Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-09
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
32 DinMag. d<u ». Februar. 1863. Itzmnm»r«,»rrtsc: !» >«r68. ^Ldrliok: k xklr. — Xxr ^Mrli«k: 1 „ lS „ »Iou«tli<:k.— ., 1S „ Lluurlo« kcirwuirin: 1 I» kr«n»»«» tritt jitkrilelb 2 "rlilr. 8»«llll>«l8>-bLl>r, / LUA»Erv»IV ovI 8or66. vulläs» ?o,t »oä - 8tell>pel»u»ct»I«^ilio»«. »«stratrnpretse: k*iir 6«o 8»um einer x«»p»It«oen 2eil«: 1 kt^r. Vitter „8inxei!»Lat" 6i« 2eil«: 3 H^r. «rührt»»»: mit Xr>»n»ltm« 6er 8ono nnä keierte^e, ^deoä» für äen tolxenäen 1'»^ DreMlerZoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Anlrraltnannahmr auswärt»: l-elx»!?: t'». Ln^noirerrne. tluMinieeloollr — 6«» Dre»6»er 6»ur»»I^, edevä»».: V. 8»oi.m, Lvuei« »»mdar^-S-rU» V>,o-l.»iP»l^-L»i«I-rr»uIlturt ». H Sl V»or.i», LerUn: Oituetve'ecUe üueUIr., lierenernit'» 8ur«»u, Lvovt-e« 3t»»»«: Bremen: 8. 8eul.»rr»; Lreiieur V. krtnoen » ^nuuuceubitrvitii, 6exn>!, Niti, Sl t'nevnv i kr»ot/itrt »N.: 6rteue«'itel»o HuvliU.; lcola; ^o. NLVÜLL«, knrii: V^v^s, I.x» ei re, Rvt.i.i»u L<o., (8, klue« 6« l» Louree); kr»x: I>'e 8uiil.ti.u » UucUU,; Vien: Oeeüi.1». Hrrausgrdrr: ILLui^i. Lrp»6itioo 6e» vre»6o«r 6c,uru»l«, vreeäeo, Ll»risu»tr>»»v vlo. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrickten. Lagägeschichte. Berlin: Verhandlungen deS Ab geordnetenhauses. Lehrerwitwenhaus. Genrralconsul für Mexico. Gegen Konfessionslosigkeit der Schulen. — Breslau: Zollvereinscontroleure abberufen. Der Reichenbacher Gesangbuchstreit. — Hannover: Militärehrenzeichen verstorbener Inhaber. Bürger versammlung. — Wiesbaden: Presbyterialordnung. — Weimar: Landtagsverhandlungen. — Koburg: Ernennung. Katholische Parochialverhältnisse. Vom gemeinschaftlichen Landtage. — München: Berich tigung. Au-schußanträge für das Eisenbahngesetz. Militärisches. — Baden: Vermischtes. — Wien: Ernennungen. Norddeutsches Consulat in Pesth. Donauregulirungs - Gesetz. Landtagsverhandluugen. Der Wasserstand in Wirliczka. — Prag: Das Eisenbahnunglück. — Teplitz: Neue Heilquelle. — Lemberg: Ein flüchtiger russischer Bischof. —Pesth: Tagesbericht. — Agram: Agenden der Hofkanzlet. — Temeswar: Politische Cvnfrrenz. — Paris: Der türkisch-griechische Conflict. Marquis deMou- stier -j-. Vom Senate. Entschädigung für mexica- nische Obligationen. Transatlantisches Kabel. Aus Algerien. — Florenz: Vermischtes. — Madrid: Tagesbericht. — London: Vereinbarung über die Alabamaangelegenheit. — Kopenhagen: Vom Volksthing. — Stockholm: Prinzrssinaussteuer ge nehmigt. — St. Petersburg: Tagesbericht. — Warschau: Die jüngsten Verhaftungen. — Bu< karrst: Verbleiben des Ministeriums. — Belgrad: Dementi. — Athen: Ministerkrisis. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Kamenz) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Sonntag, 7. Februar. (W. T. B.) Die „Breslauer Zeitung" meldet, daß der Ober- kirckenrath daS Confistonum angewiesen habe, von weitern ZwanaSmaßregeln behufs der Einführung eines neuen Gesangbuchs in Reichenbach Abstand zu nehmen. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Tagesgeschichte. * Berlin, 7. Februar. Das Abgeordneten haus hat gestern die Bcrathung der Städteordnung für die Provinz Schleswig-Holstein beendet. Die ZK 39 bis 43 werden ohne Discussion genehmigt. — Gegen § 44, der für die Stadtverordnetenwahlen die öffent liche mündliche Abstimmung und die relative Majorität vorschreibt, erklärt sich der Abg. vr. Waldeck. Abg. Graf Schwerin stimmt im Princip damit überein, daß die geheime Abstimmung für Ccmmunalwahlen schädlich sei; er habe sich aber zur Richtschnur gemacht, keine Abänderungsvorschläge da zu stellen, wo die Herren ans Schleswig-Holstein sich einverstanden erklärt haben. Abg. vr Hänel (aus Holstein): Meine Hencn, drängen Sie uns dock nicht dazu, Alles zu vertheidigen, was wir hier acceptire». Die gegenwärtige Siädtcversasivna in den Hcrzog- thümern schwebt geradezu in der Luft. Wir köunen ohoe Städteversassung uicht fortbesteheu, wir bedürfen derselben und wollen keine Bestimmung acceptireu, welche die Vorlage für die Staatsregierung unannehmbar machen könnte. — Abg. Frhr. v. Hoverbeck: Ich gebe zu, daß auch an der preußischen Städteorduung sehr Vieles zu bessern ist. Der Unterschied zwischen den Schleswig Holsteinern und uns ist nur der, daß wir die beflernde Hand und sie das Bestehende behalten wollen. Feuilleton. Dresden. Der dritte Productionsabend des Tonkünstlervereins, Sonnabend, den 6. Februar, behauptete eine sehr contrapunktisch ernste Grundstim mung; das Programm enthielt: Suite in Fugenform für Streichorchester von C. H. Döring (Nr. 2 v mvll op. 29), Concert von I. S. Bach (6-<iur) für zwei Pianoforte mit Streichinstrumenten und zwei Sonaten - ftr Violoncello von L. Bocccherini, mit Begleitung des Pianoforte bearbeitet von Fr. Grützmacher. Herrn Döring's Suite ist eine interessante Arbeit, die contra- punktischcs Wissen mit fertiger, kunstreicher Ausübung desselben verbindet. Eine so ernsthast sich bethätigcnde reproduktive Hingabe an den gelehrten Satz der Alten, an die Fugenform, ist in unsrer Zeit einer respektvollen Aufnahme sicher und verdient sie. Eine kühle Empfin dung gesellt sich freilich dazu, denn wir können doch den strengen Satz nur als ein Mittel zum Zwecke be- urtheilen. Und wir fragen um so mehr nach diesem, je anspruchsvoller und ungewöhnlicher die Mittel. Unser musikalisches Denken und Fühlen bewegt sich nicht mehr in diesen gesetzmäßig contrapunktischcn Formen. Der Komponist hat in der That technisch sehr kunstfertige und künstlich ersonnene Ausführungen ge geben. Um so überzeugender belehrt diese Suite über den Unterschied des tüchtig Ungeeigneten und Dessen, waS früher völlig wie naturgemäß ausgeübt wurde. Sie zeigt, wie schwer es in dieser Schreibart ist, die Stimmen in selbstständiger Tonsprache zu führen, die polvphonen Perioden und Gruppen des Fugensatzes * logisch und organisch gegliedert, contrastirrnd und sich steigernd, in klaren Linien geschieden und doch verbun den zu einem architektonischen, fest begrenzten Aufbau zu entwickeln. Und fast unerreichbar erscheint eS für — Abg. v. Hennig: Wir sind ja so unglücklich, gestern schon Bestimmungen angenommen zu haben, die der RegierunaScom- miffar sür unannehmbar erklärt Hal. Sie brauchen also doch jetzt in dieser Beziehung nicht mehr so ängstlich zu sein. — Regierungscommisiar geh. Rath Ribbeck: Eine dahin gehende bestimmte Erklärung habe ich nicht abgegeben; ich habe mich in dieser Beziehung nur vorsichtig geäußert. — Abg. Gras Schwe rin: Der Aba. v. Hennig hat aar nicht nöthia. uns Muth ein- zusvrechen. Richtig ist, daß über daS Zustandekommen des Ge setzes nicht der Minister des Innern, sondern daS Staatsmioi- fterium und zuletzt noch Se. Majestät der König zu entscheiden Hal. — Abg. v. Hennig: Den Abg. Grafen Schwerin dabe ich gar nichl genannt; ich habe nur den Herren etwas Courage machen wollen, mit uns zu stimmen. (Heiterkeit.) Stach geschlossener Discussion wird 8 44 angenom men; ebenso die 88 45—52. — § 53 der Vorlage bestimmt, daß im Falle von Differenzen beider Com- munalbehöiden auf Anrufen einer derselben die Regie rung eine wirksame Entscheidung treffen kann. — Die Commission hat diese Bestimmung gestrichen. Abg. v. Niebelschütz beantragt die Wiederherstellung der selben, der Regierungscommisiar Geh. Rath Ribbeck unterstützt diesen Antrag. — Abg. Gras Schwerin empfiehlt die An nahme des Commissiovsvo'schlages, weil die in der Regierungs vorlage enthaltene Bestimmung den Keim des Zwiespalts in die beiden städtischen Collegien hineintrage. Die Streichung dieser Bestimmung sei für die Unabhängigkeit und Selbststän digkeit der Städte von der höchsten Wichtigkeit. Eine Einigung der Communalbehörden werde weit eher zu Stande kommen, wenn ihnen nicht die Hinterthür geöffnet sei, an die Regierung zu gehen. (Mehrseitige Zustimmung) — Regierunascvmmifsar Geb. Rath Ribbeck: ES sei eine ewige Wahrheit, daß ein Richter vorhanden sein müsie, der über solche Dinge zu ent scheiden habe. (Heiterkeit. Rus: Ja, Richter» Der Staat habe die Pflicht, ein Forum zu schaffen, welches in solchen Dingen entscheide. (Sehr richtig! rechts.) — Abg. Weicke für die Regierungsvorlage: Die Städte hätten ein großes Jntereffe daran, daß ihre wichtigsten Angelegenheiten nicht infolge von Starrsinn unerledigt blieben. — Abg. Miquel bezeichnet den Commissionsvorschlag als eine sehr wesentliche Verbesserung der bisherigen Slädteordnung. Nachdem auch Abg. vr. Waldeck für den Commis sionsvorschlag gesprochen, wird abgestimmt und 8 53 nach der Commissionsfassung angenommen, die ange führte Bestimmung also gestrichen. 88 54 bis 76 werden hierauf ohne Debatte angenommmcn. — 8 77 (in der Commisstonsfassung) macht die Festsetzung der Gehalte sämmtlicher Gemeindebeamten von der Geneh migung der Regierung abhängig. — Abg. Warburg und Genossen haben ein Amendement gestellt, welches die Genehmigung der Negierung nur bei Festsetzung der Gehalte der Bürgermeister und besoldeten Stadt- räthe zuläßt. — Regierungscommisiar Geh. Rath Ribbeck erklärt sich gegen dieses Amendement, da die Negierung nicht darauf verzichten könne, auch auf die Festsetzung der Gehalte der städtischen Unterbcamten Einfluß auS- zuüben. — Das Ameudcmcnt wird trotzdem angenommen. — Titel 10 (88 91 — 93) des Gesetzentwurfs handelt von der Oberaufsicht über die Stadtverwaltung. Ein zu demselben gestelltes Amendement des Abg. Miquel, welches die Beanstandung von Beschlüssen der Com munalbehörden sciten der Aufsichtsbehörde in engere Grenzen einschließt, wird mit 147 gegen 136 Stimmen angenommen, nachdem sich die Abgg. Graf Schwerin und Virchow für, der Aba. v. Diest und der Regie- ruugscommisiar gegen dasselbe ausgesprochen haben. Zu Tit. 11 (88 94—98), welcher von der Einrichtung der Gemeindeverfasiung sür kleinere Städte und Flecken handelt, wird nach längerer Debatte ein Amendement des Abg. Warburg, betreffend das Verhalten des Vor sitzenden bei Beanstandung von Beschlüssen der Stadt verordnetenversammlung, angenommen. Der Rest des Gesetzes wird sodann unverändert nach den Commis- sionsvorschlägcn genehmigt. Die Abstimmung über das Gesetz im Ganzen wird nach erfolgter Zusmnmenstcllung der gefaßten Beschlüsse vorgenommen werden. — Es folgt die Bcrathung über den Antrag Kosch, betreffend die Eide der Juden. Abg. vr. Kosch zieht denselben zu Gunsten des Commissionsvorschlagrs, der das We sentlichste aus seinem Amrag enthalte, zurück. Ein Amendement des Abg. Ebner bezweckt, hiuzuzufüpcn, daß das Gesetz keine Anwendung finde auf diejenigen Landcsthcile, in denen nach den gegenwärtigen Gesetzen eine besondere Form für die Eide der Juden nicht vor geschrieben sei. Abg. Ebner begründet diesen Antrag mit einem Hinweis auf Nassau, Hohenzollern und Frankfurt a. M., wo ein besonderer Judcneid nicht exiftire. Es entspinnt sich hierüber eine längere De batte, in welcher die Abgg. Waldeck, Lasker und Kugler den Antrag Ebner befürworten, während demselben feiten dcr Abgg. v. Patow und Gneist und des Regie- rungscommissars zum Theil mit Rücksicht auf die Oeko- nomic des Gesetzes, welches unter dem Amendement leide, entgegcngetrcten wird. Schließlich wird das Amendement mit 133 gegen 115 Stimmen abgelchnt nnd das ganze Gesetz fast einstimmig genehmigt. — Es folgt die Schlußberathnng über das Gesetz, betref fend die Errichtung von Marksteinen, welches nach den Vorschlägen dcr Referenten ohne Debatte ange nommen wird, und sodann dcr Bericht dcr Commission übcr den Gesetzentwurf, betreffend die Verwendung der verfallenen Caution für das Köln-Soester Eisenvahn- unternchmen. Nach einer kurzen Debatte wurde ein ' Antrag auf Vertagung angenommen. Nächste Sitzung Dienstag. , — Ihre Majestät die Königin-Witwe hat, nach Mittheilung des „Centralblattes für die gesammte Un- terrichtsvcrwaltung in Preußen", ein Grundstück in Potsdam, die auf demselben neu erbauten Wohnhäuser, ' sowie Capitalien im Gesammtbetrage von 22,200 Thlr. > einer wohlthätigen Stiftung unter dcmNamen „Lehrer witwenhaus zu Potsdam" zugewendet, welche dazu dienen soll, hilfsbedürftigen Witwen von Lehrern evan gelischer Confession, die als solche bis zu ihrem Tode oder ihrer Pensionirung an einer öffentlichen niedern oder höhern Schule des preußischen Staates fungirt haben, Unterkommen und Unterstützung zu gewähren. — Der Legationsrath Kurt v. Schlözer, bisher bei der kgl. Gesandtschaft in Rom und gegenwärtig zum Genc- ralconsul des Norddeutschen Bundes in Mexico drsig- nirt, ist von Nom hier eingetroffen, um seine Instruc tionen zu empfangen und sich dann nach seinem neuen Bestimmungsorte zu begeben. — Wie aus dem Hirten briefe des Erzbischofs von Köln ersichtlich, haben die Obrrhirtcn dcr katholischen Kirche in Preußen un längst am königl. Throne und bei der höchsten Staats behörde ein einstimmiges Zeugniß gegen die Con- fessionslostgkeit sowohl der Elementarschulen als der Gymnasien und Realschulen abgelegt. Breslau, 6. Februar. Die beiden früher in Schlesien und zwar in Breslau und Schweidnitz sta- tienirten Vereinscontrvlcure des deutschen Zoll- «nd Handelsvereins sind, wie die „Schles. Ztg." meldet, von ihren Regierungen zurückberufen und die Besetzung dieser Stellen ist zunächst uicht mehr für er forderlich gehalten worden. — Zur Gesangbuchsan gelegenheit in Reichenbach (vgl. Nr. 28) enthält das dortige „Wochenbl." folgende Mittheilung: Gegen die Mitglieder des Kirchenraths, Herren Hartmann, Kitzig und Voller, scheint die Voruntersuchung cinge- leitet zu sein. Dieselben haben schon heute vor dem hiesigen Criminalrichter Termin. — Gleichzeitig macht im „Pat. Wdchenbl." der Pastor prim. Weinhold un- term 4. Februar bekannt, daß auf Anordnung des königlichen Konsistoriums für Schlesien dcr auf morgen anberaumtc Termin zur Erwählung neuer Gemeinde- kirchenrathsmitglicder aufgehoben worden ist. Hannover, 5. Februar. (H. St.) Vom Cultus Minister war angcordnet worden, daß die preußischen Militärehrenzeichen verstorbener Inhaber in den hannöverschen Kirchen aufgchängt werden sollten, eine Verfügung, die hier bei vielen aus nahe liegenden Gründen so lebhafte Bedenken erregte, daß das Landes- consistorium cs für angemesfen hielt, sich für deren Abwendung zu verwenden. Nach dem heutigen „Tage blatt" ist es den Gegenvorstellungen dieser obersten kirchlichen Behörde gelungen, das Cultusministerium zu einer wenigstens vorläufigen Zurücknahme jener Vorschrift zu vermögen. — Eine zur Abgabe eincs Mißtrauensvotums gegen die hauptstädtischen Kollegien berufene Bürgervcrsammlung hat vorgestern dies Votum kundgcgcben. Je nach dem Parteistandpunkt der Blätter wird es dort für sehr gleichgiltig, hier für bedentungsvoll angesehen. Die „Volksztg." ist ihres Berichtes wegen mit Beschlag belegt. Die Kundgebung wurde dadurch hervorgerufen, daß nach Ansicht der Mißvergnügten die städlischen Kollegien ihre Gelder nicht immer im dringendsten Interesse der Gemeinde verwendet haben. Wiesbaden, 4. Februar. (Fr. I.) Das diesige Konsistorium hat sämmtlichen ihm unterstellten Kirchen- vorständcn dcn Entwurf einer Prcsbyterial-Ord- nung zur Begutachtung zugehen lassen. Das Kon sistorium erwähnt dabei, daß es sein ernstes Bestreben gewesen, bestehende Rechte zu achte», den Uebergaug in eine neue Ordnung der Dinge so viel als möglich zu erleichtern, den geschichtlicheu Zusammenhang dcr Per sonen und Einrichtungen festzuhalten nnd allgemein ausgesprochene Wünsche thunlichst zu berücksichtigen. / Weimar, 6. Februar. Unter dcn finanziellen Forderungen dcr grotzhcrzogl. Staatsrcgienmg an den Landtag beansprucht ein Postulat von 400 Thlr. trotz seiner Bescheidenheit ein allgemeineres wissenschaftliches Interesse. Es handelt sich nämlich um den Erwerb mehrer höchst bedeutsamer historischer Archivalicn für das geheime Haupt- und Staatsarchiv, eventuell für das gemeinsame Sachsen-Ernestinische Hauptarchiv. Einmal ist nämlich jetzt Gelegenheit, die Feldkanzlci des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen, welche in der Schlacht bet Mühlberg in die Hände des Kaisers Karl V. siel, wenigstens in Abschrift zu erlan gen. Das Original, von dem Steger dem Archiv zu Brüssel einverleibt, ist leider uicht selbst zu erwerben. Man verspricht sich jedoch auch aus dcn Kopien für die Geschichte des schmalkadischen Krieges höchst wich tiges Material. Noch wichtiger, insbesondere auch für die Albcrtinischc Linie des Gesammthauscs Sachsen, ist die Korrespondenz des Herzogs Bernhard von Wei mar mit den Schweden; sie umfaßt die Jahre 1633 bis 1638 und enthält nicht nur Briefe und Berichte des großen Herzogs an Gustav Adolph und den Reichs kanzler Oxenstjerna, wie Briefe und Instructionen Bei der, sondern auch Briefe Bernbard's an die sächsischen 'Fürsten beider Linien u. A. Diese für die allgemeine Kriegs- nnd politische Geschichte jener Zeit noch we nig benutzte Quelle ist erst in neuester Zeit aus dem Besitze dcr Oxenstjerna'schcn Familie in das schwedische Reichsarchiv übergegangcn. Man bcasichtigt nun, diese Korrespondenz wenigstens in photographischer Nach bildung zu erwerben, was namentlich in Verbindung mit dcn königl. Regierungen von Preußen und Sach sen, keine erheblichen Kosten verursachen würde. Es steht zu hoffen, daß der Landtag die Mittel für diese Acquisitionen bereitwilligst gewähren wird. — Ein Mi- nisterialdccrct setzt den Landtag davon in Kenntniß, daß die Negierung einem früher gestellten Anträge des Landtags insofern entsprochen habe, als sic die Be schlüsse des ehemaligen Bundestages übcr das Vereins wesen dnrch Verordnung aufhob, daß sic aber ein von dem Landtage ausgearbcitetcs neues Vereins- und Vcrsammlungsgesetz ablehnt. Dieses Elaborat des Lanbtags enthielt nämlich cine Bestimmung, wonach der Regierung das Recht genommen wird, die Theil- nahme an bestimmten Verbindungen als ordnungswidrig und demgemäß als gerichtlich strafbar zu verbiete». Dies würde der Regierung ein Schutzmittel gcgeuübcr solchen Elementen entziehen, welche die staatliche Ord nung zu stürzen beabsichtigen. Eine solche Lähmung ihrer Kraft kann sich natürlich nicht die Regierung ge fallen lassen. Die Regierung weist noch außerdem dar auf hiu, daß uach den seitherigen Erfahrungen die Bc- sorgniß eines willkürlichen Einschreitens dcr Verwal tungsorgane gegen Vereine und Versammlungen unbe gründet ist und dcn sich außerdem der Norddeutsche Bund mit der Einführung einer gemeinschaftlichen Strafgesetzgebung und in Konsequenz dessen auch mit einem allgemeinen Polizcistrafgcsctzbuchc beschäftige. Man ist nun gespannt, wie sich der Landtag einer so motivirtcn Ablehnung seiner Arbeit gegenüber verhal ten werde. — Der Landtag selbst führte in täglichen uns Nachlebende, die strengen Fugenformcn auch zur wahren Kunstform werden zu lasten, erfüllt von einem geistigen Inhalt, einem bestimmten Charakter. Annäherndes wird hier nur im Rollo viv«ce-Satz, auch im einleitenden 6r»ve erreicht; das Roäersto »susi verspricht sich dem anzuschließcn, verliert sich aber bald gleich den andern Sätzen in jene unmotivirte, nur zu eigenem Genügen sich ergehende Breite dcr Ausarbei tung, wie sie Studlenarbeitcn eigen zu sein Pflegt. Das den verschiedenen Sätzen zu Grunde liegende, wenn auch in tonischen und rhythmischen Versetzungen sehr variircnde Haupptthcma bedingt schon ein mono tones Gepräge; dies wird aber durch jene Dehnungen und durch einen zu engen Kreislauf dcr Modulation genährt; auch sehr leere und übermäßig harte Klang wirkungen — namentlich im ersten Allegro — tre ten ein. Herr Fr. Grützmacher spielte sehr schön und mit fein gestaltetem Vortrage die Sonaten von L. Boccherini. Der alte Violoncellmeister verbindet in denselben mit Einfachheit und Naivetät eine gewisse konventionelle Grazie und Eleganz, wie sic der Rococozeit thetlwcise zugehörte: er versteht aber auch musikalisch eigcnthüm- lich und interessant zu werden und durch überraschende, nur hervorragender Begabung eigene Züge zu fesseln. Der O-äur-Sonate wird man unbedenklich in dieser Hinsicht den Vorzug geben. In Rücksicht auf die sorg same Ausarbeitung der Pianofortebrgleitung sei erwähnt, daß das musikalische Ohr zu sehr die tiefen Bässe ver mißt, die sür den Satz des Violoncello unbedingt noth- wendig sind; die linke Hand ist, großenthrilS infolge figurirter Ausführung in der rechten, zu hoch gelegt. Uebrigens war es nicht erst Boccherini, der daS Violon cello zu selbstständiger virtuoser Behandlung hob. Er hat darin seine Vorgänger gehabt, von denen uns na mentlich der neapolitanische Violoncrllvirtuos Francis- ccllo bekannt ist, wenn auch Kompositionen von ihm fehlen. Er soll 1725 das erste Violoncellsolo vorge tragen haben. I. S. Bach's Concert wurde von den Herren Janssen und Schm ole recht wacker gespielt; nur störte einige Unruhe und Eile, worin wohl der eine dcr Spieler voranging und dcn andern nachzog. Dies Concert ist das schwächere unter den Bach'schen Cla vierconcerten, mit Ausnahme seines prächtigen Schluß satzes. Dieser zeigt z. B., wie sür Bach contrapunktisch strenger Stil und Fugenform völlig naturgemäß ge worden; seine Tonmacht beherrscht all' dies Material frei und spielend, es ist seine Sprache. Und in der Gewohnheit dieses Besitzes sucht er nicht das Besondere und Künstliche, sondern ergreift ruhig und klar überall nur das Gehörige und Nöthige für den geistigen Zweck, für die Idee, den musikalischen Gedanken seines Ton werks. Co führt er dies mit der Sicherheit einer ma thematischen Schlußkctte zum Ziele, ohne Lücke, ohne Sprung, stets fortschreitend, mannichsaltig, neu und stetig zugleich, leichtbewegt im Wohlvcrhältniß — gleich einer organischen Naturcntwickelung, die uns nicht an ders denkbar scheint. Bei Bach blieb die strenge, kunst reich geschulte Form des Satzes, wie sehr sie in seiner Zeit auch der dominirendc Hauptfactor der musikalischen Gestaltung und dcS Tonausdrucks war, doch nur Mittel zum höhern Ziele, zur Gestaltung eines geistigen Ge- haltS, eines charakteristischen Ausdrucks: das zeigen fast alle seine Werke, wenn sie nicht dem Lchrzweck und Studium oder dcm gelegentlichen zeitgemäßen Tonspiel mit anziehenden Aufgaben polyphoner künstlicher Technik gewidmet waren. Nachahmungen in solcher für unsre Zett entschwundenen Ausdruckswrise bringen es gar selten zu vollendeter Form; die Seele entschlüpft ihnen ganz, ihre Sprache in der Tonkunst ist eine andere geworden. Die Begleitung der Streichinstrumente ist in diesem letzten Satz des Conccrts genial behandelt; sie wurde ebenso wie Herrn Döring's Suite in ganz vorzüg licher Weise ausgeführt. C. Banck. si Dresden. Unter Thcilnahmc und Aufmerksam keit setzte Prof. vr. Ludwig Eckardt am 6. Februar seine Vorlesungen mit einem Vorträge über „Albrecht Dürer und seine Zeit" fort. Es war ein warmes und wahres Lebensbild unscrs großen deutsche» Meisters, mit frischen Farben aus dem tiefen und breiten Hin tergrund der Zeit herausgemalt, das der Vortragende bot. Wie er die Künstlergestalt, ohne ihre Wirkung irgendwie' zu beeinträchtigen, fortwährend im vielfache» Reflex ihrer Umgebung zeigte, in ebenso ungezwunge ner Weise wußte er das äußere Leben seines Helden mit der Betrachtung seiner Werke zu verschmelzen. Dabei fühlte man dcn Worten die Wärme eines liebe vollen Gcmüthcs an, das sich in seinen Gegenstand zu versenken weiß und doch auch den vbjectiven Blick für die Schwächen desselben sich bewahrt, ohne welche kein lebensvolles Bild zu Stande kommt. Die nächste Vor lesung behandelt „Gluck und die Reform der Oper". Dresden. Im Gefolge der Gothik, welche ge genwärtig in England den Kirchenbau beherrscht, wtrd daselbst auch die Glasmalerei mit Vorliebe gepflegt. Brsondern Vorschub leistet der letzter» der in England bestehende schöne Gebrauch, dem Andenken Verstorbe ner in den Kirchen Fenstermalereien zu stiften. Schon öfter- gaben unS von deutschen Künstlern für derartige Zwecke gefertigte Arbeiten Gelegenheit, auf diesen nach- ahmenswerthrn Brauch hinzuwrisen, so unlängst noch die schönen Composttionen vom Direktor Professor vr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite