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Dresdner Journal : 10.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-05
- Tag 1868-05-10
-
Monat
1868-05
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1868
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107. Sonntags dni 10. Mai. ^»Krll-k: «xklr— ^MrUetz: 1 ,. 1- „ »,v»»Iiod:— „ lö » tritt stzlirUsI» > l'KIr. 8tswr>«lx«dUt>r, »oiserkslb 6«, NorLL. Lsoäsi ?o«t aock 8t«a>p« luo««. »»stratenprrist: kli» 1«» S»UM «iosr e«»p«Itellvll Lsils: 1 Kqr. vot-r „Liox«,»o6t" Li» 2«U«: Ä Kxr. Erscheint« - <r»,Ildi, mit Lo,n»tim« 6er 8o->o uoä Lelsrtsx«, Xd«»6» kür Leo kol^eoüeo HL. Dns-nerZourMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. r-seratenannahme aurwSrts: I-sixiljx: Ls Nst«o»r«rrr», Oommissiolliir 6«, vreiäoer 6onro»Is; «d«n6»i.: 8. Luol.«», Lyo»^ Lv»r; Nsmdarx-NsrU»- Vi»n - Leixii^ - L»-«I - krsnkkun ». N.: L Vool-s», >«rUoi «»orivi'eeüe Ijookk., Ror»»>r«»'o Aoreou, itvvoi.ru tlos»; Lr,meo: L 8cuvorr« z >r»»I»0! I, 8rL«08k>« Lnoonceodoreol», Ls»«», Nr^l. E koilvuo; rrooirtort o.il.: L^ioro eoK« Nuekü. i Lölo: X». 81o«r,«, kori«: IL-vs», Lssrirs, Lvovio« LOv., (8, ki»o« 6« io Lour»«); kr»^: L». Loei.lv»', 8oet»l».; Visa: Xv. Oerii-ir. Herausgeber: Lüoizl. Lxpsckitioo äs» vreiäosr äooro»l», vrs»äso, -isrieu-tr»»»« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden. 28. April. Se. Majestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der Bahnhofs-Jnspector zu Leipzig, Leutnant v. d. A. Winkler, den ihm von Sr. Majestät vem König von Preußen verliehenen Kronenorden 4ter Classe annrhmc und trage. Nichtamtlicher Theil. NebersiLt. T»gr»grschich1e. Dresden: Kammerverhandlungen. — Berlin: Vom Zollparlament und dem Zollbundes- rathe. Vermischtes. — Breslau: Kirchthurm ein gestürzt. — Hannover: Schutzmaßregeln für die norddeutschen Fischer eingestellt. Klage gegen den Fiscus. — München: Frhr. v. Pranckh. Diplo matisches. — Stuttgart: Kirchliche Reformen. — Wien: Befinden des Frhrn. v. Beust. Ehrenbürger recht an den Fürsten Colloredo. Vom Reichsrathe. — Pesth: Tagesbericht. — Paris: Erste Communion des kaiserlichen Prinzen, de Cormenin s. Die Dif ferenz mit Tunis. — Brüssel und Lissabon: Kammerverhandlungen. — London: Vom Parla mente.—Bombay: Niederlage der englischen Trup pen. — Washington: Zum Proceß Johnson. Vom Congrrß. Vellage. LandtagSverhaudlungen. (Abendsitzung der Zweiten Kammer vom 8. Mai ) Statistik u. valkrwiethschast. (Leipziger Mebbericht IV.) Lotteriear«i«nlifle vom 8. Mai. vermischter. Inserate. Telegraphische Nachrichten. verli«, S-nnadeud, s.«»i, N»chmitt. (W.r.B.) Sitzung de» Zollparlameut». Der Gesetzentwurf be züglich der T»b»kbrsteurru«g ist eingegangr». Pr»fi- deut v. Delbrück kündigt eine Larlage betreffe einer Revision de» Zolltarife an. Die Beschlußfassung be züglich der geschäftlichen Behandlung der erstgedachten Vorlage (Tabaksteuer) wird bi» zu« Eingang der »« gekündigten varlagr »«»gefetzt. E» folgte hleranf die Generaldebatte über de« mit Oesterreich abgeschloffene» Handil»»ertrag. Die Abgg. Braun und v. Hennig empfehlen die Annahme des Vertrags; der Abg. Mo hl (Stuttgart) bekämpft denselben vom schutzzöllnerischen Standpunkte. Der Vertrag bedrohe die Eisen-und Leinenindustrie. Die Süddeutschen wünschten die engste Verbindung mit Oesterreich, seit Oesterreichs Austritt aus Deutschland sei jedoch eine engt handelspolitische Verbindung un- möglich geworden. verliu, Sonnabend, v. Mai, Nachmittag». (Tel. des „Dr. Journ.") Wenn der Schluß de» Zollparla- meut» auch nicht in der gesteru gerücht-weise gemel deten nahen Zeit (am 18. Mai) stattfindrt, so er wartet man doch eine rasche Erledigung der Arbeiten. Pari», Freitag, 8. Mm, Abend«. IW. T. B.) Die „Patrie" kündigt an, daß wahrscheinlich zur Re gelung der Differenzen mit Tunis (vergl. unter „Ta- gesgeschichte") eine internationale Commission werde eingesetzt «erden. Der „Etendard" dementirt da» Gerücht, daß die von dem Fürsten Czartoryski in Loudon gehaltene Rede dem Kaiser vorher vorgeltgl worden Ware. Die Angrlrgrnhrit, betreffend da» Exequatur der «orddeutschen vundeseonsuln, ist vollstüadig geordnet. Laut hier eingegangenrn Nachrichten ist dir hau- «overschr Legion von Rheim» uach Amiens verlegt. Der Amnrstieerlaß de» König» bau Preußen, welcher iu deutscher und französischer Sprache in dem „C»ur- rirr de la Champagne" erschienen war, soll von großer Wirkung geweseu sein. Die Lrgiou besteht gegenwärtig noch au» etwa 2 —S00 Man«. Florenz, Freitag, 8. Mai, Nachmittag». (T B. f. NZ Die vermihlungsfeierlichkeiteu schlossen gestern Feuilleton. Dresden. Aerztlicher Zweigverein. Monats- versammlung am 5. Mai. Die Commission, welche in der außerordentlichen Versammlung vom 18. Februar d. I. zur Berichterstattung über die Trinkwasser- frage Dresden- nirdergcsetzt worden war, hat die hierzu erforderlichen Arbeiten in folgender Weise unter sich getheilt: 1) Historische Einleitung, d. h. eine voll ständige Uebersicht über die bis jetzt in dieser Ange legenheit von den Behörden rc. gethanen Schritte (vr. Seifert). 2) Bodenbeschaffenheit des Elbthales in und um Dresden (Prof. vr. Richter, mit gütiger Beihilfe des Prof. Geinitz). 3) Gegenwärtiger Zustand der Dresdner Pumpbrunnrn: ») grobsinnlich erkennbare Verunreinigungen des Trinkwassers (Prof. vr. Richter) und d) Bestandtheile des Trinkwassers durch nahezu 100 chemische Analysen nachgewiesen, Ursachen des Vor kommens gewisser anorganischer und organischer Sub stanzen in den Brunnen rc. (vr. Niedner.) 4) Einfluß des Genusses verdorbenen Trinkwassers auf lebende Organismen, insbesondere auf Erzeugung von Krank heiten bei Menschen, und zwar ») nach den an Orten außerhalb Dresden» gemachten Erfahrungen (Mrdicinal- rath Prof. vr. Merbach) und d) nach den ärztlichen Beobachtungen und Ersabrungen in Dresden selbst (Medicinalassessor Vr. Fiedler). 5) Würdigung der vier, gegen die von der Gesellschaft für Natur- und Heil kunde in Dresden betr. der Dresdner Brunnenwässer erhobenen Bedenken amtlich und officiös veröffentlichten Entgegnungen (Prof. vr. Richter). 6) Drei Schluß- anträge. — In der am oben genannten Tage stattar- fundenen Versammlung erfolgte die Vorlesung der Ab- schnitte 1, 2 und 3, und nach einer kurzen Debatte — vorbehältlich einiger zweckmäßig erschienenen redaktio nell einem volle, welche» die vürgerfchoft der königl. Familie im C»fi«»p»l«fie gib, und mit einem Volks feste, welche» im Freie« i« der glänzend illuminirtr« Umgebung des Palastes stattsaad. Der Kronprinz va« Preußen ist nach Sprzzia und Genua abgerrist. Loudon, Freitag, 8. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Eine Rrgierungsdeprsche au» Talant» »am 21. April meldet, d»ß am 17. Magdala vollständig «iedergebrannt sei. Die Festungsthare wurden ge sprengt und 3V Geschütze zerstört. Die vrittea r»- rortirten die Witwe und de« Sohn Theodor» bi« uach Tigre. Der Rückmarsch der Armer hatte am 12. br^onnen. Der Gesundheitszustand ließ nichts z» wünschen übrig. London, Freitag, 8. Mai, Abends. (T. B. f. N.) Der seit mehrera Monaten zu Sligo in Irland in Haft befindliche amerikanische Fenier Nagle ist frei' grlaffen. E» «erden große Anstrengungen gemacht, rin Alibi für den zum Tode verurthriltra Fenier Michael Varrel z» rr«eisea. Der Minister des Innern, Gathorne Hardy, hat die Anordnung der dieserhalb auch offi- rirllerseit» angrstellten Nachforschungen übernommen. Mit dem Dampfer „Crlt" find Nachrichten vom. Cap vom 4. April eingegangr«. Der holländisch« Orange-Freistaat protrstirt gegen da» britische Protek torat über die Stämme der vasuto» und lehnt rs ab, mit de« britischen Gouverneur des Copland», Lord wodehouse, i« Verhandlung zu treten. Der Letztere hat berittene Polizrimannschafte« über de« Orangefiuß i« da» Laud der Vasuto» geschickt, um da» Land von freistaatlichen Eindringlingen zu säubern. Truppe» «erdr« fnr Marschordre i« Bereitschaft gehalten. Der Freistaat hat an feine Truppe» Ordre ergehe« laße«, da» streitige Land keine«fall» zu räume«. Man besorgt de» Au»br«ch von Feindseligkeiten. Am Cap find «erthvolle Steinkohlenlager entdeckt. Athen, Donnerbtag, 7. Mai, Nachmittag». (T.B. f. N.) Heute «urde die Kammer vom Könige i« Perso» eröffnet. Der König sagte: Um das Königthum in Griechen land zu consolidiren, habe er sich mit einer Prinzessin der orthodoxen Kirche vermählt: Auflösung der Kammer habe er sich Aufklärung über den Will«« der Nation in Betreff der Machtbefugnisse der verschie denen ReAierungsfactoren verschaffen wollen. Die Thron rede erwähnte noch, daß die Ungleichheit zwischen Ein nahmen und Ausgaben der Beistandleistung zugeschrle- ben werden müsse, die man den Leiden eines Bruder stammes nicht habe versagen dürfen. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Mai. Die Zweite Kammer ist ge stern in einer Abendsitzung zunächst in Bezug auf den Gesetzentwurf, die Entziehung staatsbürgerlicher Rechte infolge der Verübung von Verbrechen betreffend, dem Beschlusse der Ersten Kammer beigetreten, welcher dahin geht: die Staatsregierung zu ersuchen, den gedachten Gesetzentwurf wieder zurückzuziehen und denselben nach Befinden der nächsten Ständeversammlung zur Berathung vorzulegen. Sodann bewilligte die Kammer nach den Vor schlägen ihrer Finanzdeputatton mehrere Postulate zu Er weiterung der Irrenanstalt in Kolditz, sowie zum Umbau des sogenannten alten Schloßgebäudes im Zuchthause zu Waldheim, erledigte sodann einen Deputationsbericht über den Rechenschaftsbericht für die Finanzperivde 1861/63 und beschloß schließlich noch auf Grund eines anderweiten Berichts der Finanzdeputation bezüglich der Verwendung des Stellvertretungsfonds bei ihrem ersten Beschlusse zu beharren. (Der ausführliche Be richt befindet sich in der Beilage.) Heute hat die Kammer zunächst den Bericht ihrer außerordentlichen Deputation, den Entwurf eines Ge setzes über die Wahl von Gerichtsschöffen und die Mitwirkung derselben bei der Verhandlung und Abur Hrilung der bezirksgerichtlichen Strafsachen betreffend (Referent: Abg. Sachße), berathen und schließlich dem Anträge der Deputationsmajorität gemäß den Gesetz entwurf mit 41 gegen 14 Stimmen angenommen. Der Antrag der Minorität auf Ablehnung desselben wurde mit 41 gegen 14 Stimmen verworfen. Hierauf be schloß dir Kammer auf Vorschlag der vierten Deputa tion (Referent: Abg. Thiele) zwei Petitionen Eifler's in Bernstadt, Kriegsschädenvergütung betreffend, und der verw. Arras in Dresden, eine Wiedereinsetzung in den »origen Stand betreffend, auf sich beruhen zu lassen. Schließlich beschloß sie auf Vorschlag derselben Deputation, eine Petition Gebler's und Genossen, den Verkauf von Wildpret in der geschlossenen Zeit betref fend, ebenfalls auf sich beruhen zu lassen. (Den aus führlichen Bericht geben wir wegen Mangel an Raum in der nächsten Nummer.) v. verli«, 8. Mai. Der Inhalt der heutigen Sitzung des Zollparlaments, der u. A. auch als Bundescommissare v. Delbrück, v. Pcrglas, v. Linde und vr. Weinlig beiwohnten, ergiebt sich aus dem nach stehenden kurzen Berichte. Das Wichtigste der Sitzung war, daß durch den Präsidenten v. Delbrück die Mit- theilung cinging, daß die Tabaksteuervorlage morgen an das Zollparlament gelangen werde. Man einigte sich in Hinsicht hierauf trotz des Widerspruchs des Abg. Vr. v. Mohl auch dahin, bereits morgen eine Sitzung abzuhalten und in dieser sich über die geschäftliche Be handlung der Tabaksteuervorlage schlüssig zu machen, sowie auch die Vorberathung über den österreichschen Handelsvertrag zu beginnen. — Zur Debatte stand heute folgender Antrag des Abg. Stumm: „den Vorsitzenden des Bundesralhes des deutschen Zollver eins auszufordern, darauf hmzunnrken, daß die Ausfuhr- Vergütung, welche Frankreich den Bestimmungen des Art. v des deutsch-französischen Handelsvertrages zuwider seiner Eisenindustrie durch die mißbräuchliche Handhabung der Rückvergütung des Jmportzollbetrages (Utr«, ä'aequit- t-ouuiioo) gewährt, baldlast beseitigt werde." Der Referent, vr. Becker, findet den Antrag ge rechtfertigt und ausführbar, er sei nicht einmal den Franzosen nachtheilig, sondern verlange nur die Aus führung eines abgeschlossenen Vertrags. Auch der zweite Referent, vr. Friedenthal, empfiehlt den Antrag zur Annahme. Der Präsident v. Delbrück erklärt, daß der Gegenstand bereits die Aufmerksamkeit des Präsidiums auf sich gezogen habe. Der Botschafter des Norddeutschen Bunde» in Paris sei bereits vor mehrer« Wochen beauftragt worden, diese Frage zum Gegenstand der Erörterungen mit der kaiserl. Regierung zu machen. Das Ergebniß dieser Verhandlungen sei abzu- warten. Abg. Twesten findet, man stelle sich durch Annahme des Antrags von vornherein auf den Standpunkt des Schutzzolls; da übrigens die Sache Gegenstand diplomatischer Verhandlun gen sei, wäre es unpassend, jetzt eine Kundgebung in diesem Sinne zu machen. Eine Vertragsverletzung Frankreichs liege nicht vor. Nachdem Abg. Miguel für, v. Hennig gegen, v. Mohl für den Antrag gesprochen, wird die Debatte geschlossen. Im Schlußworte weist der Abg. Stumm darauf hin. wie es ganz ungerechtfertigt sei, daß Frankreich nach Abschluß eines Han delsvertrags durch Zahlung einer Ausfuhrprämie einen belie bigen Industriezweig auf Kosten der deutschen Industrie massen haft uach Deutschland werse und so den Sinn des Vertrags schädigt. Nach den Schlußbemerkungen der beiden Referenten wird der Antrag Stumm's mit großer Mehrheit an genommen. — Hierauf folgt die Schlußabstimmung über das Gesetz wegen Abänderung einzelner Bestim mungen der Zollordnung und der Zollstrafgesetz gebung. Das Gesetz wird mit einigen Anträgen, mit denen sich v. Delbrück einverstanden erklärt, einstimmig angenommen. — Begreiflicherweise ist das für Viele so überraschende Resultat der gestrigen Abstimmung in der Adreßfrage der Gegenstand aller Debatten unter den Zollparlamentsmitgliedcrn. Am meisten nie dergeschlagen sind die Nationalliberalen, denen von den gleichfalls unterlegenen Frciconscrvativen der Vorwurf gemacht wird, daß sie der, beiden Fractionen gemein samen Sache durch Beharren auf der Adresse mehr ge schadet als genutzt haben. Die Nationalliberalen hät ten sich erst der Majorität für eine Adresse versichern sollen. Auf der Gegenseite, namentlich unter den Württembergern, herrscht hingegen große Befriedigung über das Resultat. Die preußische Fortschrittspartei, bei welcher die Entscheidung lag und die durch ihre Parteinahme für die einfache Tagesordnung den ver einigten Nationalliberalen und Nationalconservativen zur Niederlage verhalf, ist heute deshalb feiten der Nationalen der Gegenstand der Angriffe; seilen der württembergschen Demokraten wird hingegen angenom men, daß em Hand-in-Hand-gehen mit dieser Fraction in künftigen Fällen nach der gestrigen Abstimmung nicht ausgeschlossen sei. Von Seiten der Bundesstaat lichen bedauert man es, daß cs das Loos gewollt hat, daß der Antrag auf einfache Tagesordnung durch einen Strengconservativen, wie v. Blanckenbura, vcrtheidigt wurde. Wäre der von ihnen bestellte Generalredner zum Worte gekommen, so hätte dieser das in den Mo tiven ausgesprochene Festhalten an den abgeschloffenen Verträgen als Hauptgrund gegen die Competenzerwei- terung und für die einfache Tagesordnung her»orge- hoben. Wie wenig dieser Fraction particularistische Gründe bei Stellung des Antrags vorgeschwebt haben, erhellt auch daraus, daß die Motiven desselben das Gcsammtvaterland besonders lebhaft betonen. Was endlich den Eindruck der gestrigen Abstimmung auf die Strengconservativen anlangt, so ist derselbe ein ge mischter. Theilweise wird man wenigstens des Erfol ges, zu dem man so wesentlich beigetragen, nicht auf richtig froh, und heute zeigt sich deutlicher, als gestern, daß der von 47 süddeutschen Mitgliedern verfaßte Pro test (zu dessen Ueberreichung es nicht kam) ein wesent licher Motor für die Strengconservativen war. Die Entscheidung des Zollparlaments vom gestrigen Tage aber ist, man mag auf irgend welchem Standpunkte stehen, von der größten Tragweite nicht blos auf die Entwickelung der Bundesverhältnisse innerhalb des Norddeutschen Bundes, sondern auch auf die gesammte deutsche Entwickelung und die Beziehungen Deutsch lands zu den großen europäischen Fragen. Dieses Gefühl sprach sich heute in allen Kreisen der Abgeord neten, mochten sie einer Farbe angehören, welcher sie wollten, aus. Eine praktische Folge wird die gestrige Abstimmung zunächst sichtbar äußern: sic wird den Gang der beiden Berathungskörper, Zollparlament und Reichstag, sehr beschleunigen. Obwohl von Seite der Nationalliberalen noch politische Fragen, wie bei 8 18 des österreichschen Handelsvertrags über die Ausdeh nung der Freizügigkeit auf Süddeutschland, angeregt werden werden, so wird man dieselben möglichst rasch abmachen, und man hofft mit dem Zollparlamente bis Anfang der übernächsten Woche fertig zu sein. Der Reichstag selbst würde dem Vernehmen nach, da man das Bundesgewcrbegesetz zurückziehen und den Bundes haushalt einer Herbstsession vorlegen will, mit seinen Arbeiten Anfang Juni zu Ende kommen können. Se. Majestät soll den Reichstag selbst zu schließen wünschen, um nach diesem feierlichen Acte eine Reise anzutrcten. Der Herbstsession des Reichstags würde auch ein Bun- desbeamtrngesetz vorgelegt werden, und gerüchtweise verlautet, daß in demselben den Wünschen des Reichs tags in Betreff der juristischen Verantwortlichkeit der Bundesschuldenbeamten in irgend einer Weise entgegen zukommen beabsichtigt werde, so daß von einer Erhöh ung der Matricularbeiträge für Flottenzwecke abgesehen werden könne. — Die ministerielle „ Provinzial-Corresp." bringt einen längern Artikel bezüglich der Ansichten der Regierung über den Antrag auf eine Adresse des Zvllparlaments, in welchem sie unter Anderm sagt: „Mit den Auffassungen und Zielen der vorge schlagenen Adresse im Allgemeinen stimmt gewiß die bedeutende Mehrheit der Mitglieder des Zollparla ments, namentlich aus Norddeutschland, überein, da gegen walten vielfache und ernste Bedenken darüber, inwieweit es ersprießlich und der nationalen Sache förderlich sei, eine solche Kundgebung selten des Zoll- Parlaments zu veranlassen... Die Adresse würde ver möge ihrer nationalen Richtung eine große und erhr- nellen Aendrrungen — die einstimmige Genehmigung dieser ersten Hälfte des Berichts zum Druck und zur Eingabe an die städtische Behörde. In der nächsten Monatsversammlung, welche, sowie die übrigen Ver sammlungen in den Sommermonaten laut Beschluß des Vereins erst um 6 Uhr Nachmittags beginnen soll, wird die zweite Hälfte des Berichts zum Vortrag und zur Beschlußfassung gelangen. vr. » Dresden, 8. Mai. In der gestern abgehaltcnen Sitzung der mathematisch-physikalischen Sectton der Gesellschaft „Isis* berichtete Herr Apotheker Bley über den wirksamen Brstandtheil der Calabarbohnen, welchen Jobert und Hesse Physostigmin genannt haben und der jetzt von Hesse rein dargestellt worden ist. Durch denselben Redner erfolgten ferner eingehende Mittheilmlgen über den Ursprung der Hippursäure im Harn der Pflanzenfresser, über das sogenannte Ammo nium-Amalgam, welches schon Mitscherlich für durch Wasserstoff und Ammoniak aufgeblasenes Quecksilber angesehen hat, über ein von Hesse in den Klatschrosrn- blütern entdecktes neues Alkaloid, Rhöadin genannt, über die Ausscheidung von Copaivasäure in einem von Oopairor, owoinalw abstammrnden Copaivabalsam, fer ner über einen in Brasilien aufgefundenen, ein Gold blättchen enthaltenden Diamanten, endlich über Nickles' Versuche, die Ursache der Verschiedenheit der Farben erscheinung bei Tag und Nacht zu erklären; Nickles empfiehlt da- Magnrsiumlicht zur Beleuchtung der Maleratelier-, weil es den Farbeneindruck am wenig sten ändert. Nach längerer Uber diese Gegenstände ge pflogener Debatte legte Herr Prof. Lösche ein neues, nach l)r. August construirte- Hygrometer vor, da- die unmittelbar« Ablesung de- Wassergehalte» der Lust ge stattet und da- sich durch den kleinen Raum, den r- einnimmt, und durch die Eigenschaft, leicht transpor tabel zu sein, vortheilhaft auszeichnet; der Mechaniker F. Ernecke in Berlin (Wilhelmstr. 6) liefert dies cm- pfehlenswerthe Instrument zu dem Preise von 2 und 4 Thlr. Derselbe Vortragende sprach ferner über die Frage, ob bei der Feststellung des Nullpunktes der Thermometer mit gleicher Sicherheit der Erstarrungs punkt des Wassers wie der Thaupunkt desselben genom men werden könne, und bejahte diese Frage, nachdem er mittelst eines neuen Instrumentes gezeigt Hatte, wie zwar bei völliger Ruhe das Wasser, ohne zu gefrieren, eine Temperatur unter Null annehmen kann, wie aber bei erfolgter Bewegung diese Temperatur schnell und genau auf Null zurückkehrt unter gleichzeitigem Er starren des Wassers. Herr Photograph Krone gedachte am Schluffe der Sitzung des vor Kurzem erfolgten Todes der beiden bekannten Physiker Foulcault und Brewster, deren Verlust für die Wissenschaft auch von uns beklagt werden muß. —g. s K»ufm»««ischr Literatur. Das von vr. Ed Amthor, Direktor der Handelsschule zu Gera, unter Mitwirkung namhafter Geschäft-männer und Gelehrte herausgegebene Magazin für Kaufleute „Vor wärts" (Verlag von Wilh. Nübling, Stuttgart und Leipzig) gehört zu den besten periodischen Erscheinun gen der kaufmännischen Literatur. Es ist gegenwärtig bis zum 19. Bande gediehen, und wir nehmen Gele genheit, den eigentlichen Kaufmann sowohl al- auch den Industriellen, die jüngere wie die ältere Genera tion, auf das Unternehmen hinzuweisen, daS rege be müht ist, den Sinn für tüchtige» Wissen im Kaust mannssiandt »u beleben. Das Magazin behandelt d e Handel-- u. Kulturgeschichte, die Geographie de» Welt handel», neue Verkehrswege und Beförderungsmittel, Waarenkunde, kaufmännische Technologie, Bank-, Börsen- und Affecuranzwesen, volkswirthschaftliche Fragen, kauf männisches Rechtsleben, Cvmptoirwiffenschaft; ebenso werden Biographien berühmter Kaufleute und Indu strieller, Miscellen aus der Kaufmannswclt u. s. w. geboten. f Das neueste Heft von „Unsre Zeit" enthält einen interessanten Aufsatz von Richard Andree: „Ein deutscher Maler in Abessinien", der in weiten Kreisen Beachtung verdient. Der Herzog von Dessau befindet sich im Besitz der Manuscripte und Zeichnungen des Malers Christoph Eduard Zander, der vor zwan zig Jahren aus Dessau auswandcrte, sich nach Abessi nien begab und dort nach mancherlei Abenteuern im militärischen Rang der Nächste nach dem Kaiser Theo dorus wurde. Der Herzog hat mit großer Liberalität dem Verfasser des Artikels diese Manuscripte und Zeichnungen überlassen und ihn so in den Stand ge setzt, einen wichtigen Beitrag zur Charakteristik der abessinischen Zustände zu veröffentlichen, der in der jetzigen Zeit von doppeltem Interesse ist. 7 Wie man aus Paris schreibt, hat die Akademie Herrn Dareste, dem Verfasser einer Geschichte von Frankreich, den großen Preis Gobert von 10,000 Frc». zuerkannt. * Wie Schott'» Musikalienhandlung in Mainz be kannt macht, ist Ende April R. Wagner's dreiactige Oper „dir Meistersinger von Nürnberg," als vollstän diger ClavierauSzug zur Versendung gelangt. * Mosenthal in Wien hat Heinrich v. Kleist'- „Penthesilea" für die Bühne bearbeitet. t Am 5. Mat starb in Salzburg M. B. Süß, der Gründer und Dirrctor dr- Musrums Carollno- Augustrum und Consrrvator der Baudenkmäler dr» Her- zogthum» Salzburg.
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