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Dresdner Journal : 07.09.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186609074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-09
- Tag 1866-09-07
-
Monat
1866-09
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1866
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Frcttaq, den 7. September ^-207 Lbmr»«»mtt^r«tfrr l» DlbrUob: arUr—Kxr. CMrlwk: 1 „ 1» „ bloootUob:— „ lb „ L»»»«l«« kkumworu: 1 „ l» Ama»»«» tritt ko«»- u. 81«mp<!- ,«vbl»z- ki»o«. »us«r»lr»»rrtsr: kür ä«a K»nm eioer E»»p»lt«o«ii /,«!!«: 1 kkssr. V»t«r „Liux«»»uUt" äi« L«U« 8 Kxr. Dres-ncrÄMMÄ. Srsüsekunr: TAxliek, mit Aom>»bn>« ä«r 8ooo- «nä k«1«rt»k*> Ad»»ä» Nir ä«n sol^eaä«» Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18k« »«seratruanuahuw ausw-rl«: l^lp«tU: k» k»«»i,»r»r-r»», s'nwwioolooLr äs« Hrooäoor ^onin«I», »b«v<k»».: kt kiiol.««, Koo»» SowbmA I«rU»- Vi»o-kr»»>l«ir»« >.! tlniixirRi» A Voalüilt L«rli»> Onoeivooebs kuebb., K»r«ic«r»»'» 8or«»vi Lr»»»»i L. kcurorr»; >r»,l»«! I,. 8rL»o»>«'»Xolloocovbuc«i»», ^i»»« 8c ; knucickor» ». N : ^^Ao«>r'»ek« knobb.; LSI»! Ao. 8tv»«»»;r»rt»: 8vi.i.i»» L Oo., f8, klooo 6« I» Soors«); kr»U: t». L»»l.io»'» Itacbb.; Vi«o: Ao. Oreioi«. Arrauogeder: L8o1^- krpsälttoo 8«» vr««6o«r ^oorv»I», vr»»<l«o, 8t»ri«o,»r»»»« Ko. 7. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. relvphische «achr,chle». Tage«geschichte. Berlin: Die FricdensvetHandlungen. KreiScrsatzgeschäft eingestellt. Prinz Friedrich Karl. HerrenhauSvrihandlungea. CommissionSberichtt bc« Abgeordnetenhauses über die AnnerionSvorlage. Ver mischte«. — Thorn: Die entflohenen österreichischen Gefangenen. — Koblenz: Die Königin nach Eber stein. — Wien: Vom Hofe. Militärische«. Rück tritt de« Minister« Eßterhazy. Pul«zki. Kriegsma terial in Venetien. Die Verhandlungen mit Italien. Die ungarische Ministerfragt. — Prag: Umsichgrei fen d. Cholera.— München: Austausch d. Friedrnsrati- ficationen. Tagesbefehl des Prinzen Karl. Befinden de« Prinzen Ludwig. Keine Einführung d.ThalrrfutzeS. Nürnberg: AbschiedSproclamation deS preußischen Civilcommissars. — Hannover: WaffrnauSfuhrver- bot aufgehoben. Der Hafen von Geestemünde. — Marburg: Kurhessische Truppen. — Frankfurt: Reconstituirung de« gesetzgebenden Körper».— Pari«: Tagesbericht. — London: Nackrichten vom„Great- Eastern". — St. Petersburg: Andenken an die amerikanische Deputation. Berichte über den Aufstand in Sibirien. — Konstantinopel: Truppen nach Eypern. Dir Vorgänge in Maskate. — Jassy: Ein zug de« Fürsten. — New-Bork: Das Gemetzel in New Orleans. Die Nationalconvcntion von Phila delphia. Jefferson Davis. — Rio-de-Janeiro: Ministerwechsel. Kricgsnachrichten. Schleswig-Holstein. (Dir dänischen Vertrauensmänner aus Berlin zurück. Straffall.) Dresdner Nachrichten. Prsdiuziilnnchrichten. (Leipzig. Bischofswerda.) Vermischte». Stntistik und Bolkrwirthschnst. Feuilleton. Anserotr. rugesloleuder. vörsennoch- richte». Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 6. September, Nachmittags. (W. T. B.) Am Abgeordnetenhaus- sand heute die Prafidentrnwahl sür die Dauer der gegenwärtigen Session statt. Abg. v. Arnim-Hrinrichsdorf beantragt die Beibehaltung de« jetzigen Präsidium», wobei ihm Abg. v. Bincke srrundirte. Da« bisherige Präsidium wurde wieder gewählt, und »war erhielten bei der Ab stimmung der Präsident v. AorSrnbeck 184, die Vire- pröfidevten Gtavenhagrn und v. Boni« 157, resp. 150 Stimmen. Wien, Donnerstag, 6. September. (W T. B.) Dir heutigen Morgrnblätter melden, daß der General major Moring behufs Uebergade Venetien» an den französischen Divisionsgenerol Le voeus nach Venedig abgrrrist ist. Die „Eonstitutionelle Oesterreichische Zeitung" schreibt: Bei den Verhandlungen über die österrei chische Vers«ffung»srage sei die Personenfrage unberührt gevlieben. Die Behauptungen der Zeitungen von bevorstehenden oder eingetreteneu Personaländerun- gen seien unberechtigt. — Dem „Neuen Fremdrnblatt" zofolge steht eine Versammlung der politischen Nota- dilitaten der deutschen Partei zu Brrathung de« ver- sassung»lrben« bevor. Dem vernehmen nach «erde da» System einer vollen Personalunion bezüglich Un garn» rmpsohle« «erden. Tagesgrschichte. Berlin, 5. September. Die ossicicllc „Prov.-Eor- responvenz" schreibt über die Frieden-Verhandlungen: Die schon seit längerer Zeit schwebenden Verhandlungen zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt haben am 3. d. Mts. zur Unterzeichnung eine» Friedensvertrages geführt. Nach den Festsetzungen de- Vertrages zahlt die großherzoglich hessische Regierung an Preußen eine Feuilleton. Au« dem modrrnrll Pari«. -j- Bor einigen Jahren erschienen unter dem Titel: „Lebende Bilder ic-u » dem modernen Paris" (Verlag von I. P. Bachen in Köln) eine Sammlung trefflich geschriebener Pariser Ort«- und Sittenschilderun gen, welche von der Kritik sehr beifällig ausgenommen wurde. Gegenwärtig hat der nicht genannte Verfasser in demselben Verlag eine weitere Folge dieser „Leben den Bilder" in zwei Bänden erscheinen lassen. Wie die früher gesammelten, sind auch diese neuen „Bilder" zunächst für da- Feuilleton einer Zeitung geschrieben worden, ein Umstand, der nicht ohne Einfluß aus ihre Form, auf Etil und Darstellungsweise geblieben ist. Meist sind es kleine, aber gut abgerundete, geistreich und dabei nicht ohne liebenswürdig gemüthvolle An klänge ausgrführte Portraits und Genrebilder, in de nen sich eben so anmuthig als wahr da« vielgestaltige Pariser Leben spiegelt. Neben der Frische und Unmit telbarkeit ist rin Hauptrriz der Schilderungen das ver trautsein de« Verfasser« mit den von ihm behandelten Gegenständen, die intime Bekanntschaft mit den hervor ragendsten Persönlichkeiten und den Verhältnissen der Weltstadt. Alle« Vorzüge, die den Wiederabdruck die ser Feuilletons rechtsertigen und letztere al« schätzbare Beiträge zur Sittengeschichte unsrer Tage erscheinen las sen. Wir können es un- nicht versagen, in Folgendem Einige» auszugsweise aus dem Buche mitzutheiten, frei lich auf die Gefahr hin, daß in einem solchen Auszüge der bunte Schmetterlingtstaub der Schilderung, die an- muthige Darstellung-weise verloren geht. Und zwar -eben wir zunächst einige Data« über Girardi«, von dem der Berfaffer ebenso wie über Alerander Duma«, Vater »nd Sohn, sehr ergötzliche, und da« französische Kriegsentschädigung von 3 Millionen Gulden. An Ge bietszuwachs erwirbt Preußen die Landgrafschaft Hom burg mit dem Oberamte Meißenheim, die Kreise Bie denkopf und Vöhl, den nordwestlichen Theil deS Krei ses Gießen, mit Ausschluß der Stadt Gießen, ferner Rödelheim und Niederursel. Al» Entschädigung erhält da» Großherzogtbum Hessen einige bisher zu Kurhessen und Nassau gehörige GebictSstücke (Enclaven). Der Erwerb Preußens an Land und Leuten beträgt unge fähr 20 Quadratmeilen mit etwa 6O,OoO Einwohnern. Zu den Friedensbedingungen gehört noch, daß Ober hessen in Sen Norddeutschen Bund eintritt, daß Hessen- Darmstadt sich den schon anderweitig getroffenen Ver einbarungen wegen Aufhebung der SchiffahrtSabgaben auf dem Rhein und Main anschließt, und daß es die von Preußen geforderten wichtigen Zugeständnisse in Betreff des Post- und Telegraphenwesens gewährt. — Au eigentlichen Friedensuntrrhandlungen zwischen Preußen und Sachsen war es bi« in die jüngst* Zeit noch nicht gekommen; doch haben dieselben in diesenTagen ihrenAnfang genommen. — Die Unterhandlungen über den Beitritt Meiningens zum Norddeutschen Bunde haben mit dem Herzog von Mei ningen abgebrochen werden müssen, weil derselbe zu einer Verständigung über die Forderungen Preußens nicht die Hand bietet. — Durch Erlaß des Kriegs- und Marineministers und des Ministers deS Innern ist bestimmt, daß bis auf Weiteres das zweite diesjährige Kreisersatz- grschäft überall auSgeseht werden soll. Dir Ver fügung ist zunächst durch die Rücksichtnahme auf An träge veranlaßt worden, welche unter Hinweis auf die an vielen Orten noch immer sehr heftig auftretende Cholera die Einstellung de» Ersatzgeschäfles befürwor teten. Indessen hätte eine solche Rücksichtnahme nicht zur Geltung kommen dürfen, wenn die friedlichere Ge staltung der politischen Verhältnisse nicht gestattet hätte, von der schleunigen Musterung der jungen wehrpflich tigen Mannschaften einstweilen Abstand zu nehmen — (B. Bl.) Se. k. Hoheit der Prinz Friedrich Karl ist von Dresden eingetroffen und hat bereits Se. Maj. drn König und die hier anwesenden hohen Herrschaften begrüßt. Höchstderselbe verweilte heute Vor mittag in Berlin. — Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen hat sich am Dienstag bei Sr. Maj. dem Könige und den übrigen hohen Herrschaften verabschiedet und ist nach Meiningen zurückgckehrt. — An dem Einzug der Truppen in Berlm am 20. und 21. d. werden Theil nehmen: das ganze Garde- corpS und ein großer Theil des dritten (brandcnburg- schen) Armeecorps, nämlich das Füsilierregiment Nr. 35, die Jnfanterieregimenter Nr. 24, 60, 64; das Küras sierregiment Nr. 6, das Husarenregiment Nr. 3, das Ulanenregiment Nr. 3, das 3. Jäger- und das 3. Pion- nicrbataillon, ein Theil der 3. Actilleriebrigade, der Train des 3. Armeecorps, endlich das 20. Landwehr- regiment; im Ganzen etwa 50,000 Mann. — Nach den osficiellen Verlustlisten und nach privaten Todes anzeigen betrug der Gesammtverlust der preußischen Armee, soweit er bis zum 20. August bekannt war, 273 todte Offiziere, ernschlicßl. 20 an der Cholera gestorbenen, und zwar: 5 Generäle, 2 Obersten, 9 Oberst leutnants, 18 Majors, 58 Hauptleute, 46 Premierleut- nants und 13> Sekondleutnants. — Lor einigen Ta gen haben wir der „Bad. Landesztg." die Nachricht entnommen, daß die süddeutschen Staaten sich bei den Friedensverhandlungen auch dahin verständigt hätten, die Thaler-Währung bei sich einzuführcn. Hier in Berlin ist (der „N. A. Z " zufolge) über diese Ange legenheit nicht« bekannt. (Vgl. auch unter München.) — (N. A ) In der heutigen Sitzung des Herren hauses wurde die Debatte über die Verordnung vom 12. Mai 1866, betreffend die Aufhebung der Wu cher gesetze, fortgesetzt. Gras Brühl entgegnet dem Handelsminister, der die Wochergesctzgebnng bereits durch die Einführung des Handels gesetzbuches al- hinfällig geworden bezeichnet, das hätte er nur bei der Vorlage des Handelsgesetzbuches sagen mässen; das Herreuballs würde sich daun besonnen haben, es anznnchwen. Herrn Dernburg wirft er vor, daß er das ländliche Leben nicht kenne, wo entweder au« Frcundtwaft oder gegen Wuchrrziuseu geborgt werde. Wenn der Justizm,nister gesagt habe, daß die Negierung dem Wucher nicht steuern könne, daß es vielmehr Sache der Kirche sei, der Habsucht entgegen,»treten, so erwi dere er, wenn alle Menschen ein offenes Herz hätten für ine Lehren der Kirch-, dann brauchte man auch keinen Justi Mi nister. Schließlich empfiehlt er Annahme des CommijsionSan- trageS, der der Regierung möglichst entgegcnkomme. — Herr Tellkampff bekamptt die Commissionsvorlage. Der Dis coutosatz der Bank ,st stets ein äußerst schwank-udcr und wird von ganz verschiedenen Verhältnissen als das Capital »ufluirt. Bei der Beurtheilung dieser Frage muh der Grundsatz gelten: die Freiheit, die Cmwickeluug der productiven Kräfte ist stets daS sicherste Mittel zur Erhöhung des Natiovalwohlstalldes. Durch die Beschränkung dieser Freiheit wird nur die Demo ralisation gefördert, indem man der Umgehung des Gesetzes Vorschub leistet. — Von dem Or. Dernburg »st ein Amen dement eingegongen, welches vorschlägt, die Regierungsvorlage anznnchmeii, aber nur für die bestimmte Dauer bis Ende küustiqen Jahres. — Graf Rittberg hat eine Resolution vorgeschlageu. der zufolge die Regierung ersucht werden soll, die Hypotbekenresorm ans daS Schleunigne ins Leben zu rufen. --- >>r. Götze, der schwer verständlich ist, da er nur die Zwischensätze betont, verbreitet sich darüber, daß er früher die Beamten von der allgemeinen Wechselfätngkeit habe ausschlie- ßen wollen. Sie seien jetzt in der üblen Lage, nur gegen Wechsel Credit zu baden und dock keine Wechsel ausstellcu zu dürfen. Das neue Gesetz werde sie noch schlechter situiren. Die Interessen deS Grundbesitzes erheischen gebieterisch daß die Aufhebung der Zinsbeschränkung wenigstens nicht früber er folge, als die neue Hvpolbekenordnung erschienen sei. Redner plaidirt schließlich für eine Grenzberichtigung des Begriffes Kaufmannsstand. — Der Justizminister zielst dem Hause die Versicherung, daß er schon längst Mit grogler Vorliebe an einer neuen Hypolbekenordnuug gearbeitet habe, die vielleicht schon im Januar dieses Jahres vorgelegt worden wäre, wenn die Aussicht auf legislatorische Thäligkeit sich besser gestaltet hätte. Wenn man glavbe, daß die Hypothekenordnung den Grundbesitz befähigen solle, mit dem großen Capital in Con- currenz zu treten, dann irre man sich freilich sehr. Wer als Gutsbesitzer gute Sicherheit biete, werde billig, wer schlechtere biete, theuer Geld bekommen. Der Minister bemerkt dann noch daß die Regierung nichts dagegen haben würde, wenn ein An- trag auf Ausdehnung des Gesetzentwurfs auch auf deu Real- credit gestellt werden möchte und geht dann zur Beantwortung der gestern gegen ibn gerichteten Angriffe über. Nach Hrn. Has selbach sprachen noch v. Sensft Pilsach für und Camp hausen gegen die Commissionsallträge. Der Handelsminister Graf Jtzenplitz erklärte vor der Abstimmung namens der Siaatsregiernng, dav dieselbe sich mit Nr. 2 der Commissions- anträge nicht einverstanden erklären könne. Bei der Abstimmung wurde K. 1 des Commis fionsentwurfs getrennt und da« erste Alinea in nament licher Abstimmung mit 40 gegen 36 Stimmen angenom men, ebenso alsdann das zweite Alinea, und die 2, 3, 4 deS CommisfionscntwurfS, welcher alsdann »n blne angenommen wird. Antrag 1 der Commission, der Verordnung die nachträgliche Genehmigung zu er- thrilrn, wird alsdann angenommen, ferner Nr. 3 der der Commisstonsanträge, die beiden Beschlüsse für un trennbar zu erklären, mit 38 gegen 36 Stimmen und schließlich noch Nr. 4 der Resolution in Betreff des Hypothekenwesens. — Der zweite Gegenstand der Tages ordnung, der Bericht über den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung des Stammcavitals der preußischen Bank wird verlesen und ohne Discussion genehmigt. — Der Bericht der Commission des Abge ordnetenhauses für die Vorlage, betreffend die Ber einigung von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt mit der preußischen Monarchie liegt sitzt gedruckt vor (Referent Kannegießer). Die „N.-Z." entnimmt demselben Folgendes: Die königlich« Botschaft und die Gesetzesvorlage verkündigt die Bereinigung der Lande des Königreichs Hannover, des Kur- fürftenthums Hessen, des HerzogthamS Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der preugiichen Monarchie und spricht damit zugleich auS, daß die bisherigen Dynastien in jenen Ländern zu regieren aufgehört habcn, diese selbst aber vor Zer reißung und Zerstückelung bewahrt sind. Die Commission erkannte darin den Beginn eines neuen Abschnitts nationaler Entwickelung, und nabm die königliche Botschaft und die Gesetzes Vorlage mit hoher Befriedigung auf. Vollstes Ein- verstäudniß über die Ausgaben, welche der preu ßische Staat an der Hand dieses Gesetzes zu lösen bat, begleitete die Verbandlungen zwischen der Staatsregierung und der Commission von Anfang di- zu End«. Die Geueraldiscussion verbreitete sich über folgcnde Punkte: t) lieber daS Recht des preußischen Staats auf dre Ver einigllng von Hannover rc. mit der preußischen Monarchie. Literaturtreiben charakterifirende Anekdoten zu erzählen weiß. Die schriftstellerische Bedeutung Emil Girardin'S da- tirt au« der letzten Häfte der 30. Jahre, wo er in den Reihen der Opposition stand. Unter Loui« Philippe machte bekanntlich alle Welt Opposition; denn e» ge hörte zum guten Ton ein Gegner de« Ministerium» zu sein, gleichviel welche» Ministerium-. Girardi« ent wickelte sofort ein fruchtbare- schriftstellerische» Talent, und wenn seine Anhänger und Freunde ihn vielfach den eigentlichen Schöpfer der modernen politischen TageS- presie Frankreichs genannt habcn, so haben sie in man cher Beziehung so Unrecht nicht; denn er gab wirklich dem Pariser Journalismus eine bis dahin unbekannte Bedeutung, die sich selbstverständlich auf ganz Frankreich erstreckte. So war er der Erste, der das regelmäßige politische TageSbülletin als „premior-?»->»" seiner Zei tung voransetzte und der daS tägliche Romanfeuilleton einführte. Die „Presse" zahlte zuerst die damals noch unerhörten Honorare von 50,000 und 100,000 Frc. fürden „Lomio äe Konto Obeioto^, die „Krxtöeeo cke ?»«>«" u. s. w. Diese Feuilletons erwarben aber auch der „Presse" einen größern Leserkreis, al- alle Artikel Girardin'S je vermocht hätten. Letztere fanden verhältnißmäßig nur ein kleine» Publicum. Die kurzen sentenzartigen Sätze, die oft in jeder Zeile einen Absatz nöthig machten und au» denen Vie meisten seiner spaltenlangen Artikel be standen, erwarben ihm bald den Spottnamen „Io pör« ck« I'alin-a", der ihm bi» heute geblieben ist Al» ge gen 1838 und 40 sein Stern (d. h. der seiner Zeitung) zu erbleichen begann, ward eine geistreiche Frau seine Retterin, zuerst sogar, ohne daß er selbst e» wußte — ein um so pikanterer Umstand, al» jene Frau Niemand ander« war, al« seine eigne Gattin. E« erschienen näm lich i« jede« M»utag«feuillcton der „Presse" auf ein ¬ mal „Pariser Briefe" über da» Leben nnd Treiben der Hauptstadt über Alles, was interessant und mittheilungS- werth war, AlleS im elegantesten Gewand und augen- scheilich au» einer geübten geistreichen Feder. Jene Briese waren „Vieomiv <t« unterzeichnet. Weder Gi ¬ rardi» noch die Leser ahnten, wer sich hinter diesem Pseudonym verberge. An jedem Sonnabend erhielt er durch die Stadtpost das sauber abgesckriebene Manu- script für den nächsten Montag. Honorar, hieß es in dem Billet, das die erste Sammlung begleitete, werde nicht beansprucht, aber man bitte, nickt zu »ndi-cret nack dem Verfasser zu forschen, sonst werde man Nichts mehr schicken. Man forschte also nicht mehr weiter seiten der Redaction nack dem Autor. Dabei wurde die „Presse" mehr gelesen als jedes andere Journal und an den Montagen erreichte der Absatz derselben manchmal durch den Detailverkauf auf den Boulevards die enorme Höhe von 75,000 bis 80,00t» Eremplaren. Girardin, der sich selbst den bedeutendsten Theil dieses glänzenden Erfolg- vindicirte, wat- er um so leichter konnte, al- der fictive Vicomte niemals hervortrat, ließ e» sich mehr al» je gefallen, daß man ihn den „Napo leon deS Journalismus" nannte, ein Titel, der ihm wie jener andere obenerwähnte, bis auf den heutigen Tag geblieben ist, nur mit dem Unterschiede, daß man bei dem erster« später hinzusetzte: ^0 avait »wrloo, ovmmo >« grami «mpsreur." Der Vorläufer dieses Wa terloo war zunächst da» Ausbleiben de» Launay'schen Montag- Feuilleton»; der Sonnabend war gekommen und »ergangen, und kein Manuscript. Dabei war die Gat tin Giardin'S im Laufe der Woche bedenklich erkrankt. Der unglückliche Redacteur fitzt klagend an ihrem Bette, denn er lieble seine Frau sehr, aber fast mehr noch ging ihm auch daS Autdleiben de» Manuscript» zu Herzen. „Gestehe nur Emrle" sagte ihm Delphine Gay 2) Ueber die politische Nothwrndigkeit oder Nützlichkeit dieser Verewigung. -0 Ueber die Schonung der rechtlichen Eigenthümlichkeiten der Mit Preußen zu veceinigenden Länder. 4) Ueber die Nothwenwgkett eines Uebergangszustaude» biS zur vollständigen Einverleibung, insbesondere ») über d,e Nachtbeile einer Personalunion, v) über die Bedenken gegen die sofortige Geltung der preuytschen Verfassung. ü) Ueber etwaige Garantien deS RechtszustuadeS in deu z» annectireuden Ländern bis zu deren Elnverteldung. >) Sckou die bereits erwähnten, dem Abgeordnetenhaus« eingtreichien Petitionen machten die Prüfung der F>age nach dem Recht de« preußisch«» Staates aus Ernverteibung jener Länder für die Commission unvermeidlich. Der Herr Ministerpräsident nahm das ferner Ansicht nach völkerrechtlich anerkannte Recht der Eroberung nm vollitcr Wirkung für Preußen in Anspruch. AuS dem Schooye der Commission wurde entgegnet, daß der preußische Staat sich nach einem andern Rechtstrtel als dem der Eroberung umsehen müsse. Das sei die nackte Gewalt, welche m der Gegenwart zur Rechts- und StaatSbildung nicht mehr ausreiche. Kein neuerer VölkerrechtSlehrcr ve>trete diesen anliquirten Standpunkt. Die FriedenSpiäliMinarieu von NikolSburg gewährten doch der im dänischen Kriege unterworfenen Bevölkerung der nördlichen Tistricle von «Schleswig das Recht freier Avstimmnng. Tie Sanktion des deutschen Volles, zur Zeit allerdings uur re- präseutlU rn dem künftigen Reichstag des Norddeutschen Bundes, sei jenen Rechlrtitel der Eroberung zu legitimireu im Stande. Der Herr Ministerpräsident verwahite sich gegen den Vor wurf der nackten Gewalt und rechtfertigte die Eroberung mit dem Recht der deutschen Nation, zu exiftiren, zu alhmen und sich zu einigen, zugleich aber mit dem Recht und der Pflicht Preußens, dieser oeutschcn Nation die für ihre Existenz nölhige Basis zu liesern. Sodann hob er hervor, daß diese Augelegen» heil nicht noch Wochen und Monate in der Schwede bleiben dürfe nnd daß im Fall kriegerischer Verwickelungen der Par- lamentsbeschlnß von keinem Nutzen sein würde. Die Commission in ihrer Mehrheit vcrlannte nicht, daß so lauge der Krieg, auch das Recht der Eroberung bestehe So lange deutsche Staaten gegen einander mobil machten uud dre Entscheidung des Krieges auriefen, halten sie die Foloen dessel ben zu tragen. Das Baad Ins Friedens, mit welchem die BundeSacle bis zum lk. Juni d. I. ine deutschen Stamme ver- bui.den, hätten ine preuvenfemduchen Regierungen zerrissen; Preußen habe durch sein Eintreten für die nationale Reform dem Kr.ege eme höbere Weihe gegeben. Das moderne Völkerrecht zahle ebenso wie die ältere Doc trin die Eroberung zu den gütigen RechtStitelu für den Er werb f emocn Staatsgebiets. (Berner, rn Bluntschl i'S Staais- lcxicon unter .Eroberung". Hessler'S Völkerrecht iAusg. von tbäl) S. 3l7, 3l8. Escher s Politik Band 2. Blunt« schli'S Kriegsrech: S. !w.) Der Gedanke, diesen RecktSlUel durch eine allgemeine Abuimmung zu velstärken, sand »u oer Comnnssion keinen Anklaug, weil mau sich sagte, daß dieselbe mehr Schein als Wesen sei. Aber auch die Zuitimmuug de« Reichstags des Norddeutschen Bundes hielt man weder iur er- sorderlich noch für angemessen, da derselbe zur Zeit noch nicht exiftire, dazu nicht competent, auch überdies wegen feiner über- wiegend preußischen Zufammenseyung zu einem derartigen Ver biet nicht geeignet sei. Die Commission war endlich mu dem Herrn Ministerpräsidenten darrn cinverstand«», daß mit einem Vorbehalt der Nolhwendigkeit der Zustimmung dieses Reichs tags nur eine Verschiebung der staaiSrecht ichen Sanktion der Einverleibung lener Länder erreicht werde, welche man im In teresse der Machtstellung Preußens nnd Deutschland« dem Aus land« gegenüber vermeioeu müsse. Was dre völkerrechtliche Wirkung der Eroberungen für die inner« Rechtszustände der eroberten Länder anbeliisfl, so er- klärte die königl. Staatsregierung «ich dahin, daß sie die b»s- hirlgeu Verfassungen und me durch sie begründeten staatlich-» Eiurichtunge» in den eroberten Ländern als erloschen betrachte; Verfassung und Dynastie sei von einander untrennbar, m Hannover die Dynastie viel alter, als die Verfassung; mii feuer fei auch diese befestigt. Auch die neuere Doclriu des Völker rechts hält uur das Privatrecht des Volkes und die damst zu sammenhängenden Einrichtungen unbedingt aufrecht. Vergl. die oben ciurten Stellen.) Die Commission lchloß fich in ihrer Mehrheit der Ansicht der StaatSregieinng an; für einzelne Mitglieder war d.e Erwägung Mit maxg vcnd, daß eme fed« Siaatsverfassuog sich auf einen bestimmten estaat beziehe, dessen Existenz und Selbstständigkeit voraussky« und Mii oem llaler» gange des Staates von selbst zusammenlalle Bon den in der Minderheit der Commission befindliche» Mitgliedern behauptete eins, daß bis zur Eino.rlelduug dre ulten Verlaffuugsgesetzc wenigstens provisorisch« Geltung haue». Zwei andere Mitglieder machten gegen fene Wirkung de« Eroberungsrechtes geltend, vag die preugrsche Regierung wiederholt erklärt babe, daß sie nur gegen dre Regie rungen nnd nicht gegen die Bevölkerungen Krieg führe. Namentlich wurde aus die Proklamation des Commandeur» der preußischen Truppen, Generalmajors v. Beyer, an da» kurbtssiswe Volk vom -I. Juni d. I. und die Bekanntmachung d>« preußischen MUilärgouverucur» v. Werder und deS Admi nistrator« de« KurfürstenlhumS, v. Möller, betreffend die einst weilige Ueberuadme der Regierung vom 28. Juni desselben Jahre«, Bezug genommen. (sie hatte bekanntlich al- Schriftstellerin ihren Familien namen beibchalten), „gestehe uur, daß Du mehr an den Vicomte de Launay, als an mich denkst." Der Gatte betheuerte da- Gegentheil. „Nicht eine Zeile mehr verlange ich von jenem Vicomte," rief er au», „wenn Du nur wieder gesund wirst!" „So nimm eine Feder und schreib," entgegnete ihm die Kranke und richtete sich im Bette auf. Girardin thut irre ihm geheißen, ohne zu wissen, was eS bedeutet. Seine Frau fängt an zu dictiren, er schreibt, stutzt aber sofort und erschrickt; sie dictirt lächelnd weiter, denn r- »st kiiue Zeit zu verlieren, wenn da- Feuilleton noch am Mon tag erscheinen soll. Auf diese Weise erfuhr Girardin, daß seine eigene Gattin der bedeutendste Mitarbeiter an seiner Zeitung war. Die „Pariser Briefe" er schienen später im Separatabdruck al- Buch und werden noch heute vielfach gekauft. Delphine Gay war eine der liebenswürdigsten und geistreichsten, eine der hervorragendsten Frauen ihrer Zeit; ja, sie war vielleicht die letzte Frau der Pariser Gesellschaft, welche die alten Traditionen einer Fra« von Sta-l, einer Madame Recamier, einer Fürstin Lieven fortleben ließ: ihr Hau» war, wie da» der ge nannten Frauen, ein Sammelplatz für alle bedeutende Männer der Nation. Die Söhne Loui- Philippe» gingen auS «nd ein bei Madame Girardin; auch Thier« und Kuizot trafen fich dort. Einst saß Lamartine, der täglich im Girardjn'scken Hause zu finden war, i« einem Nebenzimm r auf dem Sopha im Gespräch mit Aler. Duma«. Ein Herr tritt zu ihnen, rin Engländer, ein Mann von Diftinction; er hält eine Dame an der Hand und bittet die beiden Schriftsteller im höflichsten, aber sehr gravitätischen Tone, der Dame einen Augen blick Platz zu machen, damit ste sich zwischen Bride setzen könne. Lamartine sieht Duma« an und DumaH
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