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Dresdner Journal : 13.10.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186610132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18661013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18661013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-10
- Tag 1866-10-13
-
Monat
1866-10
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1866
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h«i( ^^»gtvermögen» KöniaGeorg'» von Han« stczzrzr i^pd seiner Familie und von Verhandlungen, welche zwischen Preußen und England in dieser Sache schweben. Die Verwendung dürfte sich auf eine gelegent liche diplomatische Besprechung der Angelegenheit zurück führen lassen. — Die in den Zeitungen verbreiteten Gerüchte über schon beschlossene bestimmtere Organi sationen in den neuen Provinzen und über Ver änderungen in den Befugnissen der in dortigen Stel lungen befindlichen Persönlichkeiten sind sämmtlich als Verfrüht zu bezeichnen. Bis jetzt ist in allen diesen Be ziehungen noch keine Entscheidung ergangen. In die Reihe solcher unbegründeter Angaben gehört unter An dern die, daß eS die Absicht sei, die Rheinprovinz in zwei Oberpräfidialbezirke abzutheilen und neue LandeS- thrile damit zu verbinden. Vor Ablauf eine- Jahres wird überhaupt von definitiven Organisationen und ver änderten Abgrenzungen in Bezug auf die neu erwor benen Provinzen nicht die Rede sein können, da erst am I. Oktober 1867 die preußische Verfassung für die selben in Kraft tritt. Auch die Nachricht, daß für Han nover die Ernennung eines Civilgouverneur» in naher Aussicht stehe, ist, wie wir von wohlunterrichteter Seite hören, ungrgründet. Dasselbe ist von den Zeitungsan- gaben über bevorstehende Veränderungen in den han növerschen Landdrosteien zu bemerken. Die Frage, ob die gegenwärtigen Landdrosteien beizubehalten oder ob mehrere derselben zu größern Verwaltungsbezirken zu vereinigen seien, bleibt spätern Erwägungen Vorbehal ten. — Die „Bank- und HandelSzcitung" enthält in ihrem gestrigen Abendblatt die Notiz, daß allerlei Ge rüchte über militärische Anordnungen im Publi cum verbreitet seien, die eine gewisse Unruhe hervorge- rufen hätten. Das Blatt bemerkt seinerseits dabei, es handle sich wohl blos um Lruppendislocationen, welche möglicherweise durch die militärischen Bedürfnisse der neu erworbenen Länder veranlaßt seien. Wir können in Bezug hierauf aus das Bestimmteste versichern, daß in unterrichteten Kreisen von militärischen Anordnungen, die irgend einen beunruhigenden Charakter haben könn ten, nichts bekannt ist, und daß in den politischen Verhältnissen durchaus Nichts liegt, was zu solchen An ordnungen einen Anlaß geben könnte. Alle derartige Dispositionen, die in jüngster Zeit erfolgt sind, können daher nur in rein localen Ursachen ihre Erklärung fin den. Uebrigens hat auch die Haltung der Börse, die seit längerer Zeit gerade gestern wieder eine etwas festere war, zur Genüge bewiesen, daß jenen Gerüchten nicht einmal in den Kreisen der Speculanten irgend ein Werth beigelegt wurde. — In den Friedensvcrträgen, welche Preußen mit Bayern und Hessen-Darmstadt ab geschlossen hat, ist die nähere staatsrechtliche Ausein andersetzung mit diesen Staaten in Betreff des Ucber- gangS der an Preußen abgetretenen, respective tausch weise an Hessen-Darmstadt überlassenen Gebietstheile der Regelung durch besondere Commissare Vorbehal ten worden. Nachdem nun, von Seiten der bayerschen Regierung für diesen Zweck der Director der Regierung von Untcrsranken und Aschaffenburg, Hönmann von Hör bach, zum Commisiar ernannt worden und auch von -roßherzoglich hessischer Seite die Abordnung eines Com- missars in nahe Aussicht gestellt ist, hat die preußische Regierung, um ihrerseits die schleunigste Vornahme der Auseinandersetzung zu betreiben, die diesseitigen Com missare ebenfalls ernannt, und zwar vom Ministerium deS Innern den geh. ObrrregierungSrath Ribbeck, vom Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten den Le« gationSrath v. Bülow, vom Kriegsministerium den Major v. Caprivi und den Hauptmann Lintze. Die preußischen Commissare werden in den nächsten Tagen Berlin ver laffen, um an Ort und Stelle mit den Commiffaren Bayerns und Hessen-Darmstadts die Negulirungsver- handlungen zu eröffnen, die erst einen mehrwöchentlichen Zeitraum in Anspruch nehmen dürften. Stettin, 10. October. Die „Ostsee-Ztg." schreibt: Während die Cholera in der Stadt Stettin bereits seit längerer Zeit nur noch in vereinzelten Fällen vor kommt, tritt sie an andern Orten unsrer Provinz, so z. B. in Pasewalk, mit erneuter Heftigkeit auf. In der Umgegend Stettins sucht sie besonders die Orte heim, die sie bisher verschont hatte; so sind kürzlich von den 400 Einwohnern des Dorfes Rad re» se (bei Tan- r tow) binnen einer Woche 41 Personen gestorben. Mtseritz, 9. Oktober. Das Landrathsamt macht unterm 5. d. M. im KreiSblatte bekannt, daß, nachdem der letzte Todes- und Erkrankungssall an der Cho lera in der Stadt bereits vor länger als acht Tagen erfolgt ist, die Cholera als erloschen betrachtet wer den kann. — Die Krankheit hat in der Stadt und der daran grenzenden Colonie Winnice sehr viele Opfer ge fordert. Hannover, 10. Oct. (N. A.) Heute ist durch die Ge setzsammlung folgende Bekanntmachung der königl. Mi nisterien des Innern und der Finanzen, betreffend die die Summen, auf welche sich die für diesen Cyklus in den letzten drei Etatsjahren gemachten Ankäufe von Kunstgegenständen beliefen, und die im Jahre 1860 bis 1861 35,000 Thlr., 1862 bis 1863 39,000 Thlr., 1864 bis 1865 35,000 Thlr. betrugen. Programme, welche die Bedingungen zur Beschickung der Ausstellungen ent halten, werden von vorgenannten Kunstvereinen gratis verabfolgt. * In Nummer 235 deS ,,Dr. Journ." hat sich im Feuilleton hinsichtlich deS Geburtsorts des berühmten Romanschriftstellers Lesage ein Jrrthum eingrschlichen. So viel mir bekannt, ist man in Frankreich schon längst darüber einig gewesen, daß weder Paris, noch Van nes, sondern Sarzeau (nicht Sarreau) die Ehre hat, der Gcburt-ort desselben zu sein. Der Jrrthum schreibt sich wahrscheinlich daher, daß Sarzeau, einige Meilen von Vanne» entfernt, auf der Halbinsel NhuyS in der Bretagne liegt. DaS, was neu, aber noch uner wiesen, ist nur die eine Angabe, daß nicht der 8. Mai, wie bisher ziemlich allgemein geglaubt worden war, sonder« der 8. November 1668 das Geburtsdatum unser» Dichter» sein soll. Bisher war man eben so wenig einig gewesen, ob und mit wem Letzterer verheirathet war. Jetzt ist auch dieser Zweifel gehoben, seitdem man weiß, daß er am 17. August 1694 Marie Elisabeth Huyard, die Tochter eines Pariser Bürger- geheirathet, deren ganzer Reichthum das Bvuquet ihrer maienfrischen Reize war. Hinsichtlich seine« Roman» „Gil Bla»" erlau ben Sie mir, die Leser Ihre- Blatte- daran zu erinnern, daß derselbe eine freie Nachbildung de« spanischen Ro man» „Marco» de Obregon" von Viccente de Eg- pinel. Eine wörtliche Ucbersetzung de» spanischen Origi nals hatte Vital d'Audi gier schon imJ. 16l8 au» Licht treten lagen. — Auch Lesage » ebenso bekannter und fast noch »ehr gelesener Roman „Io äiabl» boiwo»" ist nur - —f SH2 Erhebung eine- außerordentlichen Steuclzu- schlag« zur Deckung der durch die NaturalvrrpflSung der königl. preußischen Truppen erwachsenen Ksten, publicirt worden: Der Betrag de- in Gemäßheit Unsrer Bekauntmajung vom '.'2. Juni d. I. erhobenen außerordentlich«» Stenin- schlags genügt nicht, um die daran« zu bestreitenden, in Ulrer Bekauulmachuug vom 2«. Juni d. I. naher bezeichneten iuS gaben zu decken. Aus Befehl des königl. prrußischeo Gcwal» gouverneurS soll daher anderweit ein außerordentlichei Steer- zuschlag erhoben werde», und wird ditserdalb bestimmt, aas folgt: 8 l. Der doppelte Betrag der für den Monat Ronu- ber d. I. »u entrichtenden oder bereits etUruhteten Grundsten, Häusertteuer, Persouensteuer, Gewerbesteuer, Emkmumcusmer, Besoldung»- uud Erwerbsteuer ist von jedem Steaerpflichtzeo al- außerordentlicher Eteuerzuschlag gleichzeitig mit den für diesen Zeitraum zu entrichtende» Eteuerbetrügen, bezleduvs- weise in den ersten Id Tagen des Monats November v. J.bei den betreffenden Hebestellen zu entrichten. 8 2. Die wegenLr- htbung und Beitreibung der regelmäßigen Steuern besteheren Vorschriften kommen hinsichtlich des in Frage stehenden ach er- ordentlichen Steuerzuschlags gleichfalls m Anwendung. j 3. Mit der Ausführung dieser Bekanntmachung wird das ktiigl. Obersteuercollegiom beauftragt. Kiel, 9. Oktober. (H. N.) Eine wichtige Fuge, welche die Einverleibung in Preußen auch hier zur Ver handlung bringen wird und die schon jetzt vorläusv an die betreffenden Kreist herantritt, ist die evangelffche Union. Die schleswig-holfteinsche Landeskirche isi die lutherische, dieser gehört mit verschwindenden Auckah- mcn die ganze Bevölkerung an. Eine reformirte Ge meinde giebt eS nur in Altona und eine rcmonshan- tisch-reformirte Gemeinde in Friedrichstadt. Inden übrigen Städten deS Landes ist die Zahl der Rlsor- mirtcn gering. Im Lande selbst also fehlt die äißere Basis für Herstellung der Union, wie sie seit 181k in Preußen besteht. Gegen das Aufgehen unsrer Laides kirche in letztere scheint bi- jetzt die Stimmung in den Kreisen unsrer Geistlichkeit eine ziemlich allgemeine, zu mal über den Nutzen und Erfolg der Union in Pteu- hen auch dort vielfach absprechcnde Stimmen laut Ver den. Die kirchliche Rechnung des größten Theils uisrer Landesgeistlichkeit ist eine maßvolle und durchaus richt provocirende Orthodoxie. Wir glauben, daß deser Theil von vornherein sich der Union wenig zugeneigt zeigen wird. Mehr dürste dies vielleicht bei den Geist lichen, welche der freier» Richtung huldigen, der ^all sein. Wahrscheinlich wird übrigens schon in nächster Zeit auf die eine oder andere Weise die Unionsfiage in die Discusston geworfen werden, und sich dann her ausstellen, wie unsre Geistlichkeit in ihrer Gesammtheit sie auffaßt. Den Gemeinden als solchen ist diese genze Sache bisher eine durchaus fremde gewesen; sie würde aber bei ihnen schwerlich Widerstand finde», da man hier von cvttfesstoneller Crclustvität frei ist, und es sich bei dem ganzen Wesen der Union ja auch nur um ein äußeres Band handelt, welches die Eigenlhümlichkciten des Bekenntnisses vollkommen respcctirt. — Man ist dem Vernehmen nach in der Negierung mit Aufstellung des Staatsbudgets für 1867 beschäftigt. Das Bud getjahr würde künftig (statt mit dem I. April) mit dem 1. Januar beginnen. Kiel, 10. October. (H. N.) Der Oberpräsidial- secretär Ho« ist mit der Redaction des gemeinsamen schleSwig holsteinschen Verordnungsblattes betraut worden. Der Verlag diese» Verordnungsblattes, wel ches bisher von dem Büreauches Rahtlev redigirt wor den, geht von De. Ahlmann, dem bisherigen Verleger de» holsteinschen Verordnungsblattes und Eigenihümer der suSpendirtcn „Kieler Ztg.", auf die C F. Mohr'sche Buchdruckerei, Eigenthümerin des „Kieler Wochenbl.", über. — Ein aus Flensburg an die Regierung ge richtete- Gesuch um Gestattung von Sammlungen zu einem Ehrengeschenk für die Prinzessin Dagmar ist abschlägig beschicken worden. H Wien, 10. Oktober. Bekannt ist, daß eine Se paralübereinkunft zwischen Oesterreich und Italien be züglich der eisernen Krone geschloffen worden, der- zufolge diese Reliquie in den Domschatz von Monza zurückgebracht wird. Die Folge dieser Rückgabe ist, daß der Orden der eisernen Krone modificirt wird und wahr scheinlich auch, neben einer andern Ausstattung, einen andern Namen erhält. — vr. Jilek, gegenwärtig Chef arzt der österreichischen Marine und früher Leibarzt de» Erzherzogs Maximilian und seiner Gemahlin zu Mi- ramare, war nach Rom abberufcn worden, um über de» Geisteszustand der Kaiserin Charlotte consultirt zu werden. Die unglückliche Fürstin, welche den ersten Anfall ihres Leidens im Vatikan und in Gegenwart des h. Vaters erlitt, wähnt sich das Opfer von Vcr- gistungsversuchen. Mehrere Tage lang lebte sie aus schließlich von Kastanien und auch jetzt noch nimmt sie nur selten Speise zu sich. Wien, 10. Oktober. (W. Bl.) Das Kriegsmini sterium hat sämmtliche in den österreichischen Militär- veiband gehörige Truppen, Branchen, Anstalten rc. mittelst Generalbefchls beauftragt, den in ihrem Stande eine freie Uebertragung des „bwblo cojuvlo" von LuiS Vcllcz da Guevara, der seinerseits den Stoff dazu einem viel Litern Sittengemälde, da- der spanische Mönch Francisco de Santos unter dem Titel „Via» x nooke» 6« ziinbiä" erscheinen ließ, entlehnt hat. Der eigentliche Besitztitel de- Lesage'schen Nachruhm» bleibt unbestritten sein „lurvarot", der durchweg Original ist. E. M. Oettinger. - j- AuS Nürnberg berichtet man, daß die am 1. und 2. October daselbst abgehalteneJahrrsconferenz des germanischen Museums sebr zahlreich besucht war. Außer demVerwaltungsauSschuß und seinen Unter- abtheilungen konnten auch diesmal der GelehrtenauAschuß und seine Unterabtheilungen in gesonderte Verqthung eintretcn. Dieser adoptirte mehrere Gelehrte an Stelle der mit Tode abgegangencn Mitglieder, jener berieth mehrere Verbesserungen seiner Obsorge für die Hilfs mittel der Anstalt. Die Anträge der Vorstandschast auf Vereinfachung de» Geschäftsganges wurden angenommen. Die Ausschußmitglieder nahmen bei ihrem Scheiden da» Vertrauen mit, daß unter der starken Hand deS Vor stande«, die sich in den durchgesührken und angeregten Maßregeln thätig gezeigt, die Nationalanstalt guten Fortgang nehmen werde, und die ganze Haltung der Versammlung, sowie die Annahme höchst wichtiger Vor schläge gestaltete» die ganze DiScusflon zu einem Ver trauensvotum für den Vorstand. * Eiae illustrirte Wochenschrift für , da» Gesammt- interesse de« Judenthum«, die demnächst in's Leben tre ten soll, betitelt sich „Die Laubhütte". Der Her ausgeber ist Alfred SchLnwald in Hamburg. * Wie den „K. Bl." au» einem Privatbriefe au» Rom mitgetheilt wird, ist der geh. Medicinalrath rc. ve. Alertz, Leibarzt des Papste», Hedenklich erkrankt, so daß »»an an seinem Aufkommen zweifelt. befindlichen, in da» lombardisch-venetianische Königreich hcimathzuständigen Soldaten bekannt zu geben, daß dieselben, wenn sie e« wünschen, in der österreichischen Armee sortdienen können. Diejenigen Truppen, Bran chen rc., welche mehr al« 400 Mann Benetianer zur Rücksendung nach de^ Heimath in ihrem Stand« haben, wurdrp angewiesen, die Apzahl pnd dep tztandort der selben behuf« Regelung der Eisenbahafahrt schleunigst dem Krieg-Ministerium bekannt zu geben. Endlich wurde »„befohlen, daß den Mannschaft,» italienischer Natio nalität, welche die Entlassung au» der kaiserl. Armee wünschen, bei ihrer Absendung nach der Heimath die ganze bei derselben im Gebrauche stehende Wäsche mil zugeben ist. * Wir», 11. October. (Tel.) Der Kaiser ist au» Ischl zurückgekehrt. — Die „Abendpost" demrntirt die von einigen Zeitungen gebrachte Meldung über eine Unterredung des russischen Gesandten mit dem Grafen MenSdorff in Betreff der Ernennung des Grafen GoluchowSki. DaS offtciös« Blatt erklärt ferner die Nachricht, Graf MenSdorff hab« anläßlich der Ernennung de» Grafen GoluchowSki seine Entlastung nachgesucht, für unbegründet; ebenso unwahr sei di« Angabe über Vorstellungen deS französischen Botschafter» und Be schwerden de« preußischen Gesandten in Betreff de» von dem vormaligen Könige von Hannover erlassenen Protestes. Prag, 10. Oktober. Ueber eine Conferenz der Verfassung-freunde, welche am 6. October Abend» hier im deutschen Casino stattfand, theilt der „Tages bole" folgende- mit: Die Versammlung fand nur zum Zwecke von Wahlbesprechungen statt, da eine große Zahl von Mandaten erledigt ist und die Einberufung deS Landtags nahe bevorsteht. Selbstverständlich kam dabei zum Schluß der Sitzung auch die Rede auf die Ver sammlung der Verfassungsfreunde in Wien. Professor Herbst entwickelte eingehend Ursachen, dir ihn von einer Betheiligung an dieser begrenzten und lückenhaften Ver sammlung ferngehalten. Einmüthig war aber di« Ver sammlung darin, daß sich die deutsch-böhmischen Abgeord neten an einem Abgeorduetentage der Verfassungssreunde hetheiligen müßten. Ueber den Inhalt des eventuellen Programms, bei dem man die Uebereinstimmyng mit dem Volke, respective den Wählern, als unerläßliche Nolhwcndigkeit anerkannte, herrschte in den Grundzügen keinerlei Meinungsverschiedenheit. In Anerkennung der g wordenen Thatsachen sprach sich die Versammlung über tie ungarische Angelegenheit in ähnlicher Weise au-, wie dies das Kaiserfcld'sche Programm, das hier erst später bekannt worden war, gethan hatte. Es wurde das nationale, das staatsrechtliche und politische Mo ment des Deutschthums in Oesterreich, als der nicht alterirbaren Wurzel, aus welcher der Staat «mpor- grwachsen, erörtert und damit der nationale Verband mit der deutschen Nation als ein nothwendiges hin gestellt. Indem man die Rechtscontinuität uybedingt anerkannte, erschien die gemeinsame Vertretung der Län der diesseits der Leitha als eine unerläßliche, und c» ergab sich die Forderung, es möge dieselbe au» dirrcten Wahlen hervorgehrn; dabei übersah man, eben wegen der Rechtscontinuität, nicht, daß nach K7dcSGrundgesctzc» über dte Reichsvertretung „der Kaiser sich vorbehält, den Vollzug der Wahl unmittelbar durch die Gebiete, Städte und Körperschaften anzuordnen, wenn ausnahms weise Verhältnisse eintretcn" und daß in dieser Bestim mung, so gerecht die dirccten Wahlen aus dem ganzen Volke im Allgemeinen sind, eine gesetzlich einzuhaltende Beschränkung derselben enthalten sei. Triest, 9. October. (W. A.) Wegen deS Leidens Ihrer Majestät der Kaiserin Charlotte von Mexico wird von morgen an der Besuch deS Garten« von Miramare auf einige Zeit nicht gestattet sein. Dem Vernehmen nach begleitet Se. k. Hoheit der Herzog v. Flandern die Kaiserin. (Nach einem Telegramm der „W. Ztg." ist dieselbe am 10. Oktober von Rom in Tricst eingetroffen.) — Die k. k. Centralftebchörde macht bekannt, daß die türkische Negierung vom 25. ». Mts. angefangcn die Insel Kandis in Blokadezustand versetzt hat. Berona, 7. Oktober. Die „Wiener Abendpost" meldet über die stattgrfundenen Ercesse: So haben denn die Mitglieder der hiesigen Aktionspartei ihren Zweck erreicht und den ursprünglich harmlos erscheinen den Demonstrationen Blutvergießen nachfolgen lassen. Lasten Sie mich in kurzem Uebcrblicke den Gang der Ereignisse registriren. Gestern theilte das Municipium durch Anschlag den Bürgern mit, daß ihm die Nach richt des Friedensschlüsse» vom Fcstungscommando zu- gekommcn sei, und daß dasselbe auch schon ein Telegramm vom Minister Ricasoli erhalten habe, mit welchem die ser der Stadt das Ereigniß anzeigt. Das Telegramm war auf demselben Placate abgedruckt, und schließlich mahnte daS Municipium zur Ordnung. Ein anderes Proclam kündigte an, daß von jetzt ab unbewaffnete Nationalgardisten für die Ausrechthaltung der Ruhe Sorge tragen werden. Es hieß, daß vorerst die hiesige Feuerwehrmannschaft diesen Dienst übernehmen würde. In der Arena war man unausgesetzt mit Ausbesserung und Säuberung beschäftigt; eS soll in derselben die all- gemrine Abstimmung stattfinden; jedenfalls wird dieser Zudrang von Menschen in dem Riesenbau ein sehenS- wertheS Schauspiel abgeben. Bei der sich mittlerweile mehrenden Agitation und Tricolorenmanie spielte da» schöne Geschlecht nicht die unbedeutendere Rolle. Man sah nicht selten begeisterte Weibsleute dem Bildnisse deS Königs und Garibaldi's auf de» Straßen Kußhände zuwerfen, zur großen Erheiterung der Umstehenden, während die zurückgeschickten Garibaldianer, venetiani- fchen Ursprungs, ihren peripathetischen Beruf in den Straßen fortsetzten, unbehelligt von Soldaten und Po lizei; ihrem etwa- gedrückten Wesen sah man trotz de» rothen Hemdes die ernsten und trüben Erfahrungen an, welche sic drüben im Felde gemacht haben. Den zahl reich in die Stadt kommenden Bauer« gaben zudring liche Propagandisten Wahlzelle! mit dem obligaten „lw- lw uns", „ViUorio kmmrmiolo vo,lc» rö" in die Hände. Mit Heisern Stimmen boten Verkäufer beiderlei Ge schlechts patriotische Placate verschiedener Größe und Zeichnung au«; dem Rufe fügte einer den bedeutsamen Seufzer hinzu; Pirow, m» »iootv ckonaro" (viele Worte, aber kein Geld). Soweit ging Allc« gut, und noch gestern Nachmittag vernahm man von de» sich meh renden Gruppen in den Straßen die gemischten Rufe: „Lrviru Noiw, »wir« l'äoatriu"; am Abend spielte, al» am bestimmten Tage, die Mnfik auf Piazza-Br« vor einer «ngewöhaliche« Zuhörrrmenge, und ohne daß die leiseste Störung vorgcfallen wäre, und eine Stunde nachher röthcte sich da» Pflaster auf demselben Platze vo« Blut. E» ist möglich, daß für denselben oder den heutigen Tag eine größer« Demonstration a»ch in de« übrigen venetianischrn StLW» »orhertit«^ W»r. Die Sache begann hier damit, ch»ß ein Ha*fen mL-rtzachel- te« und bezahlten Gesindel» auf Piazza-Erbe diejenige« Häuser und Fenster zu btMpstn begann, die keine drei farbigen Bandirren oder sonstiaz Zzichxn au»gesteckt hatten. »'Dieser Haufriz «evmrhrie sich und wälzte fich durch die von den italienische« unh deutsche» Kaufleuten hellrrleuchtete und geschmückt« Strada - Nuova gegen Piazza Brö, wo demselben eine Patrouille entgegenkam. Die Mcngc wich l»»gsa» vor drn Eoldatrn zurück, und -plötzlich wurd«n daun diese und h«rq«kvmmcnde Offiziere mit Steine« brworf««. ES heißt, in demsel ben Augenblicke sei ei« Grerrzex, der in der Menge harm los st-nd, meuchlings erstochen wyrhcn. Ein anderer Mann vom Regiment Hohenlohe wurde durch einen Steinwurf tödtlich getroffen. In dem Tun ulte, der darauf entstand, wurde ein Frauenzimmer grtödtet und einige Leute verwundet; ein Kaffeehaus, dicht neben der Arena, aus welchem Steinwürf« kamen, wurde von den Soldatin blitzschnell eingenommen und Manches in demselben zertrümmert. Die Mitglieder deS Munict» piumS und die angesehensten Bürger sind von großem Schmerz über den Vorfall erfüllt- Man wollte Bvrbe- reitungen treffen für eine Art DereinigungSfcst zwischen Oesterreich und Italien nach Einzug der italienischen Truppen — der von den Oesterreichcrn abgewartet wer den soll — und muß nun diesen wahnwitzigen Streich einiger Böswilliger erleben. Diese tumultuarischen Auftritte werden Wohl die Regierungen von Oesterreich und Italien zur Verhängung des Delage, «ugszustandS über Verona bewogen haben. 'München, 10. October. Die heutige „Bayr. Ztg." publicirt eine königliche Verordnung, die Gründung eine» Armecdenkzrichens betreffend, auf das alle Angehörige der Armee Anspruch haben, welche zwischen dem 21. Juni 1866, dem Tagc der Stellung de- Heeres aus den Kriegsfuß, bis zum 2. August, dem Tage des Waffcnstillstandsabschlusfes, in der mobile» Armee wirk lich Dienste geleistet haben, oder im OstcorpS zum Schutze der Grenze veiwendrt waren und der Besatzung der Festung Mainz, der Vesten Marienberg und Ro senberg während deS bezeichneten Zeitraums angehörten; endlich die der mobilrn Armer bcigegeben gewesenen Feldgeistlichen, Assistenzärzle und Feldpostbeamten, sowie die im Hauptquartier für die Dauer des Feldzugs ag- gregirt gewesenen Eivilbeamten. Das Denkzcichen be steht au- einem metallenen Kreuze, in dessen Mitte innerhalb eines Eichcnlaubkranzet auf der Vorderseite der bayersche Löwe im Rautenfelde, auf der Rückseite die Jahreszahl 1866 sich befindet; dasselbe wird auf der linken Brust an ciuem weißen Band« mit zwei hell blauen Streifen unmittelbcr nach dem Militärdenkzeichen getragen. — Weiter schreibt die officielle Zeitung: Se. Majestät der König hat in Anerkennung des pflichtge treuen Diensteifers der im Jahre 1819 gegen Däne mark in das Feld gerückten bayerschen Truppcntheile und zum bleibenden Gedächtnisse der von denselben bc- thätigten kriegerischen Tugenden durch allerhöchste Ent schließung vom 6. l. Mts. allergnädigst zu bestimmen sich bewogen gefunden, daß allen Denjenigen, welche diesen Feldzug tadellos mitgcmacht haben, rin Drnk- zeichen verliehen werden soll. Letzteres hat in dem näm- Uchen Denkzeichen zu bestehen, welches durch obige Verordnung yom 6. l. Mt». für den Feldzug 1866 allergnädigst gestiftet wurde, mit der Aenderung, daß das Kreuz stakt der Jahrzahl 1866 die Jahrzahl 1849 auf der Rückseite ersichtlich macht, und daß cs an dem Bande getragen wird, welches für das durch die aller höchste Entschließung vom 10. Juni 1849 gestiftete Denkzcichen für 1849 yorgeschrjrbrn ist. — Ferner bringt daS amtliche Blatt mehrer« Ordensverleih ungen au Mitglieder des Kriegsmmisteriums. — In die Aenderung de- königlichen Eabinets spielt, wie schon mehrseitig bemerkt wurde und der „N. E" bestätigt, auch die Rückkehr Richard Wagnrr's herein. Es ist bekannt, daß im vorigen Herbste Se. Majestät der König nur mit Widerstreben an dessen Verbannung ging und seitdem den Gedanken, ihn wieder um sich zu haben, nie aufgegeben hat; ebenso bekannt ist es, daß StaatS- rath v. Pfistermcister ein entschiedener Gegner Wagner» ist uud es dem Könige nicht verhehlt hat, daß die Rück berufung diese- ManncS für ihn das Zeichen sein müßte, aus dem königl. Cabinet zu treten. So viel scheine sicher zu sein, daß von Hrn. Neumayr nicht die gleichen Schwierigkeiten gegen Wagner'S Rückkehr besorgt wer den, wie von Herrn v. Pfistermeister. — Ans Mün chen, 9. October, wird der „Allgemeinen Zeitung" geschrieben: Die angckündigten Veränderungen im Se- cretariat Sr. Maj. des König« sind verschoben, viel leicht bis Mitte November. Von einem Rücktritt der Herren v. d. Pfordten und Bomhard war wohl in Zei tungen von schlecht unterrichteter Seite die Rede, aber für den Augenblick ist schwerlich daran zu denken. Was insbesondere Frhrn. v. d. Pfordten betrifft, so ist sein Rücktritt in diesem Augenblick ganz unglaublich, da unter allen Ministern vollste» Einverständniß herrscht. Stuttgart, 10. Octbr. (F I.) Die Zweite Kam mer erledigte in ihrer heutigen Sitzung zuerst den Frie densvertrag, dem sie mit allen gegen die eine Stimme von Hopf zustimmte und dir Indemnität mit allen gegen dieselbe eine Stimme dafür erlhcittc, daß die Regierung den Art. 3 des FriedenSvertrag» über die Hinterlegung von württembergschen Staat-odligationen al« Garantie für die Zahlung der 8 Millionen Gulden Kriegskosten- entschädigung ohne vorherige Zustimmung der Stände vollzogen hatte. Die ganze Sammer war mit diesem Verfahren der Regierung einverstanden, weil dadurch am raschesten da« Ende der preußischen Occupatio» her- beigesührt wurde. Hölder macht« e» allem der Regierung zum Vorwurf, daß sie nicht, wie in Bayern geschehen, die Stände zuvor einberufen habe, was recht leicht mög lich gewesen wäre. Minister v. Varnbüler »endete da gegen ein, daß das Verhältniß in Bayer« ein ganz andere- gewesen sei, al« bei un». Hopf verlangte »icht bloS das Versprechen von Reformen und einer neuen Wehrvrrfassung, sondern die That; daher gebe er keine Indemnität. Auch spricht er sich dagegen au», daß man nach der Schlacht von Königgrätz nicht sogleich Friede« gemacht, sonder» der militärischen Ehr« bri Lauber- bischofshcim noch vi«l« Menschenlrben geopfert habe. Die Kammer ging nun zur Bexathuug der AntwortS- adrefs« auf di« Thronrede üb«r, wovon drr ri«stimmig gefaßte Entwurf der Fünszchner-Lommisston b«reit» be- kanut ist. Die Abgg. Fetzer, Golther, Hölder, Körner, Römer, Schall, Wächter und Wabe» haben jedoch al» Antrag oder Amcndruwnt einen Gegenentwms ringe- bracht, der -war in einzelne» Punkte» mit dem der Eom- »isfion übrreiustimmt, in der brutschen Frage jedoch «in» gLazlich »«ränderte. Fass»*- beantragt. H» Hner Begründung macht Römer «um Ausfall gegen die LH--.
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