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Dresdner Journal : 21.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-21
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1869
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16. Donnerstag, den 21. Januar. 186S. Idmmr»ent,prttsr: I» I,r66. Allirlied: «-MrUob: l ., IS „ tlo»»tlied:— « 10 „ LiuL«U»«-lu»u»vro: 1 „ 1»kr«n»«» tritt tekrtlol» 2 H>Ir. 8t»wv«I^«bükr, »u»»erv»N> as» ^ionlä. IjuoUe» ?o»t uock Änsrraltnprrise: kür 6«a R»um einer xesp»Itener> 2eil«: 1 k^r. hinter ,,Liu^es»ll<It" üi« 2eU«: 2 kt^r. erscheinen: Hixlicll, wit Xn»n»km« 6er Sona an6 keierta^«, ^d«aä» Mr äea kolxeaäea Dn s-nerIoimi al. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. rnseratniannadme auswärts: 1.«Ix»lr: k». Le^»v«rerrm, t'vkniniisloallr 6e» vresüner Journal»; edet>6»».: kl. Luonra, kvorx konr; N»wdarss-I«rU»- Vi,o-l<«ip»i^-S»«el-rr»llk5nrt ». H.: IlLxsrnsrii» t Voonra, LerUo: Oaorivo'iickv 1Iiict>>>., IMra>««»«»'» Surean, tiovonra blo»»»:; Vromvo: L. Scur-orr»? Lrs»I»n: l,. Srmoeü'» ^vuoneeudnreeii, 6»x«e. NkLL L ka^vav! kranLMrt » U Hnekk.; LSI»! ^n. Lto^rnii, k»ri»: Hxvi». Nri-i.»:» LOo., (S, kMe« 6s I» Lourse); krex: k». kmil.leu', UneUl.1 Visa: Xn. Orr»!.!«. cherausgeber: kLnixl. Lrp«6itioa 6e» Orssöasr ^onrnsl», vrssüsa, Llarisastr^«»» tio. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, das Rangverhältniß der Mitglieder des Bergamts zu Freiberg betreffend ; vom 15. Januar 1869. Sc. Königliche Majestät haben dem Bergamts- Director zu Freiberg den Rang in Classe IV wo. 1 und den ordentlichen Mitgliedern des Bergamts zu Frei berg, welchen der Functionstitel „BcrgamtS-Assessoren" brigelegt worden ist, den Rang in Classe V zwischen wo. 5 und 6 der Hofrangordnung zu ertheilen geruht. Dresden, den 15. Januar 1869. . Finanzministerium. Frhr. v. Friesen. Gerlach. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Berliner und Wiener Blätter über die französische Thronrede.) Tagesgeschichte. Berlin: Vom k. Hofe. Verhand lungen des Abgeordnetenhauses. Tagesbericht. — Kassel: Polizciangelegenhett. — Wien: Vom Steuerrrformausschuß. Vermischtes. — Pesth: Lan- desconfcrenz der Oppositionspartei. Szemere f. — Pa ris: Die Eröffnung der legislativen Ses sion. Die Unruhen auf der Insel Reunion. — Florenz: Taufe des Prinzen Emanuel Philibert. Dementi. Militärische Ucbungen. Aus dem Bo- lognestschen. — Madrid: Wahlagitation. Damen- Petition. Dementi. — Kopenhagen: Aus dem Volksthing. — St Petersburg: Die neue offi- cielle Zeitung. Ernennungen. General Besak -j-. Auszeichnungen. — Athen: Aus dem griechischen Blaubuch.— Kalkutta: Erdbeben. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Bautzen. Waldheim.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 20. Januar, Nachmittags. (W.T.B.) Die soeben erschienene ministerielle „Prov.- Korrespondenz" steht auf das vertrauensvollste der Beilegung des griechisch - türkischen Konflikts entgegen und betont die um so erfreulichere That- fache einer raschen Einigung der Mächte gegen- über dem Konflikt im Orient, als dorther noch kürzlich Gefahren für den allgemeinen Frieden be sorgt wurden. Wien, Dienstag, 19. Januar, Abends. (korr.- Bür.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales treffen auf der Reise nach Aegypten Donnerstag Abend hier ein und werden in der Hofburg ad- steigen. Ihr Aufenthalt in Wien wird drei Tage dauern. Wien, Mittwoch, 20. Januar. (W.T.B) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht das öster reichisch-türkische Protokoll, betreffend die Zulassung österreichischer Unterthanen zum Erwerb unbeweg- lichen Eigen thums in der Türkei. Die „Neue freie Presse" meldet, daß eine Un terredung zwischen dem vorgestern hier eingetroffe nen Prinzen Alexander von Hessen (Schwager des Kaisers von Rußland) und dem Kaiser stattgefunden habe. Gegenüber dem Grafen Beust soll der Prinz sich in beruhigendster Weise über die durch ¬ aus friedliche Politik Rußlands ausgesprochen haben. Paris, Dienstag, 19. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der ersten Sitzung deS gesetzgebenden Körpers hielt der Präsident Schneider eine kurze Ansprache nicht politischen Inhalts, in welcher er namentlich der in der Zwischenzeit mit Tode abge- gangenen Mitglieder gedachte. Bon verschiedenen Mittheilungen und Regierungsvorlagen sind bloS die NachtraaScreditforderunaen für 1868 und 1869, sowie der Staatshaushaltsentwurf für 1870 zu erwähnen. DaS „Public" meldet: Die Mitglieder der Kon ferenz werden vielleicht noch im Laufe des heutigen Tages zusammentreten, um dir letzten Unterschriften zu vollziehen. Diemil Pascha wird das Protokoll, nicht aber die Collectiverklärung der Mächte un terzeichnen. Die Konferenz wird sich für perma nent betrachten, so lange die Antworten Griechen lands und der Türkei nicht eingetroffcn sind. Der „Patrie" zufolge hat Rangabe an seine Regierung ein zur Nachgiebigkeit rathrndeS Schrei ben gerichtet. Florenz, Dienstag, 19. Januar, Nachmittags. (W.T.B.) Die Zeitungen melden, daß die Ankunft eines nordamerikanischcn Geschwaders im Mittel meer in Kurzem erwartet wird. Madrid, Dienstag, 19. Januar. (W..T. B.) Bei den hier stattaehabten Corteöwahlen waren im Ganzen 54,157 Wähler erschienen; von densel ben stimmten 29,340 für Sagasta,'pelcher als Letz ter auf der Liste der monarchischtu Partei figu- rirte, und 14,969 für Figueras, welcher von der republikanischen Partei in erster Linie aufgestellt war. Die Wahlnachrichten aus den Provinzen stellen bereits den Sieg der monarchischen Par- tei fest. Konstantinopel, DienStag, 19.Januar. (W. T. B.) Der „Levant Herald" bestätigt die Annahme der Conferenzbeschlüffe seiten der Pforte. Vor Syra dauert der 8t»tus quo fort. Dresden, 20. Januar. Der Thronrede, mit welcher der Kaiser Na poleon die französischen Kammern eröffnet hat, wird auch in Berlin im Allgemeinen ein friedlicher Charak ter beigrlegt. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hebt in ihrer Besprechung derselben zu vörderst hervor, daß der Kaiser in viel aussührlicherer und angelegentlicherer Weise auf die innere als auf die auswärtige Politik des Landes eingeht, und fährt sodann fort: „Die Thronrede vcrläugnct nicht das Bc- dürfniß jeder jungen Dynastie, auf äußere Erfolge hin- znweisen, aber sie thut dies mit gerechtem Stolze. Der Kaiser erinnert die Nation an die 17 Jahre innerer Ruhe und eines wachsenden Wohlstandes, welche Frank reich seiner Regierung verdanke. Mit sichtlicher Be friedigung beruft sich der Monarch dabei auf die An erkennung, welche diese Thatsache bei der Masse der Nation gefunden habe, eine Anerkennung, welche sich in den jüngsten, überwiegend regierungsfreundlichen Wahlen ausgesprochen habe und welche in einem so bcmerkenswcrthen Gegensätze stehe mit den Hetzereien und Aufstachelungen, zn denen einzelne Kreise die neue sten Concessionen auf dem Gebiete freierer-politischer Entwickelung, das Preß- und Versammlungsgesctz, lei der gemißbraucht hätten. Der Kaiser spricht die Zu versicht aus, daß auch die bevorstehenden Wahlen dieses Vertrauen der Gesammtheit der Bevölkerung zu seiner Regierung und damit die Nichtigkeit jener entgegen gesetzten Bestrebungen bekunden würden. Dieser ent schiedene Accent, welchen die Thronrede auf das in nere Gedeihen des Landes legt, dürfte an sich als ein Beweis der friedlichen Gesinnung der französischen Re gierung anzuschen sein, welche der Kaiser im Uebrigen noch mit einigen, wenn auch kurzen Worten ausdrück lich bethcuert. In der That macht die Sorgfalt, welche der Kaiser in seiner Kundgebung den in- nern Interessen des Landes widmet, nicht den Ein» druck, als sei er geneigt, diese Interessen der Un- gtwißhcit auswärtiger Veiwickelungen zum Opfer zu bringen, wozu ihn anffälligerwcise noch in den letzten Tagen auch einige Opposifionsbläficr, wie „Temps" und „Sisclc", einluden. Von auswärtigen Angelegen heiten berührt die Thronrede nur die jüngste spanische Umwälzung und den griechisch türkischen Cvnflict, und beide Angelegenheiten auch nur zu dem Zwecke, um zu constatiren, daß die erstere die guten Beziehungen Frank reichs zu Spanien nicht geändert habe und daß der er- wqKnte Coufiict hoffentlich durch die Bemühungen der Cchiferenz, welche sich ihrem Ende nahe, erstickt wer den werde. — Die letztere Hoffnung — sagt die „N. Allg. Ztg." weiter — wird allerdings durch die Mit teilung aus Konstantinopel verstärkt, wonach der tür kische Vertreter autorisirt worden ist, das Schlußproto- koll der Konferenz zu unterzeichnen. Eine Mitthei- lrmg ans London bestätigt, daß dieses Protokoll nur in einem allgemein gehaltenen Gutachten besteht. Die Pforte würde sich danach also mit der priucipicllen An erkennung der drei ersten Punkte ihres Ultimatums be gnügen, welche auch von Griechenland niemals ver weigert worden ist, uno auf eine Aggression gegen Grie chenland verzichten. In diesem plötzlichen und unerwar teten aggressiven Vorgehen der Pforte gegen Griechen land hat aber bekanntlich, wie man sich erinnert, von Anfang an der Schwerpunkt des Couflicts gelegen, und cs ist kein anderweitiger Grund zu einer demuäch- stigen Friedensstörung vorhanden, wenn die Pforte dieses Vorgehen sistirt. Inwiefern der Friede im Orient von Dauer sein wird, ist freilich eine andere Frage. Eine Depesche aus Bukarest (vgl. die gestrige Stum mer) verräth deutlich, obgleich sie die fortdauernde loyale Haltung der rumänifchcn Negierung gegen die Psorte betheuert, welchen Wiederhall der im Lüden des türkischen Reiches aufsteigcnde Sturm schon bei dcr rumänischen Bevölkerung gefunden hatte." — Die „Na- tional-Zeitung " erinnert daran, daß Kaiser Na poleon in seiner Thronrede vom November 1867 ge genüber den etwa noch eintretcnden Veränderungen in Deutschland den Vorbehalt machte, daß sic die Inter essen und die Würde Frankreichs nicht verletzen dürf ten, während es doch niemals geschehen war, daß Deutschland eine französische Staatscinrichtung oder Staatsveränderung für unvereinbar erklärt hätte mit feiner Würde, und sagt sodann: „Wir können zufrie dener damit sein, daß der Kaiser heute über die deutschen Angelegenheiten wenigstens schweigt und keine Vor behalte erneuert. Er versichert kurz und ohne Ein schränkung, daß seine Beziehungen zu den fremden Mächten die freundschaftlichsten seien. Die Konferenz, welche soeben in Paris getagt hat, um einen drohen den Cvnflict im Orient zu ersticken, nennt er einen großen Act, dessen Bedeutsamkeit geschätzt zu werden verdiene. Und allerdings, in einer von Besorgnissen nicht freien Z:it, wie die unsrige, ist schon das nicht ohne Werth, wcnn cs noch möglich ist, daß sämmtliche Mächte eine gemeinsame Bcralhung abhaltcn, um ein trächtig etwas zu berathen und zu beschließen. In Zeiten ernstlicher Spannung kommen keine allgemeinen Konferenzen mehr zu Stande. Immerhin dürfen wir daher in der Abhaltung der neuesten Pariser Kon ferenz ein Zeichen oder einen Beweis dafür erblicken, daß cs den Mächten zur Zeit wirklich um Erhaltung dcs Friedens zu thun ist. Insofern wird dieselbe auch einigermaßen dazu beitragen, die Besorgnisse zu min dern und die Zuversicht zu erhöhe»." Auch die Wiener Blätter von gestern Morgen, de nen die Pariser Thronrede noch vorgestern in später Abendstunde zugegangcn, beschäftigen sich bereits mit derselben. Die „Presse" schreibt: „Die Rede ist ein Wahlprogramm; die Negierung bereitet sich und das Land auf die neue Wahlcampagne vor, in welcher das dritte Mal seit Gründung dcs Kaiserreichs der gesetz gebende Körper erneuert werden soll. Dem Zweck ei nes Wahlmanifcstcs an die Nation entsprechend, ist der Stoff der kaiserlichen Ansprache trefflich gruppirt; die geschäftliche Aufzählung der Aufgaben, welche der De- putirten harren, trat in den Hintergrund vor der theo retischen Darlegung dcs Standpunktes, dm das Kai serreich einzunehmm trachte, und den Bürgschaften, welche eS gleichzeitig gegen die Revolution und für die Freiheit biete. Entsprechend einem Wahlmanifeste ist der Tenor der Ncdc, soweit dieselbe überhaupt die aus wärtige Politik berührt, ein überaus freundlicher." — Das „Neue Fremdcnblatt" sagt: „Selbstbewußt und offen klingt die Sprache des Kaisers Napoleon nach innen wie nach außen. Vor die Gewählten der Sta tion hintretend, bekennt sich Louis Napoleon selbst als verantwortlich für seine Regierungsacte und erkläit sich bereit, Rechenschaft abzulegen. Seine Thronrede ist sein Programm, nicht das Programm cines Ministe riums, das wechseln kann von heute auf morgen. Der Kaiser will nicht, daß man seine Thronrede mit Mi nisterprogrammen auf gleiche Stufe stelle, und er hebt deshalb gleich im Eingang hervor, daß seine Thron reden den Gedanken kennzeichnen, der sein Verhalten leitet. Er nimmt die gespannteste Aufmerksamkeit für sich in Anspruch, er verlangt, daß man seiner Rede bc- fondcrcs Gewicht beilege. Und wirklich ist die jüngste Thronrede Napolcon's eine bedeutende, die bedeutendste vielleicht, die er bisher gehalten. Offen und ohne Rückhalt erklärt er, daß cs ein schwierig Werk sei, die Franzosen, diese passiontrtcn Revolutionäre, zu regie ren; offen und rückhaltlos erklärt er, daß Frankreich die unbeschränkte Freiheit nicht vertrage. Ucber die Vorgänge hinwcgschlüpfend, zu denen das Grab Bau- din's den Anstoß gab und die er als Ausfluß der neuen Gesetze über die Presse und das Vereinswcsen bezeichnet, rühmt sich der Kaiser der Franzosen, wohl nicht mit vollstem Recht, daß die Agitationen der Um sturzparteien nur dazu beitrugen, die Ruhe im Innern zu befestigen, und wendet sich sofort jener Errungen schaft des Jahres 1868 zu, auf die sich sein Selbstver trauen stützt, die ihm den Muth giebt, vor aller Welt zu erklären, daß er allen Evcntualilätcn die Stirn zu bieten im Stande sei. Lie neue Militärorganisa- tion, das Ziel seiner Wünsche, wie cr sagt, ist durch geführt. Mit Behagen erzählt cr, daß er bis an die Zähne gerüstet sei, daß seine Arsenale von Waffen strotzen, daß er über eine ungeheure Armee gebiete, daß Festungen und Flotte für den Krieg hergerichtct sind. Auf den Knauf des Schwertes gestützt, erklärt er, den Frieden dictircn zu können." Tagesgeschichte. Berlin, 19. Januar. (B. Bl.) Heute dinirten die königlichen Majestäten en k^millo bci Ihren königl. Hoheiten dem Kronprinzen und dcr Kronprinzessin mit Ihren königl. Hoheiten dem Prinzen und der Prin zessin von Wales, für welche heute Abend ein kleiner Ball im königlichen Palais stattfindet. — Das Staats ministerium trat heule unter Vorsitz dcs Minister präsidenten Grafen v. Bismarck-Schönhausen zu einer Sitzung zusammen. — In dcr heutigen Plenarsitzung dcs Hauses der Abgeordneten berichtete dcr Präsident zunächst das Resultat dcr von dcn Abiheilungcn ge troffenen Wahl einer Commisiion von 14 Mitgliedern zur Vorbcrathung dcs Gesetzentwurfs, bctreffend die Erweiterung der Verwendungszwecke der Einnahmen aus dem, dem communalständischcn Verbände des Re gierungsbezirks Kassel durch den allerhöchsten Erlaß vom 16. September 1867 überwiesenen, vormals kur- hessischen Staatsschätze, so wie dcr Wahl einer Com mission von 14 Mitgliedern zur Vorbcrathung des Ge setzentwurfs, betreffend die Einführung dcs allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 in das Gebiet der Herzogthümcr Schleswig und Holstein, und dcr Wahl von 7 Mitgliedern zu Verstärkung dcr Commission für das Gemeindewesen behufs Dorberathuug dcs Gcsetz- eutwurfs, betreffend die Vereinigung der Vorstädte vor Celle mit dcr Stadtgcmeinde Celle. Das Haus ging darauf zum ersten Gegenstand dcr Tagesordnung über: tur mit einer Monographie, deren Gegenstand in der Geschichte der Tonkunst von hervorragender Wichtig keit ist und bereits auffällig lange einer umfassenden Bearbeitung entbehrte. Denn die Kunst des Violinspiels — im Lande der Künste, wie das Instrument selbst erfunden und ge pflegt — stand in ihrer früher» Ausbildung mit der Entwickelung der kirchlichen und weltlichen Vocalmustk und der GesangSkunft im engsten Zusammenhänge und Feuilleton. Dresden. Dienstag, 19. Januar gab Herr Anton Rubinstein ein Conccrt; der überfüllte Saal be wies, wie willkommen es den Pianofortefreunden nach dcr glänzenden Einführung dcs Künstlers in der vo rigen Saison war. Es wurde damals schon erwähnt, wie auch diesem Pianisten die Eigenschaften des mo dernsten Claviervirtuosenthums nicht fern geblieben sind: überrasche Allegrotcmpi, starke Contraste, anhal tende zarteste Tonfärbungen mit Gebrauch der Ver schiebung, die inS Sentimentale übergehen rc. Aber zu dieser modernen fubjectiven Ausdruckswcise gesellt sich bei Rubinstein geistige Inspiration, poetische Empfin dung, feuriger, phantasiereicher Schwung: sein Vortrag bewahrt fast stets ein productives Element, ein un mittelbares Gestalten, dem wir uns mit Interesse und Sympathie hingeben. Dcr Concrrtgcber spirlte Beet- hoven's Egmont-Ouvertüre, Ur et Varislions von Hän del, Rondo von Mozart, vier Piecen eigner Cvmpo- sttion, Beethovens k-moll-Sonate op. 57 und den Car- edcln Ziel der reproduktiven Kunst abführen; auch in der technischen Gestaltung. Fräulein Johanna Klein unterstützte das Concert durch Ausführung einer Arie aus „Semele" von Hän del und zweier Lieder von Rubinstein und Mendels sohn. Die junge Sängerin besitzt eine fchr klangvolle Altstimme, und ihr Vortrag zeigte eine lobenswerthe musikalische Durchbildung. Der Stimme mangelt noch eine volle Ausgleichung der Register, namentlich ist ihre MitteUage verhältnißmäßig zu schwach. Wärme des Ausdrucks wurde vielleicht durch die Besangrnhcit des ersten Auftretens zurückgedrängt; doch steht ihr auch in einer nicht völlig natürlichen und richtigen Verbin dung der übrigens trefflich deutlichen Aussprache mit der Tonbildung rin technisches Hinderniß entgegen. Der Concertgeber genügte dem Beifall deS Publi kums noch durch Zugabe einiger Piecen. C. Banck. In dcr gestrigen Theaterbesprechung seien die Leser gebeten: „Wiederholungen, die sich abschwächen" zu lesen, statt „abschwcifcn". Die Violine und ihre Meister. die Violine wurde und ist der Hauptfactor dcr Instru mentalmusik. Und mehr noch. Die Meister des Vio linspiels — und zwar die Meister Italiens, das auch hier mit unläugbarer Uebcrlegenhejt für die Kunstfor men tonangebend voranging — fanden und construir- tcn zuerst die Svnatenfmm, stellten überhaupt die Grundnormen dcsJnstrumcntalsatzes fest, welche Deutsch- land und Frankreich ausnahm und auf welche der deutsche Kunstgkist später in unerschöpflicher Durchbildung sein wunderbar tiefsinniges und phantasiereichcs, tondichte- rischcs Schaffen gründete. So ist die Violine in dcr allmählichen Vervollkomm nung ihrer Tcchnik und lurch die von ihr ausgegangcne Entwickelung der Kunstform aufs Engste mit dcr Ge staltung dcr Instrumentalmusik überhaupt verwachsen. Ihre Geschichte zu schreiben verlangt musikalisches Wis sen, fachmäßige Kenntniß oeS Instruments und ein in edler Kunstrichtung gereiftes Uithcil. Der Verfasser vcreintgte mit diesen Eigenschaften andauernden Fleiß, um die noch nothwendige und schwie rige Forschung auf einem Gebiete auszuführen, auf dem bisher nur einige werthvolle Vorarbeiten Vorlagen. Es gelang seinen m hrjährigen Studien, das Material für seine Arbeit in großer Vollständigkeit zusammen zufassen, und nur sür die älteste italirnische Periode bleiben durch die Unzugänglichkeit italienischer Biblio- thcken Lücken bestehen, die einer spätern Ausfüllung harren. Wohl mögen auch noch Quellen verbanden fein, die namentlich das Spiel mancher früher» Violin- meistrr genauer charaktrrisiren; aber nur durch Zufall sind sie zu finden und die sichere Prüfung ihrer Richtigkeit ist unS unmöglich. Wir müssen daher den Mittheilungen anerkannter Autoritäten folgen. Der höhere Werth des nun vorliegenden Werke- aber besteht darin, daß Herr v. W. das gewonnene neval von Schumann. Den Ausführungen der beiden letzten Werke — obwohl in dcr Sonate zu ungestüme Tempoctnsätze störten — möchten wir den Vorzug an Das unter dirsem Titel jetzt (in Leipzig bei Breit- geistvoller Auffassung und schöner Vollendung de- köpf u. Härtel) erschienene Werk von Joseph Wilh. Vortrags geben, auch dem fein colortrten Spiel der v. WafielewS^i bereichert die historische Musiklitera- Barcarole (von Rubinstein), die unter den eigenen Composttionen als originell und poetisch gedacht her vortritt. Der „Carneval" möchte kaum mit phantasie- vollerer, charakteristischerer Belebung und farbenreicher witdergkgrben werden können. In der Egmont-Ou vertüre that übertriebene Trmponahme dcr Größe und dem Adel de- Werks zu sehr Eintrag. Ein Sicygehen- lassen im fubjectiven Belieben, im sogenannten geist reichen Effectuiren wird immer von dem reinen und Material nicht blos zusammcnstellte, sondern in eigner Weise mit voller Beherrschung des Stoffs zu einem historisch klaren Gcsammtbilde verarbeitet hat. Um bci dcr geschichtlichen Darlegung der Kunst deS Violinspiels die Bildung dcr Technik sowie der Kunst formen zu verfolgen, mußten neben der Charakteristik dcr verschiedenen Schulen, dcr Stil- und Spielarten ihrerMcistcr— inJtalien, Deutschland, Frankreichrc.— auch die mannichfachc Verzweigung und Kreuzung dieser Schulen in ihren gegenseitigen Einwirkungen, mußten die sich fortpflanzendcn individuellen Einflüsse der Mei ster einer spccicllcn Untersuchung unterzogen werden; zudem auch Werth, Bedeutung und historischer Zusam menhang namentlich dcr ältern Violincompositionen. Hicrzu trat als principiellcs Ziel die genaue Unter scheidung und kritische Würdigung jener beiden in der productiven wie in der reprvductivcn Tonkunst neben einander hcrgchcndcn Richtungen, die auch im Violin- spicl schon früh hervortraten, aber sich nach dcr Mitte dcs vorigcn Jahrhunderts scharf sonderten: der musi kalisch künstlerischen und der virtuosen. Die erstere, „die im gcdiegrnen Musikcrtbum wurzelt, legt den Accent wesentlich auf griffige Wirkungen, auf dcn Aus druck eincs Kunstideals. Die zweite, das Virtuosen- thum, erhebt die Mittel — die Technik — zum letzten Kunstzweck und ist vorzugsweise bestrebt, durch da- Raffinrment äußerer, die Sinne blendender Effectmittel um die Gunst des Publicum- zu buhlen und persön liche Erfolge zu erringen". Herr v. W. hat diese Aufgaben in vorzüglicher Weise gelost; sein Werk reiht sich den besten in der historischen Musikliteratur an. Es macht einen ange nehmen Eindruck, daß un- in dieser Monographie nicht dilettantische Schreibweise, Herrschaft der Phrase, ab- und umschveifrnde ästhetische Vorträge, breit sich er-
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