ertönt aus diesem Werke; nicht eine Stelle hemmt als gewöhnlich, matt, inhaltlos formell den Fluß deS Ganzen. Als schwächer in der Erfindung markirt sich nur die Cavatine des zweiten Sopran»; ander« Sätze, z. B. das Baßarioso mit Chor kao ut »relest etc. und das Quartett „qusacko cvi-pus morietur" find ge niale Musikstücke allerersten Ranges, in welchen Stil man sie auch einreihen mag. Rossini sagte einst zu einem Freunde: „I-a musigue ert ua rut ivgitik; ce gu'sckmirsit ua siSclv, un sutra »iöcle Iv ckem'gre, et le coursvt cts I» mode evlrstas bien «ouveat »ves lui cs ga'une Generation croxait imperis- 8st>le!.... 1'eepöie pourlant quv trois cfioses ms «urrivroot: I« troisiöme »cts d Otliello, le »econck cts 6uiIIsuwo 1'ell et I« karbier cis Söville tout enlier." Wenn wir die zweite Hälfte des dritten Othclloactes ausnehmen, können wir gewiß den ersten Act des Tell und mehr hinzusctzen, und mit dem bescheidenen Be wußtsein eines in der Gegenwart beschränkten Blicks wohl auch dies Stabst mster. Tie Aufführung des Werkes unter Mitwirkung der Dresdner Singakademie und des k. Hoftheaterchorcs war eine sehr gelungene. Die Damen Kainz-Prause und Baldamus und lie Herren Schild und Köhler brachten die in dem Werke vorherrschenden Solisätze in vortrefflicher Leistung und mit einem höchst lobens- werthcn Grade der hier so unbedingt erforderlichen tonsinnlich schönen und glänzenden Klangwirkung zu Grhör. Erfreulich war die endlich wieder hrrvortre- tende Thätigkeit Herrn Köhler's, dessen weiche, von allem rohen Tonmaterial freie Baßstimme höchst an genehmen Eindruck macht. Brethoven's großes tragisches Heldenepos, die k>'a- koni, eroica, schloß das vom Henn Hoskapcllmcistrr Rietz dirigirte Ecncert. Eie wurde von der Kapelle iu künstlc risch meisterhajter Ausführung, feinsinnig gestaltet und mit schwungvoller, tief ergreifender Be lebung ihrer hohcn geistigen Macht vorgetragrn. E. Banck. Naturwissenschaftliche Literatur. Im Ver lage von Wilhelm Enaelmann in Leipzig ist soeben ein Schriftchen von vr. Gustav Jenzsch „über eine mi kroskopische Flora und Fauna krystallinischer Massenge st eine (Eruptivgesteine)" erschienen. Fossile mikroskopische thierische und pflanzliche Organismen wurden bis jetzt von Niemandem in wirklichen Gemeng- theilen krystalllntscher Massenaesteine angetroffcn. vr. Gustav Jenzsch, Bergrath in Gotha, gelangte bei seinen seit einer länger» Reihe von Jahren ausgeführten mikroskopisch lithologischcn Forschungen zu dem höchst merkwürdigen Resultate, daß nicht allein in Hohlraum ausfüllungen, sondern auch mitten in den wirklichen (krystallinischen) Gemengtheilen von krystallinischrn Masstngesteinen, in Gesteinen, welche zu den Eruptiv gesteinen gerechnet und von Niemandem sür Tuffbil- dungen gehalten werden, in Gesteinen, denen von den meisten Geologen feurig-flüssiger Ursprung zugeschrieben wird (im Melaphyr und Porphyr), zahllose, vollkom men gut erhaltene, fossile mikroskopische pflanzliche und thierische Organismen, zuweilen im Momente der Aus übung ihrer Lrbcnsfunctionen versteinert vorhanden sind. Die von vr. Jenzsch entdeckten fossilen Organismen, unter denen fadenförmige und flächenarttg ausgcbreitete Algen, Jnfusionsthiere und Räderthiere aufgeführt wer den, sind Repräsentanten einer mikroskopischen Flora und Fauna staanirender Gewässer. Dir Entdcckuna deS 6r. Jenzsch weist auf ein in den betreffenden Gestein- massen sehr verbreitet gewesenes pflanzliches und thie- rischcs Leben hin, welches sich in einem — bei der Gesteinverwitterung auf nassem Wege erzeugten — flüs sigen Versteinerungsmittel, und zwar bi» zum Augen blicke der plötzlichen Krystalltsation (Krystallisations- punkte) de» letzter» fortrntwickelte.
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