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Dresdner Journal : 01.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-06
- Tag 1866-06-01
-
Monat
1866-06
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 01.06.1866
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^vtss. Freitag, den I Juni, lll S»eU»«o: äitlirlicb: k Itilr. — Kxr, ZljLbrlick: 1 „ 1b „ S1c>i>LtIivb:— „ 1L „ Liarsloe ktuwmern: 1 „ I« trllt?o»t » 8t«wp«I- »u»ckl«e >>»"»»- Inseratnrpreisr: rür a«n L»um einer xeeneltenen 2«u«: 1 I7xr. Unter „Linx-eenät^ äi« Leit«: » Kxr. Erscheinen: 1'H^Iiek, mit Xoenedm« 6«r kenn- noä keierlnx», ^denäe kür äen kolxenäen 1°»^ DrrMerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18««. Inseratenannahme auswärts: r.«ix»ig: U»t»vir»rr», lsommirolonLr äe» vreseiner ^ernrn»!^; ekenä»,.: N b:»ai.nit, b:v«n» t'oar; 8»wdnrx L«rI1n- Vien-krenktnrt » N.: tluxüxeriii»! 6t Voul-i»; Lerlin: Unni ive'eelre linclilr., ItLricnrviin'» Itureeu; Lremen: 8cul.urr>i; I>. 8<r^„uii>i»^nno»ccubur««ll, L 8x«xiau»v»»« i kreoillnrl » N : Iwcbk., Löw . Xv. LXviilt:» ; knrii: It»»,,«, Lvl-l-i" L 6«., (8, l'Iees 6« I» Luuree); kr»« t ». Lunr-Ivu', ljucbli.; Vien: ^.l.. Oct-nui«. Herausgeber: Lönixl. kxpeäitivn üe» Dreeäuer ^aurnnl», Oresäeu, Ill»rivnetr»e»e Ao. 7. Amtlicher Theil. Drt-den, 31. Mai. Seine Königliche Majestät haben den Direktor de» Bezirksgericht» Oschatz Karl Louis We hing er zum Appellationsrathe bei dem Appella- tionSgericht zu Leipzig und den ersten Gericht-rath beim Bezirksgericht Meißen Ferdinand David Költzsch zum Direktor des Bezirksgerichts Oschatz gnädigst ernannt. Bekanntmachung, die Coniroleurstelle bei der Staats-Schulden- Berwaltung betr. Nachdem die durch Pensionirung des Controleurs Jursch bei der Staatsschulden-Casse zur Erledigung kommende Stelle dem Calculator Carl Eduard Haase vom 1. Juni dies. Js. an übertragen worden ist, so wird Solches und daß derselbe als Controleur instructions gemäs alle von dem Staatsschulden-Cassirer auszustel lenden Quittungen und Lieferscheine mit zu unterzeich nen hat, zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 18. Mai 1866. Finanz- Ministerium, von Friesen. Reuter. Bekanntmachung, die diesjäbrigen Wollmärkte betreffend. Die diesjährigen sächsischen Wollmärkte finden Statt: in Reichenbach den 4. Juni, in Budissin den 11. Juni, in Dresden den 12. und 13. Juni, in Leipzig den 14. und 15. Juni. Die Wolle kann an den Tagen vor den Märkten auSgelegt werden. Dresden, den 19. Mai 1866. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Weinlig. Fromm. Nichtamtliche Theil. Nebersicht. Dtlegriphische «uchrichten. AeitllNgtsch««. (Wiener Abendpost. — Neue Preußische Zeitung. — Staatsanzeiger für Württemberg.) ItßeSgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Abreise der Königin Olga. Das polnische Frei- , willigencorpS. — Prag: Maßregel für kriegerische Eventualitäten. — Olmütz: Vom Hauptquartier der Nordarmee. — Pesth: Landtagsangelegenheiten- Ragusa: Türkische Kriegsschiffe. — Berlin: Die „Prov! Corresp." über die schwebenden Fragen. Zur Reise deS Kronprinzen. Musterung freigebliebener Heerespflichtiger. General Govone. — Tannhau sen: Grenzverkehr mit Böhmen. — München: Creditforderung für Militärbedürfnisse. — Darm stadt: Kammerverhandlungen. — Karlsruhe: Kammerverhandlungen über die Militärcreditvor lage. — Frankfurt: Herr v. sd. Pfordten zum Dundesvertrrter in Paris bestimmt. Bun destagssitzung. - Geldmittel für Bauten. Die Einladung an den Bund zu den Conserenzen. — Paris: Eine Depesche aus Florenz. Akademischer Preis. Adresse der Pariser Studenten. — Florenz: Neue Freiwilligenbataillone. Zur Situation. — Stockholm: Der Kirchthurmeinsturz. — St. Pe tersburg: Programm für die innere Politik. — Bukarest: Einzug des Prinzen von Hohenzollern. Vermischtes. — Jassy: Feier der Ankunft des Prinzen von Hohenzollern. Schleswig-Holstein. (Soldatenschlägerei in Kiel. Pe tition um Errichtung des holstcinschen Bundescon- tingcntS.) Dresdner Nnchrichten. Feuilleton. K. Hoftheater. Mittwoch den 30. Mai wurde Gluck'S große Oper „Iphigenie in Tauris" neu einstudirt gegeben. Das HauS war nur mäßig besucht, was indeß nicht dem Geschmack des Publicums zur Last fällt; der Zeitpunkt dieser langgewünschten Aufführung ist nicht günstig. Es fehlt Stimmung und Sammlung, um sich gern dem Genuß eines großen Kunstwerks von tiefernstem oder tragischem Inhalt hinzugeben; nicht-blos die vorgerückte Jahreszeit verhält sich d azu widersprechend, sondern vielmehr noch die Beunruhigung, die aus den politischen Aeitverhältnissen hervorgeht. Dennoch übte die erhabene Tondichtung durch ihren hohen Adel, ihr tragisches Pathos und die Wahrheit der Leidenschaft bald auf die versammelten Hörer ihre unabwcisliche Macht aus, fesselte und bewegte das Gefühl mit zwin gender Gewalt. Die sehr lobenswerthe und theilweise vorzügliche Ausführung trug dazu bei. Die Mitwir- kenden widmeten sich ihren Aufgaben mit angespanntem künstlerischen Eifer und leisteten nach Maßgabe ihrer Kräfte Beste-. Das Studium deS Werks unter Leitung deS Herrn Kapellmeisters Rieh erwies eben so große Sorgfalt wie geistvolle Auffassung und jene auch die kleinsten Details umfassende musikalische Correctheit, durch welche rin einbeitliches und in allen seinen Thei len harmonisch zusammenstimmendes Ganze- erreicht wird. Die Ausführung der Chöre war vortrefflich, die Leistung der Kapelle ersten Range-. Frau Bürde-Ney sang die Iphigenie mit einfacher edler Haltung deS Stils, voll Würde, innigem Gefühl und feinem Maß deS Ausdruck-. Besonders schön, voll tiefem Eindruck traten die große Sc ene im zweiten Act mit der folgenden 6 äae-Arie, die Sirene der Wahl de» Provinzialnachrichten. (Leipzig. Kamenz.) Etatistu u. VoUSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalrnder. vörsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Mittwoch, 30. Mai. Heute hat der Ta- verniru» nachstehende LoyalitätSadrefir der Pesther Bür gerschaft an St. Majestät den Kaiser überreicht: „Die erhabene, auf Herstellung unsrer Verfassung gerichtete väterliche Intention und Initiative Ew. Ma jestät hat das ganze Vaterland mit Begeisterung erfüllt. Während der Hinblick auf die patriotische Thätigkeit unsrer Vertretung neue Hoffnungen in unsern Herzen erweckt und erstarken macht, haben ungerechte Angriffe von außen die Völker der Monarchie in die Lage der Nothwehr versetzt. Trost für das väterliche Herz Ew. Majestät kann unter diesen Umständen neben der gött lichen Vorsehung die Treue der um den angestammten Thron sich schaarenden Bürger bieten. — Die ungari sche Nation, welche zu allen Zeiten in unerschütterlicher Treue und Hingebung für ihren König das Vaterland vertheidigt hat, ist auch jetzt bereit, zu beweisen, daß die Interessen ihre» Monarchen mit ihrem eigenen Wohle auf das Innigste verknüpft sind. Gestatten Ew. Ma jestät dem Ausdrucke dieser Gefühle die Bitte anzusü- gen, daß, falls Ew. Majestät an die Spitze des Heeres sich begeben sollten, die Kaiserin sammt Allerhöchsteren Kinder« in die Mitte der getreuen ungarischen Nation kommen möge." Dresden, 31. Mai Die „Wiener Abendpost" sagt über die ver traulichen Mitthcilungen, welche Herr v. Savigny in Frankfurt dem Neunerausschuß in Betreff deS preußi schen Reformprojectcs gemacht hat: ein Programm seien diese Mittheilungen (vgl. Nr. 121) schwerlich zu nennen; sie enthielten nicht viel mehr als die Schlag worte eine» möglicherweise eristirenden Programms, aber ohne innere Verbindung, ohne Angabe des Zu sammenhanges und deS Verhältnisses, in welchem die projectirten Einrichtungen zu einander gedacht werden. Das Blatt sagt weitere Sieht man von dem Vorschläge eines Parlaments ab, welcher da» Delegirtcnproject er setzen soll, so könne man ohne besonder» Awang die preußischersrit- abgelehnte (österreichische) Rcformacte in den Rahmen der vertraulichen Mittheilungen ein- paffen. Rrgulirung des Verkehrswesens, Freizügigkeit, allgemeines deutsche» HeimathSrecht — alles Dieses und noch viel mehr hat seine Stelle bereit» in jenem Vor schläge gefunden. Schwerlich wird der Kern der preußi schen Proposttionen in der principiellen Anerkennung von Forderungen liegen, die Jedermann geläufig ge worden sind. Eine Revision der Bundeskriegsverfassung dürste so ziemlich das punctum sslien» des preußischen Vorschlags sein; allein die Details auch dieser interes santen Partie werden in sehr allgemeiner Redewendung eingcwickelt und entziehen sich der Beurtheilung ebenso wie die andern Punkte. Die vertraulichen Mittheilun gen scheinen im Ganzen zu bestätigen, daß jene Regie rungen im vollen Rechte waren, welche vor einer wei tern Meinungsäußerung ein Hervortreten Preußens mit wirklich positiven, greifbaren, diScutabeln Vor schlägen verlangten. Einzelne alte Konservative in Preußen können sich noch immer nickt darein finden, wie die neu-preußischen Politiker den Rechtsstandpunkt in der schleswig-holstein- schen Frage verkehren und einer Politik Beifall spen den, die das Ausland gegen deutsche Bundesgenossen zu Hilfe ruft. So nahm in der „Neuen Preußischen Zeitung" in den letzten Tagen wiederholt der alte „Rundschauer'" (Herr ». Gerlach) da» Wort und führte au», daß der von Preußen gegen Oesterreich geschleu derte Vorwurf, cS habe die Verträge von Wien und Gastein verdreht, unhaltbar sei. Der Rundschauer er- Opfers im dritten und die Opferscene im vierten Act hervor. Herr Degele hatte den Orest übernommen, für den ihn seine Stimme allerdings nicht genügend mit Reichthum des dramatischen Colorits unterstützt. Aber er führte die Partie des von innerer Seelenqual Ge marterten sehr lobenswerth durch, mit musikalischem Verständniß, charakteristischem Au-druck und mit Noblesse der Behandlung ohne forcirte Stimmaffecte. Vorzüg lich gelungen war seine Leistung im zweiten Act vvr dem Erscheinen der Furien. Herr Rudolph — Py- lades — sang den zärtlichen, treuen und standhaften Freund sehr brav und vermied sehr richtig, ihm eine empfindsame weichliche Färbung zu geben. Herr Mit- terwurzer, der früher durch eine künstlerisch vollen dete Darstellung des Orest erfreute, hat diese ihm jetzt zu hoch liegende Partie mit der des düstern, wilden Thoas vertauscht; er hat damit eine neue meisterhafte Leistung in Spiel und Gesang gewonnen. Noch sei Fräulein Baldamus in der Schlußscene als Diana erwähnt. Hinsichtlich der mit Fleiß hergestellten Jnscenirung der Oper sei nur Einiges erinnert. Beim Auftreten der Furien muß ihre Stellung so genommen werden, daß die weiblichen Stimmen nicht anfangs durch die männlichen vollständig gedeckt werden. Zur Erscheinung der Klytemnestra muß eine passendere Persönlichkeit ver wendet, auch die Figur möglichst verhüllt gehalten werden. Pylades darf den Thoas nur mit dem Schwerte, nicht mit einem Dolche, erstechen. Die Verwandlung bei offener Scene am Schluffe ist an sich nicht nöthig, würde aber wenigstens zweckmäßiger mit der Erscheinung der Diana zusammenfallcn und dadurch zugleich ein nothweudige» bessere- Arrangement dieser Erscheinung erleichtern. C. Banck. klärt sich — was wir zuvor zur Kennzeichnung seines politischen Standpunktes hervorheben müssen — weder für die Annahme der von Oesterreich bezüglich der Her- zogthümrr gemachten Offerten, noch für die Schaffung eine» „revolutionären" norddeutschen Kleinstaats; eben sowenig will er etwa» von dem Rechte des Hause» Augu stenburg wissen, da er der Meinung ist, daß der „Ent- fagungsvertrag" des Vaters des Erbprinzen Friedrich alle Angustenburgsche Ansprüche vernichtet habe. Aber er fühlt sich doch in seinem Gewissen durch die preußische Doctrin beschwert, daß im Wiener Frieden über andere Rechte, als solche, welche die Vertragsschließer selbst besa ßen, hätte verfügt werden können. Er sagt deshalb: „Der Wiener Frieden und die Gasteiner Convention sagen nichts von den Ansprüchen Augustenburgs; sie enthal ten nicht einmal eine Andeutung darüber. Hätte Au gustenburg vor dem Wiener Frieden Ansprüche gehabt, so würde es diese Ansprüche auch noch jetzt haben. Denn der Wiener Frieden und die Gasteiner Conven tion haben sie ihm nicht genommen, konnten sie ihm nicht nehmen, da Augustenburg diese Verträge nicht mit abgeschlossen hat. Es tritt hinzu, daß Preußen und Oesterreich — im Mai 1864 in der Londoner Conse- renz vor dem Frieden von Wien zwischen Düppel und Alsrn — für das Recht Augustenburgs sich ausgespro chen haben, was freilich nicht hätte geschehen sollen — also zu einer Zeit, wo, nach der nunmehr geänderten und berichtigten Ansicht Preußens, König Christian der legitime Herzog von Schleswig und Holstein war". Dann sagt der Rundschauer: „Nehmen wir die Mah nung zu Herzen: nicht Hand in Hand mit Garibaldi, Mazzini und der italienischen Revolution zu gehen, sondern, wenn irgend möglich, Hand in Hand mit Oesterreich „den Kampf gegen die Revolution", wieder aufzunehmen, dcn Kampf, den Graf Bismarck s Note vom 28. Januar d. I. so treffend als das gemeinsame Ziel der beiden Großmächte bezeichnet."— Den Behauptungen der preußischen Officiösrn gegenüber, daß Oesterreich darauf sinne, Preußen mit Krieg zu überziehen — sagt der Rundschauer: „Oesterreich — in finanziellen und Verfassungskrisen schwerster Art — stets, seit 1859 und früher, offen bedroht von Italien und von der Revolu tion — in Holstein erponirt — unein» mehr und mehr mit Preußen, dessen Presse Annexion der Herzogthümcr, Machterweiterung und Machtcntfaltung, ohne näher an gegebene Grenzen und Ziele, in Aussicht stellt, — wel ches mit Italien in besonders freundliche Beziehungen, beinahe in eine Art Solidarität, getreten ist und welches endlich ein deutsches Parlament — mit einer Kammer, soviel ersichtlich ist, und hervorgehend aus dem allge meinen Stimmrecht — in Antrag bringt und auf nahe Eröffnung dieses Parlaments dringt ohne vorgängige Vereinbarung der Vorlagen, zu einer Zeit, wo man schon auf beiden Seiten gerüstet und wenig Aussicht auf Vereinbarung über Vorlagen zwischen Preußen und Oesterreich vorhanden ist — Oesterreich hat wohl durch Alles dies, indem cs nicht ohne Veranlassung für ge fährdet in seiner Eristenz sich hält, zu leidenschaftlicher Aufregung sich Hinreißen lassen, aus welcher jedoch auf tiefgewurzelte Feindschaft oder gar auf Offensiv- und Eroberungspläne der österreichischen Regierung, entge gen den feierlichen Versicherungen des Kaiser», nicht geschlossen werden darf. Fünfzig Friedens- und Freund- schaft-jahre stehen dieser vor ganz kurzer Zeit entstan denen Aufregung gegenüber. Preußen dagegen hatte vvn keinem Gegner etwas zu fürchten." — Ebenso weist der Rundschauer die Behauptung zurück, welche man zur Erweckung des mangelnden Kricgseifers im preußi schen Volke aussprengt, daß Oesterreich beabsichtige, Preußen in Deutschland niederzudrücken. Herr v. Ger lach sagt dagegen: „Die Frage vom Supremat Oester reichs in Deutschland ist zur Ungebühr eingemcngt wor den in diese Streitigkeiten und kann nur dieselben ohne Noth vergiften. Keine Thatsache, kein-Wort, keine An deutung ist in die Oeffentlichkeit getreten, woraus her vorginge, daß der Kaiser, seit er im December 1863 zur Erledigung der schleswig - holsteinschen Sache mit Im Halbdunkel. (Fortsetzung aus Nr. >22.) ll. „Also meine Vorstellung gestern Abend schien über flüssig zu sein. Miß Isabella kannte meinen Freund Mowbray schon vorher?" „Ich habe den Herrn schon früher gesehen", ant wortete Isabella Ellinore und versuchte gleichgiltig zu erscheinen, was die verrätherische Farbe aber, die ihr Gesicht übergoß, verhinderte. Isabella hatte diese Antwort im stolzesten Tone ge geben, wie es mir schien, um jede weitere Erkundigung meinerseits abzuschneiden. Aber Würde war meiner Cousine stärkste Seite nicht; sie konnte maliciös sein und liebenswürdig, empfindlich und zärtlich, immer rei zend, nur nicht ehrfurchtcinstößend; deshalb verfolgte ich den Gegenstand weiter, durch das Mißvergnügen der jungen Dame nicht im Geringsten abgeschreckt. „Ist es vielleicht indiscret zu fragen", fuhr ich fort, „wo diese Begegnung stattgcfundcn hat?" „Was liegt daran, wo ich ihn getroffen," brach meine Cousine mit einer Heftigkeit au», die mich ganz bestürzte und überwältigte; ihr liebe» Gesicht feuerroth, ihre Augen voll Thränen des Aergers und des Schmer ze», fügte sie hinzu, „ich habe ihn nie zu sehen verlangt; wäre eS doch niemals geschehen! Ach, wie ost habe ich gewünscht, diese Augen hätten ihn nie, nie erblickt! Warum ist er nicht auf der andern Seite der Welt ge blieben? Ich dachte, er wäre auf immer fort." Diese Sätze, voll „nie" und „niemals" kamen ruck weise von Lippen, die jämmerlich zuckten, und der Schluß Warrn zwei große Thränen, die über ihre Wangen roll ten. — Wenn ich auch äußerst überrascht war, so war ich auch ebenso gerührt. Meine kleine Cousine war mir sehr lieb; sie war von jeher mein Liebling und frühe; Preußen sich verband, Oesterreichs Macht oder seine Stellung in Deutschland auf Preußen» Kosten oder sonst erweitern oder erhöhen, oder die Macht und Stellung Preußens hätte schmälern wollen. Auch der Antrag Oesterreichs, die schleswig - holsteinsche Sache an den Bund zu bringen, läßt eine solche Tendenz nicht erken nen. Oesterreich sucht damit nichts für sich, und der Erbprinz von Augustenburg, den Preußen im Einklänge mit Oesterreich noch im Juni 1861 für den bestberech- tigten Prätendenten erklärte, stand 1863 und steht in gewisser Hinsicht noch jetzt in nähern Beziehungen zu Preußen als zu Oesterreich. In keinem "Sinne des Worts steht Preußen unter einem österreichischen Su premat." — Endlich sagt der Rundschauer noch über die Anklage der Officiösen gegen Oesterreich, daß diese- mit der Absicht, die Herzogthümerfrage an den Bund zu bringen, vertragsbrüchig werde und Preußen den Fehde handschuh offen hinwerfe: „Die SuccesstonSfrage will Oesterreich und wollen andere deutsche Regierungen an den Bund bringen. Dies ist derselbe Weg, diese Frage zu erledigen, welchen Se. Maj. der König öffentlich als den ordentlichen und ihm genehmen Weg am 27. De cember 1863 dem preußischen Abgeordnetenhaus gegen über bezeichnet hat, — offenbar mit Recht und der Bundesverfassung gemäß. Hierin hat weder der Wiener Friede, noch der Gasteiner Vertrag etwas ändern kön nen oder wollen. Diese Verträge berühren die Succes- sionSfrage nicht. Dies gilt auch von der Abtretung Lauenburg» Preußen und Oesterreick haben von König Christian nur die Rechte erworben und erwerben kön nen, welche dieser hatte, und andere Rechte hat auch Oesterreich an Preußen weder abgetreten noch abtreten können." — So der Rundschauer. Es zeichnet immerhin etwas die jetzige Situati»n in den hochconservativen Kreisen Berlin-, daß die „Neue Preußische Atg." den Rundschauer mit so gewichtigen Sätzen gegen die Re gierungspolitik zu Worte kommen läßt. Die Reserven, welche die Redaktion der „N. P. A." selbst zu den Artikeln de» Rundschauers macht, sind in keinem Falle der Schärfe der Behauptungen de» Rundschauers ge wachsen. Sie resumiren sich in der bekannten, aber von aller Welt nicht anerkannten Berufung darauf, daß im Wiener Frieden die volle Souveränetät über die Herzog- thümer auf Preußen und Oesterreich gekommen und daß Oesterreich daher gezwungen sei, ausschließlich mit Preußen und ohne Berücksichtigung jede- andern Recht» über die Herzogthümerfrage sich zu einigen. Zugleich beklagt die „N. P. Z." lebhaft, daß Oesterreich keine Miene mache, Hand in Hand mit Preußen „gegen die Revolution" in Deutschland loszugehcn. Der „Württembcrgsche Staatsanzeiger" enthält zwei Aeußerungen gegen die in der Bundes tagssitzung vom 24. Mai preußischerfeit» au-ge sprochene „Verwunderung über die Haltung Württem bergs, welches zum Frieden mahne, während es doch unter den Eifrigsten zum Krieg rüste," — sowie gegen über der von dem Berliner Cabinet an den preußischen Gesandten in Stuttgart, Baron v. Kanitz, gerichteten Depesche vom 22. Mai. In Bezug auf den ersten Punkt sagt da» officielle Blatt: „Da hierzulande Jedermann nur zu gut weiß, wie wenig in dieser Beziehung bei uns geschehen, insbesondere im Vergleich mit Bayern, und wie wenig geschehen tonnte, da unsre Regierung hierin weit mehr gebunden ist als die baycrsche, so mußte der fragliche Vorwurf höchst auffallend und son derbar erscheinen. Man konnte sich die Sache etwa nur so erklären: gegen Bayern beobachtet man immer noch die bekannten Rücksichten, gegen Sachsen aber sind alle Mittel der diplomatischen Pression erschöpft, also bleibt nur Württemberg als allgemeiner deutscher Sündenbock." In Betreff der preußischen Depesche vom 27. Mai, die dem „Staats-Anzeiger" erst im telegraphischen Auszuge vorlag, macht derselbe felgende Bemerkung: „Schon aus dem Mitgethcilten gebt hervor, daß es nicht sowohl die nicht blos angeblich, sondern in Wahrheit gering fügigen Rüstungen sind, welche der würtlembergfchen Regierung diese Maßregelung zugezogen haben, sonder» mein Spielzeug gewesen. Denn schon als Schulknabe pflegte ich mich von den Kameraden meines Alter» wcg- zuschleichen, um mit dem Kindchen im weißen Kleide und blauen Schuhen zu spielen. Ich nahm ihre beiden Hände in die meinigen und zog Isabella zu mir heran. „Ich bitte Dick um Verzeihung, meine Liebe," sagte ich zu ihr, „wenn ich über einen Gegenstand gescherzt habe, der Dir irgendwie nahe gehr; ich wußte nicht, daß Du in Bezug auf Richard Mowbray ein besondere» Interesse hast, wie sollte ich auch?" Aber wie schwer ist es für dcn Mann, all' den ver schiedenen Windungen und Drehungen im weiblichen Hirn zu folgen. Ich hatte wieder die unrechte Saite berührt. Im Nu schnellte meiner Cousine da» Köpfchen in die Höhe, während die zwei großen Thränen ebenso schnell getrocknet waren. „Zufällig habe ich kein Interesse, weder ein beson deres, noch sonst eines für Mr. Mowbray. Er ist mir Nichts und wird mir nie Etwas sein, und ich hoffe Robert, daß Du mir das ein- sür allemal glaubst." „Freilich, freilich", erwiderte ich, um sie zu beruhigen, obgleich es mir unter den Umständen wohl erlaubt war, an diesen Versicherungen zu zweifeln. „Jeder hätte ge stern Abend an Euerm Zusammentreffen gewiß gesehen, daß Eure frühere Bekanntschaft von der oberflächlichsten Natur gewesen sein muß. Sie datirt vielleicht von einem Balle, wo Du immer von sechs Tänzen fünf mit Ri chard getanzt hast, wo Ihr im kühlen Gewächshaus zu sammen Eis gegessen habt und vom Balcon au» dem Mond auf seiner Bahn gefolgt seid; dann am folgen den Tag auf der Straße seid Ihr aneinander vorübrr- gcgangcn, ohne auch nur einen Blick der Erkennung? Ist e« nicht so, meine kleine Isa?" „Nein Robert, nichts der Art, Mein Gott, rin
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