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Dresdner Journal : 23.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-23
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1869
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76 ten", über wegen Bedrückung der unter ungMfcHr Herrschaft stehenden Rumänen. lung; diese scheint vor unsern Augen mehr wirklich vorzugehen, als gespielt zu werden. Wenn nicht das dramatisch und musikalisch Erfundene und Gestaltete unsre Symphathie erregt, so muß es doch die Art und Weise der Behandlung, der Verwendung der Mittel, sj^. Aber die Musik selbst wird doch trotz Wagner's System, das in der That mehr despotischen Zwang ausübt als das alte, für uns noch die Hauptfrage bleiben. Sie ist in ihrer allgemeinen Auffassung nicht so schwer zu verstehen, als man gewöhnlich meint, wenn man nur, wie billig, den vorher angedeutctcn Standpunkt des Componistcn festhält und vornehmlich mit genauer Beachtung des Textes, dem Orchester folgt, welches das eigentliche zusammenhängende farbenschwcl- gerische Longemälde der Meistersinger vor uns vor- überziehen läßt. Tritt der Gesang selbstständig auf, so wird er uns aus dieser einseitigen Betrachtung wecken. Man muß freilich nicht gleich alle jene klei nen kurzgeglicdertcn Motive klar erfassen wollen, mit welchen Wagner Menschen, Empfindungen, sogar nach Uches und auch die Rückerinneruugen daran, signali- sirt, mit denen er auch ganzen Scenen den localen Grundton der Activus- unv Stimmungsmalerei gicbt. Erst nach mehrmaligem Hören wird sich der Verstand freuen, diese zu erhaschen. Man wird dann auch die Gründe für eine unläugbare Monotonie finden. Sie liegen in der stetigen Wiederkehr und unablässigen, kunstvoll verschlungenen und colorirten Verwebnng die ser kleinen Motive und Figurcnphrasen, die den größ ten Theil dieser Musik bilden; in der nie ruhenden Modulation -- wobei Chromatik und einige Inter valle (Septime, None) die Hauptrolle spielen — in der Häufung von der Euphonie sehr mißgünstigen Ton fügungen und frappirenden Klangfolgen. Die ruhc- los ringende, von Dissonanzen gesättigte ncne Harmo nik in so absoluter Verwendung spannt das Gehör ab, scheint ihm endlich wie ein unbestimmt tönendes Wogen, zu mal wenn so selten aus diesem farbenschillcrndcnTon- gewede deutliche Zeichnung, ein plastisch geformtes Ton- btld sich heraushebt. Dazu tritt der Rhythmus. Die Lactarten wechseln zwar unaufhörlich, aber der rhyth mische Gesammtgang wird dennoch dadurch nur wenig contrastirend geändert. AUcgrojätzc fehlen, denn Wag ner's specifisch deutsches Tempo ist „Andante" in mehr oder minderer Bewegung. Endlich fehlt auch sehr der schöne Zusammcnklang von Stimmen, fehlen Enscmble- säye; diese sind nach Wagner's System verpönt, wo sie nicht unausweichlich in der Handlung liegen; das Nacheinander nur ist bei den Hauptfiguren erlaubt; urair sagt, allein dringliche Ueberredung soll ihn vrr- f- Das im Verlag von C. Trothe u. Cowp. in Berlin erscheinende Journal, welches unter dem Litel: .Deutschlands Papiergeld und Mürben", über gefälschtes Papiergeld und unechte Münzen berichtet, hat seinen 10. Jahrgang angetreten. Wir benutzen diese Gelegenheit, uw auf das Journal wirdtjr einmal aufmcrkiam zu machen, das sich in Geschäftskreisen als sehr brauchbar erweist. ProoinMnachrichten -r. Leipzig, 21. Januar. Um die zweite Nachmit tagsstunde des heutigen Donnerstags verstarb nach mehrwöchentlichem Kranksein der Director des k. Be zirksgerichts Leipzig, Herr geh. RegierungSrath vr. Lu cius, in einem Alter von 74 Jahren. Der Verstor bene, vor seinem Eintritt in den Staatsdienst als Ad- vocat und Gerichtsdirector in Borna prakticircnd, be kleidete sein letztes Amt rastlos fast bis an sein Ende und war von einer Krankheit bereits wieder so weit genesen, daß er der Hoffnung lebte, seinem Beruft in Kürze sich von Neuem hingebcn zu können, als der plötzliche Tod diese Hoffnung zu Nichte machte. Noch vor einigen Wochen und gelegentlich der Feier seines 50jährigcn Advocatenjubiläums wurde der Verstor bene von Sr. Majestät dem Könige mit dem Verdienst orden ausgezeichnet. Leipzig, 21. Januar. (Sächs. Zig.) Nach längern Leiden »st gestern Abend im Jakvbshospital, worin er sich seit mehrern Monaten verpflegen lreß, der Schrift steller Theodor Oelckers gestorben. — Der Real schulbau wird einen Aufschub erleiden, indem die Stadtverordneten gestern den Situationsplan des Raths verworfen und anderweite Pläne verlangt haben, nach welchen namentlich die Directorialwohnung (mit großem Garten) aus dem Schulgebäude entfernt und eine dritte Etage aufgesetzt werden soll. ...... > Ernennungen, Versetzungen rc. im öffenUichen Dienste. Departement des CultuS und öffentlichen Unterri, ts. , Erledigt ist: das Pfarramt zu Schönbach (Roch litz), Eoll.: das t. Ministerium des Eultus und offent- EernchtS; eine Lehrerstrllr an der fünften Bür gerschule zu Leipzig, Coll.: der Stadtrach daselbst; die Schulstelle zu Ritzengrün (Auerbach) durch Eme- ritirung, Coll.: die Schulgemeinde; eine Lrhrrrfirlle an der ersten Beztrksschule zu Dresden I, Coll.: der Stadtrath daselbst; die Mädchenlehrerstrlle zu Bären stein (Annaderg), Coll.: der Stadtrath zu Annaberg; die zweite Lehrerstelle zu Pirschen (Dresden II), Coll.: die Schulgemeinde zu Pirschen; die achte Lehrer» stelle zu Lommatzsch (Meißen), Coll.: der Stadlrach. § 3 wurde auf Antrag drS Abg. vr. Rcchbauer dahin abgrändert, daß die Landwehr nur im Falle eines Krie ges außerhalb der im Ncichsrathe vertretenen Länder verwendet werden dürfe. Pesth, 19. Januar. (Pr.) Wie sehr die Opposi- tionsblätter cS auch zu vertuschen suchen, es ist doch eine Thatsache, die immer mehr in die Ocffcnttichkcit dringt, daß der Versuch, unter den verschicdcnen Par- teischattirungrn der Opposition eine Fusion zu Stande zu bringen, vollständig gescheitert «st. Die Opposition hat zwar, um die Ehre der Fahne zu ret ten, eine sogenannte Landrsconfcrcnz abgchalten, aber die Führer der Linken waren schon von vornherein darüber klar, daß die Fusion unmöglich gelingen könne. Gleich als die Einladung an die betreffenden Mitglie der der Partei erging, erklärte der Nedactcur «n edel des „Magyar-Ujsag" im Namen der äußersten Linken, daß diese Redaktion ihrerseits — komme was da wolle — einen spccicllen Standpunkt innerhalb der Gcsammt- opposition einnchmen werde. Somit war aber auch dem Fusionsfaß der Boden ausgeschlagcn. Handelte cs sich ja auch nur darum, zwischen dem sogenannten lin ken Ccntrum und der äußersten Linken einen wie im mer gearteten, wenn auch nur zeitweiligen Compromiß zu Stande zu bringen. Nun da die dargercichtc Hand ohne viel Federlesens » priori zurückgewicsen worden, hatte das unternommene Werk auch jede Aussicht auf Erfolg verloren. Aber auch innerhalb des linken Cen trums scheinen sich die Allsichten so schroff gegenüber- gestanden zu haben, daß an eine eigentliche Verschmel zung der Differenzen gar nicht zu denken war. Den Ergebnissen der Conferenz gemäß, ist auch die Erklä rung abgefaßt, welche die Opposition heute in allen ihren Organen glcichiautcnd publicirt. Das Schrift stück enthält so wenig wie möglich, und auch dies We nige ist ganz außerordentlich dunkel gehalten. Wäh rend der Ccntralcomit« der Dcakpartci eine wcitaus- greifende, ersprießliche Thätigkcit entwickelt und die Wahlbewcgung im ganzen Lande beeinflußt, hatte ein Centralwahlcomito der Linken von vornherein ein ver lornes Spiel. Paris, 20. Januar. (K. Z.) In dem dem Blau buch c angchängtcn Berichte über die innere und äußere Politik Frankreichs während des abgelaufcnen Jahres heißt cs über die innen« Angelegenheiten: Das Gesetz vom l>. Mai über die Presse und dasjenige vom tt. Juni über das Versa mml ungerecht Hatzen der Thatigkeil der Geisler ein neues Feld ei öffnet, und so wie man es halte vorausseheu dürfen, war die erite Anwendung dieser Gesetze nicht ohne das Gefolge gewisser Ucberlrcchungen und Excesse geblieben. So hat es die Regierung bedauern müssen, daß die durch die neuen Gesetze verliehenen Rechte, wie na- mentlich die des VersammlungSrcchles, zu Diskussionen über Priucipien Veranlassung gaben, welche alle Bürger Hütten re- specürcn sollen; wahrend sie im Gegcnthcil zum ernsten und ruhigen Studium der Fragen d enen mutzten, welche es gestat teten, weitere weise und billige Förtsch» itte vorzubereilen. Aber die feste und ruhige Haltung der Allgemeinheit der Bevölke rung führte einige sich hier und da zeigende Agitationen ans ihr richtiges Matz zurück, die somit ohne Emslutz aus die Auf rechterhaltung der öffentlichen Ordnung blieben. Das Gesetz vom 2ü. Mai l»v4 über die Eoalüionen hat die erste Probe seiner Anwendung hinter sich, und die Probe, die es bestanden, erscheint heute cndgiltig. Die praktische Formulirung seiner Bestimmungen hat mächtig dazu beigctragen. in den arbeiten den Klassen die Kenntnitz der ökonomischen Gesetze zu verbrei ten. welche eine gerechte Belohnung der Arbeit nach sich ziehen. Die freie DebatNruug der Lohnsrage hat schon ost eine freund schaftliche Verständigung zur Folge gehabt. Die Arbeitsein stellungen sind seltner geworden und Meister und Arbeiter scheinen mehr wie je danach zu streben, durch gegenseitige Eon- cessionen der Unterbrechung der Arbeit und ihrer« beklagens wertheu Folgen vorzubeugen. — Das „Journal officiel" meldet: Der Kaiser hat soeben in Orleans das Grundstück Lamolte Sanguin erworben, um hier ein Zufluchtshaus für ge nesende Arbeiter zu gründen. Dieses Grundstück, mit der Aussicht auf die Loire, aber doch vor Ucbcr- schwemmnngen geschützt und auf einem Abhänge von mehr als 13,000 Meters Oberfläche gelegen, vereinigt die für eine solche Schöpfung nothwcndigcn Vorbe dingungen. Es ist dies eine kostbare Ergänzung der öffentlicher« Wohlthätigkcitsanstallcu der Stadt. Allein das Hotcl-Dicu von Orleans enthält mehr als 2000 Kranke, welche, bei ihrem Austritt auf diese Weise eine Dresdner Nachrichten vom 22. Januar. — Zum Besten deS Albert-Vereins wird Herr Hofrath Ur. Gräße nächsten Freitag, den 29. d. M., im Saale des „Hotel de Pvlogne" eine Vorlesung über die „Symbolik der Edelsteine" halten. Wie unS mitgetheilt wird, hat dcr Besitzer deS „Hotel de Po- logne" seinen Saal in Rücksicht auf den wohlthätigen Zivcck des Unternehmens unentgeltlich üverlassen, nachdem über den anfänglich dem Herrn Vorleser für den ai.beraumten Tag zur Verfügung gestellten und daher auf den bereits gedruckten Eintrittskarten ver merkten Hörsaale im Zwingerpaviüon anderweitig diS- ponirt worden ist. — Im Victoria-Salon (Circus) findet morgen (Sonnabend) ein großes Extraconcert und Galavor stellung zum Besten des AlbertvereinS statt. (Die betreffende Bekanntmachung siehe imJnseraten- thcile.) * Gestern Abend in der neunten Stunde ha. sich ein junger Mensch von 16 Jahren «m Kanzleigä chea mittelst eines Pistolenschusses entleibt. Der Ent seelte soll schon seit längerer Zeit wpuren von Uef- sinn gezeigt haben. * Auf dem Teiche im k. großen Garten erl't« ge stern Nachmittag ein Herr beim Schlittjchuhfahren inen Beinbruch. — In dem benachbarten, bei Uebigau an der Elbe gelegenen Dorfe Mickten sind in der vergangenen Nacht drei Bauergüter total abgebrannt. Zufluchtsstätte finden werden, um die vollständige Rück kehr ihrer Kräfte abwarten zu können. — Der Auf st and in Millan (Aveyrondrparle- ment) ist unterdrückt. Die Behörden hatten dem selben (vgl. Nr. 15) eine größere Wichtigkeit gegeben, als er in der That hatte. Florenz, 19. Januar. (A.Z.) Macchi hat einen Gesetzentwurf für Abschaffung deS Ducllstrafgrsetzes vor- gelegt. Die Kammer erhielt aut Verlangen sämmt- lichc auf die Mahlsteuertumulte bezügliche Documente vorgelegt. — Nach der „Riforma" beträgt die Zahl der Todten, welche bei den Mahlstcuerexccssen geblieben, 257, jene der Verwundet u 1099 und jene der Verhafteten 3288. Diese Angaben scheinen jedenfalls übertrieben zu sein. Nach osficicllen Daten beträgt die Zahl der in den verschiedene« Kämpfen Getödtctcn ungefähr 60, mit Einschluß der ihren Wunden später Erlegenen. Die Zahl der Verwundeten wird mit 400 angegeben, doch rechnet man zu denselben auch solche, welche nur ganz leichte Contusioncn erhielten. Was die Verhaf teten betrifft, so wurden wohl in den ersten Tagen der Excesse über tausend Personen verhaftet, von denen aber über die Hälfte schon «rach wenigen Tagen in Freiheit gesetzt wurden. * Florenz, 21. Januar. (Tel.) Die Dividende dcr Nation al bank ist für das zweite Semester auf 110 normirt. — Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Baden wurden heute vom König empfangen und dinirten gestern bei dem preußischen G.sandtcn Grafen Usedom. Rom, 15. Januar. (Pr.) Dcr österreichische Ge sandte, Graf Trauttmannsdorfs, ist mit seiner Familie hier cingctrofftn, und damit fallen wohl grcßicn- theils die Gerüchte, welche an seine Abreise geknüpft worden waren. — Auch der spanische Gesandte Po sada ist angckommen und vom Papste empfangen wor den und zwar in einer so freundlichen Weise, als man nach den Vorgängen in Spanien kaum für möglich halten sollte. General Dumont hat aus Frankreich die schönsten Versickerungen gebracht und die Clcricalcn erzählen freudestrahlend, daß eher eine Vermehrung als eine Verminderung dcr französisckenOccuPatious- truppcn bcvorstehe. I dcnsalls sei bis zum Ende des Concilinms dcr swiu, «;uo gesichert, vorausgesetzt na türlich, daß die übrige«« Ereignisse in Enropa keinen Strich durch die Rechnung machen. — Was die Vorbe reitungen zum Concil bctrifit, so herrscht in den Theologencoinmissionen große Thätigkeit, doch soll es mit dcr Einigkeit nicht besonders günstig bestellt sein. — Unter den päpstlichen Truppen hat Vieser Tage cm Garnisonwcchsel stattgefunden; die Zuavcn wurden in die Provinzen vcrihcitt, während die dortigen Gar nisonen hierher verlegt werden. Herr Chasscpot, dessen Gewehre die Wunder von Mcntana verrichtet, hat das Kreuz Pius' IX. erhalten. London, 20. Januar. (E. C.) Der Proceß gegen die Dircctorcn dcr Bank, Overcnd, Gurney u. Comp., ist noch nicht zu Ende, und schon sind ähnliche Ver handlungen gegen drei Dircctorcn dcr Merchants'- Company, Mr. Stuart Lane, Mr. Hnlbcrt und Mr. Chapman angestrengt worden. Die Anklage lautet auf betrügerische Vorspiegelungen über den geschäftlichen Stand dcr Compagnie, um die Kläger zum Ankauf der werchlosen Actien zu bewegen. Nachdem eine Reibe von Zeugen verhört worden war, vertagte der Lord mayor die Verhandlungen um 8 Tage. — Der Dampfer ,^Dane" ist heute mit der Post vom Cap dcr guten Hoffnung hier eingetroffen. Den von ihm überbrachten Nachrichten zufolge hat am 20. Deccmbcr v. I. zwischen den Boers und den Basulos ein Scharmützel stattgefundcn. Dcr Gouverneur vom Capland will sich wieder in das Land dcr Basutos begeben. Kopenhagen, 21. Januar. Das „T. B. f. N." meldet: Hiustchtlich des Gesetzes über die Wehr pflicht, aus dessen Annahme das Ministerium eine Cabinctsfrage machte, ist zwischen den Ausschüssen bei der Thinge lind dcr Negierung eine Einigung erzielt, so daß die Annahme des Gesetzes g sichert ist. mccht haben, das Quintett im dritten Acte stehen zu lassen. Aber ein bestimmtes System, auch mit Jrrthümcrn, methodisch vollendet in allen Details, mit kühner Cvn- scquenz und geistreichem Können durchgeführt, übt iinmcr seine zwingende Gewalt. Trotz all' jener kri tischen Beobachtung bleibt die Nerven und Sinne auf regende, die Phantasie nährende, Viele fascinirende Wirkung dcr Wagner'schen Musik bestehcu. Und in den Meistersingern mehr als das. Ans dem Farbenreichthum derJnstrumentation—in der Wag ner bekanntlich Meister ist — treten wunderbar reizende, poetisch malende und ergreifende Klangwirkungen her vor; einige schöne Melodien Hebei« sich sieghaft hcraus, und selbst das melodiöse und modulalvrischc vage Lon- gewebc gewinnt in einzelnen Partien dcs Werks seine eigenthümlichc Form und Abrundung, und gestaltet sich zu einem Stimmungsbild von poetischem, tiefiuucr lichem Ausdruck und vollendetem Kolorit. Die Decla- mation ist sprachlich ganz musterhaft. Es bliebe die Frage offen, ob Wagner's in Erfindung und Fo«m beschränkendes System eine Frucht seiner cigenthüm- lichen musikalischenProouctionskraft, oder ob das System dec Tyrann seiner Productionskraft geworden ist? Zu solchen Schönheiten dcs Werks gehören iin ersten Act: Pogner'S Gesang und das erste (drcistrophige) Lied Walther's (Ain stillen Herd rc.). Dcr zweite Ge sang desselben verliert seine mögliche Wirkung durch zu volle, deckende Instrumentation. Im zweiten Act: Hans Sachs's Monolog (Wie duftet doch der Flieder), culzückend schön gedacht und ausgcfüyrt, und das Zwiegespräch Eva's mit ihm. Nur wird letzteres durch zu große Dehnung abgeschwächt. Leider w«rd Wagner im Text und natürlich auch dadurch in dcr Musik zu ausführlich und kann nicht das Ende, den rechtzeitigen Abschluß gewinnen, wodurch ost das vollendet Empfundene, Erdachte und im Ausdruck Er reichte in monotone Wirkung abfällt. Diesem Duett fehlt auch die ersehnte Steigrrung dcs ZwcigcsangS, eben so wie wir sic später für Walther und Eva ver missen. Dirse hervorragenden GcsangLsiiuationrn zu Hochstein Tonausdruck zu heben, verbietet das System. Noch sei Sachscn's Lied „AIS Eoa" genannt. Wie dcr erste Act mit einem unmusikalischen und mißtönenden Durcheinander schließt, so noch mehr der zweite Act mit einem brutalen Lärm dcr Prügelscrne. Der Componist hat sich hier in seinen Combinationen getäuscht, der Drang zum Realismus hat ihn, wie schon in dcr Vorscene mit Beckmesser zum Geschmack- St. Petersburg, 17. Januar. (Schl. A.) Gebern wurde eine griechische Proklamation an do rus sische Volk an mehrern Stellen angeschlagen cJundrn, aber sofort confiscirt. In dieser Proclauation for dern die Griechen ihre ruuischen Glaubens rüder auf, ihnen beizustcheu in dem beborstehrnden Ka «pfe gegen den Feind der Christenheit und den Bedroh r der hei ligen (orthodoxen) Kirche. Außer den angochlagenen und confiscirten Exemplaren der Proclaman n sind viele andere unter die Bevölkerung gelangt und wer den heimlich, aber mit großem Interesse gelesen. Bon hiesigen Griechen gingen neuerdings wieder Summen nach Athen, von denen angenommen werden kann, daß es Beisteuern zur Kriegsrüstung seien. Dies kann nicht inhibirt werden, weil es den Ausländern frri- steht, Geld nach Belieben in ihre Heimath abzuschicken, so lange diese mit Rußland in freundlichem Verneh men steht. St. Petersburg, 21. Januar. (Tel.) Das„Journ. de St. Petersd." meldet die Versetzung deS bisherigen russischen Gesandten in Persien, Geh. Raths v. Giers, in gleicher Eigenschaft nach Bern. Der bisherige Ge sandte in Bern, Geh. Rath Ozeroff, ist zum Stall meister dcr Großfürstiu-Thronfolgrrin ernannt. Warschau, 20. Januar. Die Zahl der Häu ser, welche zur Erweiterung dcr hiesigen Citadrlle im Frühjahr niedergcrisscn werten sollen, beträgt 138. Es sind dies allerdings größlcnthcilS kleine und alte, da runter noch viele hölzerne Häuser'; jedoch finden sich in dem entlegenen Stadtlheile auch mehrere neue, große und ausgedehnte Gcbäude, jo z. B. das schöne Hospi tal dcr jüdischen Gemeinde und einige Fabriken. Der Regulirungscomitv hat die Absicht kundgethan, bei der Expropriation der erwähnten Grundstücke die Schätzung des Wcrthcs derselben nach den Grundsätzen auszuführcn, die in den Gouvernements dcs Kaiser reichs (mit Ausnahme freilich dcs St. Petersburger und Moskauer) gelten. Die militärische Commission soll jedoch dagegen die treffende Bemerkung gemacht haben, daß der Werth von Grundstücken irr einer hoch- cultivirtcn Stadt, inmitten eines, im Verhältniß zu den russischen Gouvernements so stark bevölkerten Lan des unmöglich nach den Normen der russischen Gou vernements festgestellt werden könne. Infolge davon haben die Hausbesitzer ihre Forderungen zu nennen und zu motlvircn. Ob diese Forderung berücksichtigt und die Schätzung nach alter, im Königreiche geltend gcwesenrr Norm ausgcführt werden wird, ist freilich noch fraglich. Die russische Schätzung ist: bei gemauer ten Häusern das Zehnfache und bei hölzernen das Vier fache der jährlichen Einkünfte eines Hauses. Daß eine solche Schätzung für die hiesigen Besitzer enorme Ver luste mit sich führen würde, «st e«nlcuchtend. — Im vergangenen Jahre ist hier eii« Schützcnclub be gründet worden, i«r dem nur Mitglieder aus der höch ste«« Aristokratie und Staatsdignltare Aufnahme fan den. Dcr Zweck des Clubs war vom Statthalter Gra fen Berg in einer Rede dahin angegeben: eine Ver brüderung der Spitzen beider Völker, dcs russischen und des polnischen, herbcizusühren. Der Club fand aber nicht die Thcilnahme, welche dir Begründer erwartet haben; die polnische Aristokratie, die, aufgcfvrdcrt, aller dings sich als Mitglieder einschrieb, unterließ den Be such dcs Instituts, und deshalb mußte dasselbe aus Mangel an Mitteln jetzt aufhören. Das Mobiliar wird nur hinrcichen, um die rückständige Miethe zu bezahlen. — In Kicff soll Bogdan Cymelinski, welcher in den Jahren 1638—1650 die Kosaken gegen Polen rcvoltirte und in der Ukräne fürchterlich ge- wüthct hat, ein Denkmal errichtet werden. Bukarest, 20. Januar. (Tel.) Die Vertreter des Radicaliemus im Verein mit dcr Linken der Kammer veranstalteten dem Kammerpräsidenten Bratiano zu Ehren cin großes Banket; die ganze Rechte und alle gemäßigten Elemente enthielten sich dcr Betheiltgung. Es wurden viele Reden von Bratiano selbst, Rosetti und ander«« Koryphäe«« der radikalen Actionspartei ge halten. Auch cm siebcnbürgscher Rumäne namens Papia sprach unter Recriminationcn gegen Ungarn losen, platt Burlesken, so hier weit über die Grenzen der Kuilst hinausgetricben. Der dritte Act ist weit reicher an Schönheiten: zuerst das Vorspiel; d«e höchst fein ausgcarbeitete Scene zwischen Hans Sachs uno.ce.n Lehrbnrschen; das hym nische Liebeslied Walther's. Diese „Morgentraumdenk- weise" lassen wir uns wohl gefallen, wir kennen «hrc „Art und Natur" seit lange, und es ist schon gar viel in ihr gesungen. Aber die Wiederholungen dieser Me lodie schwäche»! dramatisch ihre Schmßwirkung ab. Es folgt das prachtvolle Quintett, erquickend dem Ohr nach so viel Monodie, endlich die mit freier, reich bewegter musikalischer Gestaltung, cffectvoll und histo risch treu geschilderte Schlußsccne; aus ihr sei noch das Chor an Hans Sachs herausgchoben. Dieser ganze Act ist meisterhaft geformt. Dcr Aufführung selbst können diesmal nur wenige Worte gewidmet werden. Die Jnsceuirung war so reich und glänzend als geschmackvoll ausgestattet und durch Hrn. Regisseur Schloß m«t höchster Sorgsamkeit und vollkommen gelungen ausgeführt. Die Dekora tionen, theils nach Münchener Modellen, eine derselben, von Herrn Quaglio selbst gemalt, sind Kunstleistungen von schönster Wirkung; dcr Wirscnplan bei Nürnberg und die Straße in Nürnberg wetteiferten darin. Herr Quaglio wurde gerufen. Für die Straße wünschte man nur Benutzung eines reinern blauen Himmels. Die musikalische Ausführung war künstlerisch voll endet i«n Orchester und erwies eine Hingebung und einen Erfolg aller Mitwirkenden, wärmsten Lobes wür dig. Herr Hofkapcllmeister vr. Rietz hat Bewundcrns- werthes geleistet in geistvoller Auffassung und intelli genter Leitung beim Studium des enorm schwierigen Werkes. Auch er wurde verdienterweise gerufen. Alle haben ihn ersichtlich mit aller Anspannung ihrer Kräfte, ihres Fleißes unterstützt. Diese Oper ist mit etwa halb so viel Proben als in München in Scene gegangen. Im Orchester fallen die auffälligsten Schwie rigkeiten dcu Holzblasinstrumenten und noch mehr den Hörnern zu. Die Chöre gingen vortrefflich. Die Hauptdarsteller waren Herr Mitterwurzer (Hans Sachs), He«-r Labatt (Walther), Herr Dege le (Beckmesser), Herr Schlosser — von München als Gast — (David), Herr Scaria (Pogner), Frau Otto- AlvSlebrn (Eva), Fräulein Weber (Lene). Alle hatten sich ihre Ausgaben nur Sicherheit zu eigen ge macht, leisteten Bestes und mustkaliich Lodenswcrthcs. Doch sei die meisterhaft Larakteristcende, gcmüthvolle Wiedergabe des Hans Sachs vor Allem herausgchoben — daun Herr Degele, dessen Partie die schwierigste fürs Gedächtniß und für die Ausführung ist. Denn der genaue Anschluß an die Vorschriften und musika lischen Schilvercirn dcs Dichters und Componistrn führt wohl zur Meinung: der Darsteller mache zu viel. Das liegt aber lediglich in der Figur selbst, wie sie in dieser zweifelhaften Komik nun einmal gedacht und ge malt ist. Herrn Degele's Gesangsdeyandlung war höchst gelungen. Nur noch dem Gaste sei das Lob der Na türlichkeit und behenden Beweglichkeit im Spiel deS David gezollt. Die in der Oper gemachten „Striche" haben wohl etwa Musik von einer Stunde Dauer entfernt. Allein im letzten Acte sind 7 Seiten Text gestrichen. Sind diese Striche nicht vom Autor selbst vorgenommen, so muß ich mich principiell dafür erklären, daß man in einer ersten Aufführung wenigstens stets daS Werk des Autors unverändert geben sollte. Ucbrigrns aber sind die Kürzungen mit großer musikalischer Einsicht gemacht und thun dcr Oper außerordentlich gut. Mit wärmstem Beifall wurden vom Publicum alle jene Sätze ausgenommen, die als wahrhaft schön durch Erfindung, Charakteristik, poetischen Gehalt sich aus dem Gefammlgemäldc heraushebcn, und diese alle sind auch von selbstständiger Melodik erfüllt oder doch in selbstständiger geklärter Korm entwickelt. Sw entfernen sich in undankbar widerspenstiger Weise von Wagner's System, werde«« aber dankbar von den Hörcru be deutende und echte Kunstschöpfungen aufgenvinmen, die sich nur in zu großer, ihnen nicht cbenb «Niger oder doch weniger gut erzogener Gesellschaft befinden. C. Baack. P Bogumil Goltz, der bekannte humoristische Schrift steller, w«rd auch in diesem Winter wieder, wie bereUS früher einmal, in Dresden eine Reihe von Vorträgen halten. Die Themen dieser Vorträge lauten: 1) die Typen der Gesellschaft und Umgangsphilosvphic; 2) die Bildung und die Gebildeten; 3) die Lcbensuiysterien und die Leute. * 3" Jena starb am 20. d. der geh. Hofrath Karl Wilhelm GüttliNg (geb. 1793), hochverdient als Phi- lolog und Alterttzumsforjchrr.
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