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Extra - Blatt des Dresdner Journals. Ausgcgeben: Sonntag, den L. Anglist 188k, Abends 8 Uhr. Telegramm über Lie Eröffnung Les preußischen Landtags.*) Berlin, Sonntay, 5. August, Nach«. (W.T.B.) Se. Majestät der König, Allerhöchstwrlcher gestern Abend nach 10 Uhr über Görlitz aus dem Hauptquar tier zu Rikolsbura hier ringetrofsen, haben heute Mit tag im weißen Saale des königlichen Schlosses den Landtag mit folgender Thronrede eröffnet: „Indem Ich die Landesvertretung um Mich versam melt sehe, drängt Mich Mein Gefühl vor Allem auch von dieser Stelle Meinen und Meines Volkes Dank für Gottes Guade auszusprechen, welche Preußen ge holfen, unter schweren erfolgreichen Opfern nicht nur die Gefahren feindlicher Angriffe von unsern Grenzen abzuwenden, sondern im raschen Siegesläufe des vater ländischen Heeres dem ererbten Ruhme neue Lorbeeren hinzuzufügen und der nationalen Entwickelung Deutsch lands die Bahn zu ebnen. „Unter dem Segen Gottes folgte die waffenfähige Nation begeistert dem Rufe im heiligen Kampfe für die Unabhängigkeit des Vaterlands, schritt das heldenmüthigc Heer, unterstützt von wenigen aber treuen Bundesge nossen, von Erfolg zu Erfolg, von Sieg zu Sieg im Osten und im Westen. Viel theure» Blut ist geflossen, viele Tapfere betrauert das Vaterland, die siegeSfrvh den Heldentod starben, bis unsre Fahnen sich in einer Linie von den Karpathen bis zum Rheine entfalteten. „In einträchtigem Zusammenwirken werden Regie rung und Volksvertretung die Früchte zur Reife zu bringen haben, die aus der blutigen Saat, soll sie nicht umsonst gestreut sein, erwachsen müssen. „Liebe Herren beider Häuser! Auf die Finanzlage kann die Regierung mit Befriedigung blicken. Vor sicht und Sparsamkeit ermöglichten die Ueberwindung großer Finanzschwierigkeiten, welche in naturgemäßem Gefolge der Zeitverhältnisse lagen. „Trotz der Opfer, welche der dänische Krieg in den letzten Jahren der Staatskasse auferlegt hat, ist eS ge lungen, die bisherigen Kosten des gegenwärtigen Krie ges aus den Staatseinnahmen und den vorhandenen Beständen ohne andere Landesbelastung, als die durch gesetzliche Naturalleistungen für Kriegszwecke erwachsen den, bereit zu stellen. Desto zuversichtlicher hoffe Ich, daß Sie die Mittel, welche zur erfolgreichen Beendi gung des Krieges und der Bezahlung der Naturallei stungen, bei Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicher heit in den Finanzen erforderlich sind, bereitwillig ge währen werden. „Ein Staatshaushalt-Etat hat mit der Landesver tretung in den letzten Jahren nicht vereinbart werden können. In dieser Zeit geleistete Staatsausgaben ent behren daher der gesetzlichen Grundlage, welche der Staatshaushalt, wie Ich wiederholt anerkenne, nur durch das nach Verfassungsartikel 99 alljährlich zwi schen der Regierung und beiden Häusern des Landtags zu vereinbarende Gesetz erhält. „Wenn die Regierung gleichwohl den Staatshaus halt ohne diese gesetzliche Grundlage mehrere Jahre führte, so geschah dies nach gewissenhafter Prüfung in der pflichtmäßigen Ueberzeugung, daß die Fortführung einer geregelten Verwaltung, die Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen gegen Beamte und StaatSgläubiger, die Erhaltung des Heeres und der Staatsinstitute Existenz fragen des Staates waren, und daher da» Verfahren der Regierung eine der unabweisbaren Nothwendigkei- ten wurde, denen eine Regierung im Landesintereffe sich nicht entziehen kann und darf. „Ich hege das Vertrauen, die jüngsten Ereignisse werden beitragen, eine unerläßliche Verständigung in soweit zu erzielen, daß Meiner Regierung bezüglich der staatshauShaltlosen Verwaltung die Jdemnität, um welche die Landesvertretung angegangen werden soll, bereitwillig ertheilt und damit der bisherige Conflict für immer um so sicherer abgeschlossen werden wird, als zu erwarten steht, daß die politische Lage- des Va terlandes eine Grenzerweiterung des StaateS und Ein richtung eines einheitlichen Bundesheeres unter Preu ßen» Führung gestatten werde, dessen Lasten von allen Bundesgenossen gleichmäßig zu tragen sind. „Vorlagen, welche behufs der Einberufung einer Volksvertretung der Bundesstaaten erforderlich sind, wer den dem Landtage unverzüglich zugehe«. „Meine Herren! Mit Mir fühlen Sie, fühlt das ganze Vaterland die Wichtigkeit des Augenblickes, der Mich in die Heimath zurückgeführt. Möge die Vorsehung eben so gnadenreich Preußens Zukunft segnen, wir sie sichtlich dessen jüngste Vergangenheit segnete. Da» walte Gott!" *) Der Redaction des „Dresdn. Journ." zugegaugen am S. August, Abends nach 6 Uhr. Verantwortlicher Redacteur; I. G. Hartman«. — Druck von v. S. Te«i«er in Dresden. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journals (Marienstraßc Nr. 7).