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— Der Präsident de- auf Lasialle'schen Principien gegründeten „deutschen Cigarrenmachervereins", RetchStagSabgeordnete Fritzsche, hatte auf gestern eine öffentliche Versammlung nach dem „Universum" berufen und die Herren Schulze-Delitzsch, Mar Hirsch und Franz Duncker etngeladen, um über die Principien der Ge- werkSvereine zu dtsputtren. Von den Eingeladmen war nur Herr Duncker erschienen, Hirsch war verreist und Herr Schulze erklärte brieflich, daß seine Prtnct- pten bekannt aenug und eine öffentliche Ditputatton nicht mehr nöthig sei. Der Principienkampf zwischen Lassalle und Schul» wurde nun von den Herren Duncker und Fritzsche allem geführt, und obgleich keiner der beiden Reder Etwas sagte, was die Gegner besonders hätte reizen können, so wurden sie doch, da beide Par teien in der Versammlung gleich stark vertreten waren, durch fortwährenden Tumult unterbrochen, der sich zu letzt bis zum Rufe „Haut ihm" steigerte. Die Ver sammlung mußte vor der Zeit geschlossen werden und endete mit einer Schlägerei auf der Galerie. Der Bericht der „Nat.-Ztg." sagt über diesen Schluß: „An statt daß sich die streitenden Parteien jetzt beruhigten, steigerte sich ihre Erregung nur noch mehr, und wäh rend unten im Saale nach der Melodie der Marseil laise das Lied auf Lassalle gesungen wurde, wurde oben auf der den aanzen Saal umlaufenden Tribüne ein hitziger Faustkampf ausgefochtcn, zu dem aus dem Saale fortwährend neue Kräfte hinaufströmten. Ueber den letzten Ausgang des Kampfes können wir nicht be richten, da wir es vorzogen, obgleich neutraler Bericht erstatter, den Saal zu verlasfen. Doch sahen wir noch, daß mehrere mit blutigen Gesichtern die Treppe von der Tribüne heruntcrstürzten, und hörten, daß ein Ar beiter einen nicht unerheblichen Messerstich erhalten habe. Wir bedauern um so mehr, einen solchen Ausgang die ser Versammlung berichten zu müssen, als dieselbe, ob gleich auf der Polizei angcmcldet, polizeilich nicht überwacht wurde." Wiesbaden, 25. Januar. (Rh. K.) Das hiesige Kreisgericht hat heute in dem Processe Andr. Dan. Kimmel gegen den Fiscus eine für viele Häuser besitzer in Wiesbaden wichtige Entscheidung getroffen. Herzog Adolph von Nassau hatte 1858 für Neubauten in Wiesbaden eine 10jährige Grund- und Gebäude steuerfreiheit bewilligt. Diese wurde von der preußi schen Regierung bestritten; das Kreisgericht hat jedoch heute in der oben genannten, durch Rechtsanwalt Lang vertretenen Sache zu Recht erkannt, daß die damals rechtsgiltig gewährte Steuerfreiheit auch gegenüber der neuen Steuerveranlagung anzucrkennen und sämmtliche seit dem 1. Juli 1867 von solchen Gebäuden erhobenen Grund- und Gebäudesteuern zurückzuzahlcn seien. — Nach Verfügung der k. Regierung sind, entsprechend den Anträgen des Gemeinderaths, sämmtliche Elemen tar- und Mittelschulen der Stadt, sowie die höhere Bürger- und die Töchterschule der Aufsicht des k. Schul- inspectors entzogen und unter die Aufsicht eines vom Gemeinderath zu erwählenden städtischen Schul- inspectors gestellt worden. — Der als dramatischer Dichter bekannte Redacteur des „Rheinischen Kuriers", Herr Bernh. Scholz, hatte Klage gegen Herm Göbel erhoben, weil dieser in seinem Blatte (Rhein. Volks zeitung) gesagt hatte, der „Rhein. Kur." werde von der Regierung subventionirt rc. Gestem fand nun die Verhandlung vor dem k. Kreisgerichte statt, die damit endete, daß Herr Göbel der Ehrenkränkung für schnl- dig erkannt und zu einer Geldbuße von 40 Thalern, eventuell 14 Tage Gefängniß, verurtheilt wurde. Schwerin, 26. Januar. (Tel.) Die „Mecklenb. Anzeigen" enthalten einen anscheinend offtciösen Ar tikel über das Verhältniß des Gesammtcontingents der beiden Großherzogthümer zum Heere des.'korddeut schen Bundes. In dem Artikel wird ausgeführt, daß die zum Bundesheer zu stellenden Truppen beider Groß- herzogthümcr in sich geschlossene Abteilungen bilden, welche als Gesammtcontingent zu dem 9. Buudcsarmce- corps gehören, jedoch sowohl in Betreff der Militär verwaltung wie des Militärjustizwesens selbstständig sind. Nur das Offiziercorps ist auf Grund der neuer dings abgeschlossenen Militärconvention in die königl. preußische Armee eingereiht, und nur durch dies Vcr- hältniß der Offiziere unterscheiden sich die mccklenburg- schen Truppen von den wirklichen Bundescontingentcn. München, 25. Januar. (H. C.) Die Gesctz- gebungsausschüsse der Kammer der Reichsräthe und der Kammer der Abgeordneten versammelten sich heute Vormittag zu einer gemeinschaftlichen Sitzung, um über die noch bestehenden Abweichungen zwischen den Beschlüssen beider Ausschüsse bezüglich der zu er lassenden neuen Eivilproceßordnung eine Vereinbarung zu erzielen. Ueber die Gerichtsvollzieherordnung, welche der Ausschuß der Kammer der Reichsräthe im Gesetzeswege, der Abgeordnelen- ausschuß mittelst Verordnung erlassen wissen will, wurde Ee- sammtbeschluß erzielt dahin: daß dieselbe vorläufig durch Ver ordnung sestgestellt, jedoch uach Ablauf von sünsjähriger Wirk samkeit eine Gesetzesvorlage darüber gemacht werden soll. Den Beschluß des Ausschusses der Kammer der Reichsräthe: „die Staatsanwaltschaft soll an öffentlichen Sitzungen beizuwohnen und bei den Verhandlungen das Wort zu ergreifen berechtigt sein", hat der Ausschuß der Kammer der Abgeordneten mit 8 gegen 1 Stimme abgeworfcn. Hierauf wurde ein Vermitte lunasantrag von dem Referenten des Ausschußes der Kammer der Abgeordneten, bez. der k. Staatsregierung, eingebracht, wo nach der Staatsanwalt nicht nur in den lO vom Ausschuß der Zweiten Kammer in seinen srühern Beschlüssen bezeichneten Fällen, sondern in allen Fällen den öffentlichen Sitzungen bei wohnen sojle, aber ohne das Wort ergreifen zn dürfen. Auch diesen Vorschlag hat der Ausschuß der Kammer der Abgeord neten mit 6 gegen » Stimmen adgeworfen, worauf der Aus schuß der Kammer der Reichsräthe auf seinem srühern Beschluß beharrte, jedoch erklärend: daß er dem Vermittelungsvorschlage beigetreten wäre, wenn er vom Abgeordneienausschusse zum Be schluß erhoben worden. M Stuttgart, 24. Januar. (Fr.J.) Die Bankfrage in Württemberg, die noch auf dem letzten Landtage Gegenstand einer Jnterpellarion war und in den Blät tern fast ein stehender Artikel geworden, ist nun an ihrer endlichen Lösung angclangt, indem vor einigen Tagen der König dir Concession zur Gründung eines Bankinstituts auf Aktien unter der Firma „Württem- bergsche VeretnSbank" crtheilt hat. Diese Bank soll mit einem Aktienkapital von 5 Millionen Gulden aus gestattet werden, und es erfolgt die Constttuirung mit der Ausgabe der ersten Serie von einer Million. Die ser Betrag ist zwar schon von den Unternehmern ge zeichnet, doch haben dieselben sich bereit erklärt, hier von 250,000 Fl. zur allgemeinen Subskription aufzu legen. Die neue Bank stellt sich die Aufgabe, beson ders diejenigen Formen des Bankverkrhrs, welche in Württemberg noch gar nicht oder nur untergeordnet zur Anwendung gekommen sind, wie das Girogeschäft, da-Checkwesen, etnzuführrn, wie sie auch die Vortheile deS Bankverkehr- den kleinern gewerblichen Kreisen zu- ,92 widerstrebenden Bestandtheileu zusammengesetzte Pro- Madrid, 20. Januar. (Pr.) Noch fehlen unS von verschiedenen Punkten zuverlässige Angaben über den Ausfall der Corte sw ah len. Doch kann jetzt schon mit Bestimmtheit versichert werden, daß die aus so - Statistik und Votkswirttzfchast. ». sLchs. Srfinkunaapateut. «»fSJabr» rrtheilt: « w. Drcember 1868 Heu Herre» Ehr. Kr. D«rShardt nutz ProoinMlnachrichtcn. * Reichenbach, 26. Januar. Das gestern auf dem Rittergute Friesen stattgefundene Schadenfeuer ist Abends gegen 7 Uhr in einem Stallgebäude ausge brochen und hat sich sodann über die Pachterwohnung und eine Scheune ausgebrritet, welche sämmtlich total niedergebrannt sind. * Am 18. Januar ist in Lobstädt bet Grimma die mühle mit Wohngebäude niedergebraunt. Am 20. ist daS Schaarschmtdt'sche Gut in Oberlauterbach bei Auerbach ein Raub der Flammen geworden. — An diesem Tage wurde in Reichenbach i. L. der städtische Eiskeller total durch Feuer zerstört. — Am 22. wurde i» Kameuz der Handarbeiter Müller in einem Gehöfte erfroren aufgefunden. steurrgesetzrntwurfS im Wesentlichen nach dem Reaie- rungSantrage an; verschiedene Abänderungsanträge sind gefallen. — Der Budgetausschuß ernannte den Ritter v. Hopfen zum Generalberichterstatter anstatt des ins Herrenhaus berufenen Winterstein und erledigte die indirekten Steuern unter theilwetser Erhöhung der Ein nahmen und Verminderung des Erfordernisse-. Ueber die Petitionen um Aufhebung de- Zahlenlotto- wurde der Uebergang zur Tagesordnung angenommen, des gleichen wurde der Antrag, die Regierung aufzufor dern, bei der Besserung der Finanzen die Lottoauf hebung oder eine Lottoreform in Erwägung zu ziehen, abgelehnt. Schließlich wurde die Finanzverwaltung erledigt. — Ueber die neueste Sachlage in Wteltczka be richtet die „W. Abdp." wie folgt: Die mit der größ ten Anstrengung betriebenen Gewältigungsarbeiten in dem Schlage KloSki haben am 22. d. Mts. eingestellt werden müssen, ohne für jetzt das angestrebte Ziel — die Gewinnung einer für eine solide Verdämmung aus reichend starken salzfreien Thonlage — erreichen zu können. Es haben nämlich die in den letzten Tagen ungeachtet möglichst angestrengter Wasserhebung um 3—5 Zoll täglich steigenden Wässer das Niveau des Schlages nahezu erreicht, so daß bereits seit 8 Tagen nur mit Besorgniß für die Sicherheit der in dem Schlage beschäftigten Beamten und Mannschaften gearbeitet wer den konnte und die weitere Fortsetzung der Gewäl- tigung zunächst physisch unmöglich geworden ist. Mit der lrtztern war man bei 66 Klaftern Länge wieder in große Weitungen (durch Auswaschung des Salzgebir ges) gekommen. Muß nun auch dir Hoffnung, den Wasserandrang schon in den nächsten Wochen absperren zu können, aufgegeben werden, so ist doch die Sach lage deshalb nicht schlimmer geworden, als sie vor sechs Wochen war, wo man bei dem damaligen raschen Steigen des Wasserspiegels eine gesicherte Verdäm mung vor Inbetriebsetzung der neuen starken Dampf maschinen nicht mehr für möglich hielt; vielmehr hat seit jener Zeit die Erfahrung gezeigt, daß das Wasser mit zunehmender Höhe durchschnittlich nur sehr lang sam steigt und daher keinesfalls so hoch steigen wird, als man früher in Aussicht genommen hatte. An dererseits läßt der Fortschritt in dem Bau der neuen Dampfmaschinen erwarten, daß dieselben um die früher dafür angenommene Zeit in Tätigkeit kommen wer den, worauf alsdann die Wiedergewältigung und Ver» dämmung des Kloskischlages mit voller Sicherheit ge gen Unterbrechungen durch Wasscraufgang wieder aus genommen werden wird. Krakau, 25. Januar. (Pr.) Das Lemberger Statt haltereipräsidium bestätigt ein von den orthodoxen Juden vorgclegtes jüdisches Gcmcindestatut, welches nach Ansicht der Liberalen mit dem vom Kaiser sanctionirten Gemeindestatute Krakaus im Widerspruche steht. Bürgcnneister Ditl wollte, seinen liberalenStand- punkt wahrend, zurücktreten, bleibt aber, gestützt auf das öffentliche Vertrauen, nun doch im Amte. Der Gemeinderath beschloß, einen Recurs an das Ministe rium und den Landesausschuß zu richten. Paris, 26. Januar. (Tel.) Das „Journal officiel" schreibt in seiner Abendausgabe: Seit einigen Tagen sind Gerüchte über die Antwort verbreitet, welche Grie chenland auf die Erklärung der Conferenzmächte er lassen haben soll. Die Depesche, welche der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, als Vorsitzender der Conferenz, an das Cabinet von Athen gerichtet hat, wird demselben nicht vor morgen (Mittwoch) oder Donnerstag überreicht werden, mithin kann dieselbe noch nicht von der griechischen Regierung beantwortet sein. — Die Pariser Zeitungen hatten sich vielfach in letzter Zeit mit der Möglichkeit beschäftigt, das Bud get der Stadt Paris jährlich dem gesetzgebenden Körper vorgelegt zu sehen. Man war so weit gegan gen, dies als ganz nahe bevorstehend zu bezeichnen. Der „Public" erklärt dies für einen Jrrthum. Was nahezu beschlossen wäre, denn definitiv bestimmt ist noch nichts, das sei nicht die jährliche Vorlage des ordentlichen, sondern die des außerordentlichen Budgets der Stadt Paris und dessen Votirung durch die Kam mern. Der „Publik" glaubt hinzufügen zu können, daß eine solche Bestimmung wahrscheinlich den Eintritt des Seinepräfecten Haußmann ins Cabinet, um seine Angelegenheiten persönlich vor der Kammer vertheidi- gen zu können, zur Folge haben dürfte. * Brüssel, 25. Januar. Heute um 11 Uhr hat das Leichenbegängniß des Kronprinzen unter großer sympathischer Betheiligung der Bevölkerung stattgefunden. Die Leiche ist auf dem Kirchhofe von Lacken neben dem Grabe der Königin Louise, Groß mutter des Verewigten, beigesetzt worden. Hinter dem Sarge, welcher getragen wnrde, folgten zunächst der König und der Graf von Flandern, dann die Deputa tionen des Senats, der Deputirtenkammer, des Cassa tionshofes, das Haus des Königs und der Königin, die Generalität und das höhere Offizierscorps der Garnison und eine Menge anderer hervorragender Per sonen. Der Erzbischof von Mecheln, assistirt von meh ren: Prälaten und umgeben von der gcsammten Pfarr- geistlichkcit, celcbrirte das Todtcnamt. Florenz, 25. Januar. (Tel.) In der gestrigen und heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde die Debatte über die betreffs der Mahlsteuer einge- brachtcn Interpellationen fortgesetzt. Mehrere Sprecher der Linken griffen die Regierung heftig an und ver- urtheilten die Art und Weise der Steuererhebung als ein Abweichen von der Verordnung selbst; sie bezeich neten die von der Regierung angeordneten Zwangs maßregeln als völlig verfassungswidrig. Die Oppo sition ist der Ansicht, das Ministerium werde die Schluß- abstimmung als ein Votum über den Bestand des Ca- btnets selbst auffassen. Erntnmmgtn, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des CultuS und öffentlichen Unterrichts. Erledigt ist: die zweite Lehrerstelle zu Schönau (Chemnitz), Coll.: Herr Rittergutsbesitzer Fleischinger auf Schönau; das Rektorat zu Pegau, durch Emeri- tirung, Coll.: der Stadtrath daselbst; die Schulstellc zuUnterstützengrün, (Auerbach), Herr Gutsbesitzer Klötzer in Unterstützengrün; die Schulstellc zu Falken - bach (Annaberg), Coll.: das königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Departement der Finanzen. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: der Kaufmann Friedrich Heinrich Kohl in Mohorn als Postexpediteur daselbst. gängltch zu machen bestrebt sein will. Weiter hervor zu heben ist, daß auch die angesehensten württemberg- schen Bankfirmen, besonder- Stuttgarter, und unter diesen die k. württembcrgsche Hosbank, Gebr. Benedict, Stahl und Federer, bet der Gründung der „württem- bergschen VeretnSbank" sich betheiligt haben. — Da- preußische „Mil.-Wochrnbl." schreibt aus Württemberg: „ In Betreff der Bewaffnung und Au s- rüstung der Cavalerie und Artillerie treten nach stehende Bestimmungen ein. Bei der Cavalerie wer den 32 Mann per Schwadron mit Zündnadelcarabinern ausgerüstet; die übrige Mannschaft führt die gezogene Pistole; der bisherige Percussionscarabtner kommt so mit in Wegfall. Vier Reiter per Schwadron werden mit tragbaren Pionierwerkzeugen behufs deS Herstel lens oder Verderbens von Communicationen, ferner zu Bivouac- und Lagerarbeiten, ausgerüstet. An die Stelle des bisher in den Schwadronsgepäckwagen mit geführten großen Mannschaftskochgeschirrs tritt ein in Lederfutteralen tragbares zweimänniges Kochgeschirr. — Die Feldartillerie und die Unteroffiziere des Armcetrains erhalten glatte Pistolen als Handfeuer waffen, so lange der Vorrath an gezogenen Pistolen zur Ausrüstung des Kriegsstandes dieser Waffe nicht hergestellt ist. Ein weiterer Schritt zur Vereinbarung mit den im Norddeutschen Bunde geltenden Vorschriften besteht darin, daß nach den neuesten Bestimmungen nun auch die Lagerordnung, das Beziehen deS Bivouacs und der Dienst im Bivouac für die Cavalerie, ferner das königl. preußische Sappeur-, Exercir- und Dienst reglement, so wie das Mineur- und Dienstreglement für das Pioniercorps maßgebend sein werden." * Karlsruhe, 25. Januar. Ein ultramontanes Blatt meldet, der Bischof von Straßburg habe den Frauen des aufgelösten Klosters auf dem Lindenberg ein Asyl in Otmarshauscn (Elsaß) eröffnet, wo sie „ruhig ihre Rückkehr" abwarten können. — Laut Nachrichten aus Konstanz ist Bürgermeister Strohmeyer dort nun in der That excommunicirt worden. Es geschah dies schriftlich, die Verlesung in der Kirche unterblieb. Dieser Schritt der Curie hat die lebhaftesten Gegendemon strationen hcrvorgerufen. O Wien, 26.Januar. Das Abgeordnetenhaus arbeitet seit seinem Wiedcrzusammentritte ziemlich ge räuschlos, zunächst deshalb, weil die Hauptarbeit in den Ausschüssen vollbracht wird. Es ist dies kein Vor wurf, den wir dem Hause machen. Im Gegentheil ist dieses Vorgehen ein bei Weitem ersprießlicheres, als die Veranstaltung großer oratorischer Schauspiele. Es wird sich indessen für die Capacitäten des Hauses, die leider nicht zu dicht gesät sind, noch im Laufe dieser Session Gelegenheit genug bieten, ihre parlamentari schen Lorbeern aufzufrischen. Für die Durcharbeitung des reichen Materials und die Klärung der Anschau ungen ist es aber von größtem Vortheil, wenn die principiellen Discussioncn in die Ausschußberathungen verlegt werden, wie dies jetzt 'der Fall ist. Es gilt dies namentlich von den Steuervorlagen und dem Ent würfe, betreffend die Einführung der obligatorischen Civilehe, in Betreff welcher sich noch sehr von einander abweichende Anschauungen geltend machen. Darüber, daß die Einführung der obligatorischen Civilehe wün- schenswerth sei, sind so ziemlich alle Stimmen, natür lich mit Ausnahme der clericalcn einig, und die Schwie rigkeiten, welche der Clerus bei der Durchführung der bereits crlaffencn Gesetze machte, haben selbst im Kreise Derjenigen, die es bei diesen Gesetzen bewenden lassen wollten, für die obligatorische Civilehe Propaganda gemacht, indessen erscheint Vielen der Sturm'sche Ent wurf denn doch als zu weit gehend. Was über die Stellung, welche die Regierung zu der Frage nimmt, bisher verlautet, darf als verfrüht gelten. Dafür wer den jedenfalls die Mitglieder der äußersten Linken sein, welche sich neuestens wieder von dem großen Club der Linken lossagten, um einen neuen Club zu bilden. Da auch die am Ruder stehenden Minister aus der Linken des Hauses hervorgegangen, so ist natürlich die äußerste Linke nicht als eine Oppositionspartei, sondern nur als eine fortgeschrittnere Fraktion aufzufassen. — Große Erwartungen hegt man von den nächsten Herren haus bcrathungen, denn was die Qualität unsrer ersten Kammer anbclangt, so läßt sich, besonders feit dem letzten Pairsschub, nicht mehr läugnen, daß sie mehr Capacitäten aufzuwriscn hat, als unser Abgeordneten haus, das selbst die durch die Berufung Winterstein's in das Herrenhaus entstandene Lücke schwer empfinden wird. Wie es heißt, wird Herr Hopfen die Arbeiten Wintcrstein's im Budgetausschusse übernehmen. An Fachmännern wie Unger, Hye, Burg, Leop. Neumann u. A., die mit dem letzten Pairsschub in die erste Kam mer gekommen, ist das Abgeordnetenhaus besonders arm. * Wien, 26. Januar.DDie amtliche „Wiener Ztg." veröffentlicht den österreichisch-schwedischen Staats - vertrag vom 2. Juni 1868 wegen gegenseitiger Aus lieferung von Verbrechern; ferner die Verordnung der Minister des Cultus und des Innern, betreffend die Bestimmungen des Gesetzes vom 25. Mat 1868 bezüg lich des Uebcrtritts von einer Kirche oder Re- ligionsgcsellschaft zu einer andern. Die zur Ent gegennahme der betreffenden Erklärung berufene poli tische Behörde ist die k. k. politische Bezirksbehörde (Bezirkshauptmannschaft) des Wohn- oder Aufenthalts ortes des Meldenden, und in jenen Städten, die eigene Gemcindestatute haben, die mit der politischen Amts führung betraute Gemeindebehörde. Die Kompetenz der Behörde zur Entgegennahme der Austrittserklärung ist durch die österreichische Staatsbürgerschaft des Aus tretenden nicht bedingt.«— Prinz Alexander von Hessen reist heute von hier ab, nachdem er gestern noch die Ehre hatte, von dem Kaiser zur Verabschie dung empfangen zu werden. — In der heutigen Sitz ung des Abgeordnetenhauses brachte der Finanz minister einen Gesetzentwurf, betreffend die Renten - steuer, ein. Ziemialkowski stellte den Antrag, das Ab geordnetenhaus möge die Regierung auffordcrn, die Resolution des galizischen Landtages, betreffend die Revision einiger Bcstimmunaen der Verfassung, dem Abgeordnetenhause zur verfassungsmäßigen Behandlung mitzutheilen. Der Bericht des Budgetausschusses über zwölf Petitionen der Beamten und Diener verschiede ner Gerichtshöfe erster Instanz um Regulirung, bezieh ungsweise Aufbesserung ihrer Gehalte, und, Dienst verhältnisse, veranlaßte eine langwierige Debatte. Nach einer wiederholten Erklärung de- Justizministers wird der Ausschußautrag angenommen: Die Regierung drin gend anzugrhen, noch in dieser Session geeignete Vor lagen einzubringen, wodurch noch vor Durchführung der neuen Organisirung di« Lage der Beamten bet den Gertchshöfen erster Instanz verbessert werde. — Der Steuerausschuß nahm dir KH 4 u. 5 de- Grund- Dresdner Nachrichten vom 27. Januar. Infolge der großen Kälte der letzten Tage war das Treibeis der Elbe an vielen Orten zum Stehen gekommen, ohne daß jedoch eine durchgehende feste Eis decke sich bis jetzt gebildet hätte. Der Eisstand er streckt sich zur Zeit von Torgau her bis über die sächsisch-preußische Grenze herauf, resp. von Diesbar mit einiger Unterbrechung bis oberhalb Kötzschenbroda, weiter von der „Saloppe" bis über Pillnitz hinaus, von der AuSmündung der Struppenbach stromaufwärts und von unterhalb Schandau bis weit nach Böhmen hinein. Eisaufhäufungen sind nur wenig vvrgekom- men, das Stauwasser vor der Eisdecke betrug bis zu 1^ Ellen. — Bei 1 Grad Wärme haben wir hier seit heute Vormittag 11 Uhr starken Schneefall. . - j- Wiederholt sei auf das Cyklorama aufmerksam ge macht, welches E.Römler im Gewandhaussaale (ll. Etage) gegenwärtig allabendlich zeigt. In einer langen Reihe von Bildern bietet dasselbe eine malerische Illustration der Reise von Dresden, durch die sächsisch-böhmische Schweiz nach Prag und Wien; eine Reise, die, wenig stens in ihrem ersten Theile, bekanntlich reich an pit toresken Punkten ist. Von W. Horn treu nach der Ratur ausgenommen, sorgfältig und wirkungsvoll aus geführt, kommen die einzelnen Bilder, welche in stetem Wechsel an uns vorübcrztehen, in zweckentsprechendster Weise der Illusion zu Hilfe. Wie die Bilder einerseits in dem Beschauer die Erinnerung an frohverlebte Reise tage wecken, so bietet sich andererseits Demjenigen, der die Tour noch I nicht kennt, in der anmuthigen Bil derreise eine bequeme und billige Reisegclegenheit. rigen Umständen nicht bloS als eine würdigt, sondern auch al- eine patriotische angesehen werden. Die Zahl aller Wähler in Spanien wird auf 3,619,642, oder 23 Procent der Bevölkerung angesetzt, 647,000 Wähler mehr würden sich ergeben haben, wenn man die Leute von 20 bis 25 Jahren auch zugelassrn hätte. Bis 1865 waren wahlberechtigt blos Diejenigen, welche 400 Re alen unmittelbare Steuer zahlten; es waren deren etwa 166,200. Im Jahre 1865 wurde die Quote auf 200 Realen herabgesetzt und die Zahl der Wähler betrug 318,270. Bei den Wahlen von 1864 betheiligten sich 102,610, bei denjenigen von 1865 : 223,211 Wähler. Lissabon, 25. Januar. (Tel.) Der König hat einen Theil der Civilliste der Staatskasse cedirt. Warschau, 25. Januar. Im Jahre 1867 er schien ein Ukas, welcher einiae Erleichterungen in den von den Kriegsgerichten seit 1864 ausgesprochenen Ver- mögensconfiScativnen gewährte. Jetzt wird eine vom 29. Oktober v. I. datirte officielle Erklärung je nes, in einigen Punkten unklaren Ukases veröffentlicht, welche Erklärung es verständlich macht, warum jener Ukas thatsächlich in keinem einzigen Falle Anwendung finden konnte. — Ein Tagesbefehl des Oberpoli- zeimeisters macht den Polizeibehörden bekannt, daß der Regulirungscomits das frühere Verbot für Juden, christliche Ammen zu halten, abgcändert hat. Worin die Abänderung besteht, ist im Tagesbefehl nicht ge sagt. — Den Schülern aller Gymnasien Warschaus ist bei Strafe der Ausschließung aus den Schulen neuerdings untersagt worden, in den Räumen dersel ben unter einander anders als russisch zu sprechen. Früher galt dieses, in Lithauen allgemeine Verbot im Königreiche Polen nur für die sogenannten speciell russischen Schulen; jetzt aber werden, wie bereits ge meldet, alle Schulen ohne Ausnahme als russische an gesehen und behandelt. — Gestern fanden einige po litische Verhaftungen statt, über deren Veran lassung man im Publicum keine Ahnung hat. Die Leser werden sich erinnern, daß die Kriegsgerichte in der Citadelle noch immer permanent bestehen. Bukarest, 25. Januar. (Tel.) Die Majorität der Deputirtenkammer hat, trotz der eifrigen Befür wortung des Ministeriums, die bisher verliehenen Sub ventionen für die protestantischen und römisch-katholi schen Schulen gestrichen. Kairo, 25c Januar. (Tel.) Linan Bey wurde zum Minister für öffentliche Arbeiten, Mazhar zum Unter richtsminister und Aly Pascha zum Direktor der Eisen- bahn-Wakoufs ernannt. Bombay, 24. Januar. (Tel.) Azim Khan und Ab dul Rahman sind in Durdu angelangt und haben die Pendschabregierung um Asyl gebeten, welches ihnen bedingungsweise bewilligt worden ist. Wassermühle bis auf den Grund abgebrannt. — Am 19. fiel in Altoscha^ bei Oschatz ein ohne Aufsicht ge- „ , . lassrner Knabe beim Spielen in den Dvllnitzqraben und gressistischc Mehrheit über anderthalbhundert, die fest ertrank. — An demselben Tage ist in KleindittmanS- geschlossene republikanische Minderheit gegen einhundert dorf bei Radeberg die Kühn'sche Mahl- und Schneide- Stimmen zählen wird. Die Progresststcn sind wesent lich nur durch die Opposition gegen die von der libe ralen Union begünstigte Candidatur Montpensier'S zu- sammengehaltcn, und während die Unionisten durch die Logik der Thatsachen zu einem Compromiß mit den Absolutisten gedrängt werden, könnte die Mehrzahl der Progresststen auf die Dauer der mehr oder weniger ausgesprochenen Neigung der republikanischen Sache nicht widerstehen können. Im Allgemeinen darf die Haltung des spanischen Volkes bei der erstmaligen Aus übung des allgemeinen Stimmrecht- und unter so schwie-