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Dresdner Journal : 07.04.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186804077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-04
- Tag 1868-04-07
-
Monat
1868-04
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1868
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1868. .V 8N Dieustag. dl-» 7. April. Id»»»emr»tt»»rklsk: I» »«r«. la»»« ^»tzrUeü: 6 xtztr. — Kxr ^MrUek: 1 „ 1» ,. «oo»ilick:— „ I» „ IH-xIostziawwiro: t „ tritt jiikrlick « I Iilr. 8i»mp«Ix«blll>r, > «ii»»«rü»Ib ar» tzlocää. Luaäe» ?o»t - noä St«wp«I,uici»I»xklor». »>serale«prrist: äs» 8»om «iw«r -«,p»Itkoell L-U«: 1 K«r. v«»«r „Liilxs—oät" äi« Lell«: S K^r. Erschein«»: 1A,U«K, »1t Xa,n«I»m« ä«r Sono uoä Xd«i»ä» kür ä«o k»Ix»»ä«> Dres-nerAMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Susrratenaunahmr a««»Lr1«: ünmoirirri», Oow»i«1o»lr ä«» vr«»äo«r ^ouro»!»; «tzenä»».: H. L»ol.»ii, k!vo»» ko»«; V!«a-l,»ii>i!U -L»«iI-kr»ll^fIlrt ». H.: Umiiln,» H> V»ai.>!ii, L«rUs. Oiioeivi'ick« vuckk., «,«»>»,»»»1, Lureüu, Uvooce« Lr«we»: 8. 8c»L»ex»; Lro»I»u: l, Ke^xo«»'» Xnooüeeuduc««», 3-xx«, L t-',>-vxi>i kr»»Lkiirt ».N.: 3^»oxit'»ol>, Üu«I»I>.; Ltl»; ^to. lito-xi», kart«: l,L»eie», Vvl.1.1»» LO»., (S, plire« ä« I» Lour»«); krxp: k». L»nl.ic»'» Luekiu z VI«»: Xl.. Oee«l.ix. Herausgebrr: Lüuixl. LrpoälUoa <!«» vreiäasr 3ouru«l«, vreiäe», LI»rieL»tr»»»« K» 7. Ämtttchrr Theil. Dretdrn, 4. April. Seine Majestät der König haben heute den zum außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister Seiner Majestät des Kaisers von Brasilien an AllerhöchstJhrem Hofe ernannten Ccsar Sauvan Vianna de Lima in einer Particular- Audien» zu empfangen und auS dessen Händen sein Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen geruht. Dresden, 2. April. Se. Malestät der König haben allergnädigst geruht dem Aufseher an der Landesan stalt zu Hohnstein, Karl Rost, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Ttlegraphische Nachrichten. TaglSpeichichle. Dresden: Kammerverhandlungen. -- Berlin: Der Kronprinz nach Florenz ringeladen. Dementi betreffs des germanischen Museums. Mili taria. Preßprocesse. Zur nordschleswigschen Frage. Vermischtes. — Hannover: Tumulte bei Göttin gen.— Kassel: Haftentlassungen. Pulvertransport. — Frankfurt a. M.: Die Stadtverordneten in der Ncceßfrage. — Schwerin: Zollangelegenheit. — Rudolstadt: Verwaltungsbehörden reorganisirt.— M ü nchcn: Kammcrverhandlungcn. Controlver- sammlungen. — Stuttgart: Zollparlamcnts- nachwahlen.— Darmstadt: VonderLudwigsbahn. — Wien: Tagesbericht. Schwurgerichte für Preßver- gehen. Bischöfliches Schreiben an den Mintsterprä- präsidenten. — Pesth: Vom Honvedcentralausschuß. — Paris: Prinz Napoleon. Proceß Kerveguen. Tagesbericht. — Florenz: Das Mahlsteuergesetz. Baron Malaret. — London: Parlamentsverhand lungen. — Kopenhagen: Vom Landsthing. — St. Petersburg: Dementi. — Athen: Erzher- zöge angekommen. — Washington: Zur Präsi- dcntenanklage. — Montevideo: Aufstandsversuch. Ernennungen, Versetzungen re. im öffnttl. Dienste. Telegraphische Nachrichten. Peri», Mnntaa, « April. (W.T.B.) Der Be richt über die Anleihe wird Ende AprE, der Budget« bericht Mitte Mai deu Kammern »argelegt werden. Der„Etendard" meldet, die rumänische Regierung, welche de« gegen dir Jude» gerichtete» Gesetzdorschlop fremd sei, werde denselben bekämpfen. Eine rumä nische Rate dementire da» Gerücht von Allianzvrrhond- lunge» zwischen Rumänien und Rußland. Florenz, Sonntag, 5. April, Abend». (W. T. B.) Die Depllürtenkammer genehmigte in ihrer heuti gen Sitzung den Artikel de» Mahlsteuergesetze», welcher die Bestimmung enthält, daß gleichzeitig mit der Mahl- steurr eine Besteuerung der Renteneoupon» rintritt. General Clam-Galla» hat heute Neapel verlassen, um sich nach Rom zu brgrbrn. Admiral Farragut wird sich morgen nach Messina begeben. London, Montag, 6. April. (W.T.B.) Sicher« vernehmen nach Hal da» Ministerium beschlossen, trotz de» jüngstenP,rlament»votum» über die Sladstonr'schen Resolutionen bezüglich der irischen Staat-kirche dir Ge schäfte vorerst weiter zu führen. (Vergl. unter „Ta- gesgeschichte".) Kopenhagen, Sonntag, 5. April, Nachmittag». (W. T. B.) Der Sriegiminister Generalmajor P. Raa»« loff ist heute nach Pari» abgrreist. Während der Zeit seiner Abwesenheit übernimmt der Sonsril»präfidrnt Graf Frij» da» Kriegtministerium. Tagtsgeschichte. Dresden, 6. April. Beide Kammern haben heute Sitzungen gehalten. Die Sitzung der Ersten Kam mer begann Mittags 12 Ubr in Anwesenheit der Staatsmmister Frhr. v. Friesen, v. Fabrice nnd Vr. Schneider, sowie der Rrgierungscommissare Geh. Rath v. Schimpff, Generalstaatsanwalt »r. Schwarze und Feuilleton. K. Hoftheater. Palmsonntag, 5. April. Die große Musikaufführung der königl. musikalischen Kapelle zum Besten des Unterstützungsfonds ihrer Witwen und Wai sen brachte Mozart's „büßenden David" und Beetho- ven's neunte Symphonie unter Direction des Herrn Hofkapellmeisters I. Rietz zu Gehör. Die Can tate „Der büßende David" zeigt eine große Ungleich heit des Stils. Ihr Ursprung erklärt dies. Mozart hatte (1782) unter den Schwierigkeiten, die seiner Ver- Heirathung entgegenstanden, im Herzen da- Gelübde gethan, wenn er seine Constanze als seine Frau nach Salzburg brächte, dort eine neu componirte Messe von sich aufzuführen. Diese mi,„ ex voto in Omoll wurde in der That von ihm in Wien begonnen und im großen Maßstabe mit selbstständiger Ausführung der einzelnen Abschnitte des Texte» angelegt; das Gloria allein zerfällt m sieben abgeschloffene Musikstücke. Mo zart brachte diese Messe zwar nur im ^rie^ Gori», SaaMu, und vaneckiew, fertig nach Salzburg mit, sie wurde aber dort — wahrscheinlich au- einer an dern Messe ergänzt — in der Peterskirche wirklich aufgeführt, wobei Mozart'- Frau die Sopranpartic sang. Vollendet wurde das Werk nicht, vielleicht weil Mozart darin noch zu sehr ungleich wechselnde Spuren von Gtilstudien erkannte. Einige Jahre später quälte ihn der Penstonsverein für die Witwen der Künstler in Wien zu seinem jährlichen Concrrt um rin Ora torium. Da indeß die Zeit dazu zu karg zuge- meffen «ar, und gleichwohl Mozart in solchen FäUn, nie seine Hilfe verweigerte, so nahm er da- Apri» und Llori, au- jener Messe, fügte zwei neue große Arien (für Mlle. Cavalieri und dem Tenor Adamber ger) hinzu und paßte da- Ganze dem italienischen Texte geh. Regicrungsrath Schmalz. Vor Uebergang zur Tagesordnung beschloß die Kammer auf Antrag des Kammerherrn v. Zehmen, die erste Deputation noch durch ein Mitglied zu verstärken. Gegenstand der Ta gesordnung war zunächst der Vorbericht der Finanz- depntatio» (Referent Kammerherr v. Erdmannsdorfs) über das allerhöchste Decret, Eisenbahnen betr., und zwar über das Project Nr. 3, die Eisenbahn von Kvttbus nach Großenhain. Frhr. v. Schönberg sprach der Deputation seinen Dank für die warme Befür wortung des Projects Radeberg-Kamenz aus, es handle sich darum, ob die Industrie der dortigen Gegend nicht ganz aufhören solle, und richtete die Anfrage an den Re ferenten, ob sichere Aussicht dazu vorhanden sei, daß diese Linie auf Staatskosteu gebaut werde. Der Re-, ferent erwiderte, daß die Deputation der Zweiten Kammer unter Zustimmung der Staatsregierung den Bau dieser Linie auf Staatskosten beantragen werde. Auf das Bedenken des Geh. Naths v. König, ob nicht die Linie Kottbus-Großenhaiu dem Projecte Kamenz- Spremberg Concurrcnz schaffen werde, gab der Refe rent eine beruhigende Erklärung. Staatsminister Frhr. v. Friesen hält cs für unbedenklich, daß die preußi sche Regierung zum Baue der Linie Kamenz-Sprem- berg, soweit sie den preußischen Boden berühre, Er- laubniß rrtheileu werde, da diese Linie für die betref fenden preußischen Laudcstheile von Bedeutung sei, und neuerdings bereits einem Comtte zu Hoyerswerda Erlaubniß zu Vorarbeiten ertheilt worden sei. Frhr. v. Schönberg bemerkt, daß dieser Comits dem Verneh men nach nur darauf warte, daß diese Linie bis an die sächsische Grenze gebaut werde, um dann den Bau auf preußischem Gebiete fortzusrtzen. v. Posern hätte gewünscht, daß das Project Großenhain-Kottbus erst aufgrtancht wäre, wenn sie ihre Eisenbahn gehabt hätten. Graf zu Stolberg und Geh. Rath v. König erklären ihre Bedenken für beseitigt. Hierauf trat die Kammer dem von der Zweiten Kammer angenommenen Anträge: „die Kammer wolle bei der hohen Staatsreaierung beautra' gen, daß sie dem Comit» der Koitbus Großenhainer Eisen bahn, wenn derselbe die Beschaffung der nöthigen Geldmittel, sowie die Concession der kSnigl. preußischen Regierung zum Fortbaue der Bahn auf Preußischem Gebiete nachgewiesen hat, üoncession zum Baue sammt ExprvpriationSberechtigung definitiv crtheile," einstimmig bei, erklärte diejenigen Petitionen, welche die Concessionirung der fraglichen Bahn bezwecken, durch den gefaßten Beschluß fiir erledigt, während sie beschloß, diejenigen Petitionen, welche um Anlegung eines Bahnhofs oder wenigstens Haltepunktes zwischen Großenhain und Ortrand sich beziehen, an die Staats- regierung zur Kenntnißnahmc abzugebeu. — Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der ersten Deputation (Referent: Prof. vr. Heinze) über den Gesetzentwurf, die Entziehung staatsbürgerlicher Rechte infolge der Verübung von Verbrechen betr. Nach Schluß der Generaldebatte, über die wir merzen ausführlicher berichte«, nahm die Kammer den Antrag der Deputationsminorität (Kammerherr v. Zehmen): .die Kammer wolle die Staatsregirrung ersuchen, den vor liegenden Gesetzentwurf wieder zurückzuzichen und denselben nach Befinden der nächsten Ständeversammlung zur Bc- rathung vorzulegen," gegen 3 Stimmen (Hennig, v. König u. Referent) an. — Die Zweite Kammer berieth in ihrer heuti gen Sitzung in Gegenwart des Staatsministcrs v. Nostitz- Wallwitz sowie des Regierungscommissars geh. Regie- rungsraths v. Pflugk über den Bericht der 4. Depu tation über die Petition des Gemeindevorstandes I. A. Scheffler in Beierfeld bei Schwarzenberg, die Wie dereinführung der früher bestandenen poli zeilichen Revision der Bäckerwaaren u. s. w. betreffend. (Referent: Aba. v. Reinhardt.) Das Pe titum an die Kammer geht dahin: „dieselbe wolle bei der kgl. Staatsregierung beantraaru. daß die frühere Revision bei Bäckerwaaren, vor Allem aber beim Brode m Bezug auf das richtige Gewicht und die der Ge sundheit zuträgliche Beschaffenheit desselben wieder cingeführt werde." Die Deputation spricht sich gegen die Wiedereinfüh rung der Brodtaxen aus und schlägt folgenden Antrag zur Annahme vor: Die Kammer wolle beschließen: „im Verein mit der Ersten Kammer, der k. Staatsregierung gegenüber, behufs Interpretation des 8 47 in Verblödung mit § 51 des Gewerbegesetzes vom iS. October 1861 der An sicht der Kammern Ausdruck zu geben, daß diejenigen poli zeilichen Conirolmaßreaeln, welche im Interesse des Publi eums nnd namentlich der ärmern Volksklaffen, zu Verhütung von Uebervortheilung durch unrichtiges Gewicht und der Ge sundheit nachtheilige Beschaffenheit »cs Brodes als des un entbehrlichsten Lebensbedürfnisses, geeignet und geboten er scheinen, unter die in 8 47 des Gewerbegesetzes angeführten, durch wohlfahrtspolizeiliche Vorschriften begründeten Be schränkungen zu subsumiren seien und daß demzufolge die k. Staatsregierung ständischerseitö zu ermächtigen sei, die be treffenden Obrigkeiten durch Gcneralverordnnng demgemäß zu bescheiden und anzuweiscn, im Uebriaen aber die Petition Scheffler's zu Beierfeld, insoweit sie sich hiernach mcht von selbst erledigt, auf sich beruhen, zuvörderst aber noch an die Erste Kammer gelangen zu lassen." Die Debatte hierüber gestaltete sich zu einer ziem lich umfänglichen. Referent nimmt nach Vorleser» des Berichts auf einen Vortrag, den Verkauf der Bäckerwaaren in Dresden betreffend, Bezug. der in der Hauptsache mit der Ansicht der Deputation übereinstimme. Abg. Caspari findet den Hauptgrund der vor gebrachten Klagen in dem Steigen der Kornpreise und ist der Ansicht, daß beim Fallen derselben sich die Petition von selbst erledige. Im Uebrigen wünscht derselbe eine Aendernng der Einrichtung, daß die Arbeitgeber ihren Arbeitern den Lohn erst nach 8 Tagen auszuzahlen pflegten. Aba. Jordan spricht gegen die Ausdehnung der Controle ans die Qualität des Brodes. Diese Beschränkung würde eine ungerechtfertigte Erschwerung des Gewerbebetriebes der Brodproducenten mit sich führen und daher zu sehr gegen das Princip des Gewerbeqesebes verstoßen. Sie sei aber auch gefährlich, da die Prüfung der Qualität sehr schwierig sei und leicht zu Ungerechtigkeiten führen könne. Die Sicherstellung, welche feiten der Behörde den Consumenten ge- boten werden könne, müsse sich darauf beschränken, daß dem Käufer die Möglichkeit geboten werde, sich zu überzeugen, ob das Brod richtiges Gewicht habe oder nicht. Er werde daher gegen die betreffenden Worte im Deputationsantragc stimmen. Abg. Mehnert spricht für Annahme des Deputations- antragS und ist für möglichste Wiederherstellung der General- Verordnung der Kreisdirection zu Zwickau und für Anwendung möglichster Strenge feiten der Behörden. Abg. Barth wünscht Erleichterung der Controle und macht auf die Ungerechtigkeit aufmerksam, die darin liege, daß eine Verordnung bestehe, daß nicht vollwichtige Butter confiscirt werde, während dies seines WiffenS beim Brode nicht der Fall sei. Bride Verkauisgegen- stände müßten gleichmäßig behandelt werden. Er richte daher die Anfrage an die Regierung, ob zu leichtes Brod confiscirt werdensolle PräsidentHaberkorn macht daraufaufmerksam, daß die Controlmaßregeln beim Verkauf der Butter nicht zum vorliegenden Gegenstände gehörten, und daß es daher dem Abg. Barth überlasten bleiben müsse, einen besoudern ständischen An trag in Bezug hierauf einzubringen. Nachdem sich Referent gegen die Abgg. Caspari und Jordan gewendet, beantragt Abg. Stauß die Ausdehnung der in Vorschlag gebrachten polizeilichen Controle auf die Weiß» bäckerwaaren, ein Antrag, welcher ausreichende Unterstützung findet. Abg. Bclleville für die Deputation und gegen den An trag des Abg. Stauß. — Abg. Riedel ist sich darüber zwei felhaft. ob den Petenten durch Annahme des Dcputationsan- trages geholfen werden könne. Der Hauptgrund liege wokl in der Creditbeanspruchung seiten der Consumenten. — Abg. Weidauer spricht für, Bicepräsident Oehmichen gegen den Deputationsantrag — Nachdem noch die Abgg. Stauß, Rie del und Walther (Letzterer gegen den Stauß'schen Antrag) ge sprochen, und Abg. Sachße sich lebhaft für Annahme des Dc- putationsantrages verwendet, ergreiftStaatsmiuister v. Nostitz Wallwitz das Wort nnd legt bar, daß es dem Ministerium nicht leicht geworden sei, die Verordnung der Kreisdirection zu Zwickau wieder aufzuheben oder zu modificiren: nicht blos. weil dieselbe gut gemeint gewesen, sondern vorzüglich, weil dieselbe in hohem Grade geeignet gewesen sei, zur Beruhigung der är mern Klaffen beizutragen, was bei Heiter» der Noth ost von größerm Werthe sei, als ein wirklicher materieller Nutzen. Dennoch aber habe es sich dazu entschließen müssen, weil eS, wenigstens so lange, bis sich auch die übrigen gesetzgebenden Factoren ausgesprochen hätten, Bedenken getragen habe, an dere polizeiliche Maßregeln zu ergreifen, als welche nothwendig aus dem Wortlaute der betreffenden Gesetzesparaaraphen hätten gefolgert werden können. Diese Vorsicht der Regierung ver diene gewiß keinen Vorwurf. Doch habe schon der königl. Commiffar in der Deputation die Geneigtheit der Regierung, etwas weiter, als bis jetzt hierin, zn gehen, für den Fall aus gesprochen, daß die Ständevcrsammlung einen dahin gehenden Bcichluß fassen sollte. Doch müsse er wünschen, daß sich die Kam mer bestimmt über ihre Ansicht aussprecht. Wolle ber Abg. Jor dan, daß nur die Verpflichtung bestehen solle, eine geaichte Wage im Berkaufslocalt zu haben, so müsse er gegendenTevutatioosantrag stimmen, denn diese Verpflichtung habe bisher schon bestanden. Er verstehe den Deputationsantrag nicht anders, als daß bei dessen Annahme die Polizeibehörden ermächtigt sein sollten, das Gewicht der Bäckerwaaren zu prüfen. Die in Bezug aus die Bundesgesetzgebung von einigen Abgeordneten gezogenen Con« sequenzen gingen doch etwas zu weit. In Bezug aus die Frage der Confiscation sei er der Ansicht, daß dieselbe neben der po lizeilichen Controle stehe, und daß eine solche auch ohne Con- fiscation möglich sei. Jedoch halte er es auch auf Grund der Bestimmung in § 53 der Berfaffungsurkunde nicht schlechter dings für unmöglich, zu einer Confiscation des zu leichte» Brodes zu gelangen, da man das Brod mit falschem Gewichte als den Gegenstand eines Polizeivergehens wohl ansehen könne. Die Verordnung wegen Confiscation nicht vollwichtiger Butter beruhe aus einem ausdrücklich gestellten ständischen Anträge, sei also unter Einverständniß sammtlicher gesetzgebenden Factoren erlassen. Derartige polizeiliche Maßregeln, besonders soweit sie sich auf den Marktverkehr bezögen, würden niemals ganz zu beseitigen sein. In Bezug aus die Controle über die Qualität der Waare bemerke er, daß auch bisher der Behörde das Recht und die Pflicht abgelegen habe, den Verkauf wirklich gesund heitsschädlicher Waare zu verhindern. Auch bei Annahme des Deputationsantrages werde sich die Prüfung der QuaUlai nich! weiter erstrecken, als bis zur Beantwortunader Frage, ob die betreffende Waare gesundheitsschädlich sei. Mit einer Prüfung, ob die Qualität außerdem etwas besser oder schlechter sei, habe sich die Polizeibehörde nicht zu besaßen. Schließlich spricht sich Redner gegen den Stauß'schen Antrag aus. Nachdem noch die Abgg. Riedel und Stauß gespro chen, erfolgt Schluß der Debatte. Nach dem Schluß worte des Referenten wird der Deputationsantrag gegen 9 Stimmen angenommen und die Ausdehnung der Con trole auf die der Gesundheit nachtheilige Beschaffenheit des Brodes gegen 16 Stimmen beschlossen. Der Stauß'schc Antrag wird gegen 15 Stimmen abgelehnt. Bei der namentlichen Schlußabstimmung stimmen 49 Abgeordnete bejahend, 10 aber verneinend. Berlin, 4. April. Der „St.-Anz." meldet: Se. kgl. Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag aus den Händen des kgl. italienischen Gesandten ein Einladungsschreiben zu den Feierlichkeiten der Vermäh lung Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Italien entgegen. — Ferner schreibt das amtliche Blatt: Die durch verschiedene Zeitungen verbreitete Nachricht, die preußische Regierung habe sich zu der Erklärung ver anlaßt gesehen, daß sie ihre bisherige Beisteuer für da- germanische Museum zu Nürnberg von nun an zurückzichcn müsse, entbehrt jeglicher Begründung. Aus einer in dem Hause der Abgeordneten am 25. Januar d. I. abgegebenen Erklärung des Vertreters der StaatS- regierung ist vielmehr zu ersehen, daß eine Erhöhung des bisherigen Beitrags aus preußischen StaatsfondS in Erwägung genommen und aus welchen Gründen dieselbe bisher nicht cingetreten ist. — Der seitherige thüringsche Gesandte am hiesigen Hofe, Graf v. Beust, ist nach Altenburg abzerrtfi. — Als vierter Vertreter Württembergs im Zollbundesrathe ist neuerdings Hr. v. Linden, ehemaliger württembergscher Minister nach 1848, späterBundcstagsgesandter, ernannt worden. Die andern drei württembergschen Vertreter sind: der Gesandte v. Spitzembcrg, Oberfinanzrath Rieckcr und Oberregierungsrath Bitzer. — Das „Justizministerial blatt" veröffentlicht folgendes Erkenntniß des kgl. Ge richtshofes zur Entscheidung der Competenzconflicte vom 8. Februar 1868: Der Beitritt zur Union ist nicht als ein Confessionswechsel anzusehen. Wenn daher an einem Orte mehrere zur evangelischen Landeskirche gehörige Parochien vorhanden sind, so ist der Beitritt zur Union für den Parochialverband ohne Einfluß. Die Frage, zu welcher Parochie ein Mit glied der Gemeinde gehört, ist nicht im Rechtswege, sondern durch die Verwaltungsbehörden zu entscheiden. — Kürzlich ist bestimmt worden, daß die zu (Reserve- bez. Landwehr-) Offizieren ernannten Lehrer der höhern Unterrichtsanstalten in die Listen der unabkömm lichen Beamten nicht m"hr ausgenommen werden s»llen, da für den Kriegsfall ausschließlich nur das militärische Interesse in Betracht kommen kann.— Der Handelsmini ster hat, wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird, die Erlaubniß zur Ausführung der allgemeinen Vorarbeiten für Herstellung einer Eisenbahn von Kvttbus über Hoyerswerda bis zur Lande-grenze bei Kamenz ertheilt, sodaß mit diesen Vorarbeiten selbst in kürzester Frist begonnen werden wird. — Vor der 7. Deputation de- Criminalgerichts wurden gestern Preßprocesse ver handelt: 1) gegen den Verleger und den nominellen Redactcur der „Staatsbürger-Zeitung" wegen Amts- an, welchen ihm der Verein bot und dessen Verfasser mit Recht unbekannt geblieben ist. So entstand der vavickäe pemiente und die gemischte Physiognomie dieser Musik ist daher wohl entschuldigt, dir mehr nach der strenggeschulten formbehrrrschcndrn Mache des Meisters, als nach Mozart klingt. Das erste veraltete So pransolo (das l-»vä»wii« te in der Messe) er innert an Graun und Hasse, nicht minder das Allegro der zucomponirten zweiten Sopranarie. Die beiden neuen Arien sind sonst von den übriaen Musikstücken sehr verschieden — auch in der Instrumentation — behandelt, es sind Concertarien, die nicht zu Mozart's vorzüglichsten aehiren: nur das Andante der Tenor- arie ist von schönem Gefühlsausdruck und zeichnet sich durch die Instrumentation aus. Bedeutender aber sind die Chöre, besonders der erste Chor — das lixrie der Messe — und vor Allem der Chor „Verschon, o Herr" (das qm taM») großartig in Conception und Durch führung, von erschütternder Macht und Tiefe des Ge dankens und Ausdrucks. Die Ausführung des Wer kes unter Mitwirkung der Dreyßig'schen Singakademie war eine vortreffliche. Die Solosätze wurden mit Aus zeichnung vonFrau Otto-Alv Sieben und recht lobens- werth von Fraust Baldamus und Hrn. Rudolph gesungen. AllrrtztägS können die Arien bravourmäßiger und glänzender vorgetragen werden, und würden dadurch an Effect, aber doch nicht an Gehalt gewinnen. ES folgte Beethoven'- neunte Symphonie, dieses ideale Wunderwerk, da- uns mit unwiderstehlicher Macht, poetisch durchdringend und begeisterungsvoll emporzieht; daS uns durch den ringenden stürmischen Kiinpf, durch schweres Leid, aber auch beseligende Freude des Leben- zur ewiaen, tröstenden, beglückenden Wahrheit führt, »um ditbvrambisch beschwingten und »«betenden Geelenjubel: „Alle Menschen werden Brü der; — über'm Sternenzelt muß rin lieber Vater wohnen." In Beethoven's Briefen aus seinen letzten Jahren finden sich die Worte: „Höheres giebt es nicht als der Gottheit sich mehr als andere Menschen nähen», und von hier aus die Strahlen der Gottheit unter das Menschengeschlecht verbreiten." — So that er! — er heben wir uns daran, nicht blos im Kunstgenuß, im idealen Traume, sondern auch fürs Leben! — Die Wiedergabe der Symphonie feiten der Kapelle gelang in herrlichster Weise; sie verband mit einer musikalisch musterhaften und geistig schwunghaften Ge staltung volle Klarheit, sichre Beherrschung aller Nü- ancen, fein gefügte harmonische Einigung in Rhythmik, Colorit, Ausdruck. Jeder Einzelne fühlte sich als ein mitbeseelender Theil des ganzen musikalisch lebendigen Organismus, künstlerisch thätlg am Aufbau der schönen Gesammtdarstelluna, und durch seine Tonsprachc mit- wtrkend an der Offenbarung des innersten reichen Gei steslebens des Genius. Aber auch die Chöre zeichne ten sich durch höchst gelungene, präcise und reine und im Vortrage belebte Ausführung aus, und die schon genannten Solisten, zu denen noch Herr D egrle getre ten war. Noch besonders sei die feinfühlige, rhythmi sche Leitung hervorgehoben, welche der Dirigent wieder so meisterhaft bewährte. C. Banck. 8 Leipzig, 5. April. Im verlauft des Gastspiels, welche- Herr Emil Devrient zur Freude seiner hie sigen Freunde und Verehrer länger fortgesetzt«, al- an fänglich bestimmt war, reihte sich Triumph an Triumph. Während man in den „Memoiren de- Teufels" die Kunst de- gefeierten Gaste- bewunderte, auch eine ziemlich abenteuerlich« Rolle mit ästhetischem Glanze zu umgeben, und in den „Journalisten" durch seine jovüüe Auffassung und lebenswahre Darstellung des Konrad Bolz sich bezaubert fühlte, trat in der „Bezähmung einer Widerspenstigen" sein psychologisches Eindringen in die Tiefen eines MenschenherzrnS so recht hervor. Am höchsten steigerte sich der Beifall im „Don Carlos" und „Tasso." Herr Devrient ward bei diesen Vorstel lungen fast nach jeder Scene drei Mal gerufen. Sein Marquis Posa gestaltete sich durch die durchweg ideale Haltuiig zu einer reinen Offenbarung de- Schiller'- schrn Geistes, und im Tasso zeichnete der Gast da- Bild eines edlen, tiefen, aber von Widersprüchen und leidenschaftlichen Regungen aller Art gefolterten Ge- müths mii solcher Frische, daß der Beifall den Cul- minationspunkt erhielt. Gestern beendigte er sein Gast spiel mit einem Liebeswerke; der Ertrag des „Egmont," mit welchem er Abschied von Leipzig nahm, ist der Theaterpensionskasse zugewirsen. Das Hau- war bi- zum letzten Platz gefüllt; in einer Nische pranate die reich bekränzte, vom Bildhauer Albrecht gefertigte Büste des Scheidenden. Als derselbe mit gewohnter Meisterschaft das tragische Bild Egmont's vor den Zu hörern entrollte, steigerte sich der Enthusiasmus str ihn so, daß ein Regen von Kränzen auf ihn hrrabstrl und der Beifall in einen wahren Sturm überging. Am Schluß der Vorstellung erschien Herr Emil De vrient inmitten des TheaterperfonalS noch einmal auf der Bühn«. Herr Oberregisseur GranS hielt eine Rede, worin er dem Gaste, dessen Ruhm den Ruhm de- deutfchrn Volk- vermehre, für seine unwandelbar« . Treue dankte und auf dessen Schöpfungen hinwie-, die jedem Herzen unverlorrn bliebe. Bn den Worten: „Es reicht dem Meister die verwaiste Bühne den Lor beer" wurde dem Gefrierten ein Lorbrerkrau- über reicht, ein laute- Hoch schloß sich an und eine Unzahl von Festgedichten flatterten dabei vou den Galen«
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