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Dresdner Journal : 09.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186605095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-05
- Tag 1866-05-09
-
Monat
1866-05
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1866
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42^ die c'nc eingehende Beantwortung verdiene, und nur die allerdings ganz unglaubliche Bemerkung, daß Oesterreich in einer Depesche, welche eben den Versuch macht, sich mit Preußen über da- Definitivum zu ver ständigen, den Wiener Frieden und Gasteiner Vertrag ignorire, geht über die Reserve hinaus. Die „Nordd. Allg. Atg", welche erst vor Kurzem erklärte, durch die Gebote internationaler Höflichkeit nicht gebunden zu sein, ist natürlich rascher bei der Hand und übt nach ihrer Weise Kritik an dem Schriftstücke. Die öster reichische Depesche soll nicht mehr und nicht weniger ' Vorschlägen, al- daß Preußen „,,auf seine durch einen blutigen Krieg gemachten Erwerbungen zu Gunsten eines Dritten verzichte und zur Schwächung der Machtstellung der Monarchie eine neue Souve- ränetät im Norden Deutschland- etablire."" Hur Schwächung der Machtstellung der Monarchie! Natür lich war Preußen stärker, als Dänemark die Herzog- thümer besaß, al- es sein würde, wenn ein deutscher Fürst die Souveränetät über dieselben behauptete. Und noch dazu eine sehr von Preußen abhängige Souve ränität. Aber auch die Erwerbung der militärischen Stellungen von Sonderburg, Kiel, Rendsburg, die Tcr- ritorialabtretung zur Befestigung von Düppel und Al fen, die zu stipulircnden Leistungen der Herzogtümer für die preußische Marine, der Nordostseecanal u. s. f. — da» Alle» soll „„genau betrachtet"" Nichts weiter sein, „„als die Forderung einer ganzen Reihe dauern der Leistungen Preußens für die Herzogtümer" ". Da wird man wirklich genau betrachten müssen. Jedenfall- war Preußen zur Heil der bekannten Februardepesche nicht der Ansicht, daß ihm aus jenen Erwerbungen nur Lasten und keine Portheile erwachsen würden. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß die „Nordd. Allg. Htg." neuerdings ihre Leser glauben machen will, die österreichischen Blätter er gingen sich in den maßlosesten, gegen die Person Sr. Majestät des Königs von Preußen selbst gerichteten Ausfällen. . . . Diese Insinuationen der „Nordd. Allg. Atg", die uns hauptsächlich auf eine Täuschung der höher» Kreise in Berlin berechnet zu sein scheinen, müssen wir einfach als willkürliche Entstellung der Wahrheit, als lügenhaft bezeichnen." Tagesgrschichte. Wien, 7. Mai. (Loh.) Fürst Metternich vertritt durch Grafen Mülinen die Ansicht, Italien werde be reitwillig und ernstlich zu einer Vereinbarung der Ab rüstung die Hand bieten. — Die Staatskassen sind an gewiesen, die Staatsnoten gegen Banknoten umzutau schen. — Der Statthalter Fürst Lobkowitz ist nach Innsbruck zurückgekchrt. — Die Situation hat heute den bedrohlichsten Eharakter, die ernsteste Entscheidung steht binnen wenigen Tagen bevor. — (Boh.) In Pola wurden drei Individuen, welche der Brandlegung auf der Fregatte „Novara" ver dächtig sind, verhaftet. Innsbruck, 4. Mai. (A. A.) Gestern Nachtstraf Ihre Majestät die Königin Marie von Sachsen im strengsten Jncoguito, unter dem Namen einer Gräfin v. Hohenstein, mit Gefolge aus Bozen hier ein, nahm Absteigequartier im „Hotel zum österreichischen Hof" und fehle heute Morgen die Reise nach München fort. ll Berlin, 7. Mai. Auch heute erhalten sich hier noch allerlei Gerüchte über Wechsel des Ministe riums, die höchstens insofern Beachtung verdienen, als sic für die Situation und die Stimmung charakteri stisch sind. Danach sollte der Fürst v. Hollcnzollern Mi nisterpräsident, Graf Bismarck Minister des Auswärti gen werden und unter Ander» Graf Schwerin oder gar Prof. Gneist in das Ministerium treten. Es bedarf wohl kaum einer Widerlegung solcher Angaben und cs ist daher zweifelhaft, ob sich die officiösen Abendblätter damit befassen werden. — Ihre Maj. die König in Au gusta ist gestern Abend nach Baden abgereist, wo die hohe Frau auf dringendes Anrathen der Acrzte sich einer Kräutcrcur unterzieht. Des Königs Majestät hat die Sommcrrcsidcnz auf Schloß Babelsberg noch nicht be zogen und wird unter den jetzigen Verhältnisse» vor läufig auch noch hier residiren. Eine Reise außerhalb der preußischen Staaten scheint Se. Majestät für diesen Sommer entschieden aufgcgcbcn zu haben. — Die neue sten militärischen Anordnungen, welche nun auch viele Familienväter zu den Fahnen rufen, üben eine tiefcinschneidcnde Wirknng auf alle Verkchrsvcrhältnissc, es macht sich das hier recht fühlbar geltend. Die hier stehenden Regimenter werden in der nächsten Woche um ca. 8000 —10,000 Mann vermehrt werden, damit be ginnt denn auch die Einquartierungslast für die Ein wohner, welche mehr als 100 Thlr. Miethe zahlen. Seit dem Jahre 1859 ist Berlin hiervon verschont gewesen. Der Magistrat ist bereits mit de» Einleitungen zn der Einquartierung beschäftigt. Die militärischen An ordnungen, welche für den Sommer thcils in Bezug auf Landwchrübungcn, thcils auf Herbstmanövcr der in Preußen und Pommern stehenden Armcccorps be rechnet waren, sind vorläufig sistirt worden, wahrschein lich wird man gänzlich davon Abstand nehmen. Ucbri- gens werden die Landwchrbataillonc zu 500 Mann formirt und zur Besetzung der Festungen verwendet werden. —.Der Fürst von Hohcnzollcrn ist nach Düsseldorf zurückgekchrt, womit wohl die oben erwähn ten Gerüchte ihre Erledigung gesunden haben möchten. K Berlin, 7. März, Abends. In aller Eile noch die Mittheilung, daß heute Nachmittag um '^0 Uhr unter den Linden aus den Ministerpräsidenten Grafen Bis marck geschossen worden ist. Der Thäter scheint einen Revolver abgeseuert zu haben und ist sofort ergriffen und verhaftet worden. Graf Bismarck ist unverletzt. Der König und Graf Wrangel haben sich sofort zu dem Ministerpräsidenten begeben, um ihn zu beglückwünschen. — Ein Extrablatt der „Nordd. Allg. Atg." berichtet über das (von uns bereits durch ein Extrablatt gemel dete) Attentat: Als der Ministerpräsident Graf Bis marck heute Nachmittag '^6 Uhr, von dem Vortrage bei Sr. Maj. dem Könige zurückkchrend, in der Mitte der Lindenallee entlang ging, hörte er, in der Nähe des russischen Gesandtschaft-Hotels angckommen, zweimal hinter sich schießen. Er sah sich um und erblickte vor sich einen kleinen, etwa 24 Jahr alten Menschen stehend, welcher zum dritten Male einen Revolver auf ihn an- lcgte. Der Ministerpräsident sprang auf den Verbrecher los, der zum dritten Male schoß und abermals fehlte. Als er sich aber von dem Grafen gleichzeitig an Brust und am rechten Faustgrlenk gefaßt sah, gelang es ihm, den Revolver in die linke Hand zu nehmen und noch zwei Schüsse aus den Grafen Bismarck abzufruern. Der Paletot, den der Graf über seinem Anzug trug, schwächte die Kraft der Kugeln, so daß der Gras nur contusio 4 nirt ist, der sich nach seinem Hotel zurückbegab, nachdem er den Verbrecher einigen Soldaten de- gerade am Schauplatz der That vorübermarschirenden l. Bataillons deS 2. Garderegiments überliefert. Gott der Herr hat sichtlich über das Leben des Grafen Bismarck gewacht. Seine Verletzungen sind nur unbedeutend, obgleich der Paletot vom Pulver der Schüsse versengt und von den Kugeln durchlöchert ist. Gleich nachdem die That be kannt geworden, erschien Se. Maj. der König im Mi nisterhotel, um sich nach dem Befinden dcS Minister Präsidenten zu erkundigen. Ebenso Se. k. Hoheit der Prinz Karl, Feldmarschall Wrangel und eine große Zahl hochstehender Persönlichkeiten, die sich mit jedem Augenblick mehren. Der Thäter heißt Blind und soll der Sohn des bekannten republikanischen Flüchtlings Blind in Baden sein, der aus Hohenheim zum Zweck hierhergekommcn war, den Minister zu erschießen. (Vgl. telegr. Nachricht.) — (N.-A.) Am Sonnabend hatten sich die Wähler dcS zweiten Berliner Wahlbezirks auf Einladung deS von ihnen gewählten ständigen Comitös von Neuem im „Kolosseum" versammelt. Die weiten Räume deS Saa les sowie die Galerien waren dicht gefüllt. Abg. Oe. Langerhans eröffnete die Versammlung. Er be schränkte sich lediglich darauf, die von I. Jacoby abge faßte Königsberger Resolution der Versammlung vor- zulescn und zur Annahme zu empfehlen. Die Resolu tion hat jedoch mittlerweile aufJacoby's eigenen Wunsch in dem zweiten Theile des vierten Satzes eine Aende- rung erfahren, welche folgendermaßen lautet: „Bis die preußische Regierung ihren deutschen Reformplan vor- gelegt und durch die That bewiesen, daß es ihr um Deutschlands Freiheit zu thun ist, hat die Volkspartei nach wie vor ihre ganze Thätigkeit dem innern Ver- -fassungskampfe zuzuwcndcn." Die Resolution wurde ohne jegliche Debatte mit allen gegen eine Stimme angenommen. — Wie die „N. Pr. Z." hört, ist es nicht wahr scheinlich, daß der Prinz Karl von Hohenzollern die ihm »»gebotene rumänische Krone annehmc. München, 5. Mai. (A. Z.) Auf Grund allerhöchster Entschließung hat das Staatsministerium des Innern und das Kricgsministcrium heute ein Rescript, „die Errichtung von Gcndarmericschulen betreffend", erlassen. Dabei wurde bestimmt, daß von einem noch fcstzusctzcnden Zeitpunkte an die Ergänzung der ab gängigen Gendarmericmannschaft nur durch Bewerber zu erfolgen habe, welche entweder bereits früher längere Zeit im Gcndarmcriecorps gedient, oder die erforder liche Ausbildung für den Dienst in einer Gcndarmerie- schule erlangt haben. — In der hcntigen Sitzung un- sers Schwurgerichts wurde der Literat Herr Mar Schlä gel, Herausgeber des vor einiger Zeit hier erschienenen Blattes „Lucifcr" (und in letzter Zeit eines Münchener Literaturblattcs), wegen eines in demselben enthaltenen Artikels, auf Grund des Art. 122 des Strafgesetzbuches, des Vergehens der Majcstätsbclcidigung für schul dig erkannt und zu einer sechsmonatlichen, auf einer Fcstnng zu erstehenden Gcfängnißstrafc vcrurtheilt. * München, 7. Mai. (Tel.) Durch Rescript des Kricgsministerinms sind sofortige Ankäufe einer weitern größern Anzahl von Pferden für die Cavalerie und Artillerie ungeordnet worden. Stuttgart, 6. Mai. (F. I.) Der erst seit einige» Monaten im Amt befindliche Kricgsminier, General leutnant v. Wiederhold, ist zur Disponibilität gestellt und an seine Stelle der erst seit einigen Wochen von Ulm hierher versetzte Gouverneur von Stuttgart und Divisionär dcrJnfanterie.GcncrallcutnantOskax v.Har degg, znm Kriegsminister ernannt wordcn. Al- Ursache dieses Ministerwcchsels wird angegeben, daß der abgetretene Minister nicht genug für Bereitschaft- stcllung des königl. Truppencorps gcthan und nament lich die angeordnet gewesene Vermehrung des Pferde- standes nicht in vollem Umfange ausgeführt habe. — Ferner soll jetzt die volle Kriegsbereitschaft' des ganzen Truppcncorps für eine gewisse Eventualität, die mit dem Ergebnisse der gestrigen Vundcstagssitzung im Zusammenhänge steht, angeordnet wordcn sein. Darmstadt, 6. Mai. (F. Pz.) Prinz Alexander von Hessen (k. k. Fcldmarschallleutnant und gegenwärtig in Stuttgart weilend) ist zum Commandcur des achten deutschen Armeecorps (Württemberg, Baden u. Hessen- Darmstadt) dcsignirt. Die Mobilmachung wird in den nächsten Tagen erwartet. Weimar, 6. Mai. (§. I.) Die Landtagsabge- ordncten haben sich in ihrer hcntigen Bcrathung der Vundcsrcformfrage zu folgender Resolution geeinigt: „Der preußische Antrag auf Einberufung einer Natio nalversammlung und Feststellung des Tages sür deren Zusammentritt ohne vorgängige Vcreinbarnng über die zu machenden Vorlagen ist entschieden zn unterstützen, jedoch nur unter Vorbehalt näherer Bestimmung über das Wahlgesetz. Nur bei Aufrechthaltnng unbeschränkter Wählbarkeit kann eine wahre Vertretung der deutschen Nation aus den Wahlen hcrvorgchcn. Frankfurt. Nach der „N. A. A." lautet die in der Bundestagssitzung vom 5. Mai vom k. preußischen Gesandten abgegebene Erklärung wie folgt: „Der königl. Gesandte, vollständig vertraut mit den That' fachen und mit den Gcsichtsvunktcn seiner allerhöchsten Regie rung, glaubt im Namen derselben schon jetzt mit Bezug auf den vorliegenden Antrag Folgendes erklären zu sollen: Des Gesandten allerhöchste Regierung ist durch das Verhalten des königl. sächsischen Gonverneincnts allerdings veranlaßt worden, Auskunft über die Motive der fortgesetzten sächsischen Rüstungen zu verlangen, in der Hoffnung, durch die Antwort Sachsens der Nothwendigkeit enthoben zu werden, zum Schube der preu ßischen Landesthcile gegen die sächsischen und die damit in Ver bindung stehenden Rüstungen Vorkehrungen zu treffen. Eine weitere Erklärung, als die in der diesfälligen Depesche vom 27. v. M. enthaltene, ist von der königl. preußischen Regierung nicht ersolgt, ebensowenig sind von Preußen Maßregeln er griffen, welche zn weitern Schlüffen »n Betreff der Absichten der königl. Regierung berechtigen. Aus dem oben bezeichneten Schriftstück selbst aber geht in keiner Weise hervor, daß Preu ßens militärische Maßnahmen den defensiven Charakter v«r- läugucn werden, der dem Verhalten Preußens in dem gelamm ten Verlaufe der gegenwärtigen Krists zur Richtschnur gedient hat. Hiernach liegt der von der königl. sächsischen Regierung behauptete, im Artikel > I der Bundesactc berührte Fall nicht vor, und fällt damit auch der Anlaß für die Schlußerklärung der königl. sächsischen Regierung, wonach sie sich zur Aufrecht- erhaltung von Vcnheidigungsmaßregeln für berechtigt nnd ver pflichtet hielt, selbstverständlich sott." Hierauf sah sich auch noch der kaiscrl. österreichische Gesandte veranlaßt, zu nachfolgender Erklärung das Wort zu ergreifen: „Der Gesandte wär»« sich bei der heutigen rein geschäft lichen Behandlung des königl. sächsischen Antrages einer Aeu ßerung enthalten haben, wenn nicht die Erklärung des königl. preußischen Herrn Gesandten erfolgt wäre. Er sieht sich dadurch veranlaßt zu bemerken, daß nach der ganzen Lage der Verhält niffe der Bundesfriedc nicht al« gesichert erscheint, so lange nicht der hohen Bundesversammlung eben so beruhigende Er klärungen der königl. preußischen Regierung in Beziehung auf Artikel 11 der Bnndcsacte vorliegen, wie sie Oesterreich in der Buv^eSlagSsiyung vom St. v. M. unter Mittheilung der Note des k. k. Gesandten in Berlin vom 31. Mär» feierluh abgege ben hat. Die preußische» Rüstungen siud seither in ihrem vollen Umsangc aufrecht erhalten worden, und wenn in kürz lich veröffentlichten Actcnstücken deS Berliner Cabinets als Grund für deren Fortdauer die militärische» Maßregeln be zeichnet werden, welche Oesterreich au den südlichen Grenzen des Reiches zur Verlheidtguug gegen offeubar drohend« Gefahren anzuordncn genöthigl war, so muß ver Gesandte hcrvorhebeu, daß diese Maßregeln den Schutz der Integrität nicht nor Oester rerchs, sondern auch des Deutschen Bundes zum Zwecke haben. Im klebrigen behält der Gesandte seiner allerhöchsten Regie rung jede weiter sür uöthig erachtete Aeußeruug vor." Hamburg. Als besonderer Abdruck aus dem „Be obachter an der Elbe" mit der Aufschrift „Stimmen aus Norddeutschland", wird folgender Artikel über die Aufgabe des „deutschen Parlaments" hier ver breitet: „Wenn eS denn also Ernst gemeint sein soll mit dem deut schen Parlament, so muß mau sich wohl bequemen, die Sache ernsthaft ins Auge zu fassen. Die Forderung Preußens, daß die Abgeordneten zum „deut schen Parlament" durch allgemeine directe Wahlen er nannt werden sollen, möge als Versicherung dienen, daß wir cs mit keinem Scheinparlamcnt zu thun haben werden, son dern daß die Beschlüsse desselben bindend sein sollen. Gut! Dazu bedars es vor Allem der Macht. Es ist da her unumgänglich nothwendig, daß man sofort dem Parlamente eine Armee als Execulor seiner Beschlüsse gegen etwaige Re- nitcnten zur Verfügung stellt. Man appetlirt an d»e Na tion, folglich muß diesem Gerichtshof anch eine Execu tive zur Seite stehen, denn mit einem Gerichtshof „vereinbart" man nicht. Also erstens: ein Parlamentsheer, das den Fahnen eid zu leisten hat. Soll Deutschland wirklich reorganisitt werden, so müssen die Klein- und Mittelslaaten von der Karte verschwin den, falls das Parlament dies p«r major» beschließt. Denn man darf sich niast der Gefahr der Rheinbündelei rc. aus- setzen. Man hat zu bittere Erfahrungen in dieser Hinsicht un ter Napoleon 1. gemacht. Blose „Militärconvcntionen" genügen nicht. Der Soldat kann nicht zweien Herren dienen. Es muß daher, wie 1815, zu einer Mediatisirung ge gen Entschädigung geschritten werden. Die Klein und Mittelslaaten muffen auf ihre politische Selbstständigkeit, die sich nicht selbst schützen kann, verzichten. Es ist thoricht, von „Slammeseigenthümlichkeiten" zu reden. Wer nur einmal Frankreich durchreist ist, auch ohne der Sprache mächtig zu sein, wird zwischen dem Elsas ser und dem Bretagner, zwischen dem Lothringer und dem Provenzalen, zwischen dem Picarden und dem Lyo» neseu rc. eine größere „Stammcsverscbiedenheu' gefunden baden, als zwischen dem Berliner und Wiener, dem Hol steiner und Sachsen, dem Mecklenburger und Bayer rc. Aber jeder Franzose ist erst Franzose und dann Proven- vale rc. Eine Militärconvention kann daher nur zwischen den Großmächten geschloffen werden. Oesterreich vcrlbcidigt zur See die Adria, Preußen die Gewässer des Noroens. Die strategische Linie, der Convention ist die Mainlinie und die „Stammescigenthümlichkeit" der einzelnen Län der kann nur noch soweit respectirt werden, als man ihnen eine gewisse provinzielle Selbstständigkeit gestattet. Unklug wäre es, wenn sich Preußen Und Oesterreich um Tcutschlanv einander erwürgten. Wir haben 1813 und 1814 die Hilfe der Kosaken, Baschkiren, Kalmükcn und Ta taren gegen die französische Usurpation nicht verschmäht und sehen keinen Grund, weshalb wir die Kräfte der Magyaren, Böhmen rc. verschmähen sollten, welche einem Monarchen ge horchen, der ein Deutscher ist. Die Mainlinie dtängt sich als ein Gebot der Noth wendigkeit von selbst auf und das Parlament führt entweder zum Bürgerkrieg oder — zur Mediatisirung. Der Patriotismus der Fürsten, wie die Kraft des nach deutscher Einheit ringenden Volks wird sich erproben müssen. Unter dieser Voraussetzung kann man sich das „deutsche Parlament" gefallen lassen. Soll eS weniger leisten, so ist es ein Spiclball der Eitelkeit. Das Parlament muß Macht nach außen. Frieden im Innern und — Waffenstill stand der Rivalitäten zwischen Preußen und Oester reich schaffen. Möoe dies das Programm sein, auf wel ches hin die Nation, dre erst eine Nation zu werden hat, ihre Vertreter wählt." * * Altona, 7. Mai. Aus glaubwürdiger Quelle er fahre ich, daß von Seiten der preußischen Regie rung heute dem Hamburger Senatfe die Anzeige gemacht wordcn ist, Preußen halte cs zur Sicherung seiner Etappenstraße für nothwcndig, eventuell das Militär-, Marine- und Polizeiwcsen in Ham burg in die Hand zu nehmen, ohne damit der Souve ränetät der freien Stadt nahe treten zu wollen. Der Senat soll die Angelegenheit an dc» Bundestag ver- wieseil haben. Wie es heißt, wird eine gleiche An forderung an Lübeck gestellt werden, oder ist sie schon gestellt. * Paris, 7. Mai. Der heutige „Moniteur" mel det, daß der Kaiser und die Kaiserin gestern Vor mittag 9 Uhr nach Auxerre gereist sind, um der dor tigen landwirthschaftlichcn Ausstellung einen Besuch ab- zustattcn. Ihre Majestäten wurden aufs Enthusiastischste empfangen und am Thore der Stadt vom Maire mit einer Ansprache begrüßt, auf welche der Kaiser Fol gendes erwiderte: „Ich sehe mit Befriedigung, daß die Erinnerungen an das erste Kaiserreich in Ihrem Gedächtnisse nicht auSgclöscht sind. Seien Sic überzeugt, daß auch ich die Gesinnungen dcS Ober hauptes meiner Familie geerbt habe gegenüber dieser thatkräf- tigen und patriotischen Bevölkerung, welche den Kaiser in gu ter und schlimmer Zeit unterstützt hat. Ich habe dem Depar tement der Bonne noch die Schuld meiner Dankbarkeit dafür zu entrichten, daß es eines der ersten war, welches mir seine Stimme im Jahie 1848 gab, weil es, wie die Mehrheit des französischen Volkes, wußte, daß seine Interessen auch die mei nigen waren, daß ich in Uebcrcinstimmung mit ihm die Ver träge von >8lü haßte, ans denen man heutzutage die einzige Basis unsrer auswärtigen Politik machen will. Ich danke Ihnen für Ihre Gesinnungen; in Ihrer Mitte fühle ich mich wohl und zufrieden, denn unter der arbeitsamen Bevölkerung von Stadt nnd Land finde ich den wahren Genins Frankreichs wieder." — Der „Moniteur" meldet, daß die Geranten der Blätter „ Avenir National", „ Constitutionnel", „Tcmps" und „Opinion Nationale" zum nächsten Frei tage vor das Zuchtpolizeigericht des Scincdeparte- ments geladen sind, weil sic einen anticipirten Bericht der Sitzung des gesetzgebenden Körpers vom 3. d. M. gegeben haben. — Wie man der „K. Z." schreibt, hat die Polizei gestern plötzlich ein Verbot gegen das Ab halten der Boulevardsbörse erlassen. * Brüssel, 7. Mai. (Tel.) Wie gerüchtweise verlau tet, würde das Ministerium der Kammer demnächst einen Gesetzentwurf vorlegen, wodurch es ermächtigt wird, den Effectivbestand der Armee auf 80,000 Mann zu erhöhen. Die betreffenden Einbcrufungsschreiben sollen bereits unterzeichnet sein. Florenz, 6. Mai. (K. Ztg.) Der König hat heute Morgen die Beförderungen in der Marine unterzeich net. — Ein Circular des Kriegsminister- verfügt, daß Freiwillige mit Verpflichtung auf cm Jahr bei der regulären Armee zuzulassen seien. Die „Opinione" meldet, es sei ein Decret wegen Formation eines Frei- willigcncorpS unterzeichnet und ein Comitö ernannt wordcn, der zur Organisation Vorkehrungen treffen solle. AuS Florenz, 7. Mai, wird (über Berlin) tele graphisch gemeldet: In allen Provinzen zeigt sichEnthu - siaSmus sür den Krieg. In Genua haben Mani festationen unter den Rufen: „Es lebe der Königs ES lebe Garibaldi! ES lebe der Krieg!" stattgefunden. In zwei Tagen haben sich ebendaselbst 500 Freiwillige ge meldet; die Nationalgarden bieten überall ihre Unter stützung an, die einberusenen Dienstklassen sind durch weg vollzählig. Die Municipalitäten von Neapel, Crema und Palermo Haden für diejenigen ihrer Bürger, welche sich in dem Nationalkriege auszeichnen würden, Pen sionen votirt. — Prinz Humbert ist nach der Lom dardei abgegangen. — AuS Genua wird der „A. Z." geschrieben, daß von mchrern Börsen Italiens Deputationen an dcn Finanzminister nach Florenz abgegangen sind, um denselben zu bitten, daß er Geeignetes verfüge, um dem drohenden allgemeinen finanziellen Ruin vorzu beugen. London, 5. Mai. (E. C.) Das Vorkommen der Cho lera unter den durchziehenden deutschen Auswan derern, welches häufiger zu werden droht, veranlaßt die englischen Behörden, ihre Vorsichtsmaßregeln da gegen zu verstärken. In Liverpool sind von den deutschen Auswanderern zwei plötzlich erkrankt und, nachdem sie in ein städtisches Spital gebracht waren, dort nach kur zer Frist gestorben, nach dem Zeugnisse des Spitalarztes unzweifelhaft an der Cholera. Wie es heißt, befinden sich noch mehr Cholerakranke in der Stadt. Schlimmer noch ist der folgende Fall. In Liverpool ist die Mel dung eingetroffen, daß die vorgestern von dort abgegan gene „Helvetia" »on Queenstown wieder umkehre, weil unter den deutschen Auswanderern die Cholera ausge- brochen sei. Die Passagiere schienen bei der Abfahrt Alle in guter Gesundheit; aber kurz nachher zeigte sich die Krankheit, und bis zur Ankunft in Queenstown waren schon zwei Todesfälle vorgekommen. Infolge dessen verweigerte es der Admiral von Queenstown, das Schiff in den Hafen einlaufen zu lassen, weil cs a» Aufnahmeanstalten für die Kranken fehle; da- Schiff wird nun nach Liverpool zurückkchren, wo man Anstal ten zur Unterbringung der Patienten trifft. Die Nach richt verursachte dort große Aufregung; und bereits hat die Regierung Weisungen hintclcgraphirt, um die wei tere Zulassung deutscher Auswanderer zu hemmen, so lange nicht durch ärztliche Untersuchung ihre Gesund heit völlig constatirt sei. Auch in Southampton wer den die Vorsichtsmaßregeln infolge des jüngsten Erlas ses des Gehcimraths verschärft. Die „National-Steam- Navigation-Company" hat beschlossen, die Beförderung deutscher Auswanderer auf ihre» Schiffen vorläufig ganz cinzustcllen. (Auch die Liverpooler Schiffsrhedcr haben beschlossen, wegen der vielen Cholerafälle keine deutschen und holländischen Auswanderer mehr in Liverpool auf- zunchmen.) — (H. N.) Der Beamte im Handelsamt, Hr. Mal let, welcher die Tarifverhandlungen in Wien leitet, ist für die Dauer derselben zum Range eines Gesandte» erhoben wordcn, um ihm dadurch dcn unmittelbaren Verkehr mit dcn österreichischen Ministern zu erleichtern. Die Verhandlungen werden mitten im Drange der Zeit fortgesetzt, nachdem für deren Abschluß im vorigen Jahre ei» Termin von beiden Seiten festgesetzt worden war. — Die Abberufung des Gouverneurs Eyre von Ja maica und die Ernennung des Herrn Will. Rawson zu seinem Nachfolger ist so gut wie abgemacht. Der Letztgenannte'war früher Privatsecretär des Hrn. Glad stone, diente später in Canada, Mauritius und am Cap und ist gegenwärtig Gouverneur der Bahamainseln. — Bei dcn Parlamcntsverhandlunacn am 4. Mai erhob im Unterhause Mr. Blake bittere Beschwerde darüber, daß im Gefängnisse von Waterford in Irland die nach der Sus- pcndirung der HabcaS-Corpus-Acte verhafteten und noch immer festgehaltencn Personen mit ungesetzlicher und unröthigcr Hätte behandelt würden. Der Attorney-General für Irland ver sicherte, daß die Regierung sür eine möglichst gelinde Behand lung der gefangenen Fenier sorgen werde. Mr. Bagwell und Sir H. W. Barron waren der Meinung, daß cs endlich Zeit sei, die verhafteten Fenier Mann für Mann vor daS Ge richt zu stellen nnd die Harmlosen unter ihnen in Freiheit zu setzen. Mr. Maguire oemerkte, daß die irischen Bauern auS Furcht vor der diScretionären Gewalt, welche die Snspendi rang der Habeas Corpus Acte dcn Behörden gicbt, schaaren- weise nach Amerika auswandcrn. Mr. C. Fortescue be thcuerte, daß keine einzige Verhaftung ohne Noth vorgenommcn wordcn sci, und daß kein Verhafteter unnöthig scstgehaltcu werde. Den irischen Bauern, die sich in die unglücklettge Fe- niervcrschwörung nicht verstricken lassen oder, wenn sie darin verstrickt sind, sich wieder von ihr lossagen, werde di« discrc tionüre Gewalt der Behörden kein Haar krümmen. — Nach einigen unbedeutenden Zwischcnvcrhandlungcn machte Mr. T. Griffith auf dcn kritischen Stand der Beziehungen zwischen Preußen, Oesterreich und Italien aufmerksam. In der französischen Kammer sci eine Erklärung abgegeben wordcn, und wcnn diese hier bestätigt würde, wäre seinem Zweck ge dient. Die Lage des Contrnents erscheine äußerst drohend. Ungeheure Trüppcnmassen seien unter die Waffen gerufen und Italien sei in höchst unglücklicher Weise rn den Kampf hineingezogen wordcn. Die Stimmung Englands, denke er, würde gegen eine Verbindung Italiens mit Preußens scin, da sic dazu dienen würde, Schleswig-Holstein zu erobern oder zu knechten. Man wisse, daß in Italien die Baarzahlungen suspendirt worden, und daß die Nationalbank der Regierung eine Anleihe von l" Mill. Psd. St. bewilligt hat. Solche Ausgaben müßten natürlich große Äcsorgniß erregen. Die von Rouher in der französischen Kammer abgegebene Erklärung schrinc höchlich besricdlgcnd und vernünftig, da sie darauf be rechnet sei, sowohl Italien wie Oesterreich vom Beginn mili tärischer Operationen abzuschrecken. Er würde sich glücklich schätzen, zu erfahren, daß die französische und englische Regie rung in Einklang handeln und ein gutes Einvernehmen sowohl in Bezug auf diesen Gegenstand hätten, wie in Bezug auf die Donausürstentdümer, wo eS für EnropaS Vortheil wäre, die Politik Frankreichs zu unterstützen. Mr. I. White sagte, daß dieser Gegenstand von sehr großer Wichtigkeit sei. Hoffentlich werde das Haus die Versicherung erhalten, daß die Regierung im Verein mit ihrem Alliirten, dem Kaiser der Franzosen, alle gehörigen Mittel angcweudet habe, um das Unglück eines Kriegs ausbruches abzuwehren. Zugleich könne er nicht umhin, zu be merken, daß die kritische Lage Europas ganz und gar durch das Benehmen des vorigen Ministeriums herbcigeführt worden sei. Er habe allein gestanden, als er in der Adreßdebatte der Saison von 1884 sagte, daß der damalige Leiter der auswärti gen Angelegenheiten (Ruffell), mit der Verwerfung des franzö sischen Congreßvorschlagcs eine dcn Interessen Englands höchst nachtheilige Politik befolgt habe. Hoffentlich werde die Regte- rung versichern können, daß der Unmuth des Kaisers der Fran zosen über die im Jahre 186» erfahrene Behandlung sich ver loren habe, und daß er mit England Zusammenwirken werde, um den Ausbruch von Feindseligkeiten abzuwenden. Ministc- rielle Erklärungen erfolgten nicht. Gl. Petersburg, 4. Mai. (H. N.) Der General- gouverneur von Finnland und Commandeur der Truppen des finnländischen Militärbezirks, General der Infanterie Baron Rokassowski, ist auf sein Ansuchen dieser Aemter enthoben worden. An seine Stelle tritt der Generalleutnant Graf Adlerberg III. Au- New-Port, 21. April, wird gemeldet: General Meade, der zu Eastport angekommen ist, hat ein: Zu sammenkunft mit dem britischen General Boyle gehabt, worauf Ersterer e» übernahm, jedwede Störung feiten der Fenier in der Umgebung von St. Stephen (ein Calais gegenüber liegender Grenzort in Neubraun» schweig) durch Unionstruppen zu verhindern, während die für jenen Platz ursprünglich bestimmten britischen Truppen in St. Andrew stationircn sollen. Wie eS heißt, hat Genes! Meade Verstärkung verlangt. Die
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