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Dresdner Journal : 12.04.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186604129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1866
-
Monat
1866-04
- Tag 1866-04-12
-
Monat
1866-04
-
Jahr
1866
- Titel
- Dresdner Journal : 12.04.1866
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82. Donnerstag, den 12. April. 1866. Dres-nerMmnal Verantwortlicher Redactau: I. G. Hartmann. Ad»«r*MltH»rrtsr: ^rlick: ^1^. — ^. i ^itkrlick: 1 „ lS „ l tritt ko,t a 8t-'-»p«l- ^ouitUvk: — „ iS „ l »Maoto» Huuuuvro: i ,, ) »>s«ratr«prrtsr: ^iir ti»u,o «io«r 2«U«: l K»r. vottr ,,LioL«»»oat" <U« L»U«: > Kxr. Lrschri««»: lAkNvk, wit 8er 80110 noä t'eiert«»«, Xdemie für Lea foi^euüeu 1»F. >»stratt»an»ah«t »uowärt,: t.«ip»i»: k». ö^»o»r«rr»>, 6ouuoi»ii<,uür 8«« llr««äa«r ^ourn»I»; ebeiiä»».: ir.kxol.iit, Lvo», Ko»r; «amdLr^-Zoriin- V>«t-kr»rrktLit».H.: Unmsril» LVool.»»; «erll»: t-»vriv»'»et>« Nuvkk., kiirxxitr»»'» 8ure»u- Lr«m«l: L.8cul.orr», Vr,»i»a I.. 8r^xuxx'»Xu»c>oeelldur«»u, 81»,« t 8«xeiu»^u„,; rriuLMrl». N.: ^^run'ecb» Suebd.; «»w! Xo ?»rii: II^VL», k^rrirx, Lv».i.»x» t Co. (8, kl,e« 8« l» boures); kr»»: tx. Lu»i.ic»'» 8u<bk,; Wien: ^l,. Orr»l.n. Herausgeber: Itüoigi. kapoäitioo 8«e iiresüuer Journal», vresäou, tso. 7. Amtlicher Theil. Verordnung, da- Verbot der Ausführung von Pferden über die sächsische Zollgrenze betreffend, vom 10 April 1868 Mit Allerhöchster Genehmigung wird die Ausfuhr von Pferden über die sächsische Zollgrenze vom 14. dies. Monats an bi- auf Weitere» hierdurch verboten. Durch diese MaaSregel soll indeß der gewöhnliche kleine, namentlich landwirthschaftliche Verkehr an der Grenze nicht gestört werden und eS ist deshalb entspre chende Anordnung getrosten worden. Hiernach haben siäh Alle, die eS angeht, gebührend zu achten. Dresden, am 10. April 1866. Finanz - Ministerium. Frhr. do« Friese». Schäfer. Nichtamtlicher Theü. Uebersicht. releg-Hphische Nachrichte». Leitungsschau. (National-Zeitung. — Kölnische Zei tung. »- Neue Preußische Zeitung. — Debatte. — Presse. — Ost-Deutsche Post. — Frankfurter Jour nal. — Frankfurter Post-Zeitung.) TageSgeschichte. Wien: Organisation der Generalpost- direction. Strahenbauconcurrenzgesetz. Verzinsliche StaatSkassenscheine. Zeitung-verbot. Audienz der galizischen Deputation. — Berlin: Adrefle der Kaufmannschaft an den König. ErgebenheitSadreffen an Bismarck. Die neue österreichische Note. — Königsberg: Die Kaufmannschaft zur Verantwor tung gezogen. Redacteure in Haft. — Glogau: Rüstungen. — Gumbinnen: Politische Versammlun gen.— Vom Rhein: Versammlungen. — München: Bayerschr Note nach Wien u. Berlin. Pferdrankäufe. Frankfurt: Bunde-tagSsihung-bericht. — Pari»: Revue. Ball. Au« Japan. — Florenz: SmMe in Rimini. Parlamentarisches. — Neapel: Prinz Napoleon. Universität geschlossen. — St. Peters burg: Aktenstücke zur Donaufürstrnthümerfrage. — Warschau: Tagesbericht. Schletwig«Holstei». (Erbeutete dänische Geschütze ver kauft. Octroyirung.) Ernennungen, versetz»ngea re. i« »sittliche« Dir»ße. Dresdner Nachrichte«. Provinzialnachrichte«. (Leipzig. Annaberg. Pott- schappel.) Eingesandt»». Statistik und voH»»irthschast. Feuilleton. Inserate. Dage»kole«tzrr. Biirse»««ch» richten. Telegraphische Nachrichten. London, Mittwoch, 11. April. Da» Meeting der Liberale« beim Grafen Russell ist befriedigend ausgefallen. Die Regierung bat die beste Aussicht, die zweite Lesung der Rrformbill baldigst durchzusetzeu. Kopenhagen, Dienstag, 16. April, Abend». In der heutigen Sitzung de» Reich»raH»-voll»thi»g» wurde die Schlußberathung de» Militarbndart» fort gesetzt. Dir Aendrruug»v«rschlagr de» AriegSmivi- per», welche auf Bewahrung der Krieg»stirke gerichtet waren, wurden verworfen; doch ist eine Modifikation dieser Beschluße» durch den Reich»ath»-L>nd»thing wahrscheinlich. FtuiUtton. Dre»den, 1l. April. Das für morgen von der k. sächs. Kammervirtuosin Maria Krebs veranstaltete L oncert erscheint zwar als rin Spätling der Saison, aber eS ist vollberechtigt zur allgemeinen Theilnahme de» Publikums durch den wohlthätigen Zweck, dem die Eoncertgebrrin so wie alle sie unterstützende künstle rische Persönlichkeiten ihre Leistungen in lobenSwerther Weise widmen. Der Ertrag des ConcertS ist bestimmt, für die äußerst bedürftige Lage der hinterlassenen Fa milien zweier verstorbener Musiker Hilfe zu gewähren, deren einer seiner Zeit zu den Virtuosenautoritätrn der musikalischen Selons zählte. Möge mildthätiger Sinn und Interesse für die gebotenen manntchfachen Pro duktionen deS ConcertS sich vereinen, um durch zahl reichen Besuch den edeln Zweck desselben erfüllen zu helfen. E. B. Pari», im April. Gönnen Sie neben Ihrem regelmäßigen Berichterstatter au» der Seinehauptstadt diesmal ausnahmsweise auch einem Andern da» Wort, um seiner herzlichen Freude über die, von ihm nach langjähriger Abwesenheit von hier gemachte Wahrneh mung Ausdruck zu verleihen, daß die deutsche Kunst in Pari» mehr und mehr Eingang findet. Die große Oper wird jetzt von dem, nach 16 Jahren wieder auf genommenen „Don Juan" beherrscht — eine Vorstel lung, prachtvoll in ihren Einzelheiten, bewunderuSwerth, was die mioo-va -ovt»« und Ausstattung betrifft. Da» lhrische Theater, da» erst seit wenigen Jahren eine klein« Subvention erhält, hat auf eigene Gefahr mit dem Glubschen „Orpheus" der deutschen Oper den Weg gebahnt. Jetzt bilden die „Entführung", „Zauber- flöte", „Vvoi fax wttv", „Freischütz", „Oberon", sogar Dresbe», 11. April. Der preußische Antrag auf BundeSreformwird von den deutschen Blättern weder mit hoffnungsvollen WoMM begrüßt, noch al» ein wichtige» politische» Mo- me^k di der gegenwärtige Krisi» behandelt. Es kann sich freilich bei diesen Mthrilen der Tagespreise nur um Stimmungszeichen handeln, nicht uWmine ein gehende sachliche Beurtheilung de» preußischen An, tragS, da der letztere seinem Wortlaute nach erst heute* durch die Frankfurter Blätter bekannt wird. Die„Na- tivnal-Zeitung" sagt: „Der kühne Sprung von der Note vom 26. Januar in da- deutsche Parlament „auS direkten Wahlen und allgemeinem Stimmrecht" scheint dem Grafen BiSmark keineswegs zu gewagt. Leider wird aber Niemand je die- Parlament zu sehen bekom men, denn vorerst werden die Regierungen sich über eine „Vorlage in Betreff der Reform der Bunde-verfassung" zu einigen haben, und alle Welt weiß, wa- da- bedeu ten will. Gewiß ragt Herr v. Bismarck durch eine Fruchtbarkeit an den verschiedenartigsten Projekten her vor, um welche ihn vielleicht mancher seiner diplomati schen College» beneiden mag. Leider bemerken wir nur nicht, daß, da- eine Pensum gelöst wäre, bevor da-an dere in Angriff genommen wird. Ohne daß wir bi» jetzt eine einzige positive Errungenschaft in der Hand haben, werden die alten Ausgaben nur mit neuen, immer »erwickeltrrn durchgesetzt, und wie der Knäuel sich zu letzt entwirren soll, da- ist kaum mehr abzusrhen." — Die „Kölnische Zeitung" sagte schon auf die erste Nachricht von dem bevorstehenden preußischen Anträge hin: „Bunde-reform, Parlament, deutsche» Nationalparla ment, auf Grund deS allgemeinen Stimmrecht- einbe rufen — da» sind die Projekte, die neben so vielen andern da» rastlose Gehirn de» Grafen Bi-marck be schäftigen. Er hat stet» für alle- parlamentarische We sen die größte Verachtung bezeigt, und jetzt soll ein demokratisches Parlament der große Anker seiner Staats- kunst sein! Ach, wir befürchten, daß auch Deutschland auS den schwersten Sorgen nicht herauSkommen, weder Ruhe noch Rast finden wird, so lange Graf Bismarck in Preußen daS EtaatSruder führt! WaS soll au- Preu ßen werden bei jenen „aufgehäuften Projekten!" — Und wenn so die liberalen preußischen Blätter urthei- len, so nehmen die-mal auch die feudalen Organe An stand, mit Graf Bi-marck zu gehen. Ueber die Legi- timitäMedankrn konnten sie sich hinwegsetzen, aber nicht über Parlament-an-fichten. Die „Neue Preußische Zeitung" tröstet sich zwar damit, daß e- mit dem Par- lament-antrage noch gut« Wege habe. „Die Vorschläge — sagt sie — sollen erst den Regierungen »orgelegt werden behufs der Verständigung, — womit eS gewiß lange Zeit dauern würde, wie man auS früher» Vor kommnissen schließen darf, wenn erst der Anttag über haupt Annahme findet, wa- un- nicht wahrscheinlich ist." Dann aber fährt sie fort: „Wa- «un aber de» Vor schlag betrifft, daß die von der Bunde-versammlung be schlossene Verfassung einem direkt gewählten deutschen Parlamente zur Berathung vorgelegt werden soll, so müssen wir sagen, daß wir dir» di- jetzt nicht verstehen können. Wir haben zu der politischen Schwungkraft und Einsicht unser- jetzigen CabinrtS so große- Ver trauen und wißen seine Verdienste um da» Vaterland so hoch zu schätzen, daß e» un- nicht einfällt, kurzweg abzuurtheilen in dieser schwierigen Sache. Aber wir wünschen und bitten, daß dem Lande — zumal den Conservativen — soweit möglich eine Aufklärung ge geben werde über diesen Schritt der Regierung, der sonst »ieUeicht gerade treue Freunde irre machen möchte." Die Urtheile Wiener Blätter über den Reformantrag sind wegen ihrer Bitterkeit nur theilweise wiederzugeben. Die „Debatte" ist der Meinung, „daß Graf Bismarck nur eine Brandrakete in da- deutsche Volk schleuderte, um die Aufmerksamkeit von der Herzogthümerfrage ab zulenken., Er hofft zu gewinnen, wenn erst der Zwie spalt der Meinungen wieder zu Tage tritt, und er ge denkt, von den Fürsten an- Volk zu appelliren oder die „Heimkehr" von Mrndel-sohn den Stock de- Re pertoire- und helfen selbst manche moderne französische Effectoper tragen; in diesem Augenblicke aber wird an derselben Bühne di« „Armidr" von Gluck einstudirt. Die weltberühmten Eoncerte de- Conservatoire lie fern unvergleichliche Aufführungen der Werke von Haydn, Mozart und Beethoven, und haben soeben, mit groß artigem Erfolge, auch R. Wagner in ihre Programme aufgenommen. Ebenso bringen die Pa-deloup'schen VolkS- concerte im kaiserlichen Eircu- fast ausschließlich Eom- positionen von Litern und neuern deutschen Tonmei stern. Nicht mindere Pflege erfährt die deutsche Kam mermusik, welche vor wenigen Monaten durch eine Reihe von Produktionen der Gebrüder Müller noch nicht da- gewesene Triumphe gefeiert hat. Aber auch die Er lernung der deutschen Sprache hat in den letzten zehn Jahren hier gewaltige Fortschritte gemacht. Da- Deutsche bildet bereit» beinahe einen integrirendrn Theil der Er ziehung, und auch der Kaiserliche Prinz soll dasselbe schon ganz prächtig sprechen. Am 3. d. M. veranstaltete die Fürstin Metternich sogar eine deutsche dramatische Soiree, zu der etwa 4V Einladungen ergangen waren. Unter den Anwesenden befand sich auch der preußische Botschafter, Graf v. d. Goltz. Der Vorleser aber »ar Herr Bogumil Dawilon, der den Monolog de» Ham let und die große Scene de» Dänenprinzen mit Ophelia sowie den erste« Act au» „Richard Ul" von Shakespeare vortrug. DaS Journal „La Presse", welche» Herrn Dawison den „deutschen Talma" «enat, schreibt über diese Soiree: „Diejenigen, welche den gefrierte« Ra- »rn diese» Künstler» kennen, werden e» begreiflich fin de«, daß der Erfolg de» große« deutsche« Schauspie ler» «in vollständiger war". umgekehrt, je nachdem die- in seine Pläne taugt. Deutsch land ist aber noch nicht reif, um in Graf Bi-marck den Regulator seine» öffentlichen Leben- zu sehen, und e» wird «daher auch seine Stellung zu nehmen wissen." — Die „Presse" sagt: „Einstweilen wird da- gesammte deutsche Volk darüber einig sein, daß man «- mit einem Schachzuge zu thun habe, welcher den Zweck hat, Zwie tracht zu säen zwischen den deutschen Regierungen und zwischen den Regierungen und Völkern. Graf Bi-marck hält e» nicht für geheuer, den Krieg mit Oesterreich zu beginnen, während die Welt Ruhe genug hat, um seine Politik zu durchschauen und sich derselben entgegenzu- stemmen. Der Conflict soll daher in der Schwebe blei ben, damit Zeit gewonnen werde, die Zustände Deutsch- hmd» total zu ve wirren und sodann im Trüben zu fischen. So wird das gesammte deutsche Volk mit un- den preußischen Reformvorschlag'auffassen. Das Ver halten Oesterreichs und der übrigen deutschen Staaten in dieser Lage scheint uns klar vorgezeichnet. ES ist überflüssig, da- preußische Project zurückzuweisen. Man lasse sich in die Verhandlung« ein und wird ja dann sehen, wa» bei denselben hemkuSkommt. Da jedoch die br«nnende TageSfrage, die schleswig-holsteinsche Ange legenheit, mit der Bunde-reform nicht da- Mindeste gemein hat, so muß die Lösung dieser Frage mit aller Entschiedenheit in Angriff genommen und durchgesührt »erden. Dann wird sich zeigen, daß Preußen, sobald e» sein Spiel vereitelt steht, dasselbe auch al-bald auf- giebt. Da- deutsche Volk aber wird noch länger auf die Reform deS Bunde- warten, in der Erkenntniß, daß, so lange Graf Bismarck der Minister Preußen ist, an eine gesunde, befriedigende Bunde-reform nicht zu denken ist. Die^Losung der Deutschen gegenüber dem preußischen Reformvorschlag wird lauten: I>meo v»o»o» et äon» sereotes." — Die „O st - D e u t sch e P o st" schreibt u. A.: „Wir haben eS mit einem kecken Schach- zug« der Cabinet-politik de» Grafen Bi-marck zu thun, welche sich de- volksthümlichsten deutschen Gedanken- bemächtigen will, um nicht bloS specifisch preußische, sondern auch specifisch reaktionäre Zwecke zu fördern. Die Absicht, Bundesgenossen zum Bürgerkriege zu wer ben — da- ist der Zweck de- preußischen Antrag-, wel cher sich, von diesem Gesichtspunkte au- betrachtet, nur al- eine Fortsetzung der preußischen Circulardrpesche »o» 24. März darstellt. Die Frage, inwieweit Preu ße» auf die deutsche» Regierungen rechnen köune, wird durch diesen Anttag mit steigender Stringenz wieder holt. Graf Bi-marck hat dir richtige staatsmännische Einsicht, daß große Umgestaltungen nur durch Ereignisse und Thaten, nicht aber durch diplomatische Verhand lungen erzielt werden. Die Erwerbung der Machtmittel de- Deutschen Bundes unter dem Drucke einer großen Action und unter der Perspective eine- Kriege- ist da» Ziel de» Grafen Bi-marck. Dabei geht sein Streben dahin, sich den Bund bereit- für den Krieg mit Oester reich dienstbar zu machen und die Stütze, welche ersterer Oesterreich jedenfalls bietet, zu zerbrechen." Auch Aussprüche mitteldeutscher Zeitungen über den Reformantrag liegen bereit» vor. Die Frankfurter Blätter konnten ihrem Urtheile puch schon den Wort laut deS preußischen Anträge» — ven sie veröffentlichen und den morgen daS „Dr. I." mittheilen wird — zu Grunde legen. DaS „Franks. Journal" schreibt: „Graf Bi-marck erstrebt für Preußen die militärische und diplomatische Führung wenigsten- deS Norden- von Deutschland. Er erstrebt die- allerdings auf dem cor- recten Wege der Bundesverfassung, also auf Grund der freien Vereinbarung mit den übrigen deutschen Regie rungen, und will gleichzeitig dieser Reform der Bun desverfassung die Sanktion de- VolkSwillenS zuwenden. Ein kühne» Beginnen in der That von Seiten eine» Manne-, der seither in der rücksichtslosesten Weise so wohl den Regierungen der deutschen Mittel- und Klein staaten wie den Wünschen deS eigenen Landes entgegen- getreten ist und der mit Oesterreich Noten wechselt, wie sie sonst nur dem Ausbruche eines Kriege- vorauSzu- gehen pflegen. Wir wollen einmal von Oesterreich ab« sehen, dessen Organe übrigen- schon jetzt mit ziemlich unverhohlener Feindschaft diesem preußischen Antrag« sich gegenüberstellen, — wie aber glaubt Graf Bi-marck mit ^n Mittelstaate» sich zu einigen? ES kann doch, wen» der legale Weg der Bundesverfassung auch fer nerhin eingehalten werden soll, nur durch Stimmenein- helligkeit der preußische Anttag zur Annahme gelangen, — ist Graf BiSumrck dieser Einmüthigkeit seiner Bun desgenossen sicher? Dies ist die nächste und die ent scheidende Frag«, und erst wenn sie bejahend beantwortet ist, würde sich die weitere Frage erheben, ob sich in Deutschland eine Volksvertretung finden wird, welche die Hand dazu bieten möchte, dem Grafen Bismarck au» der Verlegenheit zu helfen, in die er im Verlaufe sei ner Politik gerathen ist. Haben wir gegen die Ver ständigung mit den Regierungen einstweilen noch ziem lich erhebliche Bedenken, so ist uns, wie wir die Stim mung in den Vvlkskreisen kennen, das Mißlingen einer Einigung mit einer deutschen Volksvertretung bis jetzt wenigstens ganz unzweifelhaft." — Die „Franks. Postzeitung" sagt: „WaS die Anträge auf Reform d^ allerdings sehr reformbedürftigen BundeswesenS be trifft, so kennzeichnen sie nur die an gelinde politische Verzweiflung grenzende Verlegenheit des jetzigen Len kers der preußischen Regierung. Die Umkehr Preußens zu einer bundeStreuen Politik ist das einzige Mittel zur Vermeidung eine- Bürgerkriege-. Wie kann man nun wohl in Berlin glauben, daß Regierer und Regierte der Aufrichtigkeit und dem bundestreuen Eifer eine- StaatsmanneS vertrauen sollen, der noch vor wenigen Tagen dem Bunde deutscher Nation an- Leben wollte und bald de- großen Friedrich- Krückstock, bald dessen Degen über ihm schwang! Und dem Staate, der von solchen Staatsmännern regiert wird, sollen mittelst Re form der BundeskriegSverfassung die bewaffneten Söhne der übrigen deutschen Bevölkerungen, da- Bestimmungs recht über Krieg und Frieden «»vertraut werden! Der eingefleischteste Gegner alle- konstitutionellen Leben verspricht dem deutschen Michel allgemeine- Stimmrecht und direkte Wahlens" E- spreche sich, sagt da- Blatt schließlich, hierin da- vollkommene Darniederliegen der preußischen Sta«t-kunst au-. Tagesgeschichte. Wie», S. April. (W. Bl.) ES wurde bereit» mit gelheilt, daß im Handel»ministerium ein neue- Depar tement al-General postdirection eingerichtet wurde. Ueber die Organisirung diese- Institut- meldet die „De batte": Der Generaldirektor untersteht unmittelbar der Person de- Minister», und die Dienstcorrespondenz der Unterbehörden ist wie bisher an da- Ministerium oder den Minister zu richten. Der Beschlußfassung diese- letztern sind alle wichtiger» Angelegenheiten Vorbehalten. Zur Formulirung der Anträge über alle Gegenstände von Jmportanz steht dem Generaldirektor ein Gremium von (vier) Oberposträthen zur Seite, an dessen Be schlüsse er jedoch nicht gebunden ist. Zur Vorbereitung der dringendsten Verbesserungen ist eine Commission be reits eingesetzt worden. Das Postbüreau bildet jetzt da» vierte Departement der Generaldirektion, befaßt sich aber wie bisher mit dem gesammte» PostcourS-, CartirungS- und JnstradirungSwesrn, mit den Distanz- auSmrssungen, kartographischen und statistischen Arbeiten und andern Hilfsarbeiten für die Zwecke der Centtal- lritung. Auch sollen noch drei „Inspektoren" fungiren, welche ebenfalls zum Ganzen der Generaldirektion ge hören und wahrscheinlich eine Art von ambulanter Eon- trole vorstellen svllen. — DaS vom «iederösterreichische« Landtage in der heurigen Session berathene und an genommene Straß enconcurrenzgesrtz hat nach des sen Vorlage die allerhöchste Sanktion abermals nicht erhalten, „weil nach dem betreffenden Paragraphen kein LandeSgesetz, sondern bloS ein Beschluß de» Landtags al» genügend erachtet wurde, um eine BczirkSstraße auf zulassen." — Nach der „Presse" »ürde eS sich bei der in Berathung gezogenen HinauSgabe eine» neuen Cir- David «ad Charle» Livingstone. Die berühmten Afrikareisenden haben durch ihre neuen Mission-reifen in Südafrika in den Jahren 1858—1864 unsre Kenntniß der dortigen Länder und Völkerschaften in außerordentlicher Weise bereichert und berichtigt. Sie unternahmen dieselben im Auftrage und mit Unterstützung der englischen Regierung, besuchten hauptsächlich den Zambesi und seine Nebenflüsse, dran gen von der Südostküste Afrika- sowohl westlich al- nördlich in- Innere diese- Continent- auch in Land touren vor und gelangten im Norden zu den Ser« Echirwa und Nyassa. In einem neuen zweibändigen Werke, welche- jetzt ins Deutsche übersetzt von Martin, mit Karte, vortkefflichen Illustrationen und elegant au»- gestatttt bei H. Costenoble (Jena »nd Leipzig) erschienen ist, empfangen wir von David Livingstone nach seinen und seine- Bruder- Tagebüchern eine ausführliche Schil derung. In schlichter und treuer Erzählung, mit viel seitiger, kenntnißvoller und besonne»« Beobachtung giebt er eine möglichst klare Darstellung von vorher uner forschten Landstrichen mit ihren Stromgebieten, Natur produkten und Fähigkeiten, und über daS durch den Sklavenhandel dort herbeigeführte Elend. Er und seine Gefährten waren die Ersten, die Gelegenheit hatten, sich darüber ein Urtheil zu bilden. Livingstone sagt selbst, er fürchte, acht in Afrika verbrachte Jahre hätten seine Fähigkeit, englisch zu schreiben, nicht verbessert. Aber Da-, wa- seinen Darstellungen an schriftstelleri scher Gewandtheit abgeht, wird voll «rsetzt durch die Neu heit der dargestrllten Scenen und den neuen Ausschluß, der über jenen Fluch Afrika- und jene Schmach, die noch jetzt im 19. Jahrhundert aus einer europäisch«« Ratio« liegt — de« Sklavenhandel >— gegeben wird. Die Portugiesen find bekanntlich i« Besitz jener SLdofikLfi* Afrika», verhi»d«r« all« a»-lLndische» Han delsverbindungen und jeden civilifirenden Verkehr, und beanspruchen Macht über da- Innere de- Lande», obwohl sie in Wahrheit nicht die geringste haben und de« zunächstwohnenden Völkerschaften im Gegen theil Tribut zahlen. Ihre Macht äußert sich nur in der Demoralisation einzelner Stämme und in der zeit weisen Vernichtung de» CulturzustandeS der Eingebor- nen durch den Sklavenhandel. Die portugiesischen Be amten begünstigen und treiben selbst mit Umgehung aller Gesetzt den Sklavenhandel. Eie verleiten durch Agen ten einzelne kriegerische Nrgerstämme zu Ueberfällrn und zur Vernichtung Anderer, begünstigen Raubbanden, die erbarmungslos mordend und brennend da» Land durch ziehen, nur um dadurch Sklaven geliefert zu erhalten, und sich durch den Handel damit zu bereichern. So werden z. B. auf einer einzigen Sclavenstraße jährlich gegen 20,000 Menschen ihrer Heimath entführt. Größer indeß ist die Zahl Derer, die durch solche Sclavenraub- züge umkommrn, denn die Dörfer werden dabei nieder- gebrannt, die Vorräthe zerstört, die Kultur der Felder verwildert, die wenigen übrig Gebliebenen einer Ge meinde flüchten oder sterben am Hungertode. Die Rei senden fanden ost, wo sie wenige Monate vorher blü hende Dörfer, wohlkultivirte» Land und eine thätige Bevölkerung im Wohlstände getroffen hatten, nur eine öde verlassene Stätte der Verwüstung wieder, die Fel der gedüngt von den modernden Leichen der Erschla genen. Livingstone'» Schilderungen geben einen genauen rtckfichUlosen Aufschluß über diese Zustände und über die Ursachen derselben; vor Allem aber find fi« auf- klärrnd für unsre Vorstellungen über die Natur de» Lande» und seiner Bewohner, und die Wissenschaft empfängt nach den verschiedensten Richtungen hin durch Livingston«'» Forschung«» und Beobachtungen neue» be»
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