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Dresdner Journal : 22.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-22
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1869
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W 17 Freitag, den 22. Januar. 1869. Ad»m»»m,tivrt«srr I» I«rtL ^RbrUob: -l-blr.— ^itkrUob: t „ tb „ Hoo»Uick:— „ 16 „ Llvrvlo« diunuverv: 1 „ l» kr,»»«» tritt jiikrUed 2 rüK. Vttwvrl^sbüür, AU»ErÜMw äs. Korüü. Su»ä»» kott »ock 8t«wp«I»»»el»t»xdiv»«. rnseratenprrise: kitr ck«o K»am eioer e»»p»lt«nen Teil«: 1 Kxr. O»t«r „Lio^exulat" üi« Teile: 2 Lrschrt»«: r»Lll°li, mit Xuenei»»« üer 8oQ» ooä r-iertAU«, Xb«»ä» kür äeo sol^evLeo Hx. DreMerÄnrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Instrittennnnnllmr nuswStts: 1«. 8 «L« vo^ern«, 6omuu»el«QU» üe» Orv»<Iiler ^ouru»l»z «den«?»».: II. külik.r.», Lvo«!« I-onr; NLmdLrU-virU»- tV>«e-l.«>Piix-LL»el-rr»2l^llrt ». U.: -k Vuo^e«, Lerlüi: Oll»riu»'^ut>« ItueKI,., Ittirilirr»»'» 8»r««i,, kvo»i.p» Lromra: >: 8c»^orv»z VrozI»»: l,. 8rL?:ci8«'» Xnuonesol>urv«u, Ni^L L «.N.: liucüii.; Löl»; Xo. ULv«»«», k»ri»: 8vi.Li>!« LOo., (8, kl»e« <le I» öouresj; kr»x: k'« U»eüb.i wi«»: Xl.. Oreüi.1». Htraurgkbtr: Köoibl. krp«aitioll äe» vreiüoer .loornel», Drssäeo, 2l«ri«»»tr»»ü» Ko. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung der KreiSprüfungS-Commission für einjährige Frei willige zu Dre-den. Die Anmeldung zum einjährig-freiwilligen Dienste betreffend. Unter Verweisung auf den näheren Inhalt der in tztz. 20 und 148 bis mit 155 der Militär-Ersatz-In struction für den Norddeutschen Bund vom 26. März 1868 und in der dazu gehörigen Ausführungsverord nung vom nämlichen Tage unter pvt. 12 und 13 (Ge setz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1868 p. 519 und 525) enthaltenen Bestimmungen werden diejenigen, im Bereiche de- Dre-dner Regierungsbezirks nach tz. 20 der Ersatz-Instruction gestellvflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum Dienste alS einjährige Freiwillige zu erlangen wünschen, hierdurch aufgrfor- dert, sich bis spätestens zum 1. Februar dieses JahreS bei der unterzeichnetenKreiSprüfungs-Commission schrift lich anzumeldcn. Es wird hierbei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienste nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre nachgesucht wer den darf, bei Verlust des Anspruchs aber spä testens bis zum 1. Februar des Kalenderjahres, in welchem das 20. Lebensjahr erreicht wird, nachgesucht, werden muß. , Der Anmeldung sind bcizufügen: ein GeburtSzrugniß (Taufschein), d) ein Einwilligungsattest des Vaters, beziehungsweise Vormundes, v) ein Unbcscholtcnhrits-Zcuaniß, welches für Zög linge von höheren Schulen (Gymnasien, Real schulen, Progymnasien, höheren Bürgerschulen) von dem Dirrctor, beziehungsweise Rector der be treffenden Lehranstalt. für alle übrigen jungen Leute von der Polizei Obrigkeit auszustellen ist. Insoweit sich nach Befinden Prüfungen als erfor- derlch ergeben sollten, werden dieselben im Laufe der Monate März und September d. I. zur deshalb noch weiter bekannt zu gebenden Zeit adgehalten werden. Dresden, am 2. Januar 1869. Königliche Kreisprüfungs-Commission für einjährige Freiwillige im Dresdner Regierungsbezirke. von Schimpfs, Stelzner, Major. Geh. Regier.-Rath. Hübler. - >»— Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresden: Hofball. Eisenbahn anschluß bei Weipert. — Berlin: Friedenszuver- sicht. Prinz und Prinzessin von Wales. LandtagS- angrlegenheiten. Vermischtes. — Graudenz: Tra- ject unterbrochen. — Kiel: Petition bezüglich der Städteordnung. — Wien: Reichsrathsangelrgenhei- ten. Eindruck der Pariser Conferenz. Kundmachung in Ehesachen.— Brüssel: Die luxemburg-belgische Eiscnbahnangelcgenheit. — Florenz: Vermischtes. — Neapel: Schiffszusammenstoß. — Madrid: Ta gesbericht. — Lissabon: Cabtnetskrists. — Chri stianis: Keine Kirchenversammlung. — St. Pe tersburg: Mittheilungen des „Regieruugsboten". Urtheil im Salzdtebstahlprocesse. Staatsbudget. — Konstantinopel: Der amerikanische Gesandte. — Kalkutta: Erdbeben.—Washington:Senatoren- wahlcn. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Schneeberg.) Gerichtsverhandlungen. (Bautzen. Freiberg.) Vermischtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalendrr. Börsen vachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 21. Januar. (W.T.B.) Lon unterrichteter Seite wird versichert, daß ein Vorschlag Bayerns, wonach bayersche StaatSange- hörige ihre Militärpflicht in der NordbundeSarmee erfüllen können (vgl. unter Berlin) nicht erfolgt ist. Wien, Donnerstag, 21. Januar. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse" behauptet gegenüber einer neulich telegraphisch stanalisirten Nachricht des Lon doner „Observer": Die Conferenz würde, falls Griechenland ihren letzten Beschlüssen sich nicht fügen sollte, nochmals zusammentreten behufs Be- rathung über Maßregeln, welche geeignet seien, die Ausführung der Conferenzbeschlüsse und die Verhinderung des Ausbruches des griechisch - türki- schen Conflicts sicher zu stellen. Die Mächte seien eventuell geneigt, Frankreich die Erecution zu überlassen. Paris, Mittwoch, 2V. Januar, AbendS. (W. T. B.) Heute Nachmittag um 3 Uhr hat eine Sitz ung der Conferenz stattgefunden. Man bezeichnet den Grafen WalewSki als Denjenigen, welcher nach Athen gesandt werden wird, um die Beschlüsse der Conferenz der griechischen Regierung zu überrei chen. Wie eS heißt, würde sich derselbe nächsten Sonntag in Marseille einschiffen. Der Minister deS Auswärtigen, Marquis de Lavalette empfing heute den chinesischen Gesandten Burlingame. Im gesetzgebenden Körper brachte Bethmont eine Interpellation über die Vorgänge auf der In sel Röunion ein. Morgen wird daö Blaubuch auSgegeben werden. AuS demselben sind folgende Stellen hervorzuheben: In dem Capitel über die auswärtigen Ange legenheiten wird daran erinnert, daß der Kaiserim vergangenen Jahre sein Vertrauen in die Erhaltung des Friedens ausgesprochen habe. Diese Hoffnung ist nicht getäuscht worden. Nicht nur ist die allgemeine Ruhe nirgends gestört worden, sondern die Bewegun gen, welche in gewissen Gegenden ausgetreten sind, haben den Cabinctcn, indem sie die Weisheit derselben auf die Probe stellten, Gelegenheit gegeben, ihren wirk lichen Wunsch nach Vermeidung aller Verwickelungen zu offenbaren. Nirgends haben sich die Bewegungen jenseits der Grenzen ausgebreitct, die durch die Ur sachen, welche dieselben veranlaßt hatten, angczeigt wa ren, und die Beziehungen der Mächte haben von Er eignissen nicht zu leiden gehabt, deren Rückschlag zu anderer Zeit nicht verfehlt haben würde, sich fühlbar zu machen. In Bezug auf den Orient heißt cs sodann: Nvthwcndigkeiten ersten Ranges, welche sich für Eu ropa an die Aufrechterhaltung des durch die Verträge geschaffenen dortigen Zustandes knüpfen, erklären zur Genüge unsre beständige lebhafte Sorgfalt für die orientalischen Angelegenheiten. Dank dem Geiste der Versöhnung, welcher die Arbeiten der Conferenz gelei tet hat, haben sich die Bevollmächtigten über diejenigen völkerrechtlichen Grundsätze verständigt, welche bei der Streitfrage als maßgebend anzusehcn sind. Die Re gierung wird nicht zögern, das definitive Resultat der freundschaftlichen Intervention der Mächte bekannt zu geben. Ueber Rumänien sagt das Blaubuch: Die neuen Minister haben die Absicht dargrthan, sich von andern Grundsätzen leiten zu taffen und z» derjenigen Haltung zurückzukchren, welche allein den Donaufürstcnthümern die Vortheile ihrer Ausnahmestellung verbürgen kann. Die Regierung des Kaisers, welche seit 12 Jahren nicht aufgehört hat, in dem Rathe Europas der Wie dergeburt Rumäniens eine wohlwollende, sympathische Stütze zu leihen, würde mit tiefem Bedauern, dieses Land auf gefahrvolle Bahnen sich verirren sehen, auf welchen sogar sich die Existenz desselben gefährdet fin den könnte. In dem Capitel über das Kriegsdepartement wird der Bestand der activcn Armee im Innern des Kaiserreichs am 1. December v. I. auf 378,852 Mann, in Algerien auf 64 531 Mann, in Italien auf 5328 Mann angegeben. Hierzu treten die Reserve in einer Effektivstärke von 198 546 Mann und die mobile Na- tionalgarde mit 381,723 Mann, also im Ganzen 1,028,980 Mann. Bon der activen Armee sind jedoch in Wirklichkeit 114,000 Beurlaubte in Abzug zu brin gen, wodurch sich der Effectivbcstaud derselben auf 334,280 Mann reducirt. Brüssel, Mittwoch, 20. Januar, Nachmit tags. (W.T.B.) Infolge einer Verschlimmerung in dem Befinden des Kronprinzen hat der König den Ur. Jenner aus London zur Consultation nach hier berufen. Brüssel, Donnerstag, 21. Januar. (W.T.B.) Beim Kronprinzen ist Appetitlosigkeit und allge- meine Schwäche eingetreten. Dieser Zustand hat große Besorgniß hervorgerufen. Madrid, Mittwoch, 20. Januar, Mittags. (W.T.B.) Wie die „Nazione" mittheilt, hat sich die schwebende Schuld wahrend der Monate Octo ber und November des letzten JahreS auf 264 Mil lionen Realen vermindert. St. Petersburg, Donnerstag, 21. Januar. DaS „Journal de St. P^tersbourg" bezeichnet die Wiener Meldungen von Unterredungen, welche der Prinz Alexander von Hessen in Wien gehabt ha- den soll, für nicht glaubwürdig. (Prinz Alcxander von Hessen, der Bruder der Kaiserin von Rußland, vzelchrr sich mit seinem Sohne nach Triest begiebt, sollte auf seiner Durchreise in Wien Besprechungen mit dem Kaiser von Oesterreich und mit dem Reichskanzler Gra fen v. Beust gehabt und sich dabei — wie gestern tele graphisch gemeldet wurde — „in der beruhigendsten Weise über die durchaus friedliche Politik Rußlands" ausgesprochen haben.) Tagesgtschichte. Dresden, 21. Januar. Dem gestrigen zweiten Hof - balle geruhten Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Frau Kronprinzessin und Prinz und Frau Prinzessin Georg beizuwohnen. Auch Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin und Ihre Hoheit die Frinzcssin Friedrich von Schlcs- wig-Holstcin-Sonderburg-Glücksburg nahmen an dem selben Theil. Der Ball (Kammerball) fand in den neu vorgerichteten, über dem Georgenthore gelegenen Sälen der U. Etage des königlichen Schlosses statt und waren circa 300 Einladungen zu demselben ergangen. — Der nächste Hofball wird Dienstag, den 26. Januar, statt finden. Dresden, 21. Januar. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, hat sich die k. k. österreichische Negie rung nunmehr definitiv dafür entschieden, daß die von Kommst au nach der sächsischen Grenze zu füh rende- Eisenbahn in der Richtung nach und über Weipert gebaut werden soll. * Berlin, 19. Januar. Ueber die Pariser Con- fcrenz äußert sich die halbofficielle „Prov.-Corresp." heute wie folgt: „Die Conferenz hat, obwohl der Ver treter Griechenlands an den Beratungen nicht Theil genommen hat, doch den erwarteten, für die Friedens wünsche günstigen Verlauf gehabt. Die Mächte haben sich über eine gemeinsame Erklärung der völkerrecht lichen Grundsätze verständigt, welche auf die streitigen Verhältnisse Anwendung finden, und cs ist nicht zu bezweifeln, daß diese einmüthige Erklärung auch bei der griechischen Regierung eine Aufnahme und Beachtung finden werde, von welcher die Beilegung des schwe benden Streites zu erwarten ist. Abgesehen aber von der Erledigung des vorliegenden Zwischenfalls ist die That- sache der bereitwilligen und raschen Einigung sämmt- licher Mächte zur Beseitigung einer drohenden Ver wickelung im Orient an sich selbst von großer und sehr erfreulicher Bedeutung, um so mehr, als man noch vor Kurzem die Besorgniß hegte, gerade vom Orient her neue Gefahren für den allgemeinen Frieden aufsteigen zu sehen. Dank der Pariser Conferenz und der dort tatsächlich bewährten Stimmung aller Mächte erscheint die Hoffnung auf eine friedliche Entwickelung jetzt noch fester als zuvor begründet."— Das halbofficielle Blatt fügt dann hinzu, daß dieser Friedenszuversicht auch die Thronrede des Kaisers Napoleon unumwunden Aus druck gegeben habe.— Der Prinz und die Frau Prin zessin v. Wales werden, soviel bis jetzt bestimmt rst, heute Abend ihre Reise nach dem Orient (über Wien und Triest) fortsetzen und zunächst einige Tage am kaiserlichen Hofe zu Wien verweilen. Gestern Mittag sah man die hohen englischen Gäste mit unserm kron- prinzlichen Paare im Thiergarten Schlittschuh laufen. Um 5 Uhr fand im kronprinzlichen Palais Diner statt, an dem auch Ihre Majestäten Theil nahmen. Abends fand ein Ball bei Ihren Majestäten statt. — Der Aus schuß des Bundesrathcs des deutschen Zollvereins für Rechnungswesen trat heute zu einer Sitzung zu sammen. — Unter den in Sachsen lebenden Personen, welche beim letzten Ordeusfeste decorirt worden sind, befindet sich (außer den in Nr. 14 bereits genannten) auch der HerrObcrpostdirectorLetz in Leipzig, welcher durch Verleihung des rothen Aoleroroens dritter Klasse mit der Schleife ausgezeichnet worden ist. — Wie die ösficiösen Blätter melden, ist der fürstlich rumänische Major der Cavalerie, Kiritzesko, hier eingetroffen, „um sich mit dem diesseitigen Cavalericdicnst bekannt zu machen", und der in Potsdam garnisonirenden Garde- cavalerie zur Dienstleistung überwiesen worden. Weiter melden dieselben Blätter, daß der Major v. Hahnke, ü I» «uits des Generalstabes der Armee, Flkgeladjutant des Herzogs von Sachsen-Kvburg Gotha Hoheit, in einem Specialauftrage des Herzogs hier cingetroffen ist. — Zu dem Gesetzentwurf, betreffend die anderweitige Feststellung der Wahlbezirke für das Haus der Ab geordneten, welcher in den nächsten Tagen zur Vor- berathung im Hause gelangen wird, hat der Abg. v. Kar- dorff, unterstützt von Mitgliedern der freiconservativen Partei, folgenden Antrag eingcbracht: „Das Haus wolle beschließen: in Anbetracht, daß das Neben- einanderbcsteben der beide» großen parlamentarischen Körper schaften des preußischen Landtags und des norddeutschen Reichstags nur als ein Provisorium betrachte« werden kann: t) den Gesetzentwurf, betreffend die anderweitige Feststellung der Wahlbezirke für das Haus der Abgeordneten, abzulchnen; 2) der königliche» Staatsregierung zur Erwägung zu geben, ob es sich nicht in allgemeinem politischen Interesse empfehlen dürfte, die Zusammensetzung des preußischen Abgeordneten hauses in Bezug auf Abgrenzung der Wahlbezirke, Wahl modus und Zahl der Abgeordneten mit der des Reichstag- in Einklang zu bringen und damit eine nähere organische Verbindung der beiden Körperschaften anzubabnen." Die Commission zur Vorberathung dcs Gesetzent wurfs, betreffend die Beschlagnahme des Vermögens des ehemaligen Kurfürsten von Hessen hat durch den Abg. Lent Bericht erstattet. Die Commission hat ihrer allgemeinen Discussion dasjenige Material zu Grunde gelegt, was bereits in den „Motiven" zum Gesetzentwurf von der königlichen Staatsregierung be zeichnet und von ihr durch fernere Mittheilungen im Schooße der Commission, fewie durch Einsicht der Acten über zwei bei den« hiesigen Staatsgerichtshofe verhan delte Strasproceffe ergänzt worden ist. Die Auffas FeuiUeton. Die Violine und ihre Meister. (Schluß aus Rr. 16.) Nur auS der Schlußbetrachtung dieses BuchcS seien hier einige Sätze auszugsweise mitgetheilt, weil sie thetlweise für da- jetzige Virtuosenthum überhaupt, und also namentlich auch für die Claviervtrtuosen Gel tung haben. „Auf die Vergangenheit zurückblickend, darf man mit Ueberzeugung aussprechen, daß Violinspirl und Violincomposttion einen wichtigen und wohl den be deutsamsten Hauptabschnitt ihrer grsammten Entwickelung zurückgelegt haben.... DaS deutsche Violinspirl konnte in seiner Allge meinheit belangreichen Verirrungen bisher nicht an- heimfallen, weil das von den gehaltvollen Schätzen der heim schen Tonmeister durchdrungene und gesättigte Musikleben der Nation alle schädlichen Auswüchse und krankhaften Wucherungen sehr bald wieder paralisirte. Von großer Wichtigkeit ist dabei freilich, daß dieses Musikleben durch alle Schichten des gebildeten VolkS- thum» gleichmäßig auSgrbrritet war. Und hier zeigt sich, wie in vielen andern Beziehungen, daS bedeutsame Resultat, welche- die politisch vtelgegliederte Gestaltung deS Reiche- für da- geistige Leben der Deutschen er gab. Wie man auch über den ebenso oft angefochtenen alS veriheidigten ParticulariSmuS denken mag, e- ist unläugbar, daß er einen höchst wichtigen Factor in der kulturhistorischen Entwickelung der Nation bildete. Nur durch die vielen Eentralpunkte war e- möglich, jene durchgängig verallgemeinerte Bildung in Wissen schaft und Kunst zu erzielen, die dem germanischen Geiste eigen ist.... Trotzdem aber, daß da- deutsch« vtoltnspiel durchschnitt lich in ästhetischer Hinsicht noch immer srhr befriedigend ist, droht von cinrr Seite her Gefahr, für welche die Vertreter desselben, unter ihnen aber besonders wieder die Lehrmeister verantwortlich zu machen sind. Seit einiger Zeit läßt man es sich im Streben nach Viel seitigkeit angelegen sein, für das Studium der Geige die Erzeugnisse aller Richtungen zu vcrwerthen. Dies Verfahren, obwohl scheinbar von praktischem Nutzen, muß nothwendig auf Kosten der individuell charakteristi schen Ausprägung im Spiel zu einem nivcllirendcn Eklckticismus führen. Deutliche Spuren davon sind schon vorhanden und können keinem aufmerksamen Be obachter entgehen. Wir besitzen zwar, wie die vorher gehenden Blätter zeigen, eine Reihe trefflicher Violinisten, aber man frage sich, ob auch nur eine Erscheinung unter denselben ist, welche den scharf ausgeprägten, durchaus originalen TypuS der vorhergehenden epoche machenden Meister zeigt. Das Violinspiel unsrer Tage hat, gleichwie die Violincomposttion, auf Kosten des Charakter- etwas konventionell Verblaßtes angenom men; es offenbart sich an Stelle des frei und selbst ständig gestaltenden Kunstgcistes eine akademisch regel rechte, wenn auch wohlgebildete Physiognomie. Was ander- kann hiervon die Ursache sein, als jene über mäßig gepflegte Vielseitigkeit, die der geistigen Ver tiefung sicher nicht förderlich ist? Man sucht beispielsweise dem Vortrag durch das Studium der Compositionen an- der französisch-belgi schen Schule Eleganz und feinen Schliff zu verleihen; allein Salontournüre und Glätte de- Wesen- vertra gen sich schlecht mit gemüthvoller Wärme, schwunahaft eneraischer Erhebung und kraftvoller Mannhaftigkeit de- Au-drucks. Der deutsche Musiker soll vor Allem ein würdiger Interpret seiner Tonmeister sein, und dazu kann er im eifrigen Streben nach äußern Vor zügen nimmermehr gelangen. Auch bei Verfolgung rein technischer Zwecke ist dies zu beherzigen. Seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts ist das Ucbungsmaterial bis zu einer solchen Höhe und Mannichfaltigkeit ange- wachscn, daß cs geboten erscheint, mit reiflichster Be- dachtsamkeit das Beste für den angestrebten Zweck aus zuwählen, um den Schüler nicht durch ein Uebermaß dcs mechanischen Exercitiums seelisch abzutödten. . .. So wichtig es ist, die Technik mit größter Gewissen haftigkeit zu betreiben, weil davon die Freiheit der Kunstleistung abhängt, so darf man ihr doch niemals eine größere Bedeutung zuerkennen, als die dcs Mittels zu einem höhern Zweck. ... Es hat etwas Menschen unwürdiges, begabte Naturen ihre Kräfte der mechani schen Dressur opfern zu sehen, anstatt ein geistig ge hobenes und geadeltes Kunstschönes mit Verläugnung jede- egoistischen Gelüstes darzustellen. Jetzt gerade möchte es an der Zeit sein, sich daran zu erinnern, daß die Gegenwart mit neuen Forderun gen an die Violinspieler hcrangetreten ist. Nicht reicht cS mehr hin, den Tagrsbedürfnissen gerecht zu werden; nicht nur die nächste, sondern auch eine fernere Ver gangenheit macht ihre Ansprüche an die heutigen Re präsentanten der Kunst. Diese Erscheinung ist keine zufällige, sondern eine nothwendige. Es hat eine tiefe Bedeutung, daß Deutschland- beste Musiker auf Bach, Händel und andere ältere Tonmeister zurückgehen. Durch eine hingehende Beschäftigung mit denselben wird nicht nur da- kunsthistorische Verständniß geweckt, welche- noch immer die große Mehrzahl der Musikbefliffenen in empfindlichster Weise vermissen läßt, sondern auch eine ernste Sinne-- und GeschmackSreinigung hervor- gebracht. A'hnlich verhält eS sich mit den Lltern italienischen Meistem der Violincomposttion. Ihre einfach-edle, stilvolle und den Charakter der Geige als Gesangs instrument in voller Reinheit darstellende Bildweise kann nur wohlthätigsten Einfluß auf die moderne, in vielen wesentlichen Beziehungen widerlich extravagircnde Violincomposttion und nicht minder das Violinspiel ausübcn. Dies ist unzweifelhaft zu erwarten, wenn man sich allgemein jener Meisterwerke des vorigen Jahr» Hunderts bemächtigt haben wird. Die erneuerte Heraus gabe einer nicht geringen Anzahl dieser Schöpfungen bietet Jedem die Möglichkeit dazu. Freilich fordern sie weit mehr vom Spieler, als nur Finger nnd Bogen in Bewegung zu setzen.... Wenn die Gegenwart noch kein allgemeines Ver- ständniß für den musikhistorischen Stoff besitzt, so muß dasselbe auf dem Wege des Studiums sowie des künst lerischen Ahnungsvermögens gewonnen werden. Nur wer dies erkennend und danach handelnd, von dem Mvdetand der Zeit sich abwendet, darf sich rühmen, auf der Höhe der Zeit zu stehen." Herrn v. W.'s Werk sei nicht bles Violinspielern und Musikern aufs Wärmste empfahl n, um ihr Wissen wesentlich zu bereichern und ihren Geschmack nach bester Seite hin zu nähren, sondern überhaupt allen gebilde ten Musikfreunden, denen dasselbe eine so höchst unter richtende als zugleich interessante Lectüre gewähren wird. C. B. Dresden. In der ersten diesjährigen Sitzung der botanischen Section der Gesellschaft „Isis", un ter Vorsitz des Bankdtrectors Lässig, eröffnete Hr. Frei- münd Edlich die Reihe der für dies Jahr in Aussicht aestellten Vorträge mit den Ergebnissen seiner Unter suchungen über die Fortpflanzung der Farne. Von den drei Fortpflanzung-weisen der Farnkräuter, durch Wurzelsprossung, durch Kno-pung der Wedel und
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