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Dresdner Journal : 06.05.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186805069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-05
- Tag 1868-05-06
-
Monat
1868-05
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 06.05.1868
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7«. - —' - 550 auf alle »ollsteien Güler ausgedehnt und die obliaatonsche Grenzrrvifu« in Bezug auf diese zollfreien Guter uul diejeui- geu Halle beschrank, werd«, wo der Berdacht einer Desrande vorlicgt o er wo es gewünscht wird, den Gegenstand möglichst bald in den freien Verkehr zu bringen, ferne e, daß die Zollbe hördcii erinSchligt werden, in solchen Fälle«, wo sie durch hie begleitende» Umstände die Uederzengnng gewcuueu daß ke>ne Detraude vorliegt, auch ohne Anstellung eine-Hersahreus de» Gegenstand falle» zu lassen Bunde.eeiumissar v. Del druck drückt die Uebereinstimmuug Le.i Zvllbuudeöralbes mit der Tendenz der gestellten Resolutionen ans- Dir Regierungeu erkennen daS Bedürfniß nicht nur einer materiellen Reform. Indern auch daS einer formellen ,m Sinne einer UbelstchtUcheu Codificatiou vollständig an. Hu ivrlcher Richtung die* gn ge schehen, kvuue jedoch heute nicht Gegenstand eingehender Er wägungen sein. Nachdem noch N> Weigel sich Ur die Henmg'schen Vor schläge verivendet, wird die Generaldebatte geschlossen und es werden in der Specialdebatte nach sehr ausgedehnter Ver handlung mehrere Amendements zu den einzelnen Pmmgraviden, welche gleichfalls Annahme finden, zum Bcichlub erhoben. Ein Eingehen aus das Detail erscheint uns bei oer Specialitgt der Angelegenheit ohne Vrewendung ciueS sehr grollen Raumes kaum möglich. Die Müllerschen Resolutionen finden gleich falls Annahme. Nach Beschluß dieser Angelegenheit refcrirt v. Sta- vcnhagen-Randow über die Wahl des Abg. v. Gut tenberg (Wahlkreis Kitzingen). 'Gegen diese Wahl sind mehrere Proteste cingcgangen, die sich darauf stützen, daß das Ermitteln des Wahlresultats in der Stadt Orb nicht öffentlich, sondern geheim gewesen sei. Während nämlich der dortige Wahlvorstand die Stimm zettel ausgezählt habe, sei es Abens 6 Uhr geworden, bis zn welcher Stunde nach bahcrschem Wahlreglement die Wahlhandlung beendigt sein mußte. Der Bürger meister hatte nun 4 Personen, die sich eingcfunden, be deutet, das Wahlloeal zu verlassen, da die vorgcschric- benc Zeit für den öffentlichen Wahlact verflossen sei. Das Wahlrcsultat ist also mit Ausschluß der Ocffcnt- lichleit ermittelt worden. Darin hat die Mehrheit der Ablhcilung (16 gegen 14) eine Verletzung des Gesetzes gefunden nnd beantragt die Beanstandung der Wahl oder, da nach Abzug der in Orb abgegebenen Stim men Hcn' v. Guttenberg nicht mehr die absolute Mehr heit haben würde, die Cassation der Wahl. v. Schöning bemerk,, nachdem man im norddeutschen Reichstag ähutiche formelle Mängel als unbedeutend bezeichnet habe, dürfe man nicht gegen die süddeutschen Wahlen strenger verfahren. Oe. Blum (Sachsen) beginnt mit dem Vorwürfe gegen den Referenten, derselbe habe einen ungenügenden Bericht er stattet. Er selbst wiederholt aber unter großer Theilnahmlosig- keit saft nur dasselbe, was der Referent gesagt, und beantragt die Cassation der Wahl. Or. v. Schweitzer: In jedem andern Falle würde er dafür sein, daß die Cassation der Wahl infolge der Verletzung einer Form eiuzulrete» habe. Nachdem man aber den Süd deutschen jede Möglichkeit entzogen, norddeutsche Wahlen mit- zuprüsen, nachdem man sogar für die Prüfung der Wahl des Polizeipräsidenten Devens eine eißenc Sitzung des Reichstags angcfctzt habe, dürfe man hier nicht so urenq sein. Bei den norddeutschen, namentlich den preußischen Wahlen habe man es gar nicht so genau genommen (Oho! rechts). Er stäupe über die Aufforderung Blum s, ähnliche Fqlle aus den norddeutschen Wahlen anzusühren. Wollte inan gegenüber den Eingriffen der Polizei in unzählige preußische Wahlen hier diesen Form fehler einer baperschen Behörde betonen, so entstände leicht der mißliche Schein, als ob es der Reichstag mit den bayerschen Wahlen genauer nähme, als mit d>n preußischen. (Bravo und Oho!) Keller gratulirt den Süddeutschen zn der unerwarteten Hilse dcs Nr. v. Schweitzer (Gelachter), Blum habe einen sal scheu Vorwurf gegen den Referenten gerichtet, denn er selbst habe nichts Neues gesagt (Bravo rechts); die Aushebung der OesfcMlichkeit müßte aber unbedingt die Cassation der Wahl bewirken, Nachdem noch Miquel und Mvhl gesprochen, er greist der Referent nur das Schlußwort, um zu constatiren, daß Blum nur Dasjenige, waS er als Referent kurz gesagt, in äußerster Breite nnd Aussührlichleit wiederholt habe. (Leb hafter Beifall von allen Seiten ) Bei der Abstimmung wird die Wahl v. Guttcn- bcrg's gegen die Stimmen der Fortschrittspartei nnd der Nationallibcralen genehmigt. Nächste Sitzung (da Mittwoch Bußtag) Donnerstag 11 Ul)r: Adreßdebatte. — Die Ansichten über das Ergebnis; der Adrcßde- battc schwirren heute bunt durch einander. Sicher scheint, daß die einfache Tagesordnnng für die Adresse abgcleknt werden wird. Die preußische Regierung scheint cs zu wünschen, daß sich die Ansichten der ver schiedenen politischen Parteien durch eine Aussprache klären. Infolge dessen vermindert sich die „Zahl Derer, welche sonst für die einfache Tagesordnung gestimmt haben würden. Man wird also auf eine D ebatte über die Adresse eingehen. Damit ist doch keineswegs ge sagt, daß die vorgclcgtc Adresse von Metz und Genossen die Mehrheit erhält. Jin Gegenthril wird diese ver- muthlich abgelcbnt werde», da die baversche Fortschritts partei eine motivirte (statt der einfachen) Tagesord nung Vorschlägen wird. Dieser Vorschlag wird unter stützt von der Fortschrittspartei, den Frriconservativcn und vielen sog. Wilden. Der Verlauf wird sich dann so gestalten: Die Referenten beantragen Annahme (v. Bennigsen) und Ablehnung (v. Tbüngen) der Adresse. Es kommt ein Antrag auf einfache Tagesordnung; nachdem 1 Redner dafür und 1 dagegen gesprochen, wird derselbe verworfen; man tritt in du: Debatte selbst ein. Es folgt der Antrag auf motivirte Tagesordnung und nachdem sich die Meinungen über die Adresse in der Debatte ausgesprochen, wird vermuthlich der mo- tivirtc Uebergang zur Tagesordnung über die Adresse beschlossen. — Gestern früh 5 Uhr ist der Redacteur der „Zukunft", l)r. G. Weiß, verhaftet worden, um eine ihm zuerkaimte Istägige Gefängmßstrafr abzusitzen. — Der von der nationalltberalen Fraction im „Zoll parlament cingebrachte Entwurf einer Adresse lautet: „AVerdurchlauchtiaster, Großmächtigster König, Allergnüdig- strr König und Herr! Das von Ew. Majestät berufene deutsche Zollparlament fühlt sich als Vertretung des deutschen Volkes gedrungen, Zeuamß abzulegcu von dem Streben der Nation. Ew. Majestät bestätigen, wie das Bedürfniß des deutschen Volkes nach der Freiheit inner« Verkehrs und die Macht des nationalen Gedankens de« deutschen Zollverein allmählich über den größten Theil Deutschlands ausgedehnt hat. Wir leben der Ueberzeuguiig, daß jenes Bedürfnis unsrer Ration die Frei- beit auf allen Gebiete« fördern und die Macht dieses nationa len Gedankens auch die vollständige Einigung des ganzen deutschen Vaterlands in friedlicher und gedeihlicher Weise her- beisührrn wird. Eine naturgemäße Entwickelung hat zur Ver- tretung der gesammten deutschen Nation bezüglich ihrer Wirth- schaftlichrn Interessen geführt. Die feit Iahrzehnden vom deutschen Volke erstrebte und seiner Zeit >on sämmllichen deut scheu Regierungen als unabweisbares Bedürfniß anerkannte nationale Vertretung für alle Zweige des össentlicheu Lebens kann unserm Volke auf die Dauer nicht vorenthalten werden. Die Liebe zum deutschen Vaierlande wird die inner« Hinder nisse zu beseitigen wissen. Die nationale Ehre wird das ganze Volk ohne Unterschied der Parteien zusammenführen, falls von außen versucht werden sollte, dem Drange deS deutschen Volkes nach größerer politischer Einigung entgcgenzutreten. Unsre Na tion achtel fremdes Recht und wünscht friedlichen Verkehr mit allen ihren Nachbarn. Sie darf daher Gleiches von andcrn erwarten, falls ihr das eigene Wohl eine Aenderung in ihren inner« Einrichtungen nöthig erscheinen läßt. Die angekündig ten Vorlagen werden wir mit pflichtmäsnaem Ernste prüfen. Das gemeinsame deutsche Interesse wird unsre Beschlüsse leiten. Den HalidelSvertrag mit Oesterreich nehmen wir mit besonderer Genugihunng entgegen. Wir legen auf die freundlichen Be ziehungen zn dem durch Stammesverwandtschasl und mannich fache Bande eng mit uns verbundenen Nachbarlande einen hohen Werth. — Wir vertrauen, daß es Ew. Majestät vergönnt sein werde, getragen durch die vereinte Kraft der deutschen Na tion und im Einvcrständniß mit Eurer Majestät hohen Ver bündeten. den Ausbau deS gemeinsamen Werkes zu vollenden, dessen Abschluß Sicherheit, Macht nnd Frieden nach außen, wie materielle Wohlsabrt und gesetzliche Freiheit nach innen ver- bürgt. Ew. Majestät rc" Brrlin 4. Mai. (B. Bl.) Ihre Maj. die Königin hat sich gestern Abend über Koblenz nach Baden be geben. D ie Rückkehr Ihrer Majestät ist in der zweiten Hälfte dcs Juni zu erwarten. — Ihre k. Hoheit die Kronprinzessin ist gestern Nachmittag, übrrMagdc- burg kommend, von Gotha im neuen Palais eingctroffcn. Sc. k. Hohcit der Kronprinz wird am 12. d. aus Italien zurückerwartet. — Der Kricgsminister v. Roon gedenkt morgen seine Rückreise aus dem Süden nach Berlin anzutrcten, jedoch in kleinen Stationen, so daß er voraussichtlich erst um die Zeit des Ablaufs seines Urlaubs (28. Mai) hier eintrcffen wird. — Der Aus schuß dcs Bundcsrathes dcs Norddeutschen Bundes für Rechnungswesen hielt am Sonnabend Abend eine Sitzung ab, in welcher der Etat der Postverwaltung und Telegraphcnverwaltung berathen wurde. — Der Ausschuß dcs Bundesrathcs des Norddeutschen Bundes für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielt eine Sitzung ab, in welcher über die Bahnlinie Osnabrück- Hamburg Bericht erstattet und der Tclcgraphenvertrag mit Luxemburg, so wie der Postvcrtrag mit der Schweiz bcrathen wurden. Danzig, 2. Mai. Dir heutige „Danz. Zgt." will von einer Grenzverletzung wissen, welche feiten der russischen Grenzsoldaten bci dem Dorfe Gunvwo, l Meile von Thorn, vorgestern stattgcfundcn haben soll. Eine Schaar von 20 bis 30 Packträgcrn, meistens mit werthvollcn Zcugwaarcn, die auf die-fettigem Gebiete, mehr als 2000 Schritt von der Grenze entfernt, die Zeit zum Uebcrgange abwartctc, soll in der Nacht plötzlich von einer Schaar russischer Grenzsoldaten über fallen, durch abgefeucrte Schüsse in die Flucht gejagt und ihrer Päckc beraubt worden sein. * Gumbinnen, 4. Mai. (Tel.) Nach Mitthcilungen der benachbarten russischen Gubernialrcgicrung ist die Rinderpest in den angrenzenden Kreisen als gänz lich erloschen anzuschen. Hannover, 2. Mai. (H. N.) Das Oberpräsidinm hat vom hiesigen Magistrat AnSkunst über die hier be stehenden Actienzeltungsunternchmungcn ge fordert, über das Acticncapital, die Höhe der Actien, über Zinsen und Dividenden, Reservefonds, Verwal tung und Sonstiges. Der Zweck dieser Forderung ist dis jetzt nicht bekannt. Von den hiesigen TageSblät- tcrn sind mir die „Deutsche Volkszeitung" und die „Zeitung für Norddeutschland" Acticnuntcrnehmungcn. Die erstere bemerkt zu dieser Nachricht, daß sie ihr Statut alsbald nach ihrer Begründung zur Erlangung von Corporationsrechtcn der Regierung überreicht habe und daß die Beantwortung jener Fragen sich aus die sem Statut ergeben würde. — In der Strafsache ge ¬ gen eine Dienstmagd aus dem Braunschweigschen hatte die Strafkammer zu Hameln auf Gcfängniß und dem- nächstige Polizeiaufficht erkannt, dir Kronanwaltschaft aber Berufung erhoben, weil auf Landesverwei sung hätte erkannt werden müssen. Der große Se nat des hiesigen Obergerichts hat jetzt den Spruch der ersten Instanz dahin abgcändert, daß die erkannte Po lizeiaufsicht in Landesverweisung zu verwandeln sei, weil, wenn auch tz 3 der Verfassung des Norddeutschen Bundes ein allgemeines Bundesindigenat geschaffen habe, dadurch doch die bis dahin bestandenen Indtge- nate nicht aufgehoben seien. Die principielle Bedeu tung dieses Erkenntnisses in Absicht auf die nord deutsche Bundesverfassung liegt am Tage. Biebrich, 1. Mai. (Rh. EH Gestern beaaben sich die Herren v. Beek, Caplan Bickel, Götz, Kalle und Berger zu dem Herzoge nach Frankfurt, um demselben im Namen vieler Bewohner Biebrichs eine Adresse zu überreichen, worin der Herzog gebeten wurde, im In teresse Biebrichs die Wintergärten auch für die Zu kunft bestehen zu lassen. Der Herzog empfing die Herren sofort, unterhielt sich sehr freundlich und sach lich eingehend mit denselben, und entließ sie mit dem Versprechen, die beregte Angelegenheit nochmals in Er wägung ziehen zu wollen. Kathen. 1. Mai. Die officiöse „Köthener Zeitung" hört, daß seilendes Herzog! anhaltischenHofjagdamtesseine Verfiigung ergangen ist, wonach die Oberförster sämmt- liches aus den Forsten tretende Wild zu erlegen haben. Bekanntlich hat die Beschwerde über Wildschaden Jahre lang einen hervorragenden Platz unter den Klagepunktcn der Stände behauptet, ohne daß eine Abhilfe zu er zielen war. München, 3. Mai. (A. Z.) Ce. Majestät der König hat genehmigt, daß die neuerbaute Caserne zu Ger mersheim zum ehrenden Andenken an den im Feld zuge l866 im Gefechte bei Kissingen gefallenen Generalleutnant Oskar Freiherrn v. Zoller fortan „Caserne Zoller" benannt werde. — Heute Vor mittag nm 11 Uhr hat Prinz Otto, begleitet von seinem Adjutanten Artilleriemajor Keller Freiherrn v. Schlcitheim, die Reise nach Spanien angetreten. — Dem feierlichen Leichenbegängnisse des zu Ber lin verstorbenen Zollparlamentsmitalieds Reichsratbs rc. Karl Maria Frerhcrrn v. Aretin haben heute Nachmit tag die obersten Hofchargcn, die Präsidenten und hier noch anwesenden Mitglieder beider Kammern, viele hohe Staatswürdenträgcr nnd zahlreiche Leidtragende bcigewvhnt. Für den verlebten Freiherrn v. Aretin will man von konservativer Seite dahier den Reichs- rath Grafen v. Seinsheim-Sünching als Candidaien für die Zollparlamentswahl im Wahlkreis Illertissen Vor schlägen. — Am 1. Mai, dem erstcn Tage der Ge werbe fr ciheit in Bayern, haben sich bei dem ma gistratischen Gewcrbsbürean dahier mehr als 70 Per sonen angcmcldct, welche neue Geschäfte beginnen. fi Wien, 3. Mai. Der im Entwürfe vorliegende Handelsvertrag mit England, welchen das Mi- nistcrium dcr auswärtigen Angelegenheiten mit den englischen Bevollmächtigten verabredete, ist von Seiten dcs diesseitigen Landesministeriums (weniger, wie man annimmt, von Seiten des ungarischen) beanstandet worden, und richtet sich das Bedenken vornehmlich gegen die, englischen Importeuren von Wollen- und Baum- wollengarncn gestattete Vergünstigung, nach ihrer Wahl statt des Gewichtszolles den, Engländern geläufiaern Wcrtbzoll bezahlen zu können, den allerdings der öster- rcichsche Tarif nicht kennt. Die Minister scheinen zu bezweifeln, für den Vertrag im Reichsrath eine Majo rität zu gewinnen. Inzwischen mußte die Unterzeich nung dcs Vertrags (der dazu gehörige Schifffahrtsvcr- trag ist unterzeichnet) vertagt werden; übrigens enthält derselbe, außer jener Bestimmung, eigentlich nur solche Stipulationen, die kraft der Bcgünstigungsclausel durch den Vertrag mit dem Zollverein auch ohnehin den Engländern zu Gute gekommen wären. Uebcrtrieben ist es, wenn man von der Angelegenheit schon als von einem Conflict spricht und gar infolge derselben eine Krisis im Ministerium cingctreten sem läßt. — Die geradezu unerhörte Note dcs Ministers Golcsko an das Consularcorps in Bukarest hat bereits eine Zurück weisung von Seiten des k. k. Generalkonsuls erfahren. Aber damit wird es höchst wahrscheinlich nicht sein Be wenden haben. Die Pariser Vertragsmächtc dürften sich zu einem Collectivschritte veranlaßt sehen. Wien, 3.Mai. (Boh.) Die Differenzen zwischen dem Rcichsministcrium und dem cisleithamschen Mini sterium wegen des englischen Handelsvertrages (die darin ihren Grund haben, daß Baron v. Beust an dem Vertrage frsthält, während die diesseitigen Mi nister Bedenken tragen, denselben dem Reichsrathe vor- zulcgen) werden dadurch beseitigt, daß dcr Reichskanzler Baron v. Beust cinc Notc nach Loudon sendet, in welcher die Ratification bis zum Jahresschluß verscho ben wird. Inzwischen soll bt« Vorlage deS Handels vertrags im ReichSrathe nach dessen Wietzerzujammen tritt erfolgen. — Bisher war eS zweifelhaft, ob die Sauetton der cousassjonelle» Gesetzerrst dann, wenn auch das interkonfessionelle Gesetz in beiden Häu sern drSReichsrall es kiirchaegangen, oder, ohne darauf zu warten, schon jetzt erfolgen und sich in diesem,Falle auf die beiden Gesetze (das Ehe- und da- Schulgesetz) beschränken werde, welche von beiden Häusern bereits gleichlautend beschlossen worden. Die eine oder die andere Lösung hat speciell um deswillen ein Interesse, weil von vornherein feststand, daß der UnterstaatS- sccretär Herr v. Mrysendug seine Mission nach Rom erst dann autvetrn werde, wenn durch den Act der kai- serlichrn Sanktion eine unwiderrusliche Thatsach- auf dem Gebiete der kirchlichen Gesetzgebung geschissen worden. Es ist jetzt entschieden, daß der Kaiser seine Sanktion erst dann ertheilen wird, wenn auch daL interkonfessionelle Gesetz zu Stande gekommen, m.' die Folge davon wird sein, daß Hr. v. Meysenbug si! ver- lich vor Mitte des Monats nach Rom wird ab-vhen können. Wiederholt wird übrigens hervorgehobev daß derselbe keine eigentlichen Verhandlungen zu fi cen, sondern lediglich, wenn auch mit nachdrücklicher Be tonung der absotttten Nöthigung, an der verfassungs mäßig gegebenen Grundlage festzuhalten nicht blos die Geneigtheit, sondern den Wunsch der kaiserlichen Re gierung außer Zweifel zu setzen berufen ist, im Weae freundlichen Entgegenkommens die neuen Verhältnisse zwischen Staat und Kirche fest und definitiv zn ordnen, bis dahin aber einen moctns rivenäi ausfindig zu machen, der die Gefahr irgend welcher thatsächlichen Conflikte ausschließt. * Pari», 3. Mai. Dcr Kaiser empfing heute Jules Favre. — Die „France" will wissen, der neuernanntc russische Botschafter Graf v. Stackelberg werde erst anfangs Juni in Paris «intrefscn. — Dir Mitglieder des diplomatischen Corps gaben heute unter dem Vor sitze des Marquis de Moustier dem abberufenm rus sischen Botschafter Baron Budberg ein Abschiedsdincr. Zugegen waren sämmtliche Mitglieder des diplomati schen Corps, mit Ausnahme des päpstlichen Nuntius. Baron Budberg wird übermorgen Paris verlassen. — Der Direktor des kaiserlichen Reichsarchivs, Mar quis Leon de La borde, ist zum Senator ernannt worden. — Der Regierungscandidat Corueille ist bei den Nachwahlen in den gesetzgebenden Körper zum Deputirten für das Departement der untern «eine mit bedeutender Majorität (16,700 gegen 8700 Stim men gewählt worden. In Perigueux (Departement Dordogne) erhielt dcr Regierungscandidat Boisredon 17,287, der Candidat dcr Opposition Malleville 10,134 Stimmen; in Albi (Departement Tarn) fielen von 28,958 abgegebenen Stimmen 13,774 auf den Rcgie- rungscandidaten Gaugiran, 9354 auf General Gorsse, 6639 auf den Herzog Dccazes. Eine engere Wahl ist somit nöthig. — Auf der hiesigen preußischen Botschaft haben sich bis jetzt bereits über 100 Mitglieder der hannöverschen Legion gemeldet, welche um die Er- laubniß zur Rückkehr in die Hcimath nachsuchtcn; die selben sind mit Reisegeld versehen und nach Hannover befördert worden. Die Angelegenheit der hannöver schen Legion hat eben wieder eine Zeitungspolemik her vorgerufen, über welche dcr „Köln. Ztg.", sowie dcr „St. Pr. Ztg." ausführliche Mittheilungen zugehen. Das „Journal de Paris" sucht das Verfahren des Grafen v. d. Goltz in Betreff der hannöverschen Le gion zu verdächtigen und veröffentlichte einen Brief des preußischen Botschafters an einen Kaufmann in Rheims, Hrn. Liding de Souberon aus Bremen, Associö der Finna Heidsieck und Comp., worin dieser einfach er suchtwird, den in jenerStadt internirten Legionärenmitzu- theilen, daß alle diejenigen, welche sich der Militärpflicht entzogen haben, in die Hcimath zurückkchren dürfen, ohne irgend eine Verfolgung zu besorgen. Gleichzei tig beauftragt Graf v. d. Goltz den Kaufmann, die be treffenden Leute mit den erforderlichen Geldmitteln zu versehen. Das „Journal de Paris" begleitete dieses Schreiben mit bissigen Bemerkungen; wie auS mehrer» von der „Köln. Ztg." publicirtcn Schriftstücken aber hervorgeht, hat sich die preußische Botschaft der so genannten hannöverschen Legionäre erst dann angenom men, als an sie von Rheims und anders her Bitt gesuche um Vermittelung zur Rückkehr nach Hannover ringingen. — Der „Courrier franyais" hatte vor einigen Tagen ziemlich vage Mittheilungen übcr eine mit po litischen Demonstrationen verbundene Ruhestörung gebracht, welche am 23. v. M. in Rimes stattgefun den hätte. Das Blatt erhält deshalb heute ein Com- muniquö, welches die Thatsachen in folgender Art rich tig stellt: „Die Ereignisse, welche sich am Abend deS 25. April in Nimcs zutrugen, hatte» rum Ausaangs- punkt eine» durch Trunkenheit unter Recruten hcrbei- geführten Auftritt in einem verrissenen Stadtthrile. Kunde von dcr Existcu; schwarzer Schwäne aus. Um das Jahr 1726 endlich wurden zwei Stück lebend nach Batavia gebracht und somit die früher bezweifelte Wahr heit bestätigt. Cook, dcr berühmte Weltumscgler, fand die Vögel häufig an der von ihm besuchten Küste nnd von da ab werden sic von allen Reisenden erwähnt. Gegenwärtig wissen wir, daß der schwarze Schwan, obwohl hier nnd da verdrängt, noch häufig ans den Seen und Flüssen Südaustralicns nnd Tasmaniens ge funden wird. In den weniger besuchten Gegenden des Innern kommt er noch jetzt in erstaunlicher Menge vor, nach Bcnett, zu Tausenden vereinigt. Leider wird dem schönen Thicr in Australien rücksichtslos nachge stellt. Die weiße Bevölkerung wird ihm buchstäblich zum Verderben; da wo sie sich ansicdelt, muß der Vo gel weichen. Echo» heutigcu Tags ist er in vielen Ge genden, welche er früher in großen Schaaren bevölkerte, gänzlich ausgrrottet worden. Unsre Gefangenen bewei sen, daß das Entzücken der Reisenden, welche schwarze Schwäne in Australien sahen, gerechtfertigt ist. Schon im Schwimmen ziert dcr schwarze Schwan das Gewäs ser; seine eigentliche Pracht aber soll er erst aufzeiacn, wenn er in hoher Luft dahinslirgt nnd auch dir blen dend weißen, von dem Gefieder scharf abstcchrnden Schwingen sehen läßt. In den sausenden Schlag der Flügel mischt sich dann der Lockton, der in der Ferne wie ein Trompctenton klingen soll. '' fi Ein bio-bibliographische« Euriosum. Zu allen Zeiten haben sich die Gelehrten mit der Erfindung e ner allen Nationen verständlichen Nmvcr- salsprache befchäftigt. Schon det große Peibllitz dachte daran. Nach ihm kam Pastor David Solbrig. Im Jahre 1726 erschien von ihm zu Calzwedel untei dem Titel „Scripting vecuwemvtz, hoc est rattw «ocibemtt per rilkera," ein von ihm gleichzeitig ins Deutsche und Französische übertragenes Werk, mit dem deutschen Titel „Allgemeine Schrift^ das ist cinc Art durch Ziffern zn schreiben" u. s. w. — Solbrig's Idee ist nicht so albern, als sic Manchem anfangs erscheinen mag. Er hatte alle Worte, Buchstaben und Silben in Ziffern über setzt; 1001 bedeutet in. seiner Universalsprache Gott, 1031 Natur, 1120 Welt, 1150 Licht u. s. w. Alle Worte und die diesen gleichbedeutenden Ziffern sind in seinem Wörterbuche gruppenartig zusammengestellt: 1153 - z. B. ist dcr Strahl, 1154 dcr Schein, 1155 der Glanz, 1156 die Fackel, 1157 die Lampe, 1158 der Wieder schein, 1159 dcr Schatten, 1160 die Finsterniß u. s. w. — Bei dcr Abfassung meiner „lliblio^rspbie didlio- Frspkiqoe universell«" uNd meines „Aonileur lies Os tes" habe ich im Laufe von 25 Jahren wohl mehr als 30,000 Bände biographischer Hilfsmittel durchstöbert, um die uähcrn Gcburts- und Todesdaten dieses Da vid Solbvia aufz» finden, was mir leider nicht gelun gen ist. — Alles, WaS ich von ihm bis vor Kurzem ge wußt hatte, beschränkte sich darauf, daß er um das Jahr 1745 zu Salzwedcl gestorben sein soll. Nirgends habe ich bis heute Johann Georg Paalzow's „Gcdächtniß- schrist" über ihn, tvclche im Jahre 1746 zu Salzwcdel unter dem Titel „Das l-ühmliche Andenken David Sol brig's" erschienen war, aufzutreibcn vermocht. Zurrst wandte ich mich au den Sekretär der Akademie, Herrn ve. Georg August Pritzel in Berlin. Auch er wußte leider keine Ausknnst. Hierauf wandte ich mich an Herm Professor Rudolph Jordan, welcher früher Di- rcctor in Salzwrdel gewesen «ar und gegenwärtig in gleicher Stellung in Soest lebt. Dieser verwies mich an den Pastor Solbrig in Salzwevrl, einen Nachkom- Men irneS. von mir so tauge gesuchten David'-. Der geistliche Herr sandte mir dir Daten zweier andern Solbrigs, wußtt ahcr nichts von jenem David. Hier auf wandte ich mich an den Bürgermeister der Stadt Salzwcdel, Herrn v. Holleufser, der mir bis heute — nobiesse oblixe! — nicht geantwortet hat. Zuletzt schrieb ich an einen dcr kenntnißreichstcn Bibliographen Deutsch lands, an den Chef der Leipziger Universitätsbibliothek, Herrn Hofrath vr. Gersdorf. Umgehend erhielt ich von ihm einen ausführlichen Bericht, woraus ich Fol gendes mittheile: „Wenn ich über David Solbrig etwas ausführlicher mich verbreite, so mögen Sie darin mein Interesse au Ihrer Frage und meine aufrichtige Bereitwilligkeit, Ihnen, so gut ich es vermag, bei Ihrem opus «rüunm vt omni I»n<i« <tixui»»imnm zu dienen, erkennen. Die von Ihnen citirte Schrift Solbrig's machte bei ihrem Erscheinen einiges Aufsehen, fand aber die erwartete Unterstützung nicht Die deutsche Ausgabe ist dem Kronprinzen Friedrich (nachherigem König Friedrich U.). die lateinische dem Präsidium der Generalstaaten der Niederlande gewidmet.—Dass Solbrig mombrum Soo. litt. »erol. oc- wesen war. will nicht viel sagen in einer Zeit, wo daS Zunft- wesen in der sogenannten Gelehrtenrepublik noch nicht im Schwünge war. Wann er geboren, wann er gestorben, darüber findet sich in den Druckschriften «irgend eine Nachricht. Im Jahre I72V hat er noch gelebt, wie aus einem Arttkel m den Leipziger gelehrten Zeitungen, Jahrgang 1720, hervorgeht. 173« war eine neue TrtelauSgabe des deut scheu Buchs in Koburg erschienen. Schließlich habe ich noch zu bemerken, daß ich Paalzow's „Glückliche- Andenken o» D. Solbrig" nur aus Ihrer ltibli»^r»t>ki« dl»«r»pkigoe kraue." Ich führe von den tausend und abermals taufend Fällen nnr diesen einen an, um dcm Uneingeweihten begreiflich zu machen, mit welchen oftmals geradezu unüberwindlichen Schwierigkeiten mein „Illomleur So, Vote," fortwährend zu kämpfen hat. Trotzhem gebe ich noch nicht alle Hoffnung auf. Vielleicht geliugt's mir durch Abdruck dieser Nott», in einem so weit ver breiteten Blatte wie daS „Dresdner Journal" auf David Solbrig die Aufmeilsamkrit gelehrter Forscher hinzulenken und durch den Einen oder Andern die nähern Dalön über ihn zn erfahren. Noch im Laufe dieses Monats werde ich mich nach Wernigerode begeben, um in der gräflich Stolberz'- schen Bibliothek, die, wie bekannt, nur Lcichenprcdig- tcn sammelt, nachzusuchen, ob dort vielleicht Paalzow's Gedächtnißschrift, die mir cin uni cum zn sein scheint, anfjufinden ist. Dresden, am5.Mai 1868. E. M. Oettinger. fi Die Säcularfeirr deS Geburtstags Schiller'8 rief in Wien den Wunsch nach einem Schillerbenkmal wach. Da- Wort deS Kaiser- hat diesem Volk-wunsche schon damals durch Widmung eines Schillerplatzes Sanction ertheilt. „Mag auch eine folgenschwere Kata strophe seither die alten Marken Oesterreichs verrückt haben, jener Gedanke doch blieb fest nnd tief im Be wußtsein deS Volke- eingewurzelt, und zwar um so tiefer und fester, je inniger es überzeugt ist und bleibt, daß vermorschend« Grenzpfählt jenem geistigen Zusammen hänge, welchem es sein Beste-, Edelste- nnd Heiligstes dankt, keine» Abbruch thu» können nnd sollen." Zur thätigeu Wiederaufnahme und Verwirklichung des Denk- malprojects hat sich gegenwärtig in Wien ein Comits gebildet, bestehend zunächst auS den Herren Anton Graf Auersperg (Anastasia Grün), L. «. Frankl, fiff-of. A. Egger, Prof. K. I. Schröer »nd St. v. Schey, welchrr in einem Aufruf an alle Verehrer de- unsterb liche« Dichter- die Bitte richtet, da- große und fwöm Unternehmen zu mcterstttzen. Wie wir aüs Wiener Blättern ersehen^ ist Ä. Majestät der Kaiser voran- gegaugen, einen nanchafit» Geldbetrag für däS Unter nehmen zu zeichnen. Roch set bemerkt, daß Zuschriften, das Schillcidenkmak betreffend, „Au da- Schiümdenk- malccimts in V2e»;.4N>Handcn d«- Viervväsik^ntm oesfil den/> Hern» Luvw. Aug. Fremki, Geitenstätten^asse Nr. 4, ,« adresstrm find. r-N«
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