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Dresdner Journal : 31.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-07
- Tag 1866-07-31
-
Monat
1866-07
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 31.07.1866
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186« ^§174 Dienstag, den 31. Juli 2ldmnlr»mlt-vrrtst r DresdnerZournal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 'M I» La«IZu>L< tritt?o,t n. 8t«wp«I- binin. -isrr»tnu»uiay«r answürt«: I.«Ip»lU: k'x öxx«v,r»r^x», l>'owwii^oQlr Or«,6n»r ^o»rn»I»; N 8v<,»> t'oxr^ It.wdnrx ki-viio- V:»»-rr«»Vfurt »H.! Il Voni.«,! 8rr»7> »t N« Nu«kk., N» rux,,»«'» Narvitu-, Ir,»,»,». L. 8cni.or-r»; Lr«,t»u: L,. 8rxxo«x',Xku>>>licvi>v»reun, 3x»,x L 8txxiu«xu»xx j krxnttvrr x. U.: ^xxuxx'iolt« »ncLK.; Löw.^o. NXoixx,ir»rii: i.xrrir», övl.l.i»x L Lo., (8, OI»e« rlo I» Itour»«); krxxE z. „ Lsnuion'» LaoUd.i Vi»o Orr»l.i». Heran «grder: Lövtgl. Lrpoäitlon cke, vr«iäo«r ckooraxl», vr«»<i«o, Llxriemtr»,». Ko. 7. ruserateapreise: ä«n Uxum «ill«r xeipxltvlien 2«n«: 1 Kgr. Vnt«r „Liuxeixoät" ät« Leit«: S Kgr. erscheinen; 7'Nglicb, mit Xnsvxbm» äsr 8onn- nvä k'eiertxss», >tdeva« kür ü«o kotgenüsn l'xx. zzinkrllod- t „ Id „ KooxtUeb: — „ ld „ xioxxloo Kummern: 1 „ Nichtamtlicher Theil. u-brrsilbt. Telegrnphifche Nachrichte«. TagtSgeschichle. Schleswig-Holstein. (Annerionsadresse. Die preußische Flottille.) KriegSnachrichtrn. (Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte«. (Chemnitz. Zittau. Löbau.) Statistik u. Volkswirthfchaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen««»» richten. Telegraphische Nachrichten Nikolsburg, Sonntag, 2V. Juli. (W. T. B.) Gestern Abend ist Frh. v. d. Psordten nach Wien abgrrrist. Heute 8 Uhr Morgen» begiebt sich Se. Majestät der König von Preußen zum Besuche der aus dem March- selde stehenden Truppen über WilferSdorf zunächst nach Ladendorf, wo da» 7. und 8. Corps heute und mor gen, und sodann in die Gegend von Martgras-Reu- fiedel, wo die Truppen de» 3. und 4. Corps besich tigt werden. Tae große Hauptquartier verbleibt unterdessen hier. Se. Majestät der König fährt dann hierher zurück, um die Rückreise über Prag und Bres lau anzutretrn. Wien, Sonntag, 29. Juli. (W. T. B., auf indi- rectem Wege.) Ter König von Hannover hat einen Flügrladjutanten in da» preußische Hauptquartier be ordert, der König von Preußen jedoch denselben nicht empfangen. Hof, Sonntag, 29. Juli. (W. T. B.) DaS Haupt quartier des zweiten Reservecorp» (Großherzog von Mecklenburg) ist heute Morgen in Bayreuth einge- trosfen. Der Großherzog nahm im Ramen de» Kö nigs von Preußen von dem Regierungsbezirk Ober franken Besitz. Die Avantgarde hatte Morgens ein Bataillon de» bayerschen Leibregiment» zersprengt. Die Bayern verloren 4 Offiziere und 205 Mann Ge fangene, sowie mehrere Todte. Darmstadt, Sonntag, 29. Juli. (W.T.B.) Die Souveräne von Baden, Darmstadt und Meiningen rich ten nach dem Vorgänge Bayern» direkte Anträge we gen eine» Waffenstillstand» an den König von Preu ßen. Prinz Friedrich von Württemberg, sowie die Minister v. Varnbüler und v. Dalwigk werden sich in da» preußische Hauptquartier begeben. Frankfurt a. M., Sonntag, 29. Juli. (W.T.B.) Der Bürgermeister Müller ist in da» königl. preußische Hauptquartier berufen. Die Zwangseinquartirrungen werden zurückgezogen. (Vgl. unten.) Pari», Sonntag, 29. Juli. (W.T.B.) Prinz FrirdriH Wilhelm von Heften hat den Schutz Frank reichs für seine kurhessischen Erbrechte angrrufen. tzg Pari», Sonntag,29.Juli,Abend». (W.T.B ) Der „Abend-Moniteur" meldet: Das Mittelmeer-Geschwa der ist heute in See gegangen, um seine Uebungen fortzusetzen. Dasselbe wird sich am 15. August vor Ajaerio befinden. Paris, Sonntag, 29. Juli. (W. T. B.) Rach dem „Constitutiounel" wären die zu RikolSburg ver einbarten Arrangement« die folgenden: Oesterreich bewahrt seine Integrität mit Ausnahme Venedig«. Da» Königreich Sachsen bleibt erhalten. Oesterreich erkennt dir Bildung eines norddeutschen Bundes un ter Preußen an. Die deutschen Sudstaatrn behalten ihre volle staatliche Unabhängigkeit. Es bleibt ihnen volle Freiheit sich beliebig zu vereinigen. Oesterreich zahlt an Preußen 75 Millionen Franr» Kriegskosten. (Vgl. „TagcSgeschichte" unter Paris.) Florenz, Sonntag, 29. Juli. (W. T. B,) Baron Ricasoli ist nach Ferrara abgereist, woselbst ein großer Minister- und Generalronseil stattfinden wird. Bei den Unterhandlungen war dir Zustimmung des italirnischen Gesandten reservirt worden, welcher bei der Schwierigkeit des Verkehr» seine Instructionen noch nicht erhalten hatte. Diese Jnstruetionen sind jetzt brrritß abgeschickt worden. Die italienische Regie rung autoristrt den Grafen Barral, einem vierwöchent- lichrn Waffenstillstand zuzustimmcn und die zwischen Italien unv Frankreich vereinbarten Bedingungen al» Friedenspräliminarien zu stipulrren. Dieselben sichern die bedingungslose Vereinigung Venetien» mit Italien mittelst einer Volksabstimmung. Dir Frage der Grenz- regulirung bleibt den Friedensunterhandlungrn Vor behalten. Tagtsgtschichle. Berlin, 29. Juli. Der „St.-Anz." schreibt: Ihre königliche Hoheit die Kronprinzessin, die nach dem Hinscheiden des Prinzen Sigismund geistig und körper lich dringend einiger Wochen vollständiger Ruhe be durfte, um so mehr, als Höchstditselbe bekanntlich auch bei der jüngst gebornen Prinzessin selbst Mutterpflicht erfüllt, wird nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen Anfang August Heringsdorf verlassen. Die hohe Frau, die auch von Heringsdorf aus der Pflege der Verwun deten die lebhafteste Theilnahme zuwendet, hat in Höchst- ihrcm Palais mehrere Zimmer zur Aufnahme verwun deter Offiziere einrichten lassen. Rach kurzem Aufent halte in Berlin, der dem Besuche der Lazarethe und der Besprechung mit Mitgliedern der mildthätigen Ver eine gewidmet sein soll, wird sich Ihre königliche Hoheit nach Schlesien begeben, um sich in Lieser dem Kriegs schauplätze am nächsten gelegenen und unter dem spe- ciellen Befehle Höchstihres Gemahls stehenden Provinz an der Oberleitung des Lazarethwesens zu betheiligen. — Die „N. Pr. Z." enthält heute folgenden, für ihre Stellung zur Fortschrittspartei warakteriiiischen Artikel: „Die Fortschrittspartei hat in der gegenwär tigen Lage kein anderes Verdienst, als den dunkeln Hin tergrund zu bilden, von dem sich die Thaten der Re gierung und der Armee um so glänzender abheben. Oder glaubt die Fortschrittspartei in der That ernsthaft daran, daß Graf Bismarck ihr eigenes Programm realisirt habe? — Sie würde dann allerdings politisch noch kurz sichtiger und beschränkter sein, als wir bisher anzuneh men gewagt. Was Graf Bismarck thul und erreicht, das ist ungefähr das Gegentheil von Dem, was der „Fortschritt" gewollt und erstrebt hat. Die Armee- reorganisation im Sinne der Regierung entschieden; der „Fortschritt" seiner dominirenden Stellung entkleidet; das preußische Königthum auf eine Höhe gestellt, die es kaum jemals innegehabt; die preußische Armee mit frischem Lorbeer geschmückt; die fortschrittlichen Augusten- burgischen und parlamentarischen Rebclbilder nach innen und außen verschwommen — es bedarf in der That keines scharfen Blickes, um zu sehen, daß die preußischen Fortschrittsmänner sehr genügsame Leute sein müßten, wenn sie die Züchtigung, welche ihnen zu Theil gewor den ist, heute ohne Hintergedanken als eine Erfüllung ihrer Wünsche zu proclamiren im Stande wären! — Und genau betrachtet ist die Sache denn auch nicht so harmlos, wie cs scheint. Man will den Versuch machen, die Stellung, die man verloren hat, dadurch wieder zu gewinnen, daß man sich mit unbefangener Miene, als wäre man einer der Hauptunternehmcr, mitten in die Dinge hineingestcllt. Und dabei nimmt man den An lauf, die Regierung durch Anspannung der Friedens- bedmgungen über das erreichbare Maß hinaus zu über flügeln. Man muß es sehen, um eS zu glauben, daß die Verfasser der kläglichsten Friedensadressen sich heute erdreisten zu dürfen glauben, Sr. Majestät dem Könige und dem Grasen Bismarck Rathschläge diplomatischer Weisheit und Mahnungen tapferer Energie an die Hand zu geben!" — (K. Z.) Die Frankfurter Deputation hat es ausgegebcn, ins königliche Hauptquartier zu gehen, und ist gestern Abend nach Frankfurt zurückgekehrt. Glogau, 26. Juli. (Schl. Z.) Im Lager der öster reichischen Kriegsgefangenen befinden sich gegen wärtig ca. 5400 Mann Ungarn. Wir Haden bereits mitgetheilt, daß Anstrengungen gemacht werden, um aus den hier, in Neisse und in Kosel internirten Ungarn ein Freicorps zu bilden, dessen Ausgabe sein soll, Un garn von Oesterreich los-, resp. freizumachen. Wir können jetzt hinzufügen, daß bereits Uniformen für das Freicorps angefertigt worden sind. Sie werden aus blauen Beinkleidern mit rothen Schnüren, blauer Blouse mit rother Litze, dunkelblauer Jacke und rother Gari- baldimütze bestehen. Am Montag Abend ist der Ge neralleutnant Vetter (im Jahre 1849 ungarischer Kriegs- ministcr) hier eingetroffen und hat am Dienstag Mit tag das Lager besucht. Wie wir hören, sollen auch bei dieser Gelegenheit die Infanteristen sich viel weniger als die Cavaleristcn geneigt gezeigt haben, in das Frei corps einzutreten. Vetter befand sich in voller Uniform, welche von der oben beschriebenen sich nur darin aus zeichnete, daß an der blauen Attila ein rother Kragen mit Goldstickerei angebracht war. Derselbe ist noch am Dienstag Abend nach Neisse abgereist. Dagegen trafen am Mittwoch von Berlin hier der ungarische Oberleut nant Stevesly und Rittmeister Czetz ein, mit der Auf gabe. die angeknüpften Unterhandlungen zu vollenden. Die genannten beiden Herren waren am Mittwoch im Lager, doch fand ihre Aufforderung, in die ungarische Legion cinzutreten, bei den Gefangenen fast gar keinen Anklang. Vielmehr brach während ihrer Anreden ein Lärm los, der einer Katzenmusik ähnelte. Das Endre sultat der Unterhandlungen war, daß mit jenen berden Offizieren gestern Vormittag 173 Mann, nachdem ein Jeder zwei Thaler Handgeld bekommen, nach Neisse ab reisten, wo sie eingekleidet werden sollen. Wien, 25. Juli. Die heutige ministelle „Deb." enthält einen ausführlichen, „Lee Folgen des Sieges von Lissa" überschriebenen Artikel, in welchem sie u. A. sagt: „Mit dem Siege von Lissa öffnet Admiral Tegetthof dem Reiche eine neue Domäne; er ersetzt Oesterreich für seine Zukunft, was seine Gegenwart an Venedig verlor. Die tiefe Besorgniß, welche sich an die Nachricht von der Crssion Venetiens knüpfte, ist in unsern Augen gehoben, die für unfre Sicherheit noih- wendige Machtstellung gegenüber Italien läßt sich be gründen und erhalten auch ohne den Besitz des Festungs- Vierecks und des Alpenglacis.... Der Sieg von Lissa hat die Kraft unsrer Kriegsflotte, unsrer Offiziere, unsrer Schiffe, unsrer Mannschaft, er hat die natürliche Be rechtigung Oesterreichs zur Beherrschung der Adria be wiesen. Wenn die verkannte, stiefmütterlich behandelte Kriegsflotte Oesterreichs so viel, die überreich gepflegte und künstlich aufgetriebene Kriegsflotte Italiens so wenig leistet, wie groß wird erst Oesterreichs maritime Ueber- legenheit über Italien sein und werden, wenn unsrer Kriegsmarine die Mittel zur Disposition gestellt sein werden, welche sie verlangen darf, dir italienische Kriegs flotte dagegen von ihrer Schmarotzergröße auf ihr na türliches Maß herabgesunkcn sein wird! Wir können des Festungsviereckes und des Alpcnglacis in Zukunft gegen Italien entbehren; unsre Panzerschiffe ersetzen die steinernen Mauern. Der Besitz Venetiens kostete un geheure Summen, ohne Oesterreich neue Kräfte zuzu führen, unsre Kriegsflotte kann dagegen die Pflanzschule einer reichen maritimen Kraft werden, deren Thätigkeit Oesterreich großen Segen verspricht, wenn gleichzeitig durch Eisenbahnen daS Hinterland mit den dalmatinischen Häfen verbunden und diese durch die Adoption des Frei handels für den Weltverkehr geöffnet werden." — (O. P.) In der Sitzung des Wiener Ge meinderaths vom 24. d. M. referirte Bürgermeister O-. Zelinka über die Audienz, welche er nebst seinen beiden Stellvertretern anläßlich der Ueberreichung der gemeinderäthlichen Adresse bei Sr. Majestät dem Kaiser gehabt hatte und verlas zunächst den Wortlaut dec von uns bereits in Nr. 172 mitgetheilten Antwort de» KaiserS. Hierauf hielt Oc. Zelinka eine längere An sprache an das Collegium, der wir folgende Stellen entnehmen: Der Inhalt der Antwort Sr. Majestät hat, wie ich ver- nommen habe, in der Bevölkerung Bestürzung hervorgcbracht; es schien Len Worten Sr. Majestät die Deutung gegeben war- den zu sein, daß Se. Majestät an dem Patriotismus und der Opserwilligkeit der Bevölkerung Wiens Zweifel hege. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, heute Nachmittag in Begleitung der beiden Herren Bürgermeister-Stellvertreter nochmals bet Sr. Majestät Audienz zu erbitten. Sie wurde uns allcrgnä- digst sogleich gestattet. Ich bade es Sr. Majestät ehrfurchtsvoll vorgestcllt, daß die Bevölkerung Wiens und der Gememderath namentlich in der letztern Zen alle möglichen Opfer gebracht hat, welche er überhaopt zu bringen im Stande ist. Ich habe Sr. Majestät ausdrücklich erwähnt, daß ich mich als Bürger- meister verpflichtet fühle, den schmerzlichen Eindruck zur Kennt- niß Sr. Majestät zu bringen, welche die Deutung feiner Ant wort in der Bevölkerung und im Gemeinderathe hervorgerufea. Sc. Majestät hat uns allergnädigst angehört und geruhte zu antworten: „Ich habe nie Zweifel gesetzt und bin überzeugt von der Opferwiltlgkeit und demPatrio- tiSmus der Bevölkerung Wiens und insbesondere in der schwer bedrängten Zeit, die den Staat und auch die Wiener Bevölkerung getroffen hat." Als der Bürgermeister feinen Vortrag beendet hatte, welchen die Gemeinderäthe stehend anhörten, verließ die ganze Versammlung den Sitzungssaal, und es vereinig ten sich circa 70 Gemeinderäthe im äußern Ralhssaale des Magistrats zu einer geheimen Comtteberathung, in welcher verschiedene Anträge gestellt wurden, die sich theils auf eine Niederlegung des Mandats nach den Tagen der Gefahr, theils auf Ausschreibung von Neu wahlen durch Ersuchen bei der Statthalterei bezogen, damit die Population sich aussprecht, ob der Gemeinde- rath ihre Gesinnung richtig wicdergcgeben habe. End lich beschloß man, einen Comits von 5 oder 7 Mitglie dern zu wählen, welcher Lie Mittel und Wege darzu stellen hätte, weshalb eine Mandatsniederlegung jetzt nicht stattfinden kann. Es soll auch bemerkt werden, daß die Adresse der einheitliche Ausdruck des Gemeinde raths wir. — (Pr.) Die Direction der Staatstelegraphen macht Folgendes bekannt: Die Aufgabe von Privat depeschen bei den Telegraphenstationen Waitzen, Gran, Neuhäusel, Komorn, Raab, Wieselburg, Tokay, MiS- colz, Kaschau, Bartfeld und Dukla ist bis auf Wei teres eingestellt worden. — Gestern Morgen wurde vom Standgericht in Floridsdorf ein Spion zum Tode verurtheilt und sogleich erschossen. Es war die» kein besonderer spitzfindiger, raffinirter Mensch, keiner, der seine gefahrvolle Aufgabe mit außergewöhnlicher Vorsicht zu lösen bemüht war. Er hatte sich vielmehr einfach in Floridsdorf einem Agenten der Polizeibehörde, den er freilich als solchen nicht erkannte, geoffenbart, diesem gegenüber unumwunden sich dahin geäußert, daß er für jeden Dienst zwei Ducaten erhalten habe und sich somit jetzt viel besser stehe als früher, wo er in Reichenberg bei einem Arzte als Barbiergehilfe in Ver wendung stand. Der Agent führte ihn sofort zur Commandantur, dort nahm Feldmarschalllcutnant Gab lenz persönlich das Protokoll mit ihm auf, und nach dem er auch hier alle frühern Angaben wiederholt und noch hinzugesügt hatte, daß er eben im Begriffe war, nach Wien zu gehen, um die Stimmung daselbst kennen zu lernen und den Preußen darüber Bericht zu erstatten, ward er dem Standgericht übergeben und wie erwähnt, gestern zum Tode verurtheilt und erschossen. Wien, 27. Juli. Infolge Ler heute erschienene« Kundmachung des k. k. Landesgeneralcommandos, welche, die Competenz der Militärgerichtsbarkeit für ein. » ri d t. st den Ufern brannten Feuer. Das eine schien groß zu sein, denn eine rothe Feuerwolke stand darüber. Wir hörten das Rauschen der Brandung und mußten schleu nigst wenden. Der Mond wollte nicht kommen — aber früh war Alles wieder freundlich. Wir haben neue duftige Bergrücken zur Seite, von nicht zu zählenden Palmen überragt. Linker Hand liegt die Einfahrt in die Bai, am Zuckerhut kenntlich. Auch der Corcovado, 2306 englische Fuß hoch, dahinter die Brüder, „öS Jr» moes" fast eben so hoch, und die glockenförmige Gabis dämmern schon durch die Morgenluft. Pai und Mai, die beiden kleinen Eilande und uns näher die Marica, sind sichtbar. Freundliche Häuser blicken, zwar nur als weiße Punkte, aus den Waldgebirgen heraus — und auf jedem Contour überragende Palmen! Hoch, sehr hoch müssen sie sein, denn wir sind gewiß zwei deutsche Meilen vom Lande entfernt und können Loch schon den neuen Schmuck der Wälder erkennen. Die Berglinien sind sanft und schön, durch kühne Ausladungen und zer rissene Formationen dann und wann unterbrochen. Mir fehlt weiter Nichts, als rin herzallerliebster Schatz: rS ist nicht genug, daß ich allein diese Wonne genieße, zumal wenn ich an die Bai denke, Oie mos« mognikcen» in tke woclä. Denn wenn das ein kalter Seemann sagt, der blos von kxikom», lixktkou». imrdour», Ixnämq ploo«, etc. spricht, und in einem Buche, das die trockenste, topographische Sprache führt, in eine begeisterte Schil derung ausbricht, so muß es arg sein. Ein günstiger Wind erlaubt uns Nord-West zu steuern. Die Ufer werden höher und höher; sie fangen an ihre Forme« zu entwickeln. DaS Boot wird an die Außenseite ge hangen. Ich muß mich beurlauben; auf dem Verdeck ist mehr zu sehen. Mittag« 12 Uhr. Dee Bergrücken zertheilen sich i» immer sonderbarere und bizarrere Gruppen. Hohe Fel« e« t if auf das Licht des Leuchtthurms, indem er so hoch liegt, daß ihn die aus den Höhen lagernden Dünste den Blicken zu entziehen pflegen." Trotz aller Besorgnisse bekamen wir um 10 Uhr das Blinkfeuer — it »ppe«,» like « »tsr onlx — zu sehen. Guten Muths legte ich mich zur Nachtruhe auf das Quaderdeck nieder. Als ich die Augen ausschlug, stieg die goldene Sonne am morgenrothen Purpurhimmel auf, und in meiner nachtbethauten, wollenen Decke fog ich warm und hocherfreut den Anblick langgestreckter Ge- birgslinien in mich auf: sie umschlossen in ihrem ge heimnißvollen, blauen Duft die ganze, nahe Welt meiner Sehnsucht. Den Tag über steuerten wir bei flauer „Kühlte" bis Mittag Süd, gingen dann über Stag und steuern jetzt Nachts 9 Uhr auf die Insel Raza zu in Erwartung des Blinkfeuers. Der Himmel ist um zogen und finsterer denn je. Nach Tische wurden zur Orientirung Karten abgezeichnet und das Gepäck in Ord nung gebracht, um morgen durch Nicht- im ersten An blick tropischer Landschaft gestört zu sein. Man höre unsern Gewährsmann: „Die Bai von Rio-de-Janeiro ist eine der prachtvollsten der Welt. Sie wird gebildet durch steilabfallende Gebirge von majestätischer Erhebung, welche mit dem üppigsten Pflanzenwuchs bedeckt sind. An ihren Usern liegen inmitten schattiger Bäume Land sitze von elegantem Aeußern auSgestreut, wechseln Dörfer mit Ansiedelungen und Pflanzungen aller Art. Des gleichen bewohnte und bewaldete Inseln zieren und be leben die Oberfläche dieses Binnensee-, und es giebt keine schönere Residenz auf dem Erdball noch irgendwo eine, welche durch ihren Anblick in gleicher Weise über rascht und fesselt." 69 Tage in See. Am Horizont zuckten in der ver gangenen Nacht Blitze aus und erleuchteten auf Augen blicke weite Strecken der unheimlichen Finsterniß. An MSWMW- !-!.»-> ' »> ' , , Feuilleton. Dresden. Sonntag, den 29. d. M., fand in der Frauenkirche eine große geistliche Musikauffüh rung zum Besten der hilfsbedürftigen Fami lien der gefallenen Sachsen statt. Veranstaltet war dieselbe von der Generaldirection der kgl. musika lischen Kapelle und des Hoftheaters. Ausgeführt wur den die Nummern des Programms durch die Mitglieder dieser beiden Kunstinstitute unter Mitwirkung der Drey- ßig'schen und -er Dresdner Singakademie (Chorgesangver ein). Das geistliche Concert bot: Orgelpräludium (Herr Hoforganist Merkel); den Bach'schen Choral „Gieb dich zufrieden rc."; Mozart's „Requiem" (die Soli ge sungen von Frau Kammersängerin Bürde-Ney, Frau Krebs-Michalest und den Herren WeirlStorfer und Sca- ria); A-mvIl-Fuge von Bach (Herr Merkel) und den 42. Psalm von Mendelssohn-Bartholdy (die Soli ge sungen von Fräulein AlvSleben und Fräulein Hänisch, sowie den Herren Eichberger, Hollmann, Mitterwurzer und WeirlStorfer). Die musikalische Direction de» Mo- zart'schen „Rpquiem" hatte Herr Hofkapellmstr. vr. Rietz, diejenige de« McndelSsohn'schen PsalmS Herr Hofkapell meister KrrÄ übernommen. Daß die Wiedergabe der einzelnen Programmnummern bei der Vereinigung so hervorragender künstlerischer Kräfte eine ebenso der vor- geführten Compofitionen, als de» feierlich-ernsten An lasses würdige war, bedarf nicht erst der Erwähnung. Die Solisten, die Chöre und die kgl. Kapelle schienen beim Studium der ihnen anvertrauten Partien gewett eifert zu haben, der Heiligkeit des Moments gerecht zu werden. Auch da» Publicum, welche» alle Räume der Kirche füllte, bewies durch sein zahlreiche» Erscheinen, daß r» die dringende Mahnung verstanden. Und al» die ersten Töne von Mozart « musikalischem Testa mente tieferschüttelnd erklangen und: „kequiem xeiernxm «ton» ei», Oomine" flehten, da ward wohl manches Auge feucht; in Aller Herzen aber hallte sicher als Echo dieser frommen Fürsprache das innige Gebet zum Herrn der Heerschaaren wieder: et nobi» pscem. Einfahrt in die Bai von Rio-dr-Janeiro. Von Julius Platzmann. .... Nach Sonnenuntergang wurde gestern die Luft dick. Der Mond brach sich wieder Bahn, aber ließ un- lange das lOOO Fuß hohe und daher vielleicht in Nebel gehüllte Blinkfeuer von Cap Frio nicht erblicken. Wir stiegen abwechselnd auf die Masten und hielten „Aus- gück". Ich saß fast eine Stunde auf der Großbramraa. Die steife Brise sauste gewaltig um die Ohren und ver änderte in der Luft den Schwerpunkt abwechselnd über Back- und Steuerbord. Ringsum bis in die äußersten Fernen rauschten die dunkeln Wasserfluthen. Nur das grelle Mondlicht lag in breiter, blendender Straße über dem mächtigen Nachtgemälde, durch welches das Schiff mit geschwollenen Segeln und vorhinspaltendem Kiel dahineilte. Die Stimmung wurde erhöht durch den Standpunkt und vorausgegangene Studien in „Soiting äireotion» kor Oie 6o»,t os kroril", welche nicht geeignet waren, unS zu beruhigen. Niemand von uns Allen, weder Capitän nock Steuermann, sind in Rio gewesen. Der einzige Führer unsrer kleinen Brigg, da» erwähnte englische Buch, enthält Stellen, von denen eine ange nehmer als die andere klingt, z. B.: „Bei Annäherung von Cap Frio in der Nacht — unser Fall — mit Ost oder Süd-Ost im Rücken — unser Fall — ist große Vorsicht nöthig, daß man nicht in die Bai nördlich vom Cap hineinrrnne, ein Mißverständniß, da« öfters und gemeiniglich nicht ohne verhängnißvolle Folgen stattge- fundrn hat", oder: „De« Nacht» verlasse man sich nicht
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