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Dresdner Journal : 02.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-02
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 02.02.1869
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18«». c» ».) ions- Ivmmrmrmiprttsr: I» »orä^ 1^»^.: ckvkrUak i «rklr— XMc»°d: 1 ,. Id „ . dtoil»tliok:— „ 1b „ LiL»»Ii»«Kiuiu»«rll: 1 „ In kriLIX» triNjvkrUov 2 H>lr. 8t«mv«Ix«dükr, »u«»«rk»Ib a«» KorM. ltnock«» ?o»t »i><1 81«wp«I»lt»<:t»I»k diu»«. rascratrnpreisc: kür ü«ll K»om eio«r s-«»p»It«n«n Leil«: 1 Kxr. vat«r ,»vät" äi« L«U«: S Kxr. Lrschrtnrn: n^lloü, mit XuiNRdm« 6er 8ooo vo6 t eierUt^e, ^k«llü» kür Leo kolxenä«» DreMerAomnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratrnannahmt nurwürtv: Letxiiss! t». ir^»i>ir»Tr»,, Oonurülllovdr — 6c» Dres6ller 6ourvT>»z ebeaä»».: II Lvor» t'oir; U»wdurA-><rU»» «i»»-l.»ip»>8-v»»»I-rr».vkturt ». U IIn»»«,r»i>i t Vuoi.«», v»rUo. U»»rlv»'»ct>« ItueUK., Uur«»u, 4ivovl.ru bl»»»,; Lr«m»u; 42. 8c»l.or,»; vr«»I»u: L>. 8ktnou«<'» ^uoou<:eo6ur«»u, 6»»»», Si»L L i>',r.vuv; k reo klirrt ,.K.: ^Lüvilu'icüs Uuoük.; LL1»; ^o. liLoeil»», rvi»:ll»VL», 8vl.l.i,»LLo., (8, ?I»L« ä« I» Lour»s); kr»,: 1». L»»!.»«» » Llleüü.i Vi»o: Xo. Orrii.1». Htrausgrder: - ) Köui^I. Lrpsckitiou 6«» Or»»ÜQ»r ckouru»!», ' l)re»ä«u, L1»riso»tr»,»» Ko. 7. NN, ,«« mlade ro Nqr lachen »äe, Wdrrl Thlr- W 5V, fl. IX KM. 11HN. 't Thft. IM, vdt Ägr. s ÜI Ittel ten VN 17 Amtlicher Theil. Dresden, 30. Januar. Se. Königliche Majestät Haden dem Bergfactor Otto Friedrich Ferdinand Jacobi in Schneebe'-g aus Anlost feines 50jährigen Bergmanns jubiläum das Ehrenkreuz des Albrechtordens zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresden: Ballfest. — Berlin: Landtagsverhandlungen. Civilproceßcommission. Sitz ung des Kronsyndikats. Forstbeschädigungen. — Kiel: Verurtheilung. — Schleswig: Provinzial- landtag. — Altenburg: Unfall. Die Aufhebung des Consistoriums. — Lübeck: 1>r. Roeck f. — München: Schulgesetzentwurf. Neue Militär gerichtsverfassung. — Karlsruhe: Zur kirchlich- politischen Streitfrage. Volksschulangelegenhrtt. Kundgebungen für Stromryer und Actenstücke der Excommunication desselben.— Wien: Vom Reichs- rathe. Dementi. Ordensverleihung an den Prinzen v. Wales. Die türkischen Ausnahmrmaßregeln gegen die griechischen Unterthanen suspendirt. — Lem berg: Vom Landesausschuß.— Paris: Zum grie chischtürkischen Conflict. Der Cassationshof in der vaudin'schcn Angelegenheit. — Bern: Tessiner Bisthumsstccit erledigt. G. Fein 1. — Brüssel: Der Graf v. Flandern nicht in den Senat. Graf Mercy-Argenteau -s. — Florenz: Tagesbericht.— Madrid: Kampf. Der Meuchelmoro in Burgos. Aus Cuba. — Kopenhagen: Hofnachricht. Vom Landsthing. — St. Petersburg: Ernennungen. — Konstantinopel: Russische Flagge. — Athen: Die Conferenzerklärung. — New-Uork: Vom Re- präsentantenhause. Aus Mexico. Crnennunaen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik und Volkswirthschaft. EinaesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 31. Januar, Nachmittags. (W T. B.) Die Subskription auf die Aktien der ungarischen Ostbahn wurde gestern beschlossen. Wegen Ueberzcichnung ist eine beträchtliche Neduc- tion der gezeichneten Summen zu erwarten. Nach Berichten aus Madrid vom heutigen Tage find nächtliche Kundgebungen daselbst ver boten worden. Madrid, Sonntag, 31. Januar. (W. T. B.) Der „Epora" zufolge findet die Idee, die höchste ausübende Gewalt einem Direktorium zu übertra gen, jetzt allgemeinen Beifall. Bereits werden ver schiedene Personen hierfür genannt. Auch nach Er öffnung der Corteü werde diese Regierungsform beibehälten und damit der republikanischen StaatS- form eine gewisse Weide ertheilt werden; denn wenn auch d»e CorteS die Monarchie votiren, dürfte doch längere Zeit vergehen, ehe über die Person des Monarchen Einigkeit erzielt sei. Die Negierung erwiderte einer Deputation unter Führung Castellar's, welche für Freiheit deS Cultu» auftrat, daß die letztere bereits Thatsache sei, doch bilde die Trennung der Kirche vom Staate eine sehr wichtige Krage, deren Lösung für die CorteS Vorbehalten sei. Konstantinopel, Sonntag, 31.Januar,Nach mittags. (W. T. B.) Der hiesige nordamerikanische Gesandte ist durch eine Depesche deS Staatssecre- tärS der auswärtigen Angelegenheiten, Seward, ermächtigt worden, zur Begünstigung deü Verkehrs zwischen der türkischen und grieqischen Negierung während deS Bruches der diplomatischen Bezieh ungen beider Staaten seine guten Dienste anzu bieten. Tagesgtschichle. Dresden, 1. Februar. Bei Sr. Ercellcnz dem Herrn Ctaatsminister v. Fabrice hat vorgestern Abend ein ebenso glänzendes wie zahlreich besuchtes Ballfest stattgefunden. Se. Majestät der König beehrten das Fest mit Allcrhöchstihrer Gegenwart. Auch Ihre könig lichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprin zessin und Prinz und Frau Prinzessin Georg, sowie Sc. königl. Hoheit der Erbgroßhcrzog von Mecklen burg-Schwerin haben demselben bcigewohnt. * Berlin, 31. Januar. Gestern fanden wiederum in beiden Häusern des Landtags Sitzungen statt. Das Herrenhaus hat in der seinigen, außer zwei andern Gesetzvorlagen, auch das gcsammte Budget erledigt. Zuvörderst beschloß dasselbe: die Gesetzvorlagen, betref fend die Beschlagnahme des Vermögens König Georg's und des ehemaligen Kurfürsten von Hessen, einer be- sondern Commission von 15 Mitgliedern zu überweisen. Dann folgte als erster Gegenstand der Tagesordnung der Bericht der Budgetcommission über den Gesetzent wurf, betreffend die Fortdauer des in dem Gesetze vom 0. März 1868 eröffneten Credits von 5 Millionen Thlr. Die Commission beantragte die Genehmigung des Ge setzes, wie dasselbe aus dem Abgeordnctenhausc herüber gekommen, und das Haus trat dem Anträge ohne jede Discussion bei. — Der zweite Gegenstand war der Bericht der Budgctcommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Uebcrnahmc der auf den Erträgnissen des Staats aus dem Köln-Mindner Eisenbabnuntrr- nehmcn lastenden Verpflichtungen zur Gewährung von Zinszuschüssen und AmortisationSbeträgcn aus die all gemeinen Staatsfonds. Nach einer kurzen Empfehlung durch den Referenten, Herrn v. Kleist-Retzow, der die Bedenken zurückweist, daß aus der Genehmigung ein Präcedenz für künftige Fälle gefolgert werden könne, wurde, nach dem Vorschläge der Commission, die Vor lage in derselben Fassung angenommen, wie sie auS dem andern Hause hcrübergekommcn ist. — Als dritter Gegenstand folgte der Bericht der Budgctcommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Staatshaushaltsctats für das Jahr 1860. Die Commission stellt folgende Anträge: Das Herrenhaus wolle beschließen: 1) die Erwartung auszusprechen, daß die k. Staatsregie rung die Organisation neuer Landespolizeibehörden fernerhin durch specielle, dem Landtage der Monarchie vorzu- legcnde Gesetze und nicht blos durch den Etat regele; 2) gegen die k. Staatsregierung die Erklärung abzugcben, daß es mit dem vom Abgeordnctenhausc angenommenen Anträge — die Amtsblätter in den Regierungsbezirken Danzig und Marienwerder in denjenigen Orten, in welchen ein erheblicher Theil der Bevölkerung die polnische Sprache revet, in deutscher und polnischer Sprache herauszugebeu — nicht einver standen sei; 3) den Staatshaushallsetat für das Jahr 1809 in der Fassung, in welcher derselbe aus den Berathungen des Hauses der Abgeordneten hervoraeganaen ist, anzuuehmen; 1) dem Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung des Staatshaushaltsctats für das Jahr >86», wie solcher aus den Berathungen des Hauses der Abgeordneten hervorgegangen ist, die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen; b) über die Petition der Steuerexecutoren Mome uns Genoffen zu Neuerburg im Kreise Bitburg vom 7. December l868 zur Tagesordnung überzugehen; Freiherr Sensst v. Pilsach: Durch die übergroße Tbä' tigkeit des Landtags seien die Ausgaben so bedeutend vermehrt worden; er freue sich, daß durch das Deficit diese Thatsache zu Tage gekommen Herr v. Tettau: Er glaube, daß ein Heruntergeheu deS Wohlstandes des Landes das Deficit veranlaßt habe. Der Red ner weist in Zahlen nach, daß das Deficit sich durch in Aus sicht stehende Einnahmen größtentheilS decke. Der Landtag müsse jedoch dafür sorgen, daß im Norddeutschen Bund diese Einuabmeo^csichert und die Ausfälle wieder eiugebrachl wür den. Der Ausfall dürfe nicht vcrmaoeut werden. Das Ein kommen der Zinsen entziehe sich der Einkommensteuer. Er halte cS sür oothwendia, daß dieses Einkommen an der Quelle (der Zinsenzahluug) besteuert werde. (Ruf: Richtig!) Ebenso müßten die Börsengeschäfte besteuert werden. Die Stempel steuer könne leicht erhöht werden durch strengere Coutrole. Kei neswegs dürfe man zugeben, daß, wenn daS Deficit im vorigen Jahre wieder zu Tage trete, dasselbe durch Opferung eines Theils des Staatsvermögcns gedeckt werde. Herr v. Below geht auf das Verhältnis zwischen dem Abgeordnctenhausc und dem Reichstage eiu. Wenn die destruc- tiven Tendenzen sich des nationalen Gedankens bemächtigten, so würden sie denselben Erfolg haben, wie 1848. Herr Uhden ist der Ansicht, daß die Vermehrung der Obertribunalsmitglieder um drei neue Räthe schwerlich aus reichen könne, um die ArbeitSmaffe beim Obertribunal zu be wältigen; es sei unmöglich, daß drei Männer die Arbeitskraft von zehn Hilfsarbeitern ersetzen können; wenn nicht eine Stock ung der Geschäfte eintreten solle, so müsse man wieder Hilfs arbeiter beschäftigen. Hcrr Camphausen (Berlin): Der Ansicht, den Reichstag und daS Zollvarlamcnt aufzusordero, eigene Einnahmequellen sür den Norddeutschen Bund zu suchen, könne er nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus politischen Gründen beitreten. Die erste von der Commission vorgeschlagene Resolution halte er für ganz begründet, dagegen müsse er zu dem Anträge des Herrn v. Kleist bemerken, daß bei der Berathung der Verfas sung es ausdrücklich nur als Maxime bezeichnet worden, daß die Ueberschüffe in den Staatsschatz abgesührt werden sollen; von dieser Maxime sei es aber gestattet, auch einmal adzu- wcichen. Justiz Minister Dr. Leonhardt: Die Staatsregierung habe nicht die Initiative ergriffen sür die Vermehrung der Mitglie der des Obertribunals um drei Räthe. Für die Regierung war folgendes Princip entscheidend: Sie kann nicht zugeven, daß die Zuziehung von Hilfsarbeitern dem Ansehen des Obertribunals schare, aber die wiederholte Discussion dieser Angelegenheit im Abgeordnetenhause und in der Presse ist nicht geeignet, das An sehen des Obertribunals zu stärken. Daher glaubte die Regie rung wohl annehmen zu können, daß daS Obertribunal mit der Vermehrung einverstanden sein werde. Herr Uhden erklärt, daß er sich schon bemühen werde, mit den gewährten Kräften die Arbeiten deS Obertribunals so viel als möglich zu erledigen, daß er jedoch mit drei neuen Rich tern die Arbeiten von zehn Hilssrichtern zu leisten nicht im Stande sei. Justizminister »r. Leonhardt: Dies Verlangen wolle er auch nicht an ihn stellen. Hiermit ist die Generaldiscussion geschlossen. In der Specialdebatte führt bei der Position „Justizmini sterium" die Hilfsarbciterfrage des Obertribunals zu scharfen Angriffen des Grafen zur Lippe gegen die be treffende Resolution des Abgeordnetenhauses. Wenn die Regierung sich solche Beschlüsse gefallen lasse, werde der Schwerpunkt bald allein in das Abgeordnetenhaus verlegt sein. Es hätte demselben geradezu erklärt wer den müssen, daß es hierbei „nichts mitzureden" habe. Der Justizminister replicirt, die Regierung glaube durch ihre Haltung bei dieser Sache nur im Interesse des Ansehens des Obertribunals gehandelt zu haben. Beim Etat des Ministeriums des Innern befürwortet Referent v. Rabe die erste Resolution in Betreff der Organisation der Landcspolizeibchörden, die durchaus klar und deutlich sei. Auch Hcrr Hasselbach empfiehlt dieselbe. Der Minister des Innern bekämpft die Re solution in längerer Aussührung. Dieselbe beschränke die Prärogative der Krone, und wenn man diese Ab sicht gleichzeitig bestreite, so sei dies, als ob man Je mandem eine Ohrfeige ertheile und dabei bemerke, es sei nicht böse gemeint. Die Resolution spreche eine Erwartung aus, d. h. sie nehme für das Haus ein Recht in Anspruch. Die Negierung halte sich aber nicht für verpflichtet, einer solchen Erwartung des Hauses zu entsprechen. Nachdem noch Graf Brühl — der den Vergleich der Resolution mit einer Ohrfeige bedauert —, Herr v. Kleist-Retzow und Herr Rasch die Resolution befürwortet haben, wogegen der Minister des Innern sie wiederholt bekämpft, wird zur Ab^ stimm ung geschritten und die Resolution mit großer 6) über die Petition des geh. Regierungsraths a. D- Sperling zu Riesdorf bei Loburg vom 2b. November >868 zur Tagesordnung überzagehcn. Herr v. Kleist-Retzow erklärt, daß er folgenden von ihm in der Commission bereits gestellten Antrag wieder aufnehme: „Das Herrenhaus wolle beschließen: die Erwartung auS- »usprechen, daß die im Etat pro >869 in Aussicht genommene Verwendung der Baarbeftände und Activcapitalien der Generalstaatskaffe im Betrage von resp. 1,300,000 Tdlr. und 740,oO<> Thlr. nur statlfindct, wenn zuvor der Staatsschatz auf 30 Millionen gebracht, oder ein deshalb vorzulegendes be sonderes Gesetz von beiden Häusern des Landtags genehmigt Worden ist." Da der Negierungscvmmissar geh. Finanzrath Mölle erklärt, daß er auch jetzt noch nicht in der Lage sei, eine Erklärung abzngeben, so wird der v. Kleist- Retzow'sche Antrag zur Unterstützung gestellt und fin det diese mehr als ausreichend. Es beginnt nun die Generaldebatte. Gras Rittberg spricht den Wunsch aus, daß die Regie rung eine Regelung und Nenorgaoisirung der VerwaltungSor ganisation baldigst vornehmen, wie auch eine Regelung der finanziellen Verhältnisse zwischen Bund und Preußen herbei- führen möge. Durch daS Princip, die administrativen Ein richtungen durch das Budget legaiisiren zu lassen, werde daS Recht deS Herrenhauses auf die specielle Milentscheidung der Gesetze beeinträchtigt. Regierungscommifsar Geh. Rath v. Wolfs widerlegt in längerer Rede diese Ansicht und »ertheidigt aus Grund der Verfaffungsparagrapben das Recht der königl. Regierung zu den administrativen Organisationen. Die Regierung beabsich tige in Schleswig-Holstein eine Organisation der Behörden vorzunehmen. In Hannover habe sie das ebenfalls gewollt, habe statt der sechs Landdrostcien 3 Regierungen einrichten wollen, habe jedoch im andern Hause Widerspruch gesunden, und deshalb sich sür einstweilige Beibehaltung der 6 Land- drosteien entschieben. Werde die Regierung die Competenz die ser Landdrosteien ändern, so werde sie auch ein neues Gesetz de» Landtage vorleaen. Schließlich erklärt sich der RegierungS- commissar sür die Annahme des ersten Antrags der Commission, wenn derselbe in diesem Sinne gestellt sei. Herr v Kleist Retzow: Seit vielen Jahren sei es das erste Mal, daß der Etat mit einem Deficit abschließe. Trotz des Dcficits aber seien die Finanzen geordnet. Das gebe aber nach zwei Seiten hin zu ernsten politischen Betrachtungen Anlaß. Seit 48 habe man das Lied: „Gegen Demokraten hel fen nur Soldaten". Das gelte aber nur von den Demokraten auf den Barricadeu. Die Demokraten in der Landesvertretung treten jedoch anders aus. sie suchen, wo sich ihnen nur irgend eine Gelegenheit zur Machtcrweiterung bietet, eine solche zu erlangen; rhr Bestreben gehe dahin, dem preußischen Adler so viel als möglich die Schwungfedern auszureißeu. Und die beste Gelegenheit zur Machterweiterung biete dieser Partei bei dem Vorhandensein eines Deficits. Dann suchen sie Dinge iu die Budgetdebatte hineinzuziehen, die gar nicht dorthin gehören, suchen auf jede nur mögliche Weise einen Druck auf die armen Minister auszuüben und die Macht ihrer Partei zu stärken Deficits seien das kostbarste Weihnachtsgeschenk sür die Oppo- fitiov. allein für den Staat höchst gefährlich, und deshalb müffe die Regierung Alles aufbieteu, um Deficits so viel als möglich zu vermeiden. Die Elemente unserS eianen Vaterlandes ver ewigen sich mit den Elementen des Auslandes, um der Regie rung Verlegenheiten zu bereiten. Redner verweist als eine der Ursachen, welche m dem Deficit führen, auf den Norddeutschen Bund uud die Politik des Reichstags, welche uur daS natio nal-ökonomische Interesse im Auge habe, tadelt dann die Preisgebung ücr preußischen Finanzen uud Rechte im Reichs tag und wendet sich hierauf mit Schärfe gegen die wenige Be rücksichtigung, welche die Rechte deS Herrenhauses in neuerer Zeit gesunden. Ec empfiehlt schließlich seinen Antrag. Nach den Verordnungen von >820 und l826 müssen Ueberschüffe in den Staatsschatz fließen, er müsse deshalb mit aller Entschie denheit dagegen Widersprach erheben, daß die im Etat festge setzten 2,040,000 Thlr. betragenden Baarbestände und Activ a- vitalien zur Deckung des Deficits verwendet werden, wenn der Staatsschatz die Höhe von 30 Millionen noch nicht erreicht habe. Ein solches Verfahren sei eine Schädigung des Insti tuts des Staatsschatzes und des Rechts des Herrenhauses, und bitte er decbalb seinen Antrag anzuuehmen. Handelsminister Graf v. Jtzcnplitz: Es habe kein Mensch daran gedacht, das Recht des Herrenhauses zu beschränken. Den Ausführungen des Rcgierunascommiffars trete er vollkomikten bei und gebe zu bedenken, daß, wenn das Herrenhaus hier eine klare und unzweifelhafte derartige Erklärung abgebe, er dies im Interesse der Staatsregierung tief beklagen müffe. Werde die von Hrn. v. Kleist beantraqte Resolution angenommen, so bleibe sie nicht im Hause, sondern gehe in das Land hiuein. Würden hier bestimmte politische Principien in diesem Sinne ausgesprochen, so sei daS gefährlich, denn es folgere daraus in gewissem Maße eine Beschränkung der Prärogative der Krone. Er bitte deshalb die Resolution wie auch den Antrag des Hrn. v. Kleist abzulehnen. Auch Reg.-Commiffar geh. Oberfinanzrath Mölle spricht gegen die Aussührungeu des Herrn v. Kleist. Feuilleton 5 'ater - «se , FV4 Bl-Al- bi» L' e diuk >mS z' h alle: «'s«*, le wer- skunst, ird «a- i-urtts MS"- Lieder- und kulturhistorische Sammlung des Frhrn. v. Zu- Rhein zur Versteigerung. Dieselbe besteht aus Ge fäßen, Glasmalereien, Waffen, Skulpturen u. s. w der verschiedensten Culturcpochen. Der illustrirte Ka talog führt 1767 Nummern auf. Ebenso soll vom 28. April an ebendaselbst die von dem Privatier Neundör fer hinterlassene Gemäldesammlung versteigert wer den. Nach dem Katalog umfaßt letztere Werke älterer und neuerer Meister. Beide Sammlungen werden durch den Nath Förster versteigert, von welchem auch die Kataloge ausgegcben worden sind. j- Für das Hans Sachs-Denkmal in Nürnberg sind jetzt beinahe 9000 Fl. eingcgangen. Die meisten Fürstenhäuser Deutschlands haben durch Beiträge den alten Volksdichter geehrt. Lau zeigen sich die Gewerbe, auch die Gesangvereine dem Unternehmen gegenüber. Unter den Bühnen hat das Wiener Hofburgtheater den größten Beitrag geliefert. DaS Thonmodell geht seiner Vollendung entgegen. -s In Larnakos aus der Insel Cypern wurden im December v. I. mehrere Gräber der alten Phönicier entdeckt, in welchen Gefäße mit phönikischen und grie chischen Aufschriften, gvldne und silberne Ohrgehänge, Ringe, Armbänder und kleine Figuren, Münzen, Spie gel, Küchengeräthe, bronzene und kupferne Lanzen - spitzen, Streitäxte, kleine Venusfiguren und Edelsteine aufgefunden wurden. Einige Gefäße haben eine Höhe von 3 Fuß. * Die „Gedichte" Joseph Freiherr v. Eichen dorff's (grstorbeu 1857 in Reisse) sind gegenwärtig in sechster Auflage erschienen. * Die Marquise Adeline Patti de Caux hat vor ihrer Abreise nach St. Petersburg in Brüssel drei Vor stellungen gegeben, von denen die letzte 28.000 FrcS. eingetragen hat. K. Hoftheater. In der Vorstellung von Schil ler'- „Wilhelm Teil", Sonntag, 31. Januar, batte Herr Winger mit höchst anerkennenswrrthem künst lerischen Entsagen die Titelrolle abgegeben und dafür den Stauffacher übernommen; hierdurch ist eine vorzügliche Repräsentation dieses treuherzigen bie dern Schweizers gewonnen. Herr Dettmer gab den Wilhelm Tell. Er ist auf dem besten Wege, in Ton und Haltung die natürliche, genrebild- liche Seite des selbstbewußten aber anspruchslosen Land manns mit der idealen, veredelnden Auffassung zu ver einigen, wenn auch einstweilen das dcclauwtorische Pathos noch zu sehr hervortrat. Begeisterung, Schwung, innerste Gefühlswärme und Wahrheit de- Spiels lie ßen den Reichthum seine- Talent- und dm Ernst seines StrebenS in schöner Wirkung erkennen. Dennoch fehlt seiner individuellen Begabung zur Darstellung dieses Mannes der Entschlossenheit und That noch ein We sentliches, daS Alter reifer Manneskraft. Wenigsten- möchte man diesen Glauben gern noch unbeirrt fest halten bei einem Schauspieler, der mit so künstlerischer Befähigung und Leistung unser Hauptrepräsentant eines großen Kreises erster jugendlicher Partien geworden ist. Eine diesem Kreise so fernab liegende Rolle irrtttrt die Darstellungsweise deS Künstler- und dir Illusion deS Publicum-. Außerdem ist die Thätigkrit Herm Dettmer - in rasch sich folgender Uebernahme großer Partien jetzt offenbar eine übermäßige. Seine volle, begeisterte Hingebung dabei ist zwar eine gleiche ge blieben; aber eine ruhige und sichere, im Detail voll endete und die volle Entfaltung seines Talents för dernde geistige Durcharbeitung der Aufgaben »ird in Blitze, erzeugt sich Sturm. So wird die Luft gereinigt, die Erde befruchtet, und wenn es geschehen ist, erscheint der versöhnende Regenbogen, blickt uns das himmlische Blau wieder so gleichmüthig und verheißungsvoll, wie seit den Kindheitstagen an. Das ist die himmlische Raison; nach ihrem Muster soll es im Menschenleben, im Regi ment, in der Erziehung und — wie Goltz sagt — auch in den oratorischen Künsten hergehrn." Der Vortra gende ist vor Allem Humorist und Romantiker und als solcher in der Form barok. In wunderlich krausen Sahfügungen, Gcfühlscombinationen und Gcdanken- sprüngen, in Ernst und Scherz, Wahrheit und Ucber- treibung rauscht der Strom seiner glänzenden Suada dahin, den Hörer mit sich fortreißend. Bei ruhiger Neberlcgung, zu der cs allerdings die Vortragsweise kaum kommen läßt, dürfte sichAManchcs als ziemlich paradox erweisen. Aber neben dem Schaum führt der klingende Redestrom auch so manche echte Perle mit sich. Viele Wendungen, Bilder, Empfindungen, zu treffende Bemerkungen und Folgerungen geben in wohl- thurndster Weise Zcugniß von der frischen Phantasie, dem tiefen Gcmüth, dem scharf beobachtenden, selbst ständig denkenden, originellen Geiste dcs Mannes, wel cher seine Welteindrücke vor uns resümirt. Die Nutz anwendungen, welche er zieht, kann Jeder verstehen, Jeder im Leben gebrauchen. Auch die noch folgenden Vorträge sind ähnlichen Lebensproblemen gewidmet. Schließlich will es im Interesse des Publicum» sehr wünschenswerth erscheinen, daß bei dem Andrange zu diesen Vorlesungen nicht mehr Eintrittskarten ausgc- gcben werden, als das Local Personen fassen kann. Diese Rücksicht, die man wohl verlangen kann, ist bei der ersten Vorlesung nicht beobachtet worden. f In Würzburg kommt am 12. April die kunst- solcher Hast nicht mehr möglich und eine Ueberspan- nung der Kräfte ist unausbleiblich. Die verschiedenen andern Leistungen in diesem Drama sind fast sämmtlich bekannt; besonders hervorzuheben seien Frau Bayer (Stauffacher's Frau), Fräul. Lan gen Haun (Tell's Frau), Fräulein Ulrich (Bertha v. Bruneck). Uebrtgcns ließ die Gesammtdarstellung sehr auffällig erkennen, daß unsre Personalkräfte zu dieser ebenso schwungvoll idealistischen als nach realer Wahrheit der Charakteristik verlangenden Dichtung nicht befriedigend sind. Die Musik von Ans. Weber, welche sonst den ersten Act einlettete, berührt durch ihre Mittelmäßigkeit aller dings wenig befriedigend; ein vollkommenes Wegfallen der einleitenden Gesangscene — wie jetzt — wird aber gleichfalls unstatthaft bleiben. Es geht dadurch dieser reizende Theil der Dichtung, aus der es uns wie frische Alpenluft umweht, diese nothwendige Schilderung glücklich friedlichen BerglebenS verloren, die dann durch das Hereinstürzrn Baumaarten's ergreifend unterbrochen wird. ES wäre eine längst zeitgemäße Aufgabe, für diese ExposttionSscene eine einfache vvlksthümliche Musik, verbunden mit einer Ouvertüre, Herstellen zu lassen. Ein großes Bühneninstttut würde sich durch eine be stimmte, mit Concurrenz verbundene Aufforderung dazu jedenfalls ein Verdienst erwerben. C. Banck. f Dre-den. Am 30. Januar eröffnete Bogumil Goltz im Saale des „Hotel de Pologne" seine Vor lesungen mit einem Vortrage über „die Bildung und die Gebildeten". Der Ruf des Vortragenden als geist reicher ^kaustischer" Schriftsteller hatte ein sehr zahl reiches Publicum versammelt. Wie sein Schreibeftil so zeigte sich auch sein Redestil. „Am blauen Himmel ziehen sich die Wolken zusammen, au- ihnen zucken
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