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Dresdner Journal : 07.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186806072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-06
- Tag 1868-06-07
-
Monat
1868-06
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 07.06.1868
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.V 12S Sonntag, den 7. Juni. 1868. Zdmnu>»«M»»reisr: ÜL RvrTT, ÄuLÜH: ^IdrUvk: ülblr.—Hxr 1 ,. IS „ Üoo»tllod: — „ lb „ Li»»«Ia»rk»»»o«ro: 1 „ tritt ^RkrUok s ritlr. 8t,wi»«I»«l>IUir, »u»««rI»»N> a«» IZorLL. LullLv« kost vvä 8t,wp«I«a»okI»xki»»a. «»seratenpreisr: kür L«u «»»m elosr e«»p»It«ll«o 2«il«: 1 8xr. v»t«r „Linx«,»rlät" äi» L«U«: S 8xr. Trscheiarn: VlxUod, mit La,a»liw« Ler 8ooo ooL keiert»^», ^deuä, kür Leu kolxeoLeo 1°»U. Dres-nerAmimal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Instrattnaanahmt auswärt«: ko. L».»virirr»», OomwIistoLllr -' Le» vresäoer Lourool»; «denö»,.: H. Looi-o», kvooo koov; Lsiudurx Vieo - - Dorsi - krooirkort ». U.: 8n,»»„»,» « Vool.o«, Lerllo- Ooortvo'sed« Luekli., Rir»»»»»»-» Nur«»», 8vv0l.ru Lios»«; Vrem«»: L. 8c»i.o^»z Lr„I»a: l, 8r»»oo»i'» .^vuoneeudureou, L»»»«, 8io» L koovov; krooilkurt o.H.t Lxoooo'sek« Loobk.; LSI»: Xo. LLvooo», koris: Kovo», Inoooiio, Lvl.l.lo» L6o., (S, kloe« ä« la Sourse); ?roz: k». kuovie»', Laodiu; Visa: Xt.. Orrol.ru. Herausgeber: LLvixl. kopeäitiou ä«» Ore»Lo«r ^ourual», Dr«,L,u, Slarieoitr»»,, Iso. 7. Nichtamtlicher Theil. NebersichL. Tclegraphischr Nachrichten. » ZcitungSlchau. (Pariser und Berliner Blätter.) Tagr»grschichte. r,r»d«er Nachrichten. Statistik und volk»wirthsch«ft. Frequenz sächsischer Bader. Feuillrtan. Tagerlalendrr. Inserate. Virseuvach- richtrn. Beilage. Dretdnrr Nachrichten. Etatifi» und Volttwirthschaft. vermischtet. Eingesandte». Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 6. Juni, Nachmittag». (W. T B.) In der heutige« Sitzung de» Nrichttag» stand Ämttichrr Thrit. Dretden, 3. Juni. Se. Königliche Majestät haben den Fabrikbesitzer Romillv Otto Gottschald in Göl zern zum Friedensrichter im Amtsbezirke Grimma zu ernennen geruht. Bekanntmachung, die Benennung der Stadt Bautzen betreffend. Von den Vertretern der zeithcr verschiedentlich theils „Budissin", theils „Bautzen" genannten Stadt ist da rum nachgesucht worden, daß der letztern, zu Vermei dung der durch diese ungleichmäßige Bezeichnung ent stehenden Irrungen, inskünftlge nur noch der Name vautzen beigrlegt werden möge. Nachdem nun diesem Ansuchen mit Allerhöchster Ge nehmigung stattzugeben beschlossen worden ist, so wird Solches zur allgemeinen Nachachtung hiermit zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 3. Juni 1868. Ministerium des Innern. » Kostitz, Wallwitz. Forwcrg. Verordnung, Maaßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Die Gefahr der Einschleppung der Rinderpest hat sich in der Art gemindert, daß nunmehr eine fernere Erleichterung des Viehverkehrs cintrcten kann. Es soll daher von nun an bis auf Weiteres auch die Einfuhr des mittels Eisenbahn transportirten Rindviehs der ein heimischen Racen aus Bayern und den deutsch-öster reichischen Ländern nach Sachsen ohne Beibringung von Ursprungs- und Gesundheitszeugnissen wieder ge stattet sein. Die entaegenstehcuden Bestimmungen der Verord nung vom 27. Juni 1867 unter 2 und beziehendlich der Verordnung vom 1. April 1868 werden hiermit aufgehoben. Bei dem in der Verordnung vom 27. Juni 1867 unter 4 ausgesprochenen und durch die Verordnungen vorn 27. Juli und 22. August vorigen Jahres, sowie vom 1. und 25. April dieses Jahres aufrecht erhal tenen Verbote der Ein- und Durchfuhr von Step penvieh (ungarischem, podolischem und galizischem Vieh) hat es ferner zu bewenden. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden nach Z 8 fla. des Gesetzes, die Verhütung und Til gung der Rinderpest re. betr. vom 30. April 1868 (Ges.- u. Ver.-Bl. p. 264 flg.), bestraft. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern unverzüglich zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 2. Juni 1868. Ministerium des Innern. (gez.) von Nostitz-Wallwitz. Forwerg. Feuilleton. Mozart'« Oper« in neuer Partiturausgabe. Die Verlagshandlung Breitkopf L Härtel in Leipzig, welche sich durch höchst umfassende, der Ton kunst und den Werken ihrer Großmeister wahrhaft und pietätvoll dienende Unternehmungen auszeichnet, hat sich zu einer neuen correctcn, nach den noch vorhan denen Originalhandschriftrn kritisch rcvidirten Partitnr- ausAbe der Meisteropern Mozart'- entschlossen, die selbe seit lange vorbereitet und bereits Mit dem Er scheinen der Partitur des „Jdomenro" begonnen. Die Wichtigkeit und das dringende Brdürfniß sol cher Unternehmung stehen außer Frage. Denn Mo zart'- Opern gerade sind in Partituren — gedruckten und geschriebenen — verbreitet, die von größern und kleinern Fehlern wimmeln, und werden so überall fort und fort gespielt und gesungen und mit ruhigstem Gleich- muth dirigirt. Auf diese Thatsache sei später noch näher eingeaangen. Eine Revision derselben durch Vergleichung mit den Originalhandschriftrn möchte Vielen eine mehr nur mühsame al- musikalisch schwierige Arbeit scheinen. Dem ist indessen nicht so. Wir besitzen z. B. eine revidirte Ausgabe der Partitur der „Zauberflöte", deren Hcr- au-grber seine hohe Verehrung für Mozart aufs Glän zendste brthätigt hat, und gerade diese Partiturausaabe starrt von Fehlern, wie die Vergleichung mit der Ort- -tnalpartitur ausweist. Zu solcher künstlerischen Revision im weitesten Um fange der Aufgabe genügt nicht wärmste Hingebung an dir Sache, Gewissenhaftigkeit und rcspcctable In- trlliaenz. Es bedarf dazu eine- musikalisch umsichtigen Blicke-, der Vereinigung seltenen musikalischen Wissen» zu»ochst aus der Tagesordnung die Verathung de» Oll>r1ierlelstung»gesttzr«. Der Präsident ve» Bunde», kanzleramt», Delbrück, erklärte die Co»misstou»»or* schlage grißtentheil» für unannehmbar. Nach langer Debattr, wobei Abg. Stephani (Leipzig) die Commis« fiankautra^e empfiehlt, wurde der erste Paragraph mit einer geringe» Modlstcatia» angenommen. Der Grsammtrntwurf wurde mit sämmtlichrn «meudement» zur nochmaligen verichterstattung an dir Commisfion zurückvtrwitst«. Hierauf wurde da» schlrtwia - Hal, stkinsche Penfion»grsetz (vgl. unter „Tagesgeschichte") in drr Schlußabstimmung augeuommen. Wir«, Sonnabend, 6. Juni. (W. T. B.) Der Prinz Napoleon ist gestern Abend au» München hier eiagetrofir« nnd im Hotrl „zum Lamm" abgestirgr». In der gestrigen Abeudsitzung de» Abgeordneten« Hause« beantragte Varon Tinti eine Nrsolutian, da« hin gehend: Da» nächstjährige Budget derart obzusas, srn, daß da» nach Abzug der Coup-nstruer und dr» Unifiealioubergebnifit verbleibende Deficit au» Milt« tarersparnisscn gedeckt werden könne. (Ein Telegramm der „Boh." berichtet über diese Abendsitzung des Ab geordnetenhauses: Reckbauer spricht als Generalredner für die Minorität. Er tadelt heftig die Militärwirth- schäft. Tinti befürwortet eine Resolution : die Regie rung wolle allen ihren Einfluß aufbieten, damit schon das nächstjährige gemeinsame Budget, insbesondere das Militärbudget, so herabgemindert werde, daß der nach der Couponsteucr verbleibende Rest des Deficits mög lichst verschwinde. (Zahlreich unterstützt.) Banhans als Referent der Minorität widerlegt in umfassender Weise die Gründe der Majorität unter lebhaftem Beifall Morgen Fortsetzung.) Florenz, Freitag, 5. Juai, Abend«. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung drr Deputirtenkammer beantragte bei Brrathung de« Einko«meustr«rrgrsktzr» der Finanz- Minister Gras Cambroy-Digvtz, daß die im Auilande befindlichen, auf den Namen drr Jnhabrr lauteadnr Reatentitrl steuerfrri blribrn. London, So»«abrnd, 6. Juni. (W. T. B.) Die irische Su»penfiau»bill hat den Conuts Pasfirt und wird vorau»fichtlich keine Opposition in dritter Lesung finden. Konstantinopel, Freitag, S.Juui. (Corr.-Bür.) Die Pforte rrhirlt rin Delegram«, welche» die ve« schlagoah«« von 41 au» Rußland kommeude» »affrn- kistr« durch da» Trapez»«ter Zollamt meldet. — Der Sultan stellte da» Palai» von Huvkiar Stelrsfi de« Prinzen Napoleaa zur Verfügung. — Der Virekänig von Arghptrn wurde gestern da« Snltan r«pfangrn. Dresden, 6. Juni. Zwischen Berlin und Paris hat sich in den letzten Tagen wieder einmal ein ziemlich gespanntes Verhält- niß gebildet, glücklicherweise nicht zwischen den beider seitigen Regierungen, sondern bis jetzt nur zwischen der Pariser und Berliner Presse. Wie es scheint, wird diese Spannung, wie schon öfter, so auch diesmal ohne weitere tiefgehende Folgen verlaufen, wir wollen aber doch nicht unterlassen, unsre Leser etwas näher mit derselben bekannt zu machen. Drr telegraphisch erwähnte Artikel der „Patrie", in welchem dieselbe gegen die provocirendc Sprache der Berliner Zeitungen Frankreich gegenüber polemisirt, liegt heute vollständiger vor. Das für officiös gel tende französische Blatt schickt voraus, daß es bei sei nen Angriffen nicht die preußische Regierung, sondern lediglich die Berliner Presse im Auge habe, und dehnt seine Polemik auf alle jene Berliner Blätter aus, welche behauptet haben, der König von Preußen hätte in der zum Schluß des Zollparlaments gehaltenen Rede keine Anspielung auf den Prager Friedensverttag gemacht. Die „Patrie" nennt diese Auslegung „germanische Me taphysik, Provocation und Händelsucht"; dann fährt sie fort: „Aber wir möchten die preußischen Blätter, welche gegen Frankreich einen so bissigen Hochmuth affectiren, doch , fragen, welchen Vortheil sie dabei finden, den Dialog zwischen den beiden Völkern zu so aggressiven Ausschreitungen zu treiben. Sie können sich doch nicht in der sonderbaren Idee wiegen, uns Furcht zu machen. Der kürzlich veröffentlichte Bericht des Marschalls Niel über das Chassepotgewehr kann ihnen hinlänglich be weisen, daß wir für alle Herausforderungen versehen sind. Andererseits ist es positiv, daß die Beziehungen der beiden Negierungen sich bis jetzt auf dem besten Fuße erhalten haben. Dieser Herd von Anschuldigun gen hat sich also außerhalb und gewissermaßen neben der preußischen Regierung gebildet. Diese unversöhn lichen deutschen Patrioten müssen gleichwohl daran er innert werden, daß, wenn seit den Ereignissen von 1866 irgendwo Mäßigung und Kaltblütigkeit, diese un bedingt airf Seite der französischen Regierung zu fin den waren; ja, man darf sich sogar nicht verhehlen, daß die kaiserliche Regierung, indem sie unverbrüchlich diese reservirte Haltung bewahrte, mehr als einmal Ge fahr lief, die sehr empfindliche Fiber des französischen Pattiotismus zu verletzen. Das sollte man wissen und dem sollte man Rechnung tragen jenseits des Rheins." Die Berliner Blätter haben sich mit diesem Ar tikel der „Patrie" bis heute nur knrz befaßt. Die ministerielle „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" hebt hervor, daß ihre Bemerkungen, auf welche die „Patrie" Bezug nimmt, der Beurtheilung gegolten, welche der „Constitutionnel" der Zollparlamcntsthrou- rede habe angcdeihen lassen, und fährt dann fort: „Es ist uns indessen nicht wohl begreiflich, wie in diesen Bemerkungen eine Provocation des französischen Na- tionalgcfühls liegen soll. Dieselben hatten lediglich den Zweck, der Auffassung des „Constitutionnel" gcgen- -über das dem deutschen Volke in Artikel 4 des Prager Frirdensvcrttages ausdrücklich garantirte Recht einer „nationalen Verbindung" zu wahren. Es ist im Geßen- theil Deutschland, welches sich darüber verletzt zeigen könnte, wenn man, wie aus dem Artikel der „Patrie" hervorzugchen scheint, ihm dieses Recht streitig machen will. In dieser Hinsicht ist jedenfalls die Enthüllung der „Pattie" seltsam, daß der neuliche Bericht des Marschall Niels über die französische Bewaffnung eine Antwort auf die, während der Session des Zollparla ments hervorgetretenen Kundgebungen, die Einigung Nord- und Süddeutschlands betreffend, habe sein sollen. Und noch seltsamer ist es, wenn das französische Blatt ^*z« Vlnttv«« ans die Mag« «iiug«r deutscher Blätter über den französischen Chauvinismus plötzlich auch einen deutschen Chauvinismus in Scene setzen will. Tas Wesen des Chauvinismus besteht in der beabsich tigten aggressiven Einmischung in die inncrn Angele genheiten eines andern Landes, eine Einmischung, welche in Deutschland Niemand beabsichtigt, während Jedermann das Recht beansprucht, daß Deutschland seine nationalen Angelegenheiten selbst besorge, ohne Einmischung, ohne Rathschlägc des Auslandes. Wenn die „Patrie" es eine Provocation nennt, daß deutsche Blätter diesem Nationalgesühl Ausdruck geben, so be dauern wir, dies nicht ändern zu können, während wir sonst stets die Ersten waren, wirklichen Pro- vocationen, von welcher Seite sic auch kommen mochten, entgegenzutreten und sie zu beklagen." — Die „Neue Preußische Zeitung" beschränkt sich auf eine Bemerkung ihres Pariser Correspondenten, welcher sagt: er würde das Gerede der „Patrie" gar nicht erwähnen, „wenn dem osficiösen Blatte nicht dabei das Gcständniß entschlüpfte, daß die Veröffent lichung des Berichts des Kriegsministers Niel über das Chassepotgewehr eine Antwort auf die Manifestation der deutschen Unitarier in und außerhalb des Zvllpar- laments gewesen sei. Ist dies wirklich der Fall, dann hat der Marschall Niel — sein Pulver vergebens ver schaffen; denn seine „Antwort" hat die Berliner Blätter nicht abgehalten, den Franzosen zu erklären, wie der vierte Artikel des Prager Friedens zu verstehen sei — eine Erklärung, die hier (in Paris) einen viel gründ- lichern Eindruck hervorgcbracht hat, als man es cin- zugestehen für weise und angemessen hält". — Die „Na- sinnlicht; daß sie mi? dankbarster Sorgfalt geschrieben, selten Correcturcn zeigen und in Allem, was sich auf Vortrag bezieht, in den dynamischen Bezeichnungen, in Angabe der Bogenstriche, in allen die Ausführung und Intention veranschaulichenden Zusätzen so peinlich genau sind, wie das kein Componist vor oder nach Mozart erweist. Folgen wir in gekürzter Fassung der weitern sehr richtigen Erklärung hierüber, die I. Rietz in seinem Vorwort zur Partitur de« „Jdomeneo" giebt. Die Mozart'schen Opernautographen wurden nie bei Aufführungen zur Direction benutzt. Sie wurden zuvörderst nicht durch den Druck, sondern durch Copien — und vielfach unerlaubte — verbreitet, die entweder gar nicht oder nur oberflächlich nach dem Original revidirt waren. Zweiten- glaubte sich überhaupt nach herkömmlichem Zunftbranch jeder Kapellmeister berechtigt, selbst in den Werken der größten Cvmponistrn abzuändcrn, was ihm gerade nicht gefiel, oder was er nicht begriff — zwei GelegenheitSfälle, die bet manchen Operndirigentcn sehr zahlreich wurden. Beweise dafür reichen sogar bi- zur Gegenwart. Solche Willkürlichkeiten eines gewaltsamen Orchesterleiters verbreiteten sich durch Abschriften drr Partituren, gingen auch — da der Vergleich mit den Originalhandschriftrn nicht wohl zu rrlangen war — im guten Glauben in gedruckte Ausgaben über. Ein spätere- Säubern van solchen Abweichungen und Fäl schungen scheiterte gewöhnlich selbst nach unabwei-lich gewonnener besserer Einsicht, an kapellmeisterlichrr Gleich- giltiakett, Trägheit und Amtsrechthaberei. Hinsichtlich der Verwirrung in den Vortraa-bezrich- nungrn ist noch ui erwägen, daß Mozart in seinen An forderungen drr Lristung-fähigkrit drr damaligrn Or chester vorau-gerilt war. Da nun die »»»übenden Spieler und Dirigenten im Allgemeinen für solch« mit erfahrner Meisterschaft in der musikalischen Praxis; es bedarf einer gründlichen Kenntniß der Open: Mo- zart's und seiner Jnstrumentationsweise, eines vor- urtheilsfreien geistvollen Urtheils und feiner Empfin dung für die musikalischen Detail-. Endlich ist zur Lösung der gestellten Aufgabe die Eigenschaft zweifel los anerkannter und gerade auch in dieser specicllen Thätigkeit erworbener Autorität unumgänglich nöthig, um den Operndirigentcn und den Handwerkern in der Kunst die bequeme Zuflucht der konservativen Bedenken und Zweifel zu entziehen. Herr Hofkapellmeister ve. Julius Rietz hat dir Ar beit der Revision uud die kritische Rrdaction des Gan zen übernommen. Man darf sagen, daß diese von der Vcrlagshandlung einsichtsvoll getroffene Wahl zugleich die einzig gebotene war. Ein Verschweigen dieser Wahr heit würde unsre Zeit nicht reicher an musikalischen Capacitäten machen, welche — abgesehen von dem be deutenden und ehrenden Antheil, den die Verlag-Hand lung selber daran hat — eine gleich sichere Garantie gewähren, daß diese Ausgabe mit vollkommener Be herrschung der mannichfachen Arbeit, mit ernstester Gründlichkeit und reinstem Enthusiasmus für die Kunst gefertigt ist und eine bi- in- kleinste Detail gehende Correcthcit darbieten wird. Die erwähnte ungeahnte Menge von Fehlern und Willkürlichkeiten in den üblichen Partituren der Opern Mozart'- wird den Laien in Erstaunen setzen. Um so mehr, wenn er gehört hat, daß die Handschriften diese» gottbranadrten Genius, der bi» zu seinem 36. Jabrc über MO Werke schuf, die »um größten Theile eine Quelle lautersten Genüsse» für un» blieben und blei ben werden, auch im Aeußcrn wahr« Musterbilder sind; daß ihre Sauberkeit, ihr« feste, zierliche und rein liche Schrift in anmuthigster Weise sein Schaff«« ver- tional-Zeitung" bemerkt zu dem Artikel des fran zösischen Blattes: „Man scheint danach in Frankreich fast zu glauben, daß mau ein Monopol für nationale Empfindlichkeit besitze; man nimmt cs gewaltig übel, daß die deutsche Nation nachgerade anfängt, etwas auf ihre Ehre und Integrität zu geben. Wir drohen hier Niemandem; wir glauben uns aber im Rechte zu be finden, wenn wir auf Drohungen, von welcher Seite sie auch immer ausgehen und in welche Form sie sich hüllen mögen, mit der bescheidenen Bemerkung erwi dern, daß die Furcht bei uns keine Stätte finde." — Die Berliner „Börsen-Zeitung" aber sagt: „Wenn das officiösc Blatt die „Mäßigung" der französischen Regierung Deutschland gegenüber rühmt, so klingt da» beinahe, als ob Frankreich Schonung gegen uns geübt hätte; eine solche Erklärung des Verhaltens der kaiser lichen Negierung ist genau ebenso berechtigt, wie wenn wir Deutsche dasselbe durch Furcht erklären wollten. Die Wahrheit liegt eben in der Mitte; das Bewußtsein von den unberechenbaren Folgen eines frevelhaften Frie- densbruchcs und das Gefühl der Jsolirtheit hat das französische Gonvernemcnt von verwegenen Schritten, zu welchen es nicht im Geringsten provocirt war, ab- gchalten." Von den neuesten französischen Blättern tritt namentlich der „Siscle" heftig gegen Preußen und vor Allem gegen die „Kreuzzeituna" auf. „Wer ist denn jene französische Presse, welche erklärt oder er klärt hat, daß die Entwickelung Deutschlands nur mit der Genehmigung Frankreichs vor sich gehen dürfe? Ist denn Frankreich, das Italien wieder cmporgehoben hat, ein Feind der Nationalitäten? Nein, es wünscht ein freies Deutschland, wie es ein freies Italien ge wünscht hat. Allein, die „Kreuzzcitung" wird Niemand alauben machen, daß die militärische Angriffsmacht Preußen und die Widerstandsmacht D'Utschland eine und dieselbe Person seien. Wir haben Pflichten gegen Deutschland, wie gegen die andern uns verbrüderten Völker, allein, wir haben keine der preußischen Er oberung gegenüber. Die Freunde Preußens verwech seln zu sehr die Eroberer mit den Eroberten, die preu ßische Regierung mit den Deutschen. Wenn sie wollen, daß der öffentliche Geist in Frankreich sich weniger um die Unternehmungen Preußens kümmere, so sollen sie diesem anempfehlcn, nicht so schnell Alles an sich reißen zu wollen." — Der „Avenir national" meint, es sei auffallend, daß gewiss« osficiöse französische Journale fö heftig gegen die Berliner Presse lo-zögen. Dadurch werde die Ruhe nicht vermehrt oder erhalten. Die „Kreuzzeitung" lege mehr den Stolz und den Haß der Junker, als der deutschen Nation an den Tag, und sie verdiene darum keine so große Beachtung, daß man über ihr die Aufgabe, für die innere Freiheit zu wir ken, außer Augen lassen dürfe. Wir schließen hieran einen Artikel, den wir in der neuestenNummerder „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung " finden und welcher einem freundnachbarlichen Zusammengehen Preußens und Frankreichs in wohl- thuender Weise das Wort redet. Das ministerielle Berliner Blatt schreibt nämlich: „Der „Constitutionnel" spricht sich mit Genugthuung über die Auffassung aus, welche wir den Ansprachen des Kaisers Napoleon wäh rend seiner Anwesenheit in Rouen angcdeihen ließen, indem wir dieselben geeignet fanden, die Friedlichkeit der Situation von Neuem zu verstärken. Wir können uns nur freuen, wenn wir uns in dieser Auffassung, welche wir stets vertreten haben, mit den hervorragen den Organen der französischen Presse immer wieder begegnen, und stimmen gern in den Wunsch de» „Con- stitutionncl" ein, jede unnöthig aufreizende Polemik, welche jene Auffassung trüben könnte, vermieden zu sehen. Von den in der letzten Zeit zwischen der hiesi gen und der französischen Presse gewechselten Aus lassungen über die deutschen politischen Verhältnisse wollen wir eine solche Trübung um so weniger befürch- tcn, als sie im Grunde auf beiden Seiten wohl als Ausflüsse eines Patriotismus anzusehen waren, welcher an letzter Stelle das Wünschenswerthe eine- freund- Fcinheiten des Vortrags weder Verständniß noch Wür digung hatten, so konnten die Copisten sich um so weniger gemren, die k, »k, p rc. beliebig zu verrücken, und die Bezeichnung der Bogenstriche zu vernachlässigen. Unter so allgemeiner Mißpflege und zugleich unter dem Schutze Mozart'scher allgemeiner Schönheit u. Euphonie wuchsen die Verstöße gegen die Correcthcit in gedeih lich fortschreitender Confusion; ja bi- zum Komischen. Denn es ist doch komisch, daß z. B. der erste Accord der Ouvertüre zum „Don Juan" in den Violinen unrichtig ist: indem in beiden die 0-Saite mit an geschlagen werden soll, wodurch in beiden drr Accord dreistimmig wird. Noch ein anderer Gegenstand, die Meinungsver schiedenheit über die sogenannten Vorschlagsnoten oder Vorschläge wird durch Rietz's Ausführung und Aus spruch hoffentlich endgiltia beigrlegt: daß Mozart näm lich den Vorschlag, wie alle seine in italienischer Schule gebildeten Zeitgenossen, stets so notirt hat, wie er auS- geführt werden soll. Aber neben dem rein musikalischen Theile mußte auch den Texten eine umfassende Revision und Be arbeitung gewidmet werden. Diese übernahm Herr Adv. C. Niese, der voll warmer Liebe zu dieser Auf gabe, mit geschmackvoller Auffassung und specieller Kenntniß der Mozart'schen Gesana-musik schon mehr fache derartige Vorarbeiten gemacht hat. Wir verdan ken ihm bereits sehr gelungene, am k. Hoftheater hter eingeführte Trxtumgestaltungen Mozart'scher Opern. E» war nothwcndig, au» den deutschen Texten di« will kürlichen Veränderungen au-zuscheid«n, die italienische« Texte von zahlreichen Korruptionen zu befreie«. Die Mängel und Widcrsinnigkeitrn in den üblichen Ueber- setzungen drr letztern, welche Rhythmus und Moodie ost verändern, dnrch Trivialität verletzen, völlig un.
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