Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-05
- Tag 1868-05-19
-
Monat
1868-05
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1868
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage zu 114 des DttAANtk I^WNülA. Dienstag, den LS. Mai 1868. Lan-tagsoerhan-lungt« Erft« Kammer. Sitzung vom 16. Mai. Beginn der Sitzung Vormittags 11 Uhr in An wesenheit der Staatsnunister Frhr. v. Friesen und v. Nostitz-Wallwitz, sowie der Regierungscommis- sarc Geh. Rath v. Schimpfs, geh. Regicrungsrath v. Zahn, geh. Medicinalrath l)r Reinhard und geh. Ftnanzralh svtajor v. d. A. Wilke. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der zweiten Deputation (Referent: Rittner) über das allerhöchste Decret, Pos. 28 desAus- gabebudgcts bctr. Die Kammer bewilligte ohne Debatte in Uebercinstimmung mit den Beschlüssen der II. Kammer einstimmig 40,0)0 Thlr. zur Erweiterung der Irrenanstalt zu Kolditz, 29,000 Thlr.-für den Umbau des sogenannten alten Schloßgebäudes im Zuchthause zu Waldheim und 15,000 Thlr. für eine Dampfküchen- und eine Dampfwascheinrichtung für die vereinigten Landesanstalten zu Hubertusburg. Bei dem letztem Postulate bemerkte Frhr. v. Schön- berg-Bibran, daß in Moabit neben einer Dampf kücheneinrichtung sich auch geheizte Trockenräume be fänden, um die Wäsche so schnell als möglich zu trock nen, was wegen des dadurch möglich werdenden öftern Wechsels der Wäsche nach der Ansicht der dortigen An- staltsdirection von vortheilhaftem Einfluß auf die Ge fangenen sei. Es erscheine wünschrnswerth, daß man auch bei uns eine solche Einrichtung ins Auge fasse. Geh. Reg.-Rath v. Zahn: Diesem Wunsche werde nm so sicherer entsprochen werden, als zeither schon in den Waschräumen der größern Anstalten für schnelles Trocknen gesorgt werde. Frhr. v. Schönberg-Bib ra n erklärte sich durch diese Erwiderung für befriedigt. Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war die fortgesetzte Berathung des Berichts derselben Deputa tion (Referent: Kammerherr v. Erdmannsdorff) über das königl. Decret, das Eisenbahnwesen be treffend. Nl. Muldenthaibahn (Glauchau bis Wurzen). Diese Bahn setze in Glauchau an der Chemnitz- Zwickauer Staatsbahn ein und münde bei Wurzen in die Leipzig-Dresdner Bahn; von da ab solle sie aber noch fortgeführt werden bis Wittenberg an der Elbe, einem Hauptknotenpunkt der Berlin-Bitterfeld-Leipziger und Berlin-Köthener Balm. Die Strecke innerhalb des Kö nigreichs Sachsen sei 9H Meilen lang und verbinde untereinander die 11 Städte: Glauchau, Waldenburg, Penig, Nochsburg, Lunzenau, Wechselburg, Rochlitz, Kolditz, Grimma, Nerchau und Wurzen. Daß die Ver bindung dieser Ortschaften unter einander und mehr noch die durch die Kreuzung mit mehrern andern Bah nen erzielte Verbindung dieser Städte mit den meisten wichtigen sächsischen Orten und umgekehrt die Verbin dung fast sämmtlichcr Groß- und Mittelstädte Sachsens mit dem gewerbfleißigen Muldenthale von großer lo caler Wichtigkeit sein werde, liege auf der Hand. Es müsse ferner zugegeben werden, daß wohl kaum eine andere sächsische Bahn auf gleicher Länge eben so viele Städte zähle, als diese (auf 9H Meilen 11 Städte), daß also so mancher Bahn, welche den Bau auf Staats kosten erstrebt und erreicht, kaum eben so viele empfeh lende Momente zur Seite ständen, als der Mulden thalbahn. Der Comits, welcher an der Spitze dieses Unternehmens stehe, begehre aber vom Staate nichts weiter, als die Ertheilung der Concession und die Er- laubniß zu Anwendung des Expropriationsgesetzes. Je mehr zu befürchten stehe, daß durch das UeVerhand- nehmen des Staatseisenbahnbaues die Thatkraft und der Unternehmungsgest der Privaten gelähmt und ein geschläfert werde, desto freudiger sei cs zu begrüßen, daß für dieses Project sich Unternehmer finden wollten. Die Deputation rathet daher der Kammer an, dem von der Zweiten Kammer einstimmig gefaßten Beschlusse beizutreten, welcher also lautet: »die Kammer wolle bei der königl. Staatsregierung bean tragen, beziehentlich dieselbe ermächtigen, daß sie, dafern Pri vatunternehmer sich finden sollten, welche mit den erforder lichen Mitteln nachweislich versehen und gewillt find, sich den ihnen zu stellenden gewöhnlichen oder sonst im Landesinteresse liegenden Bedingungen zu unterwerfen, Concession und Ex- propriationsbefugniv zu ertheilen". Hofrath v. Kinneritz bemerkt unter dankbarer Anerkennung des Deputationsantragcs, daß der be treffende Comit4 einen großen Werth darauf lege, daß, wenn die Muldenbahn zu Stande kommen sollte, der Betrieb der Bahn vom Staate übernommen werden möchte, wie dies ja auch bei der Bahn Kieritzsch-Borna geschehen sei. Große Schwierigkeiten könne diese Br- triebsübernahme nicht bieten, und gebe er daher der Hoffnung Naum, daß die Staatsregierung später nicht abgeneigt sein werde, auf ein derartiges Arrangement rinzugrhen. Staatsminister Frhr. v. Friesen erklärt, daß es für die Staatsregierung unmöglich sei, im Voraus darüber etwas zu sagen. Bei der Abstimmung wird, nachdem Referent auf das Schlußwort verzichtet, der Deputationsantrag ein stimmig angenommen. IV. Eisenbahnen ») von Chemnitz nach Stollberg (nach Befinden mit Anschluß an die Chemnitz-Würschnitzer Bahn in Lugau); d) von Chemnitz über Stollberg und Zwönitz nach Aue; o) von Chemnitz im Thale des Zwönitzbaches nach Aue; ä) von Chemnitz über Stollberg und Lößnitz nach Aue; «) vonAue nachEibenstock,Schö uh eide, Schön eck und Adorf; 1) von Schlema über Schneeberg, Hundshü bel, Schöneck und Adorf. Was die von dem Stadtrathe zu Schneeberg dringend befürwortete Linie Schlema - Schneeberg - Schönheide- Jager-grün anlangt, so führt der Bericht von den De tails der vom Ingenieur Jäger unternommenen Ver messung Folgendes an: Die auf der Jäaer'schen Linie zu überschreitende Wasserscheide liege ca. 710 Fuß höher als der Bahnhof in Schlema. Dadurch, daß diese be trächtliche Höhe erst gewonnen und dann wieder hinab- gestiegen werden müsse, entstehe eine „verlorene Stei gung von nahezu einer Meile*. Steigungen im Verhältnisse von 1:40 seien unvermeidlich. Wie kost spielig aber der Betrieb auf einer Linie mit so ungün- stiacn Steigungsverhältnisscn sci, ersehe man recht deut lich auS einer vom Ncgtcrungscommissar mitgetheiltcn Vergleichung der Schienenabnutzung auf zwei gleich langen, aber in der Steigung sehr verschiedenen Bahn strecken. Auf der ziemlich steil ansteigenden Niedcr- schlcma -Schneeberger Zweigbahn haben innerhalb 7 Jahren 48,7 Procent der Schienen als abgenutzt aus gewechselt werden müssen, während auf der gleich langen, aber im Thale hingehenden Strecke Niederschlcma-Aue bei Steigungen von 1:100 in 8 Jahren nur 20,, Pro- ccnt der Schienen ausgewcchsclt zu werden brauchten. Auf der erstgenannten Strecke würde in 8 Jahren die Auswechselung mindesten- 55,, Procent betragen, also in derselben Zeit und auf derselben Länge erfordert die Thalbahn nur 20,, Procent, die Bergbahn aber 55,6 Procent Schienenerneuerung. Selbstverständlich sei auch hinsichtlich der Locomotiven und sämmtlichen Wagen das Abnutzungsverhältniß ganz dasselbe wie bei den Schienen. Man würde eine Linie wie die vom Ingenieur Jäger vorgeschlagene wohl bauen können, man würde sie auch bauen müssen, wenn keine andere da wäre, aber man werde doch wahrlich nicht eine gün stige Thallinie im Stiche lassen und eine ungünstige Berglinie wählen, um den Wünschen der Stadt Schnee berg zu entsprechen, welche bereits ihre Zweigbahn von Schlema aus besitze, eine Bahnstrecke, die wahrlich dem Staate schon Geld genug gekostet habe und — wie aus den soeben mitgetheilten Details hervorgehe — auch durch die großen Betriebsschwierigkeiten noch fortwäh rend koste. Dazu komme, daß von dieser Linie über Schneeberg überhaupt nur die Rede sein könne, wenn cs sich um eine Verbindung mit Zwickau handle. Hier sei aber nur von einer Verbindung mit Chemnitz die Rede. Ein Blick auf die Karte zeige, daß man von Chemnitz, in Aue angelaugt, über eine Meile (30,690 Fuß) wieder rückwärts bis Schlema fahren müßte, um sodann die Bergfahrt bci Schneeberg vorbei anzu treten. Was nun die aufs Neue eingebrachte Petition des Comites zu Schöneck, Klingenthal und Markneu kirchen betrifft, worin angezrigt wird, daß es gelungen sei, die Mittel zur Durchführung des Gesammtprojrcts, d. h. zum Baue einer Bahn von Chemnitz über Thal heim, Zwönitz, Lößnitz, Aue, Schönheide, Schöneck, Markneukirchen und Adorf mit Zweigbahnen von Würsch nitz nach Stollberg und von Schöneck über Klingenthal nach Falkenau zu beschaffen, so habe der Herr Minister erklärt, er habe keinerlei Bedenken, die gesammte Bahn von Chemnitz rc. bis Adorf einer Privatgesellschaft zu überlassen, dafern dieselbe wirklich im Stande sei, die Mittel zum Baue nachzuweisen. Ob die von den Pe tenten als ganz begründet geschilderten Hoffnungen auf Beschaffung des Geldes dies wirklich seien und über haupt sich realisiren würden, sei jetzt nicht zu entschei den, vielmehr der Zukunft zu überlassen. Jedenfalls sei hier aber — da die Bahn, auch wenn der Staat sie baute, ohnehin erst nach zwei bis drei Jahren in Angriff genommen werden könnte — nichts verloren, wenn man den Petenten bis zum Zusammentritte des nächsten Landtages Frist lasse. Die Deputation schlägt daher folgenden Antraa vor: die Staatsregierung wolle derjenigen Privatgesellschaft, welche ins zum 1. October 1869 sich über Beschaffung der nötbigen Geldmittel genügend zur Erbauung einer Bahn von Chemnitz über Thalheim, Zwönitz, Lötzinn, Aue, Schönheide, Schöneck, Markneukirchen nach Adorf und Zweigbahnen von Würsch nitz nach Stollberg und von Schöneck über Klingenthal nach Falkenau ausweist und gewillt ist, sich den ihr zu stellenden gewöhnlichen oder sonst im Landesinteresse liegenden Beding ungen zu unterwerfen, die Bauconcession und Ermächtigung zur Anwendung des Expropriationsgeseves ertheilen. Referent theilt zunächst der Kammer mit, daß nach Abfassung des Berichts noch mehrere Petitionen und Eingaben in Bezug auf dieses Project eingegan- gen seien. Zunächst eine vom Hofrath v. Könneritz überreichte Eingabe, an deren Spitze Se. Durchlaucht der Fürst Otto v. Schönburg-Waldenburg stehe, und welche sich für die Stollberg er Linie verwende. Ferner liege eine Petition des Comitös für eine Ei senbahn im obersten Muldenthale vor, welche dringend den Beitritt zum Beschlusse der Zweiten Kammer be fürworte und erhebliche Zweifel ausspreche, daß das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel in Wahr heit beruhe. Dieselbe Ansicht sci noch in weitern Te legrammen und Eingaben an die Kammer, den Prä sidenten und an ihn, den Referenten, ausgesprochen worden, daß nämlich die Beschaffung der Geldmittel für eine Privatgesellschaft nicht möglich sein werde, und daß daher eine Annahme des vorliegenden De putationsantrags nur zu einem unnöthigen, bedauer lichen Aufschübe des Bahnbaucs führen, ja denselben schier unmöglich machen würde. Die Deputation habe aber davon ausgehcn müssen, daß die ihr zugegange- nen officicllen Angaben über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel in Wahrheit beruhten. Sie habe daher zu einer Aenderung ihres Antrags zu ge langen nicht vermocht. Wohl aber sei sie geneigt ge wesen, die zu stellende Frist bis zum 1. Oct ob er 1868 zu beschränken. Zu einem so wichtigen Beschlusse hätte man aber nicht ohne eine Conferenz mit, dem Finanzminister gelangen können, zu welcher freilich zwischen gestern und heute keine Zeit gewesen sei. Deshalb müsse die Deputation bei ihrem gestellten Anträge stehen bleiben. Nachdem Redner noch die ver schiedenen eingegangcnen Telegramme vorgrlesen, theilt derselbe zur Erläuterung noch mit, daß die Deputation von Haus aus der Ansicht gewesen sei, den Bau der Linie Aue-Jägersgrün auf Staatskosten zu empfehlen, ja sie würde sich auch dazu entschlossen haben, diese Befürwortung auf den Tract Chemnitz-Aue auszudeh nen. Denn es handle sich bei diesen Bahnen um eine Gegend, in Bezug auf welche die Gefahr nahe liege, daß man in ihr bei eintretendem Nothstande leicht zu ostpreußischen Zuständen gelangen könne. Wenn letz teres bis jetzt noch nie geschehen, so danke man dies der fortwährenden Umsicht und Sorgfalt unsrer Ver waltungsbehörden, der Rührigkeit der betreffenden Ge- meindrvertreter und dem Wohlthätigkritsinne und der Aufopferung der wohlhabendem Bewohner dieser Ge gend. Ein zweiter Grund würde für die Deputation darin gelegen haben, daß durch die Erbauung dieser Bahn rin bedeutender Mehrertrag au- den dortigen Staat-forsten erzielt werden würde, der schon an sich eine ausreichende Verzinsung de- betreffenden Anlage kapital- repräsrntiren würde. Die Deputation hab« aber dennoch nach ihren im allgemeinen Theile de- Bericht- ausgesprochenen Principien zu einem andern Beschlusse gelangen müssen, nachdem die offtcirllr Mitthetlung an sie gelangt, daß der betreffende Comits für einen Privatbau auswärtige Gcldleute grwvnuen habe uud dadurch in den Stand gesetzt worden sei, ihre Absicht, die ganze Linie zu bauen, in Ausführung zu bringe«. Hierdurch sei dir ganze Sache in eine andere Lage ge kommen, und müsse daher die Deputation bei ihrem Anträge stehen bleiben. Sekretär Wimmer spricht für die Linie von Schlema über Schneeberg. Die Frequenz auf der Schlema-Ncu- städteler Bahn sei gar nicht unbedeutend, was daraus hervorgrhe, daß nach dem Jahresberichte der Handels und Gewrrbekammer zu Plauen 1865 757,777 Ctnr. Güter und 56,767Personen und imKriegsjahre 574,735 Ctnr. Güter und 33,956 Personen befördert worden seien. Bei diesen Ziffern sei jedoch der Verkehr auf der Strecke von Nieder- bis Oberschlema nicht berück sichtigt. Der Bericht spreche von den localen Interessen Schneebergs, wären aber auch nur diese vorhanden, so müßten sie schwer wiegen bei einer Stadt, die so erhebliche Verluste erlitten, wie z. B. das Bergamt und das Forstamt. Bei der Linie über Schneeberg handle es sich aber zugleich um das Interesse von Neustädtel und 14 bedeutenden Ortschaften, während nach dem Deputationsantrcme die Bahn durch das von Bevöl kerung entblößte Muldenthal gelegt werden solle. Auch angenommen, daß die Bahn über Schneeberg eine Wasser scheide von 710 Fuß zu überschreiten habe, so würde sich doch nach Mmheilung des Ingenieurs Jäger die Steigung auf 1:50 mindern lassen. Auch könnten bei einer Bahn nicht die Steigungsverhältnisse, sondern nur das volkswirthschaftliche Interesse maßgebend sein. Nachdem Redner noch die Ausführungen im Berichte über die Abnutzung des Materials und über die Rich tung des Verkehrs zu widerlegen gesucht, stellte er fol genden Antrag: „Die Kammer wolle die Staatsregierung ersuchen, vor hauptsächlicher Entschließung über die Frage, ob die Eisen bahn nach Jägersgrün von Aue oder von Schneeberg - Neu städtel ab erbaut werden soll, das Project Schneeberg Neu städtel - Muldenhammer einer speciellen Prüfung zu unter werfen und das Resultat dem nächsten Landtage mitzutheilen. " Präsident v. Friesen bemerkt, daß von dem Vor redner und dem Bürgermeister Müller noch folgender Antrag gestellt worden sei: „Die hohe Erste Kammer wolle dem Beschlusse der Zwei ten Kammer britreten: die Staatsregierung zu ersuchen, die Herstellung einer Eisen bahn für Rechnung der Staatskaffe von Schwarzenberg aus bis an die Landesgrenze bei Johanngeorgenstadt im Auge zu behalten und zunächst über Baubarkeit und Kosten der selben technische Erörterungen anstellen zu lassen, hierüber aber dem nächsten Landtage Mitlheilnng zu machen." Bürgermeister Müller weist zur Motivirung des Antrags darauf hin, daß in Johanngeorgenstadt eine nicht unbedeutende industrielle Quelle vorhanden sei. Hiernächst habe ihn die unglückliche Lage der Bewohner von Johanngeorgenstadt zu dem Anträge veranlaßt und die Liebe und Achtung, welche ihm tue dortige Ein wohnerschaft einflößc. (Der Antrag wird hinreichend unterstützt.) Hofrach v. Könneritz: Der Deputationsvorschlag weiche in doppelter Hinsicht von dem Beschlusse der Zweiten Kammer ad, einmal darin, daß Privatbau vor geschlagen werde, und sodann hinsichtlich der Linie. Für den Staatsbau wolle er nicht in die Schranken treten, dagegen dafür, daß aus dem Anträge die Orte: „Thal heim, Zwönitz, Lößnitz" in Wegfall gebracht würden. Dieser Zwönitzer Linie stehe die sogenannte Stollber- ger Linie gegenüber. Zu Gunsten der letzter» sei die vom Referenten erwähnte Petition eingcgangen und in derselben darauf hingewicsen worden, daß die Stei- gungs- und Längenverhältnisse günstiger seien und die Möglichkeit gewonnen werde, die Steinkohlenlager beim Dorfe Oelsniy für die Industrie zugänglich zu machen. Der Abbau dieser Steinkohlenlager sei bereits ins Werk gesetzt. Werde jedoch die von der Deputation vor- geschlagene Linie gewählt, so werde es schwer sein, Oelsnitz damit in Verbindung zu bringen, während dies bei der Stollbrrger Linie leicht falle. Er be antrage daher, daß in dem Deputationsantrage die Worte: „Thalheim, Zwönitz, Lößnitz" in Wegfall kommen. Dieser Antrag wird ausreichend unterstützt. Meinhold: Er habe sich vorgenommen gehabt, das Interesse auf die Linie Aue-Jägersgrün zu len ken, sei aber dessen überhoben, nachdem sich Referent so überzeugend für die betheiligtcn Interessen aus gesprochen. Allein der Deputationsantrag bestehe noch, und er glaube, daß cs im Interesse der Linie sei, wenn die Frist für den Privatbau abgekürzt und statt des 1. Octobers der 1. Januar 1869 gesetzt werde. Damit werde schon etwas gewonnen. Was solle aber dann geschehen, wenn bis dahin die Beschaffung der nöthigen Mittel nicht nachgewiesen sei? Man sei es der dortigen Gegend, die bekanntlich zu den ärmsten gehöre, schul dig, daß man ihr wenigstens die Hoffnung auf die Zukunft nicht vollständig abschneidr. Dies thue man, wenn für diesen Fall die Regierung ersuche, Er örterungen über den Bau der Lmie auf Staatskosten anzustruen. Er beantrage daher: „Die Kammer möge beantragen: 1) Die Staatsregierung wolle diejenige Privatgesellschaft, welche bis zum 1 Januar 1869 sich über Beschaffung der nöthigen Geldmittel genügend zur Erbauung einer Bah« von Chemnitz über Thalheim, Zwönitz, Lößnitz, Schönheide, Schöneck. Markneukirchen nach Adorf, and Zweigbahnen von Würschnitz nach Stollberg und von Schöneck über Klingcnihal nach Falkenau ausweist, und gewillt ist, sich den ihr zu stellenden gewöhnlichen oder sonst im LandeSintereffe liegenden Bedingungen zu unter werfen, die Baucomoncession und Ermächtigung zur An- Wendung des ErvrvpriatwnSgesetzes zu erlheUen. 2) für den Fall aber, daß bis zam I. Januar 186« dieser Nachweis nicht erbrach: sein sollte, «olle die königliche Staatsregierung diejenigen Borardrbeiten einleiton. welche zu Erbauung der von der hohen Zweiten Kammer be schlossenen Lmie Aue-Jägersgrün ans Staatskosten er- forderlich werden, und 3) dir StaatSregieruaa wolle das Ergebniß hiervon der Stäadeversammlun- auf nächstem Lavdtnge zur weitern Entschließung mittheileu." Dieser Antrag wird ausreichend unterstützt. Rittner tritt zunächst dem Secretär Wimmer ent- aegen, welcher ihn mißverstanden habe / wenn er aus seiner gestrigen Aeußerung folgere, daß «er gegen die Fortsetzung der Bahn von Neustädtel aus nach dem obern Muldenthal« fei. Di« Frage, welch« von brid«n Linien vorzuziehen, sei in der Deputation reiflich er wogen worden. Es hab« aber kein and««- Anerbieten einer Privatgesellschaft Vorgelegen, al- tum Baue von Chemnitz über Aue u. s. w. Da nun die Deputation vor Allem für den Privatbau sei, so hab« sie sich für diese- Projekt entscheiden müssen. Die Fortsetzung von Neustädtel aus biete jedenfalls große Schwierigkeiten. Der Schwerpunkt liege nach seiner Ansicht darin, ob der Verkehr aus dem obern Muldenthale nach Chemnitz oder über Schneeberg nach Zwickau zu leiten sei Sollte der Bau durch die betreffende Gesellschaft nicht zur Aus führung gelangen, so liege kein Bedenken vor, dem An träge des Secretärs Wimmer gemäß diesen Tract noch mals genau zu untersuchen, und der nächsten Ständc- versammlung über das Resultat eine Vorlage zu machen. Rücksichtlich des Müller-Wimmer'schcn Antrages, den Bau nach Johanngcorgcnstadt betreffend, hege er die Ueberzeugung, daß zur Zeit noch dringendere Eisen- bahnbedürfnisse im Lande zu befriedigen seien. Es würde zu schlimmen Konsequenzen lühren, wenn man um des willen eine Eisenbahn bauen wolle, weil sich die be treffende Stadt in einem großen Nothstande befinde. Weiter halte er es für zweckmäßig, wenn Herr Mein hold aus seinem Anträge ,ub 1 auch die Worte „Thal- Heim-Zwönitz-Lößnitz" weglasse. Referent erklärt, daß die Deputation den v. Kön- neritz'schen Antrag zu dem ihrigen gemacht habe. Der Antrag Meinhold s drücke die eigentlichsten Ansichten der Deputation aus, und habe er oben die Gründe dargelegt, aus denen sie zu einem solchen Anträge nicht habe gelangen können. Jetzt sei nun Gelegenheit, die Sache zu besprechen, und könne er nur so viel ver sichern, daß er, und wie er glaube, auch die übrigen Deputationsmitglirder, kein Bedenken gegen dessen An nahme haben wurden. Weiter spricht sich derselbe ge gen den Bahnbau nach Johanngeorgenstadt aus. Die Deputation meine es gewiß eben so gut mit Johann georgenstadt. Aber wohin solle ein derartiges Heraus- greifen eines einzelnen Projects führen? Es sei nicht richtig, einem einzelnen Projecte eine derartige Prio rität einzuräumen. Schließlich spricht derselbe gegen den Wimmer'schcn Antrag und wei e dessen Angriffe auf die Deputation zurück. Rittergutsbesitzer Meinhold erklärt, die oben be merkten Worte aus seinem Antrag« weglassen zu wollen. v. Nostitz-Wallwitz erklärt sich im Allgemeinen mit dem Memhold'schen Anträge einverstanden. Er wünsche aber eine Erklärung darüber, ob der Satz im Deputationsantrage: „und Zweigbahnen u. s. w. bis Falkenau", dispositiv auszulegen seien, d. h. ob nur derjenigen Gesellschaft Concession ertheilt werden solle, die zugleich sich zum Baue der Zweigbahnen verpflichte und dazu die erforderlichen Mittel nachweise. Dies würde jedenfalls das Zustandekommen des Baues sehr erheblich erschweren. Sollte jedoch, wie er glaube, die Deputation von dieser Ansicht nicht ausgehcn, so stelle er den Antrag : „Im Deputationsantrage vor dem Worte „Zweigbahnen" die Worte einzuschalten: „nach Befinden" (Wird ausreichend unterstützt.) Nachdem sich Referent mit diesem Anträge ein verstanden erklärt, wendet sich Bürgermeister Müller gegen Rittner und den Referenten. Die jetzige Noth Johanngeorgenstadts habe er bei seinem Anträge kei neswegs an die Spitze gestellt, sondern nur neben den eigentlichen Hauptgründen beiläufig angeführt. Ihn hätten zu diesem Anträge bestimmt seine genaue Be kanntschaft mit der dortigen Gegend, sowie die Freude über die Rührigkeit der dortigen Bevölkerung. Referent spricht nochmals gegen die besondere Berücksichtigung dieser Bahn. Staatsminister Frhr. v. Friesen hält zunächst dem Secretär Wimmer ein, daß eine Prüfung des von einem tüchtigen Techniker herrührenden Projects von Neu- städtcl auS über die Berge bereits stattgefunden habe, und daß es sich daher ber neuen Erörterungen an Ort und Stelle nur um unbedeutende Varianten handeln könnte. Bei den angestellten Erörterungen habe es sich hcrausgestellt, daß dieser Bahnbau wohl möglich, aber schwieriger und der Betrieb auf dieser Linie theurer- fein würde, als auf der viel bequemem Thallinie. Was die Wasserscheide anlange, so mache er darauf aufmerksam, daß man von Zwönitz nach Aue über die Wasserscheide hinweg müsse, daß hier aber die Möglichkeit eines bequemem Weges geboten sei. Die Angaben der Regierung über die Abnutzung der Schienen seien dem Herm Antragsteller zweifelhaft erschienen. Es handle sich lediglich um die relative Haltbarkeit derselben Schienen auf Linien von ver schiedener Steigung. Auf den beiden Linien hätten sich Schienen ganz derselben Güte ganz verschieden gehalten. Bürgermeister Müller aber könne sich be ruhigen und seinen gestellten Antrag zurückziehen, denn die Baubarkeit der Bahn Schwarzenberg- Johanngeorgenstadt stehe bereits fest. Mit dem v. Könneritz'schen Anträge sei er vollkommen ein verstanden. Auch in Bezug auf die Linie Aue-Jägers- grün (Antrag Meinhold) lägen ziemlich genaue Vor arbeiten vor. Es werde daher durch den Antrag des Abg. Meinhold nicht viel gewonnen werden, da die Kammern erst rum Ende des Jahres 1869 wieder versammelt sein wurden. Im Wesen werde durch den selben eine Aenderung nicht herbeigeführt. Schließlich erklärt sich Redner für die vom geh. Finanzrath v. Nostitz beantragte Einschaltung der Worte: „nach Be finden". Bürgermeister Müller zieht mit Genehmigung der Kammer infolge der vom Minister abgegebenen Er klärung seinen Antrag zurück. Secretär Wimmer er klärt sich als Mitantragsteller damit einverstanden, und kommt hierauf nochmals auf seinen andern Antrag, den Bau von Neustädtel aus, zurück, indem er den selben vertheidigt. Bei der Abstimmung wird der Wimmer'sche Antrag mit 20 gegen 12 Stimmen abgelchnt; der Deputationsantrag in folgender Fassung: „die EtaatSregieruua wolle rc. zur Erbauung einer Bab« von Chemnitz über Aue nach Adorf uud «ach Befinden «. s. w." gegen 1 Stimme (Wimmer) angenommen; ferner in Gemäßheit de- Memhold'schen Anträge- beschlossen, d«n Termin für die Privatgesellschaft auf den I. Ja nuar 1869 fcstzustellen: weiter werden die Anträge Meinhold'- »ab 2 und S gegen 4 Stimmen resp. ein ¬ angenommen; endlich wird dirWeidauer'« rag de» Vorschläge der Deputatton gemäß ein- abgrlehnt. V. Die Eisenbahn von Radeberg nach Ka men» bi- an die preußische Grenze. In Con- formttät mit d«m Beschlusse der Zweiten beantragt dieD«- putatton an die Staat-regirrung den Antrag »u richten: „daß fit »o« Radeber, «ach Kam«»,, uqlerche» für da»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)