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Dresdner Journal : 03.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-05
- Tag 1868-05-03
-
Monat
1868-05
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1868
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M1V1. Sonntag, den 3. Mai. 1868. Itwmnmüilwrlsr: I» >«äü >»»««: l»rrmi»^»tttttj«kcUoü M»^od - « rdl«. —I » Iklr. 8t--.ixl-.badr, ^Mrlleb: I „ »L „ »u—rb.lb ä„ «orLä. Ü.v»tlicb: — „ »b „ I Luvä« ko« ^u»ä Lt»-.1».«»-»«r»! 1 „ 1 Stompoli^-ül^ül^m „srr«wl»rrisr: I>tz- g«, «i»«r «oipoltoooo r,Uo: 1 «E» v,t.r „Lt»»««u»at" äi« 2«U«: > Kxr. «rschri«»: V^llod, mit »»»»»bm« ä«c S»o,- oock r.tort^o, ^b.oä» tLr a«o kolgooä« r«G. Dres-nerMurtMl ,,, >»ser>lnimniah»r «»»Erl«: L«k"<! k» So-oo,r,rr„, 6oo>o»l«t<>oLk -*» VrooS^r äoacuol»; «d«o6»,.t S. Lio«.»», So»»- U»lud^-L««Uo- Voor^«, S.rUo ü»«»r»» «:K<> »uebd., Sorsoo, Svooi.-» dlo»,«; Sr,»«,; L Kv»l.o„»; L.. 8vo»»««1»^ooooe.obur«,u, ä»»»», 8,-0 t koovov; Rr»o>ck»r»».M.: üo«bb.; IA»r ^v. SLo«»»« . korl«: 8-r-», (O, kl»o« ä, I» Sour—); kiBE: 8». üooüb.; Vt«: ^r.. Orrri.1». Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Herausgrdcr: Lvol^I. Lrp.äitiua ä«, vr«»äo,r -loorool», Vroväoo, dloriouZtr»»», Lio. 7. Amtlicher Theil. Dretde», 24. April. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Schullehrer Friedrich August Fasold in Goßdorf die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen. Dretde», 2. Mai. Se. Majestät der König haben dm Director .der Königlichen Antikensammlung und der Sammlung der Gypsabaüsse Professor vr. Herr mann H ett ner unter Belassung in diesen Functionen »um r^ten Director des Königlichen historischen Mu seums, und den zeitherigen Inspektor desselben Gustav Herrmann Büttner zum zweiten Director zu er« nmnen geruh«. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern. Das Ministerium des Innern hat auf Grund der von mehreren Betheiligten gestellten Anträge in Ge- mäSbeit § 38 des Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen rc. vom 15. August 1855 und Z 4 der zu diesem Gesetze erlassenen Ausführungsverordnung den Rmierunasassrssor Oskar Martens in Leipzig zum Kommissar für Berichtigung deS Riehschke-Baches von dessen Ucberbrückung in der Berlin-Anhalt'schen Verbindungsbahn nächst Leipzig aufwärts bis zur Brücke in der Dresdner Chaussee bei Bolkmarsdorf ernannt. Dresden, am 27. April 1868. Ministerium des Innern. ». Nostitz»Wallwitz. Fromm. Nichtamtlicher TheU. Nederstcht. Telegraphische Nachrichtm. Tagergeschichtt. Dresden: Kammerverhandlungen.— Berlin.SitzungdeSZollparlaments. Vom Bunde-- rathe. — München: König!. Gnadenact. Kammer- verhandlungrn. — Wien: Graf Stackelberg. Vom Reichsrathe. Dementi. Zur kandiotischen Frage. — Prag: Stadtverordnetensitzung. Probe der Franz- Josephs-Brücke. — Pesth: Der Kaiser nach Wien. — Bern: Postvertragsunterhandlungen mit Oester reich. — Florenz: Einzug d«S kronprinzlichen Paa res. Zur Anwesenheit deS Kronprinzen von Preußen.— Madrid: Vom Hofe. — London: Unterhau-dcbatte über die irische StaatSkirchr. — St. Petersburg: ^»r orientalischen Frage. — Koustautinoyel: Neuer Scheich ul Islam. Grschwornengerichte. — Athen: Von der kandiotischen Jnsurrection. — Kairo: Anleihe. — Washington: Vom Congreß. Wahlresultate. Zur Präsidentenanklage. Beilage. Dretduer Nachrichle». Etattstit ». valttwirthschast. (Leipziger Meßbericht.) Lot teriegewi« »I iste vom 1. Mai. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Emnabead, 2. Mat, Mittag«. (Tel. des „Dresdn. Journ.*) Zufolge der gestrigem Abstimmung de« Zollparlamrmt« (vgl. unter Berlin den Sitzungs bericht) aeigm die Kreirouservatide« theilweise zum Erlaß rimer Adresse. Die süddeutsche Froetio» hat be schlösse», venu auf die Adresse riugegamgm werde, uuter Proirst gegen dir Comprten; de« Zollparlamrnt« de» Saal zu »erlasse», jedoch nicht da« Mandat nie* derzvlegr». Berlin, Sonnabend, 2. Mai, Nach«. X2 Uhr. (W. T. B.) Da« Aallparlameut beschloß in seiner heu tigen Sitzung, de» Ha»del«»rrtrag mit Oesterreich durch Plmamorbrmthuug, dm Antrag »ns Erlaß einer Adresse aber durch Schlußberathung zu erledige», «efrrmtm fiud ». Bm»igsm »»d ». Dhüngm. Urber eine» Antraß Stumm«, die Aufhebung frmzisischer A»«fuhrpra«ieu für Eise» betrrffmd, wird rbmfall« Schlußberathung beschlösse». E» folge» nun Wahlprüsungr». Dirsrlbeu wurde» bi« auf zwei Wahlen erledigt. Nur die »Wahl Meder'« (Unter- Feuilleton. A. Hoftheater Freitag, den 1. Mai, fand auf unserm Theater eine ebenso feierliche, wie für unsre Bühne, ja für die gesammte deutsche Bühne über haupt tief schmerzliche Handlung statt. Sie bestand in dem lebten Auftreten des von seinem Be rufe freiwillig scheidenden Herrn Emil Devrient. Es werden von nun an die erhabenen Gebilde und hochbeseelten Töne dieses großen Künstlers nicht mehr mit leiblichen Augen und Ohren vernommen werden, ste werden nur noch fortleben im Grdächtniß aller edlen Kunstfreunde, in den Aufzeichnungen der wahren Kritik und in denen der Geschichte der deutschen Schau spielkunst, welche au- jenen kritischen Annalen hervor- geganaen sind und hrrvorgehen werden. Die Schauspielkunst hat eine einschränkende Grenze,, ein bestimmtes Merkmal, welches ihr Wesen von dem aller andern Künste unterscheidet. Diese Eigenschaft besteht darin, daß die geist- und lrbenglühendsten Schöpfungen jener Kunst ihr Dasein an da- vergäng liche Dasein dcr gegenwärtigen Stunde knüpfen müssen und nur dauernd, nur für die Nachwelt monumental gemacht werden können durch da» nachträgliche Hinzu- treten de- kritischen Worte-, der schildernden Betrach tung, der historischen Fixirung urtheil-fähigrr Zeit genossen. Nur durch diese Vermittelungen lebt da- Vild eine- Garrick, Iffland, Ludwig Devrient, Talma, einer Sophie Schröder. Neumann, Schröder-Devrient unter künftigen Geschlechtern bleibend fort. Ja e- »ird noch, wie da- bet allem Guten und Schönen recht und billig ist, von de« nach typischer Neinheit streben- den Geiste der öffentlich«!» Bildung verklärt und glori- ftctrt im sehnenden Mondeultcht derErianeruug. stanken) wurde beanstandet »egen eine« cingegongenr« Wuhlprotestr«. Nächste Sitzung Montag. Die Freieooservotive« find jetzt einer Adresse gr» »rigter. Die süddeutsche Fraktion beschloß einstimmig, gegm eine Adresse zu stimmen; eiuzrlne Frartien«» Mitglieder find sür eventuelle Nichtbetheiligung an der Adreßdebatte. Heute hat sich eine freie Fraktion au« Mitglieder» aller Frartio»«» gebildet zur verathung der Zoll, und Handeltfragrnj im Sinne de« Freihandel,syftcm». Vorsitzender ist ». Aorckeubeck. Wir», Freitag, 1. Mai, Abend«. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost" vernimmt, daß der rumä« Nische Minister der auvwürtigen Angelegenheiten an dir Vertreter sämmtlicher europäischer Machte in Bu karest eine Note gerichtet habe, welche dir Judenver« salgungrn wiederholt in Abrede stellt und gleichzeitig eine« tadelnden Hinweis aus die Lhatigkeit de» öfter» reichschen Generalkonsul« in Jassy enthalt. Infolge hiervon habe, fügt die „Abcndpost" hinzu, der östcrreichsche Generalkonsul in Bukarest eine ener gische Note an den Minister Bratiano gerichtet, in welcher die Judenverfolgungen in den bestimmtesten Ausdrücken cvnstatirt und die Angriffe auf den öster- reichschen Generalkonsul in Jassy zurückgewicsen wer den. Außerdem fordert dcr Vertreter Oesterreichs volle Schadloshaltung der von den Verfolgungen betroffenen österreichschen Unterthanen. Se. Majestät der Kaiser ist heute früh von Ost« hier kiugrtrosfkn. Pari», Freitag. 1. Mai, Abend». (W. T. B.) Der „Constitutionael" demeatirt dir Zkitungrangabe», nach welche« in jüngster Zeit Zerwürfnisse zwisch-n dem St»at«miuister Rouhrr und dem Marschall Niel riagrtretr« srin sollen. Der Kriegsminister habe, so meldet das genannte Blatt weiter, in der Budgetcommission nur die Bewil ligung derjenigen Mittel verlangt, welche erforderlich seien, um die Rüstungen Frankreichs auf derselben Höhe zu erhalten wie diejenigen der benachbarten Mächte; der Ctaatsministcr habe diese Nothwcndigkcit auch keineswegs bestritten. Ueberhaupt sei zwischen beide» Ministern kein Wort gefallen, welches schließen lasse, daß der Frieden Europas irgendwie gefährdet sei. Die Diskussion über die Jnlrrprllatioa Vramr wird a« 11. d. Mt». im Grsetz-ebende» Kikprr statt» fi»dk«. Die „Patrie" demeutirt die «itthrilang dn Wie ner „Debatte", daß gegenwärtig über die Aufstellung vo« Kriegdschiffen i» de« kauviotischeu Gtwaffrr« zwi schen de« Wrstmachte« und der Türkei «nterhaadelt «erde. Die „Patrie" glaubt, daß es sich bei den Ver handlungen nur darum handle, die Bedingungen fest- zustellen, unter welchen die aus Kandia nach Griechen land geflüchteten Greise, Frauen und Kinder in die Heimath zurückgeführt werden können; eine Verein barung über diese Frage sei aller Wahrscheinlichkeit nach nahe bevorstehend. (Vergl. die „Tagesgeschichte" unter Wien.) Die „Patrie" dementirt ferner die Behauptung dr« „Memorial diplomatique", daß fiq zwischen Hesse« und Preußen Schwierigkeiten wkgen de» ve« satznngtrecht» in Main; erhoben hätten. London, Freitag, 1. Mai, Nachmittag». (W. T. B.) Dem „Stabe" zufolge, wird da» Ministerium Didraeli infolge der Annahme der ersten Gladstone'» sche« Resolution weder abdanken, noch zu riuer Aus» losung de» Parlamrut» schreiten. Ta» osfiriöse vlatt melde» gleichzeitig, daß Ditrarli nach Osborne zur Königin ot gereist sei. An» Washington vom 22. v. M. wird gemel det, daß die Naturalisatio«»bill im Repräsentant»!»- Hanse mit zwei Amendement» angenommen wurde, van denen da» erste bestimmt, daß Gesandte und deren Sesolge bei eveatuellrn Repressalie« nicht al» Geiseln sestgehaltru werden dürsen; durch da» zweite Amen ¬ dement wird der Präsident ermächtigt, die Haudell» beziehangen zu solchrn Nationen eiazustelle«, welche die in dem obigen Gesetz auSglsprochkne« Grundsätze bezüglich der Gittigkrit der amerikanijchea Naturali sation nicht anerktune». Tagesgeschichte. Dresden, 2. Mai. Die Erste Kammer bat iu ibrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, die Emcri- tlrung ständiger Lehrer an den evangelischen Volks schulen betreffend, bcrathen und die Regierungsvorlage mit den beschlossenen Abänderungen und Zusätzen mit 23 gegen 4 Stimmen (vr. Heinze, Rittner, vr. Koch und v. Einsiedel) angenommen. (Der ausführliche Be richt folgt in nächster Nummer.) v Berlin, 1. Mai Aus den Prüfungen der würt- tembergschen Wahlen entwickelte sich in der heutigen Sitzung des Zollparlaments eine große politische Debatte, bei welcher dcr für die nationalliberale Partei so ungünstige Ausfall dcr dortigen Wahlen den Aus gangspunkt der Angriffe bildete, welchen das württem- bergsche Ministerium ausgesetzt war. Der Angriff wurde eröffnet durch eine in ganz ungewohntem Tone ge haltene Rede des vr. Braun-Wiesbaden, welche selbst den Unwillen der nationalen Parteigenosscn erregte. Die Vcrthcidigung der württcmbergschcn Negierung übernahmen die beiden Minister Württembergs, v. Mittnacht und v. Varnbülcr; namentlich machte die alänzcnde Rede des Ersten» einen günstigen Eindruck. Beide Minister traten lebhaft sür ihr Vaterland in die Schranken, sie betonten die Vertragstreue, wie aber auch die Absicht Württembergs, nicht über diese Ver träge hinauszugchen, und machten aus der Abneigung der Regierung wie des Volkes in Württemberg gegen den Eintritt in den Norddeutschen Bund kein Hehl. Dieser Theil ihrer Reden fand natürlich bei der Mehr zahl der Mitglieder weniger Anklang, die Süddeutschen und einige andere Abgeordnete,applaudirten hingegen bei allen diesen Stellen lebhaft. Vor der politischen Bedeutung dcr Debatte trat die eigentliche Sache, näm lich den Vorsitzenden des Zollbundcsrathcs aufzufor dern, die Verschiedenheiten des württcmbergschen Wahl- aesetzes mit dem norddeutschen in Einklang zu bringen, in dm Hintergrund, doch wurde zuletzt in namentlicher Abstimmung eine solche Aufforderung mit 162 gegen 105 Stimmen beschlossen. Der Sitzung wohnte« gißen 2V Zvllbundcscommissare bei, darunter v. Delbrück, Vr. Wcinlig, » Thümmel, v. Linden. Zunächst theilte der Präsident mit, daß die Commission für eine Ge schäftsordnung den Abg. Ausfeld, die Commission für Petitionen die Abg. Vincke-Olbendorf und v. Neurath- Württemberg zu Vorständen gewählt hat. (In die erstere sind u. A. auch die Abgg. Oehmichen und v. Zehmen, in die letztere die Abgg. Vr. Schaffrath und v. Zehmen gewählt worden, v. Zehmen ist außerdem noch Mitglied der unter dem Vorsitz des Abg. v. Ein siedel bestehenden Commission sür Maß- und Ge wichtsordnung.) Die lange angekündigte Adresse der Nationalliberalen ist, mit einigen 60 Unterschriften versehen, heute im Hause eingebracht worden; sie wird zunächst gcdruckt werden. Auf Vorschlag dcs Präsi denten beschließt man, die vorgelegte Zollordnung und das Zollstrafgesetz in einer Vorberathung im Ple num, den Handelsvertrag mit Spanien in Schluß- berathung zu erledigen. Zu Referenten werden die Abgg. v. Meixner (Bayer»») und Linau ernannt. Es folgt nun die Prüfung der württembergschen Wahlen. Hierzu sind zwei Proteste eingegangen, ein allgemein ge haltener, welcher verschiedene Wahlbeeinstufsungen der würltcm bcrgschen Regierung behauptet und dessen Detail sich aus der Debatte ergiebt, und ein zweiter, der eine Verordnung dcr dortigen Regierung bekämpft, wonach der Nachweis einer festen Wohnung und des Vcrheirathetseins der Arbeiter als Bedingung für die Aufnahme in die Wahllisten erfordert wird. Hierzu schlag» nun der Graf Bethusy namens der Ab- theiluvg vor: „Den Vorsitzenden des Zollbundesrathes zu ersuchen, durch Bernehmeu mit der kdnigl. württembergschen Regierung darauf hiuzuwirken, daß hinfort in Württemberg eine im Und doch hat dieses Mondenlicht der Erinnerung etwas so wehmüthig Trübes, Schmerzliches gegen den Hellen Sonnenstrahl der Gegenwart, der zwar auch die tiefen Schatten und schweren Kämpfe des TageS, aber zugleich das energische Licht des frohen Dasein-, die lebendige Wechselwirkung zwischen den Producircnden und den Genießende»» in sich schließt. DaS Abtreten von der Bühne ist nach ruhmvollster Laufbahn doch immer rin Zurücktreten in die schemen- reiche Halbdämmerung Elysiums und darum gerade ist dieser Entschluß so geistig bedeutend, wenn er, wie bei Emil Devrient, ohne körperliche Nöthigung aus freier Wahl geschieht. Gewiß, cs liegt eine hohe Selbst bestimmung, eine tiefe Erkenntntß alles irdisch Unab wendbaren darin; es ist schön, von ßeistigrr und phy sischer Kraft begleitet dcm Glanze seines Strebens rin ebenso glänzendes Endziel zu setzen; ja dieses freiwillige Abschriden vom Künstlerschaffen erinnert an den Tod der altnordischen Heldenkönige, die sich mit eigner Hand die Runen des Scheidens in die Lebensadern schnitten, damit ihre Hrldenbahn nicht durch den Tribut der Jahre und deS langsamen Sterben- verdunkelt wurde. So zog König Ring nach dcr Weise der Väter kraft voll in Walhalla ein. Auch da- Walhalla der Künstler sollte oft so heroisch bevölkert werden. Man wird e- in manchen andern materieller ar» sinnten Städten, die einen nicht so treuen Sinn für da- Edle, Klassisch« haben, vielleicht wundersam finden, daß sich die Bevölkerung Dre-den- so einstimmig und massenhaft bei der Abschied-feierlichkeit zu Ehren Emil Devrient'- betheiligt«, daß nicht nur da» eifrigste Ringen nach dem Eintritt in da- Theater stattfand, sondern der große Platz vor demselben den ganzen Tag, sowie während, ja bi- nach der Vorstellung mit Menschen «rftlll war. Ich sehe darin, außer der schuldigen Achtung und Dankbarkeit der Dresdner gegen einen Künstler, dessen Stelle nie wieder ersetzt werden kann, noch ein anderes, viel tieferes Moment des deutschen Volksgeistes. Dieser Volksgeist hat, wie kein anderer auf Erden, einen mächtig innerlichen, idealistischen Seclcnfonds. Derselbe grwaltigeImpuls, den die deutsche Nation in dcr höchsten productiven Sphäre, in der der Poesie an das ideale Streben Cchillcr's sympathisch fcstknüpste, fesselt sie auch bewußt und unbewußt in jedem andern Gebiete an jeden Geist von idealer, reiner, dcm Schönen, maßvoll Humanistischen zuge- wandtcn Richtung. Das Publicum fühlte und sah in Emil Devrient den ersten und leider wohl letzten gro ßen Repräsentanten dcr idcalcn Schauspielkunst und diesem verklärenden Lebcirslichte dcs deutschen Kunst- und Volksgeistcs galt die schöne Frier und hohe Ver ehrung, welche sich gestern vollzog. Es wurde „Torquato Tasso" gegeben, in welcher Frau Bayer zur Ehre des Abschicdnrhmendcn noch einmal mit wahrhafter Redckunst die Leonore v. Este spielte. Ein reicher, feierlich empfundener Beifall und r»n Regen von Kränzen und Blumensträußen wurde dcm Tasso, Emil Devrient, gespendet, dessen wun derbare Zauber in dieser Rolle jedem Freunde de» deutschen Theater- bekannt sind und kaum noch mehr als je durch da- erschütternde Brkenntniß gefriert wer« den können, daß eine ähnlich hochportische, harmonie- volle, geist- und heridurchdrungene Schöpfung wie diese und die fast aller Hauptpartien de- Abgetretenen beim jetzigen Verlauf der dculschcn Schauspielkunst «ie «ehr denkbar ist. Rach dem Schlüsse de» Dra«a- traten fast alle weiblich« und männlich« Künstlerinnen und KumNci unsrer Bühue auf die Scene und Herr Winger hielt an dm «och al- Lasso zurückgebliebenen Herm Emil Sinuc des Vertrags vom 8. Juli >887, des Reichswahl- arsetzts und der Praxis der meisten andern zottvereinigten Rcziciungen entsprechende Ausführung der Wahlen »er««, laßt werde." Gegen diesen Antrag spricht zunächst der württemberasch« Justizminister v. Mittnacht, welcher in längerer juristischer Deduktion ausfübtt, daß die württembergsche Rcgieruaa genau dem Sinne des RrichSwahlaesetzrS entsprechend verfahren sei und daß die in dem Proleite angefochtene Minlstcr.alverord- uuog nur Beispiele enthalte, nicht eine generelle Bestimmung, wodurch ganze Klass«» von Arbeitern vom Wahlrechte ausge schloffen seien. Wer sich durch diese Verordnung beschwert ge> sühlt stabe, hätte besser gethan, sich beschwerend an die Regle- rung zur Abhilfe für seine Person zn wenden, als einen all- gemeinen Protest an» Zollparlameot zu richten. (Bravo recht» ) vr. Braun-Wiesbaden: Das Letztere zu tbuu ist ebenso gut das Recht der Petenten, wie eine einzelne Beschwerde. Wie übrigens der Barre »er aus dem Vertrag ableiten kann, daß das aclive Wahlrecht durch die Landesgesctzgebung beschränk werden dürfe, begreift kein Mensch: ein Jnftizminister sollte vollends aus dem Wortlaute des Vertrags ersehen, daß den Einzelländern höchstens eine Beschränkung deS passiven Wahl- rechts durch den Vertrag zugestanden worden ist. (Lachen unter den Nationalen und Bewegung im Hause ) Redner erklärt nua den Beweis antreten zn wollen, daß die württemlergsche Re gierung bei den Wahlen entweder das Gesetz nicht beobachtet oder ihre Amtsgewalt gemißbraucht habe im stundesfeindttch- stcn Sinne. Er werde daher (eme Menge Papiere emvorhal- tend) weiter beantragen, daß der Vorsitzende des ZollbundeS- ralhs auch die übrige» in diesen Papieren enthaltenen Be schwerden prüfe und eventuell deren Wiederkehr vorbeuge. Die ihm von glaubwürdiger Seite aus Württemberg gemachten An gaben beschuldigten das Ministerium, daß es die Garnison iu Ludwigsburg in eiuer Easerne t abe wählen lassen unter Auf sicht von Offizieren, angeblich um die Identität jedes einzelnen Soldaten nachzuweisen. In größern Armeen, als die würt tembergsche, werde aber nicht so verfahren lHcileikrit), man habe damit nur jeden Stimmzettel umersuchen wollen. Der Amtmann Jdler habe ferner in dem Bezirke, wo der Minister Barnbüler ausgestellt worden sei, gesagt, daß der betreffende Wahlbezirk im Falle der Wahl des Herrn Ministers, der zu gleich Minister der Posten, Landstraßen und Eisenbahnen sei, die gewünschten Chausseen und Eisenbahnen erhallen werde; sonst natürlich sei darauf wenig Hoffnung. (Hört, hört! von den Nationalen.) Mehrfach aufgefordert. diese Behauptnng zu widerlegen, habe der osfieielle „StaatS Anzeiger" geschwiegen, das sei also wahr, ein Schmuzblatt blos habe ge agt — in Württemberg nennen sich alle Blätter untereinander Schmuz- blätter (große Heiterkeit) —, das sei nicht wahr. In Stutt gart habe ein höberer Postbeamter seine Untergebenen in einem m der Post aufgelegten Anschläge bei ihrer Dienstpflicht auf- gesordert, sür den Candidaten der Regierung zu stimmen. Wie lautet aber so ein Wahlaufruf sür einen Regiernngscan- didaleu? So ein Wahlprogramm sagt, daß man keine Männer der deutschen Partei wählen solle, welche die württembergschen LaudeSkinder dahin bring, u würden, „daß sie zu Kriegekucch- l« der Hohenzolleru drrsftrt werden Bei-el »uv Andere rusen: Sehr richtig!), man sollt keine „schwäbisch o Preußen" wählen (Sehr riootigl», keine ^öetttlprevßea". (Große H it.^keit rechts.) Der Aufruf schließt: „Vergeßt nicht das Blut unsrer im Bru derkriege gefallen«« Söhnet" «Hört, hört!, Ein weiterer Auf ruf für die Caudidatur des Herrn v Varnbüler „an die Männer von Urach" (Heiterkeit) empfiellt ihn, nicht wc l, sondern ob gleich er Minister für die Eisenbahnen sei, Preußcn habe Würt temberg um " Millionen gestraft für se ne Bundestreue, jetzt würde Württemberg aus Anlaß der ostpreuß scheu Hungersnolh überschwimmt mit Bettelbriefen aus Preußen, wo es heiße: „Helft, helft, sonst verhungern wir!" Aber daS sonst so opf r- wllliae schwäbische Volk gäbe diesmal nicht so reichlich; es sage: Sie sollen die 8 Millionen nehmen, die sie uns abgcnommen haben und damit die Hungernden speisen! (Große Bewegung. Liebknecht: Sie haben sehr recht!) Die einzige Pa'olc iu Preu ßen se: Steuer zahlen, Soldat werden und Maul hatten! (Langes Gelächter rechts und links; Bebel: Sehr richtig!) Der Aufruf schließt: „Denen sei Golt gnädig, die, wenn Preußen ganz Deutschland gewonnen hat, das Regiment sehen, was dann über Preußen und Deutschland ergehen wird! (Wiederum: Sehr richtig.) Was ist uns bisher von Preußen gekommen? Malzextrakt, Brustbonbons und andere haarerzeuze"de, haar- vertreibende und haarsträubende Mittel, lauter Schwindel, Schwindel, Schwindel!" (Schallendes Gelächter rechts und bei den Nattonalen.) Warum rufen Sie (zu Bebel und Liebknecht) jetzt nicht Ihr: Sehr richtig? (Ruf: Zur Sache! von der Rech ten. Der Präsident bemerkt: Das gehöre dazu) Posthalter und Eisenbahnschaffncr seien versetzt worden, die gegen die Re- gieruug agitirt hätten; die Beamten aber, die gegen die nationale Partei agitirt hätten, seien nicht bestraft worden, vielleicht im Gegenthtil! v. Barnbüler habe die Strafversetzung von Be amten dem Professor Römer vor einer großen Versammlung selbst zugegeben. Alles Das zeige in seinem ganzen Zusam- mcnbange, daß feiten der württembergschen Reg erui'g im bun- dtsseindlichste» Sinne Mißbrauch der Amtsgewalt getrieben worden sei. Man frage sich vergebens: wie ein Minister wie v. Barnbüler, dcr doch den Allianzvertrag mit Preußen und den Zollvereinsvertrag abgeschlossen und beide mit größter Müh« in seinen Kammern durchaesetzt habe, ans einmal so gegen Preußen agitirt habe. Erklärlich werd« es, wenn man sich Devrirnt eine feierlich bewegte Ansprache, in welche k er mit warmen, schlichten Worten im Namen seiner Kunstgcnossen dcs Scheidenden lauteres Streben kenn zeichnend erhob, seine Verdienste als Künstler, al- College und als Mensch nach ihrem wahren Werthe preisend*). Herr Porth überreichte dann dem Gefeier ten als Angedenken vom Personale des Theaters eine goldene Ehrenmcdaille mit dem Portrait dcs Herrn Emil Devrient**), und dieser dankte sowohl seinen Ge nossen als dcm innig thcilnchmendcn Publicum mit Worten voll tiefer Bewegung und voll jener Beschei denheit, welche ihn stets auszcichncte und die Zierde aller echten Künstlcrgröße ist. Der Abglanz, welchen uns der Künstler von all seinen Gebilden hinterläßt, möge in sein eigenes Le ben noch lange Jahre als ein sclbstgcsä)affcncs Licht dcs strcbendcn Geistes hinrinleuchtcn. Otto Banck. -) Dcm Bernehmcu nach «urd« auch Herr Emil Dcvricut von dt« Herren Regisseuren iu feierlicher Weise au» seiner Wohnung zur ThcalkrvonlkUunz abgtboll und ia seiae festlich geschmückie und bekränzte Garderobe geführt. ") Diese Medaille ist in Broajctxemvlaren in der Arnold'schen Buchhandlung zu Haden. s Wie aus Paris geschrieben wird, hat die dor tige geographische Gesellschaft eine goldne Medaille an Gerhard Rohlfs ertheilt, als Belohnung für seine Reis« durch die Sahara und die marokkanische Atlaskette, sowie für seine andere Reise durch Afrika von Tripo li- am Mittelmeer« bi- nach. Lagos am atlantisch«» Meere, an der Bai von Guinea. Eine silberne Me daille erhielt darauf Paul Du Ehaillou für seine Ent deckungsreise zu den Aschanti- ( Westafrika), und eine altiche Auszeichnung wurd« demenqliichcn Overstlcuinaut Lewi- Pelly für seine Durchforschung Arabiens zu- erkavnt
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