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Dresdner Journal : 18.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186806188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-06
- Tag 1868-06-18
-
Monat
1868-06
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1868
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^137. DomerSW, dm 18. Ium. 1868. Idmom-nttPretse: L» RorLL. >-»L«. HtdrUvd: »^dlr.—Kgr ZLMrli-de 1 „ »b .. ü«o»tliol>: „ l»kr*i»««» tritt sttkrlled » xktr. 8t»wv«l8«dül>,, > »<i»»«rb«U> a«» dtorLL. LaoLs» koit- uuL 3t«wp«I»u»ob1»gdia»n. »»seralenpretse: L«a R«nio «ia«r s»»p»It«o«il 2«il»r 1 Kgr. v»t«r „Lü»g«,«i»Lt" LI« L«U«: 3 Kgr. Lrschetie»: , wit ^a»a»kw« Ler 8«on- noL kH»rt»L«, ^d«»L» Nir Leu kotg«aL«n 1««. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nseratenamtahme aLswSrt«: l,«!p»ig: k». L«L»v»r»rr»», 0owo>i»»lo»»r -- Le« vresLaer ckoura»!»; «d«»L«s.: H. L»oi.»», Lvoin ko»»; Li»d»rU->«rU»- ->»Z»I -7r»»^art «. U.: Hn«»»«iil» t Voal.ii, >«rU»i Oioriv»',cd« Laekk., L»r»»«r»»', Lur««u, kvoor.ru 3lo««i, Krim«»: L. 8cnl,or»»j >r»iii«: Q 8rnoii'i Xooonoeador«»», ^i»n, krsi, L t'iiviv i rrioliNlrt «.N.:Liioii'»<:li« Lllobd.; KSUrr -tv. Stviiiir, kirii: Uiv^», Qmm, 8vr.i.iii SrO»., (8, kl««« La I» Laura«); krsg: ki. Lasr.ro', 8a«dd.; Vi«u: Lr.. Orrn.ii. Herausgeber: KLvixl. LipsLition Les vresLasr ^ouru»I«, OrviLeu, Llsrisustr»»«« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dre»tz«n, 17. Juni. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Charlotte Sophie in Bayern ist gestern Mittag von Possenhofen auf der Weinbergs- Villa Ihrer Majestät der Königin Marie etngetroffen. Seine Königliche Hoheit derHerzogvonAlenyon ist gestern Nachmittag von Wien hier etngetroffen und im Victoria-Hütel abgetreten. Dresden, 12. Juni. Se. Majestät der König haben den zeitheriaen zweiten Rath bei der Brandversichrr- ungScommission, Geheimen Regierungsrath Karl Chri stoph Schmidt, zum ersten Rath und Vorsitzenden der Brandversicherungscommission und den zeitherigen Ge- richtsamtmann zu Chemnitz, Hofrath Moritz Leberecht Friedrich, zum Regierungsrath und zweiten. Rath bei gedachter Behörde zu ernennen geruht. DreSde«, 15. Juni. Se. Majestät der König haben geruht, den charakterisirten Assistenzarzt Mittländer vom Sanitätscorps und den Oanck. meä. Ernst Gottlob Robert Sachse, zu Assistenzärzten im genannten Corps allergnädigst zu ernennen. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Borna betreffend. Das Ministerium des Innern hat zu der von dem Stadtrathe zu Borna, unter Zustimmung des größeren Bürgerausschusses daselbst, beschlossenen Anleihe von 150,000 Thalern--—- gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, übrigens planmäßig auSzuloosen- den, bis dahin mit Vier vom Hundert jährlich zu ver zinsenden Schuldscheinen nach Maßgabe des vorgeleg ten Anleiheplans, sowie der Schuldscheine nebst Zins leisten und Zinsscheinen die Genehmigung ertheilt. Es wird Solcher für die Behörden und alle Die jenigen, welche es angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 11. Juni 1868. Ministerium des Innern. d Nnftitz»Wallwitz. Forwcrg. Bekanntmachung. In dem Verbrennungshause im Hofe des Land hauses hier soll Freitag, den IS. Juni d. I. Vormittags von 10 Uhr an in Gemäßheit der Vorschrift von K 14 deS Gesetzes vom 6. September 1855 die Nominalsumme von 600,000 Thalern defecter CassenbilletS der Creation vom Jahre 1855 zur Vernichtung gelangen, was hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, den 15. Juni 1868. Die Commission für Einziehung und Vernichtung der älteren und defecten CassenbilletS. v. Wrifieabach. v. Brück. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichte». Tsgk^kjchichie. Dresden: Inhalt des neuesten Ge setz- u. Verordnungsblattes. — Berlin: Reichs tagssitzung. Vom Bundesrathe. Vermischtes. — Lübeck: Bürgerschaftssitzung. — Wien: Ruhe störungen inProßnitz. Ordensverleihungen.-Prag: Abreise des Prinzen Napoleon. Ankunft des Kaisers bevorstehend. — Paris: Zu den Bauernrxcessen in der Charente. — Haag: Kammcrvcrhaudlunaen. — Turin: Eisenbahnangelegenhriten. Proceß Genrro. — Madrid: Neues Cablnet. — London: Par lament-Verhandlungen. — Konstantinopel und Bukarest: Tagesbericht. — Washington: Aus der neuesten Post. — Rio-de-Janeiro: Vom Kriegsschauplätze. Lr»e»»»»ßk», Versetzungen re. i» iffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pravinzialnachrichten. (Chemnitz. Reichenbach i. V. Schellenberg.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 17. Juni, Nachmittag,. (W. T B.) In der heutigen Sitzung de, Reich,tage, er widerte auf eiue Interpellation bezüglich de» Schutze, für Au«w»»derer Präsident ». Delbrück: Für Rege- lnng dieser Angelegenheit im Wege der Bunde,- gesrtzgkbung sei allerding, da, vrdürsniß vorhanden, doch sei die Frage schwierig; wahrscheinlich werde in der nächsten Session die Regelung erfolgen. Ans eine Interpellation wegen de, Eintritt, Mecklenburg, in den Zollverein bezeichnet Präsident v. Delbrück den selben al» bevorstehend, doch sei der Termin de» Ein tritt, noch unbestimmt. Hierauf wird da, Anlrihcgesetz vom Hause in zwei ter Lesung angenommen. Berlin, Mittwoch, 17. Juni, Nachmittag». (W. T B.) Die „Nordd. Allg. Ztg." enthalt einen Leit artikel, welcher da» Resultat der neulich in Bad Lan deck (Schlesien) stattgrhabtea Haussuchung bespricht. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" constatirt die Saisirung eigenhändiger Schriftstücke des ehemaligen hannöverschen Ministers Grafen Platen, aus denen hervorgehe, daß König Georg und Graf Platen die direkten Urheber aller welfischen Agitationen, sowie auch der zur Verherrlichung des Welfenthums verfaß ten Poesien seien. Der wichtigste Punkt sei das Programm des Grafen Platen, welcher Preußen als gemeinsamen Feind aller Länder bezeichne und einen Bund aller kleinen Mächte mit Frankreich, um Preußen zu brechen und über die Elbe zurückzu werfen, als Pflicht der Selbsterhaltung verlange. Noch sei dies mögl ch, weil in Hannover ein energischer Widerstand bestehe. Die Zertrümmerung des Hohen- zollernstaates sei nicht blos Frankreichs Interesse, son dern dasjenige aller kleinen Mächte, die in Frankreich ihren Beschützer sähen. Die „Nordd. Alla. Ztg." hebt hierbei hervor, daß die Verlegung der Welfenlegion nach Frankreich mit solchen Hoffnungen zusammenhing, daß es aber, Dank der Weisheit des Kaisers Napoleon, nicht gelungen sei, durch die beabsichtigte Compromittirung der französi schen Regierung eine Verstimmung zwischen Frankreich und Preußen hervorzurufen. Gegen die vom Grafen Platen geleiteten Umtriebe in der Provinz Hannover, bemerkt das ministerielle Blatt weiter, werde die preu ßische Regierung unter diesen Umständen hoffentlich mit der gebührenden Strenge einschreiten. München, Mittwoch, 17. Juni. (W.T.B.) Ein Lertrag zwischen Bayer« und Württemberg bezüglich der Verhältnisse der künftig gemeinsamen Festung Ulm ist unterzeichnet worden. Darmstadt, Dienktag, 16. Juni, Nachmittag». (W. T. B.) Ein heute publirirte» Gesetz verkündet die Einführung der preußischen Militargesrtze und de, Strafgesetzbuchs mit dem 1. Juli d. I. Die hessische Verordnung über die Ehrengerichte bleibt in Geltung. Die Abgeordnetenkammer hat zur Aufhebung de, Salzzehnten in der Saline Ludwiglhall in Wimpfen, in Gemäßheit de» bezüglichen Beschlusse» de» Zoll- Parlament», ihre Zustimmung ertheilt. Wien, Dienstag, 16. Juni, Abend». (W. T. B.) Da» Hrrrenhav» nahm dir Gesetzentwürfe, betreffend die Aufnahme einer schwebenden Staatsschuld im Be trage von 25 Millionen Gulden und die Aendrrongrn de» Prrßae)etzr», ohne Debatte an. Der Präsident de» serbischen Senat», Mariaowitsch, hat dem Kaiser aus telegraphischem Wege den Dank der provisorischen Regierung für die bezeugte warme Thrilnahme und die Entsendung de» Feldzeug« meister» v. Gablenz zur Leichenfeier an»gtsprochen. Gegenüber verschiedene« Zritung-meldungr« über eine angeblich augenblicklich sehr brmerken»»erthr Thö- tigkeit de» österreichsche« Botschafter» in Pari» bemerkt die „Wiener Abendpost", zu einer solchen Thätigkrit habe Fürst Metternich weder von Wien Veranlassung erhalten, noch in Pari» Veranlassung gesunden. Pari», Die«»tag, 16. Juni, Abends. (W.T.B.) Der „Patrie" znsolge geht der Prinz Napoleon auf besondere» Ersuchen de» Sultans bereit» jetzt von Wien nach Konstantinopel. Der gesetzgebende Körper hat in seiner heutige« Sitzung die Surzanleihe mit 183 gegen 8 Stimmen genehmigt. Florenz, Mittwoch, 17. Juni. (W.T.B.) Ein Rundschreiben der Regierung, betreffend die Räumung de» Kirchenstaat», ist bevorstehend. Belgrad, Dienstag, 16. Juni. (Corr.-Bür.) Der vom britischen Consul auSgegangrne Vorschlag, die Vormundschaft über den Prinzen Milan an die Für stin Julie zu übertragen, scheint durchgedrungen zu sein. Dir Fürstin reiste «ach dem Requiem ab und richtete rin Abschird»schrribrn an dir provisorische Statt halterschaft und an da» serbische Volk. Unter den «ru verhafteten befinden sich der pensionirtr Senator Gowritowilsch, rin Anverwandter von Karageorgewitsch, und Spastisch, der Sekretär de» AppellationSgerichtS, bei welchrm eompromittieendr, den ganzen verschwör rungSplan darstellende Papirre gefunden worden sein sollen. Der dritte Mörder heißt Mariisch und nicht Athanakowitsch; derselbe war KrriSgerichtSprifidrnt und wegen Ermordung seiner Gattin zu zwanzig- jährlgrr Kerkerstrase verurtheilt, jedoch durch den Ami»mißbrauch de» Gesängnißdirretor» von Topischidrr ans sreiem Fuße gehalten. Uebrrall herrscht Ruhe. Tagesgeschichte. A Dre»den, 17. Juni. Vom Gesetz- und Verord nungsblatt für daS Königreich Sachsen ist das 11. Stück vom Jahre 1868 ausgegeben worden und enthält: Nr. 78) Landtagsabschied für die Ständever sammlung vom Jahre 1866 bis 1868, vom 30. Mai 1868 (abgedruckt in Nr. 124 des „Dresdner Jour nals"); Nr. 79) Verordnung vom 20. Mai 1868, die Einführung einer neuen Arzneientaxe betr.; Nr. 801 Verordnung zur Ausführung des Gesetzes vom 26. Mai 1868, die Emerittrung ständiger Lehrer an den Volksschulen betreffend, vom 28. Mai 1868; Nr. 81) Verordnung vom 28. Mai 1868, die Einführung der Kirchenvorstands- und Synodalordnung in der Ober lausitz betreffend; Nr. 82) Verordnung vom 2. Juni 1868, Maßregeln gegen me Rinderpest betreffend (ab- aedruckt in Nr. 129 des „Dresdner Journals"); Nr. 83) Bekanntmachung vom 3. Juni 1868, die Be nennung der Stadt Bautzen betreffend (abgedruckt in Nr. 129 des „Dresdner Journals"); Nr. 84) Ver ordnung vom 1. Juni 1868, Abänderungen des Re gulativs für die Bildung der ärztlichen Kreisverrine betreffend (abgedruckt in Nr. 133 des „Dresdner Jour nals"); Nr. 85) Verordnung vom 4. Juni 1868, die Expropriation für Anlegung einer Haltestelle an der Zwickau-Schwarzenberger Staatseisenbahn bei Wilkau betreffend. k Berlin, 16. Juni. Am Schluffe der heutigen, beinahe 7stündigen Reichstagssitzung gab Präsident vr. Simson das Programm bekannt, nach welchem der Reichstag bis Sonnabend im Stande sein wird, seine sämmtlichen noch unerledigten Arbeiten zu beendigen. Es befinden sich darunter noch 6 Vorlagen des Bun- desrathes in verschiedenen Stadien der Bcrathung. Der Reichstag erklärte sich im Ganzen mit diesem Programm einverstanden, und zwar soll, wenn das Pensum des einen Tages früh nicht fertig geworden ist, dasselbe in einer Abendsitzung erledigt werden. — Ter Bericht über die heutige Sitzung kann sich bei der Umfänglichkeit des Materials und der ersichtlichen großen Abspannung des Reichstages, sowie in Rücksicht darauf, daß fast nur praktische Detailfragen bcrathen wurden, in der Hauptsache auf eine Wiedergabe dcr gefaßten Beschlüsse beschränken. Zunächst wurde das Ouartierleistungs- gesetz durchberathcn. Dasselbe war bekanutlich der Com mission zur nochmaligen Berichterstattung zurückgegebcn FeuMeton. Pariser Briefe. Paris, 10. Juni 1868. Die au- England hierher übrrgesiedelte und nun mehr eingebürgerte Manie oder geradezu gesagt Leiden schaft — Passion — für Wettrennen hat sich nach und nach allen Schichten der Gesellschaft mitgetheilt. Das große Wettrennen, welches Sonntag im BoiS-de- Boulogne stattfand, lieferte für diese Behauptung wieder einen recht sprechenden Beweis. ES handelte sich aller ding- um den großen Preis der Stadt Pari-: 100,000 Fr». und eine kostbare Ehrengabe, welche, wie gewöhn lich, die kaiserliche Munificenz diesem großen Preise noch hinzugefügt hatte. Das Wetter war günstig, nicht zu heiß, der Himmel umwölkt, aber nicht regendrohend. Pari», im eigentlichen Sinne deS Worte»: ganz Vari-, strömte dem Boir-de-Bolougne zu, so daß um 1 Uhr Nachmittag- die große Stadt wie au-gestorben schien; nur Schildwachen und Stadtsergenten waren zurückge blieben und führten in den öden Straßen mit gelang weilten Gesichtern ihre officiellen Dienstpromrnadrn au-. Der Puls» und Herzschlag von Pari» aber war auf dem l'ongchamps im BoiS-de-Bolouanr zu finden: hier hauste da» Volk, hier flatterte und schwebte die Aristokratie, hier wurde der Kaiser erwartet. Da» Wagen - und Menschenaedränge war unbeschreiblich. Hunderttausende drängten sich an den Barri-ren der Rennbahn, Hun- derttausende waren im Innern der Rennbahn selbst und auf den mächtigen, weitläufigen Tribünen venbe-lt; Alle», wa» die englische und französische Aristokratie an großen Namen aufzuweisen hat, war hier vereinigt: Herzöge und MarquiS, Comtessrn und Vicomtessen in Mrage —Namen kann ich nicht nennen, die Liste würde kein Ende finden. Die eleganten Sommertoiletten der Damen erheitern das an sich schon so bunte und belebte Bild. Die Menge ist heiter und lebensfroh, man lacht und amüsirt sich, man frühstückt, die Cham- pagnerpfropfen knallen, man drängt und zwängt sich, um ein bequemes Plätzchen zu erhaschen, man tritt sich gegenseitig auf die Füße, ohne es sich übel zu nehmen; an Taschendieben fehlt es auch nicht, aber sogar dieser mißliche Umstand girbt zu komischen Episoden Veranlas sung: ein Herr wird bestohlen, seine Brieftasche fehlt ihm, er erschrickt entsetzlich und schreit, indem er seinen muthmaßlichrn Dieb mit der Hand bezeichnet, die Polizei eilt sogleich herbei und arretirt — einen ganz unschul digen, ehrlichen Menschen, der unter tausend Entschul digungen sofort wieder auf freien Fuß gesetzt wird; der wahre Spitzbube ist erst einiar Stunden später arretirt worden, nachdem er da- aestoblne Geld bereits zur Hälfte verthan hatte. Indessen drehen sich alle Gespräche um da- Wettrennen; wer wird Sieger blei ben: rin englisches oder ein französische- Pferd? Ta tst eine ernste, eine wichtige, ja, eine nationale Frage; man kennt die Ueberleaenheit de- perfiden Albion in allen Dingen, wo rS sich um Pferde handelt, und dir Brsorgniß ist groß im Lager drr französischrn Chau- vinisten. Drr eigentliche Held deS Tage- ist denn auch der Marqut» v. HastingS, ein englischer Grand- Seigneur und Psrrdrzuchter, dessen Pferd „The Earl" nach der allgrmrinrn Meinung die größte Aussicht hat, den Preis zu erringen. Der Markus ist ein noch junger, blasser, hoch aufgeschossener Mann mit ganz englischem Gesicht, der obligate, blonde Backenbart fehlt ihm natürlich nicht; leicht um den Hal» geschlungen trägt er eine weiß- und scharlachrote Cravat«: die LivrSefarbe seiner Jockey-; er geht in sichtbarer Auf regung «fit einigen Freunden an der Tribüne auf und nieder. Inzwischen hat da» Wettrennen begonnen; die ersten Renner jedoch, die nur kleinen, verhältnißmäßig unbedeutenden Preisen gelten, werden kaum beachtet und gehen ziemlich spurlos vorüber; die Menge hat nur einen Sinn: den großen Preis; nur eine Frage: wer wird Sieger sein, Frankreich oder England? Drr große Moment rückt immer näher; es schlägt 3 Uhr; da er scheint der kaiserliche Hof in drei vierspännigen Ka leschen mit der üblichen Begleitung von Stallmeistern, Piqueurs und Vorreitern. Der Kaiser, die Kaiserin, der kaiserliche Prinz, dcr hier anwesende Graf v. Flan dern und da- junge prinzlich Murat'schc Ehepaar neh men in der kaiserlichen Tribüne Platz. Das Signal zum Beginn deS großen Rennens wird gegeben, die dazu auserlesenen Pferde werden vorgeführt; „The Earl", ein wahrhaft schönes Thier, erweckt allgemeine Bewun derung und den heimlichen Neid der Franzosen. Da» Zeichen zum Abreiten wird gegeben; die Pferde sausen davon wie der Wind; die Menge ist lautlos, kein Schrei, kein Ruf wird hörbar, dies Schweigen ist ganz imposant, die Spannung, die allarmeine Erwartung hat ihren Gipfelpunkt erreicht — mit einem Male macht sich auS hunderttausend Kehlen ein Schrei der bittersten Enttäuschung Lust, der nur von einzelnen Jubelrufen schwach übertönt wird: Alt-England bat gesiegt, Frank reich ist geschlagen, „The Earl" trägt den PrerS davon! Welch ein Schmerz für die Chauvinisten! Allenthalben siebt sich die tiefste Bestürzung kund, ganz in meiner Näh« zerbricht ein Kutscher in stummer Verzweiflung seine Pritsche. Inzwischen wird das siegreiche Pferd wieder nach den Trivünrn zu geführt, dir Menae drängt sich ihm entgegen, aber kein Jubelruf empfängt den Triumphator, die Massen bleiben stumm; einzelne Eng länder versuchen zwar rin schüchternes: „bip! dip! koarrrob - sie kommen aber damit nicht durch und wer den bald zum Schweigen gebraucht. Während dessen hat der Marquis v. Hastings, der glückliche Sieger, die kaiserliche Tribüne erstiegen und aus den Händen Sr. Majestät das kaiserliche Ehrengeschenk empfangen. Die Menge aber verläuft sich schweigend; betrübt und gesenkten Hauptes wandern die Pariser ihren Behau sungen wieder zu, wo sie sich bei einem Glase Bordeaux oder Burgunder von der erlittenen Demüthigung er holen werden; die Engländer, die ihnen in Pferde- fragrn zwar überlegen sind, werden sie doch in Bezug auf Weinproduction niemals erreichen — das ist ein Trost, den sie aus dem perlenden Glase schöpfen, «t cksco» »« coniolv commo il pent! — Es ist ÜbrigenS ganz unglaublich, zu welch einem kolossalen Geldumsatz diese Wettrennen Veranlassung geben; es werden näm lich — ebenfalls nach englischem Muster — für und gegen die laufenden Pferde Wetten veranstaltet; hierzu haben sich besondere Agenturen organisirt, da schreibt man sich rin, bekommt eine Art von Loos und nur waltet der Zufall, ob man eS glücklich getroffen unt den Namen deS siegreichen Pferdes gezogen hat. Di- ganze Sache sieht einem Hazardspirle sehr Lhnlich. Dn größten Profit von allen diesen Wetten hat natürlik der Besitzer des siegreichen Pferdes. Ein mit all« diesen Dingen sehr vertrauter Sportman erzählte mir daß z. B. drr MarquiS v. Hastings allrin durch di Wettrn bri den verschiedenen Wettrennen, in denen sein» Pferde siegreich gewesen sind, das bescheidene Sümmchen von sieben Millionen Francs gewonnen habe; durch seinen letzten Steg hat dieser glückliche MarquiS sein also errungene» oder vielmehr erweitere» oder erranate» Capital noch ansehnlich erhöhen können, da er da» Ergrbniß der Wettrn, den großen Preis der Stadt Paris und da- kaiserliche Ehrengeschenk mit über den Canal hinübergenommen hat. Ich habe diese- Geschenk bereit-mehrmals erwähnt, ohne jedoch zu sagen, woran» worden. Der neue Bericht zeigt, daß sich die Com mission in den beiden Hauptfragen, wo sie früher sich von der Vorlage am weitesten entfernt hatte, derselben neuerdings wieder genähert hat. Das neu amendirte Gesetz vertagt die Frage wegen Erbauung der Caser- nen und trägt den Wünschen des Bundesrathes bezüg lich der Katastrirung der Ortschaften größere Rechnung. Sodann wurde das Gesetz, betreffend einige Rechts verhältnisse der Bundesbeamten, in erster Lesung, die Aufhebung der Spielbanken in erster und zweiter Le sung angenommen, und eine Resolution in Betreff der mecklenburgschen Juden, durch den Referenten in eine verallgemeinerte Fassung erweitert, beschlossen. An wesend sind dieselben Bundescommissare, die bereits den letzten Sitzungen beiwohnten. Zunächst wird dem k. sächs. Staatsminister Freiherrn v. Friesen, welcher im Auftrage seiner Regierung ein Eremplar des kgl. sächs. Gesetz- und Verordnungsblattes dem Reichstage überreicht hat, der Dank des Hauses ausgesprochen und das betreffende Eremplar der Bibliothek des Reichs tages einvcrleibt. — Man tritt in die Tagesordnung ein: Berathung des OuartierleistungsgesetzcS, über welches die Commission einen anderweiten Bericht erstattet hat. Es liegen dazu abermals 45 Anträge vor, welche, soweit sie in Betracht kommen, bei der Abstimmung implioile berücksichtigt sind. Man beginnt die Debatte bei § 2, also lautend: § 2. Für die bewaffnete Macht sind während des Friedens- zustandes an Wohnungs- und sonstigen Gelassen auf Erfordern zu gewähren: 1) für Truppen in Garnisonen, so lange uud insoweit deren Unterbringung in Casernen nach 8 w des preu ßischen Gesetzes über die Einrichtung des Abgabenwesens vom 30. Mai 1820 nicht zur Ausführung gebracht sei» wird, sowie für Truppen in Cantonnements, deren Dauer von voruhereiu aus einen 0 Mouate übersteigenden Zeitraum festgesetzt ist: ») Quartier für Mannschaften vom Feldwebel abwärts, K) Stal lung für Dienstpferde; 2, bei Cantoniruugeu von nicht län gerer als der zu l angegebenen oder von unbestimmter Dauer, bei Märschen und Commandos: ») Quartier für Offiziere, Be amte und Mannschaften; d) Stallung für die von deuselben mitgeführten Pferde, soweit für dieselben etatmäßig Rationen gewährt werden; «) das erforderliche Gelaß für Geschäfts-, Arrest- und Wachtlocalitäten. Zur bewaffnete» Macht im Sinne dieses Gesetzes sind zu rechnen: die Truppen des Norddeut schen Bundes und der mit ihm zu Kriegszwecken verbündeten Staaten, nebst dem Heergefolgt. Referent Stavenhagen (Randow) erläutert diese Fassung sub 1 dahin, daß damit die Entscheidung der Frage, inwieweit der Staat zur Erbauung von Ca sernen verpflichtet sei, nicht präjudicirt sei. Hierauf wird dieser Paragraph angenommen. Bei § 3, der so lautet: § 3. Der Umfang dcr Leistungen wird durch das ,nk l-itt. 2t anliegende Regulativ, die dafür vom Bunde zu gewährende Entschädigung durch den -ad Litt. v. anliegenden Tarif und bis auf Weiteres durch die »ad Litt. 0. anliegend« Klaffen- eintheilung der Orte bestimmt, dankt Abg. zur Megede der Commission ironisch für die große Nachgiebigkeit, welche sie allen Wünschen de- Bundes entgegengebracht habe. Dennoch müsse er sei nen Antrag aufrecht erhalten: „Vom Jahre 1872 unterliegen Taris- uud Klaffeneiotheiluna einer allgemeinen, aller 5 Jahre zu wiederholenden Revision/ Würde denn der Militärfiscus sich Groschen und Pfennige abdarben, um die Ouartiergeber besser zu entschädigen; würde er von selbst mit Anträgen um besser, entsprechendere Ouartiergeldentschädigungen kom men? Mit seinem Amendement würden die Quartier- gebcr nicht wieder 58 Jahre warten müssen, ehe die unzureichenden Sätze erhöht würden. Meyer (Thorn) für diesen Anttag. Die Entschädigung sei lächerlich klein, in Bromberg z. B. müßten die Ouartiergeber selbst nach den erhöhten Sätzen als Serviszuschüsse nicht weniger als 11,0(X>—12,0lX) Thlr. geben. — K 3 wird mit dem Anttag zur Megede angenommen. Der nächste Paragraph findet nach einer längern Debatte Annahme in folgender Fassung: 8 1. Der Bund ist berechtigt, gegen Gewährung der im 8 3, beziehungsweise im beigesügien Tarif bestimmte» Ent schädigung die Beschaffung der Quartierleistunqcn za verlange» und dazu alle benutzbaren Baulichkeiten in Anspruch zu uelx men, soweit dadurch der Quartiergeber in der Benutzung der für seine Wohnungs, Wirthschafts- und Gcwerbebetriebsbeoürfi niffc unentbehrlichen Räumlichkeiten nicht behindert wird. Be freit hiervon sind nur
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