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Dresdner Journal : 19.01.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186901196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-01
- Tag 1869-01-19
-
Monat
1869-01
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1869
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.H14 Dienstag, den IS Januar. 18«ö. Ibmnl«»e«>m-rtse: l» »«SS. »»»a« SRbrUeli: S 1'klr. — X^r HMrliev- 1 „ td „ Ü»Q«»Ii«K:— „ IS „ Lto»»tL«Xu»m>«rll: I tritt )»b«Ilob z l Ur. vt»i»i»«Ix«diUtr, . »uAAOrSLld tuen Xoräü. Luoüe» ko»t u»ä Slvwp«I»i»»cU»S kioiu. »Nserateivrrise: I^r <l«o 8»im> «io«r denen L«ll«: I X^r V»t«r „Lin^!-»L2d" <U« L«U«: S Xxr. Lrschriar«: ^TUX«tl, »It XninUiM» <l«r 8<uu»- voü Mr -«» solxenä«» 1?«L. Dres-nerIomtgl. Verantwortlicher Redactem I. G. Hartmann. Hnseratrimmiahm« «uswürt«: L«lp»i,: r». Ui>n.xi>»r,^e»e, lomwls-loo-r 6«« vre-üo-r önurll«!»; »LroS».: X. k!»oi.», Lvaii t v«,; N»MdarU-v«rU»- Vi,»-L»Lp«i8 >»»«I -rr»oUurt ».N.: ck Vooi.r», >«rUo. O»orio»'»ek« kiiekk., lr»ri>«»r«»'» Nur«»u, Hvool.ro klo-i«; vrsm«»: L 8o»i.orr»j Lr,»l»o: Q. 8r^»oiri«'l XononcsobursLa, ^xxoo, kitt L t'»«vov; üueSK.; LSI»! ^o. KLvüie«, k»rii: XLVL», l.zrRirr, Vvl.1.1,« LLa., (S, kl»c ä« l» Lour»«); kr»^: k». L»m.lvo', L»«Uv.i Vi«»: Xv. Orrol.ro. Herausgeber: XSolxl. Xipeäitioo 6«, vr«»üo«r ^naraU», Or„äeo, tlorisoilr»»»« X». 7. Amtlicher Theil. Dresden, 11. Januar, Se. Königl. Majestät ha benden Odrrkunstmeistcnr Carl Julius Braunsdorf und Friedrich Wilhelm Schwamkrug zu Freiberg da- Prädicat „Bergrath" zu rrtheilen gcruht. Dresden, 14. Januar. Seine Majestät der König haben aUergnädigst geruht, dem Commandanten der Eommunalgarde zu Reichenbach, Apotheker Karl Robert Wiedemann daselbst und dem Kaufmann Christian Rabenstein zu Plauen das Ehrcnkreuz vomAlbrecht- vrden zu verleihen. Bekanntmachung. " Nachdem der im Jahre 1825 alS Notar und im Jahre 1827 als Advokai tmmatrikulirte seitherige Assessor bei'm Bezirksgerichte Leipzig, Herr Johann Gottlieb Böttger aus dem Staatsdienste auSgesebieden und in Ruhestand getreten, ist derselbe auf sein Ansuchen nach tz 74 Abs. 2 der Advokatcnvrdnung vom 3. Juni 1859 und beziehentlich 87 und 91 der Notariatsordnung von demselben Tage zur Ausübung der Advokatur und des Notariats, deS Letzteren in tum Umfange, in wel chem solches von den, vor dem Erscheinen der No- tariatsordnung vom 3. Juni 1859 immatrikulirten No taren ausgeübt werden darf, wieder zugelasscn worden, waS hierdurch öffentlich bekannt gemacht wird. Dresden, am 14. Januar 1869. Ministerium der Justiz. vr. Schneider. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Lagesgeschichte. Berlin: Krönungs- und Orden-fest. Zur Zeitungspvlcmik. Verhandlungen des Abgeord netenhauses. Preßproc-ssc. Civilproceßordnung. — Fulda: Fürstin v. Hohenlohe - Bartenstein -st. — Schwerin: Der Rostocker Handelsvrrein. — Mei ningen: Zweigverein des Albertsvereins. Vom Landtage. — Hamburg: Das englische Kronprin- zenpaar. — Nälühtn: Reorganisation des Reichs raths verschoben. Eisenbahnvertrag. — Karlsruhe: Die süddeutschen Consulatspoften. — Wien: Ein- fteMmg der ZeitungSpolemik. Zur galizischen Rc- solutionSsrage. Vom SteuerresormauSschuß.—Prag: Procrtz. Bczirksvrrlrrtung i Kollin ausgelöst—P aris: Von der Confercnz. Tagesbericht. Aus Algerten. — Brüssel: Kammerverhandlung. Zur Brandlegungs- geschichte von St. Genois. — Madrid: General entlasten. Theaterfrcihcit. AuS Cuba. — Lon don: Zur Alabamasrage. Vermischtes. — Kopen hagen: Ans Westindien. — Warschau: Kirchcn- u. Cchulangelrgenhriten. — Bukarest: Eiscnbahn- bau. — Athen: Finanzielles. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und VolkSwirthschaft. (Dresdner Grund- wostcrbeobachtung.) Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- Nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 17. Januar, Morgens. (W. T. BI DaS „Journal officiel" meldet einfach: Die Conferenz hat gestern ihre fünfte Sitzung gehalten. Der „Constitutionnel" sagt: Die Conferenz hat gestern ihre Arbeiten beendigt biS auf einige Formalitäten, welche vielleicht eine neue und letzte Sitzung nothwendig machen werden. Die Bevoll mächtigten find nach reiflicher Prüfung über eine Erklärung einig geworden, welche die bei dem türkisch - griechischen Conflict Betheiligten an die Principien deS internationalen Rechtes erinnert. Sobald diese Erklärung mit den Unterschriften ver- sehen sein wird, wird sie der griechischen Regierung übersandt werden. — Der „Constitutionnel" sagt weiter, daß, falls eine letzte Sitzung der Conferenz nöthig werden sollte, dieselbe heute Abend stattfin- den werde. Paris, Sonntag, 17. Januar, Abends. (W.T. B.) Die Abendzeitungen melden übereinstimmend, daß sämmtliche Bevollmächtigte gestern das Con- ferenzprotokoll unterzeichnet haben, ausgenommen Djemil Pascha, welcher die Instructionen seiner Re gierung erwartet. Rangabe soll dem Marquis Lavalette gestern erklärt haben, lediglich der Stö rung in den Telearapbenleitungen sei der Umstand zuzuschreiben, daß noch keine Antwort auS Athen eingetroffen sei. Der „Constitutionnel" schreibt: Es ist wahr- scheinlich, daß das diplomatische Instrument der Conferenz direct nach Athen notificirt werden wird. Der Gesandte Griechenlands in Paris wird nur officiöse Mittheilung von demselben erhalten. Das selbe Blatt erklärt die Nachricht, Rangabe habe dem russischen Botschafter, Grafen Stackelberg, einen officiellen Neujahrsbesuch gemacht, für un- richtig. Madrid, Sonntag, 17. Januar. (W. T. B.) Die bisher bekannt gewordenen Resultate der Cor- teSwahlen ergeben 11,006 monarchische und 2700 republikanische Wahlen. Die Wahlen in der Pro vinz sind durchweg zu Gunsten der Monarchisten ausgefallen, mit Ausnahme von Teruel und Tarra- gona. Bukarest, Sonnabend, 16. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer gab daS Mi nisterium die Erklärung ab, daß eS entschlossen sei, die JSraelitenfrage den Gesetzen der Mensch- lichkeit und Civilisatron gemäß zu regeln. Der Municipalrath von Bukarest bat beschiss- sen, auf alle in die Hauptstadt eingeführten Waa> kea einen Zoll von 1 Proceut für die Stadtkasse zu erheben. Washington, Sonnabend, 16.Januar. (Kabcl- telegramm, W. T. B.) Präsident Johnson hat gestern dem Senate den Vertrag mit Großbritannien be hufs Regelung der Alabamaansprüche und der Na- turalisationSrechte vorgelegt. Schurz ist zum Se- nator von Missouri gewählt worden. Tagesgeschichte. * Berlin, 17.Januar. Die FeierdcsKrönunas- und Ordensfestes wurde heute im königl. Schlosse in der üblichen Weise begangen. Ihren Majestäten, sowie den Prinzessinnen und Prinzen des königl. Hauses wurden die bei dem diesjährigen Feste er nannten Ritter und Inhaber von Orden und Ehren zeichen im Nittersaale einzeln vorgestellt. Nach Be endigung des Gottesdienstes in der königl. Kapelle, wobei der Hof- und Dompredtgcr vr. Hofsmann die Predigt hielt, begaben sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften mit der Versammlung der Eingcladcncn zur königl. Tafel, welche im meisten Saale, in der Bildergalerie und den angrenzenden Gemächern ange- ordnct war. Se. Majestät der König geruhte einen Toast auf das Wohl der neuen Ritter auszubringcn. Nach Aushebung der Tafel geruhten Ihre königl. Ma jesten, die Cour der eingeladencn Ritter und Inhaber von^rdcn und Ehrenzeichen im Nittersaale anzunch- mewmd darauf die Versammlung huldvollst zu ent lasse DaS Namtnsvcrzcichniß der beim heutigen Feste Decirten umsaßt 12 volle Spalten des „StaatS- anzeers". Es sind verliehen worden: 4 rothe Adler- ordi 1. Klasse mit Eichenlaub; 1 rothcr Adlcrordcn 1. Asse; 1 Stern mil Eichenlaub und Schwertern am Niw zum reihen Adlcrord.n 2. Klasse mit Eichenlaub undrchwertcrn am Ringe; 1 Siern mit C chcnlaub und SchcrwrnamNingczum rotbrnAdleroiden 2. Klasse mit Eichi'aub und Schwertern; 4 Sterne zum rochen Adlcr- ordt 2. Klasse mit Eichenlaub (darunter Präsident dc- Buirskanzlerauncs wirkt.Geh.Nath Delbrück); 1 Stern zumr-Nhen Adlerorkcn 2. Klasse; 2 rothe Adlerorden 2. lasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe; 21 »the Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub (darunter derönigl. Gesandte in Dresden, Herr v. Eichmann); 1 rcher Adlerorden 2. Klasse; 2 Schleifen zum rothen Adlordcn 3. Klasse mit Schwertern; 8 Schleifen zum rothr Adlerorden 3. Klasse; 5 rothe Adlerorden 3. Klasse mit »er Schleife und Schwertern am Ringe; 88 rothe Adleordcn 3. Klasse mit der Schleife (darunter wirkt. Legtionsrath v. Keudell); 11 rothe Adlerorden 3. Klasse; 3U rothe Adlerorden 4. Klasse (darunter Oberpostrath Pfimann in Leipzig); 1 Krvncnordcn 1. Klasse mit. dev Emaillebande des rothen Adlerordens mit Eichen- lav; 1 Kronenorden 1. Klasse mit dem Emaillebande des rothen Adlerordcns; 2 Sterne zum Kronenorden' 2. iklasse; 9 Kronenorden 2. Klasse; 23 Kronenorden 3.Klasse; 71 Kronenorden 4. Klasse; vom Hausorden va Hohrnzollcrn: 1 Kreuz der Grvßcomthure, 1 Kreuz de Ritter, 4 Kreuze der Inhaber (darunter Musik- dtector Pieske) ünd 8 Adler der Inhaber. Außcr- dm sind noch 434 allgemeine Ehrenzeichen verliehen «rdcn. Berlin, 17. Januar. Die „N. A. Z." sicht sich herte durch ein anderes preußisches Blatt in die Lage gebracht, auf ihre Kritik des österreichischen „Rothbucts" uw der in demselben hervorgcirctcncn österreichischen Pckitik zurückzukvmmen, rcsp. dieselbe zu vertheidigcn. Discs „andere preußische Blatt" ist die „Köln. Zig.", welcher von der „N. A.Z " der Vorwurf gewacht wird, daß stein dem preußisch-österreichischen Zcitungs- streite dir „VertretungOesterreichs" übernommen habe. Dr ministerielle „N. A.Z." sagt: „Wir glauben, daß htescs Blatt in seinen guten Lehren, die cs dem Grafen v. Bismarck gicbt, etwas zurückhaltender sein würde, wenn seine Redaction mit der politischen Sachlage vcr- trnnter wär« und wenn die Nöchrgung der Vorsicht lebhafter vor ihrer Seele stände, welche alle Blätter, die ein preußisches Gefühl zur Verth idigung des Vater landes haben, in der Ausübung der Kritik seiner Po litik nicht unberücksichtigt lassen dürfen." Ganz beson ders befremdet die „N. A. Z." die Art und Weise, wie die „Köln. Ztg." die „sogenannte Krönungsdcpesche" des Freiherr» v. Werther wieder hcrvorholt und „zu Anfeindungen des königlichen Gesandten in Wien ihre Spalten hcrgcgcbcn hat". Die „Köln. Z'g." forderte nämlich, daß dem Freiherrn v. Werther, wenn nicht sogleich, doch nach einiger Zeit eine andere Stelle hätte verliehen werden sollen, und nicht ohne Interesse ist, was die „N. A. Ztg." hierzu bemerkt, indem sie schreibt: „Zu dieser Forderung ist die „Köln. Ztg." wiederum durch ihre Unkcnntniß der Sachlage verleitet worden. Allerdings ist gelegentlich von Wien aus auf die Abberufung des preußischen Gesandten in vertrau licher Weise hingrwirkt, diese Anregung aber von der selben Stelle sofort wieder zurückgezogen worden, wahr scheinlich in der Ucberzcugung, daß nicht leicht eine versöhnlichere Persönlichkeit, als Freiherr v. Werther, zum Nachfolger hätte aufgcfundcn werden können. Wir glauben deshalb, diesen letzter« Wunsch, den königlichen Gesandten in seiner Stellung zu lassen, als den Aus druck der friedlich.n Seite in Wien betrachten zn sollen." — In der gestrigen Sitzung des Abgeordneten hauses wurden zunächst die ncch rückständigen Punkte der Schluß tri athung des Etats, sowie das Etatgesetz erledigt. ES folgte darauf der mündliche Bericht der Budgetcommission durch den Berichterstatter Vr. Ham macher. Es handelt sich um den Gesetzentwurf, betref fend die Uebernahme der auf den Erträgnissen de- Staats aus den Köln Mindncr Eiscnbahnnnternchmcn lastenden Verpflichtungen zur Gewährung von Zius- zuschüssen und Amortisativnsertiägen auf die allgemei nen Staatsfonds. Die Commission stellt den Antrag: - 1. Die Verpflichtung zur Enlr chiung von ZinSrulchtis- seu und AmortisatiousbeirLgen, die dem Staate obtiegt, ist von dem Augenblicke an, wo der Staat die ihm gekdrendeu Stamm- actien im Betrage von 2,i>20,t)0u Thlr. veiäuwrt, eintreten- faNS jederzeit ebenso zu erfüllen, als wenn diele Stammacnen sich fortdauernd im Besitze deS Staates befänden. ß r. Hiasichil ch des Vertrags vom 10. August I8ÜÜ wird der Regierung Entlastuaa erlhrilt. § si. Der Finanzmmister und der M n ster für Handel und Gewerbe sind mit der Ausführung dieses Gesetzes beaustiagl. Der Berichterstatter theilt die Äeußerungen des Herrn Finanzministers der Commission gegenüber mit. Die Staatsrcgicrttng sei der Meinung, daß sie der artige Verträge unter normalen Verhältnissen dem Landtage zur Genehmigung vorzulegrn habe; sie habe aber geglaubt, daß durch das Jndemnitälsgesctz von 1866 auch die Zustimmung zu dem Vertrage mit der Köln-Mindncr Eiscnbahngcsellschaft vom 10. August 1865 ertheilt sci. In dieser Ucberzeugung habe sie sich später, als Widerspruch erhoben wurde, nicht in der Lage geglaubt, die durch den Vertrag verbundenen Staats- und Privatintercsscn einer Schädigung aus- zusctzen, die durch eine vielleicht verweigerte Bestätigung des Vertrags durch das Haus eingetretcn wäre. AuS diesen Gründen sei die Vorlegung nicht erfolgt. Die Commission sci nach dieser Erklärung des Herrn Fi nanzministers einstimmig der Meinung gewesen, die nachträgliche Genehmigung des Vertrags beantragen zu müssen. Finanzminister Freiherr v. d. Heydt bestätigt die An gaben deS Berichierstaitels und spricht die Befriedigung Ler Regierung aus über daS Bestreben der Commission, schloss« Differenzen zu beseitigen. — Abg. vr. Virchow erklärt, dosi er ebenfalls für den vorgeschlagenen Compromch stimmen werde. Jedoch scheine es ihm, als ob die Regierung der Meinung sei, daß infolge des Jndemnitätsges.tzcs die jetzige Genehmigung des Vertrags durch das Haus nicht mehr nöthig wäre. Ein Antrag auf Schluß der Discussiou wird abgelehnt. Er erhält das Wort der Abg. v. Diest. Er constaiirt, v si bei vielen seiner Freunde eine Genug'huung über das Verfahren der Re gierung bei dem Compromisse nicht exiuirc. Abg.Heile memt, dost eine rechtliche Verpflichtung dec Regierung, den Vertrag dem Hause vorzulegen, nicht vorhanden sei. (Lbol links. Em Antiag aus Schluß der Diskussion wnd wieder adgelebni.) Es erkält das Wort der Abg. Lasker. Er glaubt, dah es an- eikannt werden müsse, daß die linke Seite die bestehende» Dif ferenzen hinwcgzuschaffen suche. Abg. Or. Hammach « constatirt noch einmal, daß der Herr Finanzmunster ausdlück- lich die Meinung der Regierung autgelpiochen habe, sie sei unter gewöhnlichen Umständen verpflichtet, einen solchen Ver trag dem Hause vorzulegen. Es folgt die Abstimmung über den Antrag der Commission; derselbe wird fast cinstimmig angcnom- mcn. Es folgt dcr mündliche Bericht dcr Budgctcem- mission über Tit. 2 Nr. 11 und 13 und Tit. 3 Cap. 11 des Etats der allgemeinen Kassenverwaltung pro 1869 durch den Berichterstatter vr. Hammacher. Dcr An trag der Commission, verschiedene außerordentliche Ein nahmen zu bewilligen, wird angenommen, nachdem Abg. Lasker seinen srühern Antrag in Betriff anderweitiger Deckung des Dcficits zurückgezogen hat. — Del Ent wurf des Etategesctzes, welcher d e Ausgaben auf 107,536,494 Tblr. und die Einnahmen ebenfalls auf 167,536 494 Thlr. fcststeUt, wird verlesen. In der. Gcneraldiscussion erhält das Wort vr. Jacoby (Ber lin) und äußert: Wie in der vorigen Session, so werde ich auch diesmal von dem mir als Abgeordneten zusteheuden Rechte der Bud- getverweifung Gebrauch machen und zwar aus dem Grunde, weil ich das System und die ganze Politik des gegenwärtigen Ministeriums für ebenso verwe.stich wie verderbt ch erachte. (Obol rechts.) In unserm inner» Staalsteben herrscht un verändert nach wi« v>r das eines selbstbewuglen Volkes unwür dige System büreaukratischer Bevormundung... Und wie das Regierunassystem im Innern, so widerstreitet auch die aus wärtige Politik den Grundsätzen der Freiheit und der Gerech tigkeit. Mit st dem Tage stellt es sich, denke ich, klarer heraus für Jeden wenigstens, der sehen will, dasi Großmachtspoluck und Völkerfrieden unvereinbare Gegensätze sind, dap d.e ge- FeuiUeton. Weihnachten in London. Einen Tag gicbt cs in England, der, trotzdrm er in die Weihnachtszeit fällt, wo sich Alles zur Liebe und Eintracht neigt, die Armen und die Neichen feindlich grgrnüberstellt. Den Armen ist er eine Oase in der traurigen Wüste des Leben-, während der Bemittelte und der Reiche mit Schrecken an ihn denken; in der Küche und in den Dienstbotenräumcn erzeugt er freu dige Aufregung, während die Herrschaft und nament lich der Hausherr rin saurcS Gesicht dazu macht. Der 26. December ist cs, der all diese verschiedenartigen Gefühle Hervorrust. Er wird doxivgiiay genannt; der Ausdruck ist aber nicht vom Worte doxea abgeleitet, obgleich dieser rcht englische Zeitvertreib keine kleine Rolle dabei spielt, sondern von dor (Büchse). Früher sammeltcn nämlich Dtenstleute, Zeitungstiäger, Brief- botcn, Laufburschen und Andere, die an diesem Tage Geldgeschrnke erhalten, diese in einer Büchse. Die kor ist später abgrschafft worden, der Name und die Ge schenke aber sind geblieben. Und diese lctztern cben sind r-, die in ihrer alljährlichen Wiederholung und Stei gerung demk»mili>, den obenerwähnten Schrecken etnjagen. Eine passende Einleitung dazu haben schon vor Weihnachten die jährlichen Rechnungen gebildet, die der englischen Sitte grmäß um diese Zeit in- Hau- geschickt werden und unter deren Wuchl der an den rnglischcn Hau-thürrn angebrachte Brstfkasten keucht. Dies« Schneider- und Schuhmachervrrschwörung hat also erst den Popa ln die arhörtge böse Laune versetzt, wenn der „Büchsentag" erscheint. Ruhig verschläft die ganze Familie sonst die erste Post (denn da- Klima im All gemeinen und der Nebel insbesondere macht die Leute hier zu größern Laagschläferu, al» bet uu» tu Deutsch ¬ land) aber nicht so hcute. Das dem Briefträger cigcn- thümliche Klopfen wird vom heftigen Läuten der Haus- klingcl bcgleitct. Herein trippelt das schmucke Haus mädchen mit rothen Bändern und noch röthern Wangen, die dcr Briefträger wahrscheinlich soeben rvth geküßt, und es heißt: „Der Briesträgcr bittet um seine Okrwt- m^dox." Aber cs gicbt drei Briefträger, und die Schornsteinfeger und Gassenkehrer, und alle die Bur schen, welche die Lebensmittel ins Haus bringen; hier, wo die Hausfrauen der bessern Klassen nicht cine Hand voll Petersilie nach Hause tragen würden. Und dann kommen erst die Dienstboten, eine Sorte Menschen, von deren Ansprüchen man sich in unsrer primitiven Hcimath gar keine Vorstellung machen kann. Und so geht'- fort bis zum Abend. Aber mit dem Abend be ginnt erst der Tag, das klingt paradox, ist aber doch so. Das heißt, wir kommen jetzt zu den Mitteln, die den Beschenkten geboten wrrdrn, ihr Geld wieder los »u werden. Die Pantrmime (Harlequinade) ist da- Losungswort. Diese beginnt immer am boxivgävx und verdrängt zwischen Weihnachten und Ostern Oper, Trauerspiel und Schauspiel au- den meisten Theatern. Sie besteht aus einem Frenmärchen mit so vielen Ver wandlungen, bengalischen Flammen und Gold und Sil- verstrahlen als möglich. Da c- nicht genug interessante Zaubrrgrschichten giebt, um dir vielen Thcatcrdirccloren m London jede- Jahr zu versehen und Tausend und eine Nacht, Grimm, MusäuS, Bechstein und Andersen längst erschöpft sind, werden oft dieselben Märchen wiederholt, besonder-, da cs auf den Inhalt dcr Auf führung gar nicht ankommt, so lange die Maschinerien und Costüme brillant und neu gcnug sind, um zu blen den und zu überraschen. Da- Märchen, da- den ersten Theil dcr Vorstellung bildet, endet mit der sogenannten großen Berwandlung-scrne, wobei ein Theater mit dem andern wetteifert, die großartigste Ausstattung, die höchste Pracht und die geschmackvollste Zusammenstellung hcrvorzubringcn. Daß die Theaterdircctorcn, die schon monatelang ihre Vorbereitungen getroffen haben und deren größte Sorge im Jahr die Pantomime ist, keine Kosten sparen, beweist dre enorme Summe von 3000 Psd. St. oder 20,000 Thlr., welche die Dircction vom Covcntgardentheater auf diese einzige Vcrwandlungs- scene verwendet. Diese ist aber auch die gisce ä« rö- «iLtsoce des ganzen Abcnds, und cs dül fte schwer wer- dcn, auch nur annähernd den großartigen Anblick zu beschreiben, der im Publicum mit minutenlangem Jauch- zon und Jubeln cmpfangen wird. Dem vorgetchrie- venrn Programm nach folgt hie» auf dcr komische Theil, wo der Clown und dcr Pantalvn, der Harlequin und die Cclumbine die Bühne für dcn Ncst des Abcnds in Anspruch nehmen. Am schlcchtcsten kommt der Polizei mann dabei weg, er ist dcr Mittelpunkt und da» Ziel so vieler Prügel und Stöße, als die Pritsche hergcbcn und der Harlequin und Pantalon anstheilrn können. Sein Schicksal ist tragisch, „crst gespsißt und dann ge hangen, und dann gezwickt mit glühenden Zangen", heißt cs da. Wie muß dcr Galerie da- Hcrz im Lecbe lachen, wenn ein halbe-Dutzend Vertreter der Polizei, wenn auch nur imaginär, in den Backofen gesockt wer den, wie neulich im Drurylanctheatcr. Shakespeare scheint sich mit Harlc quin ganz gut zu vertragcn, denn Drurylank, welches da- einzige Theater in London ist, wo der große Brite eine blribende Heimath hat, ist auch so zu sagen die Wicge der Harlcqutnade, und wer in Vie Pantomime gchcn will, denkt zuerst an Drury- lane, wo immer rin Jahr da- andere an genialen Er findungen übertrifft. Eine Scene, die in dicsem Jahre besonder- Aussehen macht, zeigt da- Innere cine» Bienenstockes von enormer Größe, die in den Zellen arbeitenden Bienen werden durch Kinder dargeftellt. Das Cosiüm und Gctreibc dcr Bienen sind so natur getreu, daß cs aussieht, als sähe man einen Bienen stock durch rin ungeheures Vergrößerungsglas. Eine andere Scene bringt ein Kriegsschiff auf die Bühne, das von 300 Kindern bemannt ist und nach allerlei Mannövern ein Scheingefecht ausführt, wobei die eng lische Fahne natürlich siegt. Covenigarden, das be rühmte italienische Opernhaus, hat dieses Jahr den alten, ewigneuen Robinson Crusor hcrvorgcsucht und benutzt zugleich die Gelegenheit, Mcyerbcer'S „Afrika- nrrin" lächerlich zu machen. Aber diese beiden Häuscr und noch einige andere werden meistens von rinem guten Publicum besucht, hauptsächlich sind die Kinder vertreten, das ganze Theater ist mit diesem dankbaren Auditorium brsitzt und aus allen Ecken schallt da- herzliche Lachen des kleinen PublicumS. Der Sand mann wird einmal nicht beachtet, die Aufregung hält die Kleinen bis zur letzten Minute wach, obgleich die Rcactioncn nicht selten schon auf den Trcppcn wie dcn Gängcn eintritt, wo man schlafende Kiuv.rchen fides Alters vorübertragen sicht. Die nieder» Volksschichten besuchen ganz andere Theater, die meist im Süden Lon dons, jcnscit dcr Themse, liegen. Hier bietet sich rin ganz andere- Bild, und um „borioxei^K»^ in London, in seiner Glorie zu sehen, muß man seine Schrille hier her lenken. Es ist keine klemc Geduldsprobe, denn schon von Weitem leuchten große Transparents mit ellenlangen Buchstaben und der ominösen Anzeige ent gegen: Kein Stehplatz mehr zu haben! Indessen, Aus dauer und ein paar tüchtige Ellbogen haben un- neu lich nebst einigen deutschen Freunden durch den Knäuel gebracht. Uud waS für ein Knäuel I Wie oft gtebt's hier Gelegenheit, an ein gemüthlich sächsische- Gevränge zu denken! Kein Arbeiter, kein Handwerksbursche, der
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