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Dresdner Journal : 11.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186806113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-06
- Tag 1868-06-11
-
Monat
1868-06
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1868
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-V I:i2. DommStag, »c» II. Juni. ItzWWWWMMHM» «krliek: «1^.- ZjMrU°l>- I ., » ,, »»»»»Ilev: — - lb „ I»»»««» tritt ^»Lilick > rvlc. 8t»i»»«lG«bahr, «m»«rli»Id L«, «vr^ v»»ä«» P«M» »»ä 8t«»p«l»»»»U»rvi»»». »^cr»tr«»rrts«: k^r ck«ll 8»«» «w«c -»»p»It«o«v I Assr v»wr ät. L«U«: » »«r »rfttzet««: TA^U«K, mit äer Soo» ooä kvt»«r»L«, tür S,o kolUoo^oo V«s- Dres-nerImmml Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. rnserattnannahme allrwäri»: k». L«^«i>»r»rr»», Lomminivotl' — äs» Orciäasr ^oarvLlsz »dsoä»,.: 8. k»oi.i», kvom ko»r; L»»idoxb S*cU»- Vi«o-l.«ipiib-8»»«l-br»iilttiu« ». U.: I!n,»,,ni, » Voo^i», L«rll»: Osocrvc'ceks Lueiik., Rir»»«»»»'» Lor«»o, kvook.ro Uo»»i; vr«m«o: k. kvol-orroz Ir««I»a: l.. 8rmoL»'i Xnooveevdurenii, L koovov; knuitLart H.H.: Itnorn'soke Luelik.; Löla: Xv. 8tv«»m, k»ri«: kLVL», I.^rriro, 8vl.k.i», LOo., (8, kl»o» äv I» Lourcs); kru^: k». koovroo'» Lucdti.; Vi«ri: Xr.. Orrir.ro. qerausgtdrr: KLvixl. kopräitioo ä«» Vrerävsr ^ouro»!», Vresärv, Ll»ri«v»tr»»«s ko. 7. Amtlicher Theil. Drehte», 9. Juni. Ihre Majestät die Königin Elisabeth von Preußen sind heute Nachmittag 4 Uhr von Pillnitz nach Sanssouci ab-ereist. Bekanntmachung. Nachdem nach einer dem Justizministerium erstat teten Anzeige das Notariatssiegel de- im Jahre 1838 als Notar immatrikulirten verstorbenen Advorat Friedrich August Schneider in Leipzig verloren gegangen, we nigstens in dessen Nachlasse nicht vorgestlnden worden ist, so wird dies hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, am 8. Juni 1868. Ministerium der Justiz, vr. Schneider. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Nebersttht. Telegraphische Nachrichten. rsgergtilbichke. Berlin:Reichstagssitzung. VomBun- deSrathe. Tagesbericht. — Breslau: Weiterbau der Mtchaeliskirche. — Bremen: Arbeiterstrike. — Weimar: Vom Hofe. — Koburgund Gera: Land- tagsverhandlungen. — Hamburg: Ans der Bür gerschaft. — München: Dementi. Versorgungs anstalt für Beamtenwaisen. ZumProceßChorinsky.— Stuttgart: Abgeordnetenneuwahlen. Jubelfeier der Akademie Hohenheim. — Wien: Vom Reichsrathe. — Prag: Eonsistorialerlaß. — Paris: Ministe rielle Circulare in Preßsachen. Agitationen in Luxemburg. — Dern: AuSlieferung-angelegenheit. — Rom: Conststorium. — Stockholm: Minister- krisiS erledigt. — St. Petersburg: Vom Kriegs schauplätze in Centralasten. — Aus Bulgarien: Slawische Legion. Aufstände in Bosnien. — Washington: Aus der neuesten Post. »rueanuuaen, »ersetz»«,«, ,e. i« Synttl. Dienste. Lrr«b« r Nachricht«,. Prsvivzioliiachrichte». (Frankenberg.) Statist» ,«d Volkrwirlhschaft. Aeaileta». Dagetkalender. I«s«ate. virsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. »erli«, Mittwoch, 10. Juni, vormittags. (Tel. des „DreSdn.Journ.") Se. Majestät der König stattete gestern dem Gräfin Bismarck einen Besuch ob. Die Gesundheit de« Grafen Bismarck, welche sich etwas gr- teffert hat, gestattete demselben einen kleinen Gpazirr- ganA im Garten. Die «rrzte rathrn baldige Luft veränderung. Berlin, Mittwoch, 10. Juni, Mittags. (Tel. des „Dresdn. Journ.") In der heutigen Sitzung des Reichs tags entwickelte bei Fortsetzung der verathung über den Vunvrshaushalt General-a-direetar v.Philipsborn den Pasteiat und wie« die Gründe «ach für de« Aus fall von 800,000 Thlr. in diesem «tat. Aba. Becker beklagt die Erhöhung des Portos. Stephani schildert die Unzufriedenheit im Königreiche Sachsen wegen der Erhöhung des Portos und bittet um Herstellung des alten Portos für dichtbevölkerte und engverbundene Ortschaften. Geueralpostdirector v. Phi - lipsborn bezeichnet dies Verlangen als ein unge setzliches. Berlin, Mittwoch, 10. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Der Reichstag fuhr heute iu der Sprrialbr- rathung de« Bundeshaushalts fort und genehmigte den Postetat sowie de« ZritungSverwaltungsetat. Abg. Stephani (Leipzig) bedauerte, daß die ge hoffte Entschädigung für die Erhöhung des Portos ausgeblieben sei. Generalpostdirector v.Philipsbornverhieß mög lichste Einschränkung der Portofreiheiten. Ein Antrag Waldeck's auf Gehaltsbesserung der untersten Postbeamten wurde abgelehnt. Wien, Dienstag, 9. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordvetenhauses wurde« angenommen: der Gesetzentwurf, betreffend den verkauf von Staatsgütern (vergl. unter „Tages- geschichte"), unverändert nach den Anträgen de« Aus schußes; der Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer schwebenden, durch den Staatsgüterverkauf bis Ende 1809 zu tilgenden Schuld von 20 Millionen Gulde«, in dritter Lesung; der Gesetzentwurf, be treffend die Erbfolge in den Bauergütern; endlich der österreichisch-britische Schifffahrtsvertrag. — Der Prinz Napoleon wohnte der Sitzung bei. Paris, Dienstag, 9. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser hat heute vormittag dem Ministrrrathe präsidirt und ist um 4 Uhr Nachmittags nach Fon tainebleau abgereist. Der preußische Botschafter, Graf v. d. Goltz, reist nächsten Sonntag zur Lur nach EmS. Brüssel, Dienstag, 9. Juni, Abends. (W.T.B.) Das Resultat der Deputirtenvahlrn ist jetzt rndgiltig bekannt. Die Liberalen haben zwei Stimmen gewon- «r«. Die Rrprösentantenkammer besteht gegenwärtig an» 74 Liberalen und 50 klerikalen. . Tagesgeschichte. v Berlin, 9. Juni. Die Specialdebatte des nord deutschen Bundcsetats, in welche der Reichstag heute nach Genehmigung des mit Luxemburg abgeschlossenen Trlegraphenvertrags eintrat, verbreitete sich über mehrere Gegenstände von allgemeinem Interesse, worüber der ausführliche Bericht das Weitere enthält. Von hoher Bedeutung war namentlich die Beantwortung einer An zahl Anfragen des Abg. v. Kirchmann durch den Prä sidenten des Bundeskanzleramtes. Von weiterer Be deutung war der Beschluß des Reichstags, den Marine etat heute nicht zu berathen. Nachdem nämlich gestern die Nationalliberalen in so unzweideutiger Weise zu erkennen gegeben, wie sehr ihnen die weitere Entwicke lung der Marine am Herzen liege und nachdem sie gestern Abend in einer Versammlung cs zur Frage des Verbleibens innerhalb ihrer Partei gemacht haben, je dem irgendwie gearteten Auswege zuzustimmen, welcher die Zukunft der Marine sicherstem und der sie anderer seits vor einem offenen Widerruf ihres Beschlusses vom 22. April sichert, so verlautete heute allgemein und wurde auch vom Präsidenten v. Delbrück bestätigt, daß noch eine Vorlage vom Bundcsrathe zu erwarte» sei, welche zur Entwickelung der Marine eine Anleihe von 10 Millionen verlangt. Dieselbe würde zwar nicht, so heißt cs, unter das Bundcsschuldengcsrtz fallen, aber doch insofern Garantien für pflichtgctreue Ver waltung im Sinne der Majorität vom 22. April bieten, als sie unter die Verwaltung der entsprechenden preu ßischen Nechnungs- u. Schuldenbehörden gestellt würde und als zugleich die Einwilligung des Reichstages zu etwaigen Convcrtirungcn in der Vorlage zugestanden würde. Da sich nach dieser Lage der Dinge der ganze Marinectat ändert, so setzte man ihn von der Tages ordnung ab. Als Commissarc des Bundesrathcs fun- girten: Staatsminister v. Friesen, Präs. v. Delbrück, Geh. Rath vr. Weinlig, v. Thümmel, v. König, Hof mann (Heften) u. A. — Zunächst referirt Abg. Bail über den Telegraphenvertrag zwischen dem Nord deutschen Bunde und Luxemburg. Derselbe gewährt dem Publicum alle die Vortheile des deutsch-österreich- schcn Trlegraphenvertrags und wird ohne Debatte vom Reichstage genehmigt. Nachdem die Wahl des Aba. Harkort, die früher beanstandet gewesen, jetzt geneh migt worden ist, tritt man in die Specialdebatte des Bundeshaushalts. Cap. I betrifft das Bun deskanzleramt. Hierfür werden 178,350 Thlr. gefor dert (107,800 Thlr. mehr als für 1868). Die ein leitenden Worte hierüber spricht Präsident v. Delbrück: Am vorigen Reichstage habe ich den Geschäftskreis des Bundeskanzleramtes näher bezeichnet. Der Etat dieser Behörde ist in ganz eminentem Sinne ein vor- läufiger, da sich nicht übersehen läßt, welche Anforderungen an diese Behörde gestellt werden. Ich habe meinen damaligen Aus führungen nur Weniges hinzuzusetzen. Die Bundespost- uud Bundestelegraphenverwaltung bilden jetzt Abtheilungen des Bundeskanzleramtes; die Bundesconsulate sind bedeutend ent wickelt worden, der Abschluß einer Anzahl handelspolitischer Verträge zwischen Preußen, resp. dem Bunde und dem Zoll verein mit auswärtigen Staaten ist durch das Bundeskanzler amt geschehen. Ein neuer Zweig seiner Thätigkeit ist die Kenntnißnahme des Eisenbahnwesens und die Oberaufsicht da rüber, soweit sie nach der Verfassung dem Bunde zustcht. End- lich sorgt das Bundeskanzleramt für Ausführung der Bundes- geietze, namentlich des Bundeshaushalts. Die persönlichen und Sichkraste sind verstärkt worden. Der Dispositionsfond in dieser Position dient zu den Ausgaben für die jetzt tagende Commission zur Bcrathung der Proceßordnunz, der EnquSte über das Hqpothekenwesen u. s. w., sowie zu Vorarbeiten für gemeinsames Strafrecht und Strafproeeßordnung. Abg. v. Kirchmann interpellirt, welche Stellung der preußische Kriegsmmister zum Bundeskanzler einnehme, ob der Bundesmilitäretat ebenso streng wie früher der preußische Mi- lüäretat vom Finanzministerium geprüft sei, wie die Verwal tung im preußischen Kriegsministerium sei, wer die Entschei dung abgebe, der Bundeskanzler oder der Kriegsminister, ob die Stellung des Militärcabioets jetzt noch dieselbe absoluti stische sei, wie vor der Gründung des Norddeutschen Bundes, welches endlich der Jnstanzenzug bei eingehenden Beschwerden sei? Ob Immediatgesuche an den Bundesfeldherrn, an den Kriegsminister oder Bundeskanzler abzugeben seien? Süddeutsch land fürchte gerade den Absolutismus der preußischen Militär verwaltung; darüber möge eine beruhigende Erklärung gegeben werden. Endlich wünscht er Auskunft über den Gesundheits zustand des Herrn Bundeskanzlers. Wenn nach den beunruhi genden Zeitungsnachrichten wirklich der Bundeskanzler sich meh rere Monate von den Geschäften enthalten müsse, so reiche die bisherige Bestimmung, daß er sich schriftlich vertreten lasten könne, nicht aus. Redner wünscht zu wissen, ob die gewöhn liche schriftliche Substitution des Bundeskanzlers aus längere Zeit verfassungsmäßig sei und wer dann die Verantwortlich keit des Bundeskanzlers trüge? Unter allgemeiner Stille erklärt Präsident v. Delbrück: Gestern antwortete ich bereitwilligst auf alle Anfragen, die Ge genstände der Beschlußfassung oder der Vorbereitung für die Beschlußfassung des Reichstags bildete». Heute kann ich nicht in gleicher Weise in Bezug auf die vom Abg. v. Kirchmau» an- geregten Fragen verfahren. lBewegung. Hört, hört! links). Der Bundeskanzler hat in der letzten Session auf das Bestimm teste erklärt, daß er die ihm durch die Verfassung übertragene Verantwortlichkeit im vollsten Umfange übernehme. Er hat bisher dieser Erklärung vollständjg Folge geleistet. Welche Mittel er cinschlägt, im Einvernehmen mit den Herren Reffort- chcfs, mit denen er dabei in Einvernehmen zu treten hat, um diese Verantwortlichkeit wirklich tragen zu können, das würde, wie ich glaube, einen Gegenstand der Discussion insofern bil den, wenn cs daraus ankäme, die Mittel zu bewilligen, die nöthig sind, um durch persönliche oder sachliche Einrichtungen diese Verantwortlichkeit zu realisiren Ich erkenne an, daß das Bundesrcglement zu den Organen für diese Zwecke gehört, ich glaube aber nicht, daß eine Verpflichtung hier vorliegt, die De tails der innern Organisation darzulegen, die Details, die blos dazu führen, die Einrichtungen klarzustellen, die im Innern der Verwaltung getroffen sind, um die Zwecke der Verwaltung in der entsprechenden Weise zu verwirklichen. Auch bei dem Militäretat findet z. B. eine Mitwirkung des Bundeskanzler amts statt. — Was die Frage betrifft, wie der allerhöchste Bun- desfeldhcrr in Bezug aus Armeeangelcgenhciten seine Entschlie ßungen faßt und vorbereitet, so gehört das auch nicht hierher. — Was endlich die Frage anlangt, die an den jetzigen leibenden Zustand des Bundeskanzlers geknüpft wurde, so habe ich mich daraus zu beschränken, daß, wenn im Fall der Entfernung des Bundeskanzlers deshalb Anordnungen zu treffen wären, diese Anordnungen ausschließlich die Sache des allerhöchsten Bundes despräsidiums sein würden und daß ich nicht in ber Lage bin, darüber Etwas zu äußern. (Bravo rechts. Bewegung links.) Damit ist die Generaldebatte über dieses Capitel geschlossen. Uebergegangen zur Specialdebatte bean tragt Graf Frankenberg, jährlich 6000 Thlr. als Unterstützung für das germanische Museum auf das Ordinarium des Etats zu setzen. Präsident v. Delbrück ist gegen diese Unterstützung, die derBundcsrath schon früher abgelehnt habe, weil er zu derartigen Gegenständen nicht competent sei. Auch der Beitrag zur Expedi ¬ tion zur Beobachtungder Sonnenfinsterniß sei nicht als Präce denzfall anzusehen. Bei der Entscheidung hierüber hat man ge fragt, ob die im Bundcsrathe vertretenen Staaten sich ent schließen wollten, diese Subvention zu geben und dre dafür erforderlichen Beträge nach dem Maßstabe von Matricularbei- trägen auszubringen. Und da sich sämmtliche Staaten einstim mig dafür erklärt, so hat man das Geld verwilligt. Aber hier handelt es sich um eine fortlaufende Ausgabe, dte ich um so mehr abzulehnen bitte. Abgg. Frhr. v. Rabenau und Twestcn bedauern diese Antwort. Letzterer wünscht jedoch eine andere Formulirung des Antrags. Präsident v. Delbrück erwähnt, daß der frühere Bundes tag geradeso verfahren sei, wie der Bundesrath in der Sonnen - finsternißsrage. Was die von Twesten angeregte Frage der Unterstützung des deutschen Rechtsschutzvereins in London an laugt. so haben zwar Erkundigungen stattgefunden aber es hat sich gezeigt, daß die Organisation des betreffenden Vereins keine Garantien dafür biete, daß ihm die Regierungen Geld anwci- sen könnten. Die respektabelsten deutschen Firmen in London hielten sich von diesem Vereine fern. Abg. Gebert (Sachsen): Obwohl die Erklärungen des Präsidenten des Bundeskanzleramts keine günstige Diagnose stellen und obwohl es sich um eine dauernde Belastung des Budgets handelt, so erkläre ich mich doch für den Antrag, der einen Gegenstand von allgemeinem deutschen Jntereffe betrifft. Es handelt sich nicht darum, sich auf die Grenzen des Nord deutschen Bunde- zu beschränken und darin seine Pflicht zu er füllen, sondern die Liberalität walten zu lasten. Daß das ger manische Museum für deutsche Cultur, Geschichte, Literatur, An tiquitäten, Erinnerungen rc. von hoher Wichtigkeit ist, daß es mit der Zeit ein Material von Forschungen der höchsten Bedeutung enthalten wird, bestreitet Niemand, der dasselbe je gesehen. Es ist die Kompetenzfrage betont worden. Meine Herren! Ich gehöre zu Denen, die unbedingt auf die Eompe- tcnz sehen, die sich seder Competenzüberschreitung widersetzen. Allein die Competcnz tritt nur ein, wo sichs um Verpflichtun gen, etwas zu leisten handelt, um Forderungen zu bewilligen, die auf Grund rechtlicher, aus dem Bund geschöpfter Ansprüche gestellt werden. Davon ist hier nicht die Rede. Es handelt sich darum, dem germanischen Museum gegenüber eine allge meine deutsche Ehrenpflicht zu erfüllen Dem Bundcsrathe werden doch hierzu Mittel zu Gebote stehen, wenn auch viel leicht nicht gerade in der geforderten Weise. Man hat den Main oft eine Kohlenstation genannt, man hat gesagt, wir sollen die süddeutschen Brüder in unsre Mitte führen. Ver suchen wir, wenn wir es auf materiellem Wege noch nicht zu Stande gebracht haben, wenigstens geistige Anknüpfungspunkte zu erhalten. Parzelliren wir nicht die deutschen Erinnerungen, sondern seien wir großdeutsch, wo es sich blos darum handelt, ein wiffenscha.tliches Interesse zu befördern. (Lebhafter Beifall rechts.) Graf Frankenberg stellt nunmehr einen allge meinen Anttag, dem germanischen Museum eine Unterstützung zu gewähren, v. Hennig dafür, ebenso Miquel, der die Kompetenz des Bundes für unzweifelhaft hält, Lasker nimmt den deutschen Rechts chutzverein in London in Schutz, der allerdings nicht n den besten Beziehungen zu der officiellen preußfi chen Gesandtschaft stehe. Nachdem noch Harnier und Vincke-Olbendorf den Antrag vertheidigt und Letzterer namentlich bemerkt hat, daß keine Armee so humane und den Bürger schonende Gesetze habe, wie die preußische, daß aber in ihr keine gemuthliche Bum melei sei, wird der Frankenberg'sche Anttag angenom men. — Man genehmigt ohne Debatte die einzelnen Positionen des Capitels I, nämlich Besoldungen, per sönliche und sachliche Ausgaben. Als Dispositions fonds zu unvorhergesehenen Ausgaben sind 30,000 Thlr. gefordert, v. Kirchmann und Lesse sprachen mehrere Wünsche aus in Betreff der jetzt arbeitenden wissenschaftlichen Commissionen zur Ausarbeitung der Civilproceßordnung rc. Sie wünschen Verstärkung der selben durch Sachwalter und möglichst rasche Publica- tion der Beschlüsse, damit dieselben der Kritik der Wissenschaft unterliegen können. Die Position wird genehmigt, ebenso 76,000 Thlr. zu Pensionen und Unterstützungen für die Angehörigen der vormaligen schleswig-holsteinschen Armee, ferner ohne Debatte Capitel II, Bundesrath und Ausschüsse des Bundesraths, welche aus den Ausgaben des Capitel I mitbestritten werden, und Capitel III, Reichstag 20,458 Thlr. Zu Capitel IV, Bundesconsulate, werden 275,650 Thlr. gefordert (123,650 Thlr. mehr als 1868). Abg. Schleiden bittet um Beschleunigung der Vorlage eines Gesetzes für die Gerichtsbarkeit der Bundesconsnl». Abg. vr. Friedenthal beantragt das Ersuchen an de» Bundeskanzler: „die Organisation eines Buudescousulats in Pesth-Ofen mit möglichster Beschleunigung vcranlaffen z« Feuilleton. K. Haftheater. Dienstag, den 9. Juni, gastirte Fräulein Nanitz vom k. Hoftheater in Hannover als Fides im „Prophet". Ihre Stimme hat Umfang und Klangcharakter des Conttaalt; der Ton ist in der Brustlage sonor, edel und glttchmäßig, zugleich aber etwas herbe ohne besondere kräftige Fülle und Glanz deS Klanges. Die Kopfstimme, welche bei derartigen Altorganen selten eine Ausgleichung mit den Brust tönen erreicht, ist dünn und in ihren Einsatztönen geht der Sängerin die sonst reine Intonation sehr ver loren. Fräulein Nanitz hat sich bereit- eine vortreff liche, musikalisch geschmackvolle GesangStechnik, eine künstlerische Behandlung deS Vortrags erworben; auch die Aussprache ist lobenSwerth. Noch mehr aber er weckt ihr entschiedenes dramatisches Talent Theilnahme. Ihre FideS fesselte durch Wärme, wahrhafte- Gefühl und Innerlichkeit deS Ausdruck», verbunden mit edler Haltung de- Spiel- und sprechender Mimik. In einer Musik, welche mit spekulativen Effecten dte Schranken der Schönheit und Wahrheit überall gewaltsam durch bricht, ist auch für die Ausführung nicht blvS rin charak- terisiisches sondern stärkstes und schärfstes Colorit, eine sorcirte Steigerung de- Ausdruck» folgerichtig geboten. Dte- liegt allerdings weder in den Stimmmitteln, noch in der Gesangsweise de- Gaste-. Beide sind vielmehr auf eine musikalisch maßvolle Haltung angewiesen: jede in dieser Partie unvermeidlich« Anstrengung der Stimme schwächte deren Reiz und Reinheit, mahnte vom stär kern Potntiren der Affrcle ab, »nd rin Beherrschen dieser Rolle wird daher trotz bester Intentionen un möglich. Die Partie der FideS, die sich in zwei »er- s chtedenen Stimmlagen bewegt, ist recht eigentlich dazu geschaffen, die Stimme der Sängerin, welche sich ihrer Ausführung unterzieht, möglichst schnell zu ruiniren, und hat diese unliebsame Eigenschaft schon genugsam bethätigt. Es ist sehr wünschenswerth, daß Fräulein Nanitz ihr Talent davor bewahre und dasselbe, da die deutsche Oper dem Conttaalt so sehr wenige Aufgaben bietet, vielmehr italienischen Partien zuwendc. Herr Tichatsch eck gab die Titelrolle, die zu seinen schönsten Leistungen gehört; er entfaltete namentlich zum Schluß des dritten und vierten Actes das edle declamatorische Pathos seines Vortrags, die schwung volle Steigerung seines Ausdrucks. Sehr brav war die Ausführung der Bertha durch Frau Otto-Alvs- leben. C. Banck. Pariser Briefe,>» ^Pari», < Ium >868. Heinrich Heine nennt Köln, das alte heilige Köln, irgendwo: 5,die Stadt, die "so viel Kirchen und Kapell'n hat!" Dieselbe Bezeichnung ließe sich sehr wohl auch auf Paris anwendcn, denn es fehlt der alten Lutetia ebenfalls nicht an einer ganz gewaltigen Menge von Gotteshäusern; ja, seinen vielen Kirchen nach zu ur- thrilen, mußte man Paris eigentlich für eine sehr fromme Stadt halten. Dieser bereit- vorhandene Rcichthum an Kirchen genügt aber dem Bedürfniß der Gläubigen noch keineswegs und eS macht sich aller Augenblicke in diesem oder jenem Stadtviertel die Nothwendigkrit eines neuen Gotteshauses geltend. So ist z. V. in den letzten drei Jahren der Bau von fünf neuen Kirchen in Angriff genommen worden; eine dieser Kirchen, dem bringen Augustin gewidmet, erhebt sich auf dem neuen Boulevard MalcShcrbes, sie ist vollendet und vor einigen Tagen vom Erzbischof von Part- rinaeweiht worden. Obgleich von einem berühmten Architekten erbaut, ist doch die Kirche nicht sonderlich schön gerathen, sie sieht plump aus und dient dem schönen, neuen Stadttheile keineswegs zur Zierde; auch die Einweihung, obgleich mit dem ganzen, üblichen Pomp des katholischen Ritus vollzogen, bot kein sonderliches Interesse. Eine Kuriosität des Augenblicks ist die ganz aus nahmsweise, wirklich hundstagsmäßige Hitze, mit der wir bereits gesegnet sind. Pans seufzt und stöhnt unter dieser Hitze, die Seinebäder machen Flores, die Theater — Bankrvt. Unter den vielen neuen Stücken des Angenblicks vermag ein einziges der Hitze Trotz zu bieten; dieses glückliche Stück heißt: „die Zarin" — es spielt also nothwendigerweisc in Rußland, das Publi cum strömt dem Stücke zu, in der Hoffnung, durch die Darstellung eines Landes, in welchem Schnee und Eis ewig herrschen, in süße Illusionen versetzt zu werden. So oft die große Katharine, die Hauptperson des Dramas, einen ihrer zahlreichen Günstlinge nacb Si birien schickt, erfaßt die Zuschauer im Parterre, die auf ihren engen Plätzen in einen bedenklichen Siedegrad versetzt sind, ein gelinder Neid über daS Schicksal dieses glücklichen Sterblichen, dem die Abreise nach jenen EiS- regionen verfiattet ist. Die also in Ungnade Gestürzten cheinen denn auch mit ihrem Schicksale gar nicht un- ufrieden und treten eiligst ab; einem einzigen Schau- ptrler, der seinen Abgang allzu ungeschickt bewerkstel- igte, erging e-übel: ,vj« p»r», m>i« je r«vi«»,!" sagte »er abstolpernde Künstler, „cew «'«»» vr>ime»t p»« I» pvmo!" rief ihm, zum großen Gelächter de-Publicum-, ein erzürnter Titi nach, der in unmittelbarster Nähr des Kronleuchter- thronte. Die Pariser Titi- sind gar strenge Kritiker, sie rügen schonung-lo-, wa» ihnen miß fällt, und wehe dem Schauspieler, der sich ihre Ungnade zuzieht, ihm werden üble Tage oder vielmehr üble Abende bereitet. Eine Menge von Theatern haben übrigens gegen wärtig ihre Pforten geschlossen und sehr wohl daran gethan, denn selbst die theaterlustigstcn Pariser kehren jetzt den Musentempeln den Rücken und suchen sich an derswo ein schattiges und kühles Plätzchen, um sich von des Tages Last und Hitze auszuruhen. Ein schattiges und küHes Plätzchen ist unter den gegenwärtigen Tem- peraturverhältniften allerdings eine schöne Sache, die sich aber in Paris nicht so leicht finden läßt, als man wohl glauben möchte. Indessen haben die Äedilcn der Stadt mit väterlicher Fürsorge auch hierauf Bedacht genommen. Es wird gegenwärtig für die verwöhnten Pariser mit großer Pracht ein solches stilles Plätzchen eingerichtet, wo sie Schatten und Kühlung und neben bei auch noch Wissensfulle, Aufklärung und Belehrung aller Art finden können. Es ist dies der neue Lese saal auf der großen kaiserlichen Bibliothek; dieser Saal, der infolge des Umbaue- der ganzen Bibliothek hat hcraestellt werden können und an dessen möglichst zweckmäßiger Einrichtung schon lange gearbeitet wor den, ist nun großartig und prächtig vollendet und soll nächstens dem Publicum übergeben werden. Es ver lohnt sich sehr, einen Blick in diesen Saal zu werfen. Hat man schon die schöne, ganz klassisch gehaltene Fayade bewundert, die nach der Rue-Viviennc geht, so wird man durch den innern Anblick des Saales, durch die großartige und zugleich geschmackvolle Einfachheit brr architektonischen Verhältnisse noch mehr überrascht; es herrscht ein heitere-, freundliche- Licht; da- Auge, von dem harmonischen Gesammteindruck befriedigt, wen det sich zunächst dem Plafond zu, der aut mehren» sich einander anschließenden Kuppeln gebildet ist, die, ganz aus Eisenwerk gemacht, einem leichten, luftigen Netze gleichen, durch welches da- Tageslicht frei und unge hemmt etndringt; zwischen dem Eisengrdräth hindurch
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