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Dresdner Journal : 27.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-27
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1869
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88 sitzcr Handelsschöffen und sind drei an der Zahl gegen 2 rcchtsgrlehrte Richter, behalten also die Majorität. Württemberg adoptirt nämlich nicht da- Einzclrichter- institut, sondern zieht von unten an daS Datenelement herein. — Gestern brannte es im Hoftheater. Der Brand wurde aber sogleich gelöscht. — Sc. Majestät der König hat dem Marquis v. Chüteaurenard, bisherigen französischen Gesandten, da- Großkreuz des Frtedrichsordens verliehen. Pesth, 23. Januar. Ein Rescript des Justizmt- nisters an die Stadt Pesth besagt, in Erwägung der Sensation, welche der Belgrader Mord in Europa her- vorgerufen, und auch auf den Wunsch des Fürsten Ka, rageorgiewttsch selbst soll die diesbezügliche Ge richtsverhandlung öffentlich stattfinden. Paris, 25. Januar. (Tel.) Der Senator Tho- rigny ist gestern gestorben. — Die chinesische Ge sandtschaft unter Führung Burlingame's ist gestern von dem Kaiser in den Tuilerien empfangen wor ben. — Der heutige „Etcndard" meldet, die An nahme der Conferenzerklärung feiten Griechenlands erscheine bereits als gesichert. — Die Zeitungsmel meldung, die französischen Botschafter seien nach Paris berufen worden, ist demselben Blatte zufolge unbegrün det. Es sei nur davon die Rede, daß möglicherweise Herr Benedetti nach Paris kommen werde, um seinen erkrankten Sohn zu besuchen. Genf, 21. Januar. (Bund.) Dem Großen Rathc ist ein Gesetzentwurf vorgelegt worden über die Ferien tage, welche für die Staatsanstatten, also auch die Staatsschulen, allein noch Geltung haben sollen. Als Ferientage bezeichnet der Entwurf die Sonntage, den Auffahrtstag, den Weihnachtstag, den Neujahrstag, den eidgenössischen Bettag und den 31. Dccember, als Jahrestag der Wiederherstellung der Republik. Im Uebrigen geht der Entwurf von dem Grundsätze aus, daß es jeder religiösen Körperschaft vollständig frei steht, ihre religiösen Fest- und Feiertage zu bestimmen und zu regeln; nur hört natürlich sür die Feier dieser Tage der staatliche Zwang auf. Die Berathung des Gesetzentwurfs wurde auf die nächste Session verschoben. Florenz, 21. Januar. (Boh.) Gegenwärtig schwe ben, wie bereits kurz gemeldet, zwischen Oesterreich und Italien neue finanzielle Berhandlungen, welche jedoch nicht, wie einige Blätter behaupteten, be reits ihren Abschluß gefunden haben. Der Friede von 1866 hat bekanntlich die Wiedereinsetzung der österrei chischen Prinzen in ihre Privatbesitzungcn ausgesprochen, und hier handelt es sich um ein Anlehen von 1,113,562 Thlr., welche Kaiser Leopold II. seinem Sohne, dem Großherzog Ferdinand III. im Jahre 1791 geliehen hat; durch eine Convention vom 22. Mai 1844 wurde diese Schuld auf 900,(XX) Thlr. reducirt. Die Zinsen flossen an Oesterreich regelmäßig bis zum Jahre 1859. Baron Kübeck hat diese Sache schon 1867 angeregt, aber um die anderweitig schwebenden Verhandlungen nicht zu stören, ist er erst im folgenden Jahre wieder darauf zurückgekommen. Es handelt sich zunächst um Erledigung der Frage, ob die Schuld von dem groß- herzoglichen Hause persönlich oder von der toscantschcn Domäne contrahirt wurde, und darüber finden gegen wärtig im Finanzministerium Erhebungen statt, deren Resultat jedenfalls der Kammer vorgclegt werden muß, ehe eine Zahlung erfolgen kann. Florenz, 22. Januar. Die „Jtal. Corr." meldet den Tod des Palastpräfecten, Obcrceremonienmeisters und Senators, Herzogs von Sartirana, mit dem Be merken, daß an dem Verewigten „die Krone einen ergebenen Diener, das Land einen guten Bürger, die Künste einen freigebigen Mäcen" verloren. * London, 25. Januar. (Tel.) Nach nähern Nach richten aus Rio-de-Janeiro sind bei dem Brande des dortigen Zollhauses nur zwei Waarenmagazine zerstört worden. O St. Petersburg, 20. Januar. Der heutige »Regierungsbote" veröffentlicht den allerunterthänig« sten Bericht des Finanzministers an den Kaiser mit dem Staatshaushalt pro 1869. Nach einer ausführ lichen Gruppirung und kritischen Beleuchtung der Zif fern, welche gegen das vorige Jahr eine Mchrem- nahme von 92 Millionen darthun, worunter 3,000,000 Mehreinnahme aus den Zöllen, schließt der Bericht mit folgenden allgemeinen Bemerkungen: »Die vergleichsweise günstigen Resultate des Budgets pro 18SS beruhen aus der bedeutenden Vermehrung Ler Einnahmen im Jahre l8V7 und, soweit bis jetzt bekannt, auch nn vergan genen Jahre. Dieser Zuwachs ist nach der Meinung des Staatssekretärs v. Reutern theilwcise zufälligen Ursachen zu- zuschreiben: die durchweg reichliche Ernte des Jahres ldvn wiederholte sich in den folgenden beiden Jahren gerade in einigen der gctreidereichsten Gouvernements und fiel mit einem außergewöhnlichen Einfuhrbcdarse im westlichen Europa zu sammen, so daß unser Exporthandel sich außerordentlich be- lebte und für Producenten und Handeltreibende sehr vorthcil- Haft gestaltete. Am Ende des Jahres lbttv eröffnete die neue Eisenbahn Riäsan -Kosloff zuerst den Zugang in die getreide- reichen Landstriche; die aussallende« VerkehrSergebniffe dieser Bahn, so zu sagen, vom Tage der Eröffnung an geben eine« Beleg dafür, waS sich für daS Land, wie sür die Unternehmer von der Schienenverbiudung der fruchtbaren Gebiete mit de« Marktplätzen erwarten läßt. Seitdem hat sich der Eisenbahn, bau bedeutend entwickelt: l8v7 wurden w» Werst dem Ver kehr übergebe«, 18V8 17lw Werst und für diese» Jahr kann man aus die Eröffnung von mehr als 20V0 Werst (etwa S00 Meilen) rechnen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die in den letzten Jahren bemerkbare Vermehrung fast aller Reichs- einkünstc den Eisenbahnen zuzuschreiben ist, welche während des Baues dem Volke Arbeitsverdienst einbriuge» und nach der Eröffnung dem Fleiß, den Producten and dem Grund und Boden erst wahren Werth verleihen. Wenn demnach auch nicht zu verkennen ist, daß die Mehreinnahme im vergangenen und besonders im vorvergangeuen Jahre auf die zufällige, sür nrrs glückliche Eonjuuctur guter Ernten in Rußland bei hohe» Preisen im Auslände zurückzusühren ist, so ist doch anderer seits offenbar, daß die Eisenbahnen schon jetzt auf den Wohl stand des Volkes und solglich auch auf die Reichsfinanzen ihren belebenden Einfluß ausüben, welcher sich durch die im verfios- seneu Herbst neu eröffneten Bahnen wesentlich verstärken muß. Zum Schluffe erachtet cS StaatSsecretär v. Reutern für seine Pflicht, vor Sr. kaiserlichen Majestät seine feste Ueberzeugung auSzusprechen, „daß in der friedlichen Entwickelung der sitt lichen und materiellen Interessen Rußlands und im Fortschrei- ten auf der Bahn der großen Reformen, welche den Ruhm Ihrer Regierung begründen, die Finanzen deS Reiches immer mehr und mehr ihre dauerhafte Grundlage erlangen werden." " Das Budget schließt, wie bereits telegraphisch ge meldet worden, in Einnahme und Ausgabe mit 482 Mil lionen Rubel ab; davon sind 46'» als Erhebungskosten und 312 Millionen speciell sür den Bau von Eisen bahnen und Hafenbauten in Abrechnung zu bringen. Haupteinnahmequelle sind die Accisen: die Getränke steuer figurirt mit 123, Salz mit 9, Tabak mit 6h, Runkclrübenzucker mit 22, Zolleinnahme mit über 31 Millionen Reineinnahme. Die Regalien werfen 3, das Krongrundcigenthum über 20 Millionen netto ab. Als Hauptausgabeposten figurircn: Staatsschuld mit 76, Kriegsministerium mit 137, Marine mit 17, Finanz ministerium mit 54, Inneres mit 202, Wegecommuni- cation mit 162, Justiz- und „Volksaufklärung" beide mit 9, Aeußeres dagegen nur mit 22 Millionen. D St. Petersburg, 23. Januar. An Stelle des als Mitglied in den Conseil des Ministeriums der Wegecommunication versetzten Jngenicur-Gcnerallteute- nants Barons Delwig ist der Inspektor der Peters burg-Warschauer Eisenbahn, Ingenieur wirkt. Staats- rath Grave I. zum Oberinspektor der Privateisenbahnen ernannt worden. New-Port, 9. Januar. Eine kleine Militärab- thcilung, welche vom General Stoneman einem Sheriff der Grafschaft Prinzeß Anne in Virginien zu Hilfe geschickt worden war, traf auf Widerstand von Seiten der Neger, welche einen Sergenten tödtcten. Darauf wurden die Neger von den Truppen angegriffen und drei von ihnen fielen. — General Porter, vom Stabe des Generals Grant, meldet, daß Rebellen in Arkan sas Angriffe auf die Unionisten machlen, daß er eine Miliz zu ihrem Schutze organisirte und dieser erlaubte, das Eigenthum der Rebellen zu Zwecken des Lebens unterhaltes zu plündern. — Im Senate ist der An trag ringebracht worden, eine 6procentige Anleihe von 8 Mill. Doll, auf 30 Jahre zur Anlage einer Kabel leitung zwischen Californien und China aufzunehmcn. — General Rousseau und John Minor Botts sind gestorben. Washington, 24. Januar. (Kabeltelegramm aus, „Reuter's Office".) Im Cong resse ist ein Gesetz entwurf durchgegangcn, wodurch die Commandanten der Milttärdistricte ermächtigt werden, alle Civilbcam- ten in Virginien, Texas und Mississippi, welche den durch die Reconstructionsacte vorgeschriebenen Diensteid nicht leisten, abzusetzen und Nachfolger für dieselben zu ernennen. G Buenos-A'i'res, 16. Dccember. Nach den neue sten Berichten vom Kriegsschauplätze können wir heute den entscheidendsten wieg der alliirten Armeen über die paraguitische als Thatsache verkünden. Nach dem unmittelbar nach der Wegnahme der stark ver- theidigten Brücke Jtasoro der Generalissimus, Marschall V^rquis de Caxias, die Nachricht erhalten hatte, daß es dem General do Herval, Commandant der Avant garde, gelungen war, die Position des Feindes zu um gehen, befahl er den Vormarsch und dessen Verfolgung, was diesen bestimmte, die Festung Augustura zu räu men, die zudem von dem Geschwader heftig beschossen und von dem argentinischen Armeekorps unter General Gelly y Obes hart bedrängt worden war. Die Pa- raguitcn conccntrirtcn sich nun vor und in der Festung Villeta. Am 11. fand ein erbitterter siegreicher Kampf statt in dem Paß, genannt Toros, nahe bet den Tran- cheen von Villeta, wobei der tapfere General do Hcr- val verwundet wurde. Man verschritt nun zum An griffe von Villeta selbst, das mit Sturm genommen wurde. Die feindliche Armee wurde total in die Flucht geschlagen, ihr Befehlshaber, General Caballero, ge- tödtet, und Präsident Lopez soll mit 200 Mann in der Richtung von Luque geflohen sein. Der Feind hatte über 6t»0 Mann an Todten und Verwundeten verloren; gegen 3000 Mann wurden zu Gefangenen gemacht, meist durch dir Cavalerie von Rio-Grande, die Wun der der Tapferkeit that, und 16 Geschütze, 11 Fahnen rc. erbeutet. Der Verlust der Alliirten betrug 1ÄÄ M. Das Hauptquartier deS Marschalls CaxtaS, dem in der Schlacht ein Pferd unter dem Leibe erschossen wurde, befindet sich zu Villeta. DaS Schiffsgeschwader ist auf dem Wege nach der Hauptstadt Assuncion. Die pa- raguttischen Streitkräfte bestanden in 17 Bataillonen Infanterie, 8 Regimentern Cavalerie, Artillerie und 800 Mann Garden von Lopez. — So ist denn der beinahe 4 Jahre andauernde blutige Krieg seinem Ende nahe geführt, der unter den außerordentlichsten Schwie rigkeiten, die in Europa wohl kaum verstanden wer den, gekämpft worden ist. Zu viel Lob kann dem er probten greisen Feldhern, Marquis des Caxias, für den erfolgreichen Ausgang nicht gezollt werden. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Dem vorher auf Grund der Verordnung, die Er weiterung gewisser Bestimmungen der Notariatsord nung betreffend, vom 10. October 1864 als Notar immatriculirten Advocaten Oskar Theodor Martini in Meerane ist auf Ansuchen die Ausübung deS No tariats in dem durch die Notartatsordnung bestimmten vollen Umfange gestattet worden. Dresdner Nachrichten vom 26. Januar. — Die Administraroren der v. Ammon'schen Stiftung haben entschieden, daß von den über die Preisaufgabe: „Würdigung der erhöhten Anforde rungen an die Volksschule bei den gewerblichen Fort schritten der Neuzeit" eingesendcten sechs Arbeiten nur eine, welche nach Form und Inhalt befriedigt, mit einer Prämie zu belegen, außerdem aber noch zwei der selben, wenn auch nicht als eines Preises würdig, doch wegen des bei Bearbeitung der Aufgabe angewcndeten anerkennenswerthen Fleißes mit einer Remuneration zu bedenken. Die Eröffnung des Mottos ergab als Verfasser der prämiirtcn Arbeit Herrn Albert Richter, Lehrer an der Rathsfreischule in Leipzig, und als die zu rcmunexirendcn Verfasser der andern zwei Arbeiten Herrn Alexander Junghänel, Lehrer an der kgl. Ge werbschule in Chemnitz, und Herrn Otto Kellner, Ober lehrer an der Lehr- u. Erziehungsanstalt zu Friedrich stadt-Dresden. Als Aufgabe für das Jahr 1869 wird das Thema: „Welche Anforderungen sind an einen biblischen Geschichtsunterricht in den Mittlern und un tern Elcmcntarvolksschulklassen für den Fall zu stellen, daß in diesen Klassen Katechismusunterricht nicht statt- findct" ausgeschrieben. Zöglinge des zu Friedrichstadt- Dresden bestehenden Schullehrerseminars, welche sich durch die Bearbeitung dieses Themas um den Preis be werben wollen, haben ihre, mit Motto, Devise und der Bescheinigung der Zeit ihres Aufenthaltes im ge dachten Seminar versehene Arbeit bis zu dem 30. No vember d. I. in der Hauptkanzlci des hiesigen Raths cinzurcichen. — Das evangelische Landesconsistorium hatte in seiner Bekanntmachung vom 16. Januar 1868 zur Bewerbung um den theologischen Preis der v. Ammon'schen Stiftung die Aufgabe gestellt: „äu- tonomiu, quae ckioitur, rstioms bumsnue s Kanlio tra- ckits, «um cum ckoctrins Oliriztisaa eonveniut, inquirstur." Da nun keine Arbeit darüber eingcgangen ist, das evangelische Landesconsistorium aber die Aufgabe spe ciell zur Förderung der systematisch theologischen Studien gegeben hatte, so ist dieselbe für das nächste Jahr er neuert worden. O In pietätvoller Sitte hatte am Sonnabend der pädagogische Verein eine ErinnerungSfcier an die im vergangenen Vereinsjahre verstorbenen Mit glieder veranstaltet. Nachdem ein trefflicher Choral- gesang (gedichtet von A. Lansky) angcstimmt worden war, erfolgte der Vortrag der betreffenden Nekrologe durch Director Kretzschmar, Lehrer Lüttich, Conrector Job, Oberlehrer Königsdörffer und Lehrer Eydner. Der Verein hat zunächst in G. Ad. Wüstner und G. Mörbe zwei tüchtige und brave Bcrufsgenossen, die noch in jungen Jahren standen, zu betrauern. Prof. Rector Köhler, 1803 in Leipzig geboren, 1835 Rector in Pirna, wurde in seinen trefflichen Eigenschaften und namentlich als der Begründer der hiesigen Annenreal schule geschildert, wobei der Redner sehr interessante Blicke in die Geschichte des Realschulwesens that. Ober lehrer vr. Adolph Seifert, gestorben am 4. Dccember v. I., war 1806 geboren und leitete in Freiberg eine Sammelschule, ehe er 1842 als Lehrer bei dem hiesigen Freimaurerinstitute kintrat. Chr. G. Schiffner, 1799 geboren, früher Privatschuldirector, dann Lehrer an der ersten Bezirksschulc, ist der sächsischen Lehrerwelt na- ten Verdeutschungen radical zu beseitigen, und neu ge malte Dekorationen sollen das gleichfalls in vielen Punkten von dem Hergebrachten abweichende und doch nur wieder auf da Ponte's ursprüngliche Vorschriften zurückgehende Scenarium bcstmöglichst illustriren." — Aus Weimar berichtet die „Allg. Ztg.": „Im Thea ter hat die bildende Kunst der großen Bedeutung Wei mars für das Schauspiel wie für das Musikdrama ein Denkmal gesetzt: im Auftrage des Großherzogs hat James Marshall in einem Friesgemäldc von vorzüg licher Farbenwirkung und lebhafter Gruppirung den Genius Weimars dargestellt, der die Musen, die Heroen und die Träger des Schauspiels auf der einen, des musikalischen Dramas auf der andern Seite bewillkommt. Erst mit diesem Gemälde ist der innere Ausbau und die Ausschmückung des Theaters zu einem harmonischen Abschluß gebracht worden." Die Summe der Vorstel lungen der großherzoglichcn Hofbühne zu Weimar be ziffert sich, laut einer von der Intendanz ausgegebc- nen Uebersicht, im Jahre 1868 auf 154, darunter im Schauspiel 10 Novitäten, in der Oper 1 Novität („Mignon" von Ambroise Thomas). Neuerdings ist Franz Liszt zu einem längern Aufenthalte in Weimar etngetroffen. Der Pesther „Hon" thcilt aus einem Briefe Ltszt's, in welchem dieser jüngst die Einladung zu eincm Conccrte ablchntc, folgende Stellen mit: „Die Erfüllung meiner künstlerischen Ausgabe erheischt ei«e ruhige, zurückgezogene Arbeitsamkeit. Keine der Beschästiguu- geu, die mit einem persönlichen öffentliche» Auftreten verdun- den sind, paßt mehr sür mich. Dazu, insbesondere zum Ela- vierspielen, diu ich schon zu alt. ES sind zwanzig Jahre, seit dem ich keio Eoncert gegeben und in keinem Eoacert« gespielt, and ich stehe völlig außerhalb aller Virtuosende,iebnugen. dlo» zweimal, einmal in Rom uud einmal in Pesth, konnte ich mich einer solchen Pflicht nicht entziehen: mögen diese die einzigen und letzten sein, mögen sie den Schluß meines längst ermüdeten ElavierspieleS bilden." Der Intendant deS k. Hof- und Nationalthcaters zu München, Freiherr v. Pcrfall, hat gegen Ende des vorigen Jahres ein „Rundschreiben an die deutschen Dramatiker" erlassen. Dasselbe ist in dem neuen Li- tcraturblattc „Münchner Propyläen" auszugsweise zum Abdruck gelangt, verbreitet sich über den jetzigen Ver fall des deutschen Theaters und bezeichnet als dessen Hauptursache die Abwendung der bedeutender» dich terischen Talente von der Bühne, welche dann schließ lich in den verschiedenen Adressaten aufgefordrrt wer den, dem Münchner Hofthcater durch vertrauensvolle Einsendung ihrer Arbeiten hilfreich entgegen zu kom men. Von den Antworten, welche auf dieses Schrei ben eingegangen sind, wurden in den „Propyläen" bis jetzt zwei umfangreiche Briefe veröffentlicht, die von dem bekannten Wiener Dramatiker, Romanschriftsteller und Feuilletonisten Ferdinand Kürnberger und dem Berliner Dichter Brachvogel, dem Vcrfaffer des „Nar- ciß", hcrrühren. — Am 20. d. M. besuchte m Wien der Kaiser das neue Op.rnhaus und wohnte daselbst einer Musikprobe bei, welche die erfreulichsten Resul tate ergeben haben soll. Im Carltheater zu Wim wurde ein neues Lustspiel von Bauernfeld, „Moderne Jugend", zum Besten des Schriftstcllervereins „Con cordia" von Mitgliedern dcS BurgtheaterS zur Auf führung erbracht. Der erste Act des Stückes wird von der Kritik außerordentlich belobt, während der weitere Verlauf desselben unbefriedigt lassen soll.—Der jugendliche Pianist G.org Leitert aus Dresden, der schon mit seinen ersten Dcbüts in Prag vor etwa zwei Jahren viel Glück beim Publicum machte, liest sich neuerdings in den Zwischenpausen dreirr etnactiger Stücke im dor tigen deutschen LandeStheater abermals hören und eroberte sich, wie die „Boh." schreibt, wieder die Sympathien der Zuhörer in fast noch gesteigertem Maße. — Die AngSburger „Allg. Zig." erfährt auS Turin, daß die Unterhandlungen mit Madame Rossini betreffs der Uebersicdclung der Asche des großen Maestro nach Italien gänzlich gescheitert sind. Das Municipinm von Florenz verlangte die unbedingte Uebergabe von Rosstni's Ueberresten, um dieselben sofort in Santa- Croce zu bestatten, wofür cs der Witwe ihre eigene spätere Beisetzung daselbst versprach. Madame Ros sini aber erklärte, sich in keiner Weise von der Asche ihres Gemahls trennen und ebenso wenig sich nach Italien begeben zu wollen. Sie soll beschlossen haben, das Grab Rossini's selbst mit eincm bescheidenen Lei chenstein zu zieren. — Man schreibt aus London: Die Herabsetzung des Kammertons gewinnt in Eng land täglich mehr Anhänger. Viele Vocalistcn wcigrrn sich, in solchen Concerten zu singen, w.' der hohe eng lische Ton beibchalten wird. Bereits sind mehrere Mu- sikinstitutc mit gutem Beispiele vorangcgangen und haben angezeigt, daß sic bei ihren Orchestern den fran zösischen Ton cinzuführcn beabsichtigen. Viele „Ein gesandts", unter andern das de- Arztes der königl. Musikersocietät, William H. Stone, machen auf die schädlichen Wirkungen aufmerksam, die durch den in den englischen Orchestern bis jetzt üblichen hohen Ton entstanden und die schon so manche schöne Stimme ruinirt haben. Singen, und namentlich das unnatür licher hoher Töne, schreibt Stone, wirkt schädlicher auf die Lungen und den Kehlkopf, als das Blasen auf Blechinstrumenten. — Der musikalische Geschmack der Amerikaner scheint noch sonderbarer zu sein, als der der Engländer, wenigsten- nach dem Programm eines ConcertcS zu urtheilen, welches in New-Kork un längst zu einem wohlthätigen Zwecke gegeben wurde. In demselben fanden sich Offenbach'- „Lieschen und Fritzcdcn" und Beethoven'- „Eroika" nebeneinander. Ob der Conrertgedcr mit dieser Zusammenstellung didaktische Zwecke verband, ist in dem Programme nicht angegeben. mentlich durch die treue Verwaltung verschiedener Ehren ämter bekannt geworden. Zuletzt betrat Seminarober- lehrrr Reinicke die Rednerbüyne und widmete dem abge schiedenen wirk!. Geh. Rath vr. v. Langem», der 30 Jahre hindurch als Ehrenmitglied dem Vereine angehörte, ehrende Worte deS Andenken-. Die rührende Frier war sehr zahlreich besucht, von den Ehrenmitgliedern des Vereins wohnten die Herren Generalmajor Aster und Kanzleirath Zschille derselben bei. — Nächsten Sonnabend findet Abends 6 Uhr in demselben Locale (Schule zu Rath und That) die Stiftungsfeier deS pädagogischen Vereins statt, wobei Bezirksschuldirector Ernst Fischer die Festrede halten und als Thema „die Geduld, die Krone der Lehrertugenden" bekandcln wird. — Dem Verein zu Rath und That sind von einer treuen Freundin „zum Andenken an einen Ver storbenen" 200 Thlr. als Geschenk übergeben worden. — Herr Bogumil Goltz wird seine Vorträge hier- selbst (im „Hotel de Pologne") nächsten Sonnabend beginnen und am ersten Abend über „die Bildung und die Gebildeten" lesen. Die übrigen Borträge werden umfassen: „Typen der Gesellschaft und Umgangsphilo sophie": „die Mysterien des Lebens und die Leute"; „vergleichende Charakteristik der Frauen und Männer." — Die bereits angekündigten Vorträge des Herrn vr. Eckardt (ebenfalls im „Hotel de Pologne") be ginnen Mittwoch 3. Februar. (Näheres im Jnseraten- theile.) s - Im Gewandhaus ist gegenwärtig ein großes Cyklorama aufgestellt, welche- in 30 Bildern die Reise von Dresden nach Prag und Wien illustrirt. Der hiesige Gewerbeverein, welcher der ersten Vorfüh rung des Werkes beiwohnte, nahm dasselbe sehr bei fällig auf. — Die allabendlich im Victoria-Salon (Circus) stattfindenden Vorstellungen erfreuen sich fortwährend eines zahlreichen Besuches des Publikums. Das von - dem Unternehmer engagirte zahlreiche Künstlerpersonal bietet in der That sehr mannichfaltige Unterhaltung: cquilibristische, athletische und gymnastische Produk tionen, sowie Gesangsvorträge unter Mitwirkung der Kapelle des Hauses wechseln täglich in ansprechendster Weise. Besondere Anziehungskraft übt gegenwärtig das Auftreten der Schlittschuhläuferin Miß Frederiks, welche sich in ihren Leistungen durch seltne Grazie und Ge wandtheit auszeichnet. Die neuerlich Herrn Debus wiederum übergebene Restauration befriedigt durch Bil ligkeit und Güte der Speisen und Getränke. ProvMMlnachrichten. Leipzig, 24. Januar. Nach der im „Tageblatt" veröffentlichten siebenten Hauptquittung sind bei dem hiesigen Comit« für die Wasser beschädigten in der Schweiz bisher insgesammt 4690 Thlr. einge gangen, so daß bereits 17,000 Fr. an den eidgenössi schen Bundesrath haben abgesendet werden können. * Reichenbach, 25. Jan. Heute in den Abendstun den ist in einem Gebäude des nahen Rittergutes Frie sen (Herrn Kammerherrn v. Metzsch gehörig) Feuer ausgebrochen, welches bedeutende Dimensionen ange nommen hat, so daß jetzt, nach Mitternacht, eine Be wältigung noch nicht ermöglicht ist. Vermischtes. * Aus Darmstadt vom 21. Januar berichtet die „Darmstädter Zeitung" über die bereits kurz erwähnten neuerlichen Erdstöße: Am gestrigen Tage wurden hier abermals mehrere Erdstöße verspürt; die beiden ersten, deren einer um 8, der andere um 11 Uhr Morgens statt hatte, wurden von verschiedenen Personen, die in ihren Aussagen miteinander übereinftimmen, wahr- gcnommcn. Drei weitere erfolgten im Verlaufe des gestrigen Nachmittags, deren erster, etwa 12(?) Se kunden andauernd (der Berichterstatter befand sich im Zimmer; nach andern, im Freien gemachten Beobach tungen wird die Zeitdauer auf nur 4—5 Sekunden angegeben) um 2 Uhr 27 Minuten sowohl in der Alt- wie in der Neustadt wahrgenommen wurde, während die beiden andern, schwächer« Stöße, vorzugsweise an der östlichen Seite der Stadt bemerklich waren und auch von dcm Berichterstatter genau beobachtet wurden. Der zweite der Nachmittagserdstöße, der etwa 4 Se kunden anhielt, trat um 26 Uhr, der dritte, ungefähr 12 Sekunden andauernde, trat um 28 Uhr ein. Mit beiden war ein umerirdisches Rollen und eine deutlich wahrnehmbare Erderschütterung verbunden. Die Rich tung sämmtlicher Erdstöße ging von Süd nach Nord. Wirkungen hatte vorzugsweise der um 2 Uhr 27 Mi nuten stattgehabte Erdstoß, und warm dieselben noch viel bemerkbarer, als bei der in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar stattgehabten Erschütterung. Schüs seln fielen an verschiedenen Orten von den Gestellen, Schellen erklangen, Mörtel fiel vielfach von den Wän den, in dem Postgcbäude bogen sich zwei Balken aus einander und an den Eisenbahnbautrn beiTraysa rutschten Böschungen hcrab. — Aus Großgerau, 20. Januar, meldet man demselben Blatte: Heute Nachmittag nach 2 Uhr, wurde dahier von verschiedenen Personen ein Erdstoß wahrgenommen. Die in mehrern Häusern gleichzeitig gemachten Wahrnehmungen stimmen darin überein, daß die Bewegung 2 Sekunden andauerte, ein heftiges Klirren der Fenster, Teller und Gläser ver- anlatzte und bei allen Zeugen den Eindruck hervorrief, als wenn ein schwer beladener Wagen rasch vorüber- gefahren sei. Auch in Offenbach ist eine mehrmals sich wiederholende heftige Erschütterung um 23 Uhr Nach mittags wahrgenommen. Ebenso wurde in Aschaffen burg der Stoß beobachtet. — Nachttäglich erfährt die „Main-Ztg.", daß auch, am 20. d., Abend- zwischen 11 und 12 Uhr, eine leichte Erschütterung verspürt worden. Gleichzeitig geht diesem Blatt die Mitthetlung zu, daß sich einige Zeit vor dem um 23 Uhr beobach teten Erdstöße die Temperatur des Brunnenwassers auf fallend (um circa 4 Grad) erhöht hat. — In Mainz will man auch in der Nacht vom 21. auf den 22. d. um 12 Uhr ein donnerähnliches Getöse gehört haben. Statistik und volkswirthschast. * BreSlau, 2S. Januar. Die Morgenblätter melde«, daß da» Obertnbunal iu der Proceßsachr wegen der oder- schlesischen Prwnlät»obligattoneu L-lt. L. da» die Kläger mit ibrem Äuttniche aus Kündigung der Obligationen abweisende Erkrnutmß de» AppeUationSaerichtS beü uiqi l>al>e. Di« An aelegenheit ift somit rechtskräftig zu Gunsten der oberlchle- fischen Eiseubah« entschiede« wvrden * Wie«, 2S. Januar. Die Aoglo-auftrian-Bank ver öffentlicht die Einladung und die Bedingungen für die am rs. und »0. Ja»»ar stattfindende Subskription auf die Actie» der u«,arische» Oftd»h». Em,sfio«»«nr» per Artie zu 200 U. « «Uber SA) Arc», in cöold. (vgl. di« Inserate.) Lt. Petersburg, 2». Januar. (Lel.) Bam 2L. Jauuar er. ab kaust die Rtich»schul»«»tilau«g»c,mmissio» dir Obligationen der dritte» fü*sprs«o>ng« AZileiße zum Nom», nalwerthe an. Di« Berzins»»« dieser Obli^tia«, hört mit de» l». Jan, d. I. aus.
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