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V141 Freitag, de» 22 Joni, Aßmnir«»1o»r«isr: ck-brliob- «-rblr -Kgr ztzfsbrllob: 1 ., tö .. Üoootlivb:— » >ö „ Klim«!»« Kuwworu: 1 „ Iw trittkoit ». 8t«wp«I UVIeblL^ bÜiLU. »»serutrnpretsr: kfflr ckon »«uw «i°«r u«op»lt«v.» L.il,; 1 lk-r. vntor „Li»g«»»oät^ äi« Loll«: z Kg«. «rschestmi: HtxUcb, wlt -uovobw« ä«r 8ooo uoä koiort»^- -douä» Air cko» kolxsa^eu DreMerImrnal. Verautwortlicher Redacteur: I. G. Hartmanu. 1866 »«str«1r»mnuihmt «»»wärt«: UolsitU: k^» 8»o»v»r»«-r»», kowwiiiioulr 6«» vr«»6o«r ckouruol»; «b«»ä»,.: N »«al.««, Lvo» koir; N»wdvrO-L,rU»- Vl»»--r»bwrt ». N.: O Vooi.»»: Lorlt»: Ooorivo'ocb« Uuvbb., Koriuor«»'» Lureo»! -««wo». L. 8o»r.orr»; 8r«»Ioa! U. 8^»o,i«', 2tonooo«i>bur«»», ^«»«i - 8Li.no«»v»«»! kr^okTurt «. U.: 4a»o»n'»<rk« Kuckt».; »LI«! Xo Utv«««» ; k«rt»i »LVL«, 1-ar^ir», Lvl.1.»»» L Oo., (8, ?I»o« 6« I» Lour»«); k'». Kuoi-iou'» Uuckk.; -v. Oerir.»». Hrrauogrder: König! »Lpoäitioo äe» Dr«»<ju«r ^ournol», Or«»ä«v, öt»ri«o»tr»,o« Ko. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Handdarlehne betreffend. Dit Annahme von Handdarlehnen in Gemäsheit der Bekanntmachung de- Finanz-Ministeriums vom I l. dieses MonatS hat bis auf Weiteres ihren ungestörten Fortgang. Dresden, am 19. Zuni 1866. Finanz - Ministerium. von Friesen. Bekanntmachung, die Bewilligung der Portofreiheit für die Correspon- denz, Werth- und Päckereisendungen de- Vertin- zur Pflege verwundeter und erkrankter Soldaten betreffend. Das Finanz-Ministerium hat dem Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Soldaten allhier für die zwischen dem Vereinsdirectorium und den Provinzial- vcreinen, sowie zwischen ersterem und den Lararethver- waltungen gewechselte Korrespondenz, ingleichen für die Werth- und Paquetsendungen bis zum Gewichte von 20 Pfund, für diese jedoch nur im Jnlande, Portofrei heit bewilligt. Diese Sendungen sind mit dem Rubrum „Pflege verwundeter Soldaten betr." zu bezeichnen, auch insoweit sie vom Vereinsdirectorium ausgehen, mit dem Vereinssiegel zu verschließen. Dresden, am 21. Juni 1866. Finanz-Ministerium 3. Abtheilung. von Schimpfs. Schreiner. Nichtamtlicher Theil. ll tdersfchl TageSgeschichte. Dresden: Tagesbericht. — Leip zig: Das Einrücken der preußischen Truppen. Von der Universität. Zeitungsverbot. — Wien: Kaiser liches Kriegsmanifest. — Berlin: Aufruf des Kö nigs an das preußische Volk. Prinz Sigismund. Die Königin nach Neiße. Allgemeiner Bettag an- geordnet. — Koblenz: Das 8. BundeSarmeecorps. Die Abgeordnetcnwahlen. — Erfurt: Bayerschr Armee in Lichtenfcls. — Hannover: Tagesbericht. Hanau: Militärisches. — Dessau: Austritt aus demBundr. — Gotha: Landtagseinberufung. Bünd- niß mit Preußen. Militärisches. — Paris: Preu ßen in Oesterreich und Bayern durch Frankreich diplo matisch vertreten. — Bern: Grenzbesetzung. — Florenz: Der König zur Armee. Neues Mini sterium. Kammerverhandlungen. — London: Han növersche Gelder. Unterhaussitzung. — Kopenhja- gen: Schreibendes Kaisers der Franzosen. — Stock holm: Industrieausstellung eröffnet. — St. Pe tersburg: AuS Orenburg. Schleswig-Holstein (AuS Kiel und Altona.) vom Kriegsschauplätze. (Vermischtes.) Inserate, vörsennachrichten. Lotleriehauptgtwinne. Tagesgeschichte. Dresden, 2l.Juni. Der „Preußische Staatsanzei ger", das osficielle Organ der k. preußischen Regierung, enthält in seiner, jedenfalls amtlichen, Meldung über den am l8. Juni erfolgten Einmarsch der preußi schen Truppen i» Dresden die Schlußbemerkung: „Stimmung der Bevölkerung ruhig und ent gegenkommend." — Wir haben diese Bemerkung als vollkommen richtig anzuerkennen. Denn wenn auch beim Einrücken der Preußen hierselbst von der Bevöl kerung weder Zurufe für dieselben zu vernehmen waren, noch Flaggen mit den preußischen Farben in den Straßen ausgesteckt wurden — deren auch bis heute uns noch keine sichtbar geworden sind —, so glauben wir doch die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, daß die k. preu ßischen Truppen keine Ursache haben, sich über die ihnen hier — und wohl auch in den andern von ihnen be setzten sächsischen Ortschaften — von Seiten der Ein wohnerschaft zu Theil gewordene Aufnahme zu bekla gen. Um so überraschender war es für uns, als heute Gerüchte zu uns gelangten über einige Vorkommnisse, welche, wenn sie begründet, diesem „Entgegenkommen" nicht entsprechen und geeignet sein würden, in der Be völkerung große Bestürzung und Aufregung hervorzu rufen. Es hieß, gestern in den spätern Abendstunden sei von preußischen Militärabtheilungen in mehrer» Straßen der Stadt (Am See, Webergaffe, Seestraße, Altmarkt rc.) eine gewaltsame Fouragirung auS- geführt worden. Nicht allein in den Kaufläden seien Lebensmittel, Tabak, Cigarren, Getränke rc. ohne Wei teres, unter Androhung von Gewalt für den Fall der Verweigerung, in Beschlag genommen und abgrsührt worden, sondern auch in Familienwohnungen Soldaten eingedrungen, hätten die Vorrathsräume und Keller durchsucht und mit fortgenommen, waS an Brod, Fleisch rc. dort vorgefunden wurde. Diese Gerüchte mußten um so beängstigender wirken, al« man solche Vorkommnisse in Hinblick auf die in der Proclamation des commandirenden Generals enthaltene Zusicherung: daß jede» Privateigenthum respectirt wird, für unmög lich gehalten hatte. Wir haben infolge dessen es uns angelegen sein lassen, nach besten Kräften Erkundigun gen hierüber einzuziehen, und es hat sich ergeben, daß — soviel wir zu ermitteln vermochten — jene Ge rüchte doch vielfach übertrieben worden find. E« find allerdings Requisitionen von Lebensmitteln und andern Verpflegungsgegenständen, Tabak rc., bei Kaufleuten und in Verkaufsstätten ausgeführt worden und ist die« leider auch in einzelnen Fällen, (wie z. B. bei Herrn Kaufmann May in der Seestraße) in einer nicht eben humanen Weise geschehen. Andererfeit« wird aber be ¬ stätigt, daß über das Benehmen des rrquirirenden Militär- im Allgemeinen nicht zu klagen gewesen, auch meisten- theil« über die entnommenen Gegenstände Quittung ge geben worden ist. Privatpersonen, denen ihr Eigenthum gewaltsam weggenommen worden wäre, sind von uns nicht zu ermitteln gewesen; wohl aber wurde uns von mehrern Seiten versichert, daß die in Privathäusern bei verschiedenen Familien erschienenen Soldaten in der höflichsten Weise „im Austrage ihres Commandanten" um Abgabe einiger Lebensmittel nachgesucht, wo sie die selben erhalten, sie mit Dank entgegengenommen, und wo ihnen nichts verabfolgt werden konnte, sich ohne jede Drohung entfernt haben. — Die vorgestern Abend begonnene Bewegung un ter den preußischen Truppen dauert bis jetzt ununter brochen fort. Nur während der Nacht ist Rast gemacht worden. Wie uns mitgetheilt wird, sollen die heute Nachmittag einrückendrn neuen Truppen als ständige Garnison hier verbleiben. Gestern Abend sind uns — seit drei Tagen zum ersten Male! — wieder einige auswärtige Zeitungen (aus dem Norden und Westen) zugegangen. Der In halt derselben ist durch die Ereignisse der letzten Tage bereits größtentheilS antiquirt, so daß wir unsre Mit- theilungen aus denselben sehr beschränken können. Auch die wenigen, heute noch eingegangenen Blätter (die österreichischen fehlen noch gänzlich) enthalten nicht viel NeucS. Der telegraphische Verkehr ist noch nicht wieder eröffnet. Die Nachrichten über kriegerische Ereignisse au- den gegenwärtig im Kriegszustände befindlichen verschiedenen Ländern — soweit sie nicht unser Sachsen selbst betref fen — stellen wir zur bessern Uebcrsicht unter der Ru brik „Dom Kriegsschauplätze" zusammen. (Vgl. umstehend.) Leipzig, 19. Juni. (L. Z.) Vorgestern wurden die ersten preußischen Truppen in und bei Leipzig ge sehen. Eine aus der Gegend von Wurzen kommende Dragonerpatrouille ritt schon in früher Morgenstunde durch Volkmarsdors, Anger und Reudnitz bis an die Grenze des städtischen Weichbilds, um wie es schien, lediglich sich darüber Gewißheit zu verschaffen, ob fremde Truppen, namentlich Bayern, hier oder in der Nähe liegen Abends nach 8 Uhr kam abermals eine Dra gonerpatrouille, aus derselben Gegend herkommend, auf demselben Wege Herrin, diesmal aber bis in die Dresd ner Straße der Stadt (am Johanniskirchhost), zog abermals Erkundigung in Bezug auf die etwaige An wesenheit fremder Truppen ein und kehrte ohne wei tern Aufenthalt »ach ihrem Standorte zurück — Heute früh noch vor 4 Uhr bewegte sich eine lange Reihe von Leiterwagen, begleitet von 125 Mann preußischer In fanterie, durch Reudnitz nach der Stadt herein, nach dem bayerschen Bahnhofe und fuhren, wie versichert wird, von dort nach Altenburg weiter. Das preußische Kommando übernahm die Telegraphenleitung und die Kasse der Eisenbahn; der Betrieb auf der letztern ist seitdem vollständig eingestellt. In der Stadt wurde die Kaffe der Post mit Beschlag belegt; die Kasse des Polizeiamtes entging, weil die letztere Behörde eine städtische ist, dem gleichen Schicksale. Dem Rathe und dem Polizeiamte wurde officicll mitgetheilt, daß der k. preußische Hauptmann v. Knesebeck als Stadtcomman- dant von Leipzig installier sei. Vormittags kurz nach '^12 Uhr rückte das zweite Bataillon des 4. k. preußi schen Gardrregiments in der Stärke von 1000 Mann (es befindet sich auch Landwehr darunter) unter dem Befehl des Oberstleutnants v. d. Osten hier ein und zog durch die Dresdner Straße, den Grimmaschen Steinweg, über den Augustusplatz, dir Schillerstraße und Schloßgasse nach dem Schlosse Pleihenburg. Das Bataillon war gestern Mittag aus Torgau aufgebro chen und hatte in Eilenburg übernachtet, von wo es heute morgen über Taucha hierher rückte. Schlag 12 Uhr fuhr der letzte, dem Bataillon folgende Wagen auf den Schloßhof ein. Die Truppen haben den Befehl, vor der Hand in Leipzig zu bleiben und namentlich auch die sächstsch-bayersche Bahn zu überwachen. — Am schwarzen Bret im Augusteum ist bezüglich der Uni versität folgender Anschlag zu lesen: „Nachdem die Fortsetzung der akademrscheu Lehrtätigkeit mehrfach m Zweifel gezogen worden ist, hält es der Uuterzeich- ncte sür feine Pflicht, den Herren Studirenden durch diesen Anschlag zu versichern, daß von einer Unterbrechung oder Si- stirnug ver Vorlesungen infolge der gegenwärtigen Zeitverhält- niste rn keiner Weste die Rede sein rann. Der Unterzeichnete fühlt sich aber gedrängt, hierbei dankbar auzuerkeunen, daß den Lehrern der Universität die Erfüllung ihrer Berusspflicht auch unter deu schweren Ereignissen des Tage- durch das musterbafie Verhalten der Herren Studirenden wesentlich erleichtert wird, und zuversichtlich darf er auch für die kommeuden Zeiten er warten, daß sie uns in der uubcirrtcn Fortsetzung unsrer ge meinschaftlichen Arbeit io der bisherigen Weise unterstützen werden. Leipzig, den IS. Juni 1866. Der Rector der Uni versität. (I-. 8.) Gerber." In einer gestern Morgen stattgehabten Session hat, wie die „L. A." berichtet, Bürgermeister vr. Koch unter Hinweisung auf den Kriegszustand als erste Pflicht jede« Bürgers das treue Festhalten an unserm König und unserm Sachsenlandt hervorgehoben und ausdrück lich betont, daß jetzt jede Sympathie für das feindliche Preußen schweigen müsse. Leipzig, 20. Juni. (L. T.) Gestern Abend 7 Uhr erschien bei dem Verleger der „Leipziger Abendpost" -in preußischer Offizier und verbot im Namen des königl. preußischen Stadtcommandos das fernere Er scheinen der gedachten Zeitung. Wien, 17. Juni. Da- (bereit- erwähnte) Krieg«- manifest de- Kaiser- von Oesterreich lautet nach der „Wien. Ztg." vollständig wie folgt: „An meine Völkers Mitten im Werke de- Frieden-, da- Ich unternommen, um die Grundlagen zu einer BerfaffuugSsorm zu legen, welch« die Emheit und Machtstellung de« Gefammtreiche« festige», den eiarelnen Läudern und Völkern aber ihre freie innere Ent- Wickelung sichern scll, hat Meine Regentenpflicht Mir geboten, Mein ganze- Heer unter die Waffen zu rufen. Au den Grenzen de« Reich«», i» Süden und Nord«», stehen die Arme«, zweier verbündeten Feinde, in der Absicht, Oesterreich in seinem euro päische» Machtdestande zu erschüttern. Keinem derselben ist vou Meiner Seite ein Anlaß zum Kriege gegeben worden. Die Segnungen des Friedens Meiuen Völker» zu erhalten, habe Ich, dessen ist Gott der Allwissende Mem Zeuge, immer für eme Memer ersten und heiligsten Re- geoienpstuptea angesehen und getreu sie zu erfüllen getrachtet. Allein, die eine der beiden feindliche»Mächte bedarfkemeS Vorwandes: lüstern aus Raub von Theilen Meines Reiches, ist der günstige Zeitpunkt für sie der Anlaß zum Kriege. Verbündet mit den preußischen Truppen, die uns als Feinde nunmehr entgegenstehen, zog vor zwei Jahren ein Theil Meines treuen und tapfer» Heere« an die Gestade der Nordsee. Ich diu diese Waffengenoflenjchafl mit Preußen eingeaaa- gen, um vertragsmäßige Rechte zu wahren. tl»ea bedrohten deutschen Volksstamm zu schützen, das Unheil emeS unvermeid- lichen Krieges auf seine englten Grenzen cmzuschränken, und in der innigen Verbindung der zwei mitteleuropäischen Groß mächte — denen vorzugsweise die Aufgabe der Erhaltung de« europäischen Friedens zu Theil geworden — zum Wohle McmeS Reiche«, Deutschlands und Europas eine solche dauernde Frie densgarantie zu gewinnen. Eroberungen habe Ich nicht gesucht; uneigennützig beim Abschlusse des Bündnisse« mit Preußen, habe Ich auch >m Wiener Frredeusvertrage keine Vonhelle tür Mich aogestrebt. Oesterreich trägt keine Schuld an der trüben Reihe unseliger Verwickelungen, welcher bei gleicher uneigennütziger Absicht Preußens nie hätten entstehen können, bei gleicher dundestreucr Gesinnung augenblicklich zu begleichen waren. Sie wurden zur Verwirklichung selbstsüchtiger Zwecke hcr- vorgerufen und waren deshalb für Meme Regierung auf fried lichem Wege unlösbar. So steigerte sich immer mehr der Ernst der Lage. Selbst dann aber noch, als offenkundig in den beiden feind- lichen Staaten kriegerische Vorberenungen getroffen wurden, und »in Einverständulb unter ihnen, dem nur die Absicht eines ge- memfamen semdlichen Angriffes auf Mei« Reich zu Grunde liegen konnte, immer klarer zu Tage trat, verharrte Ich im Bewußtsein Meiner Regentenpflicht, bereit zu jedem mit der Ehre uud Wohlfahrt Meiner Völker vereinbaren Zugeständ nisse, im tiessteu Frieden. AlS Ich jedoch wadruahm, daß ein weiteres Zögern die wirksame Abwehr semblicher Angriffe und hierdurch die Sicher heit der Monarchie gefährde, mußte ich Mich zu den schweren Opfern entschließen, die m>t Krlegsrüstungen unzertrennlich verbunden sind. Die durch Mciue Regierung gegebenen Versicherungen Meiner Friedensliebe, die wiederholt abgegtbenen Erklärungen Meiner Bereitwilligkeit zu gleichzeitiger gegenseitiger Abrüstung erwi- drrte Preußen Mit Gegenansinnen, deren Annahme eme Pre>S- gedung der Ehre und Sicherheit MemeS Reiches gewesen wäre. Preußen verlangte die volle vorauSgehende Abrüstung nicht nur gegen sich, sondern auch gegen dl« an der Grenze Meines Reiches m Italien stehende scindliche Macht, für deren Frie- tzenSliebe keine Bürgschaft geboten wurde uud keine geboten werden konnte. Alle Verhandlungen mit Preußen in der Herzogtbümer- frage Haden immer mehr Belege zu der Thatsache gettefert, daß «ine Lösung dieser Frage, wie sie der Würde Oesterreichs, dem Rechte und den Interessen Deutschlands und der Herzogthümer entspricht, durch em Eluverständmß mit Preußen del lemer Offen zu Tage liegenden Gewalt« und Eroberungspolitik uicht zu erzielen,st. Die Verhandlungen wurden abgebrochen, die ganze Ange legenheit den Enttchtteßuugeo des Bundes anhtimgeslellt und zugleich die legalen Vertreter Holsteins emverufeu. Die drohenden KriegSaussiaileu veraolaßien d»e drei Mächte Frankreich, England und Rügland, auch an Meine Regierung dre Einladung zur Theilnahme an gemeinsamen Beralhungen ergehen zu lassen, deren Zweck die Erhaltung des Friedens sein sollte. Meine Regierung, entsprechend Meiner Absicht, wenn immer möglich den Frieden für Meine Völker zu erhalten, hat die Theilnahme nicht adgelehnt, wohl aber ihre Zusage an dre bestimmte Voraussetzung geknüpft, daß das öffentliche euro päische Recht und die bestehenden Vertrage den Ausgangspunkt dieser Bermittelungsversuche zu bilden Haden und die theilueh- menden Mächte kein Sondermteresse zum Nachtheile de« euro päischen Gleichgewichte und der Rechte Oesterreich« verfolgen. Wenn schon der Versuch von Friedensderathungen au die sen natürlichen Voraussetzungen scheiterte, so liegt dann der Beweis, daß die Berathungen selbst nie zur Erhaltung und Festigung des Frieden« hätten sühren können. Die neuesten Ereignisse beweisen es unwiderleglich, daß Preußen nun osseuGewalt au die Stelle des RechtS setzt. In dem Rechte uud der Ehre Oesterreichs, in dem Rechte und der Ehre der gesammten deutschen Nation erblickte Preu ßen nicht länger eme Schranke für seinen verhäng»,ßvoll ge- steigerten Ehrgeiz. Preußische Truppen rücken m Holstein ern, die von dem kaiserlichen Statthalter eiuderufene Stäudever- sammluug wurde gewaltsam gesprengt, die RegicrungSgewalt in Holstern, welch« der Wiener Friedeosoertrag gemeinschaftlich auf Oesterreich und Preußen übertragen hatte, ausschließlich für Preußen in Anspruch genommen, und die österreichische Be satzung genöthlgt, zehnfacher Uebermacht zu weichen. Als der Deutsch« Bund, vertragswidrige Eigenmacht hierin erkennend, aus Antrag Oesterreichs die Mobilmachung der Bun destruppen beschloß, da vollendete Preußen, das sich so gern al- Träger deutscher Interessen rühmen läßt, den emgeschlage- nen verderblichen Weg. Das Nattonalbaud der Deutschen zer- reißend, erklärte es semen Austritt aus dem Bunde, verlangte von den deutschen Regierungen tue Annahme eine« sogenannten Resormplans, welcher die Therluna Deutschlands verwirklicht, und schritt mit militärischer Gewalt gegen die dundesgetreuen Souveräne vor. So ist der unheilvollste, ein Krieg Deutscher ge gen Deutsche, unvermeidlich geworden. Zur Verantwortung alE des Unglücks, das er über Einzelne,Familien, Gegenden und Länder drin gen wird, rufe Ich Diejenigen, die ihn herdeigeführt, vor den Richterstuhl der Geschichte und des ewigen allmächtigen Gottes. Ich schreite zum Kampfe mit dem Vertrauen, das die ge rechte Sache giebt, im Gefühle der Macht, dl« m einem großen Reiche liegt, wo Fürst und Volk nur von eiuem Gedanken — dem guten Rechte Oesterreichs — durchdrungen sind, mit fri schem, vollem Mutde beim Anblicke Meines tapseru, kampfge- rüsteten Heeres, das den Wall bildet, an welchem die Kraft d«r Feinde Oesterreichs sich brechen wird, im Hinblick aus Meine treuen Völker, die emig, entschlossen, opferwillig zu Mir em porschauen. Die reine Flamme patriotischer Begeisterung lodert gleich mäßig in den weiten Gebieten Meines Reiches empor; freudig eilten die einberusenrn Krieger in die Reihen des HeereS, Frei willige drängen sich zum Kriegsdienste; d»e ganz« waffenfähige Bevölkerung einiger zumeist bedrohter Länder rüstet sich zum Kampfe, und die edelste Opferwillrgkeit ellt zur Linderung des Unglücks und zur Unterstützung der Bedürfnisse d«S HeereS herbei. Nur ein Gefühl durchdringt die Bewohner Meiner kö- nigrriche und Länder: daS Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Gefühl der Macht io ihrer Einigkeit, da- Gefühl des Ua- muthS über eine so unerhörte Rechtsverletzung. Doppelt schmerzt eS Mich, daß daS Werl der Verständi gung über die mnern BersafsungSfrageu noch nicht so w«lt ge- drehe» ist, um in d esem ernste», zugleich aber erhebenden Au- geudlick die Vertreter oller Memer Völker um Meinen Thron versammeln »u können. Dieser Stütze für jetzt tutbehrend, ist nur jedoch Meme Regentenpflicht um so klarer, Mein Entschluß um so fester, die selbe Meinem Reiche für alle Zukunft zu sichern. Wir werde» i» diesem Kampfe uicht allein stehen. Deutschlands Fürsten und Völker kennen die Gefahr, die ihrer Freiheit und Unabhängigkeit von einer Macht droht, de ren Handlungsweise durch selbstsüchtige Pläne «wer rücksichts losen VergrüßerangSsucht allein geleitet wird; sie wissen, wel chen Hort sie für diese ihre höchsten Güler, welche Slütze für die Macht und Integrität des gesammten deutschen Vaterlan des sie an Oesterreich finden. Wie w»r sür d»e heiligsten Güter, welche Völker zu ver theidigeu Haden, m Waffen stehen, so auch unsre deutschen Buu- desbrüder Man hat die Waffen unS in die Hand gezwungen. Wohlan! letzt, wo wir sie ergriffen, dürsen und wollen wir sie nicht früher uiederlegem al« b>S Meinem Reiche, sowie den verdüadeten deutschen Staaten die freie muer« Entwickelung gesichert und deren Machtstellung in Europa neuerdings befestigt ist. Auf unsrer Einigkeit, unsrer Kraft ruhe aber nicht allem unser Vertrauen, unsre Hoffnung ; Ich setze sie zugleich noch aus einen Hüheru, de» allmächtigen, gerechten Golt, Dem Meio HauS von feinem Ursprünge an gedient, Der die uicht verläßt, die in Gerechtigkeit auf Ihn vertrauen. Zu Ihm will Ich um Beistand und Sieg flehen und for dere Meme Völker auf, eS mit Mir zu thun. Gegeben m Meiner Residenz- uno Reich-Hauptstadt Wien am siebzehnten Juni Eintausend achthundert sechs und sechzig. Franz Joseph." Berlin, 20. Juni. Der heutige „Staats-Anzeiger" enthält Folgendes: „An Mein Volk! In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem ent scheidenden Kamps« auszieht, drangt r« Mich, zu Meinem Volk«, zu den Söhneu und Enkeln der tapfer« Väter zu reden, zu denen vor emem halben Jahrhuodert Mem in Gott ruhender Vater unvergessene Worte lprach. Das Vaterland ist iu Gefahr l Oesterreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegeu dasselbe iu Waffen! Nur wenige Jahre sind cs her, seit Ich aus freiem Ent- schluffe und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Oesterreich die Bundeshaud reichte, alS eS gast, em deutsches Land von fremder Herrschaft zu befreien. AuS dem gemein- schastlich vergossenen Blutt, hoffte ich, wurde eme Waffeubrü- herschast crblüheo, di« zu fester, auf aegeuseltiger Achtung und Anerkenuung beruhender Bundesgiuoffeuschaft und mit ihr zu all dem gememsamea Wirken führen würde, ans welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere Bedeutung als Frucht hervorgchcu sollte. Aber Meme Hoffnung »st gelauscht worden. Oesterreich will nicht vergessen, daß feine Fürsten einst Deutschland beherrschten, in dem jüngeru, aber kräftig sich ent- wickelnden Preußeu will eS keinen natürlichen Buadesgcuoffeu, sondern nur einen seiudlichen Nebenbuhler erkennen. Preußeu — so memt es — muß in allen seinen Bestrebungen bckämpft werden, weil, was Preußeu frommt, Oesterreich schade Die alte unselige Eifersucht ist m Hellen Flammen wieder aufge lodert: Pieuß«n soll geschwächt, vervichtet, eutihrt werden. Ihm gegenüber gelten keine Vertrage mehr, gegeu Preußeu werden deuttche Buudesfürst-n nicht dlvs auigeruteo, sonder» zum Buudesdruch verleitet. Wohin wir m Deutschland schaue», sind wir von Femden umgeben, bereu Kampsgeschrci ist: „Er- uredrigung Preußens!" Aber in Meinem Volke lebt der Geist vou l8IS Wer wird »ns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir ernstlich eatschtossen siud, tue E.ruugenschasteu unsier Väler zu wahren, wenn König und Volk durch die Gefahren d-s Vater landes, fester als fe geeint, an die Ehre deffelde» Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aufgabe halten. Ja sorglicher Vorauesichl Deffen, was oun emgette.eu ist, hab« Ich seit Jahren es sür die erste Pflicht Meines königlichen Amtes ertennen müssen, Preußens streitbares Volk für ein« starke Machientwickelung vorzuderesten. Befriedigt und zuver sichtlich wird mit Mir jeder Preuße auf die Waffenm 'cht blicken, die unsre Grinzcu deckt. Mit leinen» Könige an der Spitze wird sich PreußeuS Volk ein wahres Volk in Waffen sühlen! Unsre Gegner täuschen sich, wenn sie wähnen, Preuven sei durch inner« Streitigkeiten a lähmt. Dem Feinde gegenüber ist «S einig und stark; dem Ferude gegenüber gleicht sich aus, was sich eatgegenstaod, um demnächst >m Glück uud Unglück vereint zu bleiben. Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines Krieges zu ersparen, das weiß Mem Volk, das weiß Gott, der die Herzen prüft. B>s zum letzten Augcnbl cke hab« Ich, in Gemeinschaft mit Frankreich, England und Rußland, die Wege für eiae gütliche Ausgleichung gesucht und offen ge halten. Oesterreich Hal nicht gewollt, und andere deutsche Staa ten haben sich offen auf seine Seite gestellt. So sei cs denn Nicht Mein ist dir Schuld, wenn Mein Volk schweren Kamps kampfeu und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden muffe» i aber eS ist uoS leme Wahl mehr geblieben! Wir muffen sich ten um unsre Existenz, wir müssen in einen Kamps auf L.beu und Tod gehen gegeu Diejenigen, die das Preußen des gioßeu Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preugen, wie es aus deu Fre«delt-kriegeu hrrvorgegangen ist, vou der Stuse herabstoßeu wollen, aus die seiner Fürsten Geist und Kraft, feines Volte- Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben habe». Flehen wir Leu Allmächtigen, den Leuker der Geschicke der Völler, deu Leuker der Schlachte» an, daß Er unsre Waffen segne! Verleiht uns Gott den Sieg, daun werden wir auch stark genug seiu, das lose Band, welches die deutschen Land« mehr dem Namen als der That nach zusammenhielt und welches jetzt durch Ditlenigen zcrriffcu ist, die da« Recht und die Macht des nationalen Geiste« fürchten, in auderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuen. Gott mit uns! Berlin, den 18. Juni 1866. (gez.) Wilhelm" — Weiter meldet der „St.-A." da- am 18. Juui Nachm. erfolgte Ableben des am 15. September 1864 gebornen Prinze» Franz Ftirbrich Sigi-mund von Preußen, Sohn Sr. konigl. Hoheit des Kronprinzen. Se. königl. Hoheit der Kronprinz ist bekanntlich in Schlesien. Ihre Maj. die Königin, wrlche am 17. Juni Abends von Weimar zuiückgekehrt ist, ist nach Neiße gefahren, um Se. königl. Hoheit in seiner Trübsal zu besuchen. — Der „St. A." vom 21. d. enthält einen allerhöchsten Erlaß, der für den 27. d. die Abhaltung eines allgemeinen Bettags anordnet. .* Koblenz, 17. Juni. In den Ortschaften um Frank furt sammelt sich daS achteBundescorpsmit Nassau, um demnächst gegen unsre Truppen in Kurhessen und Hannover vorzugehen. Sie sollen sich, wie eS heißt, dazu mit den Bayern verbinden, die schon von Schwein furt nach Koburg vorgegangeir sind. Die Württember ger kommen heute in Frankfurt an. Der sogenannte Bundestag hat gestern beschlossen, daß großhrrzoglich hessische Truppen in Stelle der früher» von Preußen und Oesterreich in Frankfurt einrücken. Alle Nachrich ten, baß die Brigade Kalik oder sonstige österreichische Truppen in die Umgegend von Frankfurt «inquartiert sind, entbehren der Begründung. Brigade Kalik ist nach Böhmen. Koßleuz, 19. Juni. Die „Kobl. Ztg." schreibt heute: Wie wir auS zuverlässiger Quelle vernehme», ist nach einer kabinrtsordre vom 5. d. M. allen unter Waffen stehenden Wrhrmännern und Reservisten die Theilnahme an den Wahlen untersagt