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Dresdner Journal : 13.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-05
- Tag 1868-05-13
-
Monat
1868-05
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 13.05.1868
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HST de» 13. Mai Mitt s» »t 1« . DreMerÄumck H«^mtr»prrise: . ?vio»r k«»p»It«nen 2eitt' WIu Vür äeo L»o! Vot«r „1 L««6ö« u»6 Verantwortlicher Retmcteur: I. G. Hartmann. Lrschrinni: . . 1'tUÜ-k, mit SLDv»kw« 6er 8oi>ouii6 kettrttU», ^d«u6, kUr äeo kol^oä«« 1°»» MhrUqh! k rklr. —,Kxr '^MrNel.- l „ 1K'„ »oa*tUet>:— „^415 L!L»elo,tkiuoio«rari1 », I-kr-u-—a tritt iiUirliell 8 Ißlr. tjiewvei-edilbr, »U5»erk»ld 6»6«t>r66. 1868. >»stratrn«»»atz»r «liwärtt: t» k»L,v,r»rr»,, OomMiisioalr — 6«i Vre^ver 6ouro»I«; «de«6»,.: S. 8»oi.»», Lvoi» koRr; »»wdiii ^ vorlin- V1eo-Leir»1»-»^.I -rr»»tck»rt^ii.: rln»»»,r»i» » Vooi.«», LerU»! O»orrv,'»el»s Suekk., R»r»>«»r»»^ Sure«», iivooi.r» »loei»: Lreweo: L 8o«l.o,r»; Ir«I»a:l.. 8rL»o,«', Xnaollcodur«»«, 6»»»«, 8i^l. L t'xlvxv; kr»»»i>rt ».N.: Suelik.; LSI»r Xv. SLom«, k»ri»:8^rL,, Nm.i.1»» L6<»., (8, kl»ee 6« l» Louree); ?r»s- k » L«lli.ic»'s Unväl».; Vie»; Xl.. Orr»!.!». Herausgeber: XLvigl. Lrpsäition 6«» vessäuse 6ourn»Ii, Oreeäeu, ölurieustr»-»« tlo. 7. Ämtlicher Theil. Drr»de«, 7. Mai. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der fürstlich Schwarzburg- Sondershausen'sche'Kammerherr und Hauptmann a. D. Albin von> Krieger zu Budiffin den von de- Kaisers von Oesterreich Majestät ihm verliehenen Orden der, eisernen Krone dritter Classe annehme und träge. Dretden, 8. Mai. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht,, daß dje Nachbenannten die ihnen verliehenen konigl. preußischen Orden-annehmen und tragen, nämlich», den rvtdm ÄdltrDrden < dir vr. meä. dädtrath ^dwig ' Lip'pp^t-Dähne, der vr. meä. Stadtrath CPvtar Ludwig Müller mW der Buchhändler und Buchdruckereibesiher Herrmann Friedrich Heinrich Giesecke zu Leipzig; den Kronen-Orden 3. Masse: der Bicebürgermrister vr. j»r. Martin Eduard Stephani zu Leipzig; ded KroNen-Orden 4? Elaste: der städtische Expedient und Protokollant de- Quartier- amts zu Leipzig Johann Carl Friedrich Lamprecht. ' Bekanntmachung. ' Nachdem der vor dem Erscheinen der Notariatsord- nnng vom 3. Juni 1859 - al- Notar immatrikulirte Advokat Herr vr. Carl Ferdinand Drechsel in Ltip- zig dem Justizministerium angezeigt hat, daß sein No tariatssiegel verlorm gegangen sei, sä wird Solches und daß dem gentmnten Notar auf sein Ansuchen ein neues NotariatSsiegel ausgehändigt worden ist, hier durch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, am 8. Mai 1868. Ministerium der Justiz, vr. Schneider. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. Tagr»grschichlr. Dresden: Kammerverhandlungen. — Berlin: Sitzung des Zollparlaments. — Kös lin: Beitzkc-Denkmal. —Hannover: Vermischtes. — Frankfurt: Die Eisenbahnfrage. — Thürin gen: Kirchliches. Steuerreclamationen. — Mün chen: Hofnachrichten. — Karlsruhe: Ernennung um Obcrschulrath. — Pavis: Die hannöversche AUS Algier. xemburg: Di, cMngSwerke. — Flores: Vom Senat. — ondon: Barrett's Hinrichtung verschoben. Proceß Eyre. Vom canadischen Parlament. — Kopen hagen: Hofnachrichten. Kammerverhandlungen. — St. Petersburg: Thcezoll herabgesetzt. Venvar- nung. — New-Jork: Aus der neuesten Post. LandtagSvrrhandlungen. (Sitzung der Ersten Kam mer vom 12. Mai.) Beilage. Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 12. Mar) Statistik u. voll-wirthschaft. Eingesandt»«. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dirn-tag, 12. Mai, Nachmittag» 4 Uhr. (W. T. B.) Da» Zallparlament beschloß Henle «ach ein gehender Debatte, da» Tabaksteurraesetz und die Zoll« »arlfvorlage durch Plrnarvorberathung zu erledigen nnd mit der Borberathung über da» Tabakstruergrsrtz am Freitag zu beginnen. Baden-Baden, Montag, 11. Mai, Abend». (T. B. f. N.) Der Kronprinz von Preußen ist vergangme Nacht hier ringrtroffrn. Wien, Montag, 11. Mai. (Tel. d. Boh.) Die Eisenbahnrommisfion de» Herrrnhanse» hat da» Ersetz über die böhmische Nordwestbaha unverändert nach den Beschlüssen de» «bgeaxdnetrnhause» angenommen. — In der heutige« Sitzung de» Budgetau»schusse» erllarte Minister Oi-kr«, man müsse den lebte» Rock hergrben, um die verblndlichkeltrn gegen die Staat»gIL«bigrr z» erfülle«. Die «bgg. Sturm u«d Kuranda spm« chin für die Berwoge«»steuer. — Der Finaazmiaister vrestel erklärte: Er nehme keine« Anstand, aus eine andere, al» die Bermögen-steuer einzugehe«. Dast« mütztt entweder eine Klafsenstener oder eine Erhähsa- der bestehenden Stenern beliebt werde«. — Der Bud« grtau»schuß «ahm folgende Anträge an: Bri deV firitsdeckang find die Staattgläubiger und die übrige steurrsähige BevSlket:««g hera«z«ziehrn. Die Fntge« der Staatrschuldzinsenbelastung u«d der Unifikation der Staattschuld stad sofort definitiv zu entscheide«. Pari», Montag, 11. Mai, Nachmittag». (T. B. f. N.) Im gesetzgebenden Körper wird die vudgrt« rommisfion mit 13 von 18 Mitglieder« 3 Amendement» in Vorschlag bringen. Dieselben gehen auf die Ent- laffnng von 50,000 Mann, auf die Fabrikation von 1,200,000 Ehassepotgewehren, statt 1,800,000, und auf eine Ersparuiß im Budget de» Marineministerium» um SV Millionen Franr». , j Pari», Montag, 11. Mai, Abend». (W. T. B/) Die Abkndblätttr legt« udrreinstimmcnd die Redtu de» Kaiser» in Orleans in friedlichem Sinne au». — Man hofft «och immer auf einen gütlichen Au-gleich der Differenzen mit T«ni». — Der gesetzgebende Kör per hat heute die Di-rnsfio» über die von Brame ge stellten Interpellationen über die Folgt« dr- Frei« haudtlrshsttm» begönne«. London, Montag, 11. Mai, Abend». (W. T BH Da» Unterhaus ist aus den Tribünen übersüllt, da < sich da- irrthümliche Gerücht verbreitet hatte, die bl- . schöfliche Adreffe gegen Abschaffung der irischen Staat»-« kirche sei bereit» überreicht worden, nnd die Antwort' der Königin werde heute Abend bekannt werden. Das Hau» beschäftigte sich mit Berathungigegenständen vo«, ««tergrordntle» Jnterrffe. Konstantinopel, Gonntag, 10. Mai. (W.T.B.) Der Sultan hat heute dr« «eurn Staattrath mit einer Ansprache eröffnet, in welcher die Vorlage verschiede- nrr Gesetzentwürfe sowie ministerirller Berichte über dir Lage dr» Nrichr», namentlich über den Stand der öffentlichen Arbeiten und über die Organisation der Armee, angekündigt wurde. Z«r Erleichterung der Veschistterledigung sind 4 Polizeinaterpriserture« mit Zuchtpolizeigtrichte» errichtet worden. L-KMeWchte. Dre-drir, 12. Mai. Beide Kammern haben heute Sitzungen gehalten. Die Erste Kammer hat den Gesetzentwurf, die Giltigkeit der Localbauordnungen betreffend, berathen und die Regierungsvorlage in der Hauptsache mit den von der Zweiten Kammer beschlossenen Abänderungen und Zusätzen einstimmig an genommen. (Vgl. umstehend.)—DieZweite Kammer hat den Deputationsberickt über einen Antrag des Abg. Riedel u. Genossen, die Revision des Generale vom 24. Juli 1811 betreffend, berathen und hierbei beschlossen: die in der ständischen Schrift vom 20. August 1864 enthaltenen, die Sonntagsfeier betreffenden Anträge der Regierung anderweit zur Berücksichtigung entwe der für ein, dem nächsten Landtage vorzulegendes neues Polizeistrafgesetz, oder für eine desfallsige besondere, dem nächsten Landtage zu machende Gesetzvorlage zu empfehlen. Außerdem hat die Kammer noch zwei De- putationsbcrichte über Petitionen und Beschwerden er ledigt. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) v. Berlin, 11. Mal. Der Zoll- und Handelsver trag mit Oesterreich wurde heute nach einer 5Hstün- digcn Sitzung des Zollparlaments mit überwie gender Stimmenmehrheit (246 gegen 17) angenommen. Der größte Theil der Debatte erstreckte sich auf die Gefahren, welche viele Redner in der Herabsetzung des Zolls auf Leinengarne von 2 Thlr. auf 15 Sgr. für die Leingamspinnerei erblickten. Diesen Besorgnissen gab der bayersche Abg. Feustel einen ebenso ruhigen, als sachlich-interessanten Ausdruck. Präsident v. Delbrück beschwichtigte wiederholt diese Besorgnisse. Bei der Her absetzung der Eingangszölle auf Weine brachten meh rere nationalliberale Mitglieder aus Hessen die Uebel stände zur Sprache, welche nunmehr durch diese Her absetzung und bei dem Fortbestehen der jetzigen tnnern Besteuerung den dortigen Weinbauern um so fühlbarer werden würden; Präsident v. Delbrück gab, um die finanzielle Unbedenklichkeit der Wcinzollermäßigung zu beleuchten, eine interessante statistische Mittheilung. Das Zollparlament nahm ferner noch eine Resolution be züglich gemeinsam vom Zollverein und Oesterreich zu ergreifender Maßregeln gegen die Rinderpest an, und zuletzt erläuterte v. Delbrück noch den Sinn des Art. 18 des Vertrags dahin, daß in Bezug auf gewerbliche Frei- zügigkeitSuddcutschland nicht nachstche den österrcichschen Staatsangehörigen. Pen Schluß der Sitzung, welcher Graf v. Bismarck von der Mitte, eine große Anrahl Kommissare: v. Perglas, vr. Weinlig, v.Thümel, v. Lin den, Riecke u. A. von Anfang an beiwohnten, bildete die Genehmigung des Handelsvertrags im Ganzen. Die Sitzung wurde durch ein persönliches Scharmützel zwischen den Avgg. v. Hennig und vr. Mohl eröffnet. Der Erstere wollte aus den stenographischen Berichten der Württemberg schen Kammern dem Abg. Mohl nachweisen, daß derselbe im Jahre 1833 gesagt habe: der Eintritt Württembergs in den Zollverein bedeute den Ruin Württembergs. Mohl bestritt dies entschieden. Die Versammlung war von dieser Wiederholung einer per sönlichen Debatte sehr wenig erbaut; da erklärte v.Hover- beck unter lebhaftem Beifall der Süddeutschen und vieler andern Abgeordneten, daß man doch das Eingehen auf solche alte Dinge sein lassen sollte. Es säßen (auf die Nationalen deutend) eine Menge Leute hier, die nicht alles Das unterschreiben möchten, was sie vor 4 Jahren , gesagt haben. — Man geht in die Berathung des Tarifs des zollvereinsländischen-österreichschen Handelsvertrags weiter. Bei Pos. 20, Zollsätze für die Einfuhr aus Oesterreich: „Leinengarne, Leinwand und an dere Leinenwaaren, a) rohes Garn", ergreift Abg vr Waldeck das Wort: Er findet die Herabsetzung des Zolles von 2 Thlr. auf 15 Sgr. pro Centner namentlich im Interesse der westfälischen (Bielefelder) Leinenindustrie bedenk lich, weil Westfalen nunmehr zwar nicht mit billigen österreich chen, wohl aber infolge der Gleichbegünstigung mit franzö- ischen Linnen übcrfluthet werde. Nachdem Roß (Hamburg) ür die Herabsetzung gesprochen, ergreift Lukas (Allbayern) ms Wort, um für den hierdurch bedrohten Flachsbau seines Wahlkreises gegen die Herabsetzung zu sprechen. Man solle es Nicht mit den Webern wie mit den deutschen Dichtern machen, sie nicht verhungern lassen, um nachher für ihre Hinterlassenen Lu sorgen, wie man ja schon einmal bei einer Wederindustrie ßkcha«. Abg Russell spricht für, Wohl »ege» die Herub setzung. Die Bemerkungen Miauel's geben dem Prüsidenien v. Delbrück Veranlassung zu folgender Erklärung: Die über wiegende Mehrheit der preußischen Handelskammern hat sich für die Herabsetzung der Leinengarnzölle ausgesprochen. Die Aeußerungen aller Handelskammern sind übrigens stets von den Interessen dictirt, die in ihnen vertreten sind; sie haben daher stets nur einen relativen Werth. Denn gerade aus Biele feld, dessen Handelskammer sich allerdings entschieden gegen die Herabsetzung der Leinengarnzölle ausgesprochen, sind zahlreiche Petitionen für die Herabsetzung einaegangen. Wie steht es überhaupt stets bei dem Abschluß von Zollverträgen? Bei jedem derartigen Fortschritte verletzt man die Interessen dieser oder jener Industrie. Hätten wir die Ueberzeugung gehabt, daß die Ermäßigung der Leinengarnzölle der zollvereinsländischen In dustrie eine unheilbare Wunde schlagen würde, so hätten wir niemals diese Concession gemacht Wir würden einer Industrie niemals solch eine unheilbare Wunde schlagen, selbst um den Preis, daß ein Vertrag nicht zu Stande kommt. Das ist aber hier nicht der Fall- Zugleich widerspreche ich entschieden der Auslassung, daß es nach Abänderung einer oder mehrer einzelnen Positionen nur eine geringe Mühe wäre, den Vertrag abzuändern. Das ist ein vollständiges Verkennen der Lage. Es ist absolut un- möglilh, wie der Abg. Waldeck glaubte, daß vor Eintritt in eine Versammlung über einen Zollvertraa eine parlamentarische Ver sammlung darüberberatheu kann: welche Concessionen man machen und welche man sorderu soll. Die Position, welche das Zollpar lament jetzt dem Vertrage gegenüber einnimmt, ist die denkbar würdigste: auch das englische Parlament, die einflußreichste par lamentarische Körperschaft der Erde, befand sich 1860, als es den englisch-französischen Handelsvertrag zn genehmigen hatte, in Ihrer Laar, meine Herren! Der Vertrag war schon abge schlossen, und auch Sie, meine Herren, haben die volle freie Wahl, ihn zu genehmigen oder abzulehnen. (Beifällige Bewe- guug von mehrer« Seiten.) Hierauf spricht sich Schaffte für den Vertrag, Feustel gegen denselben aus, indem er von der Herabsetzung eine un günstige Rückwirkung auf die Landwirthschast und den Flachs- bau befürchtet, welche Befürchtung ihm auch ein hervorragender sächsischer Landwirth für den sächsischen Flachsbau bestätigt habe. Redner unterzieht nun die Aeußerungen des Präsidenten v. Delbrück einer eingehenden Kritik und wirst einen länger« Blick auf die Geschichte der Leioenindustrie. Er schließt seine Rede mit folgenden sehr beifällig ausgenommenen Worten: Die erste Folge der Herabsetzung wird sein, daß die weitere Ent wickelung der Leinengarnindustrie gehemmt wird, die zweite, daß die Etablissements, die sich seit lüttl etablirt haben und die noch nicht rhr Anlagecapttal aus ihren Fabriken herausgeuom- men haben, außerordentlich geschädigt werden, während die alten Spinnereien, die namentlich ein großes Capital besitzen, sich sehr rasch trösten werden, da sie dann nicht mehr mit den klei nen inländische« Industrielle«, sondern nur mit dem Auslande zu concurriren haben Für die jungen Anfänger aber werden sehr schwere Zeiten kommen; nur wenn recht günstige Haudels- conjuncturen und gute Zeiten kommen, können sie existiren. Bei einer Geschäftskrisis müssen sie zu Grunde gehen, weil England, Frankreich, Belgien und Oesterreich uns dann mit ihren Garnen überschwemmen. Ich werde trotz dieser trüben Zeiten, die ich für viele Garnindustrielle kommen sehe, für den Vertrag stimmen; eins aber erwarte ich: daß die Regierungen die Frachtdisparitäten beim Flachs, die ganz seltsame sind, so fort auszuheben für ihre heiligste Pflicht erachten werden, um her Industrie den Kampf, in oe» sie unläugbar geworfen wird, möglichst zu erleichtern. Nach einer länger« Rede des Abg. Camphausen (Neuß) für den Vertrag constatirt Präsident v. Del brück auf eine in der Rede Feustel's enthaltene An nahme, daß das Leinengarn nicht zu den Artikeln gehört hat, die in Bezug auf den Eintritt Mecklenburgs in den Zollverein zu Verhandlungen zwischen diesem und Frankreich Veranlassung gegeben haben. — Man geht über zu Pos. 22«: „Wein und Most, auch Cider in Fässern und Flaschen", wobei der Eingangs zoll pro Centner aus 2 Thlr. 20 Sgr. herabgesetzt ist. Der Abg. Diffens (Baden) empfiehlt diese Herabsetzung, weil sich durch den Eintritt Mecklenburgs in den Zollverein ein neues Absatzgebiet sür Ungarweine öffne, die man gewiß den französischen Rothweinen vorziehe« werde. Abg. Bamberger (Mainz) kündigt eine Resolution au, worin der Zollbundesrath ausgefordert werden soll, reformirend in die innere Besteuerung des Großherzogthums Hessen einzu greifen, welche bei der bevorstehenden Herabsetzung der Wem- zölle geradezu erdrückend sei. Redner rechtfertigt die Compe- ienzmäbigkelt des Zollparlaments zu einem solchen Anträge in so weitausgehaltener und auf das Politische überschweifender Weise, daß er von der Versammlung nnd zuletzt vom Präsi denten zur Sache gerufen wird. Er schließt mit den durch Heiterkeit begleiteten Worten, daß die Hessen durch die Steuern jetzt schon so ausgehungert und durch den Hunger gebändigt worden seien, daß sie gern bereit wären, in den norddeutschen Äundeskäfig einzutreten. vr. Braun erklärt sich als Vertreter der Bezirke, wo die besten Weine der Welt wachsen: Rüdesheim, Johannisberg u. Markobruvn (Schallende Heiterkeit), für die Herabsetzung. Trotz der Abneigung, tue bei Tausenden in Nassau gerade gegen diese Herabsetzung vorherrsche, werde man schließlich das Nutzreiche derselben einsehen. Diese Zollberabsetzung des Weines werde nicht den eigentlichen Weinbauern, sondern nur den Fabriken eine gerechte Concurrenz machen, welche das Publicum i« Nord deutschland bisher nöthigten, eine eigenthümliche Substanz als Weine zu genießen, die nichts von Dem an sich hat, was auf einem Weinstocke zu wachsen pflegt. (Langanhaltende beifällige Heiterkeit.) Verfälschte Weine werden jetzt verdrängt und gute, billige, echte Weine getrunken werden. Die billigen französi schen Rothweine, welche jetzt massenhaft eiugekührt werben, würden aber nur die Vorläufer der vorzüglichen süddeutschen Weine sein; darin vertraue er ganz der menschlichen Vernunft und — Zunge. (Große Heiterkeit.) Aber bie Vorbedingung für den vermehrten Absatz der süddeutschen Weine sei die gleich mäßige Besteuerung der inländischen Weine, die Beseitigung der im Süden bestehenden Berzehrungsabgaben und des Schutzzolls, der das inländische Product gegen das ausländische belaste. Nachdem Abg. Robhirt (Baden) eine entgegengesetzte An sicht geäußert, Abg. Metz, ebenfalls mehrfach zur Sache ge rufen, sich im Sinne Bamberger's ausgesprochen und Abg. Grumbrecht einen sinauziell erheblichen Ausfall von dieser Weiuzollermäßigung befürchtet, giebt Präsident v. Delbrück folgende Erklärung: Wenn die verbündeten Regierungen die finanzielle Seite der Herabsetzung des Weinzolles weniger ins Auge gefaßt hätten (die Volks- wirthschaftliche hat keine Anfechtung erlitten), so hätten wir vor einem Jahre schon den Zollvertraa mit Oesterreich haben können. Gerade mit dem Zoll aus Wein hat der Zollverein sehr lehrreiche Erfahrungen gemacht. In den Jahren 1842 bis 1852 zahlte Wein in Fässern und Flaschen gleichmäßig 8 Thlr., das macht auf den Kopf bcr Bevölkerung 1,»» Sgr. Einnahme. In den Jahren 1854—1864 wurde der Zoll auf Wein in Fla schen auf 6 Thlr. herabgesetzt und die Einnahme betrug auf den Kopf 1,« Sgr. Seit l. Juli 1865 wurde der Zoll auf Wein in Flaschen und Fässern gleichmäßig auf 4 Thlr. herab gesetzt; dies brachte pro Kopf eine Einnahme vou l,Z> Sgr. In den beiden letzten Jahren ist im Vergleich zu der ersten Periode ein Zollerlaß von 1)4 Millionen Thalern, im Ver gleich zur zweiten Periode von nicht ganz 1 Million eingetre. Feuilleton. »der S. Hostheater. Montag, den 11. Mai gab der Gast Herr Otter in Brachvogel's Schauspiel „Narciß" die Titelrolle. Er erwies sich darin als ein sprachlich gebildeter, im Spiel gewandter, in der Auffassung denkend bemühter Schauspieler; aber die psychologisch feine, durchaus individualisirende Ausführung, gewählte, pikante und doch natürliche Pointirung der Effecte, welche bie Gestaltung dieses krankhaft zerrissenen, geist reichen , duldenden und thatlosen Helden verlangt, konnte er nicht geben. Er vermied es löblich, diese mit französischer Coketteric skizzirte Figur, die in der Weichheit ihrer Stimmung rühren, im Exceß phan tastischer Leidenschaft ergreifen soll, durch gröblich auf- getragenes Colorit als frappante Bravourpartir für den wenig wählerischen Geschmack zu behandeln; aber seine bedächtig preciöse Weise der Rede und des Aus druck- ist nicht aeeignct, um für letzter» genügend die Töne der Wahrheit zu finden, um mit leichten, wohl- beherrschten Schattirungen die springenden Stimmungen dieses Schicksal-Patienten in den wechselnden Launen beißender Satire, der scharfen, sich selbst zersetzenden Ironie, des bittrrn Menschenhasse-, der innern weh- müthigen Aufzebrung de- gekränkten Herzens treffend zu bezeichnen. Auch der gedeckte Klang seines Organ- bietet hierfür nicht genügende Hilfe. Nur an einzelnen Stellen machte sich Herr Otter frei von der Manier seiner Au-führung, z. B. in der ersten Scene und im 4. Acte mit Dori- Ouinault; und dann gewann eine Leistung durch natürliche Beweguna und Wahrhei sei ne- Vortrag-, seine- Spiels künstlerisch vortreffliche und wirkungsvolle Momente, die nur zu bald w mit der Wiederkehr minder ungezwungener und künst lich effectutrend« Behandlung verschwanden. Meisterhaft, mit wunderbar feiner Charakteristik spielte Frau Bayer die Marquise de Pompadour, und die gefühlvolle, schwärmerische Dori- Ouinault wurde von Fräulein Ulrich vorzüglich gegeben. Fräulein Berg suchte durch treffliche Behandlung vergessen zu machen, daß die Rolle der zurückgesetzten Marie Les- cünska sich» nicht wohl für ste eignet, schlug aber für die Königin von Frankreich einen zu salbungsvollen, larmoyanten Ton an. Die übrige Ausführung zeigte uns sehr überzeugend, wie die Gesellschaft der Hofkrcise Ludwig's XV. nicht war: ein von Brachvogel bestens unterstütztes, aber offenbar bescheidenes Verdienst, da für solche unähnliche Bilder gar zu viel Varianten möglich sind. C. Banck. GemäldtU«»sttllu«g. Während sonst nur selten sich in Dresden Gelegen heit fand, auswärtige namhafte Künstler kennen zu lernen, und überhaupt kein Anlaß geboten wurde, sich über Schwelereien auf dem Gebiete der bildenden Kunst zu beklagen, ist die letzte Zeit reich an Ausstel lungen von Werken der berühmtesten Maler und der verschiedenartigsten künstlerischen Richtungen gewesen. Der anregende, bildende Einfluß derartiger Au-stel- lungen auf da- kunstempfängliche Publicum wie insbe sondere auf den Künstler, ist, neben dem dadurch dar- gebotenen Genuß, nicht gering anzufchlagen. Seit dem 8. Mai ist wiederum eine recht beackicnsucrihe Aus stellung im Doublettensaal auf der Brühl'schen Ter rasse eröffnet, indem Herr Job. Meyer, wie bereit- früher einmal, eine Anzahl von Gemälden seiner Samm lung dem hiesigen Künstlerhau-baucomits sür seinen Aveck zur Ausstellung überlasten hat. Unter diesen GemLlden ist zunächst eine Arbeit von Knau- hervor- zuheben. Derselbe gehört zu den bedeutendsten deut schen Genrcmalern, und da bis jetzt noch keines seiner vielbesprochenen Bilder in Dresden zur öffentlichen Ausstellung gelangt ist, so dürfte schon deshalb diese gegenwärtig hier exponirte Arbeit von Jnterrffe sein. Knaus ist eine glücklich organisirte Künstlernatur, in der sich eine große malerische Begabung mit warmer poetischer Empfindung in liebenswürdigster Weise ver schmilzt. Das Grundmotiv seiner Bilder ist in der Regel sehr einfach; aber in der Fülle herzgewinnender Züge, in der er das Motiv ausgestaltet, in der Fein heit, mit welcher er die Gestalten individualisirt, zeigt er sich als geistreichen und zugleich poetisch empfin denden Componisten; vollkommen ebenbürtig ist dieser Seite deS Künstlers die andere, die technische, die Sicherheit der Gestaltung, die spielende Leichtigkeit des Vortrags, welche die Grundbedingung eines unverküm merten Wohlgefallens ist. Das ausgestellte Bild ist bezeichnend für seine Richtung. Wir sehen in demsel ben eine Dorfbevölkeruug den durchreisenden Landes vater begrüßen. In der abweisenden Kälte des Fürsten, besonder- aber in dem Ausdruck seiner Begleiter, von denen der eine wenigstens an Caricatur streift, be kommt der sonst immer so harmlose Humor de- Künst ler- diesmal einen etwas beißenden Beigeschmack: doch wird letzterer neutralisirt durch den unerschöpflichen Schatz von Liebe und treuer Anhänglichkeit, welchen das Dorf seinem angestammten Fürsten entgegen bringt, durch die rührend komische Erscheinung des zum Spre cher auserkornen Schulmeisters, um den sich die Schul Ander, in den mannichfaltiasten phystognomischen Schat- tirungen scheu, wie die Küchlein um ihre Henne drän gen, durch die ehrenfesten Baurrnphystognomien mit dem Ausdruck Men Pflichtgefühls, schlichter Treue. Die verschiedenen Typen des Dvrflebrns, vom Schulzen bi- zum Armenhäusler herab, sind überaus scharf und lebendig beobachtet und geschildert, und jede einzelne Gestalt erzählt uns in unterhaltender und erheiternder Weise ihre Geschichte. Noch verdient ein kleiner Stu dienkopf dieses Meisters volle Beachtung. Von einem zweiten sehr populären Genremaler, von E. F. Meyer- Heim, findet man sodann ein hübsches Bildchen; einen Buben, der nebst Kameraden aus der Schule kommt und mit kläglicher Geberde die Nachwehcn der Schmer zen andeutet, die ihm soeben der Stock des Lehrers verursacht. Das Bild ist etwas gläsern und kühl in der Farbe, athmct aber eine seltene Innigkeit und zeigt die zarteste, liebevollste Durchbildung und Vollendung. Auch ein Sohn des treffsichen Kunstlers, Franz Meyerheim, ist durch eine Familienscene vertreten. Recht geschickt gemalt ist eine Kartoffelernte von F. Kraus, dem sich Riefstahl mit einem Bilde aus dem tiroler Volkslebens anreiht. Die Arbeiten von Vautier und C. Becker zeigen diese Künstler nicht von ihrer vortheilhastesten Seite. Noch ist von deut schen Genrcmalern Jordan hervorzuheben, der be kanntlich mit Vorliebe die Sitten und Gebräuche, Freu den und Leiden der Schiffer und Fischer vom Nordser- strande schildert; das ausgestellte Bild, dm frühem und besten Arbeiten Jordan - zugehörrnd, behandelt ebenfalls einen Vorgang, und zwar ernstester Natur, au- jenem Strandleben. Unter den Landschaftern der Ausstellung sind zunächst die Gebrüder Achen bach zu nennm. Von Andreas Achenbach, dem, wenn auch vielleicht nicht begabtem, dennoch aber bedeutendem der Brüder, ist ein meisterlich behan delte- Bild hervorzuheben, welchem ein Motiv auS der Umgegend Düffeldorf- zu Gmnde liegt. Dir Strand scene auS Scheveningen, die Ausfahrt der HeringS- mcheß, ist mehr nur rin Jmprotnptu. Von drn bridrn Arbritrn O-wald Achrnbach'S, drfsrn koloristisch« Rich-
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